6. Jahrgang
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Nummer 114
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! Von Paul Sachsenmaier
damals aufrechter als sonst durch Es stand aher auch eine katholische Kirche die Straßen des schwäbischen Kreisstädtchens im Städtchen. Diesen Pfarrer verschonen, Z. Das Sonntagskleid hatte sie einen Tag dünkte ihr leichtsinnig, und den Leichtsinn früher aus dem Schranke genommen, sowie hatte sie stets gehaßt Freilich wenn ihr die farbige Mutze,' die nun die spärlichen Herr Schwiegersohn erfahren hätte, wo und
Haarsträhnen bedeckte. Sie mußte etwas Be- .
sonderes geplant haben, das verrieten das stille Lächeln der Mienen und die listigen Augäpfel. Zu Schalkheiten war ja Frau Ka- roline immer geneigt, die den Beteiligten eine frohe Stunde und dem Städtchen häufig ein Gelächter einbrachten. Doch heute war der Plan voller Listigkeiten und forderte Mut,, und bis er ersonnen, waren zwei Tage und manche durchgrübelte Nachtstunde vergangen. Für ihre Tochter, welche die Familie durch Zwillinge bereichert hatte, bedurfte sie eines Wiegengeschenkes, und da Frau Karo- line nie Lust gehabt, einige Truhen voll Gold- und Silberstücke zu putzen und blank zu halten, deshalb hatte sie wenig davon daheim noch anderswo. Darum stieg sie nun die Staffeln des Pfarramtes für die Johannesgemeinde hinauf, sah geschwind prüfend an sich selbst hinab und drückte dann auf die Klingel. Sie fragte nach dem Herrn Stadtpfarrer und ob er einige Minuten Zeit hätte.
Gerne, und der Geistliche fragte nach der Ursache ihres Besuches. Sie wolle nur ihre beiden Enkel zur Taufe anmelden; vielleicht morgen nachmittag um drei Uhr — Winterhaldenstraße 8. Doch der Name der Eltern?
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Am Abend wird es schön ...
Sieh doch den Wettersturm am Himmel,
Sieh doch die Wolken um die Höhn !...
Ich aber sag: das geht vorüber,
Und auf den Abend wird es schön!
FLAISCHLEN
*
Losung und Zuspruch in bedrängten Tagen
Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser. Ausdauer, das ist die Hauptsache.
FONTANE
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Frau Karoline gab rasch Bescheid und fügte leise und zögernd hinzu: „Ob der Herr Stadt- pfarrer nicht ein wenig —?“ Der verstand und dachte: Das muß eine recht bedürftige Fa-
weshalb sie dort eingekehrt war, der würde sich sogleich in ein Mostfaß verkrochen und die schaurige Nacht hindurch darin versteckt gehalten haben.
So saß Frau Karoline innerhalb einer Stunde im Zimmer des dritten Pfarrhauses. Eine alte Frau berichtete, daß der Geistliche einen Kranken besuche, indessen jeden Augenblick heimkehren könne. Sie möge derweilen mit ihr und ihrer Unterhaltung vorliebnehmen. Nun erzählte Frau Karoline von der glücklichen Geburt ihrer Enkel, von der Freude des jungen Vaters und von Sorgen und Ausgaben. Hierbei stieß das Gespräch auf ihre Herzensangelegenheit, auf das Wiegengeschenk, und sie hielt schlagartig inne und schaute starr durchs Fenster: wie leicht konnte sie im Eifer ihrer Unternehmung ausplaudern! Verhaftet würde sie werden, verhört, eingesperrt — und zum Ueberfluß noch das Gerede der Bekannten — und sie müßte schweigen, ja dürfte der andern Meinungen nicht einmal mitanhören.
Als der Pfarrer heimgekehrt war, hatte sie jedoch die vorherige Selbstsicherheit wieder, sie sagte denselben Satz wie in den andern Pfarreien. Der Hinweis aber, daß bei dieser Familie der Geistliche der Johannesgemeinde zuständig wäre, brachte sie in neue Bedrängnis. Hier hatte ihre List und ihr Plan eine kritische Stelle — allein sie hatte sich schon aus schlimmeren Begebnissen unbeschädigt herausgewunden: nun wollte sie dreifach siegen. Und sie berichtete, daß diese Auffassung wohl nach dem Bekenntnisse ihrer Tochter zuträfe, doch keinesfalls nach dem Wunsch und dem Bekenntnisse ihres Schwiegersohnes. Deshalb wäre sie beim katholischen Geistlichen, und ob der Herr Stadtpfarrer —? Und auch der verstand, und Frau Karoline verließ siegesglücklich das dritte Pfarrhaus. —
Als nun am Nachmittag Herr. Ernst seine Wohnungstür öffnete, wunderte er sich über den schönen zweischläfrigen Kinderwagen. Der war ein willkommenes Geschenk, gleichgültig wer auch der Geber war. Selbst die Decke und die Bettchen lagen bei. Wie würde
„Ihre Frau Schwiegermutter hat mich bestellt!“ — „Und mich auch!“ — „Und mich auch!“
Da lachte einer der Mesner hell auf und das Gelächter der zwei andern Mesner fiel rasch ein. Und Herr Ernst stammelte etwas von schon getauft und Klinik und Frau. Und zuletzt lachten und schollen sieben Männerstimmen die Treppen hinauf und hinab. Und die Männer im schwarzen Rock lachten eine Weile später erneut im „Träuble“, sprachen und lachten noch viel über die eigene Betörung und über Frau Karolinens gelungene List.
Reiselied
Ein frohes Singen trägt der Zug, der vorwärts in die Ferne eilt.
Die Landschaft wechselt rasch im Flug und niemand wartet und verweilt.
Die Räder brausen ohne Ruh im hellen Takt und Jubelklang der wunderblauen Ferne zu, die sich entfaltet wegentlang.
Dein Herz ist wie ein Saitenspiel von aller Sorgenlast befreit und ahnt ein zauberhaftes Ziel, umleuchtet von Glückseligkeit.
FRANZ CING-IA
<£in folget IDirt bleibt unoetgeffen
Die Grabrede des Herrn Kortüm von Kurt Kluge
milie sein, da sich die Frau bei ihrer Bitte sich seine Frau darüber freuen und erst die so verschämt abmüht; hier will ich nicht Großmutter!
kargen, die Frau ist eines Almosens wert. Er langte einen Schein, und Frau Karoline dankte und schied.
Ein ertragreicher Anfang, lobte sie, als die Straße wieder vor ihr lag. Sie freute sich ihres Erfolges und umschloß noch fester die Handtasche, darin der Geldschein steckte. „O, wenn der wüßte!“ lachte sie und meinte den Pfarrer. Allein es gab auch ein Pfarramt der Luthergemeinde im Städtchen und dabin war der Weg nimmer lang. Wohl war es eine kühne Unternehmung, die sie wagte, aber die Zwillinge — und die Tochter — und das Wiegengeschenk. — Vor dieser Wirklichkeit mußten alle Bedenken zerstäuben; der Anfang war geglückt, das Ende sollte eben ihr Herr Schwiegersohn kosten.
Sie wolle nur ihre zwei Enkel zur Taufe anmelden, sagte Frau Karoline zu dem damaligen Verweser der Luthergemeinde, der erst seit einigen Wochen in Z. war und seinen Pfarrbezirk noch nicht genau kannte; vielleicht morgen nachmittag um drei Uhr — Winterhaldenstraße 8. Der Geistliche war damit einig, und weil die Frau nicht ging, fragte er teilnahmsvoll nach ihren weiteren Wünschen. Vielleicht wäre sie in irgend einer Bedrängnis, er würde gerne helfen, wenn dies nur möglich. Und Frau Karoline: „Ob der Herr Pfarrer —?“ Und der Mann verstand und erinnerte sich an die Dürftigkeit im eigenen Elternhause und an d'e Sorgen und Ausgaben in mancher Familie. Und Frau Karoline verließ wohlbereichert das Pfarrhaus.
Seine Verwunderung war indessen noch größer, als am Sonntagnachmittag sechs schwarz gekleidete Männer vor seiner Wohnungstür standen: drei Pfarrer und drei Mesner.
„Ich komme der Kinder wegen, Herr Ernst“, sagte der Stadtpfarrer der Johanneskirche. „Und ich auch!“ — „Und ich auch!“ klang es hintendrein.
Mit seinem „Herrn Kortüm“ hat Kurt Kluge die Gestalt eines deutschen Herzbruders des Don Quichotte geschaffen. Wir entnehmen dem Buche, dessen Verfasser am 26. Juli vor zehn Jahren starb, mit besonderer Genehmigung des Engelhorn Verlages Adolf Spemann, Stuttgart, die nachfolgende Leseprobe, in der mit köstlichem Humore beschrieben wird, wie der unsterbliche Herr Kortüm selbst seine Grabrede verfaßt.
Kortüm wollte nicht nur das Testament, sondern seine sämtlichen letzten Angelegenheiten gründlich ordnen. Dazu gehörte erstens das Testament. Zweitens bestimmte Kortüm Form und Inschrift seines Grabsteins. Und drittens machte er sich an die zeitraubendste Arbeit- Herr Kortüm verfaßte die Grabrede, welche ihm Pastor Arcularius halten sollte.
Aus vielerlei Erlebnissen wußte der weltkundige Gastwirt, was die Leute reden und wie hartnäckig die dümmsten Reden durchs Land laufen, rundum, rundum, immer von vorne derselbe Unsinn. Viel Aerger, unzählige Streitigkeiten, unendliche Mißverständnisse hatte Kortüm erlebt. Was kann solche Unwahrheiten gründlicher zu Boden schlagen als eine gediegene Grabrede, welche nichts als die Wahrheit sagt?
Herr Kortüm schraubte den Halter auf und schrieb:
„Teure Trauergemeinde! Nun ist er denn dahin, unser lieber Friedrich Joachim Kortüm! Vor wenigen Tagen sahen wir ihn noch rüstig und gedankenvoll durch sein Gelände wandeln. Wer weiß, welche Pläne ihn da zum Gedeihen unserer Heimat bewegt haben mögen! Wir wissen es nicht. Ach, meine Lieben, wer wird nun an seiner Statt für uns Gedanken haben? Von Norden her ist er in das alte Thüringen eingezogen, nachdem er eben die große Tour um dieErde gemacht hatte. Eigentlich wollte er gleich Weiterreisen, aber dieses
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Von Kurt Lütgen
Kuhlenkamp ist ein Stadtvertreter einer Lebensmittelgroßhandlung, und zwar ein Vertreter, wie er sein soll: unermüdlich, redegewandt und auf große Umsätze bedacht. Freilich — was man so Weltkenntnis und Allgemeinbildung nennt, damit hapert es bei ihm; dafür hat er sich nie Zeit genommen. Aber was macht das schon? Sein Chef weiß jedenfalls, was die Firma an ihm hat; deshalb schickt er ihn auch sofort zum Arzt, als Kuhlenkamp eines Tages über Fußbeschwerden klagt; bei einem Stadtvertreter sind die Gehwerkzeuge nun einmal genau so wichtig wie das Mundwerk.
„Ihre Füße sind nur pflastermüde“, beruhigt der Arzt den besorgten Kuhlenkamp. „Baden Sie sie ein paar Wochen lang täglich zweimal in Salzwasser. Am besten ist, Sie nehmen Urlaub und baden im Seewasser!“
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Von Ralph Urban
Roger traf seinen Schulfreund Arthur zu- „No“, antwortete Arthur und schüttelte me fällig bei einer Tankstelle an der Straße nach lancholisch das Haupt
New York wieder, als sie beide ihre Fahrzeuge mit Benzin versorgen ließen. Arthur befand sich in Gesellschaft einer sehr gut angezogenen, aber auffallend häßlichen Dame, die er dem Freund als seine Frau vorstellte.
Das Wiedersehen wurde in einem Klub gefeiert. Sie tauschten Erinnerungen aus und sprachen dann von Geschäften.
„Und was haltest du davon“, fragte nach dem vierten Whisky Arthur, „daß ich mir eine häßliche Frau genommen habe?“
„Häßlich ist wohl übertrieben“, wich Roger höflich aus, „Vielleicht gibt es häßlichere“, meinte der andere nachdenklich, „aber mir ist noch keine untergekommen.“
„Zugegeben“, nickte der Freund, „doch
Well, dann vielleicht gute Beziehungen?“ „No!“
„Oder sie ist geschäftstüchtig?“
„No!“
„Sie war also Charakterdarstellerin beim Film?“
„No!“
„Inhaberin eines Weltrekordes?"
„No!“
„Sie ist von überragender Klugheit?“
„No!“
„Fördert dich als Präsidentin eines Frauenvereines politisch?“
„No!“
„Ist sie besonders leidenschaftlich?“
„No!“
Aha“, seufzte Roger, der sich endlich er-
Auch den Urlaub bewilligt der Chef, und so fährt Kuhlenkamp dann zum erstenmal in seinem Leben ans Meer — in ein Seebad, das ihm als billig und nicht übertrieben mondän empfohlen wird. Sparsam, wie er ist, mietet er sich in einer schlichten Privatpension ein, die ziemlich weit vom eigentlichen Badestrand entfernt liegt. Gleich nach der Ankunft ersteht er Fußbadewanne und Eimer, um ja die Vorschriften des Arztes auch genau erfüllen zu können, und am nächsten Morgen begibt er sich in aller Frühe mit seinem Eimer zum Strand. Der ist zu dieser Stunde noch ganz menschenleer. Nur ein Einheimischer macht sich an einem Kahn zu schaffen. Ihn fragt Kuhlenkamp bescheiden, ob er wohl einen Eimer Seewasser erstehen könne.
„Natürlich!“ versicherte der Angeredete, erstaunt über die seltsame Frage. Und da er offenbar ein Spaßvogel ist, fügt er augenzwinkernd hinzu: „Der Eimer kostet aber fünfzig Pfennige!“
Dieser Preis erscheint Kuhlenkamp angemessen; er gibt dem Mann das Geld und trabt befriedigt zu seiner Behausung, die ersten Badefreuden zu genießen.
Am späten Nachmittag erscheint er abermals mit seinem Eimer am Strand, um sich das zweite Fußbad zu beschaffen. Um diese Zeit herrscht gerade Ebbe; das Meer ist weit zurückgetreten. Diese Erscheinung überrascht Kuhlenkamp sehr, denn, wie gesagt, er ist zum erstenmal am Meer und mit seiner Weltkenntnis ist es nicht weit her. Erst nach einer ganzen Weile schweigenden Staunens findet er eine Erklärung, und neidvoll und sachverständig anerkennend zugleich murmelt er: „Donnerwetter, muß der Mann heute aber ein Geschäft gemacht haben!“
Schottengelände — unsere engere Heimat, meine Lieben! — tat es ihm an. Thüringen schien dem teuren Entschlafenen nicht Norden zu sein, nicht Süden, überhaupt keine Himmelsrichtung, sondern die Mitte! Der große Gedanke, den Rest seines Lebens in der Mitte sitzen zu können, wo sich das Gute und auch das nicht ganz so Gute aus allen Richtungen der Windrose in einem Punkt verknotet, dieser Gedanke erhob Kortüms Herz.
Wie du weißt, liebe Trauergemeinde, wurde dieser Punkt das Schottenhaus, später silberne Windfahne, dann Flügelhaus, Goldwaage sodann, zuletzt Echostube und zuallerletzt Loh- berghaus genannt. Ob jedoch Schottenwirt, ob Flügel-, Waagen-, Echostube und — oder Lohbergwirt — eines war unser teurer Toter stets: Friedrich Joachim Kortüm. Und glaube mir, trauervolle Versammlung, er ist es heute noch. Die Erde kann nur seinen Leib nehmen, seine großen Gedanken leben! Wenn aber er, der ganze Kortüm, nocheinmal aufstehen könnte und euch hier um seine Grube stehen sähe, so würde ihm eure Trauer ein großer Genuß sein, und er riefe euch zu: .Freunde, gehabt euch wohl! Sorgt, daß auch ihr bleibt, was ihr wart. Es wäre schade um euch. Ich, Kortüm, habe euer Gelände belebt nach Kräften, ihr habt für eure Ruhe gesorgt, wie ihr konntet, und wir haben beide unser Brot gefunden dabei. Habt ihr aber festgesessen auf eurem Besitz, so zog ich auf meinem Besitz herum von Gaststätte zu Gaststätte und vermißte die Sicherheit, welche Gott dem Fuchs in seiner Höhle gewährt und die der Mensch schuldig sein sollte dem, der für ihn die Gedanken hat. Thüringen hat mir die Sicherheit nicht gegeben: der Norden, aus dem ich kam, auch nicht. So habt ihr mich in der Fremde gehalten hier und da, und ich habe in Sorge gelebt von einem Tage zum andern. Wenn jemand sagt, das sei kein Ruhm für euch, so entgegnet ihm: wir haben Kortüm dafür seines Dankes enthoben. Liebe Umstehende, lebt wohl! 1 Dies, teure Trauergemeinde, würde dir der Ent» schlafene zum Abschied sagen und Gott bitten, dir bei Lebzeiten fernerhin den guten Schlaf zu erhalten, dessen er sich selbst dreien Tagen endlich auch freuen darf. Wir aber würden nun unseren Freund Kortüm den Sargdeckel zuklappen sehen und könnten ihm nur noch rasch zurufen: ,Da liegst du nun. Kortüm, und hast zum letzten Male recht, und das Recht hilft dir zum letzten Male nicht“!
Aber, meine Teuren, blicken wir weg von dieser traurigen Veranstaltung da unten in der Grube, die am Abschluß eines Menschenlebens unerläßlich ist, werfen wir Erde auf die Bretter, erheben wir das Haupt und sehen wir, was uns von unserem Kortüm bleibt! Richtet die tränenden Augen auf die Taten Kortüms! Seht die Gaststätten des Entschlafenen an, liebe Mittrauemde; wenn immer die eine fertig war und Gestalt hatte, dann zog er aus und in die nächste! es machte sich so.
Nun aber, meine Lieben, hat sich Kortüm 3 um letzten Male umquartiert. Diese Gaststätte kann er euch leider nicht abtreten, aber seid dessen gewiß: er könnte sie euch wohl gönnen, denn Kortüm wußte wohl, wie ihr die Ruhe liebt. Ihr bewohiltet vor Kortüms Zeit dieses Ilmgelände als friedliche Gewerbetreibende. Unser teurer Entschlafener aber zog mit Kochen und mit Weinschenken, mit Reden und mit Schweigen die Kunst ins Land und die Wissenschaft, Schauspiel, Lichtspiel, Malerei, Astronomie, Dichtung und Musik — ja, liebe Trauer Versammlung, unser Kortüm war es, der das Unvergängliche bodenständig gemacht hat im Schottengelände.
Ach, mein lieber Friedrich Joachim Kortüm — ruhe sanft. Du hast manche Flasche getrunken, manche Pastete gegessen, aber du hast auch manche Flasche dem Durstigen eingeschenkt und manche Pastete dem Hungrigen dargereicht; ein solcher Wirt bleibt unvergessen den Hungernden und den Gesättigten!“
Sfdjfng, Sfdjeng, Sfdjung
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Schönheit allein ist auf die Dauer nicht maß- i euc htet glaubte. „Dann hattest du also einen gebend. Wahrscheinlich hatte sie —“ Roger d un id en Punkt, von dem sie wußte?“ klopfte auf die Brieftasche. No!“
.'.Erbst später einmal ein Vermögen?“
„No!“
„Hat dir das Leben gerettet?“
„No!“
„Dich mit vorgehaltenem Colt zur Heirat gezwungen?“ ■
„No!“
„Zum Donnerwetter hinein“, schrie Roger und schlug auf den Tisch, „warum hast du Esel dir dann keine andere Frau genommen?“ „Weil ich keine andere zu finden vermochte“, meinte Arthur lächelnd, ..die wirklich kochen konnte. Ich wollte nämlich lieber eine häßliche Frau als einen hübschen Konservenöffner heiraten.“
Eine koreanische Sache
Friedrich Wiedeburg, der Historiker, war sehr eitel. Wenn er spazieren ging, mußte der Diener in gehörigem Abstand hinter ihm her gehen. Eines Tages begegnete er auf seinem Spaziergang zwei Damen. Als sie vorbei waren und Wiedeburg sicher war, daß er nicht mehr gesehen werden konnte, drehte er sich nach seinem Diener um und fragte:
„Johann, die zwei Damen vorhin!“
„Ja, Herr Hofrat?“
„Haben sich die Damen umgedreht?“
„Jawohl, Herr Hofrat!“
„Lange umgedreht?“
„Lange, Herr Hofrat!“
„Lassen wir sie schmachten!“ sagte Wiedeburg und ging stolzgeschwellt weiter.
Einem Kadi namens Tsching, einem Koreaner, wurden zwei Schriftsätze überreicht. In dem einen, dem ersten also, schrieb ein Advokat namens Tscheng an Tsching, daß er dem Advokaten Tschung die Kunst der Rechtsfindung um einen Preis gelehrt habe, welcher, nachdem Tschung seinen ersten Prozeß gewonnen, an ihn, also an Tscheng, zu entrichten sei. „So denn“, hieß es in der Klageschrift, „bitte ich Euch, den Advokaten Tschung zu verurteilen, mir die Schuld auszuzahlen. Wenn Ihr, Hoher Gerichtshof, dieses aber nicht könnt, muß der von mir Beklagte trotzdem zahlen, denn er hat ja dann seinen ersten Ge- richtsprozeß gewonnen.“
Soweit der schlangenkluge Tscheng, dessen Schriftsatz der Kadi Tsching mit sichtlichem Wohlgefallen an der rasiermesserscharfen Dia
lektik studierte. Sein Wohlgefallen schlug aber jäh in helle Bestürzung und düster brütende Ratlosigkeit um, als er das Schreiben des Advokaten Tschung zur Hand nahm. Hier nämlich stand in kunstvoll aquarellierten Buchstaben zu lesen „Ich bitte Euch, hochwürdigster Richter, die Klage des Tscheng, dieses räudigen Hundesohns, zu verwerfen. Wenn ihr dies aber nicht könnt, so erhält Tscheng doch nichts, denn dann habe ich ja meinen ersten Gerichtsprozeß verloren.“
Ueber diese Worte des Advokaten Tschung verfiel der Kadi Tsching in tiefe Meditation über die Fragwürdigkeit aller Juristerei. Schließlich schnallte er sein Richtschwert ab und wanderte in die Einsamkeit der Berge, wo er bis heute um die Erleuchtung durch die Götter bittet.