Gibt es einen Begabungsschwund!

Wissenschaftler suchen sein Ausmafj / Auch an der Nutjbarmachung der Begabung fehlt es / Von Dr. Gerhard Weise Die Begabung der Jugend gehe unaufhaltsam zurück, hört man allenthalben klagen. An mäßigen Rückgang der Hochbegabten von Jahr

den Leistungen der Schulen erweise es sich und beim Eintritt der Lehrlinge in den Beruf. Ist etwas Wahres daran, oder handelt es sieh bei solchen Behauptungen um die ewige Klage der älteren Generationen über die Jungen, die nicht mehr das leisten, was man selber in der Jugend geleistet? Beeinflussen die Zeitverhältnisse, die Unregelmäßigkeiten des Krieges und seine Nachwirkungen die Leistungen der Jugend, oder liegt jenen Klagen, ein wirklicher Begabungsschwund zugrunde?

Die Wissenschaft hat diese Frage wiederholt zu klären versucht. Für die Eugeniker ist sie eigentlich kein Problem mehr. Sie sind der Ansicht, die Intelligenz müsse, da sie sich seit langem zum Ein- oder Zweikindersystem ent­schlossen habe, während der Kinderreichtum mit der geringeren sozialen Stellung einer Fa­milie zunehme, notwendigerweise mehr und mehr ins Hintertreffen geraten.

Untaugliche Tests

Die Soziologen sind vorsichtiger. Der exakte Nachweis, daß die Kinder 1910 klüger waren als 1950, dürfte ja auch wohl kaum zu erbrin­gen sein. Der Engländer Godfrey Thomp­son hat etwas Derartiges versucht. Er hat 1932 einen großen Teil der schottischen Ju­gend der Elfjährigen getestet und diese Untersuchung 1947 in der Hoffnung wieder­holt, so das Absinken der Begabung feststel­len zu können. Zu seiner und seiner Kollegen Ueberraschung aber ergab sich, daß die Be­gabung der Elfjährigen in diesen 17 Jahren eher etwas gewachsen war. Haben die Eugeniker also unrecht? Wohl kaum! Denn einmal verwandte Thompson 1947 nicht genau die gleichen, sondern verbesserte Teste, weil er die inzwischen auf diesem Gebiet gewon­nenen Erfahrungen nicht außer acht lassen

zu Jahr von 14,3 auf 14,2, auf 11,9, auf 8,4, auf 7,3. einen Rückgang der gut und durchschnitt­lich Begabten von 70,8 auf 67,3 und ein Stei­gen der Minderbegabten von 29,2 auf 32,3 fest.

Noch mehr Spezialisierung?

An einem Begabungsschwund darf bei sol-

schon darum kein Anlaß zum Frohlocken, weil die durch die Schule des Kreuzworträtsels und des Quiz gegangene Jugend von 1947 von vornherein sehr viel mehr darauf gedrillt sei, solche Testaufgaben zu lösen, als die von 1932.

Auch in Deutschland In Deutschland hat Prof. Alwin Huth in

wollte, zum anderen kam er zu der Erkennt­nis, das Ergebnis seiner Untersuchungen sei chen Ergebnissen nicht mehr gezweifelt wer­den. Die bekannte amerikanische Journalistin Dorothy Thompson hat einmal geradezu von einemSelbstmord der Intelligenz gespro­chen. Nach Müllers Ansicht wird die Wirt­schaft, da bei allen qualifizierten Berufen sich mehr und mehr ein Mangel an geeigneten An­wärtern bemerkbar machen werde, gezwungen sein, entweder weitgehend Aufspaltung der München ähnliche Versuche unternommen. Er Berufsleistung, Spezialdressur statt Berufs­unterzog die Ergebnisse von Eignungsprüfun- ausbildung vorzusehen oder aber das über- gen sämtlicher Arbeitsämter Bayerns und der kommene Berufs- und Ausbildungsschema be- Pfalz aus einem Zeitraum von 13 Jahren einer stehen zu lassen und dann allerdings die An­vergleichenden Betrachtung und stellte dabei forderungen in Schule und Lehre nach und fest, daß der Begabungsstand in dieser Zeit nach immer stärker herabzusetzen. Mit einem um 11 Prozent gesunken war. Gegen seine Blick nach Osten meint er sarkastisch, der Untersuchungen ließe sich immerhin einwen-Bedarf an Begabung hänge freilich von der den, daß zu ihnen nicht von Jahr zu Jahr ein gesellschaftlichen .Struktur ab. Für eine Ge- gleicher repräsentativer Teil der Jugend her- Seilschaft, die in demokratisch-liberalen For- angezogen wurde und daher vielleicht eine men ihr Schicksal gestalten wolle, bedeute Auslese im Spiel war. Aber auch Prof. K. V. jeder weitere Rückgang an urteilsselbständi-

Müller in Hannover, unter dessen Leitung fünf aufeinanderfolgende geschlossene Jahr­gänge der niedersächsischen Schuljugend, rund eine Viertelmillion Kinder, auf ihre Begabung hin geprüft wurden, kam zu deprimierenden Ergebnissen. Im Regierungsbezirk Hannover stellte er für diese fünf Jahre einen regel-

Wissenschaftliche Irrtümer

Die saure Mildi schuf nicht das Gewitter und das rote Tuch reizt keinen Stier

Es gibt einige hundert wissenschaftliche Irr­tümer (von den historischen gar nicht zu re­den), die eine Generation der anderen vererbt und die kaum auszurotten sind, weil sie die Herren Geschichten- und Romanschreiber in bester Absicht immer wieder auftischen:

Er sieht blühend aus: also ist er kerngesund!

Diese Folgerung ist falsch. Es gibt Herzlei­dende, die einen besonders rosigen Teint be­sitzen. Auch bei anderen Krankheiten wie Ein rotes Tuch reizt den Stier: Er denkt nicht Gicht > beJ angehenden Nieren- und Leberlei- DemSelbstmord der Intelligenz" tritt also

daran, sich von der roten Farbe beeindrucken oder gar reizen zu lassen. Wenn man ihm aber einen Gegenstand wie etwa einen Mantel oder einen wehenden Stoff vor den Augen herum­fuchtelt, dann wird er unruhig und erregt; nicht anders wie ein Hund, der hinter allem Bewegten (Fahrrädern) her ist.

Gewitter macht Milch sauer: Natürlich, sagt die Hausfrau, jetzt ist die Milchzusammen­gegangen (d. h. sauer geworden), wir haben

ja heute nacht ein Gewitter gehabt- In

Wahrheit hat das Gewitter auf die Milch nicht den geringsten Einfluß; wieso auch? Aber et­was anderes geht in der Regel mit einem Ge­witter einher: die Luft wird wärmer, schwüler vor einem ausbrechenden Gewitter. Und in der warmen Luft gedeihen die Milchsäurebazillen, die aus dem Milchzucker Milchsäure herstei­len, besonders gut. Wenn diese Milchsäure eine gewisse Menge erreicht hat, ist es um die Milch geschehen, sie ist sauer, ob es draußen nun donnert oder blitzt oder ob die Sonne scheint.

Bienen sammeln Blütenhonig: Das würde

hintereinander vom Blitz getroffen werden, wie man das an New Yorker Wolkenkratzern beobachtete.

Kleineharmlose Stubenfliege

Sie kann die gefähilichsten Krankheiten übertragen / Sauberkeit ist der beste Schutz

Die gewöhnliche Stubenfliege ist einer unserer größten Feinde, da sie zahlreiche Infektions­krankheiten überträgt. Fliegen suchen zur Eiab­lage wie auch zur Nahrungsaufnahme häufig Un­rat auf. Durch Kot, Urin, Auswurf, Eiter, durch Blut und Kadaver wird sie ebenso angelockt wie durch Fleisch und Zucker oder durch die schwit­zende Haut des Menschen.

Mit ihrem Körper überträgt sie Bakterien aller Art, ebenso auch Wurmeier, auf unsere Nahrungsmittel oder unmittelbar auf die Schleim­häute, wenn sie sich auf die Lippen oder am Au-

voraussetzen, daß in den Blüten Honig vor- genrand niederzulassen versucht. Vom Kot handen ist. Davon kann aber keine Rede sein.

In den Blüten gibt es nur zuckerhaltige Pflan­zensäfte (Nektar), die von der Biene erst in ihrem Magen, dem Honigmagen, durch einen komplizierten chemischen Prozeß in Honig umgewandelt werden.

Vogel-Strauß-Politik: Viele halten den Vo­gel Strauß für so dumm, daß er im Augen­blick der Gefahr seinen Kopf in den Sand steckt und glaubt, man sähe ihn nicht. Man sollte den Strauß aber nicht mit gewissen

kran­ker Menschen nimmt sie auch Krankheitserreger in ihre Verdauungsorgane auf underbricht sie aus ihrem Kropf wieder oder scheidet sie aus und infiziert so unsere Nahrungsmittel.

Auf der Oberfläche von Fliegen fand man bis zu mehreren Millionen Bakterien. Besonders groß aber ist die Keimzahl im Fliegendarm, dar­unter zahlreiche Krankheitserreger des Men­schen. So wurden Fliegen nach der Aufnahme von Typhusbakterien bis zu 12 Tagen infektiös befunden. Auch gelang es, Typhuskeime von Fliegen zu isolieren, die in Wohnungen an Ty-

Menschen verwechseln, er jedenfalls zieht es phus erkrankter Menschen gefangen wurden.

vor, von seinen langen Beinen Gebrauch zu machen und durchzugehen, wenn ihm Gefahr droht.

Menschenhaar wächst auch nach dem Tode: Es sieht wirklich so aus, als würden Toten die Barthaare nachwachsen. Nach dem For­scher Wilson aber hingegen ist das Länger­werden dieser Haare eine Folge des Zusam­menziehens der Haut nach den Haarwurzeln hin.

Auf dem Lande spielt auch die Stechfliege bei der Verbreitung von Enteritiserkrankungen unter den Haustieren eine wichtige Rolle. Vor allem die verschiedenen Ruhrarten werden nach­weislich durch Fliegen übertragen. Gerade die Abortgrube ist ein bevorzugter Brutplatz der Stubenfliege. Die Sommerdurchfälle der Säug­linge sind zum großen Teil auf Fliegen als Ueberträger zurückzuführen. Selbst Tuberkel­bazillen können durch dieharmlose Stuben­fliege übertragen werden. So wurden in einem

Toll, wie mißtrauisch die Menschen heutzutage sind da ist der Schrank doch tatsächlich abge­schlossen!

gen Begabungen eine tödliche Gefahr.

Wastut derStaat?

Professor Müller hat auch danach gefragt, in welchem Umfange unser Begabungspoten­tial ausgenutzt, ob wirklich allen Begabten die Möglichkeit zur Weiterbildung gegeben wird. Hier ist das deprimierende Ergebnis: Von den 59 031 begabten männlichen Schülern Niedersachsens sind nur 19 v. H.. auf eine höhere Schule gelangt, während 68 v. H. auf den Volksschulen blieben. Die restlichen 13 v. H. besuchten eine Mittelschule. Von den 16 049 unbedingt oberschulfähigen Schülern gelangten nur 32 v. H. auf die höhere Schule, die Volksschule behielt 57 v. H. zurück, die Mittelschule übernahm die restlichen 11 v. H.

den soll das Aussehen alles andere sein als die Unfähigkeit des Staates denn finan- kränklich. zielle Gründe können hier nur zum Teil als

Ein Blitz schlägt nie zweimal an der glei- Entschuldigung dienen an die Seite, die chen Stelle ein? Im Gegenteil, er tut dies mit Begabung seiner Kinder auszuschöpfen und zu Vorliebe. Es gibt erhöhte Gegenstände, die bei fördern in einem Ausmaß, wie man es einem starken Gewitter sechs- bis achtmal heute nicht mehr hätte glauben mögen. Es

gehört zu den dringendsten Aufgaben unserer Staatspolitik, Mittel und Wege zu ersinnen, um hier endlich Wandel zu schaffen.

Krankenhaus, in dem sich Tuberkulöse befan­den, an Fliegen auch diese Bakterien gefunden. Eitererreger aller Art, wie Staphylokokken, Streptokokken und das Bacterium pyocyaneum, der Erreger des blauen, stinkenden Eiters, wer­den nachweislich durch Fliegen verschleppt.

Als wichtigster Verbreiter des Milzbrandes gelten zwar stechende Fliegen, Bremsen und Stechmücken; aber auch die Stubenfliege kann die Milzbrandbazillen rein mechanisch verbrei­ten, in ihren Körper aufnehmen und dann wie­der ausscheiden. Große Milzbrandepidemien un­ter Pferden werden auf die Uebertragung durch die Pferdelausfliege, bei der man den Erreger ebenfalls nachweisen konnte, zurückgeführt.

Ueberblickt man die große Zahl ansteckender Krankheiten, deren Uebertragung durch Flie­gen nachgewiesen oder wahrscheinlich gemacht wurde, so ergibt sich schon hieraus die drin­gende Notwendigkeit, die Fliegenplage zu be­kämpfen. Die Vernichtung der Fliegen hat nicht nur eine hygienische, sondern zugleich auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. Es stehen hier­zu vor allem die modernenKontaktinsektizide" zur Verfügung, die als Stäube-, Spritz-, Verneb- lungs- und Räuchermittel, abe^],tuch beigemischt zu Wandanstrichfarben verwendet werden. Sie führen, wenn die Insekten mit ihnen in Berüh­rung kommen, in kurzer Zeit zum Tode der Tie­re, sind aber für Menschen und Haustiere unge­fährlich.

Viel wesentlicher ist es aber, den Fliegen keine Brutmöglichkeit zu bieten: Schnelle Beseitigung der Haus- und Küchenabfälle und entsprechende Reinhaltung von Aborten, Stalhmgen, Vorrats- räumen sind hier zwar nicht das modernste, wohl aber das beste und einfachste Mittel. B. S.

Nehmen Sie's ernst?

Ihr Horoskop

Vom 20. bis 26. August Widder (21. 3. 20. 4.)

Die finanziellen Verzögerungen sollten Sie nicht beeinträchtigen.

Es geht im Leben oft langsamer als man es sich wünscht. Ihre ausdauernde Arbeit bringt Ihnen mehr Gewinn.

Stier (21. 4. 20. 5.)

Beweisen Sie Ihren Willen durch |_. , die Tat, scheuen Sie keine An- ^ strengung. Der Erfolg bleibt dann nicht aus.

Zwillinge (21. 5. 21. 6.)

Sie können Jetzt an eine Verän­derung denken, wenn Sie die sich bietenden Möglichkeiten auszu­nutzen wissen. Dabei wird man Ihnen schon behilflich sein.

Krebs (22. 6. 23. 7.)

Streit und Konflikte sind uner­freuliche Dinge, denen man aus dem Wege gehen sollte. Oft löst sich eine Schwierigkeit von selbst.

Löwe (24. 7. 23. 8.)

Bleiben Sie auf ihrem Weg, auch wenn der Alltag Unannehmlich­keiten bringt. So etwas geht vor­über und ist nicht tragisch zu nehmen.

Jungfrau (24. 8. 23. 9.)

Die Schwankungen sollten Sie nicht beirren, der Erfolg liegt in der Beständigkeit. Wenn man sich in die Abhängigkeit von an­deren Menschen bringt, hat man nichts Gutes zu erwarten.

Waage (24. 9. 23. 10.)

Sie sollten jetzt kleinere Reisen unternehmen, es läuft alles ruhig ln seinen Bahnen. Lassen Sie sich nicht dadurch stören, daß Ihre finanzielle Erwartung keinen vollen Erfolg bringt.

Skorpion (24. 10. 22. 11.)

Die Verzögerung Ihrer finanziel­len Angelegenheiten darf Sie nicht betrüben, denn Sie haben dafür in Ihren privaten mehr Glück.

Schütze (23. 11. 22. 12.)

Wenn Sie kompromißlos auf Ih­rem Standpunkt verharren, kön­nen Sie keinen Erfolg erwarten.

Mit einiger Biegsamkeit ist oft eine Härte zu umgehen.

Steinbock (23. 12. 21. 1.)

Es läuft alles wunschgemäß Wei­ter. Sie müssen aber bei Ihrer Sache bleiben und sich durch nichts abbringen lassen.

Wassermann (22. 1. 19. 2.)

Sie können Ihren Arbeiten in Ruhe nachgehen, doch überstei­gern Sie nicht Ihre Erwartungen.

Reifliche Ueberlegung des Vor­habens ist von Vorteil.

Fische (20. 2. 20. 3 ).

Vorsicht bei Geldsachen, geben, -

Sie keine Zusagen. Verwenden Sie Ihre Zeit für andere Dinge, KjfACS denn etwas Neues zu beginnen, ist jetzt nicht ratsam.

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SONNTAGS-ZEITUNG 1 * Herausgeber: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Mül­ler und Karl Kim in der Schwäbischen Verlags­gesellschaft m. b. H. Redaktion und Verlag. Tübingen. Uhlandstraße 2. Telefon 2141

Druck: Tübinger Chronik, Druckerei und Verlags­genossenschaft eGmbH Tübingen

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, auch wenn Rückporto beiliegt, wird keine Gewähr übernommen.

Der schlaue Affe

Stop*en» Augen werden groß. Doch, ei ist ein Affe bloß.

Stopsen springt, er will ihn fangen, Schnell ihm nach ins Baumloch rein, Schimpanse ist schon längst entgangen,s Aeffchen lacht schon obendrein.

Der Ausgang ist für Stops zu klein. Am Eingang schichtets Aeffle Stein,

Der Rückzug ist nun Stops verbaut, voll Stolz der Aff sein Werk beschaut.

Moral: Sei naseweis nicht jederzeit, / Befreiung ist oftmals noch weit.