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HEIMATBOTE FÜR DEN BEZIRK NAGOLD
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SAMSTAG, 39. JULI 1950 ÜBERPARTEILICHE HEIMATZEITUNG «• JAHRGANG /NR. 116
Sowjetunion beendet Boykott der UN
Ueberraschender Schritt der UdSSR / Rätselraten um die Hintergründe
LAKE SUCCESS. Die Sowjetunion teilte den Vereinten Nationen am Donnerstag mit, daß sie den Boykott der Sitzungen des Sicherheitsrates beende und am 1. August den Vorsitz im Rat übernehme. Der unerwartete Schritt wurde von dem sowjetischen stellvertretenden Außenminister Jakob Malik, der im Januar auch den Auszug der sowjetischen Delegation angeführt hatte, bekanntgegeben. Turnusgemäß fällt Rußland im August der Vorsitz im Sicherheitsrat zu. Malik hat in seiner Mitteilung an den UN-Generalsekretär Trygve Lie gleichzeitig eine Sitzung des Sicherheitsrats für den 1. August einberufen und hinzugefügt, die Tagesordnung werde den UN später zugehen.
Die Sowjetunion war den Sitzungen des Rats aus Protest gegen die Anwesenheit eines Vertreters Nationalchinas ferngeblieben.
Der Entschluß der Sowjetunion hat in den UN wie eine Bombe eingeschlagen und zunächst ein Rätselraten ausgelöst. Die Vermutungen .über die mit der sowjetischen Sinnesänderung möglicherweise verbundenen Absichten konzentrieren sich auf zwei Punkte: Man vermutet, daß die Sowjetunion entweder eine „goldene Gelegenheit sieht, sich im Koreakonflikt als Friedensmacher hinzustellen und dem Sicherheitsrat eine Feuereinstellung in Korea vorzuschlagen, was auf der Linie den zwischen dem indischen Ministerpräsidenten Nehru und Stalin ausgetauschten Botschaften liegen würde, oder daß der Kreml erneut versuchen wird, die nationalchinesische Delegation aus dem Sicherheitsrat herauszumanö- verieren.
Als dritte Möglichkeit wird in Betracht gezogen, daß die Sowjetunion einen Propagandaschlager im Sicherheitsrat starten könnte, indem sie die USA einer Angriffshandlung in Korea beschuldigt und die Forderung erhebt, es solle den Koreanern überlassen bleiben. ihre Angelegenheiten nach eigenem Ermessen zu regeln.
Daneben hält man es auch für möglich, daß die UdSSR endgültig in den Schoß der UN zurückkehrt und eine Entspannung der inter
nationalen Lage eintritt. Man fragt sich allerdings, ob nicht der Sowjetdelegierte sein Vetorecht benutzen wird, um weitere Sicherheitsratsbeschlüsse zur Unterstützung Südkoreas zu verhindern.
Amtliche Kreise in Washington faßten ihren Eindruck in den Sätzen zusammen: „Die Sowjets zogen sich aus dem Sicherheitsrat zurück. Jetzt kommen sie wieder. Das ist ihr gutes Recht. Was sie beabsichtigen, wissen wir nicht. Wir warten den Dienstag (1. August) ab.“ Auch das britische Außenministerium äußerte sich in ähnlichem Sinne.
Washingtoner Regierungskreise sehen in der sowj etischen Entscheidung einen diplomatischen Sieg des Westens.
Diplomatische Kreise Schwedens äußerten am Freitagvormittag; „In diesem Jahr gibt es keinen Krieg mehr.“
[Entsatzangriff der Amerikaner
Nordkoreaner drängen auf Entscheidung
TOKIO. Zum erstenmal seit Ausbruch des Koreakrieges sind am Freitag die amerikanischen Truppen zu einem größeren Gegenangriff angetreten. Unterstützt von Panzern brachen sie in kommunistische Stellungen nordöstlich von Yongdong ein, um zwei amerikanische Kompanien, die seit Tagen eingeschlossen waren, zu entsetzen. Das amerikanische Hauptquartier bezeichnet die Schlacht im Raum von Yongdong—Hwangan als eine der entscheidensten Phasen im Kampfe um Südkorea. Ein Sprecher des Hauptquartiers erklärte, die Kommunisten suchten jetzt „die Entscheidung um jeden Preis“.
Am Donnerstag besetzten nordkoreanische Truppen die Stadt Hadong 120 km vom amerikanischen Versorgungshafen Pusän entfernt, die zeitweise von kleineren amerikanischen Einheiten gehalten worden war.
Dienstverpflichtungen in Belgien
Kampf gegen die Rückkehr König Leopolds geht weiter / 300 000 Streikende
LÜTTICH. Die belgische Regierung hat am Donnerstag mit der Dienstverpflichtung von Schlüsselpersonal in den von den Proteststreiken gegen die Rückkehr König Leopolds betroffenen Kohlen- und Industriegebieten begonnen, nachdem über 300 000 Arbeiter am Donnerstag die Arbeit niedergelegt hatten. Die Dienstverpflichtungen wurden etwa 1000 Per-
Erhard noch einmal davongekommen
Entlassungsantrag der SPD mit 39 Stimmen Mehrheit abgelehnt
BONN. Die SPD-Fraktion des Bundestages forderte am Freitagvormittag zu Beginn der 81. und zugleich letzten Sitzung des Parlaments vor den Ferien — die nächste Sitzung wird am 31. August stattfinden — die Entlassung von Bundeswirtsehaftsminister Prof. Erhard. Anlaß zu diesem Antrag war eine angebliche Aeußerung Erhards, der in München vor einem internationalen Forum den Beschluß des Bundestages über die Fortführung der bisherigen Getreidesubventionen kritisiert und dabei erklärt haben soll, daß hier „wieder einmal Hysteriker als Wirtschaftspolitiker“ am Werk gewesen seien.
Abg. Prof. Karl S c h m i d (SPD) erklärte, der Antrag bedeute nicht, daß man „mit Kanonen auf Spatzen“ schieße. Es müsse sich vielmehr bei Aussprache und Abstimmung zeigen, wie das Haus sich selbst einschätze und ob das Parlament glaube, jemand auf der Regierungsbank dulden zu können, der eine Entscheidung der großen Mehrheit des Hauses öffentlich als „Hysterie“ bezeichne.
Die Regierung habe die Beschlüsse des Parlaments auszuführen. Festzustellen wäre, ob es Aufgabe der Minister sei, Beschlüsse des Parlaments zu zensieren und das Haus zu beschimpfen. Erhards Worte seien keine Entgleisung, sondern Ausdruck einer Gesinnung und politischen Haltung gewesen. Als Erhard an dieser Stelle lächelte, kam es zu erregten Zwischenrufen von links wie „unerhört, schmeißt ihn raus!“
Abg. Schmid schloß, die demokratische Selbstachtung gebiete, den Bundeskanzler aufzufordern, vom Bundespräsidenten die Entlassung des Bundeswirtschaftsministers zu erlangen.
Prof. Erhard erwiderte unter tumultartigen Zwischenrufen der Linken: „Sie wollen einen Mann beseitigen, der Ihnen mit Erfolg Widerstand geleistet hat. das könnte Ihnen so passen.“ Erhard wandte sich dann dagegen, als Vertreter der Bürokratie gebrandmarkt zu werden. Er habe alles getan, um den Ueber- mut der Demokratie zu brechen. Schumacher habe mit dem Ausdruck „Bundeskanzler der Alliierten“ damals eine viel größere Taktlosigkeit begangen als er es getan habe.
Er habe mit seinen Worten weder eine Institution noch eine Fraktion oder Person angesprochen und auch niemand beleidigen wollen.
Abg. Dr. v. Brentano bezeichnete den
Keinen Ueberseeurlaub
HEIDELBERG. Das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Europa gab am Donnerstag bekannt, daß Offiziere und Mannschaften vom 31. August an für die Dauer von 6 Monaten keinen Ueberseeurlaub erhalten würden. Außerdem werde die Dienstzeit im Befehlsbereich des europäischen Hauptquartiers um ein halbes Jahr verlängert.
Die Stärke der amerikanischen Armee wird auf etwa 110 000 Mann geschätzt.
Anlaß zu der Aktion von nachgeordneter Bedeutung, aus dem man nicht eine „Haupt- und Staatsaktion“ machen dürfe. Der Sprecher der FDP, Abg. Euler, mahnte die Regierungsbank, diese Debatte sehr ernst zu nehmen. Den Antrag der SPD halte die FDP jedoch für unangemessen.
Abg. Prof. Schmid stellte dann fest, daß Erhard sich nicht entschuldigt, sondern im Gegenteil seine Aeußerungen aufrechterhalten habe.
Vizekanzler Blücher wies auf die ernste politische Lage der Gegenwart hin und bat darum, gerade heute ängstlicher mit dem Wort umzugehen, als dies in anderen Zeiten der Fall sei.
In der Abstimmung, die durch Hammelsprung vorgenommen wurde, lehnte das Haus den Rücktrittsantrag der SPD mit einer Mehrheit von 39 Stimmen bei 28 Enthaltungen ab.
Einstimmig angenommen wurde ein Antrag, „die Schulspeisung fortzusetzen.
Wie in einem Teil der Ausgabe bereits gemeldet, hob der Bundestag am Donnerstagabend die Immunität des KPEf-Abgeordneten Max R e i m a n n auf, dem vorgeworfen wird, die Verschleppung des KPD-Abgeordneten Kurt Müller mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Ostzone, Walter Ulbricht, verabredet zu haben. In der vorausgegangenen Debatte wurde außerdem der KPD-Bundestagsabgeordnete Walter Fisch nach drei Ordnungsrufen für 30 Sitzungstage ausgeschlossen.
sonen durch die Polizei zugestellt. Nach Angaben eines Gewerkschaftsfunktionärs haben jedoch nur wenige Arbeiter der Dienstverpflichtung Folge geleistet.
Auf der Strecke Brüssel—Charleroi wurde am Donnerstag der Eisenbahnverkehr zeitweilig durch Streikende, die sich auf die Schienen gelegt hatten, unterbrochen. Auf die Strecke Brüssel—Lüttich wurde ein Bombenanschlag verübt. In Lüttich war am Donnerstagvormittag in einzelnen Stadtteilen die Gas-, Elektri- zitäts- und Wasserversorgung unterbrochen.
Mehrere tausend Demonstranten marschierten am Donnerstag in Brüssel vor das Parlamentsgebäude. Außerdem zogen zum erstenmal seit Beginn der Protestmaßnahmen etwa 2000 Demonstranten vor das Schloß des Königs in Lacken. Dabei kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei, Antileo- poldisten und Anhängern des Königs. Demonstranten, die auf den Schloßhof vorgedrungen waren, wurden mit Kolbenschlägen und Hieben mit der Säbelscheide verdrängt. Unter den Demonstranten befand sich auch der frühere Ministerpräsident Paul Henri S p a a k.
Einberufung von 100000
Truman verzichtet auf Kontrollen
WASHINGTON. Das amerikanische Verteidigungsministerium ordnete am Donnerstag die Einberufung von 100 000 Wehrpflichtigen für das Heer in den Monaten September und Oktober an. Bisher war nur die Einberufung von 20 000 Mann im September und 50 000 Mann im Oktober vorgesehen gewesen.
Präsident Truman erklärte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, eine Lohn- und Preiskontrolle sowie eine Kontrolle des Arbeitsmarktes seien im Augenblick in den USA nicht notwendig. Derartige Maßnahmen würden nur bei einer vollen Mobilisierung in Frage kommen. Er hoffe jedoch, daß dies nicht der Fall sein werde.
Truman lehnte es ab, sich auf die Frage, ob die Aufstellung westdeutscher oder japanischer Armeen gegenwärtig erhoben würde, zu antworten. Zurzeit denke er nicht daran, die Atombombe in Korea einzusetzen.
Die Revision des Besa&ungsstatuts
Keine alliierten Einwände gegen Getreidesubventionen
BONN. Die alliierten Hohen Kommissare legten in ihrer Sitzung am Donnerstag den Wortlaut der Antworten auf den Fragebogen der Londoner Studiengruppe zur Revision des Besatzungsstatuts fest, wie aus einem alliierten Kommunique hervorgeht. Die Antworten betreffen Fragen wie die deutschen auswärtigen Beziehungen, den deutschen Außenhandel, die Durchführung der Dekartellisierung in der Industrie und den Finanzorganisationen, die alliierten Vollmachten zur Ablehnung deutscher Gesetze, die Flüchtlingsfrage u. a. m.
Von seiten des amerikanischen Hohen Kommissariats wurde bekannt, daß die alliierte Hohe Kommission keinen Einspruch gegen die von der Bundesregierung beschlossene teilweise Weiterzahlung der Getreidesubventionen zu erheben gedenkt. Eine entsprechende Mitteilung soll in Kürze an die Bundesregierung ergehen.
Die Polizeisachverständigen der alliierten Hohen Kommission setzten am Donnerstag ihre Beratungen über eine Verstärkung der deutschen Polizeieinheiten fort. Aus Teilneh
merkreisen verlautete, daß die Gesamtstärke der Polizei aller Bundesländer um 10 000 bis 15 000 Mann erhöht werden solle. Rund 500 würden nach diesem Plan für die Bundeshauptstadt zur Verfügung stehen.
Eine ..Bundespolizei“ wird jedoch abgelehnt. Im Falle eines „Notstandes“ soll die Bundesregierung über die gesamten Polizeikräfte der Länder verfügen können. .
Audi ein Weg
LONDON. Der ehemalige britische Kabinettssekretär Lord H a n k e y forderte am Donnerstag eine sofortige Amnestie für alle „Kriegsverbrecher“. Wenn man die kommunistische Bedrohung eindämmen wolle, müsse man alle früheren Differenzen begraben und mit den ehemaligen Feinden Freundschaft schließen.
Hankey erklärte, für die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse habe es kein Beispiel in der Geschichte gegeben Zumindest einer der Alliierten habe fast alle Verbrechen begangen, deren der Gegner angeklagt gewesen sei.
Mitbestimmung
JK. Vorgestern hat der Bundestag die Diskussionen über das Mitbestimmungsrecht aufgenommen, wohl der schwierigste Problemkomplex, der sich der Westdeutschen Bundesrepublik seit ihrem Bestehen präsentiert. Verhandlungen auf außerparlamentarischer Ebene gingen seit Monaten voraus. Hattenheim und Maria Laach sind die Stationen dieser Vorverhandlungen. Man hat sich dort wohl ehrlich um eine Angleichung der Interessengegensätze bemüht aber das Kommunique von Maria Laach zeigte bereits dem Skeptiker, daß wenig erreicht worden ist. Die dann zum Wochenbeginn veröffentlichte Erklärung des Vorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, nach der die Gewerkschaften gewillt sind, zur Erreichung der Mitbestimmung der Arbeitnehmer in der Wirtschaft gewerkschaftliche Kampfmittel anzuwenden, hat die letzten Zweifel darüber behoben, daß sich die Meinungen in großer Schärfe gegenüberstehen. Und die Veröffentlichung dieser Erklärung gerade am Vorabend der Bundestagsdebatte läßt darauf schließen, daß im Bundestag um die neue soziale Ordnung der deutschen Wirtschaft mit Leidenschaft und Härte gerungen werden wird.
Insgesamt sind fünf Vorschläge für Mitbestimmung vorhanden. Man verhandelt zwar zunächst nur über die Entwürfe der CDU/CSU und der SPD, doch stehen im Hintergrund der Diskussion noch drei weitere Entwürfe: nämlich ein Vorschlag des Deutschen Gewerkschaftsbundes, ein Vorschlag der. Arbeitgeberseite und schließlich ein Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums, dessen Inhalt allerdings noch nicht bekannt ist. Am ähnlichsten sind sich der Gewerkschaftsvorschlag und der SPD-Vorschlag. SPD und Gewerkschaften fordern die volle Mitbestimmung in sämtlichen Vorgängen durch den Betriebsrat auf sozialer Ebene und auf personellem Gebiet. Der CDU- Entwurf sieht auf sozialer Ebene eine innerund außerbetriebliche Mitwirkung der Arbeitnehmer vor. Am weitesten gehen die Anschauungen auf dem Gebiete des wirtschaftlichen Mitbestimmungsrechtes in den Betrieben auseinander. Erstrebt hier die CDU bei kleineren Betrieben eine Mitberatung und bei Betrieben mit Aufsichtsrätert eine Mitbestimmung durch die Arbeitnehmer, wobei diese an den Aufsichtsräten mit mindestens einem Drittel beteiligt werden sollen, so fordern die Gewerkschaften und damit die SPD Mitberatung in Betrieben von 20 bis 100 Arbeitnehmern. Mitwirkung in Betrieben bis zu 300 Arbeitnehmern und M i t b e s t i m- m u n g in den „paritätisch besetzten Aufsichtsorganen der Großbetriebe mit mehr als 300 Arbeitnehmern.
Die Arbeitgeber haben sich für Mitwirkung in allen sozialen Fragen und Mitbestimmung in solchen Fragen ausgesprochen, die Leben und Gesundheit der Arbeitnehmer berühren. Auf personellem Gebiet sieht der Unternehmervorschlag eine tylit- beratung, und nur bei Kündigungen eine Mitwirkung vor. Auf der wirtschaftlichen Ebene billigt der Unternehmerentwurf für die genannten drei Betriebsstufen eine vierteljährliche Information bei den kleineren Betrieben, eine beratende Mitarbeit des Betriebsrates bei den mittleren und eine Mitwirkung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsorganen — ein Drittel — zu, wobei die Mitwirkung nur durch Betriebsangehörige ausgeübt werden soll. Auch der CDU-Entwurf bestimmt zur Mitwirkung in den Kontrollorganen grundsätzlich Betriebsangehörige. doch sollen die beteiligten Gewerkschaften zwar Vorschlagsrecht haben, indessen aber keine Betriebsfremden delegieren können. Ist also nach den Entwürfen der CDU und der Arbeitgeber das Mitbestimmungsrecht nur durch Betriebsangehörige auszuüben, so verlangt der SPD-Entwurf und mit ihm der Entwurf der Gewerkschaften grundsätzlich die Mitwirkung der Gewerkschaften auch auf innerbetrieblicher Basis. Das ist die Verhandlungssituation an diesem Wochenende.
Die CDU lehnt den SPD-Entwurf ab. weil er — wie ein Sprecher erklärte — „zur Herrschaft der Gewerkschaften über die Wirtschaft führen soll“. Die SPD wiederum bezeichnet den CDU-Entwurf als nicht weitgehend genug und nimmt in Anspruch, die Aufgabe der sozialen Neuordnung sei den Gewerkschaften zugewachsen, die sich nicht danach gedrängt hätten. Die Unternehmer ließen durch ihren Sprecher feststellen, daß eine Aufteilung der Eigentumsrechte für die Gleichberechtigung der Arbeitnehmervertreter mit den Eigentümern nicht in Betracht komme, solange man auf dem Boden einer Eigentumsverfassung stehe, wie sie im Grundgesetz festgelegt sei. Die Anschauungen prallen also heftig aufeinander. So heftig, daß man den Eindruck hat, als hätten die Parteien bei der Formulierung ihrer Vorschläge allseits einen gewissen „Verhandlungsspielraum“ berücksichtigt.
Und hier ist immerhin versöhnlich, daß sich die Standpunkte der Sozialpartner wenigstens auf dem Gebiet der überbetrieblichen Mitbestimmung bereits in den Vorverhandlungen weitgehend angenähert haben. Auch in den anderen Fragen werden und müssen sich Lösungen finden lassen, die den gerechten Ansprüchen aller Beteiligten Rechnung tragen.