6. Jahrgang
Freitag, 28. Juli 1950
Nummer 118
Kann man die Läden am Samstagnachmittag schließen?
Die Stellungnahme der Angestellten-Gewerkschaft zu einem vielerörterten Problem
Die Bezirksleitung Reutlingen der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft bittet uns um Bekanntgabe ihrer Stellungnahme zu der zurzeit heftig diskutierten Frage des Samstag-Frühschlusses im Handelsgewerbe. Da wir die Meinung der Wirtschaft zu dieser Frage bereits erörtert haben (Nr. 62 vom 22. April u. Nr. 108 vom 15. Juli), geben wir nun auch der Arbeitnehmerseite das Wort — ohne selbst noch einmal Stellung zu nehmen. Die Redaktion
„Soviel über dieses Thema geschrieben Auch wird die Frage des Berufsnachwuch- wurde, so notwendig ist es gerade jetzt, über ses viel zu wenig beachtet. Viele tüchtige
die grundsätzlichen Seiten dieses Problems etwas zu sagen.
Warum kämpfen die Handelsangestellten um den Samstag-Frühschluß im Einzelhandel? Genau mit den gleichen Argumenten wie schon vor Jahrzehnten um den Sonntag- Ladenschluß gekämpft wurde! So gut dieser Kampf eines Tages gewonnen wurde, so sicher werden die Handelsangestellten ihren heutigen Kampf um das Wochenende eines schönen Tages gewinnen. Gewinnen deshalb, weil es hier um eine sittliche Idee geht, was auch von den erbittertsten Widersachern nicht bestritten werden kann. Zwei Fragen sind dabei von ausschlaggebender Bedeutung. Einmal die soziale Frage, und die scheint uns die wichtigste zu sein, und zweitens die Frage des Berufsnachwuchses. Die Leistung der Handelsangestellten, welche von früh bis abends hinter dem Ladentisch stehen, wird von den meisten Menschen nicht richtig gewürdigt. Dabei ist noch zu bedenken, daß dieser Beruf zu 80°/o von Frauen, die zum großen Teil noch einen Haushalt zu versorgen haben, ausgeübt wird. So gut wie die Industriearbeiterschaft, die Beamten und die Büroangestellten das Wochenende brauchen zur Erneuerung ihrer körperlichen und geistigen Kräfte, so brauchen auch die Handelsangestellten eine ausreichende Freizeit zur Ausspannung. Die Verkäuferinnen, die dazu noch einen Haushalt und sehr oft noch Kinder zu versorgen haben, müssen unter den heuten Verhältnissen oft den ganzen Sonntag dazu verwenden, um ihren Haushalt in Ordnung zu halten. Dies müssen wir als absolut unsozial bezeichnen, denn das ist Raubbau an der Arbeitskraft einer großen und wertvollen Gruppe von Menschen.
junge Menschen lehnen die Erlernung des Verkäuferberufs aus den angeführten Gründen ab. Genau so werden viele, die den Beruf erlernt haben und sehen, wie ihre Freunde und Freundinnen am Samstagnachmittag alle möglichen sportlichen oder kulturellen Veranstaltungen besuchen können, versuchen, in einen Beruf zu wechseln, der ihnen dies auch ermöglicht. Denen dies gelingt, sind meistens die Wertvolleren. Das kaufende Pu
blikum klagt oft über schlechte Bedienung in den Geschäften, denkt aber nicht darüber nach, daß es selbst durch gedankenloses Eintreten für Offenhalten der Geschäfte am Samstagnachmittag sich mitschuldig gemacht hat an der Verhinderung eines wirklich guten Berufsnachwuchses im Handelsgewerbe.
Und nun zur Kernfrage des ganzen Problems:
Kann man die Läden am Samstagnachmittag schließen? Die Handelsangestellten sagen ja, und zwar nach reiflicher Prüfung nach allen Seiten. Betrachten wir die Sache mal ganz nüchtern von der Käuferseite aus. Wir wissen, daß es eine Gruppe von Käufern gibt die nur Samstagnachmittag Zeit zum Einkäufen haben. Diese Gruppe ist aber viel kleiner, als allgemein angenommen wird. Sie ist nur ein kleiner Prozentsatz der großen
Ein Württemberger wieder Kabinettschef
Die Düsseldorfer lieben Karl Arnold / Süddeutsche Herzlichkeit im Mannesmannhaus
G.F. DÜSSELDORF. Der noch nicht 50jäh- rige Karl Arnold hat allerlei fertiggebracht, seit er von seinem Geburtsort Herrlishöfen bei Biberach wegging. Zum zweitenmal haben die Abgeordneten von Rhein und Ruhr diesen mutigen und scharfsinnigen Mann zum Ministerpräsidenten gewählt.
Wenn an der Ruhr in den Hungerj ähren der Arbeitsfriede gewahrt wurde, wenn den Demontageanordnungen und den belgischen Grenzforderungen so manche Zähne ausgebrochen werden konnten, so ist das auf die Aktivseite des Kontos Karl Arnolds zu setzen. Er ist genug Persönlichkeit gewesen, große Demontagestreiks zu verhindern und doch gleichzeitig in zähem Ringen Werk um Werk zu retten.
Dieser Karl Arnold, der sich nie ziert, daß er armer, rechtschaffener Württemberger Kind ist, der in seinem ganzen Auftreten und auch in seiner Häuslichkeit schlicht und einfach blieb, hat nicht unrecht, wenn er sich als Europäer mit deutscher Staatsangehörigkeit
„Europäische Filmunion“
Ein Weg, der aus der deutschen Filmmisere herausführen könnte
Von Peter Hell-Knapp, Leiter der deutschen Verbindungsstelle der Europäischen Film-Union
Aus dem Ausland, aber auch aus dem Ge- bipt unserer Bundesrepublik kommen Stimmen, die mit einer gewissen Besorgnis behaupten, gewisse Kreise in Deutschland versuchten unser Filmschaffen „nationalistisch“ zu beeinflussen.’ Man muß dieser Behauptung widersprechen, denn man kann mit dem besten Willen keinen neuen deutschen Film finden, auf den diese Beurteilung zutreffen würde. Der Wunsch des breiten Publikums, mehr deutsche und weniger amerikanische Filme zu sehen, ist doch verständlich, ohne daß man deshalb von „Nationalismus“ sprechen müßte.
Auch in filmwirtschaftlicher Beziehung ist dieser Vorwurf unberechtigt. Es ist selbstverständlich, daß deutsche Filmtheater deutsche Filme, soweit sie nicht gerade schlecht sind, vorziehen, um der schwerringenden deutschen Filmwirtschaft, besonders den deutschen Produzenten, zu helfen. Wäre es anders, könnte man ihnen den Vorwurf eines krassen wirtschaftlichen Egoismus nicht ersparen.
Der deutsche Film besitzt nicht mehr die früheren Absatzmärkte. Er kann nur in beschränktem Maße exportiert werden, wobei dieser Export keine großen finanziellen Vorteile bringt, sondern meist nur ein Kompensationsgeschäft darstellt, auf Grund dessen der ausländische Film die sowieso schon überlastete Terminierung in unseren Lichtspieltheatern erschwert und anderen deutschen Filmen die Laufmöglichkeiten beschränkt. Der deutsche Film ist aber mehr denn je darauf angewiesen, innerhalb des deutschen Absatzgebietes gute Laufzeiten und Placierungen zu erhalten, da sonst keine Aussicht besteht, ihn zu amortisieren, also die Herstellung zu finanzieren. Darunter leidet die deutsche Produktion.
Das deutsche Absatzgebiet für den deutschen Film ist wesentlich kleiner geworden. Die Ostzone fällt weg, die Einlaufgelder, also die Summen, die ein Film in Deutschland einbringt, sind geringer, aber die Herstellungskosten für einen guten Film sind dieselben geblieben. Hinzu kommt die Geldknappheit des Publikums, die von den Theatern auch nicht durch Senkung des Eintrittgeldes ausgeglichen werden kann.
Hier beginnen die europäischen Gedanken deutscher Filmkreise. Und nicht nur der Deutschen, auch der Franzosen, Italiener, Schweizer usw., denn die Lage ist in Ihren Ländern der unsrigen nicht ungleich. Die Lösung der deutschen Filmwirtschaftskrise kann nicht durch Maßnahmen gegen den ausländischen Film gefunden werden, sondern nur in Ge
meinschaft m i t dem außerdeutschen und besonders dem europäischen Filmschaffen.
Die europäische Aufgabe des Films muß in jedem Land erkannt werden. Sie fordert eine Zurückstellung der bisherigen subjektiven Betrachtungsweise, sie verlangt besonders in ihrem Anfangsstadium einen hohen Idealismus, der nicht politisch gebunden ist, sie setzt einen festen Glauben an die kulturelle Kraft unseres Kontinents voraus.
Die europäische Filmzusammenarbeit ist von ganz wenigen Männern vorbereitet worden und soll noch in diesem Jahr unter dem Patronat der Stadt Straßburg, als „Europäische Filmunion“ (EFU) feste Formen annehmen. Ihre internationalen Säulen sind der europäische Präsidialrat, bestehend aus Vertretern aller europäischen Länder, geteilt nach Filmwirtschaft und Filmkunst, die europäische Filmkreditbank, die auf genossenschaftlicher Basis allen Filmproduzenten zum Nutzen gereichen wird und die europäische Filmauswertungskammer, die besonders den Filmverleih betreut, die Marktlage erforscht und Absatzschwierigkeiten, soweit möglich, von Anfang an ausschaltet.
Es ist anzunehmen, daß Deutschland in der EFU durch eine Reihe von Persönlichkeiten vertreten sein wird, die sich aus dem zu bildenden „Deutschen Filmausschuß für europäische Zusammenarbeit“, der von der Deutschen Verbindungsstelle der EFU vorgeschlagen wurde und zurzeit vorbereitet wird, ergeben. Dieser „Deutsche Filmausschuß“ ist keine staatliche Einrichtung, wenn auch staatlich stärkste Förderung unerläßlich ist, sondern eine freie wirtschaftliche und kulturelle Institution, bestehend aus einem filmwirt- schaftlichen Ausschuß, nämlich Filmproduzenten, Filmverleihern, Filmtheaterbesitzern, sowie wirtschaftlichen Regierungsstellen und einem kulturellen oder Filmkunst-Ausschuß, bestehend aus den schöpferischen Kräften wie Regisseuren, Autoren, Schauspielern usw. Als außerordentlicher Ausschuß werden die Vertreter der Filmklubs, der Filmpresse, des Rundfunks, der Filmstädte usw. sich mit in ihr Gebiet fallenden europäischen Fragen beschäftigen müssen.
Vom „Deutschen Filmausschuß“ dürften auch die Schwierigkeiten überwunden werden, die sich heute immer wieder in der Koordinierung der freien filmwirtschaftlichen und staatspolitischen Interessen ergeben. Die Zeit eilt und sie ist sehr kurz, wenn wir in Straßburg beim 1. Kongreß der Europäischen Filmunion unseren festen Willen zur europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiete des Filmschaffens beweisen wollen.
J s t es die Erfahrung
es so r^amge Tabakauswabl der reife MsMunsO Woran liebes, daß diese neu Ofient-Ciijdrette für 10 Pfennig so viel gibt ?
bezeichnet. Das Wort von der Internationalisierung der Ruhr ist von ihm zuerst ausgesprochen worden.
Nein, Arnold hat nicht nur Freunde. Er weiß das ganz genau. Und wenn er sich zuweilen nicht ganz darüber klar ist, so pflegt ihm die Presse, die er in allerdings wohlgesiebten Dosierungen gelegentlich zu sich in die Wohnung einlädt, ganz offen zu sagen,! wie die Dinge stehen. Der Bürger des Fleckens Herrlishöfen ist längst ein guter Bürger der Stadt Düsseldorf und Landesvater von Nordrhein-Westfalen geworden. Als Mitbürger und Realist kann er die Wahrheit vertragen. Denn er schießt zuweilen etwas über das Ziel hinaus.
Arnolds Lebensweg hätte vielleicht nie an den Rhein geführt, wenn nicht Matthias Erzberger in dem selbstbewußten jungen Mann aus Herrlishöfen so etwas wie eine Figur mit politischen Fähigkeiten entdeckt hätte. Erzberger hat Arnold auf die Sozialschule nach München geschickt. Ueber das Amt des christlichen Gewerkschaftsfunktionärs und den Düsseldorfer Stadtverordneten führte der Weg dann auf den Düsseldorfer Oberbürgermeisterstuhl und von da auf den Landes vaterthron von Nordrhein-Westfalen.
Und darauf ist dieser rührige Württemberger, der sein „Ha no“ noch nicht verlernt hat und der zum Kummer der Düsseldorfer bei aller Liebe für ihren „jungen Kurfürsten“ noch kein Wort rheinisch spricht, nun mit Mehrheit wieder gewählt worden. Industrie, Gewerkschaft, Arbeiter und Kaufleute sehen ihn als einen Garanten für den Arbeitsfrieden an Rhein und Ruhr an. Und das war sehr mitbestimmend für seine Wiederwahl.
Der gelehrige Erzbergerschüler müßte nicht ein Kind Württembergs sein, wenn er sich dem Humor verschlösse. Es gibt Menschen, die meinen, dieser Rhein-Ruhr-Landesvater sei fast tierisch ernst. Wer ihn näher kennt, ist anderer Meinung. Oder würde jemand, der gar keine Spur von Humor hat, immer wieder die Geschichte von der Düsseldorfer Hebamme erzählen, die allen bürokratischen Barrikaden zum Trotz bis ins Arbeitszimmer des Landesvaters vordrang, um sich zu beklagen, daß in ihrem Bezirk zu wenig Kinder geboren würden. Arnold hat Abhilfe versprochen, auf welche Weise ist der Umwelt bis heute nicht bekannt. Aber die Hebamme ist nicht wiedergekommen. Woraus zu schließen ist, daß Arnold die Sache gründlich ordnen ließ.
Masse der Handelsangestellten, die deshalb auf das Wochenende verzichten sollen. Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, in einem großen Stuttgarter Geschäft festzustellen, wer alles am Samstagnachmittag e i n k a u f t. Festgestellt haben wir, daß mindestens 80°/o aller Einkäufer gut an einem anderen Tag hätten einkaufen können. Umgekehrt war das Verhältnis nur in der Abteilung Textil-Ober- bekleidung. Um nun allen Käuferschichten Rechnung zu tragen, haben wir ja schon vorJahresfrist den Vorschlag gemacht, am ersten Samstag jeden Monats bis 19 Uhr offen zu halten und an den übrigen Samstagen um 14 Uhr zu schließen. Wir waren sogar noch weiter bereit, einer Offenhaltung am Freitag-Abend bis 19 Uhr zuzustimmen. Dazu müssen wir noch bemerken, daß dieses Problem nur durch ein Bundesgesetz, das für alle Handelsbetriebe gültig sein muß, befriedigend gelöst werden kann. Denn nur so würde auch dem Standpunkt der Arbeitgeber Rechnung getragen.
Und nun noch etwas zu der immer wieder vorgeschlagenen Freizeit unter der Woche. Grundsätzlich sagen wir dazu, dies ist kein Ersatz für das Wochenende. Die Schwierigkeiten, welche die abwechslungsweise Freizeitgebung unter der Woche in den Betrieben mit sich bringt, kann nur der verstehen, der selbst in einem Handelsbetrieb mit drin steht. Für Abteilungsleiter oder sonstige leitende Angestellte ist es meistens unmöglich, ihre Freizeit, die auch sie dringend benötigen, zu bekommen. Ganz abgesehen davon, daß ein ganz großer Teil der Geschäftsinhaber nicht daran denkt, ihren Angestellten diese Freizeit zu geben, weil sie wissen, daß viele Angestellte nicht den Mut aufbringen, sie zu verlangen aus Angst um ihre Stellung.
An unsere Arbeitskollegen und -kolleginnen aus Fabrik und Büro die besondere Bitte: Denkt daran;daß es auch so etwas wie ein Solidaritätsgefühl gibt. Wenn die Handelsangestellten nicht aus der Erfahrung wüßten, daß das Wochenende in der vorgeschlagenen Form durchführbar wäre, würden sie sich mit ihrem Los bescheiden. Aber das Wissen um die Durchführbarkeit stärkt uns in unserem Kampf, den wir weiterführen werden bis zur Erreichung unseres Zieles.“
Der Ministerpräsident ist für den Kumpel vor Ort ein Mensch wie jeder andere. Irgend eine Spur von Byzantinismus kennt man an Rhein und Ruhr nicht. Ein Karl Arnold steht ohne Berufsbezeichnung im Düsseldorfer Telefonbuch. Draußen im Stadtteil Oberkassel bewohnt er ein schlichtes Häuschen. Wenn er morgens mit dem Wagen ins Amt fährt, muß er genau so geduldig an der viel zu engen Rheinbrücke warten wie all die vielen hundert anderen Wagen.
In einem Raum wie Nordrhein-Westfalen tauchen immer wieder neue, schwierige Probleme auf. Die oft bis weit über Mitternacht hinaus erleuchteten Fenster des Mannesmannhauses beweisen, daß Arnold wenig Zeit für sich selbst hat. Das Land ist groß und Lippe hat wieder ganz andere Probleme wie das Gebiet an der belgisch-holländischen Grenze oder wie Westfalens Münsterland.
Man mag darüber nachsinnen, warum gerade ein Süddeutscher hier in diesem sachlich-nüchternen Land der Hochöfen und der Fördertürme so zum Spiritus rector wurde. Ist es die rasche Auffassungsgabe, die süddeutsche Herzlichkeit und Verbindlichkeit, die Verbundenheit mit dem Mann am Schraubstock oder am Webstuhl, die diesem so unverbildeten Landesvater die Sympathie der Menschen an Rhein und Ruhr zutrug?
Meisterstück des Falschgelddezernates
Dollar- und DM-„Blüten“ engros / Zwei Banden entlarvt
mg. HAMBURG. (Eig. Bericht.) Ein erfreu- kamen schließlich doch zum Zuge und setzten
licher Schlag gegen den zunehmenden Handel mit falschen Geldnoten in Westdeutschland gelang der Hamburger Kriminalpolizei jetzt nach umfangreicher, abenteuerlicher Ermittlungsarbeit, deren Einzelheiten einem typischen Drei-Groschen-Schmöker entnommen worden sein könnten. Nur dadurch, daß sich
den „Journalisten“ und einige seiner Helfershelfer fest. Ob man tatsächlich die ganze Bande gefaßt hat, werden erst die weiteren Ermittlungen ergeben.
Die Bande Nr. 2 wurde zu gleicher Zeit das Opfer ihrer eigenen Unverfrorenheit. Ihre aus
die Beamten völlig dem fragwürdigen Niveau Süddeutschland stammenden Mitglieder fan-
ihrer unbekannten Gegner anpaßten, konnten sie sie schließlich überlisten. Bisher wurden acht Personen verhaftet.
Bande Nr. 1, als deren Chef ein schon vor Jahren auf die schiefe Ebene geratener ehemaliger Journalist fungierte, war auf den Vertrieb von falschen US-Geldscheinen zu 5 und 100 Dollar spezialisiert. Dergleichen findet in internationalen Hafenstädten immer noch dankbare Abnehmer. Die Gauner übten
den es offenbar zu mühselig, ihre falschen DM- Scheine mühselig Stück für Stück an den Mann bringen zu müssen. Kurz entschlossen nahmen sie Verbindung mit einer Bank auf. die sich „sicherem Vernehmen nach“ mit einem schwunghaften Handel solcher „Blüten“ befaßte. Die Bank ging zum Schein auf das Angebot ein und entsandte einen Vermittler, des sen Rolle einer der gewiegtesten Beamten des Falschgelddezernates spielte. Obwohl die Ver-
ihre Tätigkeit fast ausschließlich in den Bars handlungen zur allgemeinen Zufriedenheit ab- und Amüsierlokalen des Vergnügungsviertels liefen, bestanden die Verbrecher darauf, mit von St. Pauli aus, wo es lichtscheuen Zeitge- einem der führenden Bankdirektoren zusam- nossen bekanntlich sehr viel leichter fällt, nach mengebracht zu werden. Auch dieser Wunsch Bedarf aufzutauchen und zu verschwinden, und wurde ihnen erfüllt, nur daß auch der „Herr das nicht nur in mittelmäßigen Kriminalfil- Direktor“ im Hauptberuf Kriminalist war. men. Diese Erfahrung machten auch die Po- Aber auch er trat so echt auf, daß niemand lizeibeamten erneut bei ihrer fieberhaften Jagd Verdacht schöpfte. Das „Geschäft“ — eine Lie- nach den Gaunern. Erst mit der besonderen ferung von 200 000 D-Mark in faslchen Schei- Atmosphäre der Reeperbahn und ihrer dunk- nen zur Probe — kam zustande. Das war aber len Seitengassen sehr vertraute Kriminalisten euch alles.
Gegründet 1873
Erfahrung macht aus guten Jabalem bessere Cigaretten ' f
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