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S 20 11. n. Trin.

M 21 Franziska D 22 Symphorian M 23 Philipp D 24 Bartholom.

F 25 Ludwig S 26 Samuel, Zeph.

Nr. 34 / 2. JAHR / 2 0. AUGUST 1950

ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT

EINMAL WIEDER KIND SEIN

Glückliche Kindheit schon wieder bedroht vom Streit der Großen Aufnahme.- Näher

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An einem Bauerngarten

Rote Flämmchen lecken Um die Bohnenstangen,

Tief in Blattverstecken Schlafen Gurkenschlangen.

Zaun über schlagen Stachlige Beerenäste,

Ohne zu fragen Naschen da Himmelsgäste.

ln der Mitte Leuchtet das Röslein rot Wie eine Bitte Um Liebe und Liebestod.

GEORG SCHWARZ

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Heidts Wunderland

Von Brigitte Diener

Der Garten ist für sie der schönste Fleck Erde, den sie kennt. Er ist viel, viel größer als das kleine umrankte Häuschen, in dem Heidi mit ihren Eltern wohnt. Ganz hinten am Zaun stehen ein paar alte, hohe Tannen. Im Birnbaum hat ein Buntspecht seine Woh­nung und in den dichten Hecken sind die Ne­ster vieler Singvögel. Zu den Rotschwänzchen kann sie sogar hineinsehen und mit viel Ge­duld wartet sie, bis endlich aus den kleinen Eiern die Jungen ausgeschlüpft sind. Rings um den Wassertümpel, der zwischen Büschen und hohem Schilf versteckt liegt, blühen gelbe Lilien. Dort haust seit vielen Jahren Rina, die alte Teichschildkröte. Behaglich sonnt sie sich den Sommer über auf dem Floß, das ei­gens für sie hineingesetzt wurde, und die Frösche halten hier ihren Wettstreit im Qua­ken.

An einem sonnigen Sommermorgen bum­melte Heidi vergnügt durch den Garten. Sie sollte für die Mutter Salat und Küchenkräu­ter holen.Gar so eilig wirds schon nicht sein, dachte Heidi und schüttelte zuerst aus einer Rose die Tautropfen. Dann mußte sie der Biene zusehen, die sich plagte, in das Lö­wenmäulchen zu kommen bis schließlich zwei Schmetterlinge vor ihr hergaukelten und sie im Spiel mit ihnen eh sie sichs versah doch am Salatbeet war.

Schon wollte sie den ersten Salatkopf an­packen da entdeckte sie ein Schneckenhaus. Es lag nicht wie sonst die leeren mit derTür nach oben, sondern das spitze Dach ragte in die Höhe. Sonst war nichts zu sehen. Vorsich­tig probierte Heidi, oh es vielleicht doch leer sei, doch als sie Widerstand spürte, ließ sie gleich nach. Aber ihre Neugierde ließ ihr keine Ruhe. Langsam hob sie mit ihren kleinen Händen die Schnecke an. Was sah sie da! Eine kleine Mulde, viel tiefer als die Schnecke groß war, beinahe so tief, wie Heidis Händ­chen lang. Und darin? Viele, viele weiße Ku­geln, fast so groß wie Erbsen. Bis zwanzig reichte Heidis Zählkunst, aber es waren noch viel mehr! Jetzt wollte sie die Schnecke, die sie an den Rand der Vertiefungversetzt hatte, wieder in ihre ursprüngliche Stellung befördern, da sah sie, daß sie ihre Fühler wie­der ausgestreckt hatte und was war das bloß? Da kullerte aus ihrem Kopf wieder eine weiße Erbse! Schnell setzte sie die Schnecke wieder zurecht und rannte los.

Als sie Mutter ihre Entdeckung berichtet hatte, erfuhr sie von ihr, daß sie die Schnecke gestört hatte beim Eierlegen und daß diese wirklich aus einer Oeffnung hinter dem Kopf heraustreten.Und das Loch in der Erde, Mutter? fragte Heidi noch.Das hat sie sich

Einmal wieder Kind sein dürfen, Schultag voller Lust und Qual,

Süße Suppe, Grießbrei schlürfen, Kinderfest im Ahnensaal.

Schreien, toben, lachen, weinen, Püffe und Grimassen ziehn, Hopsspiel auf den Quadersteinen, Schorf auf den geschundnen Knien.

zuerst selber '^graben mit ihrem Fuß und wenn sie fertig ist mit dem Legen, scharrt sie es wieder zu. Wie wärs, wenn du dir gleich die Stelle bezeichnest? Du kannst dann immer wieder vorsichtig nachsehen und bald wirst du die zarten, durchsichtigen Jungen finden, die die Sonne in der warmen Erde ausgebrü­tet hat.

Nicht ins Bettchen gehen wollen,

Tag für Tag wird es so spät,

Endlich nützt kein Betteln, Schmollen; Küßchen, Küßchen, Nachtgebet.

Mutter bleibt noch eine Weile,

Ihre Hand ist lieb und weich,

Zärtlich sagt sie:heile, heile",

Böse Wunde heilt sogleich.

RENATE

mein eigenes Leben in sich hineinsaugt. Dann stehe ich wohl ratlos am Fenster und weiß nicht, was ich dazu sagen soll und ich frage die Bäume und die Sterne, was sie denn dazu meinen frage und ringe vielleicht sogar die Hände vor unglücklicher Liebe zu Peter, wende mich zu ihm um und will nun auch ihn fra­gen, da sperrt er sein rosa Mäulchen gäh­nend auf, kneift die Veilchenaugen wohlig zu, zwitschert mir piepsend seine kleine helle Me­lodie entgegen, und alle Fragen der Welt sind gelöst.

Peter / Von Gerth Faller

..mir.tu. »ihm ...........im..

Die getupfte Bluse

Von Ic mengart Reymer

Frau Jettchen war in der Sofaecke ein we­nig eingenickt. Es war gerade die Stunde nach dem Mittagessen. Jettchen hatte gefühlt, wie eine wohlige, aber bleierne Müdigkeit sich ihrer bemächtigte, ihre Augenlider waren im­mer schwerer geworden, und so war sie schließlich in die Sofaecke und in einen Traum gesunken. In der anderen Ecke lag der kleine zweijährige Otto, die geballten Fäustchen ge­gen die roten Bäckchen gepreßt und schlief gleichfalls.

Friedlich zog der Atem von Mutter und Kind durch den sonnendurchschienenen Raum. Plötzlich landete eine dicke große Fliege hart auf Ottos Näschen, so daß der Kleine erschreckt aufwachte, den Mund zum Weinen verzog, es dann aber unterließ, weil er seine schlafende Mutter in der anderen Sofaecke staunend entdeckte.

Sie lag ganz still, lachte ihn auch nicht an wie sonst, streckte ihm nicht die Arme ent-

HimmimimiiiimmiiimMimMmmMimimimimimMimiimiiiMiiMmiiiiomimmmiumiM

Rein im Wollen, rein im Handeln,

Von der Freud getragen wandeln Und wie Wolken froh im Wind

Von des Himmels goldnen Sternen,

Von der Erde Blumen lernen:

Macht dich reich, o Menschenkind.

MARTIN VOLLMER

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gegen oder rief nach ihm. So etwas kannte Ottchen noch gar nicht von ihr. Mühselig, mit aller Kraft seiner kleinen Gliedmaßen kroch er aus seiner Ecke hervor, klammerte sich an der Tischplatte fest, gelangte bis in die Mitte des Sofas, ohne daß sich die Mutter rührte.

Da flog die Brumme wieder dicht an ihm vorbei und lenkte die Aufmerksamkeit des Kleinen auf sich. Doch da sie gar so schnell das Zimmer durchquerte, vermochten ihr seine Augen nicht zu folgen. Sie blieben an dem Tintenfaß hängen, das auf dem Tisch stand. Nach ihm strebte der kleine Junge und mit geringer Mühe gelang es ihm auch, seinen rosigen Zeigefinger tief hineinzutauchen, um ihn dann staunend zu betrachten. Noch einmal tauchte er ihn ein und noch einmal, und eine jauchzende Freude bemächtigte sich seines kleinen Herzens, die er mitteilen mußte. Er griff mit ungeschickten Händen nach seiner Mutter, daß sie teilnehme an seinem Glück.

Doch die Mutter erwachte nicht, nur ein blauer Fleck blieb von den greifenden Händ­chen auf ihrer weißen Bluse zurück. Auch ihn bestaunte Ottchen sekundenlang und seine fröhlichen Gefühle mehrten sich. Ein förm­licher Rausch ergriff ihn und ließ ihn das Fingerchen immer wieder in die Tinte tau­chen und dunkle Punkte auf die weiße Bluse tupfen.' Eifrig wurde er dabei und zärtlich: Eia, Mama, eia, Mama, jubelte er immer glücklicher bei jedem neuen Punkt, immer eindringlicher, bis seine Mutter endlich doch aus ihren Träumen schrak.

Fassungslos starrte sie ihre punktierte Bluse an, die Ottchen gerade mit einem zärtlichen: Eia, Mama, neu verzierte. Doch nur sekun­denlang währte ihre Versteinerung, dann er­hob sie sich mit einem jähen Ruck und bear­beitete Ottos Kehrseite mit harter Hand.

Brüllend blieb Otto in der Sofaecke, in der sie bisher geschlafen hatte, zurück, während Jettchen hinaushastete, sich ihrer punktierten Bluse zu entledigen. Mit den Tränen ver­mischte er das letzte Blau seines Fingers und verschmierte sich sein kleines, unglückliches Gesicht, bis sein Schmerz von neuem Schlaf bezwungen wurde. Sacht bewegte er das blaue Fingerchen im Traume, flüsterte mit lächeln­den Lippen:Eia, Mama, während ihm eine letzte Träne über das Bäckchen rollte.

Vielleicht das nächstemal

Peter ist sechs Wochen alt und mein erstes Kind. Er hat Haare wie der Weizen so gelb und seine Augen sind wie junge Veilchen. Seine kleinwinzigen Fingernägel aber sind das Schönste an ihm; da er zehn Stück da­von hat, werde ich nie fertig mit Anschauen.

Wenn er weint, muß ich vor Kummer mit­weinen, weil er unglücklich ist. Wenn er fra­gend die Stirn runzelt und mich anschaut, um­arme ich seinen Korb, in dem er liegt. Wenn er gähnt, sein Mäulchen kreisrund aufsperrt und die Augen dabei wohlig zukneift, bedecke ich ihn mit vielen Küssen, bis er mich zornig mit. seinen kleinen Fäusten von sich schiebt.

Ich will ihn gähnend photographieren. Ich will ihm veilchenblaue Schuhe häkeln, die zu seinen Augen passen. Ich will ihn in die Sonne legen und ihn mit Oel eincremen. Mit meiner Seelenruhe ist es vorbei, ich denke nur noch darüber .nach, was ich alles mit ihm tun will; an anderes zu denken, habe ich keine Zeit mehr.

Auch zum Schlafen habe ich keine Zelt mehr. Ich muß seinen Schlaf bewachen und horchen, ob er nicht etwa einen seiner piep­senden Rufe zu mir herüberschickt; er könnte doch vielleicht unbequem liegen oder sich viel­leicht einen Deckenzipfel vor den Mund ge­schoben haben. Ich gehe immer wieder aus meinem Bett und schau ihn an und wickle ihn frisch und wiege ihn auf meinen Armen in neuen Schlaf.

Seinetwegen spreche ich nur noch im Flü­sterton. Seinetwegen gehe ich nur noch auf Fußspitzen herum. Seinetwegen fange ich Flie­gen im Zimmer. Wenn er niest, habe ich Angst um seine Gesundheit und wenn er nicht niest, habe ich Angst davor, daß er morgen oder übermorgen niesen könnte. Was er befiehlt, befolge ich gehorsamst und ich flattere wie eine Schwalbenmutter ruhelos hin und her, um seine vielen Wünsche zu erfüllen.

Manchmal fällt mir auf, daß er mich eigent­lich tyrannisiert und daß er wie ein Vampyr

Kam da im Schwabenland ein neuer Erden­bürger zur Welt. Es war das erste sehnlichst erwartete Kind jungverheirateter Leute. Es sollte, so wünschten sich die Eltern, fürs erste­mal ein Mädchen sein, damit man für die noch nachkommenden schon eine Kindsmagd habe.

Dm Stündlein brachte das Kindlein und es ging alles ln Ordnung. Der kleine Erden­pilger war aber anfänglich wohl nicht ganz einverstanden mit seinem plötzlichen Erschei­nen auf unserem beneidenswerten Planeten, denn er machte ernsthafte Miene, als wollte er alsbald wieder in ein besseres Jenseits zu­rückkehren. Die weise Frau sah besorgt die­sen Umstand und sie ordnete an, daß das Kind sogleich die Nottaufe erhalte. Die be­sorgten jungen Eltern waren damit einver­standen und man schritt zur Nottaufe, welche

die Hebamme vornahm. Das Kind erhielt da­bei den schönen Namen Erika.

Als dann bald darauf die weise Frau das Kindlein behutsam ins Bad legte, fuhr sie plötzlich entsetzt zurück, schreckensbleich rang sie nach Luft und starrte Erika entgei­stert an.

Ha no!, ruft diese dem Papa zu,... jetzt gucket au do na, ha,... des ... des> Mädle ischt jo gar koa Madie,... des isch jo a Bua. Des isch jo gar koa Erika!!! Ja, so ebbes...!

Der junge Vater stellte ebenfalls diese Tat­sache fest und sagte gelassen:Ha no, do ka mer nix macha, no tauft ma halt des Mädle wieder um zue ma Bua, no ischs au wieder recht...,s nächscht Mol wurds no au gwiß a Mädle sei.

Wir alle hoffen es mit ihm. K. K.