6. Jahrgang

MITTWOCH, 6. SEPTEMBER 1950

Nummer 138

Zeugen Jehovas verboten

Sie wollen Märtyrer werden Von unserem Berliner F. E. O. - Vertreter

BERLIN. Auf Anweisung des ostzonalen Innenministers ist mit ausdrücklicher Billi­gung des Ministerrates denZeugen Jehovas jede Tätigkeit im Gebiet der Ostzone unter­sagt worden. Diese Maßnahme war vorauszu­sehen, da in der letzten Zeit in allen sowjet­zonalen Zeitungen heftige Angriffe gegen die­se religiöse Gemeinschaft gerichtet worden waren. Sie wurde beschuldigt, staatsfeindliche Propaganda zu treiben und den Aufbau der Ostzoneim Auftrag des Monopolkapitalis­mus zu hemmen.

Wir werden nie und nimmer aufhören, den gottgegebenen Auftrag zu erfüllen. Wir werden weiter in der Sowjetzone das König­reich Gottes predigen. Wir werden nicht auf- hören, für Gott und sein Königreich Stellung zu nehmen, bis der letzte von uns verhaftet ist.

Diese Erklärung gaben zwei führende Pre­diger derZeugen Jehovas aus der Sowjet­zone auf einer in Westberlin abgehaltenen Pressekonferenz ab. Sie hielten sich für ver­pflichtet, den Machthabern in der Sowjetzone, die jetzt eine Verfolgung gegen sie eingelei­tet haben, denselben Rat zu geben, wie sei­nerzeit Hitler:Hören Sie auf, die Zeugen Jehovas zu verfolgen, sonst wird Jehova Sie und Ihre neue nationalsozialistische Partei vernichten. Des weiteren erklärten sie feier­lich:Wir sind überzeugt, daß Gott unsere Verfolger zur Rechenschaft ziehen wird. Des­sen sind wir völlig gewiß. Auf Befragen erwiderten sie. daß unter allen Umständen weiter Gottesdienste der Zeugen Jehovas auch in der Sowjetzone stattfinden würden; wenn ihnen alle anderen Lokale verschlossen wür­den, dann im Notfälle wie zur Zeit der Ur- christen in den Katakomben.

Vorher hatten sie eine zusammenhängende Darstellung der Verfolgungen gegeben, denen die Zeugen Jehovas in der Sowjetzone ausge­setzt waren. Nachdem die Nazis rund 10 000 ihrer Anhänger eingesperrt hatten, von denen 2000 in den KZ und ungefähr ebensoviele später an den Folgen der Haft den Tod fan­

den, wurde ihnen von der SMA zunächst die Freiheit des Gottesdienstes im allgemeinen zugebilligt. Aber 1949 begannen die ersten Verfolgungsmaßnahmen. Im Kreis Bautzen erschlug im Frühjahr 1949 ein ehemaliger KZ-Häftling, der infolge einer Gehirnver­letzung wahnsinnig geworden war, in geisti­ger Umnachtung seine Frau und es wurde nun fälschlicherweise behauptet, er sei ein Zeuge Jehovas gewesen; man nannte diese daraufhin eine Mordorganisation, die den Ritualmord sanktioniere.

Besonderes Aergernis erregte es bei den östlichen Machthabern, als Ende Juli 1949 eine große öffentliche Kundgebung der Zeugen Je­hovas in der Waldbühne in Berlin-Zehlendorf, an der etwa 33 000 Personen teilnahmen. auch aus der Sowjetzone stark besucht war. Den von dieser .Kundgebung in die Sowjetzone Zurückfahrenden wurden bei strengen Zug­kontrollen Bücher und Schriften, die sie bei der Kundgebung erhalten hatten, ja selbst Liederbücher abgenommen und es kam auch zu den ersten Verhaftungen. Jetzt begann in

SED-Funktionäre verhaftet

BERLIN. Fast alle in der vergangenen Wo­che durch Beschluß des SED-Politbüros aus der SED ausgeschlossenen leitenden Funk­tionäre sind inzwischen festgenommen wor­den. In den letzten Tagen sind in den Büros der Festgenommenen Kontrollen durchge­führt und die früheren Mitarbeiter vernom­men worden. Man rechnet mit dem Ausschluß und der Verhaftung weiterer führender SED- Funktionäre.

In Berlin sind fünf Parteien neu zugelas­sen worden und zwar: die Deutsche Partei, die Deutsche konservative Partei, die Unab­hängige sozialistische Partei, die Demokra­tisch-konservative Mittelstandspartei und die Radikalsoziale Freiheitspartei. In Berlin muß noch jede Parteigründung von den Alliierten genehmigt werden.

der Sowjetzone eine systematische Hetzpro­paganda. Die Staatsanwälte, die von den Zeu­gen Jehovas angerufen wurden, erklärten, sie könnten nichts tun, sie müßten nach Geheiß handeln, sie bekämen ihre Aufträge von einer höheren Dienststelle, über die sie keine Aus­kunft erteilen dürften.

Im Februar 1950 richteten die Zeugen Je­hovas eine ausführliche Petition an die Regie­rung der DDR, aber sie erhielten darauf keine Antwort. Am Mittwoch, 30. August setzte der große Schlag gegen die Zeugen Jehovas ein, seitdem sind über 500 verhaftet, davon allein 50 bei der gewaltsamen Besetzung des Bibel­hauses in Magdeburg, das seit 1925 amerika­nischer Besitz ist. Gleichzeitig fanden in der ganzen Sowjetzone Großaktionen statt, überall wurden die leitenden Prediger verhaftet.

In allen Ländern hinter dem Eisernen Vor­hang werden, so wurde auf der Pressekon­ferenz berichtet, die Zeugen Jehovas grausam verfolgt, auch in Sowjetrußland selbst. Dabei ist, so betonten die Sprecher auf der Presse­konferenz, die restlose politische Neutralität eine ihrer Hauptforderungen; sie treten ein­zig und allein dafür ein. daß das Reich Got­tes auf Erden verwirklicht wird. Das geht nur, wenn man sich einig ist, daß ein Höhe­rer über einem steht. In diesem Geiste wol­len sie weiter unerschütterlich auf sich neh­men, komme, was kommen mag. O.

Städteverband für Südweststaat

SCHORNDORF. Der württemberg-badische Städteverband hat sich in einer Tagung in Schorndorf für den Südweststaat ausgespro­chen. In einer Entschließung heißt es, daß nur durch eine Verminderung der Zahl der Län­der im Bundesgebiet einer einheitlichen Ge­meinde- und Städtepolitik der Weg geebnet werden könne. Die Vereinigung Württem­bergs und Badens sei der notwendige Anfang. In einer zweiten Entschließung wird die Bil­dung zweierLandschaftsverbände Württem­berg und Baden im Südweststaat vorgeschla­gen. Diese beiden kommunalen Gebietskörper­schaften sollen diejenigen kommunalen Auf­gaben wahrnehmen, die im Bereich eines Krei­ses nicht zweckmäßig erfüllt werden können und die für ein größeres Gebiet gemeinsam verwirklicht werden müssen.

Nächster Katholikentag in Berlin Nachrichten aus aller Welt

PASSAU. Zum Tagungsort des 65. Katho­likentages ist nach einem einstimmigen Be­schluß des Zentralkomitees Berlin bestimmt worden. Gleichzeitig wurde entschieden, im Jahre 1951 keinen Katholikentag zu veran­stalten.

Bonner Baukosten im Bundestag

BONN. Endlich wird sich auch der Bundes­tag mit den Kosten für den Ausbau Boiins zum Bundessitz befassen müssen. Der Bun­desfinanzminister Schaffer hat dem Haus­haltausschuß des Bundestages Zusagen müs­sen, umgehend eine Denkschrift über seine Vorgriffe aus demFond für unvorhergese­hene Fälle beim Aufbau der Bundesbehörden zu übermitteln. Der Ausschuß bemängelt vor allem, daß er zu spät von diesen Ausgaben unterrichtet worden ist. Im Juli habe er die vom Finanzministerium beantragte Vorweg­bewilligung von rund 9,4 Millionen DM für Neubauten der Bundesverwaltung abgelehnt.

Die Ausschüsse des Bundestages haben am Montag ihre Arbeit wieder aufgenommen. Auch das Bundeskabinett wird nach mehrwöchiger Pause jetzt wieder regelmäßig dienstags und freitags zu Sitzungen zusammentreten.

Gewehre für deutsche Jäger

BONN. Von der alliierten Hohen Kommis­sion ist dem Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt worden, daß die deutschen Jäger für die laufende Jagdsaison bis zu 25 000 Ge­wehre und 50 000 Flinten erhalten können. Pi­stolen, Revolver und halbautomatische Waffen sind nicht zugelassen.

TÜBINGEN. Für den 7. September, der nach einem Beschluß der Bundesregierung nationaler Gedenktag des deutschen Volkes ist, gab der Staatspräsident von Württemberg - Hohenzollern die Weisung, daß die Dienstgebäude beflaggt wer­den und den Angehörigen der Behörden am Nach­mittag dienstfrei zu geben ist. Der Schulunter­richt fällt an diesem Tage aus.

STUTTGART.Die deutsche Gemeinschaft Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten in Württemberg-Baden und dieDeutsche Union wollen den Wahlkampf zu den württemberg­badischen Landtagswahlen im Herbst d. J. ge­meinsam führen.

MÜNCHEN. Bayern stellte bisher insgesamt 22 223 freiwillige Arbeitskräfte für den Ruhrberg­bau. 2163 Arbeitskräfte wurden in diesem Jahr vermittelt.

OBERAMMERGAU. Die letzten Aufführungen der Passionsspiele finden am 28. und 29. Septem­ber statt.

FÜRTH. Auf einem Hof in Bischofszell im Landkreis Fürth sind ein Bauer und seine vier Söhne durch Jauchegase getötet worden. Die Ver­unglückten waren, als an der Pumpe ein Defekt auf trat, nacheinander in den Jauchekasten hin­untergestiegen. Dabei wurden sie sofort von den Gasen betäubt.

FRANKFURT. In der Bonifatiuskirche wurden am Montag 25 Missionare desOrdens der wei­ßen Väter für ihre Missionstätigkeit in Afrika ausgesegnet und vom Negerbischof Dr. Kiwanuka, dem apostolischen Vikar von Masaka in Uganda (Ostafrika), übernommen.

FRANKFURT. Vom 8. bis 10. September ver­anstaltet der Bund für Bürgerrecht in Frankfurt die erste Bürgerrechtstagung in Deutschland. Auf der Eröffnungskundgebung in der Paulskirche wird voraussichtlich Bundespräsident Heuß spre­chen.

KÖLN. Unter dem NamenFreier Beobachter erscheint jetzt in Köln eine Wochenzeitung, die der FDP nahesteht. Sie will in Leitartikeln und Kommentaren jeweils zur politischen und wirt­schaftlichen Lage Stellung nehmen.

BREMEN. Als erstem deutschen Missionsarzt ist Dr. Döring mit seiner Frau, die Vikarin ist, die Missionsarbeit in Britisch-Togo (Westafrika) erlaubt worden.

BERLIN. Ein Funkwagen der Westberliner Po­lizei wurde von einem Mann alarmiert, der etwas reichlich dem Alkohol zugesprochen hatte. Er bat die Polizisten um Schutzhaft, weil er sich vor seiner Frau fürchte. Im Polizeirevier durfte er seinen Rausch ausschlafen.

ZÜRICH. Bei dem verwegensten Bankraub, den Zürich in den letzten Jahren erlebte, fielen Ein­brechern am Wochenende Banknoten im Werte von über 400 000 Schweizer Franken in die Hände.

ATHEN. Bei einem Autobusunfall sind 23 Per­sonen ums Leben gekommen, 7 weitere wurden schwer verletzt. Der Wagen überschlug sich auf einer steilen Gebirgsstraße und brannte aus.

ALEXANDRIA. Israel hat gewaltsam 2000 Araber aus Palästina vertrieben und sie zum Ueberschreiten der ägyptischen Grenze gezwun­gen, erklärte der ägyptische Verteidigungsmini­ster. Aegypten habe bei der UN-Palästinakom- mission Einspruch erhoben.

NEW YORK. Bei Utica stürzte am Montag ein Dakota-Verkehrsflugzeug eine Minute nach sei­nem Start ab und ging in Flammen auf. Von den 23 Insassen kamen 12 ums Leben, die rest­lichen 11 wurden schwer verletzt.

NEW YORK. Ein Fallschirm mitGehirn, der sich selbständig in günstiger Höhe und bei rich­tiger Geschwindigkeit öffnet, ist innerhalb der amerikanischen Luftwaffe entwickelt worden.

Dt. Y/UMdto leigte* Spiel

Roman eines Dämons von Norbert Jacques

Copyright by Heftmann und Campe Vortag, Hamburg

Bei Tage zeigte sich das Haus wie alle ande­ren. Ja, es schien sogar bewohnt zu sein, denn an den Fenstern hingen Vorhänge. Es war ein dreistöckiges, verrußtes altes Gebäude. Die Garage blieb den Tag über wieder ge­schlossen.

Hoffmeister fand etwa hundert Schritte wei­ter, an der Ecke einer Sackgasse, doch dem Haus zugekehrt, ein kleines Hotel.Hotel Kosmos hieß es. Der Kommissar besah sich die Zimmer. Im zweiten Stock war das Eck­zimmer frei. Er zog gleich am Nachmittag ein.

Nach einigen Tagen des Beobachtens, nachts mit Hilfe eines Feldstechers, hatte er folgende Feststellungen gemacht: Das Haus schien doch nicht richtig bewohnt zu sein. Er sah nie ein Kind oder eine Frau herauskommen. Erkun­digungen im Hotel und bei Einwohnern der Straße ergaben keine weiter verwertbaren Anhaltspunkte.

Das Haus stände leer, behauptete man im Hotel. Es gehöre einem alten wunderlichen Kauz, der sich nur selten sehen lasse. Ein altes, den ganzen Tag zum Fenster heraus­schauendes Mütterchen glaubte, das Gebäude sei von einigen Junggesellen bewohnt, die aber nur selten hier seien. Jedenfalls wäre nur hin und wieder jemand zu sehen.

Da sich jedoch in fast allen Häusern dieser engen Straße kleinere handwerkliche und kaufmännische Betriebe eingerichtet hatten, gab es nur eine geringe Anzahl von Woh­nungen und somit auch nur wenige Menschen, mit denen Hoffmeister sprechen konnte.

Die Fenster des Hauses wurden nie geöff­

net. Hoffmeister bemerkte nie Licht dahinter. Aber aus dem Schornstein kam zu unregel­mäßigen Zeiten Rauch. Stets gegen Mitter­nacht verließ jemand das Haus und fuhr mit einem Auto, das mit nicht angestelltem Motor aus der Garage geschoben wurde, davon. Es war nicht immer Kent. Es waren verschie­dene Männer, die das Auto lenkten. Die Nummer des Wagens war jedesmal eine andere. Hoffmeister schrieb sie sich auf. Um drei Uhr morgens kamen zwei Männer die Straße herauf und gingen in das Haus. Um sechs Uhr verließen zwei andere Männer das Haus.

Während des Tages war nichts zu sehen. In den Abendstunden, einmal um acht, einmal um neun, kam jemand eilig aus der Garage und ging ins Haus. Die Garage mußte einen zweiten Ausgang haben, denn nie fuhr, ein Wagen vor, während jede Nacht einer sie ver­ließ.

Hoffmeister fuhr fort zu beobachten, und er stellte im Laufe von acht Tagen fest, daß sich alles regelmäßig wiederholte. Er kombinierte jetzt folgendermaßen:

Der Mann, der abends kam und mitter­nachts das Haus verließ, nahm die hergestell­ten Geldscheine mit. Die zwei Männer, die um drei kamen, lösten andere ab, die erst um sechs gingen, damit nicht durch ein unnötiges Zuviel des Nachts die Aufmerksamkeit von Nachbarn geweckt werde, die vielleicht aus Zufall nachts aus dem Fenster schauen. Die beste Zeit für Hoffmeister, in das Haus zu gelangen, lag kurz nach drei, wenn die zwei Angekommenen noch nicht recht darin und die, die ablösten, von der langen Arbeit müde waren oder wohl irgendwo im Hause schlie­fen.

Kent ging die Potsdamer Straße hinunter, am Nachm'ttag, kurz vor E'ntritt der Däm­merung. Man hätte ihn heute vielleicht älter

als dreißig geschätzt, hätte ihm bei dem tiefen, ja düsteren Emst, den sein Gesicht ausdrückte, kaum geglaubt, daß er noch jung und gesund war, daß er keine Not litt und weit mehr ver­diente als die meisten Menschen. Am aller­wenigsten hätte man vermutet, daß dieser großgewachsene, magere Mann bloß ziellos spazierenging, um vielleicht einem bestimm­ten jungen Mädchen zu begegnen.

Kent kannte die junge Dame nicht, wenig­stens wußte er ihren Namen nicht oder nur höchst ungenau. Er hatte sie ein einziges Mal gesehen, vor Monaten, und zwar im Städti­schen Wohlfahrtsamt eines nördlichen Ber­liner Bezirks. Er erinnerte sich nicht gern an die sonderbare Anwandlung, die ihn an jenem Tage, ganz sinnlos übrigens, dorthin getrieben hatte.

Während er damals im Flur auf einen Refe­renten wartete, den ihm jemand genannt hatte, war sie aus einem der Zimmer getre­ten, ein Aktenstück in der Hand, und war in ein anderes gegangen. Mehr war nicht ge­schehen.

Oder höchstens, daß das junge Mädchen ihn einen Augenblick lang angeschgut hatte. Ken; wußte das deshalb so deutlich, weil ihn dieser Blick gezwungen hatte, sie zu grüßen. Es war eigentlich töricht und, gesellschaftlich be- trachet, höchst überflüssig, aber er hatte es tun müssen mit oder ohne Willen.

Dann waren ihm Bedenken gekommen. Kannte er sie oder sie ihn vielleicht vom Sehen? Aber woher? Nein, es war nicht anzunehmen, daß sie jemals dort verkehrte, wo er zu treffen war. So sah sie nicht aus.

Immerhin hatte er sich vorsichtshalber bei einer anderen Beamtin erkundigt, hatte ihr das Zimmer gezeigt, in das jene gegangen war, und hatte gehofft, wenigstens den Na­men feststellen zu können. Ganz vergeblich. In dem Zimmer war sie nicht mehr, und die andere Dame hatte gemeint, es müsse eine von den neuen Sozialhelferinnen sein.

Hitler noch übertroffen

Es irrt, wer annimmt, daß es sich bei fol­gender Anordnung um einen Auszug aus den Uniformvorschriften der Leyschen Arbeits­front handelt:Je nach der Stellung der Werk­tätigen in den Bergbaubetrieben wurden für die einheitliche Berufskleidung Berufsgrade eingeführt. Den Bergarbeiter zeichnen ge­kreuzte Schlegel und Eisen auf dem Kragen­aufschlag sowie gelbe Streifen auf dem linken Aermel aus. Meisterhauer sind durch einen goldenen \Eichenkranz am linken Unterärmel kenntlich. Eine besondere Medaille wird an verdiente Bergmänner . . . verliehen. Ange­stellte der Aufsicht in den Bergbaubetrieben tragen auf dem Rockaufschlag einen schwar­zen Spiegel in Samt, auf dem je nach Stel­lung gekreuzte Schlegel und Eisen mit einem silbernen oder goldenen Eichenkranz ange­bracht sind. Angestellte der oberen Aufsicht sind durch einen Goldrand um den schwarzen Spiegel kenntlich.

Es handelt sich hier vielmehr um einen Teil der Bekanntgabe über die Einführung einer einheitlichen Berufskleidung für die Werk­tätigen in den Bergbaubetrieben derDeut­schen Demokratischen Republik, veröffent­licht Ende August 1950 in der sowjetisch be­setzten Zone Deutschlands!

Eine Uniform ist schön und stärkt das männliche Selbstbewußtsein das wußte Hitler auch sehr gut. Freilich, die Unifor­mierung sämtlicher Bergmänner blieb den Propagandisten der SED Vorbehalten. Damit haben sie Hitler noch übertroffen. Vermutlich sagen sie sich in Anbetracht der bevorstehen­denVolkswahlen, daß einer Uniformierung der politischen Meinung auch eine Uniformie­rung der Werktätigen zu entsprechen habe.

Ho.

Elf neue Konsulate genehmigt

BONN. Folgende Staaten haben jetzt offi­ziell die Genehmigung zur Errichtung deut­scher Generalkonsulate erteilt: Australien, Belgien, Dänemark, Griechenland, Holland, Italien, Kanada, Luxemburg, die Schweiz, Süd­afrika und die Türkei. Mit Ausnahme von Australien und der Schwei* sind den genann­ten Ländern auch bereits Vorschläge über die personelle Besetzung der Konsulate unterbrei­tet worden.

Krankenhäuser machen Defizit

KARLSRUHE. Auf dem Verbandskongreß der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands berichtete der Vorsitzende der deutschen Kran­kenhausgesellschaft, daß die Krankenhäuser des Bundesgebietes ein jährliches Defizit von 300 Millionen DM aufweisen. Wenn man im nächsten'' Jahr die 27 000 jungen arbeitslosen Aerzte beschäftigen wollte, so würde das jähr­liche Defizit der Krankenhäuser auf 400600 Millionen DM ansteigen.

Wohieb will antworten

FREIBURG. Der südbadische Staatspräsi­dent Leo W o h 1 e b spricht am Samstag auf einer öffentlichen Kundgebung der Arbeits­gemeinschaft der Badener. Die Veranstaltung wird angekündigt mit dem Titel:Staatsprä­sident antwortet Dr. Gebhard. Müller.

Wie verlautet, hat Staatspräsident Wohieb die Absicht, in Sigmaringen über die Frage Südweststaat zu sprechen. Der Besuch soll zweifellos die Antwort sein auf die Kundge­bung in Freiburg, auf der Staatspräsident Dr. Müller mit so großem Erfolg gesprochen hat. Warum Herr Staatspräsident Wohieb nicht das Beispiel seines Kollegen nachge­ahmt hat, und in die Höhle des Löwen nach Tübingen geht, entzieht sich unserer Kennt­nis. An einer Einladung des südwürttember- gischen Staatspräsidenten hat es nicht gefehlt.

In Freiburg spricht man davon, daß dem früheren Reichskanzler Dr. W i r t h wegen seiner mißglückten Entgegnung in der Müller- Kundgebung eine weitere Rede untersagt worden sei.

Sie hatte ihm ein paar Namen zur Auswahl genannt, aber sämtliche Namen hatten Kent so fremd geklungen, daß es zuletzt ganz gleichgültig war, wie sie hieß. Er war dann nach Hause gegangen, fest entschlossen, das Mädchen zu vergessen.

Und dann hatte er plötzlich gemerkt, daß er sich da zuviel vorgenommen hatte. Sie ließ sich nicht vergessen. Sobald Kent einmal sich selbst überlassen war, nicht mehr bedrängt von Menschen und Dingen, erschien ihm das Bild dieses Mädchens und löste Träumereien oder Vorstellungen aus, die er bei dem Leben, das er zu fühlen gezwungen war, nur albern nennen konnte. Als ob solch ein Mädchen je­mals ...

Sie war noch sehr jung, einundzwanzig Jahre vielleicht, gut gewachsen und von stol­zer Haltung, wahrscheinlich die Tochter rei­cher Eltern. Dem widersprach es nicht, daß sie in einem Wohlfahrtsamt als Sozialhelferin tä­tig war; es gab bei solchen jungen Damen soziale Launen oder Stimmungen, vielleicht war es in ihren Kreisen gerade die große Mode, Arbeiterfrauen vor der' elften Geburt zu beraten oder in Hinterhofküchen Windeln zu waschen und dem Mann ins Gewissen zu reden, wenn er wieder mal' den Lohn ver­trunken hatte.

Bei längerem Nachdenken mußte Kent diese Möglichkeit allerdings stark einschränken. Das Mädchen hatte nicht im mindesten snobistisch auf ihn gewirkt, oder so, als habe ihr persön­licher Geltungstrieb sie in das Wohlfahrtsamt geführtes war eigentlich eine idiotische Vor­stellung, die er da hatte.

Kent sah sie ganz genau vor sich: sie war brünett, mit glattgescheiteltem Haar und dunklen Augen, und sehr einfach gekleidet. Dabei war allerdings sein Eindruck gewesen, daß es sich um eine gewollte, geschmacksbe­dingte Einfachheit gehandelt hätte, die unter Umständen viel kostspieliger ist als das auf­fälligste Modellkleid. (Fortsetzung folgt)