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Heute gemeinsame Tagung der Festausschüsse

Die Arbeitsausschüsse für das GauMederfest kommen heute Abend um 7 Uhr im Sitzungs­saal des Rathauses zu einer letzten Be­sprechung zusammen. Es handelt sich um Finanz-, Quartier-, Bau- und Dekorations-, Presse-, Vergnügungs-, Festzugs- und Ver­kehrsausschuß. Man sieht bei dieser Aufzäh­lung, welche Unsumme von Kleinarbeit zur ordentlichen Vorbereitung eines großen Festes notwendig ist, dabei sind in den einzelnen Ausschüssen bis zu 9 Mitglieder tätig. Selbst­verständlich sind im Festausschuß auch Bür­germeister Breitling (Ehren- und Festpräsi­dent), Malermeister Jäger (Vorstand des fest­gebenden Vereins), Stadtinspektor Schuster (Festschriftführer und Geschäftsführer) und Stadtpfleger Schühle (Festkassier) vertreten.

Benachrichtigung der Gesangvereine

Die am Gauliederfest teilnehmenden 43 Ver­eine wurden Ende letzter Woche durch ein ausführliches Rundschreiben von der Fest­leitung über alle wichtigen Fragen der Fest­abwicklung unterrichtet, gleichzeitig wurde ihnen eine von der Bundesbahn aufgestellte Übersicht über die Reisemöglichkeiten am Sonntag übersandt. Wir bringen den Fahr­plan der Züge uncj, Sonderzüge in unserer Freitag-Ausgabe zur Veröffentlichung.

Die Vereine werden am Bahnhof empfan­gen und in die ihnen zugewiesenen Lokale ge­leitet, ein Festordner steht .iedem Verein den ganzen Tag über zur Verfügung. Das Festab­zeichen mit dem Festbuch wird nach Ankunft im Lokal gegen Entrichtung des Festbeitrags (1,50 DM) ausgehändigt. Die Vereinsfahnen sind vom Bahnhof aus sofort in die Festhalle auf dem Festplatz zu verbringen. Vor dem Wertungssingen hat jeder Verein die Möglich­keit, in einem Schulsaal noch ein Prcbesingen zu veranstalten.

Die Festbücher mit genauen Programmen, Vereinsverzeichnis und Zeiteinteilung für das Wertungssingen sowie mit den vollständigen Liedtexten wurden am Dienstag an die Ver­eine versandt.

Mit dem Aufbau des großen Festzeltes wurde am Montag begonnen.

Promenadekonzert am Donnerstag

Am Donnerstag Abend um 1 /ü 9 Uhr veran­staltet die Stadtkapelle Nagold unter Leitung von Musikdirektor Rometsch ein Promenade­konzert im Pavillon am Kleb.

Auszahlung von Renten

Wie das Postamt Nagold bekannt gibt, wer­den die Versorgungs- und Angestelltenrenten am Samstag, den 29. Juli, die Invaliden- und Unfallrenten am Dienstag, den 1. August, ausgezahlt.

Auflegung des Rechnungsabschlusses

Der Rechnungsabschluß für das Jahr 1948/49, den wir in unserem Bericht über die letzte Gemednderatssitzung (Ausgabe Nr. 113 v. 24. 7. 50) veröffentlicht haben, liegt in der Zeit vom 24. 7. bis 1. 8. zur Einsichtnahme für jedermann bei der Stadtpflege auf.

Schlußfeier der Oberschule

Die diesjährige Schlußfeier der Oberschule Nagold findet am Donnerstag, den 27. Juli, vormittags um tülO Uhr im Traubensaal statt. Leben und Wirksamkeit von Johann Sebastian

Bach stehen im Mittelpunkt der Feier. Der

1. und 2. Satz des a-moll-Violinkonzerts, der

2. und 3. Satz des 4. Brandenburgischen Kon­zerts (beides wurde auch bei der Bachfeier vor 14 Tagen gespielt) sowie Eingangschor und Choral der KantateSei Lob und Ehr dem höchsten Gut undZwingt die Saiten in Chytara bilden den musikalischen Teil der Feier, der von Herrn E. Pätzold mit Chor und Orchester der Schüler gestaltet wird.

Friedlicher Wettstreit am Schachbrett

Am Sonntag Nachmittag kamen die Neuen­bürger Schachfreunde zur Austragung des Rückspiels nach Nagold. Bürgermeister Breit­ling, der selbst ein eifriger Schachspieler ist und sich auch am Turnier beteiligte, begrüßte die Kameraden in derRose herzlich namens der Stadt und des Kreissportverbandes. Stu­dienrat Pantle, der Leiter der Neuenbürger Expedition, erwiderte mit Dank für die freundliche Aufnahme. Dann setzte man sich ans Brett zu dem heißen Kampf, bei dem manchem der Kopf rauchte. Gegen 7 Uhr waren die Einzelkämpfe beendet. Nagold war die Revanche nicht ganz geglückt, da man nicht alle Spitzenspieler zur Verfügung hatte. Aber neben dem Können entscheidet ja immer auch das Glück und die augenblickliche Stim­mung der Spieler. Der Hauptkampf endete

unentschieden (4:4). Bei der 2. Mannschaft war Neuenbürg mit 5Vs:4'/i Punkten und bei der Jugendmannschaft mit 5:4 erfolgreich; hier spielte für Neuenbürg auch ein weiblicher Teilnehmer mit.

Anmeldung der Schulneulinge in Altensteig

Bei der vergangene Woche durchgeführten Anmeldung der Schulneulinge, die mit Beginn des neuen am 1. September beginnenden Schuljahres schulpflichtig werden, wurden 17 Knaben und 17 Mädchen angemeldet. Auf Grund ärztlicher Zeugnisse wurden 8 Kna­ben und 6 Mädchen um 1 Jahr 'vom Schul­besuch zurückgestellt. Die Gesamtzahl der Schulpflichtigen wäre also 48 gewesen und .diese Zahl wird sich auch in den nächsten Jahren auf Grund der Geburtenzahlen halten, so daß mit einer Klassenstärke von rund 50 immer zu rechnen sein wird. Überraschend ist die große Zahl der durch ärztliche Gut­achten zurückgestellten Kinder. Der Grund dürfte darin liegen, daß das Geburtsjahr 1944 dieser Schulpflichtigen wohl zu den schwer­sten der Kriegsjahre gehörte und daß. die ge­samte Entwicklung der Kinder durch die Kriegsereignisse und'die besonders drücken­den Nachkriegserscheinungen empfindlich ge­stört wurde.

Der Altensfeiger Kirchenchor auf Fahrt

Mit einem etwas bangem Blick auf den ziemlich verhängten Himmel und der stillen Hoffnung, daß sich die Voraussagen des Rundfunks einmal nicht bewahrheiten, be­stiegen die Mitglieder des Kirchenchors am Sonntag Mprgen die zwei Omnibusse (von Hartmann, Altensteig und Rapps, Gaugen­wald), um ihren Jahresa^sflug zu machen. Als Ziel wurde dieses Jahr die engere Heimat ge­wählt: Solitude, Ludwigsburg, Monrepos, Hohenasperg Orte, die durch ihre geschicht­liche Vergangenheit eng zusammengehören und uns heute noch manches Bedeutsame und Denkwürdige von alten Zeiten erzählen. Für den Nachmittag war der Besuch der Garten- schau in Stuttgart vorgesehen.

Der Himmel hatte ein Einsehen und wenn es auch auf dem Hohenasberg, wohl in An­betracht der düsteren Vergangenheit der grauen Mauern und der dunklen Bestimmung der dortigen Anlagen ziemlich schüttete, so war doch das Wetter für den Ausflug recht günstig und das Viele, was alles geboten und gesehen wurde, wird für alle Teilnehmer eine reiche und schöne Erinnerung bleiben. Wenn auch die Hausverwalterin auf Solitude ein ziemlich verärgertes Gesicht machte und die Schloßbesicntigung wegen des in der Nacht vorher durchgeführten Sommernachtsfesteg von Studenten mit seiner langen Dauer gar nicht gestatten wollte, so konnte sie sich trotz allem der inständigen Bitten nicht ver­schließen und öffnete die Türen. Dort auf dem Berg wie auch nachher im Ludwigsbur­ger Schloß erzählten Gold und Silber, Mar­mor, Gemälde, Kronleuchter und vieler Prunk und stolze Pracht von den alten - Zei­ten, wo der Fürst der Staat war und das Volk nur ihm zu dienen hatte. Wer es wagte, dem Allmächtigen zu trotzen, der konnte auf Hohenasperg über sein Tun im dunklen Ver­ließ Jahre und Jahrzehnte nachdenken.

Mitten in die Rastlosigkeit unserer Zeit führte der Besuch der Gartenausstellung in Stuttgart mit seiner vielfältigen Schau gärt­

nerischer Schönheiten und der noch größeren von industriellen Erzeugnissen. Zwei Schwa­benmädchen, die sich noch gerne ihres Auf­enthaltes in Altensteig erinnerten, sollten den Chor durch die Ausstellung führen. Der An­fang mit der Führung wurde auch gemacht, aber es dauerte nicht lange, so löste sich die Reisegesellschaft in viele kleine Gruppen auf, streifte nach eigenem Gutdünken durch das Gelände, blieb in dieser Halle,an jenem Stand hängen, schwebte hoch in der Luft mit der Sesselbahn über die vielen Menschen oder saustij mit demBlitzschwob oder mit dem Springerle bergauf, bergab durch die Gar­tenschau. Doch glücklich fanden sich, alle Schäfchen zur vereinbarten Zeit wieder zu­sammen und nach einer mit Gesängen beleb­ten Stunde im Altensteiger Bahnhof (Tanne) wurde, erfüllt von dem reichen Erleben des Tages, frohgemut die Heimfahrt angetreten.

Eine besondere Freude durfte der Chor er­leben und geben. Auf der Höhe des Engels­berges bei .Leonberg hat unser Heimatdichter August Lämmle sich ein bescheidenes Häus­chen mit einem weiten Blick auf das schöne Strohgäu und seine fruchtbaren Fluren er­worben. In dankbarer Verpflichtung und Ver­ehrung versuchte der Kirchenchor am frühen Morgen den Dichter durch ein Ständchen zu überraschen. Und es gelang, er war daheim! Eine herzliche und aufrichtige Freude über diesen schönen und überraschenden Sonntags­gruß strahlte aus seinen Augen, als er in den Hausschuhen den Garten heraufkam und uns gerührt die Hand drückte. Vieles ist zerschla­gen und zerstört, großes Leid ist gekommen durch diesen unseligen Krieg, aber die Hei­mat ist doch so schön und so reich ist unser Land, daß man Gott wohl loben darf. Singt mir, ihr lieben Altensteiger, noch einen Vers vonLobe den Herren. Dieser Besuch bei unserem August Lämmle wird wohl für alle Teilnehmer eine besonders liebe und freund­liche Erinnerung sein.

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Im Baiersbronner Seifenkistenrennen

am vergangenen Sonntag nahmen - wie vor­angekündigt zwei Altensteiger Seifenkisten­fahrer teil. In der Klasse B (Fahrzeuge mit Werkstattarbeit) konnte sich Walter Ayasse den 9. und Jürgen Hermann den 10. Platz erobern. Wir gratulieren den jugendlichen Rennfahrern zu ihrem Erfolg.

Sommerfest des Liederkranzes

Für das Sommerfest des Liederkranzes liegt wie uns Vorstand Otto Kaltenbach mitteilt noch kein genauer Termin fest. Das Sommerfest soll in demselben Rahmen wie im Vorjahr wieder in den Schloßberg- Anlagen im Laufe des Monats August abge­halten werden.

Das erste Freundschaftsspiel

der neueegründeten Sparte Faustball des Vereins für Leibesübungen Altensteig fand am letzten Sonntag Nachmittag um 17 Uhr gegen die Nagolder Faustballer statt. Das Spiel der ersten Mannschaften war ausge­glichen. während die Nagolder zweite Mann­schaft der Altensteiger zweiten hoch über­legen war. Die Spieler fanden sich im An­schluß an das Spiel noch zu einem gemüt­lichen Beisammensein imLamm zusammen, wo für das Rückspiel der Sonntag, 13. August vormittags 9 Uhr auf dem Sportplatz Nagold festgelegt wurde.

Bachfeier der Altensteiger Schulen

Am 28 .Juli 1750 ist Johann Sebastian Bach in Leipzig einsam, unverstanden und lebens­müde gestorben. Aus Anlaß seines 200. Todes­tages veranstalteten die .Volksschule und die Oberschule Altensteig gemeinsam eine Bach­feier in der Stadtkirche. Das Werk Bachs, das 30 Jahre nach seinem Tode schon fast ver­gessen war, geht nicht nur den erwachsenen Musikfreund, sondern auch die ganze Jugend an. Mit den Schülern der Thomasschule führ­te Bach seine Kantaten und Passionen auf. Auch die Schüler unserer hiesigen Schulen brachten mit Eifer und Erfolg einige Werke Bachs zu Gehör.

Ein Schülerchor unter Leitung von Haupt­lehrer Albert Haas sang einige zu Herzen gehende Bachchoräle. Ein Schülerorchester brachte ein Präludium in C-dur (an der Or­gel Werner Koch) und ein Moderato aus der Suite Nr. 3 in D-dur (an der Orgel Hermann Fischer) in flüssigem Spiel zur Wiedergabe. Eine dreistimmige Fuge in C-dur für 2 Violi­nen (Manfred Müller und Ulrich Koch) und Orgel (Werner Koch) zeigte deutlich Bachs fugierenden Stil. Ferner hörten wir ein An­dante aus der Sonate für Violine und Orgel in H-mol'l, das Manfred Müller ßicher und ausdrucksvoll vortrug. Das Domine Deus ... für Sopransolo, Solovioline und Orgel sang Frau Ilse Koch mit sicherer, vollklingender Stimme, von ihren Söhnen begleitet. Zwei Orgelpräludien mit Fugen bereicherten das wertvolle Programm.

Es war eine Freude zuzuhören und zu sehen, wie die Schuljugend, frisch und sicher, die ihnen ungewohnten Bach'schen Werke zum Vortrag brachten.

Trotz der zahlreichen Bachfeste steht die Musik Bachs immer noch in den Anfängen ihrer Erschließung. Deshalb freuen wir uns, wenn die Jugend auf diese Weise schon früh mit dem Werke des großen Meisters bekannt gemacht wird. H..

Ein guter Beginn

Gedanken zum Altensteiger Heimat-Spiel und über das Theaterspielen überhaupt

Das Spiel von den ungleichen Brüdern ist nun schon mehrmalsüber die Bretter ge­gangen oder vielmehr im wahrsten Sinne des Wortes über die Heimaterde. Mancher hat das Spiel schon wiederholt gesehen und dabei festgestellt, wie die einzelnen Darsteller sich aus der anfänglichen Befangenheit und Text­buch-Gebundenheit lösten zu freierem und damit wirklichem Spiel. Leistung und Spiel sind also so weit gediehen, daß sie eine Kri­tik vertragen - nein, nicht vertragen, sondern verdienen. Denn jede echte und aufrich­tige Kritik ist der lebendige Ausdruck der inneren Auseinandersetzung des Zuschauers mit dem Dargestellten und dem Darsteller. Echte Kritik ist die helfende Hand, die der Zuschauer dem mit seiner und um seine Rolle und Darstellung ringenden Spieler bereit­willig darbietet. Falsch wäre es, aus unver­ständiger und kleinlicher Eigenliebe diese hilfreich dargebotene Hand zurückzustoßen. So und nicht anders sollen und dürfen diese Betrachtungen verstanden werden.

Das Spiel selbst ist ein wirkliches Heimat- Spiel. es nimmt seinen Vorwurf aus der Volkssage von den ungleichen Brüdern Ho­henberg. Nun ist es schwer, eine Sage, also einen Gegenstand mündlicher Volksüberlie- ferung zu dramatisieren. Die Spannungs­momente und psychologischen Probleme lie­gen in der (ursprünglich) von Mund zu Mund weitergeraunten Sage an andern Wegkreu­zungen als beim eigentlichen dramatischen Spiel. Die Sage enthält an sich überhaupt keine besonders betonte Problematik, sondern sie berichtet eben ein Geschehen aus der im geheimnisvollen Dunkel der Vergangenheit vors" en Geschichte unserer Heimat. Das Spiel ist darum den eirizig richtigen Weg ge­

gangen, indem es peinlich vermied, eine nicht vorhandene Problematik künstlich zu erzeu­gen. Damit haben wir ein wirkliches Laien­spiel bekommen.

Die Spieler selbst stehen dabei unter dem inneren Leitmotiv der Heimat. Sie spielen letzten Endes und Sinnes nicht die Rolle die­ser oder jener Figur, sondern sie spielen die Heimat, ihre Heimat. Und Laien in der guten Bedeutung dieses oft mißbrauchten Wortes sind sie alle, vomRegisseur bis zum letzten Schulkind. Ihnen allen fehlen die Stützen, die der Berufsschauspieler hat und an denen er sich notfalls festklammem kann: die berufliche Schulung, der berufliche Ehrgeiz, das Streben nach Erfolg und Beifall, der zwischen den Kulissen mit drohend er­hobenem Textbuch lauernde Regisseur, der überSein oder Nichtsein allmächtige In­tendant. die im verborgenen Kästchen hok- kende routinierte Souffleuse. Und das ist gut so. Unsere Laienspieler, durch denZufall des Heimatfestes in das grelle Rampenlicht gestellt, haben nur den einen Ehrgeiz: Die Heimatfür die Heimat zu spielen.

Wir möchten nicht nur aus diesem Grunde dem Altensteiger Heimat-Spiel wünschen, daß es, wenn die Festfreude verrauscht ist und der Alltag wieder in sein Recht tritt, nicht still und klanglos verschwinde und höchstens Gegenstand der wehmütigen Erinnerung bleibe. Wenn wir das Altensteiger Heimat­spiel als einen guten Beginn bezeichnen, so wollen wir aber auch nicht dafür plädieren, daß sich Altensteig etwa zu einer Art Ober­ammergau entwickle. Nein - aber dieser Be­ginn einer Reformation unseres ach so be­liebtenTheaterspielens sein.

Unzweifelhaft liegt in unserm schwäbischen Stamm eine natürliche Spielbegabung. Das beweist uns das Aitenst.eiger Beispiel. Den männlichen Darstellern dieses Spiels wäre allerdings eine noch nachhaltigere Befreiung von dereinstudierten" Rolle zu wünschen.

der Zwerg, derhehlingen gescheite Bach- teler und auch Graf Burkhard sind hier schon auf dem richtigen Wege. Die Kinder - Kinder sind doch an sich diegeborenen Schau­spieler! - sagen manchmal noch etwas zu sehr auf. Der alte Veit hat sein Spiel bereits mit beachtlicher Realistik aus der bloßen Rolle herau&gehoben. Von der zarten Eva können die anderen schon mal etwas ab­gucken. Schade, daß Mechthildis nicht mehr zu tun bekam, als ein paar Worte zu sagen und eine gute Figur auf dem Pferd zu ma­chen. Diese Rolle verdiente einen kleinen Ausbau, wobei dann auch für Graf Konrad noch etwas mehr abfallen könnte. Aber wozu bei den Männern die fürchterliche Behaarung?

Also: spielt weiter, wachst weiter in Eure Gestalten hinein, wachst aneinander, arbeitet unermüdlich weiter an Euch und werdet zu einer verschworenen Spielgemeinschaft. Geht diesen Weg unbeirrt, dann kann das Alten­steiger Heimatspiel zum Vorbild des guten Laienspiels in unserem Heimatbezirk werden. Bekanntlich gehört ja bei uns zu einer richtigen Vereinsfeier auch einTheaterstück. Möglichst deren zwei oder drei gleich auf einmal. Und kommt die liebe Weihnachtszeit heran, dann überstürzen und" überbieten sich die Vereine und Vereinchen mit Theater­spielen. Man muß heute leider - bis auf einige wenige rühmliche Ausnahmen - über dieses Theaterspielen die Worte schrei­ben:Da wendet sich der Gast mit Grausen. Denn was bekommen wir da meist zu sehen und zu hören, Den tölpelhaften und übertöl­pelten Dorfbüttel. Landstreicher, Scheren­schleifer. Vagabunden und den unvermeid­lichen Dorfdepp. Ist das schwäbisches Volks­tum? Erschöpft sich die Geslaltungsfähigkeit unserer dörflichen und kleinstädtischen Laien­bühnen in der möglichst deftigen Darstellung solcher doch recht fragwürdigen Gestalten? Natürlich: der Humor ist stark gefragt. Aber das ist kein Humor, was uns da aufgedrängt wird und von einem kritikunfähigen Publi­

kum (weil es nichts anderes zu sehen be­kommt) mitnichtendenwollendenLachsalven bebeifalit wird. Im Laienspiel spielt doch erstlich und letztlich das Volk sich selbst. Und das seichte, kitschige und öde Dorfdeppen- tum, was uns da immer wieder serviert wird, soll also ein Spiegelbild der schwäbischen Volksseele sein? Na, ich danke! Ich habe frü­her schon auf schwäbischen Dorfbühnen in drangvoll-fürchterlicher Enge, umwogt von blauen Tabakwolken und ahderen lieblichen Düften, Spiele über die schwankenden und knarrenden Bretter gehen sehen, in denen der einfache schwäbische Mensch über sich selbst hinauswuchs und also bewies, daß er spielen kann. Aber der schwäbische Humor kann niemals in solchen Dorfdeppen- und Büttel­stücken zum Ausdruck kommen. Er ist nicht spritzig-witzig wie der rheinische, nicht um sich beißend wie der Berliner, nicht derb- sinnlich wie der bajuwarische Humor. Der schwäbische Humor isthintersinnig, manch­mal zwielichtig, oft sogar zart. Im Alten­steiger Heimatspiel irrlichtert er im Hinter­grund umher und wirkt auch hier an sich versöhnlich.

So etwas wie das Altensteiger Heimatspiel sollte an die Stelle der üblichenTheater­stücke treten, dann hätten wir wieder das echte, aus dem Volk gewachsene, vom Volk für das Volk gespielte Laienspiel.

Eine echte Theaterkritik soll die kritisier­ten Schauspieler nicht entmutigen, sondern e r mutigen. Ich habe versucht, mit dieser Kritik dem Altensteiger Heimatspicl und seinen Laienspielern zu zeigen, wohin ihr Weg gehen könnte und sollte. Das Spiel und Ar­beit und Eifer der Spieler bekommen durch einen tiefen Sinn - und eine Aufgabe, die des Schweißes der Edlen wert ist! -. daß sie das Signal gegeben haben für die Erneu­erung und Neubelebung des echten, aus der Seele der Heimat schörf-nden Laienspiels.

Dr. Schmidt- Eohausen