6. Jahrgang
FREITAG, 29. SEPTEMBER 1950
Nummer 151
An der Weltenscheide Ost — West
Wie steht man an der Zonengrenze zum kalten Krieg?
Die Grenze, die durch Deutschlands Herz verläuft, ist gefährlicher als alle anderen rund um die Bundesrepublik. Sie ist die Weltenscheide zwischen Ost und West. Hier stoßen flie Pole aneinander, hier ist — wie in Berlin — ein Vorfeld des kalten Krieges. Politische Kraft und das Bewußtsein einer Aufgabe für die gesamte abendländische Welt sind in diesem Gebiet besonders notwendig.
Aber sind sich die Menschen direkt an der Zonengrenze darüber im klaren? Sie leben neben dem Pulverfaß und wissen das nicht erst seit Korea. Jahrelang schon sehen sie die dünne Kette westzonaler Polizei und die ständige Verdichtung auf östlicher Seite. Dazu kommt die kommunistische Propaganda, die seit 1946 mit zahllosen Angstspritzen das Selbstvertrauen der Grenzler erschüttert. Mehr als einmal gingen Gerüchte um, nach denen die Russen kommen sollten. Beim erstenmal packten viele ihre Koffer, um sich nach Westen abzusetzen — aber heute? Vier Jahre Kalter Krieg hat sie mürbe gemacht, sie sind in der Mehrzahl zu Fatalisten geworden, die nicht Ja und nicht Nein sagen zu West oder Ost.
Freibier auf die Sowjetzone
„Fatalisten?!“ entrüstet sich Inspektor Boße aus Jerxheim, einem kleinen Ort im Braunschweigischen. „Realisten sind wir! Wir sehen doch was los ist!“ Bürgermeister Kook assistiert ihm:,,Wir leben hier im Niemandsland.“ Er weist darauf hin, daß der Ort praktisch schutzlos sei, kaum eine Handvoll Polizisten und nicht ein britischer Soldat stünden zur Verfügung. Der Bürgermeister ist Sozialdemokrat, aber er macht eine Politik, die sein Parteivorstand kaum gutheißen würde. Das Verhältnis zum Osten — so sehr man ihn innerlich ablehnt — ist hier so gut, daß selbst SPD-Genossen mit über die Grenze nach De- deleben marschieren, um einem Fußballspiel beizuwohnen. Von den 2700 Köpfen der Gemeinde lief beinahe die Hälfte' hinter der FDJ-Kapelle nebst Mammutbildern von Stalin und anderen Sowjetführern her. Herr Kook findet das ein erfreuliches Reichen. Der Empfang sei sehr herzlich gewesen drüben, und selbst die Russen waren höflich. „Das hat nichts mit Verbrüderung zu tun von unserer ' Seite“, fügte der Bürgermeister hinzu, man habe nur die Gelegenheit nutzen wollen, um Freunde und Verwandte legal zu besuchen. Darüber vergißt man die Gegensätze und trinkt ein Freibier auf den Osten. Herr Kook war übrigens nicht mit dabei.
Ja, im Jerxheimer Gemeindehaus wird mit Wasser gekocht. „So schlimm ist der Russe ja gar nicht“, sagt Inspektor Bosse. Auch die Maßnahmen drüben werden zum Teil anerkannt. Eine „Bodenreform“ hat man hier auf kaltem Wege gemacht. Jeder Bauer gab „freiwillig“ 25 bis 30 Morgen als Pachtland ab, um nicht auf die schwarze Liste zu kommen. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge — versteht sich.
Daß das parteipolitische Leben allmählich versickert in Jerxheim, macht dem Bürgermeister Sorge. Immer mehr zahlende Mitglieder bröckeln ab. Kurz nach dem Kriege waren die Menschen aktiver, aber jetzt halten sie sich zurück und engagieren' sich nicht für die eine oder die andere Seite. Auch nicht für die KPD? — „Nein, nein“, winkt der Bürgermeister ab. „Gar keine Gefahr. Das sind nur vier Familien hier, und außerdem — die Zumenarbeit ist bestens.“
Man hat deshab auch keine Angst in Jerxheim, für den Fall, daß die Volkspolizei tatsächlich einmal marschiert. „Was kann uns schon passieren“, meint Herr Kook, „wir sind ja immer anständig und keine Rowdies.“ So denkt nicht nur er. seine Gemeinde ist fast durchweg der geichen Meinung. Von gepackten Koffern und Fluchtgedanken ist hier schon lange nicht mehr die Rede. Warum auch? Die Kinder sind oft vorsorglich in der FDJ, ostzonale Unterschriftensammlungen werden von der Mehrheit akzeptiert — weshalb sollte man da ängstlich sein?
Es ist nicht nur die Resignation, die die Menschen zu solchem Handeln treibt. Ich spreche mit einem Landarbeiter. „Wir verkehren drüben und sehen was gespielt wird“, sagt er, der seiner Frau pro Woche keine 20 Mark auf den Tisch legen kann. Er hat jetzt zwar ein paar Morgen, und der Westen ist ihm lieber als die Ostzone, aber „die machen in Dedeleben mehr für unsereinen“. Zur „Linderung der westdeutschen Not“ greift die ostdeutsche Volkssolidarität über die Grenze. Der eine bekommt dann mal eine Hose, der andere Strümpfe oder ein Hemd. Kleinigkeiten. die Eindruck machen. Sie werden weiter erzählt, die Achtung vor dem östlichen Sozialismus steigt. Vom Marshallplan und all den Vergünstigungen, durch die der westdeutsche Lebensstandard weit über dem' ostzonalen liegt, wird kaum gesprochen. Ob sie Widerstand leisten würden, wenn der Russe kommt? Sie schütteln mit dem Kopf bei dieser Frage: „Warum denn!“
Polizei — absolut unpolitisch
Kurgäste, gepflegte Anlagen, Tanzmusik aus jedem Cafe — das Leben ist wie früher im Harzkurort Braunlage. „Ami go home“
oder „Korea den Koreanern“? — Nichts! Es gibt hier keine Klebekolonnen wie weiter westlich im Bundesgebiet. Trotz der nahen Zonengrenze, die direkt hinter dem Ort verläuft, scheinen die Strahlungen des Ostens Braunlage nicht zu erreichen.
Leider ein trügerischer Schluß, wenn auch Polizeioberwachtmeister Klapproth meint, der Westen mache sie unnötig nervös, in Wirklichkeit sei alles halb so wild. Seit 1948 ist er hier, von Zwischenfällen weiß er kaum etwas. Die Volkspolizisten sind nach seiner Ansicht ganz in Ordnung. „Alte Soldaten, mit denen' man reden kann.“ Bisher traf er sich ab und zu mit ihnen am Schlagbaum, um Zigaretten auszutauschen. In Zivil ist er mit den Ost- Kollegen sogar schon drüben in Schierke gewesen. Seit einigen Wochen liegt aber eine neue Einheit an der Grenze. Lauter junge Kerle zwischen achtzehn und zwanzig. Die kommen nicht bis an den Schlagbaum und wenn, dann würdigen sie die Westpolizisten nicht eines Blickes. „Rotznasen sind das, politisch geschulte!“ Die Vorgesetzten seien dagegen nicht übel. Er telefoniert manchmal mit ihnen und findet sie korrekt und ganz patent.
Ob politisch Verdächtige hier manchmal über die Grenze kämen, Agenten oder so? — Bisher hat er davon noch nichts bemerkt. „Außerdem gehen die uns auch gar nichts an.“ Wenn sie kein die öffentliche Sicherheit gefährdendes Material bei sich haben, schreitet die Westpolizei nicht ein. Für diese Dinge sei eine politische Abteilung der Besatzungsmacht zuständig. Die hat in Braunlage zwei Beamte. Die Chance steht also 99:1, daß diese beiden einen solchen Fang nicht machen werden.
Zu der Frage: mehr Polizei im’Bundesgebiet oder nicht, will Obermeister Klapproth sich picht äußern. „Wir sind absolut unpolitisch, und diese Frage läuft in dieser Richtung.“
Lübeck — Tür der Ostagenten
Lübeck — Eckpfeiler des Eisernen Vorhanges. Auch hier ist die innere Widerstandskraft gegen den Osten schwach. Man gibt der Polizei einen Großteil Schuld dafür. „Sie kneift, wenn es darauf ankommt“, sagt ein führender Parteipolitiker der Stadt ganz offen. Er hat Beweise genug dafür. Plakatkleber hat man oft laufen lassen. Viele derartige Fälle gehen von Mund zu Mund in Lübeck.
Was der Polizeichef dazu sagt? Er weiß das, er weiß noch viel mehr — aber er kann nichts machen dagegen. Nicht weil die Leute infiziert sind von der östlichen Propoganda, die Belastungen sind zu groß. Er nennt ein paar Zahlen: 1939 kam auf 220 Einwohner ein Polizist, heute einer auf 410. Mit anderen Worten: für die etwa 225 000 Menschen stehen noch nicht einmal 550 Polizisten zur Verfügung. Dabei sind die Aufgaben weit größer als vor dem Krieg. Die Zonengrenze, steigende Kriminalität, nahezu 90 000 Flüchtlinge,
kommunistische Ausschreitungen — das alles erhöht die Schwierigkeiten. In drei Schichten geteilt stehen rund 180 Mann bereit, die an diesem Brennpunkt der Grenze die Ordnung aufrechterhalten müssen.
Und dann sei da noch ein anderer Punkt, durch den zahllose Schwierigkeiten entstehen. „Man gibt uns zu wenig Handhaben, um eindeutig der Ostgefahr entgegentreten zu können“, erklärt der Polizeidirektor. Bis vor drei Wochen konnten seine Männer noch nicht einmal gegen Plakatkleber in Lübeck einschrei- ten. Erst dann wurde sogenanntes „wildes Kleben“ verboten. Trotzdem sind zum Teil Festnahmen erfolgt. Hätten sich die Kommunisten widersetzt, wären die Polizisten wegen Freiheitsberaubung belangt worden. Auch gegen Ostagitatoren, die hier en masse nach Westdeutschland einströmen, haben sie keine Möglichkeiten. Laufend kommen besonders Studenten aus Leipzig mit regulärem Interzonenpaß, um Unterschriften zu sammeln. Es gibt Beschwerden deshalb bei der Polizei, aber sie kann nichts dagegen machen. Nach ihren Bestimmungen ist das erlaubt.
Die Nervenproben für den einzelnen sind hier besonders groß. Häufig werden Polizisten auf der Straße fotografiert, man droht ihnen in anonymen Schreiben, sie seien der SED und NKWD gemeldet und hätten später nichts zu lachen, man beunruhigt die Angehörigen der Beamten, bei Festnahme völlig unbekannter FDJler kommt es vor, daß diese — weiß der Teufel woher — die Namen der Polizisten kennen.
Verständlich, daß die Bevölkerung, die diese Dinge sieht, wenig Vertrauen hat. Nicht nur zu der Polizei, auch zur Landesregierung in Kiel, die bei allen dringenden Vorstellungen nur bedauernd aüf den Bund verweist, auch zu Bonn — zum Westen überhaupt. Selbst in der größten Stadt an der Zonengrenze herrscht ein beängstigender Fatalimus.
Rückgrat ist notwendig
Lübeck, Jerxheim und Bräunlage — drei Orte vor der Tür zum Osten. Die Reise entlang der Zonengrenze führte durch viele andere Gemeinden, die Haltung der Bevölkerung war beinahe durchweg abwartend und sehr zurückhaltend in der Frage Ost — West. Die Angst kommt dem Gegner gerade recht, und er schürt sie durch FDJ-Demonstrationen, Gerüchte und den erhobenen Zeigefinger „schwarze Liste“ nach Leibeskräften. Um den Glauben an die eigene Kraft zu erschüttern, Unruhe zu stiften, die Wirtschaft durch Warenhortung aus ihrem Gefüge zu bringen und so allmählich den Boden zum Aufstand reifzumachen.
„General Angst“ ist ein Feind des Westens. Nicht „Rückversicherung“, sondern Rückgrat und Besonnenheit sind notwendig, um die Gefahr von innen abzuwenden. Und nicht allein an der Zonengrenze, überall im Bundesgebiet. v. H.
Ungarische Kirdientragödie
„Schwache Geistliche“ und „regierungstreue Kirchendiener“
Von unserem Balkankorrespondenten Walter W. Krause
Nach einer Information des Vatikansenders wurden in Ungarn während der letzten zwei Jahre 538 katholische Priester entweder liquidiert oder in sibirische Zwangsarbeitslager verschickt und weitere 580 aus ihren Gemeinden entfernt und inhaftiert. „Muß es in diesem Zusammenhang nicht wie ein Hohn klingen“, so kommentiert „Osservatore Romano“, „wenn nach einem derartigen anhaltenden Kreuzzug des östlichen Atheismus gegen den katholischen Glauben im katholischen Ungarn Staatsorgane den lebhaften Wunsch aus- drücken, die' Beziehungen zwischen Regierung und Episkopat zu pazifizieren?“
Drei bolschewistische Ex-Priester — Stephan Balogh, Joseph Gergessy und Lath — haben sich, wie das Sprachorgan des Vatikans klar feststellt, „zu Verrätern an heiliger Mission und zum Diener des Atheismus gemacht“. In Budapest spricht man dagegen von „regierungstreuen Kirchendienern, die mit allen Mitteln des Staates unterstützt werden sollen“. Mit diesen Worten eröffnete der Kultusminister Josef Revai vor einigen Wochen die Generaloffensive gegen den starken katholischen Mittelpfeiler der Satellitenfront — die Handlanger dazu hatten sich inzwischen gefunden!
Auf dem Höhepunkt dieser Regierungskampagne meldeten sich planmäßig „regierungstreue Kirchendiener“, die die Einberufung einer Konferenz zum Zwecke einer Treueerklärung der katholischen Geistlichkeit an die ungarische Regierung verlangten. Ungarns Kultusminister akzeptierte selbstverständlich.
An den dramatischen Sitzungen des höheren ungarischen Klerus nahmen, wie Informationen aus dem Vatikan besagen, etwa 240 Geistliche mehr oder minder freiwillig teil. Weitere sechzig Teilnehmer waren „bolschewistische Agenten in Priesterkleidern“. Trotz Drohungen und Versprechungen des Kultusministeriums unterschrieben nach mehrwöchiger Tagung nur 35 Priester den „Vertrag“ zwischen Kirche und Staat.
Mit dieser Unterzeichnung hat der ungarischen Kirchentragödie erster Teil sein tragisches Ende gefunden. Die Zukunft des ungarischen Katholizismus erhellt aus den zwei Teilen des Vertrages, die von den „Pflichten der Vertragspartner“ sprechen. Ungarns Episkopat erkennt darin als „ungarische Staatsbürger“ die vom Staat errichtete Ordnung und die veröffentlichten Gesetze an. Die Kirche wird sich nunmehr gegen jeden Geistlichen wenden, der dagegen verstößt.
Mit dieser Abmachung sind nunmehr die katholischen Geistlichen Ungarns auch rein legal jeder Willkürlichkeit ausgesetzt. Vom Vatikan ernannte Bischöfe müssen von der Regierung bestätigt werden, Geistliche erhalten nur das Placet, wenn sie entsprechende „Umschulungen“ hinter sich haben und auf die kommunistische Verfassung ihren Eid-ablegen. Der ungarische Staat bietet dagegen „freie Glaubensausübung“, die Rückgabe von acht Schulen (von 3141!), die Zur-Verfügung-Stellung einer genügenden (4!) Anzahl religiöser Orden (von über fünfhundert) für Geistlichen- Ausbildung und Subventionen des Staates, nachdem er noch in den letzten Monaten das letzte Eigentum der katholischen Kirche beschlagnahmt hatte.
Der wirkliche Höhepunkt zu diesem Vertrag zwischen Kirche und Staat soll aber noch folgen; man will, daß er auch vom Vatikan sanktioniert wird.
Im Osservatore Romano“ hat das kommunistische Manöver — eine vollendete Tatsache durch eine nachträgliche Vereinbarung mit dem Vatikan zu legalisieren — eine deutliche Antwort erhalten: „Um künstliche Mißverständnisse auszuschalten, muß darauf hingewiesen werden, daß unter der sogenannten Freiheit des Kultes auch die der Predigt, der Propaganda, der katholischen Institutionen und besonders der christlichen Erziehung der Jugend verstanden wird!“
Unser Kommentar
Der 38. Breitengrad
cz. Die Koreakrise rückt mit der nun unmittelbar bevorstehenden totalen Niederlage der nordkoreanischen Truppen in ein entscheidendes Stadium. Es muß jetzt die Entscheidung darüber fallen, ob die UN-Truppen am 38. Breitengrad, der bisherigen Grenze von Nord- und Südkorea, haltmachen oder weiter vorstoßen sollen, um jede weitere Aggression zu unterbinden und wieder ein einziges Korea herzustellen, was eine Ausweitung des Krieges in Asien zur Folge haben könnte.
Bis heute kann noch niemand übersehen, wie die kommunistische Republik China und die Sowjetunion auf einen Vorstoß über die bisherige Grenze zwischen den beiden Koreas reagieren würden. Auffallend ist aber, daß die Sowjetunion sich seit neuestem eines gemäßigten Tones im Umgang mit den anderen Weltmächten befleißigt. Nicht von ungefähr kam wohl auch der Vorschlag des sowjetischen UN-Chefdelegierten Malik, die führenden Politiker der UdSSR und der USA sollten sich zusammensetzen, um die bestehenden Differenzen zu beseitigen. Diesen „Vorbereitungen“ ist mit ziemlicher Sicherheit zu entnehmen, daß die Sowjetunion wieder einmal eine „Friedensoffensive“ starten wird, um Zeit zu gewinnen. Die Schlacht um Korea ist für die Sowjets verloren. Sie können jetzt nur noch bemüht sein, sich den Einfluß in- Nordkorea zu erhalten. Natürlich macht es sich besser, wenn man bei dieser Gelegenheit wieder einmal als Vorkämpfer für den Weltfrieden auf- tritt. Leider glaubt daran aber niemand mehr und das nicht zuletzt auf Grund der Vorgänge in Korea.
Die USA haben klugerweise die Entscheidung darüber, ob der ominöse Breitengrad überschritten werden soll oder nicht, den Vereinten Nationen zugeschoben. Je nachdem diese Entscheidung ausfällt, könnte daraus die Bewährungsprobe für die UN werden, da mit der Möglichkeit eines Ausscheidens der UdSSR und der Ostblockländer immerhin gerechnet werden müßte. Denkbar ist aber auch, daß die UdSSR nach bewährter Manier kurzerhand die Nordkoreaner fallen läßt. Uebermäßige Skrupel in dieser Hinsicht kennt man in Moskau ja nicht.
An sich rechtfertigt allein schon die nordkoreanische Aggression, daß man an einer willkürlichen Nachkriegsgrenze nicht haltmacht, sondern für die Wiedervereinigung der beiden Teile Koreas sich einsetzt. E i n Risiko wird man in jedem Fall auf sich nehmen müssen. Bleibt es bei der Teilung, dann wird Korea auch in Zukunft ein Krisenherd sein,.der jederzeit erneut den Weltfrieden gefährden kann.
Ruhe sanft im Parlament
Daß ein Redner vor einem schlafenden Forum eine mehr oder minder bedeutsame, meist jedoch langweilige Ansprache vom Stapel läßt, ist in der Geschichte des Parlamentarismus sicher schon mehr als einmal vorgekommen. Daß aber die Abgeorneten einer Opposition ihre Betten ins Parlament bringen lassen, um den Saal nicht eher zu verlassen, als bis ihre Anklagen und Forderungen bei der Majorität Gehör gefunden haben, dürfte wohl eine einzigartige Neuerung sein.
Bekanntlich hat die vor Jahresfrist in Teheran eingesetzte Anti-Korruptionskommission neben drei amtierenden Ministem auch den „Sprecher“, also den Präsidenten des iranischen Parlaments, auf die Liste äer Korrup- tions-Verdächtigen gesetzt. Was lag näher, als daß die Opposition sich dieser Beschuldigungen annahm und den Rücktritt der Belasteten, insbesondere des „Speaker“, verlangte? Ihm wurde vorgeworfen,, daß er, obwohl im „Besitze“ von 40 Dörfern und anderen großen Ländereien, Schecks ohne Deckung ausgegeben habe. Der Führer der Opposition bot sich sogar an, die Nummern dieser Schecks zu nennen. Der „Sprecher“ seinerseits verteidigte sich damit, daß er diesen Großgrundbesitz geerbt habe und ihn verkaufen mußte, um sein Prestige zu wahren und seinem Lande weiter „dienen“ zu können. In einer wohl seltenen Geschmacklosigkeit und mit höchstem Pathos verstieg er sich zu einem Vergleich mit Christus: „Wenn Sie die Lebensgeschichte von Jesus betrachten, werden Sie finden, daß auch er (!) zusammen mit Dieben auf eine Liste gesetzt und gekreuzigt wurde.“
Da die Opposition in keiner Weise gewillt war, sich durch solche blasphemische Scheinheiligkeit ins Bockshorn jagen zu lassen, unterbrachen die Abgeordneten der regierenden Majorität unter lautem Protest die Rede des oppositionellen Führers und verließen ostentativ den Saal. Worauf die Abgeordneten der Minderheit ihre Betten und einen ansehnlichen Lebensmittel-Vorrat ins Parlament bringen ließen und erklärten, nicht eher — oder doch so lange ruhen zu wollen bis sie wieder in der Lage wären, ihre Anklagen einem vollen Hause entgegenzuschleudern. Inzwischen überlegt man sich im Parlamentsbüro, ob die Opposition mit Hotel-Geb'ühren zu belasten oder ob sie auch in dieser Beziehung immun sei. E. B.
ULZEN. Das amerikanische Hilfswerk Deutschland hat dem Flüchtlingsdurchgangslager Ulzen- Bohldamm als Spende der amerikanischen Bevölkerung 2000 Pfund Butter übersandt.
KALODERMA
W 03067
»UNÜBERTROFFENE REINHEIT UND GÜTE«
RASIERSTANGE
und
RASIERCREME