MONTAG, 10. JULI 1950 ÜBERPARTEILICHE HEIMATZEITUNG 6- JAHRGANG / NR. 105
ctjtnarjUMlb’dfdjo
HFIMATBOTF Fl'lR DFN RF7IRK NAGOLD nll
HEIMATBOTE FÜR DEN BEZIRK NAGOLD
mm
t
i
1
t
r
i
i
t
\
t
s
2
1
5
1
1
1
i
9
1
1
J
r
r
e
n
e
d
n
>s
d
st
ir
n
ir
t.
if
n
;r
n
»r
!h
Lß
m
t-
in
*)
Kriegsrecht über Korea verhängt
Superfestungen im Tiefangriff / Amerikanisches Bataillon eingeschlossen
TOKIO. Am Sonntag wurde ganz Südkorea durch eine Verordnung des Oberkommandierenden der südkoreanischen Streitkräfte unter Kriegsr.echt gestellt. Die Störung des wirtschaftlichen Lebens des Landes, Hamstern von Waren, Aufgabe von Arbeitsplätzen ohne ausreichende Gründe, die Verbreitung von Gerüchten oder Agitationstätigkeit sind unter Androhung von strengen Strafen untersagt.
Amerikanische Bomber und Düsenjäger haben am Sonntag eine aus sechs Panzern und einem Infanteriebataillon bestehende nordkoreanische Stoßtruppe vernichtet, als diese nach Süden durchzubrechen versuchte. Die amerikanischen Superfestungen warfen ihre Bomben aus 600 m Höhe ab und führten anschließend gemeinsam mit den Jagdflugzeugen Tieffliegerangriffe auf die Nordkoreaner, bis die vorrrückende Einheit aufgerieben war.
Nach dem Bericht aus McArthurs Hauptquartier vom Montagmorgen haben die nordkoreanischen Truppen ihren Vormarsch an der Westküste in südlicher Richtung fortgesetzt. Offenbar beabsichtigen sie eine Umfassungsaktion und gleichzeitig einen Vorstoß in Richtung auf den großen Hafen Pusan.
Nach einem Bericht des AP-Korresponden- ten ist ein amerikanisches Bataillon eingeschlossen. Ein Entsatz ist bisher nicht gelungen.
ten gestellt haben.“ McArthur ist damit der erste militärische Befehlshaber von Streitkräften der Vereinten Nationen. Selbstverständlich hat an der Sitzung des Sicherheitsrates der sowjetische Vertreter wieder nicht teilgenommen.
Präsident Truman wird voraussichtlich in der nächsten Woche den Kongreß um eine Erhöhung des Etats für militärische Ausgaben ersuchen, um die Kosten der Kämpfe in Korea decken zu können.
Im Hafen von Pusan, an der Südostspitze Koreas kommen fast stündlich Schiffe mit amerikanischen Verstärkungen aus Japan herüber und werden eilends entladen. Zwischen diesem wichtigsten südkoreanischen Hafen und japanischen Häfen besteht ein regelrechter Pendelverkehr. Die Dampfer bringen Truppen, Geschütze, Panzer und Munition. Ein Panzerlandungsschiff wurde in 23 Minuten entladen.
Wenige Stunden später rollten die Panzer bereits an die Front. Die amerikanische Armee und Marine riefen am Samstag Reservisten zum Freiwilligendienst auf. Es wurde mitgeteilt, daß insbesondere Spezialisten dringend benötigt würden.
In militärischen Kreisen der Vereinigten Staaten räumt man ein, daß die Koreaaffäre zu einer bedeutend größeren Operation geworden ist, als vorherzusehen war. Man weist darauf hin, daß trotz der amerikanischen Hilfe nicht zu bald ein Wiedererstarken der südkoreanischen Truppen zu erwarten ist.
Am Samstag meldete das Hauptquartier McArthurs, daß die nordkoreanische Offensive zunächst eingedämmt worden sei, jedoch drückten die Nordkoreaner weiter auf die südkoreanisch-amerikanische Front, während sie gleichzeitig Truppen für einen neuen Angriff zusammenzögen. Die Kämpfe konzentrierten sich hauptsächlich im Raum südlich und südöstlich von Suwon. Am Samstag haben nordkoreanische Streitkräfte die Stadt Chonan 100 km südlich des 38. Breitengrades und 50 km nordwestlich des neuen Regierungssitzes Taidschen besetzt.
Nachdem der Sicherheitsrat am Freitag die amerikanische Regierung aufgefordert hatte, einen Oberbefehlshaber für die in Korea zur Abwehr der nordkoreanischen Aggression eingesetzten UN-Streitkräfte zu bestimmen, hat Präsident Truman am Samstag General McArthur zum Oberbefehlshaber ernannt. Er wies ihn an, die blau-weiße Flagge der Vereinten Nationen zu verwenden. Der genauere Titel McArthurs ist: „Kommandierender General der militärischen Streitkräfte, die die Mitglieder der Vereinten Nationen unter das einheitliche Kommando der Vereinigten Staa-
Neue Triest-Note Moskaus
Die Sowjets bestehen auf ihren Forderungen
LONDON. Am Samstag hat die Sowjetunion den drei Westmächten eine neue Note zum Triest-Problem zugestellt, in der erneut behauptet wird, Großbritannien, Frankreich und die Vereinigten Staaten hätten die Bedingungen des italienischen Friedensvertrages in bezug auf Triest verletzt.
Die Note wurde in Moskau den Botschaftern der Westmächte am Samstag übergeben und
Landtagswahl in Schleswig-Holstein
Trotz des heißen Wetters eine gute Wahlbeteiligung
KIEL. Als zweites Land hat nach Nordrhein- Westfalen Schleswig-Holstein am Sonntag seinen Landtag, den zweiten seit der Kapitulation, gewählt. Auch hier hatten sich die Parteien besonders eifrig um die Gunst der 1,7 Millionen Stimmberechtigten beworben, doch ist der Wahlkampf ruhig verlaufen. Infolge des hochsommerlichen Wetters war die Wahlbeteiligung mit Ausnahme der nördlichen Grenzkreise etwas geringer, als man gerechnet hatte, aber mit 72 Prozent immer noch gut.
die FDP in neun Wahlkreisen Kandidaten nominierte. Da nach Schätzungen etwa 40 Prozent der Wähler in Schleswig-Holstein Flüchtlinge sind, und diese mit einer eigenen Liste als „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) auftrat, kam der Entscheidung der Flüchtlinge besondere Bedeutung zu, da man daraus einen Anhaltspunkt gewinnen kann, welche Entwicklung eine von anderen Parteien gelöste Flüchtlingsbewegung im Bundesgebiet nehmen kann.
stellt eine Antwort dar auf die letzten Triestnoten dieser Mächte von Mitte Juni. Damals hatten London, Paris und Washington die s<>- wjetischen Forderungen zurückgewiesen und behauptet, die Zukunft Triests werde am besten durch ein direktes Abkommen zwischen Jugoslawien und Italien geregelt.
Moskau wendet sich nun gegen diesen Vorschlag und wiederholt seine Forderungen: Sofortige Inkraftsetzung des provisorischen Statuts des Freistaates Triest, sofortige Ernennung eines Gouverneurs, Bildung eines vorläufigen Regierungsrates, Festsetzung eines Termins für Inkrafttreten des ständigen Statuts, Aufhebung der „unrechtmäßigen britisch-amerikanischen Marinebasis“ in Triest und Zurückziehung der britischen und amerikanischen Truppen aus dem Gebiet des Freistaates. In der neuen Note heißt es dann weiter, die Regierungen der Westmächte hätten in ihren Noten auf diese Forderungen nicht geantwortet, vielmehr offen vorgeschlagen, den Friedensvertrag mit Italien durch Revision der Triest-Bestimmungen zu verletzen. Die Moskauer Regierung betont,' sie bestehe auf der „bedingungslosen Erfüllung der Bestimmungen des italienischen Friedensvertrages.“
329 Kandidaten von neun Parteien und zwei parteilose Kandidaten hatten sich zur Wahl gestellt. Von ihnen kommen jedoch nur 69 zum Zuge. 166 Kandidaten haben sich ausschließlich in direkter Wahl in den 46 Wahlkreisen des Landes gestellt, während 78 zugleich in den Wahlkreisen und auf den Landeslisten aufgestellt waren. 87 Kandidaten vertraten ihre Parteien nur auf den Landeslisten.
Das Wahlgesetz war vor der Wahl heftig umstritten und wurde noch fünf Tage vorher in der vergangenen Woche auf Grund eines Entscheides des Oberverwaltungsgerichtes in wesentlichen Punkten geändert. Das Gesetz sieht ein Mehrheitswahlrecht mit Verhältnisausgleich vor. Die CDU, die Deutsche Partei und die Freien Demokraten haben sich in einem „Deutschen Wahlblock“ zusammengeschlossen und die Wahlkreise unter sich so aufgeteilt, daß die CDU in 24, die DP in 12 und
Kriegsopfer wollen nach Bonn
Ein Protestmarsch geplant
KOBLENZ. Das Präsidium des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands (VDK) hat am Sonntag beschlossen, die organisatorischen Vorbereitungen für einen Marsch der Kriegsopfer nach Bonn so zu beschleunigen, daß er „zum geeigneten Zeitpunkt“ bestimmungsgemäß abgewickelt werden kann. Weitfer wurde festgestellt, daß die bisher bekannt gewordenen Leistungen nach dem Entwurf zur Versorgungsreform von den Kriegsopfern als unzureichend abgelehnt werden. „Die Kriegsopfer sind entschlossen“, so schließt die Erklärung, „mit allen erlaubten demokratischen Mitteln ihr gutes Recht durchzusetzen.“
Der Hauptgeschäftsführer der VDK teilte mit, daß zurzeit etwa 4 Millionen Kriegsopfer für die Versorgung in Frage kommen. Von ihnen sind beschädigt: bis zu 30 Prozent rund 475 000, zu 40 Prozent rund 187 000, zu 50 Prozent rund 374 000, zu 60 Prozent rund 75 000, zu 70 Prozent 216 000, zu 80 Prozent 48 000, zu 90 Prozent 70 000 und zu 100 Prozent 58 000. Kriegerwitwen wurden 987 000 festgestellt, dazu kommen 1 356 000 vaterlose, und 30 000 elternlose Waisen, ferner rund 100 000 Elternteile und 29 000 Elternpaare.
Pleven beauftragt
PARIS. Der amtierende französische Verteidigungsminister Pleven hat sich am Freitag nach dem Mißerfolg Mollets bereit erklärt, die Bildung eines neuen französischen Kabinetts zu versuchen. Er ist der dritte, der seit dem Sturz des Kabinetts Bidault die Aufgabe der Regierungsbildung übernommen hat. Pleven gehört der demokratisch-sozialistischen Widerstandsunion an, die eine gemäßigte Rechtspartei ist. Am Dienstagvormittag wird die Nationalversammlung über die Bestätigung Pievens abstimmen.
Dibelius bei Truman
WASHINGTON. Präsident Truman empfing den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Otto Dibelius, der mit dem Präsidenten die „moralische Situation der Welt“ besprach. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekanntgegeben.
Für europäischen Bundesstaat
BREISACH. Von der Europaunion ist in Breisach eine Abstimmung über die Frage durchgeführt worden: „Sind Sie für die Beseitigung der politischen und wirtschaftlichen Grenzen innerhalb Europas und für den Zusammenschluß aller europäischen Völker zu einem europäischen Bundesstaat?“
Aehnliche Abstimmungen werden zu verschiedenen Terminen in ganz Westeuropa durchgeführt, um ein Bild von der Einstellung der europäischen Völker zu erhalten. Die Volksbefragung ist auf völlig freiwilliger Grundlage abgehalten worden. Um so erstaunlicher war die gute Wahlbeteiligung.
Am Samstagabend hatten in einer Kundgebung Staatspräsident W o h 1 e b . der Generalsekretär der Europaunion der Schweiz, Dr Ernst S t e f f a n , Lausanne, und der Schriftsteller Eugen K o g o n gesprochen. Staatspräsident Dr. Gebhard Müller, der ebenfalls als Redner angesagt war, konnte wegen anderweitiger Inanspruchnahme nicht an der Kund-
hung teilnehmen.
An der Abstimmung beteiligten sich 87,5% ;r Wahlberechtigten. Von ihnen haben sich
95,6% für einen Zusammenschluß der westeuropäischen Länder zu einer Föderation ausgesprochen. Nur 4,4% stimmten dagegen.
Hessische Wähler uninteressiert
FRANKFURT. In Hessen wurde am Sonntag eine Abstimmung über eine Verfassungsänderung durchgeführt. Auf Antrag der Regierungsparteien, SPD und CDU, hatten die Abstimmungsberechtigten darüber zu entscheiden, ob am Verhältniswahlrecht festgehalten oder ob der Landtag vom kommenden Herbst an nach einem neuen Wahlgesetz, einer Verbindung von Persönlichkeits- und Verhältniswahlrecht, gewählt werden soll. Die Beteiligung an der Abstimmung war sehr schlecht, obwohl noch keine endgültigen Prozentzahlen vorliegen. Doch hatten in Frankfurt bis mittags noch nicht einmal 10 Prozent der Wähler abgestimmt.
Die Verfassungsänderung dürfte mit großer Mehrheit angenommen worden sein.
Keine Fettsteuer
Margarine-Ausgleichsabgabe für 3 Monate
BONN. Wie zu der am Freitag vom Bundeskabinett beschlossenen Margarine-Ausgleichsabgabe. über die wir in einem Teil der Samstag-Ausgabe bereits berichtet haben, mitgeteilt wird, soll es sich dabei nicht um die Wiedereinführung der früheren Fettsteuer handeln. Die Margarine-Ausgleichsabgabe sei nur für drei Monate vorgesehen, bis sich die Verhältnisse auf dem Ernährungssektor auf Grund der neuen Marktordnungsgesetze wieder beruhigt haben. Die Abgabe sei auch in ihrer Höhe nicht mit den Sätzen der früheren Fettsteuer zu vergleichen. Es sei zu erwarten. daß die Durchschnittspreise für Margarine infolge der von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen künftig unter dem bisher geltenden Preis liegen werden.
Der Deutsche Bauernverband meint, daß durch den Beschluß des Kabinetts eine Entscheidung nur verschoben worden ist. Nur durch eine unbefristete Fettausgleichsabgabe in ausreichender Höhe seien die für eine Stützung des Brotpreises und der Düngemittel notwendigen Mittel zu beschaffen.
„Mourir pour Seoul?“
Von H. G. von Studnitz
Zwischen der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Este und dem Ausbruch des ersten Weltkrieges lagen viele Wochen, heiße Sommerwochen, die Wilhelm II., eine der Zentralfiguren des damaligen Geschehens, auf eine Nordlandreise gehen ließen, als ob nichts geschehen sei. Ebenso erstreckte sich die Polenkrise über einen längeren Zeitraum, bis sie in den letzten Augusttagen 1939 jenem dramatischen Höhepunkt zutrieb, der den zweiten Weltkrieg auslöste. Heute sucht man sich vielerorts damit zu beruhigen, daß der Krieg in Korea nun schon einige Zeit im Gange ist, ohne auf andere Schauplätze übergegriffen zu haben. Und doch gleicht die westpolitische Situation in vielen Aspekten jenen, die zweimal im Lauf einer Generation die Menschheit in eine Katastrophe ohnegleichen stürzten.
1914 waren es vor allem Oesterreich und Rußland, die das Feuer schürten, während bei den anderen Mächten. Deutschland eingeschlossen, zunächst wenig Neigung bestand, wegen Serbien einen Waffengang zu wagen. „Mourir pour Serajewo?“ (Sterben für Sera- jewo?) mögen viele in jenen Tagen und Wochen gefragt haben. 1939 wollte Hitler den Krieg. Die Sowjetunion hüllte sich nach dem Moskauer Pakt in das Schweigen des Mitwissers. Die Westmächte waren so entschieden dagegen wie das mit Hitler verbündete Italien. „Mourir pour Dantzig?“ lautete die Parole des französischen Defaitismus. Heute kommt wiederum aus Paris — diesmal von den französischen Korr^nunisten lanziert — die Frage „Mourir pour Seoul?“ So sehr sie mit dem Ziel gestellt wird, die Moral aller mit der amerikanischen Intervention sympathisierenden Mächte zu zersetzen, so wenig kann geleugnet werden, daß sie für die Stimmung vieler Kreise in Westeuropa kennzeichnend ist, die jede Identifizierung mit kommunistischen Schlagworten oder gar den Zielen des Sowjetimperialismus entrüstet ablehnen würden.
Demgegenüber erscheint es angebracht, sich zu erinnern, daß jede dieser drei großen Krisen, von denen zwei in einen Weltkrieg mündeten, während die dritte die gleiche Möglichkeit in sich birgt, durch die russische Politik entfacht wurden. Daß die zaristische Regierung 1914 von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers vorher unterrichtet wurde, ist nur eine Hypothese. Daß es aber allein bei Rußland lag, die serbische Regierung zur Nachgiebigkeit gegenüber dem Ultimatum des Ballhausplatzes zu bewegen und damit den Ausbruch der Feindseligkeiten zu verhindern, ist eine geschichtliche Tatsache. Ebenso geschichtlich ist es, daß Hitler angesichts der britischen Garantie für die Integrität Polens im Herbst 1939 den Angriff nicht hätte wagen können, wenn nicht die Sowjetunion in dem zwischen Ribbentrop und Molotow geschlossenen Vertrag die Teilung Polens garantiert und in Hitler die Gewißheit gefestigt hätte, wegen Polen keinen Zweifrontenkrieg führen zu brauchen. Endlich sind keine Zweifel erlaubt, daß die kommunistische von russischen Beratern durchsetzte und gelenkte Regierung Nordkoreas ihre mit russischem Material ausgerüsteten Streitkräfte den 38. Breitegrad nicht ohne ausdrückliche Genehmigung Moskaus überschreiten lassen konnte.
Nachdem die Weltpolitik im wesentlichen durch den Gegensatz von den beiden einzigen Mächten bestimmt wird, die als echte Weltmächte um die Weltherrschaft streiten, nachdem die Kriegstechnik alle Dimensionen und Elemente sich unterworfen hat, und die Strategie schlechthin zur Globalstrategie geworden ist, spielt der geographische Punkt, an dem der Konflikt sich in militärische Aktionen entlädt, kaum noch eine Rolle. Und wenn es vorgestern „pour Serajewo?“ hieß, gestern „pour Dantzig?“ und morgen vielleicht „pour Seoul?“ heißen wird, so kann diese Frage niemals im Sinne des „Was geht uns das eigentlich an?“ gestellt werden, sondern sie sollte die Erkenntnis jener vielgestaltigen Problematik vertiefen, die Rußlands Ausdehnungsdrang und die ständige Vermehrung seines politischen und militärischen Potentials den Staatsmännern der Gegenwart aufgeben.
In Großbritannien, der Weltmacht von gestern, ist das Gefühl für derartige Zusammenhänge weit lebhafter. Und so hat denn ein so kluger Beobachter wie der Londoner Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ mit Recht darauf hingewiesen, wie bedeutungsvoll es war, daß sich in dem sonst so vorsichtig wähnenden England sofort eine „instinktive Reaktion“ geltend machte, die zu der ..ganz irrationalen Entscheidung führte, das armselige Staatsgebilde im Fernen Osten nicht einfach sang- und klanglos untergehen zu lassen.“ Nach zwei Weltkriegen ist der Weltfriede unteilbar geworden. Diese Unteilbarkeit ist es, die Korea zu einer Frage macht, die an jeden denkenden Menschen, gleichgültig welcher Nationalität, eine Gewissensfrage darstellt. _
CASABLANCA. Beim Absturz eines zweimotorigen französischen Verkehrsflugzeuges in der Nähe des Flugplatzes von Casablanca fanden am Sonntag früh 21 Personen den Tod. Neun Fahrgäste wurden verletzt, vier davon schwer.