6. Jahrgang

MITTWOCH, 33. AUGUST 1950

Nummer 130

20 europäische gegen 140 russische Divisionen

Das Problem der Verteidigung Europas / Keine Sicherheit gegen einen plötzlichen Vorstoß

Die Frage der Sicherheit Westeuropas im Falle einer alles niederwerfenden Massen­invasion aus dem Osten ist in ein neues Stadium gerückt, seitdem der Angriff auf Südkorea mehr als irgendein anderes Er­eignis nach Kriegsende die Welt auf die Not­wendigkeit militärischer Bereitschaft hinge­wiesen hat. Die Hypothese eines Korea ent­sprechenden Falles in Europa hat deshalb die Militärsachverständigen der Staaten des At­lantikpaktes in Brüssel und in London und die Kriegsminister der fünf Staaten des Brüsseler Paktes in Fontainebleau zu Bera­tungen über die Verteidigung Europas veran­laßt Aber, obwohl nun die Absicht feststeht, das verschlafene Europa wachzurütteln, und der Entschluß gefaßt wurde, die gesamte Rü­stungsproduktion zu steigern und die Effek­tivstärke der Streitkräfte der Länder zu er­höhen, ist das Gefühl der Unsicherheit, das Europa in starkem Maße belastet, nicht ge­wichen Rüstung und Planung geschehen ohne Eile, in der Annahme, Rußland werde erst in zwei oder drei Jahren für die entscheidende Auseinandersetzung bereit sein können. Die­ser im Pentagon Building in Washington vor­herrschenden Auffassung haben sich auch die Militärexperten der Atlantikpakt-Mächte an­geschlossen. Ihr Ziel ist die vollständige Auf­rüstung für 1953.

Die Gefahrenzone bis 1953

Bis zur Ausführung befinden wir uns in einer Gefahrenzone. Mit begreiflicher Nervo­sität zerbricht man sich deshalb den Kopf darüber, was geschehen würde, wenn die Ka­tastrophe in Form jener gefürchteten russi­schenDampfwalze schon jetzt hereinbräche. Die feierlich abgegebene Versicherung, was immer in Ostasien geschehen werde, die Amerikaner würden niemals die Aufmerksam­keit, die sie Europa geschenkt haben, verrin­gern. kann uns darüber nicht hinwegtrösten, daß wir für die nächste Zeit schutzlos da­stehen. Es ist uns Westeuropäern auch kein be­ruhigendes Versprechen, das uns Artur Krock in derNewYork Times" gibt,daß dieStaatendes Atlantikpaktes der effektiven amerikanischen

Kennen Sk Hetkd Jatqm?

Wenn nein, dann haben Sie in den 20er Jahren keine Zeitung gelesen, denn Norbert Jacques' RomanDr. Mabuso setzte damals alle Welt außer Atem!

Ist Dr. Mabuse, der Spieler, Verkörperung des Teuflischen, der alle bösen Säfte und dä­monischen Kräfte aus seiner Zeit sog, wirklich tot? Die Oeffentlichkeit wußte es bisher nicht anders, denn Norbert Jacques schloß seinen großen Mabuse-Roman mit dem Absturz des Verbrechers aus dem Flugzeug.

Jetzt erfahren wir, daß der genialste Ver­brecher weiter lebte, daß dieser unfaßbare, unmenschliche Geist an der Schwelle des To­des das entsetzlichste Verbrechen ausbrütete, Um was es sich handelt? Wir wollen nicht vor­greifen.

Dr. Mabuses Wiederauftauchen, die Ge­schichte einer gefährlichen Tänzerin, die Sa­che mit der Droge Scopolamin, die Geschichte mit den Kisten falscher Devisen berichtet Ihnen Norbert Jacques in unserem neuen Ro­man, der nächste Woche aniäuft. Sie ist so aufregend und aktuell, als wenn er als Re­porter dabei gewesen wäre. Lesen Sie Nor­bert Jacques:

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Hilfe und der Errichtung eines ausreichen­den militärischen Bollwerkes sicher sein könn­ten, wenn .der Verfasser gleichzeitig hinzu­fügt,außer wenn Rußland seine Truppen schon in diesem Sommer über den Eisernen Vorhang hinaus gegen Westeuropa in Bewe­gung setzt. Was geschieht, wenn, wie der vielzitierte Walter Lippmann es vorauszuse­hen wagt, die Sowjets zum Angriff übergehen, sobald sie die A.merikaner in Asien genü­gend gefesselt haben?

Keine realen Sicherheiten

Es sind keine realen Sicherheiten gegen einen plötzlichen Vorstoß aus dem Osten vor­handen. Die russische Armee hat seit Kriegs­ende um 12 Prozent an Stärke zugenommen. Sie könnte mit 50 Divisionen starten und in­nerhalb von 3 Monaten bis zu 140 Divisionen mobilisieren. Dem steht im Augenblick ein kraftloses militärisches Westeuropa gegenüber. Spanien, das über die bedeutendste anti­kommunistische Armee verfügt, will nur im Falle eines Angriffes gegen das eigene Land marschieren. Auch die Schweiz und Schweden mit den bestausgerüsteten Armeen Westeu­ropas wollen ihre Neutralität nicht aufgeben. Das Land mit der größten militärischen Re­serve, Deutschland, kann vorerst wenigstens ebenfalls nicht zum Zuge kommen, weil man es nicht läßt. (Der Europa-Rat hat sich zwar für eine Mitwirkung Deutschlands an der Verteidigung Europas ausgesprochen, aber diese Frage wird nicht in Straßburg entschie­den.) Es bleiben in Westeuropa dann 20 ein­satzbereite Divisionen: sieben von Italien, fünf von Frankreich, je zwei von England, Belgien und Holland und je eine von Nor­wegen, Dänemark und Portugal. Die Truppen aus England und Norwegen müßten über das Meer gebracht werden, die aus Portugal müß­ten über Spanien, wenn das nicht gestattet wird, ebenfalls über das Meer kommen, Ita­lien würde wahrscheinlich seine Soldaten an der offenen Ostflanke aufstellen. Die Haupt­last der Verteidigung fiele der Handvoll bri­tischer, amerikanischer und französischer Sol­daten zu. die in Deutschland stationiert sind,

Italien und Frankreich haben im Rahmen des militärischen Hilfsprogramms (MAP) nur einen kleinen Bruchteil der versprochenen

Waffen erhalten. Der Friedensvertrag erlaubt Italien eine Armee von 250 000 Mann, ein­schließlich 70 000 Carabinieris; aber während die Carabinieris die Höchststärke erreicht haben, besteht die Armee heute nur aus 100 000 Mann. Frankreich verfügt über eine Streitmacht von 659 000 Mann, davon sind aber etwa 150 000 in Indochina engagiert. Großbritannien, das notfalls auf 5 Millionen ausgebildete Reservisten zurückgreifen könn­te, hat eine starke, in Ausrüstung und Aus­bildung hervorragende Luftwaffe. Die anderen Atlantikpakt-Mächte sind, was die Kampf­stärke anlangt, weit im Hintertreffen.

Hinzu kommt, daß eine von Kampfgeist be­flügelte russische Armee auf ein Westeuropa stoßen würde, dem es an Selbstvertrauen und Abwehrwillen mangelt Die Verteidigungsbe­reitschaft würde auch weitgehend gelähmt werden durch die Sabotageaktionen der 5. Kolonne, vor allem ln Frankreich und Italien. Außerdem muß mit einer großzügigen Ver­wendung von Luftlandetruppen gerechnet werden. Militärische Sachverständige sind sich darüber einig, daß auch bei größtem Atom­bombeneinsatz ein Heuschreckenschwarm von modernsten Panzermodellen durch operative Luftkriegführung nicht aufgehalten werden kann.

Ueber die Stärke der Armee der Satelliten, die mit den Sowjets im gleichen Schritt und

Tritt marschieren würden, ist nichts Genaues bekannt. Die Tschechoslowakei soll 18 bis 20 Divisionen zur Verfügung haben. *.

Was würden die Russen tun?

Wenn die These richtig ist, daß die So­wjets im Kriegsfälle ihren Hauptstoß in Rich­tung auf das nahöstliche Petroleumgebiet führen würden, reichten 20 Divisionen, her­vorragend ausgerüstet und ausgebildet, viel­leicht aus, kleinere russische Vorstöße in Eu­ropa zunächst aufzuhalten. Von ernsthaften militärischen Kreisen wird aber angenom­men, daß die Russen in drei Stoßrichtungen vormarschieren werden: nach der Nordsee­küste zur Besetzung der Häfen und der V-2- Startplätze, in das deutsch-belgisch-franzö­sische Industriegebiet und in die Gegend von Wien. In einem solchen Falle wäre die stra­tegische Aussicht der Verteidigung ohne jede Hoffnung, wenn es bei 20 Divisionen bliebe. Diese könnten auf der 800 Kilometer langen Front zwischen Nordsee und Alpen eine wuch­tige Gegenangriff-Operation bestenfalls in einer Breite von 150 Kilometer führen. An eine Verteidigung hinter einem starken Front­hindernis, etwa dem Rhein oder der Elbe, wäre nicht zu denken. Die einzige ChanCe läge in einer kühnen, wendigen Operation, da der Westen niemals Massenarmeen in aus­reichender Zahl aufstellen könnte.

Wirtschaft Haben die USA noch W eizen für Europa?

Starke Bevorratungspolitik Amerikas / Glänzende Nahrungsmittelversorgung

w. So wie die Dinge im Augenblick liegen, wird die Nahrungsmittelproduktion kleiner sein als während der letzten zwei Jahre, als Ueber- schüsse sich anhäuften, aber sie wird jedenfalls größer sein als in irgendeinem Jahr des 2. Weltkrieges und ungefähr 20 Prozent größer als 1941. Eine gute Ernte, die als die viertbeste der letzten Jahre bezeichnet werden kann und die nur von den Ernten 1949, 1948 und 1948 um et­was übertroffen wird, ist sicher. Die Weizenernte kann auf 957 Millionen Busheis (ä 27,2 kg) ge­schätzt werden, bei einem heimischen Bedarf von 700 Millionen, so daß immer noch 250 Mil­lionen Busheis für den Export übrig bleiben. Mehr dürfte auch nicht erforderlich sein, da in den europäischen Einfuhrländern die besten Weizenernten seit Kriegsende verzeichnet wer­den. Sollte indessen mehr benötigt werden, so stehen immer noch 417 Millionen Busheis an Lagervorräten aus der vorigen Ernte zur Ver­fügung. Ferner hat Staatssekretär Brannan in­zwischen schon anstatt einer Anbaubeschrän­kung den Weizenanbau für 1951 auf die dies­jährige Höhe festgesetzt. Bei einer guten Durch­schnittsernte würde dies für nächstes Jahr eine um 20 Prozent größere Ernte bedeuten.

Die Lebensmittelindustrie ferner ist in der günstigen Lage, eine größere Fleischversorgung sichern zu können, nicht nur wegen der Ver­mehrung der Rindviehherden und Scheinema­sten im letzten Jahr, sondern auch deshalb, weil

Wichtigen ln kürze

FRANKFURT. Die völlig veränderte welt­wirtschaftliche Lage hat die Bundesregierung veranlaßt, durch ein besonderes Einfuhr­programm die Lücken in der deutschen Versorgung auszufüllen.

In erster Linie wird die Einfuhr von Nahrungs­mitteln in Frage kommen. Verhandlungen zwi­schen Regierungsstellen und der Bank deutscher Länder über die Bereitstellung der Devisenbe­träge haben bereits stattgefunden; eine Eini­gung soll auf der mittleren Linie erzielt wor­den sein.

In Außenhandelskreisen macht man die. in al­len Vertragsverhandlungen in der letzten Zeit beobachtete betonte Zurückhaltung des Bun­de s e r n äh r un g s mini s t e r ium s gegen­über den Lieferwünschen einer ganzen Reihe von Handelspartnern für die sich anbah­nende Situation in der Versorgung des Bundesgebiets verantwortlich. So habe sich der Agrarsektor den Ausschreibungen von landwirt­schaftlichen Einfuhren auf Grund älterer Han­delsabkommen, wie z. B. mit Jugoslawien und der Tschechoslowakei, bis in die jüngste Zeit wider­setzt, so daß heute mit beträchtlichen Preisaufschlägen die Bundesreserven an Getreide und Fett unter Heranziehung der klei­nen Devisenbestände aufgefüllt werden müßten. Auch auf industriellem Gebiet seien noch wei­tere Anforderungen zu erwarten, da zur Durch­führung der Exportaufträge zahlreiche, heute schon vorhandene Engpässe etwa bei den Ne­id eiallen zu überwinden seien.

Engherzigkeit zwingt zur Selbsthilfe

WIEN. Eine Reihe von Messerschmieden und Schleifereien in Oesterreich hat sich mit Nach­druck der Produktion von Stahlwaren zuge­wandt, weil für Importe aus der Bundesrepu­blik nicht genügend Devisen zur Ver­fügung stehen. Dobei ist unsere Solinger Indu-

Noteinfuhrprogramm der Regierung

Landwirtsehalt

Die Hopfenernte

BONN. Mit dem Beginn der Hopfenernte wer­den Braugewerbe und Hopfenhandel den Hop­fenbedarf für das kommende Jahr bei den Er­zeugern eindecken. Infolge der Biersteuersen­kung ist bei der deutschen Brauindustrie in die­sem Jahr ein erhöhter Bedarf an Hopfen zu erwarten. Erhöhte Preise, wie sie im vergan­genen Jahr infolge eines gewissen Mißverhält­nisses zwischen Angebot und Nachfrage leider zu verzeichnen waren, dienen weder dem Brau­gewerbe noch der Exportwirtschatt. Das Ernäh­rungsministerium wird daher die Preisbildung für Hopfen am Inlandsmarkt aufmerksam ver­folgen; es erwartet von allen beteiligten Krei­sen die notwendige Disziplin.

Nach einer von der Hopfenernte-Schätzungs­kommission des Landes Württemberg-Hohenzol- lem gemeinsam mit der Schätzungskommission des bayrischen Landwirtschaftsministeriums am 14. und 15. August vorgenommenen Schätzung der Ernte im Tettnanger Frühhopfen-Anbauge- biet ist dort mit einer Ernte von 10 000 bis 10 500 Zentner Hopfen zu rechnen. (Im Vorjahr 7000 Zentner.) Die Schätzung der bayrischen Anbau­gebiete Hallertau. Jura, Spalt und Hersbrucker- Gebirge wird in der Zeit vom 23. bis 26. Au­gust erfolgen, die Schätzung des Späthopfenge­bietes von Rottenburg, Herrenberg und Wen­derstadt ab 29. August. Das gesamte Schäzungs-

die reichliche Futtersituation eine weitere Er­höhung der Aufzucht und Fütterung gestattet. Die Zahl der Rinder liegt um einige 15 Prozent höher als beim Ausbruch des 2. Weltkrieges. Es ist mit einer beträchtlichen Zunahme von bes­serem Rind- und Schweinefleisch für das letzte Quartal 1950 auf dem Markt zu rechnen.

Dank einer 30prozentigen Erhöhung des Soja- bohnen-Anbaues, ermuntert durch die anziehen­den Preise im Frühjahr, wird mit einer wei­teren Zunahme der Fettproduktion zu rechnen sein, und zwar mit einer Rekordversorgung, in heimischen Nahrungsfetten und -ölen im kom­menden Jahr.

Die Weiden liefern reichliches Eutter und mit reichlicher Heuernte ergibt sich die Aussicht auf eine Milchproduktion in Rekordhöhe. Die Re­gierung nimmt große Mengen an Butter, Käse und Trockenmilch vom Markt, um die Milch­preise hoch zu halten.

Die Dinge liegen so, daß nicht nur der Absatz von Ueberschüssen in Milchprodukten, sondern auch in Eiern, Oelsaaten und Kartoffeln proble­matisch ist. Obwohl der Kartoffelanbau in die­sem Jahr der geringste seit 1876 war, dürfte die Ernte immer noch um 60 Mill. Busheis über dem heimischen Bedarf liegen. Die Eierproduk­tion liegt sogar über dem Höchststand der Kriegszeit, wid die Eierpreise sind gefallen trotz Verwendung für Eipulver.

strie in Normal- wie auch in Spitzenqualitäten leistungsfähig und auch nicht übermäßig beschäf­tigt. Andererseits haben alle Bemühungen der westdeutschen Oeffentlichkeit immer noch nicht zu einem wirklich ausreichenden Reiseabkommen geführt, und es wäre doch so einfach: Solinger Stahlwaren gegen Urlaubsreisen nach Oesterreich.

Die Wollpreise steigen

KAPSTADT. Die wachsende Nachfrage nach Wolle für Uniformen hat die Wollpreise auf dem südafrikanischen Markt erheblich ansteigen lassen. Südafrikanische Farmer verlangen in die­sem Jahr 91,5 Pence je Pfund Rohwolle erster Qualität gegenüber nur 47,5 Pence im Vorjahr.

Biersteuersenkung endgültig ab 1. September

FRANKFURT. Das Gesetz zur Senkung der Biersteuer ist nach Zustimmung der Alliierten Hohen Kommission am 18. August verkündet morden. Es tritt nach Ablauf der 14tägigen Frist nunmehr endgültig am 1. September 1950 in Kraft.

Stahlproduktion über Il.l-Mill.-t-Grenze

BONN. Die Stahlproduktion der Bundesrepu­blik hat die ll,l-Mill.-t-Grenze für das laufende Geschäftsjahr, das am 1. Oktober 1950 schließt, bereits geringfügig überschritten. Es sind aber in den letzten Tagen weitere amerikanische Auf­träge eingegangen; sie können nicht erfüllt wer­den, wenn die Produktionsgrenze nicht schnell­stens erhöht wird.

Zahnradfabrik Friedrichshafen in neuem Besitz

FRIEDRICHSHAFEN. Die Aktien der Zahn­radfabrik Friedrichshafen sind nach langwieri­gen Verhandlungen mit 89,9 Prozent in den Be­sitz der Stadt Friedrichshafen (Zeppelin-Stif­tung) übergegangen. Hauptaktionär war bisher die Luftschiffbau-GmbH, mit 82,47 Prozent; sie befindet sich seit 1946 in Liquidation.

ergebnis dürfte demnach erst Ende August vor­liegen. Nach anfänglich unregelmäßiger Ent­wicklung infolge der tropischen Hitze in den Monaten Juni und Juli haben die reichlicheren Niederschläge seit Anfang August noch eine wesentliche Besserung herbeigeführt.

Aus dem Tettnanger Gebiet wird gemeldet, daß dort bereits 200 Aufkäufer tätig sind. Die Nachfrage übersteige die Erzeugung tun das Doppelte, aber der Hopfenbauer so wurde auf einer Versammlung des 12 000 Mitglieder zäh­lenden Tettnanger Hopfenpflanzerverbandes fest­gestellt lege keinen Wert auf Spekulation.

Gute Getreideernte auf der Alb

TÜBINGEN. Nach dem letzten Saatenstands­bericht fällt die Getreideernte auf der schwäbi­schen Alb im allgemeinen gut aus. Wegen der vorhergegangenen Trockenheit sind Hafer und Gerste sehr kurz geblieben, so daß der Stroh­ertrag gering ist. Bei den Hackfrüchten liegen die Noten der Sachverständigen über den vor­jährigen. Vor allem wird es eine gute Kartof­felernte geben. Die Oelfruchternte in Württem- berg-Hohenzollern wird etwas niedriger aus- 1allen als im vergangenen Jahr, da die Anbau­flächen mit Ausnahme von Winterraps zurück­gegangen sind.

Alliierte Militärsachverständige (ebenso Lid- del Hard, der bekannte englische Militärkri­tiker) sind der Ansicht, 2030 Divisionen reichten aus, um für die Heranziehung weite­rer Streitkräfte die nötige Zeit zu gewinnen, vorausgesetzt, daß diese Divisionen schwer bewaffnet und sehr schnell sind. Wo sind aber diese Divisionen, wo sind ihre Waffen, wer soll ihre Führung übernehmen?

Die Vorgänge in Korea haben die wunde Stelle Europas deutlich aufgezeigt. Bisher ist für nichts gesorgt. Es besteht nicht einmal ein umfassender Verteidigungsplan. An Men­schen mangelt es nicht, aber es fehlt an Ma­terial, Dies ist uns in genügendem Umfange in Aussicht gestellt worden bis 1953. Haben wir noch soviel Zeit? Auch Korea ist geholfen worden, aber spät, vielleicht zu spät. Gerade die Ereignisse dort haben uns gezeigt, daß die Art von Garantie, die uns in Aussicht gestellt worden ist, von zweifelhaftem Wert sein kann, Korea, so sollte man annehmen dürfen, sollte der Welt vor Augen geführt ha­ben, daß eine in wenigen Tagen oder Wo­chen verfügbare Verteidigungsorganisation weit wertvoller ist als eine möglicher­weise wirksamere, die erst in zwei, drei oder vier Jahren funktioniert. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in der guten Hoff­nung zu leben, daß nichts passiert. Und dies, obwohl die Gefahr einer kriegerischen Ver­wicklung Europas unbestreitbar geworden ist. Wer mit der Zeit rechnet, nimmt eine große Verantwortung auf sich. Es ist die erste Phase des Krieges, die uns Westeuropäer inter­essiert.

£i höhte Treibstoffproduktion genehmigt

GELSENKIRCHEN. Das alliierte Sicher­heitsamt hat dem Hydrierwerk Gelsenberg-Ben- zin AG. in Gelsenkirchen die Erlaubnis erteilt, ab sofort die Produktion von Treibstoff von 300 000 t auf 550 000 t jährlich zu erhöhen. Das Unternehmen hat seit Erteilung der Produktions­erlaubnis im Februar 1950 bisher 145 000 t Treib­stoff durch Destillation und Hydrierung von Roh­öl gewonnen. Dem zweiten großen westdeut­schen Treibstoffwerk Union Rheinische Braun­kohle-Kraftstoff AG. in Wesseling bei Köln ist ebenfalls eine Produktionserweiterung genehmigt worden, nach der die Herstellung von Treibstoff auf 500600 000 t jährlich gesteigert werden kann.

Die bessere Kapazitätsausnutzung der beiden Kraftstoffwerke wird eine erhebliche Devisen­ersparnis für die Bundesrepublik mit sich brin­gen. Man bemüht sich nun noch um die Ein­schaltung der noch stilllegcnden westdeutschen HydrierwerkeScholven undRuhroel in den Produktionsprozeß, um die volle Hydrierkapazität der Bundesrepublik wieder ausnutzen und den deutschen Markt reichlicher mit Treibstoff ver­sorgen zu können.

Neues Lohn- und Tarifabkommen für die bei den Besatzungsmächten Beschäftigten

TÜBINGEN. Am 18. Juli 1950 wurde in Bonn zwischen dem Bundesflnanzministerium und den Vertretern der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und anderer Berufs­genossenschaften ein neuer Tarifvertrag für alie Beschäftigten bei den Dienststellen der Besat­zungsmacht abgeschlossen. Rund 500 000 Arbeit­nehmer im ganzen Bundesgebiet werden davon betroffen. Das Vertragswerk regelt Löhne, Ur­laub, Arbeitszeit, Zulagen usw. für alle Gruppen und Sparten von Arbeitern und Angestellten ein­schließlich der Lehrer, Musiker, Feuerwehr, Kraft­fahrer, Aerzte usw. Die arbeitsrechtlichen Folgen aus dem Arbeitsverhältnis übernimmt für die Arbeitnehmer die Bundesrepublik Deutschland. Die Gewerkschaft öffentliche Dienste verweist auf die am Montag, dem 28. August 1950, in der Gaststätte zur Bavaria in Tübingen um 20 Uhr stattfindende Versammlung.

Deutsche Angestelltengewerkschaft kündigt Tarifverträge

REUTLINGEN. Die Tarifkommissionen der Deutschen Angestelltengewerkschaft, Landesver­band Württemberg-Baden, haben beschlossen, die Tarifverträge unter 'Einhaltung der Vertrags­fristen zu kündigen. Dazu bestimmte sie die Tatsache, daß die Tarifgehälter der Angestellten schon bisher nicht den Lebenshaltungskosten ent­sprechen und nur unzulänglich erhöht worden sind. Die inzwischen eingetretenen Preissteige­rungen schmälern die Kaufkraft der Angestellten noch mehr; auch sind weitere Preissteigerungen zu erwarten.

Ab 1. Oktober voller Angestelitenversicherungs- beitrag für das Handwerk

REUTLINGEN. Die Bundesregierung hat mit Zustimmung der Landesregierung verordnet, daß das Sozialversicherungs - Anpassungsgesetz des Landes Württemberg - Hohenzollern (nach dem Handwerker Beiträge zur Angestelltenversiche­rung bis Klasse VII in einer um zwei Klassen niedrigeren Beitragsklasse entrichten konnten) nur noch bis zum 31. Dezember 1950 anzuwenden ist. Dies bedeutet nach Mitteilung der i Hand­werkskammer, daß die selbständigen Hand­werker, soweit sie Beiträge zur Angestelltenver­sicherung entrichten, für die Zeit nach dem 30. September 1950 Versicherungsbeiträge in der Klasse zu entrichten haben, die ihrem tatsäch­lichen Gesamteinkommen entspricht. Bis zum 31. 12. 1950 besteht die Möglichkeit, für Beitrags­zeiten, die vor dem 1. Oktober 1950 liegen, Bei­träge nach der Württemberg - hohenzollerischen Sonderregelung zu entrichten.

Meldung von Werkzeugmaschinen

REUTLINGEN. Nach Artikel 5 der Durchfüh­rungsverordnung Nr, 3 zum Gesetz Nr. 24 der alliierten Hohen Kommission ist für den 1. August jeden Jahres die Meldung gewisser Werkzeug­maschinen vorgeschrieben. Die Handwerkskam­mer Reutlingen fordert alle Besitzer von Werk­zeugmaschinen auf, ihre Meldepflicht an Hand der Gesetzestexte zu überprüfen. Nachdem bei diesen Werkzeugmaschinen verhältnismäßig große Mindestabmessungen im Gesetz genannt sind,

dürften nach Ansicht des Wirtschaftsministeriums Tübingen nur wenige Handwerksbetriebe melde­pflichtig sein. Nähere Auskunft erteilt das Wirt- schaftsmlnisterium, Telefon 2007 und 2008. Dipl.-

Ing. Lange.

Für gleichrangige Behandlung der Währungs­schäden

METZINGEN. Der Zentralverband der Flie­gergeschädigten und Währungsgeschädigten hat in einem Schreiben an die Hohen Kommissare unter Betonung ihrer Verantwortlichkeit für die Aus­wirkungen der Währungsreform Maßnahmen ge­fordert, die eine gleichrangige und gleichzeitige Behandlung der Währungsschäden mit den Sach­schäden im endgültigen Lastenausgleich sicher- steilen.