6. Jalu-gang

MONTAG, 4. SEPTEMBER 1950

Nummer 131

Hunderttausende sahen den Festzug

Da* Schwäbische Trachtenfest in Stuttgart / Eine Arbeitsgemeinschaft gegründet

Stuttgart. Die schwäbische Hauptstadt hatte gestern wieder einmal einen großen Tag. Der Festzug des Schwäbischen Trachtenfestes lockte am frühen Sonntagnachmittag Hunderttausende in die reich beflaggten Hauptstraßen der inneren Stadt. Man glaubte das halbe Schwabenland ver­sammelt. Vom Feuersee durch die Rotebühl- und obere Königstraße über Karls- und Schloßplatz und durch die untere Königstraße zum Staats­theater standen die Menschen Kopf an Kopf, um die mehr als 2500 Trachtenträger aus' Württem­berg und Baden zu sehen. Es war ein Zug von vielleicht 2 km Länge, der sich, gelockert durch Musikkapellen und Festwagen, bei bedecktem Himmel, aber keineswegs unfreundlichem Wetter zwischen den Menschenmauern hindurchbewegte.

Zuerst kamen die Landjugendgruppen aus der näheren Umgebung Stuttgarts, vor allem von den Fildern, dann eine Anzahl origineller Schwarz­waldtrachten, darunter Oberndorf, Schramberg, Schwenningen und besonders schön Herrenalb. Franken und Hohenlohe waren durch Schwäbisch Hall, Ellwangen, Ingelfingen und Vilchband mit seiner reichen Frauentracht vertreten. Aus dem Ries gefiel besonders die historische Nördlinger Knabenkapelle. Gäu und Neckartal präsentierten sich mit dem Schäferkönig und der Schäferköni­gin aus dem Markgröninger Schäferlauf und mit einer ganzen Anzahl freudig beklatschter Grup­pen. Von der Alb waren die Merklinger, Sup- pinger, Feldstetter, Laichinger, Uracher und an­dere gekommen. Auch Oberschwaben war ver­

treten. Die Heimatvertriebenen gaben mit ihrer Iglauer und Egerländer Trachtengruppe beredtes Zeugnis von altem deutschem Brauchtum außer­halb unserer Grenzen. Aus Baden waren Trach­tenleute von Weinheim und aus den Kreisen Karlsruhe und Pforzheim gekommen. Wieviel Bayern in Stuttgart und seiner näheren Umge­bung leben, zeigte sich in den zahlreichen Ge- birgstrachtengruppen, die in der Krachledernen und mit wippendem Gamsbart einen etwas reso­luteren Schritt aufs Pflaster legten.

Auf der Gartenschau entfaltete sich am Nachmittag ein reges Trachtentr eiben.Das Schwabenland singt und tanzt hieß das Motto für die Vorführungen in der Frei­lichtbühne, wo Volkstänze, Volkslieder und be­kannte musikalische Weisen in bunter Folge wechselten. Jede Landschaft zeigte ihr Brauch­tum. Auch auf anderen Plätzen unterhielten die Trachtenleute die an diesem Sonntag besonders zahlreichen Gartenschaubesucher. Mit Volks­tänzen und Liedern der Landsmannschaften aus Baden, Bayern und Schwaben wurde auf der Gartenschau am Abend fröhlicher Ausklang ge­feiert.

Der Samstagnachmittag hatte die Gründung einerArbeitsgemeinschaft für Tracht und Brauch inWürttemberg mit Ministerialrat Hassinger, Stuttgart, als Vorsitzenden gebracht. Die Organisation will zum Austausch von Erfahrungen auf dem Ge­biet des Trachtenwesens von Zelt zu Zeit Ta­gungen und Besprechungen veranstalten.

Rottweil feiert seinen 800. Geburtstag

Bischof und Staatspräsident beim Festakt / Glückwünsche der Schweiz

Rottweil. Mit dem Geläute aller Glocken von den Türmen der Stadt wurde die Jubiläums­woche (2. bis 11. September) zum 800jährigen Bestehen der Stadt eingeleitet. In der Ober­schule wurden am Samstag die Ausstellungen der Landwirtschaft, der Industrie, des Handels und der Gewerbe sowie die Kunstausstellungen durch Bürgermeister Gutknecht in Anwe­senheit des Landtagspräsidenten eröfnfet.

Der Samstagabend stand im Zeichen der Erst­aufführung des FreilichtspielsDer Bau­meister Gottes des Stuttgarter Dichters Paul W a n n e r. Vor dem steil aufragenden Turm der Kapellenkirche spielten Schauspieler erster Bühnen wie Hans Baur vom Staats­theater München, Franz Joh. Danz vom Staats­theater Stuttgart, Erika Bellke und andere. Es geht in dem Stück um den Bau eines mittelalterlichen Turms, der unvollendet blieb. ^

Der Bischof von Rottenburg, Dr. Karl Josef Leiprecht, zelebrierte in der Heilig-Kreuz- Kirche ein .Pontifikalamt und verlieh dieser Kirche aus Anlaß des 800jährigen Bestehens der Reichsstadt Rottwell den Ehrentitel Münster. Oberkirchenrat Saut er, Stuttgart, hielt in Vertretung von Landesbischof D. Haug den sonntäglichen Festgottesdienst in der evangeli­schen Stadtkirche.

Beim Festakt in der Oberschule konnte Bür­germeister Gutknecht neben den Bürgermei­stern der Städte und Gemeinden des Kreises, den Bischof von Rottentourg, Staatspräsident Dr. Geb­hard Müller, Kultminister Dr. Sauer, Ar­beitsminister Wirsching, Landtagspräsident G e n g 1 e r und weitere Mitglieder des Landtags begrüßen. Besonderer Dank für die Teilnahme am Festgeschehen und den Vorgängen in der ehe­mals Frei- und Reichsstadt Rottweil galt der Ab­ordnung der Gemeindevertretung von Bruck (Schweiz). Regierungsrat Saug von der Schwei­zer Regierung überbrachte der schon seit Jahr­hundertender Schweiz zugewandten Stadt die herzlichsten Glück- und Segenswünsche.

Staatspräsident Dr. Gebhard Müller zeich­nete kurz die Grundgedanken der Städtejubiläen. Die Heimat, das Vaterland sei heute wertvoller als vieles irdische Gut. Früher wußte man den

Segen der heimatlichen Erde nicht zu schätzen, doch heute, wo uns das Elend der Enthelmateten täglich vor Augen tritt, wissen wir um den Se­gen dieses Reichtums. Wenn Mannesmut bei un­seren Vorfahren die treibende Kraft für Taten des Aufbaus gewesen sei, so sei heute von diesen Kräften nicht mehr allzuviel zu spüren. In der heutigen Zeit gebe es viele, die felge kneifen würden. Hier sollten uns unsere Vorfahren Vor­bild sein.

Eine Parallele zwischen den Anfängen der Frei- und Reichsstadt Rottweil und der heutigen Zeit zog der Staatspräsident in der Frage des Zusammenschlusses der drei südwestdeutschen Länder. Wie sich Konrad der Staufer und Kon- rad der Zähringer zusammengefunden hätten und eine fruchtbare Schaffensperiode nachgefolgt sei, so werde auch heute aus der Innigen Zusammen­arbeit der Württemberger und Badener in einem Staatsverband eine starke Kraft hervorquellen zum Segen unserer Heimat.

Oberstudiendirektor Betz, Rottweil, gab in seiner Festrede einen kurzen Ueberbllck über die Geschichte der Stadt, wobei er ebenfalls auf die freundschaftliche Zusammenarbeit der badischen Zähringer und der Staufer einging, in der das Werden der Frei- und Reichsstadt Rottwell be­gründet liege.

Am Sonntagnachmittag zog der historische Festzug durch die Stadt. In zeitlicher Folge zeigte er die Entwicklungsstadien Rottweils, von der Bandkeramik bis zu den Tagen, da zum letztenmal die gelbe Postkutsche durch die Stra­ßen holperte.

Lehrertag in Rottwell

Rottweil. Der Lehrerverein Württemberg- Hohenzollern führt im Rahmen der 800-Jahrfeier der Stadt Rottweil seinen 1. Landeslehrertag durch. Es soll die erste Überzeugende Demon­stration der neu erstandenen Berufsorganisa­tion werden. Das Programm der Tagung ist reich. Die Versammlung wird zu wichtigen Ta­gesfragen auf dem Gebiet der Erziehung und der Schule Stellung nehmen. Als Festredner ist Universitätsprofessor Dr. Eduard Spranger gewonnen worden.

Südwestdeutsche Chipnik

Süddeutsche Klassenlotterie Stuttgart. In der 5. Klasse der 7. Süddeutschen Klassenlotterie wurden am 12. und 13. Ziehungs­tag folgende größere Gewinne gezogen: je 50 000 DM auf Nr. 84 540 und 146 253, 25 000 DM auf die Nr. 62 766, je 10 000 DM auf Nr. 14 544, 56 361, 148 598, 164 607.

Autotaxe mit zwei Personen verschwunden Tübingen. Am Donnerstag, dem 24. August, mietete in Tübingen ein Mann eine Autotaxe. Zu seinen Personalien hatte er angegeben, daß er Chretien Jackie Karr heiße und am 12. Sep­tember 1919 in Saargemtind geboren sei. Die Taxe war ein grüner Ford-Taunus mit der polizeilichen Kennummer FW 31 - 4588, Fahrzeugnummer 64 300, Motornummer 31 816 (Austauschmotor). Be­sonderes Kennzeichen des Wagens ist ein einge­drückter Benzinfüllstutzen. Der Fahrer des ge­mieteten Wagens war Werner K n ö p f 1 e , geb. am 16. März 1929 in Göppingen.

Bei Antritt der Fahrt behauptete der Mieter der Taxe, eine Fahrt von Tübingen nach Freu­denstadt ausführen zu müssen. Seitdem fehlt von beiden Personen und dem Fahrzeug jede Spur. Der Besitzer der Taxe wurde am gleichen Tage von unterwegs fernmündlich davon verständigt, daß eine Fahrt nach Stuttgart anzutreten sei. Am Freitag, dem 25. August erfolgte ein weiterer An­ruf des Inhalts, daß der Fahrer Knöpfle von Stuttgart aus nach Schwäb. Gmünd fahren müsse. Er kam dort nicht an. Nach der gegebenen Sach­lage ist das Vorliegen eines Verbrechens wahr­scheinlich.

Beschreibung des Fahrers Knöpfle: 180 cm groß, untersetzt, gesunde Gesichtsfarbe, braune Augen, dunkelbraune, dichte, rechts gescheitelte Haare; Bekleidung: rotkariertes Hemd gelbem Karo, schwarzgefärbte amerikanische Uniform­hose, Wildlederschuhe in eckiger Spitzenform, eventuell blau-grüne Amijacke.

Beschreibung des K a r r : 170 cm groß, schlank, ovales Gesicht, dunkelblonde Haare. Personen, die Angaben über Fahrer und Fahrzeug machen können, werden gebeten, ihre Wahrnehmung der nächsten Polizeidienststelie mitzuteilen.

Sachverständiger für die Sägewerksbranche Reutlingen. Von der Industrie- und Handels­kammer Reutlingen wurde Hermann Volk, Pfullingen, Klosterstraße 77, als Sachverständiger für die Sügewerksbranche öffentlich bestellt und

vereidigt.

Betzinger Eisenbahnunglück vor Gericht Tübingen. Das Eisenbahnunglück, das sich am 29. Juni beim Bahnhof Reutlingen-Betzingen er­eignete, wird nunmehr am 11. September, 8.15 Uhr. vor der Großen Strafkammer des Land­gerichts Tübingen verhandelt werden. Lokomotiv­

führer Karl M ä r k 1 e aus Tübingen-Lustnau wird sich wegen Transportgefährdung in Tatein­heit mit fahrlässiger Tötung und Körperverlet­zung zu verantworten haben.

Einbruch durch die Hauswand Freudenstadt. In einem unbewohnten Neubau in Freudenstadt, in dem ein Modehaus unterge­bracht i§t, wurde am Freitag ein schwerer Ein* bruchsdiebstahl verübt. Die Täter durchbrachen eine 40 Zentimeter starke Backsteinwand und stahlen eine größere Menge von Mänteln, Wäsche und Strümpfen im Wert von etwa 12 000 DM. Die Einbrecher hatten sich ihre Werkzeuge aus den angrenzenden Neubauten und Bauhütten geholt.

Zollbeamter als Kaffeeschmuggler Konstanz. Das Landgericht Konstanz verurteilte einen Zollbeamten aus Konstanz zu 14 Monaten Gefängnis, weil er mit Hilfe von zwei Zivilper­sonen und in Zusammenarbeit mit 2 wei Schwei­zer Liebesgabenflrmen fast zwei Tonnen Roh­kaffee und über eine Tonne Schokolade bei Kon­stanz illegal über die Grenze gebracht und zum Teil verschoben hatte. Der Transport über die Grenze wurde durch fingierte Spender- und Emp­fängerlisten ermöglicht. Die beiden Mitangeklag­ten wurden zu Gefängnisstrafen von 5 und 3 Mo­naten verurteilt. Der Zollbeamte und seine bei­den Helfer müssen außerdem zusammen eine Wertersatzstrafe von 12 000 DM zahlen.

24jährige BerlinerinMiss Germany Baden-Baden. Im Kurhaus fand am Samstag­abend die Wahl derMiss Germany 1950" statt. Vor über 1200 Gästen aus dem In- und Ausland stellten sich die Landesköniginnen von Baden, Württemberg-Hessen, Bayern, Rheinland, Ham­burg, Berlin und Schleswig-Holstein zur Wahl. Das dunkelhaarige 24jährige Berliner Mannequin Susanne Erichsen, die als Miss Schleswig- Holstein kandidierte, errang einen überwältigen­den Sieg.Miss Bavaria, eine 23jährige Sekre­tärin, konnte nur einen zweiten Platz erringen. Auf den dritten Platz kam schließlich die schönste Frau von Berlin, die 20jährige Schneiderin Ursula Tschacher.

Frl. Erichsen wurde erst kürzlich während eines Kuraufenthaltes auf Westerland zurMiss Schles­wig-Holstein gewählt. Bereits am Sonntagmor­gen mußte Miss Germany mit ihrem Manager nach R i m 1 n i abreisen, um zu der Wahl der Miss Europe am Dienstag noch rechtzeitig ein­zutreffen.

Wie wird das Wetter?

Aussichten bis Dienstagabend: Fortdauer des ziemlich kühlen und unbeständigen Westwetters bei mäßigen bis frischen Westwinden. Wechselnde, meist starke Bewölkung mit zeitweisen Regenfäl­len. Tagestemperaturen nur bis 20 Grad anstei­gend.

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