3. Jahrgang

Nummer 114

Bodenerträge seit 1880 verdoppelt

Hohenheim im Dienst der landwirtschaftlichen Ertragssteigerung

Wenn man Sätze, wieJeder Quadratmeter muß bebaut werden oderEigenbau spart Einfuhr und Devisen oderNutzpflanzen statt Zierpflanzen oderWeitere Ertrags­steigerung eingetrichtert bekommt, so frägt man sich schließlich: Sind das nur Worte oder welche Möglichkeiten stehen noch hinter die­sen Forderungen? Können wir glauben, daß aus unserer deutschen Erde, der wir in und nach zwei furchtbaren Verwüstungskriegen so vieles schon abgefordert haben, immer noch mehr herauszuholen ist? Besteht nicht viel­mehr die Gefahr, daß ein seit langen Jahren stärkstens ausgenutzter Boden infolge solcher Uberbeanspruchung schließlich ermüdet und auszehrt?

Diese Fragen lassen sich nicht mit wenigen Sätzen beantworten. So wollen wir nur ein­mal in ein kleines und doch so weitwirken­des Teilgebiet des KomplexesErtragssteige­rung einen Blick werfen. Wir wollen sehen, wie es bei unseren Forschern zugeht, was sie über etwa noch mögliche Erhöhungen un­serer Bodenerträge meinen und welchen Bei­trag sie in dieser Richtung bereits geleistet haben und in der Zukunft leisten zu können glauben.

Besuch im Forschungsinstitut

Wir begaben uns in eines der nahezu zwan­zig Forschungsinstitute der Landwirtschaft­lichen Hochschule Stuttgart-Hohen- leim, die es sich zur Aufgabe gemacht ha­ben, neue und immer wieder verbesserte Wege zu finden, um der landwirtschaftlichen Nutzfläche nicht nur die seitherige Ertrags­fähigkeit zu erhalten, sondern diese fortwäh­rend weiter in die Höhe zu bringen.

Unser Interesse galt dem Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüch­tung. Ziel der Züchtung ist, durch Kreuzung und andere Maßnahmen neue Pflanzensorten zu gewinnen, die gegenüber den bisher be­kannten in irgendeiner Richtung einen Fort­schritt bringen, so z. B. in bezug auf kräfti­geren Wuchs, mehr und größere Körner, bes­sere Standhaftigkeit der Getreidehalme, ver­besserte Backfähigkeit des Weizens, erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, pflanzliche und tierische Schädlinge wie etwa Krebs, Schorf und Kartoffelkäfer bei den Kartoffeln usw. Der Hohenheimer Schule ste­hen für ihre Versuche in Hohenheim selbst 16 ha, für Versuche in rauhen Lagen auf der Schwäbischen Alb 27 ha Land zur Verfügung.

Tausende von Sorten

Für die gegenwärtig in Hohenheim laufen­den Züchtungen an Winter- und Sommerwei­zen, Sommergerste, Hafer, Erbsen, Linsen, Esparsette, Weißklee, Lauch, Kohlrüben, Lein u. a. dient ein großes Samensortiment als Grundlage. Einen Begriff von der kaum vor­stellbaren Weitläufigkeit solcher Versuchs­möglichkeiten mögen einige Zahlen veran­schaulichen: Das dem Institut zurzeit zur Ver­fügung stehende Sortiment von Formen und Sorten aus aller Welt umfaßt in Winter­weizen 862 und in Sommerweizen 415 Num­mern; im deutschen Sortenregister finden wir folgenden Sortenreichtum: Winterweizen 158, Sommerweizen 105, Hafer über 60, Speise­erbsen 49, Ackerbohnen 26, Kohlrüben 21, Runkelrüben 30, Zuckerrüben30, Kartoffeln 93.

Die Hochschulen wären natürlich aus man­cherlei Gründen (Bodenfläche, Finanzierung, Personal) nicht in der Lage und haben auch nicht den Ehrgeiz, diese Riesenarbeit allein zu bewältigen. Außerdem sollen ja die Ver­suchszüchtungen unter möglichst vielgestalti­gen Umwelteinflüssen zur Durchführung ge­langen. In jedem Land gibt es darum Domä­nen, bäuerliche Betriebe und Schulen, die sich oft mit großer Ausdauer der Saatzucht wid­men, und viele von ihnen haben in mühevol­ler sich oft über viele Jahre hinziehender

Arbeit neue Pflanzensorten entwickelt. Sache der Institute für Pflanzenbau und Pflanzen­züchtung, sowie der in allen Teilen des Bun­desgebietes bestehenden Prüfstellen ist es dann, in einem mehrjährigen Pflanzungsver­fahren festzustellen, ob es sich bei den zur Prüfung eingereichten Sorten überhaupt um neue handelt und ob sie die ihnen zugeschrie­benen besonderen neuartigen Eigenschaften auch wirklich aufweisen. Ist dies der Fall, so entscheidet eine Kommission über die Zulas- lung, Namengebung und Eintragung in das Sortenregister.

Und die Erfolge?

Da9 Institut für Pflanzenbau und Pflanzen­züchtung der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, das als ältestes seiner Art in sei­nen Vorläufern seit dem Jahre 1818 und in seiner heutigen Form seit 1904 besteht, hat in dieser langen Zeit einen stattlichen Beitrag

zur Qualifizierung des Landbaus und zur Hö­herentwicklung der direkt oder indirekt der menschlichen Ernährung dienenden Pflanzen geleistet.

So konnten beispielsweise in den seit 1880 verflossenen sieben Jahrzehnten die Getreide­erträge fast verdoppelt werden, während die Steigerung der Kartoffelernten noch wesent­lich höher liegt. Oder ein andres Beispiel: Ein neunjähriger Vergleich der ZuchtsortePet- kuser Wipterroggen (P) gegenüber der Land­sorte (L), also dem nicht hochgezüchteten Rog­gen, zeigt folgende Unterschiede: ha-Ertrag P 24,4 dz, L 13,2 dz; Tausendkorngewicht P 30,9, L 22,8 g; Hektolitergewicht P 70,6 kg, L67,7 kg.

Von den seit 1880 erzielten Erfolgen der all­gemeinen landwirtschaftlichen Ertragssteige­rung darf man rund 30 Prozent der Züchtung zuschreiben, während etwa 20 Prozent den ackerbaulichen Maßnahmen und die restlichen 50 Prozent der verbesserten Düngung zu ver­danken sind. Die Arbeit geht auf allen diesen Gebieten rastlos weiter.

Diplomlandw. I. Nothacker

Knochenbrüche beim Hausgeflügel

Knochenbrüche kommen bei allen Hausge­flügelarten vor und zwar am häufigsten an den Beinen und Flügeln, gelegentlich auch an den Rippen-, Schulter- und Beckenknochen. Sie werden durch Mißhandlungen seitens ro­her Menschen, mitunter auch durch Kämpfe der Tiere unter sich verursacht. Brüche am Schienbein und an den Zehen lassen sich verhältnismäßig leicht heilen. Die Heilung von Beinbrüchen am Ober- und Unterschenkel, die von Fleisch umschlossen sind, ist dagegen sehr schwierig, da hier ein Verband kaum angelegt werden kann. Derart verunglückte Tiere werden daher am besten geschlachtet.

Ist ein Fußknochen oder das Schien­bein gebrochen, so verfährt man folgender­maßen: man legt das kranke Tier auf den Rücken, läßt es in dieser Lage festhalten und preßt die gebrochenen Stellen aneinan­der, indem man mit der linken Hand den obe­ren Teil des Knochens festhält, mit der rech­ten durch vorsichtiges Ziehen des unteren Teiles das Glied in seine richtige Lage bringt. Ist dies gelungen, so hält man die Knochen so lange fest, bis eine dritte Person den Ver­band angelegt hat. Dieser besteht aus einer wollenen Binde, die man zwei- bis dreimal möglichst glatt um die Bruchstelle legt. Dann folgt eine schmale Leinwandbinde, die vor­her durch Tränken mit Eiweiß oder Wasser­glas steift gemacht worden ist.

Bei einfachen Brüchen großer Knochen oder bei komplizierten Knochenbrü­chen bedarf man häufig einer oder mehrerer Schienen, welche zwischen die unmittelbar auf dem gebrochenen Knochen liegende wollene Binde und den Wasserglasverband gelegt wer­den. Als Schienen dienen entweder gespaltene, vom Marke befreite Holunderstäbchen oder dünne, steife, der Knochenbreite entsprechen­de Pappstreifen.

Ungefähr drei bis vier Wochen läßt man nun den Verband ruhig liegen. Nach dieser Zeit

weicht man ihn auf und nimmt ihn ab. Am Anfang muß man darauf achten, ob der Ver­band nicht zu fest oder zu locker angelegt worden ist, da sonst leicht größere Anschwel­lungen entstehen können.

Handelt es sich um Flügelknochen­brüche, so muß man, nach erfolgtem Ver­band der Bruchstelle, den Flügel mit einem schmalen, aber festen Band auf den Körper des betreffenden Tieres aufbinden.

Freiwerdende Beete neu bestellen!

Im Gemüsegarten sind alle freiwerdenden Beete neu zu bestellen, da jeder Tag für das Pflanzenwachstum wertvoll ist. Vor allen Dingen ist an die Aussaat von Spinat und Feldsalat zu denken. Kommen diese bei­den Gemüsearten zu spät in den Boden, so können sie sich bis zum Eintritt des ersten Frostes nicht mehr genügend entwickeln. Selbstverständlich ist dem Reihensalat der Vorzug zu geben, sie erleichtert die Hackar­beit und damit auch die Unkrautbekämpfung. Spinat kann gegenüber der Frühjahrsaussaat etwas dichter gesät werden, da man im Win­ter immer mit Ausfällen rechnen muß. Große Stickstoffgaben sind bei der Aussaat zu ver­meiden, hierdurch werden die Blätter zu ma­stig und frieren leichter. Dasselbe gilt für die Düngung beim Rosenkohl; bei zu hohen Stickstoffgaben bleiben die Rosen nämlich zu locker. Die bessere Ausbildung der Rosen wird durch das Ausbrechen der Spitzenknospe begünstigt.

Außer Grünkohl kann noch Salat und Endivie gepflanzt werden, bei richtigem Einschlag hat man dann bis tief in den Win­ter hinein frischen Salat. Ferner ist an die Aussaat von Adventskohl zu denken; der Samen muß bis Mitte August im Boden sein. Bohnen sollen nur gepflückt werden, wenn die Pflanzen trocken sind, im nassen Zustand ist die Bohne empfindlich. Jede Bohne, die hängen bleibt, wird hart und bildet Samen aus. Hierdurch gehen dem übrigen Ansatz wertvolle Nährstoffe verloren. Bei der Selbst­anzucht von Bohnensaatgut soll man ganze Stangen hängen lassen; die oberen Hülsen sind meist nur schlecht ausgebildet.

Gemüse-Rohsäfte eine Quelle der Gesundheit

Bereits seit einer Reihe von Jahren ist man dazu übergegangen, aus manchen Gemüsen gesundheitlich wertvolle Pflanzensäfte herzu­stellen. Selbstverständlich muß das für die Gemüserohsaftbereitung bestimmte Gemüse in jeder Hinsicht einwandfrei sein. Angefaulte oder teilweise schlecht gewordene Pflanzen lassen sich nicht verwerten, da durch sie der Geschmack leiden würde. Zuerst reinigt man das Gemüse gründlich, dann zerteilt man es, wenn notwendig, und gibt es mitsamt den Strünken und Stielen in die Reibemaschine mit feinmaschiger Trommel. Je feiner das Reibgut, um so größer ist die Ausbeute in der Saftpresse, in welche die zerkleinerten Pflanzenteile sofort kommen. Der von der Presse in eine Porzellanschüssel ablaufende Saft wird durch ein feinmaschiges Drahtsieb gefiltert, bevor man ihn zum baldigen Ge­brauch zugedeckt und an einen kühlen Ort stellt.

Erstaunlich ist es, wieviel Saft besonders das Knollen- und Wurzelgemüse auf diese Art hergibt, während die Blatt- und Kopf­gemüse infolge ihrer Struktur in der Saft­ausbeute nicht so ergiebig sind. Man halte sich vor Augen, in welch konzentrierter Form frei von allen Ballaststoffen der Gemü­sesaft alle wertvollen Substanzen des Rohge-

In der Erntezeit passiert es ...

... daß sich in den Arbeitshemden die Flecken von Maschinenöl und Teer häufen. Da hilft nur das Einreiben der Stel­len mit Butter, die man einige Zeit wirken läßt und dann mühelos auswäscht.

... daß Schürzen und Taschentücher Obst­flecken bekommen. Man legt die Stücke über Nacht in Dickmilch, Buttermilch oder Molke und wäscht sie dann aus.

... daß Kupferkessel vom Mus- oder Marmeladekochen anlaufen. Sie blitzen wieder, wenn man sie mit Essig und Salz scheuert, gut nachspült und gut trocknet.

... daß man Flaschen unter dem Vorrat fin­det, die schmutzig weggestellt wurden. Man legt sie am besten in Regenwasser und wäscht sie dann mit einer Flaschenbürste, Essig und Salz aus.

... daß Holzgeräte und Tische vom Obst- saft häßliche Flecken bekommen. Durch vor­heriges Naßmachen kann man dem Vorbeugen.

... daß Gummi kappen für Flaschen fleckig sind, wenn man sie gebrauchen will. Man kehrt sie um, reibt sie kräftig mit Salz ab und spült sie dann gründlich.

müses enthält, die sonst beim Kochen teilweise zerstört oder nachteilig beeinflußt werden.

Der Saft gewisser Kulturpflanzen wie Ret­tich, Knoblauch, Porree, Rhabarber, Rotkohl, Zwiebeln usw. ist in der gepreßten, stark kon­zentrierten Form kaum genießbar. Man muß diese Säfte, um sie gut trinkbar zu machen, mit etwas Sprudel, noch besser mit roher Milch verdünnen. Will man die Säfte etwas süßer haben, so setze man ihnen Zucker zu. Mild aromatisch schmecken die Säfte junger Karotten, roter Rüben, Spinat, Tomaten usw. Ein Ausdrücken dieser zerkleinerten Gemüse in Mullsäckchen genügt in den meisten Fällen, um kleinere Mengen Saft aus ihnen zu ge­winnen. Diese blutbildenden, vitaminreichen Säfte sind besonders für Kinder bestimmt, denen man täglich 3mal einige Schluck zu trinken gibt. G. Sch.

Die praktische Hausfrau

Blechgefäße in der Küche schützt man dadurch vor Rost, daß man sie mit einer Speckschwarte einreibt und im Ofen oder Herd durchwärmt.

Nasse Schuhe stopft man mit Zeitungs­papier aus, um sie rascher zu trocknen. Noch besser aber füllt man sie mit heißer Spreu, die auch das Einschrumpfen verhindert.

Fliegenschmutz an Lampen und Fen­sterscheiben läßt sich mit Salmiak leicht ent­fernen. Wünscht man Hochglanz, so reibt man die Scheiben gut mit Spiritus ab.

Handbesen und Ku11erschaufe 1 kann man auch mit einem längeren Stiel ver­sehen und braucht sich dann nicht mehr so tief zu bücken.

Besen, deren Borsten niedergedrückt sind, hält man über heißen Wasserdampf. Die Bor­sten richten sich dann bald wieder auf.

Haarbürsten spült man gelegentlich in Wasser, dem ein wenig Alaun zugesetzt wur­de. Dann läßt man sie schnell und gut ab­trocknen. Durch diese Behandlung werden die Bürsten wieder fest.

Trossinver Musiktage 1950

Eine einzigartige internationale Demonstration

Die 6. Trossinger Musiktage 1950 vom 19. bis 21. Juli dienten vornehmlich der Verbindung zwischen in- und ausländischen Musiklehrern und Dirigenten eines kultivierten Akkordeon­spiels. Veranstaltet wurden die Tage von dem staatlich anerkannten Musiklehrerseminar für Harmonikainstrumente, der Städtischen Musik­schule Trossingen unter der Leitung von Pro­fessor Hugo Herrmann. In zahlreichen Muster­programmen für Schüler-Konzerte, Handhar­monika-Spielgruppen, für Handharmonika-Or- chester-Vereine und für eine gepflegte Haus­musik mit Harmonikainstrumenten wurde den über 200 anwesenden Gästen aus Deutschland, der Schweiz, aus England, Frankreich, Holland, Belgien, aus den USA und Brasilien der ge­genwärtige Stand des organisch sich weiter entwickelten Akkordeonspiels in hervorragen­der Weise demonstriert. Begeistert und freude­erfüllt waren die ausländischen Gäste über die Leistungen der Trossinger Orchester, Virtuosen und Komponisten. So fanden der bedeutende englische Komponist und Pädagoge Mister C. Graves, London, der Ehrenpräsident des schwei­zerischen Handharmonikalehrer-V erbandes, Herr Stadler, Zürich, Herr van Trigt aus Hol­land und Herr Carlos Ebner aus Brasilien be­geisterte Worte über die hervorragende künst­lerische Leistung der Trossinger Akkordeon- isten. Die englischen Komponisten ließen es sich nicht nehmen, ein Konzert zu Ehren der deut­schen Spieler und Gäste darzubieten. Den Höhepunkt der Tagung bildete das große Fest­konzert des Orchesters des Hauses Hohner un­ter der Leitung von Rud. Würthner, welches wiederholt als das erste Akkordeon-Orchester der Welt bezeichnet -wurde. Hervorragend war dabei die Wiedergabe desPreludio sa- crale von Hugo Herrmann nach Themen der OperParacelsus, sowie dasKonzert in g- moll von MoHque, mit Rud. Würthner als So­

listen. Zum Gedächtnis des 200. Todestages von Joh. Seb. Bach spielte das Orchester nach Bearbeitungen von Würthner verschiedene Kompositionen des Meisters, wobei besonders dieToccata und Fuge für Orgel in d-moll reichen Beifall fand. Einige Werke blieben in der Auffassung umstritten. Jedoch haben die 6. Trossinger Musiktage deutlich gezeigt, daß das Akkordeon als Musikinstrument ein orga­nisch verbindendes Glied zwischen Kunst- und Volksmusik darstellt. Wie der Leiter der Mu­siktage, Prof. Herrmann, treffend in einem sei­ner Vorträge feststellte, befinden sich das Ak­kordeon und die Akkordeonmusik in einer ste­ten Aufwärtsentwicklung, wobei das Instru­ment das einzige in der Welt tragbare poly­phone Spielwerk überhaupt darstellt und noch ungeahnte Entwicklungen für den Erbauer, den Komponisten und den Spieler offen läßt. Einzigartig war der Ausklang der Tagung mit Altmeister Hermann Schittenhelm, der von seinen vielen Harmonikafreunden und den zahlreichen ausländischen Gästen stürmisch ge­feiert wurde.

Wind und Wasser

Kleine Geschichten vom Badestrand

Im Familienbade traf ein Pärchen ein, das auf die Benutzung der Kabine verzichtet und sich, so diskret, wie das nun eben geht, auf dem Rasen entkleidete

Der männliche Teil, von dem vorausge­schickt sei, daß er, wie sich das später her­ausstellte, schon zu Hause den Badetrikot an­gezogen hatte, legte das Jakett ab, zog die Schuhe aus, streifte die Hose herunter. Er stand im Hemd da und blieb, während er sich am Kragen zu schaffen machte, einige Zeit stehen.

Mißbilligend schweiften die Blicke seiner Begleiterin an seiner Gestalt 'auf und nieder. Karl, sagte sie dann,man stellt sich nicht

so unanständig vor allen Leuten hin. Zieh endlich das Hemd herunter!

Bis vor einer halben Stunde leuchtete ein klarer Himmel über dem Wasser. Aber in­zwischen hatte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben, und jetzt fing es gar an zu tröp­feln, und der Wind schob immer neue Wol­kenbänke vor sich her. Mißmutig schauten wir im Sande Liegenden nach oben, hoffend, daß der Himmel sich bald wieder aufheitere und daß es sich bei dem Getröpfel um eine kraftlose Drohung handeln werde. Jedoch, die Dusche zog sich länger hin, als wir allge­mein dachten. Da erhob sich mein Nachbar ärgerlich aus dem feucht werdenden Sand. Ich werde mich hier nicht naßregnen lassen, schimpfte er vor sich hin, während er sich dem Bassin näherte,ich scher mich ins Wasser!

*

Die beiden jungen Männer lagen auf dem Rasen, sonnten sich und blickten nach dem Bassin, dem eben ein junges Mädchen ent­stieg. Hoheitsvoll schritt es dahin. Der eine von beiden geriet in Begeisterung.Eine prächtige Frau! sagte er.Der Wuchs, die Haltung, das Gesicht: alles ohne Tadel. Auf der Stelle könnte man sich in sie verlieben. Der andere schwieg eine Weile. Im großen ganzen schien er die Meinung seines Freun­des zu billigen. Aber dann kam ihn doch wohl ein leichter Zweifel an.Alles ganz gut und schön, sagte er schließlich.Aber manch­mal täuscht man sich man müßte sie erst mal angezogen sehen!

Dem Erfinder der Zoller-Geige, Julius Zoller, Karlsruhe, ist es nach monatelanger Arbeit ge­lungen, durch einige wesentliche Neuerungen seine Geigen und Bratschen noch klangschöner zu gestalten.

Kulturelle Nachrichten

Die bisherigeOberschwäbische Sezession hat sich auf den gesamten Bodenseeraum ausgedehnt und die BezeichnungSezession Oberschwaben- Bodensee angenommen. Sie wird sich in einer ersten Ausstellung in derFähre in Saulgau vom 30. Juli bis 15. August vorstellen. Die Aulstel­lung wird Arbeiten von Ackermann, Becker, Bernhard, Dethleffs-Edelmann, Dix, Ebell, dem Bildhauer Müller-Oerlinghausen und anderen bringen. Es wird sich also um eine Schau han­deln, die die wesentlichsten künstlerischen Kräfte dieses Gebietes nebeneinander zeigt.

Ein unbekannter RembrandtDie Flucht nach Aegypten, der kürzlich in einem Landhaus ent­deckt wurde, erzielte am Mittwoch auf einer Lon­doner Auktion 10 000 Pfund Sterling.

Die Vorbereitungen zu den am 23 Juli begin­nendenSalzburger Musikfestspielen sind nahe­zu abgeschlossen. Die diesjährige Veranstaltung weist ein reiches Programm auf und wird so­wohl den Freunden klassischer Musik als auch dien Anhängern moderner Komponisten etwas bieten. Einen der künstlerischen Höhepunkte wird das Auftreten .von Yehudi Menrhin in einem Solokonzert darstellen.

Das Oberammergauer Passionsspielkomitee hat beschlossen, neben den Hauptspielen künftig noch ein fünftes Passionsspiel am Freitag aufzufüh­ren.

Von der Landesuniversität

Der Dozent für Iranistik Dr. phil. Christian R e m p i s ist zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Tübingen ernannt worden.

Der Dozent Dr. med. habil. R. Schubert, O.A. an der Medizinischen Klinik Tübingen, er­hielt bei dem internationalen Preisausschreiben derGastroenterological Association in New York ein Ehrendiplom für seine mehrjährigen Untersuchungen über neuartige Anwendungen künstlicher Kolloide. Diese Untersuchungen ha­ben zu dem Ergebnis geführt, daß bestimmte giftige Substanzen erst durch Bindung an diese Kolloide aus dem Körper ausgeschieden werden können. Dieses Verfahren der Serumwäsche, das auf einem völlig neuartigen Prinzip beruht, wurde erstmalig von Dr. Schubert entwickelt.