Haben die Russen die Atombombe?

Gespräch mit einem großen Gelehrten

Etwa 3000 Tonnen Dynamit verließen auf zwei Sonderzügen mit russischen Spezial- Güterwagen am 13 August 1949 eines der größten russischen Sprengstoffwerke west­lich Moskau in unbekannter Richtung. Der Sprengstoff, der in seiner Brisanz Aehnlich- keit mit dem englischen TNT (Trinitrotoluol) besaß, war in Form von Barren gegossen, deren jeder etwa 4 Pfund wog und von ei­nem kräftigen Mann gehandhabt werden konnte. Es handelte sich um Sicherheits­sprengstoff, der gegen Druck, Stoß und Feuer unempfindlich war und nur mit Knallqueck­silbersprengkapseln zur Explosion gebracht werden konnte. Er war in. eine dreifache Schicht von paraffiniertem Pergamentpapier verpackt. Außerdem war jeder Barren in paraffinierte Leinwand eingenäht und da­mit wasserdicht gemacht.

Diese Mitteilung von einem Rußlandheim­kehrer, der aus guten Gründen nicht genannt werden will, erreichte Deutschland in einem Augenblick, als die Schreckpropaganda mit der russischen Atombombe ihren Höhepunkt be­reits überschritten hatte. Schon erheben sich- Stimmen im Ausland, die die Existenz einer russischen Atombombe überhaupt in Frage stellen. Rußland hat im Herbst 1949 die west­liche Welt mit einer Atombombe geblufft, die nicht existierte.

Die Hintergründe des russischen Manövers werden verständlich, wenn man den kommu­nistischen Erdrutsch, der sich seit Abfeuerung des radioaktiven Probeschusses in der ganzen Welt vollzog, genauer untersucht.

Startsignal zur Weltkrisis

Die Existenz einer russischen Atombombe bedeutete für Millionen gläubiger Kommu­nisten das Startsignal für eine neue aggressive Aera des Bolschewismus. Sie bedeutete ande­rerseits für die westlichen Gegenspieler Ruß­lands die Gelegenheit, um auf dieses Fanal hin mit einem Kesseltreiben gegen die Kommu­nisten in ihren Ländern einzusetzen. Auf diese Weise haben die Vorgänge um die russische Atombombe zu einer Weltkrise geführt.

Bereits jetzt sprechen englische Blätter offen davon, daß der Weltkrieg Nr. III von 1957/58 auf 1953 vorverlegt sei. Wir haben aus diesem Grunde einige führende Atomwissenschaftler über die Wahrscheinlichkeit der russischen A- Bombe befragt, darunter den Mann, der 1938 als erster das Phänomen der Kernspaltung richtig deutete: Professor Straßmann in Mainz, Chemiker und seinerzeit Mitarbeiter von Pro­fessor Hahn und Läse Meitner.

Geringe Wahrscheinlichkeit

Professor Straßmann, ein ruhiger, skep­tischer Wissenschaftler, hält die Wahrschein­lichkeit der russischen Atombombe für gering. Er sagt: 1. Die Russen scheinen keine großen Uranlager zu besitzen, da sie andernfalls nicht mit einem derart fanatischen Eifer die min­derwertigen Uranlager in Sachsen und der Tschechoslowakei abbauen würden. Es gehören große Mengen von gereinigtem Uran in Me­tallform zum Betrieb eines Uranbrenners, in dem gleichzeitig Energie (Hitze) und über Uranisotop (U 239) Plutonium hergestellt werden.

Das sogenannte U 235, das bei dem Bomben­wurf von Hiroshima zur Verwendung kam, befindet sich nur in der Menge von 0,7 Prozent in dem gereinigten Uraniummetall, das die Be­zeichnung U 238 hat. U 239 und U 235 aber sind die notwendigen Isotope, ohne die keine Bombe vom Hiroshima-, Nagasaki-, Bikini­oder Eniwetok-Typ zur Explosion gebracht werden kann. Damals wurde noch nicht 1 Pro­zent der zur Verfügung stehenden Atomkraft ausgenutzt, da das Uran beim Verpuffen sehr schnell aus dem Bereich der Neutronenwolke gerissen wird, die zur weiteren Kettenreaktion erforderlich ist. Neuerdings plant man, die Neutronenwolken in dem Urankern der Bombe zur Zeit der Explosion durch einen Mantel von Schwerwasser, der um die Bombe gelegt wird, zu verdichten. Dadurch könnte der Prozentsatz des ausgenutzten Urans wesentlich gesteigert und die Wirkung der Bombe vervielfacht wer­den. Aber auch dazu gehört, daß man U 235 und Plutonium in ausreichendem Maße besitzt.

Die großen Uranlager befinden sich, soweit wir wissen, in der westlichen Hemisphäre, und die Existenz angereicherter Uranvorkommen im Osten erscheint mir fragwürdig, solange die Russen unter Einsatz ihrer ganzen Energie und großer Unkosten minderwertiges Erz aus den Satellitenstaaten heranschaffen müssen.

2. Der Nachweis für die russischen Atom­explosionen wurde von alliierten Nachriehten- und Intelligenzdiensten erbracht, deren Berichte ich nicht kenne. Als Wissenschaftler halte ich es für durchaus möglich, daß die Russen Spalt- und Abbauprodukte des Urans, wie sie bereits heute in England frei käuflich sind, einem ex­plodierenden Dynamitberg zuführten und da­mit allen Agenten der Weststaaten das Bild einer echten Atomexplosion vorspiegelten. Bei einer solchen Explosion würde sich als Sekun- där-Effekt alles das finden, was bei einer ech­ten Atomexplosion gefunden wird: Radioakti­vität der Umgebung, radioaktive Wolken, Uranpartikel, an Staub gebunden, und die ver­schiedenen Spaltprodukte des Urans mit ihren Halbwertzeiten.

Soweit Professor Straßmann. Seine Worte geben dem Bericht des Rußlandheimkehrers einen neuen Sinn.

Propagandistischer Donnerschlag

Es ist denkbar, daß die Russen, die schließ­lich am besten wissen, was es ihnen wert ist, wenn die Welt an die Existenz einer russischen Atombombe glaubt, einen großartigen Donner- schlag mit radioaktiven Uranpartikeln in Szene gesetzt haben. Auch die seismographischen Er­schütterungen, die angeblich von den Erd­bebenwarten f estgestellt wurden, können eben­sogut von einem explodierenden Dynamitberg wie von einer Atombombe herrühren.

Es gibt noch ein weiteres Anzeichen dafür, daß die russische Atombombe nicht existiert.

REEMTSMA

OVA

VIRGINIA

Das Geheimnis

der OVA-Virginia liegt in der Schaffung zweier völlig getrennter Mischungen, die bis in die kleinsten Feinheiten selbständig harmonisiert werden, bevor die Gesamtkomposition erfolgt

Viele Kenner werden sich noch an die doppelte Fermentation erinnern, durch die wir (erstmalig mit der »R6«) eine bedeut­same Steigerung der Mischungskunst beweisen konnten. Die methodische Doppelmischung ist ein weiterer Fortschritt der American-Blend-Cigarette. Dadurch wird bei aller Fülle des Aromas eine so extreme Milde erreicht, wie sie vordem in der ganzen Welt nur bei sehr teuren Cigaretten möglich war.

Das ist der Lohn für viele Jahre gewissenhafter Forschungsarbeit.

Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, sind Russische Agenten zurzeit an der Arbeit, um halbwissenschaftliche Artikel über die Existenz einer russischen Wismut-Bombe in deutsche Blätter zu lancieren. Diese Wismut-Bombe, die auf eine Idee des Physikers Nernst zurück­geht, hat eine sehr alte Geschichte . . .

Wismut-Bombe ist Bluff

Schon vor 20 Jahren versuchten englische und russische Forscher, Wismut-Atome zu be- einflussenj indem sie kleine Mengen des Ele­mentes plötzlich der Wirkung starker Magnet­felder aussetzen. Soviel man weiß, wurden zur Herstellung dieser Magnetfelder enorme stationäre Anlagen benötigt (kurzgeschlossene Riesengeneratoren), die ein radioaktives Wis­mut-Isotop erzeugen können. Eine weitere Zer­reißung des Isotops wäre unter den heutigen technischen Bedingungen denkbar, wenn es gelänge, das radioaktive Isotop wiederum ma­gnetischen oder elektrischen Feldern auszuset­zen. Und hier versagt auch der russische Nach­richtendienst, der seine Agenten alsent­flohene deutsche Atomforscher tarnt.

Es geht aus den angebotenen Berichten nicht hervor, wie es die Russen bewerkstelligen wol­len immer vorausgesetzt, daß sie das radio­aktive Wismut-Isotop tatsächlich besitzen innerhalb einer Bombe und zu einem auf Bruchteile von Sekunden festgelegten Zeit­punkt ein Kraftfeld zu schaffen, das auch heute nur unter Zuhilfenahme riesiger unbeweglicher Maschinenanlagen erzeugt werden kann.

Der Umstand, daß man jetzt wünscht, von der russischen Wismut-, anstatt von der russi­schen Uranbombe zu sprechen, führt zu dem naheliegenden Schluß, daß Rußland die Uran­bombe nicht besitzt und weiß, daß eher oder später die westliche Wissenschaft zu der glei­chen Erkenntnis gelangt. Man baut dem Rück­schlag vor, indem man auf eine alte physi­kalische Theorie zurückgreifend das Gerücht von der Wismutbombe vorsichtig lanciert. Glücklicherweise hat sich bisher noch kein deutsches Blatt bereitgefunden, diese Elaborate nachzudrucken und damit neue Unsicherheit in

eine Welt zu säen, die im Begriffe steht, über das tägliche Bombardement mit Atombomben­meldungen, die jeder wissenschaftlichen Be­gründung entbehren, den Kopf ganz zu ver­lieren.

Dazu gehört auch das von vielen Zeitungen kolportierte Schreckgespenst des brennenden Wassers. Nach den kühnen Darstellungen wis­senschaftlicher Laien soll die Wasserstoff­bombe, wenn sie ins Weltmeer fällt, bewirken, daß entweder Teile des Weltmeeres fackel­gleich zu brennen beginnen, oder, was noch unangenehmer wäre, daß sich das Atomfeuer über sämtliche Wasserläufe der Erde wie über einen Petroleumsee ergießt und die Mensch­heit auf die Gipfel der Berge treibt.-

Eine solche Theorie, sagt uns Professor Straßmann, ist bar jeden wissenschaftlichen Hintergrundes. Selbst in der Sonne, deren Strahlungsenergie aus dem Aufbau von Was­serstoff zu Helium im glutförmigen Innern des Riesensternes herrührt, bedarf der Prozeß des Aufbaues von H zu He Millionen von Jahren.

Durchsichtige Kriegspropaganda

Die Wahrscheinlichkeit der schnellen Her­stellung einer Wasserstoffbombe ist damit zu­nächst noch in weite Ferne gerückt. Sollte aber eines Tages eine Wasserstoffbombe hergestellt werden und sollte diese Bombe, wenn sie im Meer explodiert, eine Kettenreaktion inner­halb des Meerwassers erzeugenworan ich persönlich nicht glaube, dann würde sich das Drama unserer Erde nicht in der lang­samen Form eines Hamburger Feuersturmes, sondern im Verlaufe einer Tausendstelsekunde vollziehen.

Politisches Theater?

Es erscheint notwendig, einmal festzustellen, daß heute in der ganzen Welt viel zuviel vom Atomkrieg geredet wird. Die Gründe zu dieser Kriegspropaganda sind sehr durchsichtiger Na­tur. Aber es wäre an der Zeit, daß die Wissen­schaftler der ganzen Welt sich zusammenfinden und jeder Aufblähung des üblen Geschreies um die Atombombe, das den Namen ihrer Wissen­

schaft auf das schwerste schädigt, entgegen­treten.

Ebenso ist an der Zeit, die Gerüchte, die sich um die Existenz der russischen Atombombe bewegen, auf ein erträgliches Maß zurückzu­führen. Es ist nicht nur möglich, es ist sogar wahrscheinlich, daß Rußland auch in dieser Stunde noch nicht über die Uranbombe ver­fügt.

Die Russen sind in allen Dingen, die ihre eigene Atombombe betreffen, äußerst zuge­knöpfte Menschen. Um so kennzeichnender er­scheint es in diesem Zusammenhang, daß zwei der von Rußland angegebenen Atomfabriken, Bolschaja Utka undErdek, beide in der Uebersetzungbolschewistische Ente bedeu­ten, das erstemal in russischer, das zweitemal in türkischer Sprache.

Die Nachricht, daß die Atombombe der Rus­sen nichts weiter als ein Propagandatrick ist, läßt die verschiedensten Deutungen zu. So ist es denkbar, daß die für die Herstellung der Uranbombe verantwortlichen Organisatoren und Wissenschaftler unter dem Druck der poli­tischen Kommissare ihren eigenen Leuten ein großartiges Schauspiel vorgespielt haben.

Die Möglichkeit, daß die obersten Mitglieder der Sowjetunion an einem Theaterstück teil- nahmen, ohne darüber informiert zu sein, ist wenigstens ebenso groß wie die andere Mög­lichkeit, daß der Trick mit Willen der russi­schen Regierung in Szene gesetzt wurde, und jedenfalls nicht geringer als die dritte näm­lich, daß Rußland tatsächlich die Atombombe besitzt.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Sie ist nicht wahrscheinlich, aber man muß sie im Auge behalten, wenn man die Frage der rus­sischen Atombombe behandelt. Es ist dies die bereits von den Engländern angestellte Ueber- legung, ob die Russen nicht auf dem Gebiet der Kernphysik grundsätzlich andere Wege ein­geschlagen haben als die Wissenschaftler de», Westens, und aus diesem Grunde zu völlig an­deren, neuartigen und unbekannten Wegen der Energiegewinnung aus dem Atom gelangt sind.

Wolfgang Erk

(Aus der Zeitschrift ,,Kritik der Zeit)