®. Jahrfang
Montag, 24. Juli 1950
Nummer 113
Berggeist bedroht Land und Menschen
Seit sechs Jahren brennt die Erde
Unter einem dichten Blätterdach dickstämmiger Baumreihen läuft die Bundesstraße 51 vom rheinischen Landstädtchen Brühl, wo im gleichnamigen Barockschloß Bundespräsident Heuß repräsentiert, in Richtung Trier einen Hügel hinauf, in dessen unterirdischen Bezirken der — Berggeist haust.
Wenn der Wind aus dem Westen kommt, weht er einen beizenden Gestank herüber, als habe der hinkende Beizebub persönlich einen Spalt zu seiner Großmama Hexenküche geöffnet: es riecht nach Schwefel und Brand.
In dieser Hügellandschaft führt der Berggeist ein gründliches Regiment. Eine Berggeiststraße gibt es hier oben; eine erloschene Braunkohlengrube in der Nähe, die Berggeist heißt; im nahen Brühl ein Elektrizitätswerk, dem man den Namen Berggeist gab. Die Wirtin vom Gasthaus zum Berggeist auf der Hügelkuppe hält mit ihrer Weisheit nicht zurück: „In den mondlosen Nächten sieht man den Spuk besonders gut. Seit sechs Jahren brennt jetzt die Erde. Weiß man, ob uns nicht der Berggeist holt? Uns alle, die Straße, den Wald-?“
Eine Bombe schuf Probleme
Noch ist es keine große Sensation, aber es kann — der Berggeist möge das verhüten! — schon im nächsten Jahre eine sein. Durch dichtes Gestrüpp führt ein Pfad steilab in eine quadratische Senke. Hier ist einmal Braunkohle in einer primitiven, längst nicht mehr geübten Manier, dem sogenannten Tummelverfahren, gefördert worden. Kleine Schächte trieb man in die Braunkohlenlager und tummelte sich drunten, bis die Erddecke einzustürzen drohte. Der Boden sackte nach und schuf jene Senke, die man später mit Bäumen bepflanzte, die jetzt nacheinander unterirdischen Bränden zum Opfer fallen. — Seit dem Jahre 1944 schwelt, durch eine Brandbombe, wie man sagt, entzündet, die verborgene Glut in den Braunkohlenlagem. Niemand weiß, wie weit diese Braunkohle reicht. Läuft sie unter der etwa dreihundert Meter entfernten Bundesstraße hindurch? Hat sie Verbindung mit den Braunkohlenflözen, die auf der anderen Straßenseite unter Aeckern und Gehöften liegen? An diesen Fragen hängt es, ob sich das unheimliche Treiben des Berggeistes zur Katastrophe weiten kann.
Das Gespenst des roten Hahnes
Das Gelände über der Brandstelle erinnert an einen Katastrophenort, der soeben von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht wurde. Mit
Heuschrecken-Kompaß
Heuschrecken verfügen, wie der Forscher T. Weiß-Fegh feststellen konnte, über eine eigene „Flugsicherung“. Als „Kontrollgeräte“ dienen winzige Haarbüschel an beiden Seiten des Kopfes. Wird eine Heuschrecke, die gegen den Wind fliegt, aus ihrer Flugrichtung getrieben, so gleicht sie dies sofort wieder aus und zwar auf Grund der von der Luftströmung gebogenen Haare. Ein winziger Nerv überträgt dabei die elektrischen Signale von den Haarbüscheln zum Gehirn. Weiß-Fegh glaubt bei der Heuschrecke außerdem auch noch ein Organ gefunden zu haben, das als „Höhenmesser“ dient. Die überraschenden Entdeckungen gelangen bei Versuchen in einem kleinen Windtunnel.
Signal um die Welt
Im National Bureau of Standards in USA gelang es, ein Radiosignal rund um die Erde zu senden und wieder aufzufangen. Es war ein Niederfrequenzsignal und benötigte für den Weg l jio Sekunden. Wie man ausgerechnet hat, wurde es dabei ungefähr 55mal zwischen Erde und Jonosphäre hin- und hergeworfen. Eine einzige dieser Reflektionen von
abgebranntem Wurzelwerk liegen Baumstämme kreuz und quer über einem riesigen, kraterähnlichen Trichterfeld, dem an vielen Stellen unaufhörlich dunkler, beißender Qualm entströmt, der an seinen Ausstiegsöffnungen mit einer fettigglänzenden Masse die braune Erde schwärzt. An den Kraterrändern ist die Erdoberfläche von breitklaffenden Spalten durchzogen. Gewaltige Erdbrocken türmen sich, von Rauchschwaden eingehüllt, im Trichter auf. Der Boden ist heiß und ausgedörrt. Immer weiter rutscht er in den Krater ab. Das unheimliche Feuer höhlt die Erde aus. Es bedroht Wald und Land Wird es auch noch die Straße fressen?
Jenseits der Bundesstraße 51, der Hauptbrandstelle gerade gegenüber, liegt rechts an der Berggeiststraße ein einzelnes Gehöft. Unter der Scheune nebenan glimmt seit Jahren ein Braunkohlenflöz. Weiter unterhalb in den Feldern schwelt ein dritter Brand. „Seit Monaten haben wir nichts mehr gespürt, — kein Feuer, keinen Qualm“, erzählt die Bäuerin. „Einmal brannte die Scheune lichterloh. Wenn da die Feuerwehr nicht schon nach wenigen Minuten gekommen wäre — —!“ Sorge und Ungewißheit lasten auf dem Ge-
In Berlin wurden jetzt die Ruinen des ehemaligen Polizeipräsidiums am Alexanderplatz gesprengt, die noch stehen gebliebenen Mauerreste werden abgetragen, bald wird nichts mehr davon übrig sein. Seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat dieses Gebäude eine gewichtige Rolle gespielt, in den Revolutionstagen nach dem 1. Weltkrieg und später während des Kapp-Putsches wurde es hart umkämpft, vor allem aber hat es in der deutschen Kriminalgeschichte eine große Bedeutung gehabt. Deshalb nahmen wir Gelegenheit, uns anläßlich seines endgültigen Verschwindens mit einem alten Berliner Kriminalisten, Kriminalrat Kuckenburg, der bereits 1913 hier seine kriminalistische Laufbahn begann, über den „Alex“, wie die Berliner kurz sagen, zu unterhalten.
„Hier am Alex wurden die größten Verbrechen dieses Jahrhunderts aufgeklärt“ betonte Kuckenburg, „hier wirkten unsere bedeutendsten Kriminalisten, so auch Dr. Max Hagemann, nach dessen Entwurf jetzt das Bundeskriminalamt geschaffen worden ist. In
der Erde zur Jonosphäre und zurück ist dabei nicht weniger als 450 Meilen lang.
Aufgelöste Nierensteine
Ein neues Mittel gegen Nieren- und Blasensteine wurde in USA entwickelt und bereits erfolgreich angewandt. Es trägt die Bezeichnung Calsol und wird als Flüssigkeit durch einen Katheter eingeführt. Calsol löst in Nieren und Blasen gebildete Steine besser als alle bisher gebräuchlichen chemischen Mittel auf.
Opossum-Geheimnisse
Die Züchtung eines Opossum-Paares in Gefangenschaft gelang erstmalig an der Universität von Kalifornien. Ueber die Fortpflanzung dieser Beuteltiere wurden dabei bisher noch unbekannte Tatsachen bekannt. Bereits nach 13tägiger Trächtigkeit verlassen die noch embryoähnlichen Jungen den Mutterleib. Sie sind zu dieser Zeit nur einen halben Zoll lang und wiegen 13/100 g. Sie wandern alsdann in die Beuteltaschen des Muttertieres, wo sie noch 60 Tage verbleiben. Im Innern der Tasche befinden sich 13 Milchwarzen. Würfe bis zu 21 Stück sind keine Seltenheit.
höft. Das Gespenst des roten Hahnes ist auch hier noch nicht gebannt.
Wenn sich Behörden streiten
Regelmäßig in jedem Jahr, meist in der Zeit des hohen Sommers, rückt neben den Betriebswehren der Braunkohlengesellschaften die Brühler Berufsfeuerwehr in das Reich des Berggeistes aus. „Vierundzwanzig, auch achtundvierzig Stunden lang pumpen wir ununterbrochen Wasser in den Brandherd hinein“, teilt der Wachhabende im Brühler Rathaus mit. „Wir können die Gefahr nur beschränken. Beseitigen können wir sie nicht!“
Ob denn keine endgültige Hilfe möglich sei? .Natürlich, aber mit gründlicheren Mitteln. Man müßte tiefe Gräben um die brennenden Stellen ziehen,, den Brandherd also isolieren. Die Kosten schätzt man auf etwa 50 000 DM." — Wer soll die tragen? Ein paar Behörden streiten sich um die Zuständigkeit. Manchmal erscheinen Kommissionen im Berggeist- Revier. Sie fertigen Gutachten an. Und diskutieren. Der Wald rutscht in den brennenden Krater. Ist die Bundesstraße, sind Gehöfte, sind Menschen in Gefahr? Die Behörden wol- ten warten. Vielleicht wird alles nicht so schlimm.
„Ja, wenn sich Behörden streiten“, meint lächelnd der Mann von der Feuerwehr.
Heinz Meyer-Wrekk
Fachkreisen unvergessen sind auch die Namen von Emst G e n n a t, der u. a. die Mörder Kürten, Hamann und Denke überführte, deren Verbrechen seinerzeit das größte Aufsehen erregten, ferner der Leiter der Kriminalpolizei Liebermann v. Sonnenberg, der u. a. in Breslau den berühmten Fall Rosen aufklärte.“
Bereits seit 1902 wurde im Polizeipräsidium am Alex, wie der alte Kriminalist weiter erzählte, mit Daktyloskopie gearbeitet und zuletzt waren hier eine halbe Million Fingerabdrücke gesammelt. Dieses gesamte Material ist verloren gegangen.
Im Polizeigefängnis am Alex haben von seinerzeit berühmten Kriminellen u. a. die Brüder Strauß, die Brüder Saß, der Knabenmörder Seefeld, sowie die Großbetrüger Barmat gesessen bevor sie mit der „grünen Minna“, wie die Berliner den grün angestrichenen Polizeitransportwagen nannten, nach Moabit gebracht wurden.
Im Einwohnermeldeamt des Polizeipräsidiums waren alle Berliner Einwohner seit Anfang des 19. Jahrhunderts registriert, auch dieses Material, das eine reiche Fundgrube für Ahnenforschung war, ist im Kriege verloren gegangen.
Die für den Laien wohl interessanteste Abteilung des alten Polizeipräsidiums war das Kriminalmuseum mit seinen Darstellungen jener Kriminalfälle, die in der Bevölkerung durch die Art und Weise, wie sie begangen worden waren, besondere Unruhe hervorgerufen hatten, also die großen sensationellen Fälle, sodann Fälle, deren Aufklärung besondere Schwierigkeiten verursacht hatte und die dadurch rein kriminalistisch interessant waren.
Hier waren, wie Kuckenburg im einzelnen erläuterte, vor allem die großen Fälle, wie die die Massenmörder Großmann, Haarmann, Denke und Kürten dargestellt, aber auch eine ganze Reihe anderer Mordfälle, die seinerzeit großes Aufsehen erregten. Aus jüngster Zeit war hier auch der Fall des S-Bahnmörders SA-Mann Ogorzoff behandelt, der während des letzten Krieges im Schutze der Verdunkelung in der Nähe von Karlshorst acht oder neun Frauen nach Vergewaltigung umgebracht hatte und dafür hingerichtet wurde. Als scheußlichstes hier behandeltes Verbrechen galt der Fall Heubaum, der sich kurz nach dem 1. Weltkriege zugetragen hatte; jener tötete seine Geliebte mit 55 Bajonettsti-
Badegäste auf Unterwasserjagd
Neuer Nervenkitzel an der Riviera — Die Vereinspartie auf dem Meeresboden
Der neueste Sport an der französischen Riviera ist die Unterwasserjagd. Man kauft sich in den einschlägigen Geschäften Schwimmflossen und einen kleinen Tauchapparat, der zur Farbe des Badeanzugs paßt. Dann ersteht man ein Wassergewehr, mit dem man ganze zwanzig Meter weit schießen kann, und hinab geht es in das nasse Reich, um Kämpfe gegen Tintenfische, vielleicht sogar Küstenhaie, die es aber nur in den nachträglichen Berichten gibt, zu bestehen. Wer es sich leisten kann, erwirbt eine richtige Taucherglocke, in der auch Platz für einen Foto-Apparat ist. Sehr beliebt ist die Unterwasserjagd zu zweien, wobei einer den andern in spannenden Szenen knipst.
Schon gibt es neben den übereifrigen Neulingen erfahrene Unterwasserjäger. Natürlich haben sich sofort Vereine und Clubs etabliert, manche sogar mit einem regelrechten Ausbildungsprogramm. Der Unterricht erfolgt in einem eigens zu diesem Zweck gemieteten Bassin. Nach Abschluß der Ausbildung findet eine gemeinsame Vereinspartie auf dem Meeresboden statt.
Das Ganze wäre keine Angelegenheit unserer Tage, wenn nicht auch Rekorde aufgestellt, gebrochen und überboten würden. Zur Zeit triumphiert Cannes, wo ein junger Franzose eine Tauchtiefe von 62 Metern erreicht haben soll. Er erhielt einen Silberpokal.
Das Bedürfnis unterzutauchen scheint gerade in den mondänen und begüterten Kreisen sehr groß zu sein.
chen, nachdem sie ihm offenbart hatte, daß sie von ihm schwanger sei.
Als berühmte Beispiele von Einbrecherarbeit waren die Fälle der Gebrüder Strauß und der Gebrüder Saß behandelt, deren Einbruch durch die Fundamente in den Tresorraum der Diskontobank am Wittenbergplatz seinerzeit ungeheures Aufsehen erregte. Die Gebrüder Strauß bewiesen ihre Meisterschaft als Einbrecher auch dadurch, daß sie in das Kriminalmuseum einbrachen, um dort ihre ausgestellten Werkzeuge zu holen.
Ein berühmter Fall waren auch die Gebrüder Götze, die um 1935 als Autofallensteller hervortraten und auf Grund deren Autoattentate ein besonderes Gesetz erlassen wurde, das derartige Verbrechen mit dem Tode bestrafte.
Als Anschauungsmaterial für den kriminalistischen Nachwuchs enthielt dieses Museum eine Sammlung aller Arten von Einbruchswerkzeugen, mehr als fünfhundert Geldfälschungen, einen Ueberblick über Mißbrauch von Rauschgiften, eine Sammlung von Instrumenten und Hilfsmitteln zu verbotener Abtreibung, eine Darstellung aller bekannten Falschspielertricks.
Berühmt war die Abteilung Pornographie des Kriminalmuseums, darin fanden Sich unzüchtige Schriften und Bilder aller Art, bis zu pornographischen Filmen, die das Tollste waren, was es je auf diesem Gebiet gegeben hat.
„All das ist dahin“, stellt Kriminalrat Kuk- kenburg abschließend fest. „In den 20er Jahren bildeten wir uns am Alex ein, wir hätten mit unseren kriminalistischen Einrichtungen Scotland Yard bereits weit überflügelt, und ich erinnere mich an eine damalige Karikatur, die diesen Gedanken ausdrückte. Heute sind wir bescheidener geworden und zufrieden, wenn wir einigermaßen auf derselben Höhe sind.“ F. E. O.
Die Rache des Diebes
Ein Taschendieb, der in einem Omnibus in Neapel eine Brieftasche entwendet hatte, suchte anschließend den Bestohlenen in dessen Wohnung auf und verabreichte seinem Opfer eine gehörige Tracht Prügel. Der Dieb hatte in der Brieftasche ein Bild seiner eigenen Frau mit entblößtem Oberkörper gefunden.
Der „Alex“ wird abgebrochen
Hier wurden die größten Verbrechen dieses Jahrhunderts aufgeklärt
Allerlei Neuigkeiten
Haarbüschel zur Flugsicherung / Calsol löst Nierensteine
Kleiner Rat für Brief Schreiber
Von Rudolf Schneider-Schelde
Warum lügst du, Freund, sobald du eine Feder in die Hand nimmst? — Du liebst doch sonst die Wahrheit. Es fällt dir nicht ein, vor mir auf dem Bauch zu kriechen, aber sobald du mir schreibst, bist du mein „ganz ergebener , mein „sehr ergebener“, mein „ergebenster“ sogar. Mein Freund, wenn ich dich beim Wort nehmen wollte! . . .
Höflichkeit ist eine hübsche Sache, aber wenn du mir statt: „Sehr geehrter Herr!“ etwa schreibst: „Mein Herr“, oder nur: „Herr Soundso“, dann wäre das vielleicht nicht so artig, aber aufrichtiger und aufrechter wäre es. Du schreibst der Frau Regierungsrat, die du nicht ausstehen kannst: „Verehrteste gnädige Frau!“ — Du antwortest dem Geschäftsmann, der dich bestimmt übers Ohr gehauen hat. „Ich danke verbindlichst für Ihr sehr ges-. t ätztes Schreiben“ und verabschiedest dich von einem Gauner, den du in Grund und Boden verdammst: „In Hochachtung ergeben!“
„Der Ihre“ unterzeichnest du, oder: „Ganz der Ihre“, und du denkst dir dabei weiter nichts, als daß den andern der Teufel holen möge und er schwerlich dabei Gelegenheit finden wird, nachzuprüfen, ob du wirklich „seiner“ warst. „Dein“ setzest du munter unter deine Briefe, „immer, ewig dein“, und mit Vorliebe dann, wenn du dich schon dafür bedanken würdest, auch nur eine Stunde lang Eigentum des oder der Angehimmelten zu sein Was wirst du wieder deiner Tante schreiben zum Ausgleich für die Handschuhe, die sie dir zum Geburtstag schenkte und die dir nicht passen, was dem Onkel für den Schnaps, an dem du dir den Magen gründlich verdorben hast? — '.Dein herrlicher Tropfen war uns wirklich ein Labsal, guter alter Onkel; die Handschuhe, Tantchen, sind einfach wunder
voll, und ich kann sie so gut gebrauchen! Nein, wie habt Ihr uns erfreut!“
Du meinst, daß deine Ueberschwenglichkeit wieder Freude macht und — ja nichts kostet? He? Laß es dich lieber etwas kosten, alter Junge, und schwindle weniger dafür! Beachte, daß die undankbarsten Leute über den allerdankbarsten Wortschatz verfügen, daß die Hochmütigen gern „Ihr ergebener Diener“ sagen, daß niemand so von „heißer Liebe“ schwärmt wie der Berechnende. Man glaubt dir schon lang nicht mehr, wenn du überquillst.
Nimm die Feder in die Hand und bleibe du! Die Schrift ist nicht erfunden worden, damit man schönschreibe, sondern damit man sich mitteile, dein Brief soll keineswegs der imitierte Pelzmantel deiner Gedanken, sondern ihr Träger sein. Wenn du schreibst: „Ich liebe Dich!“, so ist das keineswegs gewöhnlich und muß nicht verbessert werden in: „Ich liebe Dich unaussprechlich!“; denn das bedeutet etwas anderes. Wenn du schreibst: „Ich danke Dir!“, so ist das keineswegs kalt und muß erwärmt werden durch die Beigabe von „Innigkeit“, denn — Hand aufs Herz — wann dankst du in Wahrheit innig?
Schreibe so, mein Freund, daß man dich wirklich beim Wort nehmen kann. Versuch es nur einmal, und du wirst sehen: erstens, wie schwer es ist; zweitens, wie wohl es tut; und drittens, welcher Mut dazu gehört.
Nur ein Gartensdilauch
Daß aus Kinderspielzeug schon manchmal eine bedeutende Erfindung wurde, ist bekannt. Im Jahre 1885 hatte der Tierarzt Dunlop in Dublin seinem kleinen Sohn ein einfaches Fahrrad mit harten Rädern gebaut, weil man damals ja eben noch nichts anderes kannte. Der Knabe vergnügte sich nun damit den ganzen Tag im Garten und auf der Straße, doch
klagte er sehr über das Stuckern auf dem Steinpflaster.
Um nun seinem Söhnchen die Schmerzen zu ersparen, nahm Vater Dunlop einen Gartenschlauch, band die Enden zu und füllte ihn mit Luft. Diese Luftwürste band er auf die Räder, und damit fuhr der kleine Dunlop wie auf Wolken durch die Straßen Dublins. Eines Tages sah ein Fremder den Knaben mit seinem Fahrrad und fragte ihn aus und sagte, daß hier eine ganz bedeutende Erfindung vorliege, worauf er ein Patent nehmen wolle.
Der kleine Dunlop fuhr eiligst zu seinem Vater und erzählte ihm dieses. Da ging dem Vater Dunlop ein Licht auf, welche Erfindung er gemacht hatte. Er nahm schleunigst selbst ein Patent auf die mit Luft gefüllten Gummiwürste. So war der Pneumatik erfunden und machte seinen Siegeslauf durch diie ganze Welt. L. K.
Humor
Eusebius Allesmacher war einige Jahre in Amerika. Im Freundeskreis erzählt er nun: „Also, Arbeit gibt es dort! Arbeit und wieder Arbeit! Arbeit ist dort alles. In der Nacht zum Beispiel war ich in einer Zeitung angestellt. Am Morgen habe ich bis in den Vormittag hinein Milch ausgetragen. Und am späten Nachmittag bis zum Dienstantritt in der Zeitung war ich damit beschäftigt, in einem großen Hotel Eßbestecke zu putzen und zu reinigen!“
„Ja, und wann, um Himmelswillen, hast du dann eigentlich geschlafen?“ ist die erstaunte Frage.
„Geschlafen? In der Mittagszeit natürlich! In einer Auslage am Broadway als Reklamefigur einer Matratzenfabrik!“
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Auch gekrönte Häupter sind nicht immer frei von Selbstkritik. Nach einer ParlamentseröfE- nung verließ Georg III. das Oberhaus, vor dem er eben seine Thronrede gehalten hatte.
Die kleine Welt
Wenn ich vom Hause mich entferne, das oben auf dem Berge thront, dann sehe ich den Glanz der Sterne, die zahllos stehen um den Mond.
Sie funkeln tröstlich auf mich nieder, den Kiefernhochwald und das Haus.
Mein Kätzchen dehnt die müden Glieder.
Am Dachfirst schwirrt die Fledermaus.
Ich weiß, wenn ich ins Zimmer gehe,
— vom Lampenschimmer sanft erhellt —, daß ich dein liebes Lächeln sehe in unserer stillen kleinen Welt.
FELICITAS VON ZERBONI DI SPOSETTI
iiiiiiiiiHiimiiiimiiiiiimmimiimmiiitmimimtmimiiimiimiimmtiHiiimimimimimimi
Er wandte sich an den Lordkanzler und fragte: „Lordkanzler, habe ich die Rede gut vorge- ' tragen?“
„Ganz vortrefflich, Majestät!“ lautet die pflichtschuldig begeisterte Antwort.
„Das freut mich“, bemerkte der König, „denn Inhalt hatte sie ja keinen.“
Kulturelle Nnrhrirhten
Berninis Marmorgruppe „Neptun und Glaucus“ wurde mit Hilfe verschiedener Stiftungen vom Londoner Victoria-und-Albert-Museum erworben.
Ein neuentdecktes Bachgemälde von Elias Gottlob Hausmann ist seit vergangenem Sonntag in Eraunschweig ausgestellt und wird Ende Juli bei der offiziellen Bachfeier der Bundesrepublik in Göttingen gezeigt.
Der Präsident der „Monumenta germaniae hi- storia“, Prof Friedrich Baethgen, begeht am 30. Juli seinen 60. Geburtstag.
Die Jagsthausener Goetz-Festspiele werden am Samstag, 22. Juli, mit Goethes Schauspiel „Goetz von Berlichingen" eröffnet.