6, Jahrgang
Die Sefeftunbe
Das oeclocena ßer^
Von Georg Büsing
Wir saßen nebeneinander im Büro. Seit sechs Jahren. Er sprach wenig. Was er außer der Bürozeit trieb, wußte keiner. Pünktlich um halb neun schloß er seinen Schreibtisch auf, pünktlich fünf Uhr fünfzehn verließ er das Tor der Fabrik. Er war immer peinlich sauber gekleidet. Nicht zu 'modern, aber auch nie altmodisch. Alles an ihm war korrekt. Er sprach oder tat nie etwas, was nicht in den Rahmen des Ueblichen gepaßt hätte. Das einzige Auffallende an Buchhalter Meier war seine Schlipsnadel. An der Nadel saß ein großer roter Stein in der Form eines Her-
iHiiitMmimimimiiiMmimiiiiMimiMMiimmiiMtHimiiiimiiimiiimiiiiHiMMmiiimtMnmui
Mittag in einem schwäbischen Städtchen
Der Lärm, erstarb (er war nicht groß)
Und nun ist wirklich nichts mehr los.
Der Rathausbrunnen plätschert fein.
Er schläft wohl auch .. bald ... ein..,
Der Herr Katastersekretär Kommt würdevoll des Wegs daher.
(Ich denk’: er ist’s — er geht, potz Blitz,
So sehr... gemess'nen. . Schritts...!)
Vom alten Graben kräht ein Hahn —
paar mal wie im Selbstgespräch vor sich hin, setzte sich, und der Fall schien erledigt. Pünktlich fünf Uhr fünfzehn verließ er das Tor.
Am anderen Morgen kam Buchhalter Meier eine halbe Stunde zu spät. Er hatte sich nicht rasiert. Sein Kragen war fleckig. Er roch nach Alkohol und schloß erst nach einer halben Stunde seinen Schreibtisch auf. Er starrte den ganzen Tag vor sich hin und schrieb nicht eine Zahl! Um vier Uhr ging er einfach. Eine ganze Stunde vor Büroschluß! Es war eine Sensation! Das ganze Kontorpersonal schüttelte den Kopf. Abends hatte ich in der Vorstadt zu tun. Nachdem meine Geschäfte erledigt waren, trat ich noch in eine Wirtschaft ein. Es war nur ein Gast da. Er saß in der Ecke des dämmrigen Raumes und hatte ein halbleeres Glas vor sich. Ich erkannte ihn sofort. Es war Meier.
Ich setzte mich zu ihm. Er war noch immer unrasiert und schien viel getrunken zu haben. Er stierte mich eine Weile an und sagte dann:
„Meine Mutter ist gestern vor sechs Jahren tödlich verunglückt...“ Dabei versuchte er ein entschuldigendes Lächeln.
Ich nickte nur und wartete. Meier hielt den Kopf gesenkt und seine Hände zitterten. Erst nach langem Schweigen sprach er weiter: „Gleich 1939 wurde ich Soldat. Vier Jahre lang kam ich nicht nach Hause. Immer mußte mein Urlaub verschoben werden. Vier Jahre lang sah ich meine Mutter nicht. Dann aber kam der Tag. Wegen einer Verwundung wurde ich entlassen und kam zu Ihnen ins Büro. Gerade an meinem Geburtstag erreichte ich die Heimatstadt. Ich hatte meiner Mutter geschrieben, sie möge mich abholen. Sie war nicht da. Ich wartete eine halbe Stunde. Jemand rief dann meinen Namen und führte mich in den Gepäckraum. Dort lag meine Mutter auf der Bahre...“
„Wissen Sie, Herr Kollege, sie hat in der Eile nicht auf den Fahrdamm geachtet und ist von einem Lastwagen erfaßt worden. Ihre rechte Hand hielt ein kleines Päckchen umschlossen. Es war ihr Geschenk zu meinem Geburtstag. Den Inhalt kennen Sie, Herr Kollege. Ich habe ihn gestern im Büro verloren _“
Das 2 KeDail!on
Von Katharina Langen
Ist s Langerweil, ist’s Liebeswahn?
Aus einem Fenster tönt heraus Gedämpft... Musik... von Strauß ..,
Sonst aber ist es völlig still:
Ein Richter-Bild, ein Schwind-ldyll.
Nach Blüten riecht’s, nach Holderstrauch — Und landwirt... schaftlich ... auch ...
Des Städtchens Namen sag’ ich nicht —
Ein Wanderer schrieb dies Gedicht.
Er saß im „Hirsch“ beim SchÖpple Wein Und nickte ■ . . selber ... ein ...
WENDELIN ÜBERZWERCH
iHiimmiiiHwiitiiii hihi iiniiiii"ii iiiiiitiimi ii iiiih ii iiiiiiiiiiiiiiiifitiHiHmiiiiiniijiimHimim
zens. Der Stein war unecht, man sah es auf zehn Meter Entfernung. Vor zwanzig Jahren mochte so etwas in der Mode gewesen sein. Dennoch trug er die Schlipsnadel jeden Tag. Niemand hatte ihn je ohne dieses lächerlich rote Herz gesehen. Man machte sich darüber lustig. Einmal fragte ich ihn, warum er denn dieses vorsintflutliche Ding ewig trüge? Er sah mich nur an und gab keine Antwort. Aber dieser stumme Blick war so, daß ich es nie wieder wagte, über das rote Herz ein Wort zu sprechen.
So ging sechs Jahre lang alles seinen abgezirkelten Gang. Bis kürzlich eine Störung eintrat. Im Büro begann es. Buchhalter Meier stand mitten in der Arbeitszeit von seinem Platz auf, wühlte nervös auf dem Schreibtisch, suchte ringsum den Fußboden ab, kehrte den Stuhl über Kopf, sah mich dann mit großen Augen an und sagte tonlos: „Meine Schlipsnadel ist fort... !“
„Ich werde suchen helfen“, antwortete ich leise und erhob mich. Aber auch zu zweien war von der Schlipsnadel keine Spur zu entdecken. Ein anderer Kollege war aufmerksam geworden: „Freuen Sie sich, daß Sie das alte Möbel los sind!“ sagte er und lachte. Meier stand einen Augenblick starr, nickte dann ein
Sie haben es mir zum Geburtstag geschenkt. Es ».amini von einer Großtante, und sie hatten ein furchtbares Getue, daß ich es bekam. Mir liegt gar nichts daran. Es ist ein hübsches goldenes Medaillon mit einer Perle in der Mitte, das an einer zarten goldenen Kette hängt; man kann es öffnen, und es hat zwei winzige runde Fensterchen auf blauseidenem Grund. Es ist klein und rund und sehr zart. Ich legte es in die Schatulle zu meiner Firmungsuhr. Was soll ich mit einem Medaillon?
Es lag in der Schatulle bis vor acht Tagen, als wir bei Körners eingeladen waren und Mama darauf bestand, ich solle das Medaillon umnehmen. Ich tat ihr den Gefallen. Frau Körner bewunderte es und langte über den Tisch zu mir herüber, um es in die Hand zu nehmen, und Herr Körner fragte mich, ob ich auch jemand drin habe.
„Wozu sollte ich sonst ein Medaillon tragen“, sagte ich spitz und errötete gleich darauf.
Herr Körner hob genüßlich die Brauen und sah mich aus seinen kleinen fetten Augen blinzelnd an.
..Sie hat äuch e ; n~ T ' drin“, sagte meine Schwester und stieß kichernd meine Mutter an.
„Bäh!“ sagte ich. Ich hätte sie umbringen können.
„Wieso?“ fragte Herr Körner, „hat er etwa eine Glatze?“
Ich fühlte einen Augenblick, <iaß mir die Tränen hochstiegen. „Ich verbiete dir ein für allemal“, sagte ich zornig zu meiner Schwester, „daß du dich über ihn lustig machst. Er hat keine Locken. Das fehlte mir noch, Mann mit Locken!“ Ich lachte gereizt und warf einen herausfordernden Blick auf Herrn Körner, dessen Haare gekräuselt sind. Ich redete den ganzen Nachmittag kein Wort mehr.
Ich behielt das Medaillon die Nacht über um und trug es auch am andern Tag. Sie be
merkten es und blickten fragend zuerst einander an, aber dann taten sie überlegen, als seien sie über solche Torheiten längst hinaus, und versuchten mich damit aufzuziehen. Im stillen ärgerten sie sich über mich; sie lauerten beständig um mich herum, ob ich das Medaillon vielleicht einmal abtun und irgendwo liegen lassen würde, aber ich tat es Tag und Nacht nicht ab.
Als ich vor ein paar Tagen durch die Stadt ging und in einem Schaufenster Photographien .von Filmschauspielern sah, kam mir ein Gedanke, Ich kaufte einen eleganten, nicht mehr ganz jungen Mann, einen mir unbekannten Schauspieler mit einem Aristokratengesicht, der mir besonders interessant schien, und schnitt ihm den Kopf ab und so zurecht, daß er in das Medaillon hineinpaßte; dann schnitt ich mir ein paar Haare ab. die in der Farbe den seinen ähnlich sein mochten, und steckte sie in den Deckel. Am andern Morgen ließ ich das Medaillon im Bad liegen.
Nach einer Stunde trat meine Mutter damit zu mir ins Zimmer. „Du hast dein Medaillon liegen lassen“, sagte sie mit ihrer sanftesten Stimme. Sie wartete, bis ich das Buch weglegte, in dem ich gerade las, dann übergab sie mir das Medaillon und sah mich eine Sekunde lang mit einem tiefen, feierlichen Blick an. „Verlier es nicht“, sagte sie.
Ich hätte mich totlachen können. Sie fangen an mich zu respektieren. Sie sind gar nicht mehr ironisch und lassen mir sogar meine Ruhe, wenn ich nicht mit ihnen reden mag; und als heute bei Tisch ein Löffel fehlte, stand meine Schwester auf. um ihn zu holen.
Und ich soll ihnen zuliebe jetzt mit diesem dämlichen Medaillon herumlaufen.
Es wäre gar nicht so dämlich. Es wäre ein ganz hübsches kleines Medaillon, das man schon tragen könnte. Wenn ich nur jemand hineinzutun hätte. Ach — —
3u ©egenfcienften gern bereit
Von Martin Anger
Mr. Ficeburry betrachtete liebevoll den weißen Aschenkegel seiner Brasil. „Wir müssen daran denken, Griffon zu pensionieren!“ sagte er. „Er ist immerhin schon achtundsechzig Jahre alt!“
Mr. Jerram, der Personalchef, zuckte di« Achseln. „Es ist sehr schwer, vollwertigen Ersatz für ihn zu finden. Ich hatte an Cun- ningham gedacht, aber ...“
Mr. Ficeburry zog vorsichtig an seiner Zigarre. „Halten Sie ihn nicht für zuverlässig?“ „Cunninghams Zuverlässigkeit ist nach, wie vor sprichwörtlich, aber er hat in der letzten Zeit Pech gehabt. Erst kam sein Junge «ntei* Auto und lag einige Monate im Hospitol, dann war seine Frau lange krank. Er hat finanzielle Sorgen. Mit der Miete ist er drei Monate im Rückstand.... Gewiß nicht erheblich, aber doch immerhin bedenklich!“
Mr. Jerram erhob sich und ging. Als er in sein Büro eintrat, wartete Cunningham auf ihn. „Ich hätte einmal eine persönliche Bitte, Herr Direktor!“ sagte er. „Wo brennts denn, Cunningham?“ fragte Jerram freundlich. „Nehmen Sie Platz!“
Cunningham setzte sich. „Ich hätte gern eine Stunde frei gehabt!“ sagte er. Jerram legte die Stirn in Falten. Er liebte solche Sonderwünsche nicht. „Ich habe heute morgen eine Brieftasche gefunden“, erklärte Cunningham, „und möchte sie aufs Fundbüro bringen.“ Er zog die Brieftasche aus seinem Rock. Es war eine nicht mehr ganz neue Brieftasche aus rotem Leder. „754 Dollar und 25 Cent sind darin!“ Hinweise auf den Besitzer sind nicht zu finden. Wahrscheinlich gehören sie einem kleinen Geschäftsmann. Ich darf doch für eine Stunde Weggehen?“
Am nächsten Morgen traf er Cunningham auf dem Gang. „Na, Cunningham“, fragte er lächelnd, „hat sich der Verlierer schon gemeldet?“ Cunningham nickte. „Er war gerade auf dem Fundbüro, um den Verlust zu melden. als ich die Brieftasche brachte.“
„Da hat’s wohl ’ne anständige Belohnung gegeben?“ fragte Jerram. Cunningham lachte. „Und ob! Eine Camel hat er mir angeboten, mir dankbar auf die Schulter geklopft und .Zu Gegendiensten gern bereit“! gesagt. ..Sie hätten aber doch die gesetzlich festgelegte Belohnung fordern können!“ meinte der Direktor.
Cunningham sah ihn erstaunt an. „Ich habe die Brieftasche nicht abgegeben, weil ich eine Belohnung haben wollte, sondern weil es sich gehört!“ sagte er und ging.
..Eine anständige Einstellung!“ murmelte Jerram. machte nach ein paar Schritten kehrt und ließ sich bei Mr. Ficeburry melden.
*
Am nächsten Abend feierte Cunningham eine kleine Party. Man wurde ja schließlich nur einmal im Leben Hauptkassierer bei der .Ficeburry Central Bank“! Er hob das Glas und trank Harry Dubster, seinem besten Freunde, zu. „Vielen Dank. Harry, für deine tatkräftige Hilfe.“ Harry lachte und zog eine nicht mehr ganz neue Brieftasche aus rotem Leder aus der Tasche. „Nimm sie schon immer an dich, Jim“, sagte er. „nächsten Monat wird in meiner Bank der Hauptkassierer pensioniert!“
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