6. Jahrgang
MITTWOCH, 33. AUGUST 1950
Nummer 130
20 europäische gegen 140 russische Divisionen
Das Problem der Verteidigung Europas / Keine Sicherheit gegen einen plötzlichen Vorstoß
Die Frage der Sicherheit Westeuropas im Falle einer alles niederwerfenden Masseninvasion aus dem Osten ist in ein neues Stadium gerückt, seitdem der Angriff auf Südkorea mehr als irgendein anderes Ereignis nach Kriegsende die Welt auf die Notwendigkeit militärischer Bereitschaft hingewiesen hat. Die Hypothese eines Korea entsprechenden Falles in Europa hat deshalb die Militärsachverständigen der Staaten des Atlantikpaktes in Brüssel und in London und die Kriegsminister der fünf Staaten des Brüsseler Paktes in Fontainebleau zu Beratungen über die Verteidigung Europas veranlaßt Aber, obwohl nun die Absicht feststeht, das verschlafene Europa wachzurütteln, und der Entschluß gefaßt wurde, die gesamte Rüstungsproduktion zu steigern und die Effektivstärke der Streitkräfte der Länder zu erhöhen, ist das Gefühl der Unsicherheit, das Europa in starkem Maße belastet, nicht gewichen Rüstung und Planung geschehen ohne Eile, in der Annahme, Rußland werde erst in zwei oder drei Jahren für die entscheidende Auseinandersetzung bereit sein können. Dieser im Pentagon Building in Washington vorherrschenden Auffassung haben sich auch die Militärexperten der Atlantikpakt-Mächte angeschlossen. Ihr Ziel ist die vollständige Aufrüstung für 1953.
Die Gefahrenzone bis 1953
Bis zur Ausführung befinden wir uns in einer Gefahrenzone. Mit begreiflicher Nervosität zerbricht man sich deshalb den Kopf darüber, was geschehen würde, wenn die Katastrophe in Form jener gefürchteten russischen „Dampfwalze“ schon jetzt hereinbräche. Die feierlich abgegebene Versicherung, was immer in Ostasien geschehen werde, die Amerikaner würden niemals die Aufmerksamkeit, die sie Europa geschenkt haben, verringern. kann uns darüber nicht hinwegtrösten, daß wir für die nächste Zeit schutzlos dastehen. Es ist uns Westeuropäern auch kein beruhigendes Versprechen, das uns Artur Krock in der„NewYork Times" gibt,daß dieStaatendes Atlantikpaktes der effektiven amerikanischen
Kennen Sk Hetkd Jatqm?
Wenn nein, dann haben Sie in den 20er Jahren keine Zeitung gelesen, denn Norbert Jacques' Roman „Dr. Mabuso“ setzte damals alle Welt außer Atem!
Ist Dr. Mabuse, der Spieler, Verkörperung des Teuflischen, der alle bösen Säfte und dämonischen Kräfte aus seiner Zeit sog, wirklich tot? Die Oeffentlichkeit wußte es bisher nicht anders, denn Norbert Jacques schloß seinen großen Mabuse-Roman mit dem Absturz des Verbrechers aus dem Flugzeug.
Jetzt erfahren wir, daß der genialste Verbrecher weiter lebte, daß dieser unfaßbare, unmenschliche Geist an der Schwelle des Todes das entsetzlichste Verbrechen ausbrütete, Um was es sich handelt? Wir wollen nicht vorgreifen.
Dr. Mabuses Wiederauftauchen, die Geschichte einer gefährlichen Tänzerin, die Sache mit der Droge Scopolamin, die Geschichte mit den Kisten falscher Devisen berichtet Ihnen Norbert Jacques in unserem neuen Roman, der nächste Woche aniäuft. Sie ist so aufregend und aktuell, als wenn er als Reporter dabei gewesen wäre. Lesen Sie Norbert Jacques:
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Hilfe und der Errichtung eines ausreichenden militärischen Bollwerkes sicher sein könnten, wenn .der Verfasser gleichzeitig hinzufügt, „außer wenn Rußland seine Truppen schon in diesem Sommer über den Eisernen Vorhang hinaus gegen Westeuropa in Bewegung setzt.“ Was geschieht, wenn, wie der vielzitierte Walter Lippmann es vorauszusehen wagt, die Sowjets zum Angriff übergehen, sobald sie die A.merikaner in Asien genügend gefesselt haben?
Keine realen Sicherheiten
Es sind keine realen Sicherheiten gegen einen plötzlichen Vorstoß aus dem Osten vorhanden. Die russische Armee hat seit Kriegsende um 12 Prozent an Stärke zugenommen. Sie könnte mit 50 Divisionen starten und innerhalb von 3 Monaten bis zu 140 Divisionen mobilisieren. Dem steht im Augenblick ein kraftloses militärisches Westeuropa gegenüber. Spanien, das über die bedeutendste antikommunistische Armee verfügt, will nur im Falle eines Angriffes gegen das eigene Land marschieren. Auch die Schweiz und Schweden mit den bestausgerüsteten Armeen Westeuropas wollen ihre Neutralität nicht aufgeben. Das Land mit der größten militärischen Reserve, Deutschland, kann vorerst wenigstens ebenfalls nicht zum Zuge kommen, weil man es nicht läßt. (Der Europa-Rat hat sich zwar für eine Mitwirkung Deutschlands an der Verteidigung Europas ausgesprochen, aber diese Frage wird nicht in Straßburg entschieden.) Es bleiben in Westeuropa dann 20 einsatzbereite Divisionen: sieben von Italien, fünf von Frankreich, je zwei von England, Belgien und Holland und je eine von Norwegen, Dänemark und Portugal. Die Truppen aus England und Norwegen müßten über das Meer gebracht werden, die aus Portugal müßten über Spanien, wenn das nicht gestattet wird, ebenfalls über das Meer kommen, Italien würde wahrscheinlich seine Soldaten an der offenen Ostflanke aufstellen. Die Hauptlast der Verteidigung fiele der Handvoll britischer, amerikanischer und französischer Soldaten zu. die in Deutschland stationiert sind,
Italien und Frankreich haben im Rahmen des militärischen Hilfsprogramms (MAP) nur einen kleinen Bruchteil der versprochenen
Waffen erhalten. Der Friedensvertrag erlaubt Italien eine Armee von 250 000 Mann, einschließlich 70 000 Carabinieris; aber während die Carabinieris die Höchststärke erreicht haben, besteht die Armee heute nur aus 100 000 Mann. Frankreich verfügt über eine Streitmacht von 659 000 Mann, davon sind aber etwa 150 000 in Indochina engagiert. Großbritannien, das notfalls auf 5 Millionen ausgebildete Reservisten zurückgreifen könnte, hat eine starke, in Ausrüstung und Ausbildung hervorragende Luftwaffe. Die anderen Atlantikpakt-Mächte sind, was die Kampfstärke anlangt, weit im Hintertreffen.
Hinzu kommt, daß eine von Kampfgeist beflügelte russische Armee auf ein Westeuropa stoßen würde, dem es an Selbstvertrauen und Abwehrwillen mangelt Die Verteidigungsbereitschaft würde auch weitgehend gelähmt werden durch die Sabotageaktionen der 5. Kolonne, vor allem ln Frankreich und Italien. Außerdem muß mit einer großzügigen Verwendung von Luftlandetruppen gerechnet werden. Militärische Sachverständige sind sich darüber einig, daß auch bei größtem Atombombeneinsatz ein Heuschreckenschwarm von modernsten Panzermodellen durch operative Luftkriegführung nicht aufgehalten werden kann.
Ueber die Stärke der Armee der Satelliten, die mit den Sowjets im gleichen Schritt und
Tritt marschieren würden, ist nichts Genaues bekannt. Die Tschechoslowakei soll 18 bis 20 Divisionen zur Verfügung haben. *.
Was würden die Russen tun?
Wenn die These richtig ist, daß die Sowjets im Kriegsfälle ihren Hauptstoß in Richtung auf das nahöstliche Petroleumgebiet führen würden, reichten 20 Divisionen, hervorragend ausgerüstet und ausgebildet, vielleicht aus, kleinere russische Vorstöße in Europa zunächst aufzuhalten. Von ernsthaften militärischen Kreisen wird aber angenommen, daß die Russen in drei Stoßrichtungen vormarschieren werden: nach der Nordseeküste zur Besetzung der Häfen und der V-2- Startplätze, in das deutsch-belgisch-französische Industriegebiet und in die Gegend von Wien. In einem solchen Falle wäre die strategische Aussicht der Verteidigung ohne jede Hoffnung, wenn es bei 20 Divisionen bliebe. Diese könnten auf der 800 Kilometer langen Front zwischen Nordsee und Alpen eine wuchtige Gegenangriff-Operation bestenfalls in einer Breite von 150 Kilometer führen. An eine Verteidigung hinter einem starken Fronthindernis, etwa dem Rhein oder der Elbe, wäre nicht zu denken. Die einzige ChanCe läge in einer kühnen, wendigen Operation, da der Westen niemals Massenarmeen in ausreichender Zahl aufstellen könnte.
Wirtschaft Haben die USA noch W eizen für Europa?
Starke Bevorratungspolitik Amerikas / Glänzende Nahrungsmittelversorgung
w. So wie die Dinge im Augenblick liegen, wird die Nahrungsmittelproduktion kleiner sein als während der letzten zwei Jahre, als Ueber- schüsse sich anhäuften, aber sie wird jedenfalls größer sein als in irgendeinem Jahr des 2. Weltkrieges und ungefähr 20 Prozent größer als 1941. Eine gute Ernte, die als die viertbeste der letzten Jahre bezeichnet werden kann und die nur von den Ernten 1949, 1948 und 1948 um etwas übertroffen wird, ist sicher. Die Weizenernte kann auf 957 Millionen Busheis (ä 27,2 kg) geschätzt werden, bei einem heimischen Bedarf von 700 Millionen, so daß immer noch 250 Millionen Busheis für den Export übrig bleiben. Mehr dürfte auch nicht erforderlich sein, da in den europäischen Einfuhrländern die besten Weizenernten seit Kriegsende verzeichnet werden. Sollte indessen mehr benötigt werden, so stehen immer noch 417 Millionen Busheis an Lagervorräten aus der vorigen Ernte zur Verfügung. Ferner hat Staatssekretär Brannan inzwischen schon — anstatt einer Anbaubeschränkung — den Weizenanbau für 1951 auf die diesjährige Höhe festgesetzt. Bei einer guten Durchschnittsernte würde dies für nächstes Jahr eine um 20 Prozent größere Ernte bedeuten.
Die Lebensmittelindustrie ferner ist in der günstigen Lage, eine größere Fleischversorgung sichern zu können, nicht nur wegen der Vermehrung der Rindviehherden und Scheinemasten im letzten Jahr, sondern auch deshalb, weil
Wichtigen ln kürze
FRANKFURT. Die völlig veränderte weltwirtschaftliche Lage hat die Bundesregierung veranlaßt, durch ein besonderes Einfuhrprogramm die Lücken in der deutschen Versorgung auszufüllen.
In erster Linie wird die Einfuhr von Nahrungsmitteln in Frage kommen. Verhandlungen zwischen Regierungsstellen und der Bank deutscher Länder über die Bereitstellung der Devisenbeträge haben bereits stattgefunden; eine Einigung soll auf der mittleren Linie erzielt worden sein.
In Außenhandelskreisen macht man die. in allen Vertragsverhandlungen in der letzten Zeit beobachtete betonte Zurückhaltung des Bunde s e r n äh r un g s mini s t e r ium s gegenüber den Lieferwünschen einer ganzen Reihe von Handelspartnern für die sich anbahnende Situation in der Versorgung des Bundesgebiets verantwortlich. So habe sich der Agrarsektor den Ausschreibungen von landwirtschaftlichen Einfuhren auf Grund älterer Handelsabkommen, wie z. B. mit Jugoslawien und der Tschechoslowakei, bis in die jüngste Zeit widersetzt, so daß heute mit beträchtlichen Preisaufschlägen die Bundesreserven an Getreide und Fett unter Heranziehung der kleinen Devisenbestände aufgefüllt werden müßten. Auch auf industriellem Gebiet seien noch weitere Anforderungen zu erwarten, da zur Durchführung der Exportaufträge zahlreiche, heute schon vorhandene Engpässe — etwa bei den Neid eiallen — zu überwinden seien.
Engherzigkeit zwingt zur Selbsthilfe
WIEN. Eine Reihe von Messerschmieden und Schleifereien in Oesterreich hat sich mit Nachdruck der Produktion von Stahlwaren zugewandt, weil für Importe aus der Bundesrepublik nicht genügend Devisen zur Verfügung stehen. Dobei ist unsere Solinger Indu-
Noteinfuhrprogramm der Regierung
Landwirtsehalt
Die Hopfenernte
BONN. Mit dem Beginn der Hopfenernte werden Braugewerbe und Hopfenhandel den Hopfenbedarf für das kommende Jahr bei den Erzeugern eindecken. Infolge der Biersteuersenkung ist bei der deutschen Brauindustrie in diesem Jahr ein erhöhter Bedarf an Hopfen zu erwarten. Erhöhte Preise, wie sie im vergangenen Jahr infolge eines gewissen Mißverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage leider zu verzeichnen waren, dienen weder dem Braugewerbe noch der Exportwirtschatt. Das Ernährungsministerium wird daher die Preisbildung für Hopfen am Inlandsmarkt aufmerksam verfolgen; es erwartet von allen beteiligten Kreisen die notwendige Disziplin.
Nach einer von der Hopfenernte-Schätzungskommission des Landes Württemberg-Hohenzol- lem gemeinsam mit der Schätzungskommission des bayrischen Landwirtschaftsministeriums am 14. und 15. August vorgenommenen Schätzung der Ernte im Tettnanger Frühhopfen-Anbauge- biet ist dort mit einer Ernte von 10 000 bis 10 500 Zentner Hopfen zu rechnen. (Im Vorjahr 7000 Zentner.) Die Schätzung der bayrischen Anbaugebiete Hallertau. Jura, Spalt und Hersbrucker- Gebirge wird in der Zeit vom 23. bis 26. August erfolgen, die Schätzung des Späthopfengebietes von Rottenburg, Herrenberg und Wenderstadt ab 29. August. Das gesamte Schäzungs-
die reichliche Futtersituation eine weitere Erhöhung der Aufzucht und Fütterung gestattet. Die Zahl der Rinder liegt um einige 15 Prozent höher als beim Ausbruch des 2. Weltkrieges. Es ist mit einer beträchtlichen Zunahme von besserem Rind- und Schweinefleisch für das letzte Quartal 1950 auf dem Markt zu rechnen.
Dank einer 30prozentigen Erhöhung des Soja- bohnen-Anbaues, ermuntert durch die anziehenden Preise im Frühjahr, wird mit einer weiteren Zunahme der Fettproduktion zu rechnen sein, und zwar mit einer Rekordversorgung, in heimischen Nahrungsfetten und -ölen im kommenden Jahr.
Die Weiden liefern reichliches Eutter und mit reichlicher Heuernte ergibt sich die Aussicht auf eine Milchproduktion in Rekordhöhe. Die Regierung nimmt große Mengen an Butter, Käse und Trockenmilch vom Markt, um die Milchpreise hoch zu halten.
Die Dinge liegen so, daß nicht nur der Absatz von Ueberschüssen in Milchprodukten, sondern auch in Eiern, Oelsaaten und Kartoffeln problematisch ist. Obwohl der Kartoffelanbau in diesem Jahr der geringste seit 1876 war, dürfte die Ernte immer noch um 60 Mill. Busheis über dem heimischen Bedarf liegen. Die Eierproduktion liegt sogar über dem Höchststand der Kriegszeit, wid die Eierpreise sind gefallen trotz Verwendung für Eipulver.
strie in Normal- wie auch in Spitzenqualitäten leistungsfähig und auch nicht übermäßig beschäftigt. Andererseits haben alle Bemühungen der westdeutschen Oeffentlichkeit immer noch nicht zu einem wirklich ausreichenden Reiseabkommen geführt, und es wäre doch so einfach: Solinger Stahlwaren gegen Urlaubsreisen nach Oesterreich.
Die Wollpreise steigen
KAPSTADT. Die wachsende Nachfrage nach Wolle für Uniformen hat die Wollpreise auf dem südafrikanischen Markt erheblich ansteigen lassen. Südafrikanische Farmer verlangen in diesem Jahr 91,5 Pence je Pfund Rohwolle erster Qualität gegenüber nur 47,5 Pence im Vorjahr.
Biersteuersenkung endgültig ab 1. September
FRANKFURT. Das Gesetz zur Senkung der Biersteuer ist nach Zustimmung der Alliierten Hohen Kommission am 18. August verkündet morden. Es tritt nach Ablauf der 14tägigen Frist nunmehr endgültig am 1. September 1950 in Kraft.
Stahlproduktion über Il.l-Mill.-t-Grenze
BONN. Die Stahlproduktion der Bundesrepublik hat die ll,l-Mill.-t-Grenze für das laufende Geschäftsjahr, das am 1. Oktober 1950 schließt, bereits geringfügig überschritten. Es sind aber in den letzten Tagen weitere amerikanische Aufträge eingegangen; sie können nicht erfüllt werden, wenn die Produktionsgrenze nicht schnellstens erhöht wird.
Zahnradfabrik Friedrichshafen in neuem Besitz
FRIEDRICHSHAFEN. Die Aktien der Zahnradfabrik Friedrichshafen sind nach langwierigen Verhandlungen mit 89,9 Prozent in den Besitz der Stadt Friedrichshafen (Zeppelin-Stiftung) übergegangen. Hauptaktionär war bisher die Luftschiffbau-GmbH, mit 82,47 Prozent; sie befindet sich seit 1946 in Liquidation.
ergebnis dürfte demnach erst Ende August vorliegen. Nach anfänglich unregelmäßiger Entwicklung infolge der tropischen Hitze in den Monaten Juni und Juli haben die reichlicheren Niederschläge seit Anfang August noch eine wesentliche Besserung herbeigeführt.
Aus dem Tettnanger Gebiet wird gemeldet, daß dort bereits 200 Aufkäufer tätig sind. Die Nachfrage übersteige die Erzeugung tun das Doppelte, aber der Hopfenbauer — so wurde auf einer Versammlung des 12 000 Mitglieder zählenden Tettnanger Hopfenpflanzerverbandes festgestellt — lege keinen Wert auf Spekulation.
Gute Getreideernte auf der Alb
TÜBINGEN. Nach dem letzten Saatenstandsbericht fällt die Getreideernte auf der schwäbischen Alb im allgemeinen gut aus. Wegen der vorhergegangenen Trockenheit sind Hafer und Gerste sehr kurz geblieben, so daß der Strohertrag gering ist. Bei den Hackfrüchten liegen die Noten der Sachverständigen über den vorjährigen. Vor allem wird es eine gute Kartoffelernte geben. Die Oelfruchternte in Württem- berg-Hohenzollern wird etwas niedriger aus- 1allen als im vergangenen Jahr, da die Anbauflächen mit Ausnahme von Winterraps zurückgegangen sind.
Alliierte Militärsachverständige (ebenso Lid- del Hard, der bekannte englische Militärkritiker) sind der Ansicht, 20—30 Divisionen reichten aus, um für die Heranziehung weiterer Streitkräfte die nötige Zeit zu gewinnen, vorausgesetzt, daß diese Divisionen schwer bewaffnet und sehr schnell sind. Wo sind aber diese Divisionen, wo sind ihre Waffen, wer soll ihre Führung übernehmen?
Die Vorgänge in Korea haben die wunde Stelle Europas deutlich aufgezeigt. Bisher ist für nichts gesorgt. Es besteht nicht einmal ein umfassender Verteidigungsplan. An Menschen mangelt es nicht, aber es fehlt an Material, Dies ist uns in genügendem Umfange in Aussicht gestellt worden bis 1953. Haben wir noch soviel Zeit? Auch Korea ist geholfen worden, aber spät, vielleicht zu spät. Gerade die Ereignisse dort haben uns gezeigt, daß die Art von Garantie, die uns in Aussicht gestellt worden ist, von zweifelhaftem Wert sein kann, Korea, so sollte man annehmen dürfen, sollte der Welt vor Augen geführt haben, daß eine in wenigen Tagen oder Wochen verfügbare Verteidigungsorganisation weit wertvoller ist als eine — möglicherweise wirksamere —, die erst in zwei, drei oder vier Jahren funktioniert. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in der guten Hoffnung zu leben, daß nichts passiert. Und dies, obwohl die Gefahr einer kriegerischen Verwicklung Europas unbestreitbar geworden ist. Wer mit der Zeit rechnet, nimmt eine große Verantwortung auf sich. Es ist die erste Phase des Krieges, die uns Westeuropäer interessiert.
£i höhte Treibstoffproduktion genehmigt
GELSENKIRCHEN. Das alliierte Sicherheitsamt hat dem Hydrierwerk Gelsenberg-Ben- zin AG. in Gelsenkirchen die Erlaubnis erteilt, ab sofort die Produktion von Treibstoff von 300 000 t auf 550 000 t jährlich zu erhöhen. Das Unternehmen hat seit Erteilung der Produktionserlaubnis im Februar 1950 bisher 145 000 t Treibstoff durch Destillation und Hydrierung von Rohöl gewonnen. — Dem zweiten großen westdeutschen Treibstoffwerk Union Rheinische Braunkohle-Kraftstoff AG. in Wesseling bei Köln ist ebenfalls eine Produktionserweiterung genehmigt worden, nach der die Herstellung von Treibstoff auf 500—600 000 t jährlich gesteigert werden kann.
Die bessere Kapazitätsausnutzung der beiden Kraftstoffwerke wird eine erhebliche Devisenersparnis für die Bundesrepublik mit sich bringen. Man bemüht sich nun noch um die Einschaltung der noch stilllegcnden westdeutschen Hydrierwerke „Scholven“ und „Ruhroel“ in den Produktionsprozeß, um die volle Hydrierkapazität der Bundesrepublik wieder ausnutzen und den deutschen Markt reichlicher mit Treibstoff versorgen zu können.
Neues Lohn- und Tarifabkommen für die bei den Besatzungsmächten Beschäftigten
TÜBINGEN. Am 18. Juli 1950 wurde in Bonn zwischen dem Bundesflnanzministerium und den Vertretern der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und anderer Berufsgenossenschaften ein neuer Tarifvertrag für alie Beschäftigten bei den Dienststellen der Besatzungsmacht abgeschlossen. Rund 500 000 Arbeitnehmer im ganzen Bundesgebiet werden davon betroffen. Das Vertragswerk regelt Löhne, Urlaub, Arbeitszeit, Zulagen usw. für alle Gruppen und Sparten von Arbeitern und Angestellten einschließlich der Lehrer, Musiker, Feuerwehr, Kraftfahrer, Aerzte usw. Die arbeitsrechtlichen Folgen aus dem Arbeitsverhältnis übernimmt für die Arbeitnehmer die Bundesrepublik Deutschland. Die Gewerkschaft öffentliche Dienste verweist auf die am Montag, dem 28. August 1950, in der Gaststätte zur Bavaria in Tübingen um 20 Uhr stattfindende Versammlung.
Deutsche Angestelltengewerkschaft kündigt Tarifverträge
REUTLINGEN. Die Tarifkommissionen der Deutschen Angestelltengewerkschaft, Landesverband Württemberg-Baden, haben beschlossen, die Tarifverträge unter 'Einhaltung der Vertragsfristen zu kündigen. Dazu bestimmte sie die Tatsache, daß die Tarifgehälter der Angestellten schon bisher nicht den Lebenshaltungskosten entsprechen und nur unzulänglich erhöht worden sind. Die inzwischen eingetretenen Preissteigerungen schmälern die Kaufkraft der Angestellten noch mehr; auch sind weitere Preissteigerungen zu erwarten.
Ab 1. Oktober voller Angestelitenversicherungs- beitrag für das Handwerk
REUTLINGEN. Die Bundesregierung hat mit Zustimmung der Landesregierung verordnet, daß das Sozialversicherungs - Anpassungsgesetz des Landes Württemberg - Hohenzollern (nach dem Handwerker Beiträge zur Angestelltenversicherung bis Klasse VII in einer um zwei Klassen niedrigeren Beitragsklasse entrichten konnten) nur noch bis zum 31. Dezember 1950 anzuwenden ist. Dies bedeutet — nach Mitteilung der i Handwerkskammer —, daß die selbständigen Handwerker, soweit sie Beiträge zur Angestelltenversicherung entrichten, für die Zeit nach dem 30. September 1950 Versicherungsbeiträge in der Klasse zu entrichten haben, die ihrem tatsächlichen Gesamteinkommen entspricht. Bis zum 31. 12. 1950 besteht die Möglichkeit, für Beitragszeiten, die vor dem 1. Oktober 1950 liegen, Beiträge nach der Württemberg - hohenzollerischen Sonderregelung zu entrichten.
Meldung von Werkzeugmaschinen
REUTLINGEN. Nach Artikel 5 der Durchführungsverordnung Nr, 3 zum Gesetz Nr. 24 der alliierten Hohen Kommission ist für den 1. August jeden Jahres die Meldung gewisser Werkzeugmaschinen vorgeschrieben. Die Handwerkskammer Reutlingen fordert alle Besitzer von Werkzeugmaschinen auf, ihre Meldepflicht an Hand der Gesetzestexte zu überprüfen. Nachdem bei diesen Werkzeugmaschinen verhältnismäßig große Mindestabmessungen im Gesetz genannt sind,
dürften nach Ansicht des Wirtschaftsministeriums Tübingen nur wenige Handwerksbetriebe meldepflichtig sein. Nähere Auskunft erteilt das Wirt- schaftsmlnisterium, Telefon 2007 und 2008. Dipl.-
Ing. Lange.
Für gleichrangige Behandlung der Währungsschäden
METZINGEN. Der Zentralverband der Fliegergeschädigten und Währungsgeschädigten hat in einem Schreiben an die Hohen Kommissare unter Betonung ihrer Verantwortlichkeit für die Auswirkungen der Währungsreform Maßnahmen gefordert, die eine gleichrangige und gleichzeitige Behandlung der Währungsschäden mit den Sachschäden im endgültigen Lastenausgleich sicher- steilen.