6. Jahrsang

WIRTSCHAFT

Kammer 104

Hohe Gewinne bei der Bank deutscher Länder

Der Steuerzahler trägt die Kosten / Notlage der privaten Rentenversicherungen I Zukünftige Zinslosigkeit als Ausweg?

Dr. A. H. Auch staatliche Notenbanken haben ihre kommerzielle Seite. Das Spitzeninstitut des deutschen Zentralbanksystems, die Bank deut­scher Länder (BdL) in Frankfurt, hat unlängst seinen umfassenden Geschäftsbericht für 1948 und 1949 mit den Abschlußbilanzen für diese beiden Jahre veröffentlicht. Zwar ist damit eine Gesamtbeurteilung der Geschäftslage des Zen­tralbanksystems noch nicht möglich, da die Ab­schlüsse der zwölf Landeszentralbanken (einschl. Berlin) noch nicht vorliegen, aber schon die vor­liegenden Abschlußbilanzen der BdL allein kön­nen nicht ohne Widerspruch hingenommen wer­den.

Hauptertragsquelle: Ausgleichsforderungen Bei den Roherträgen der Bank in Höhe von rund 94 Millionen DM 1948 und rund 192 Millio­nen DM 1949 handelt es sich fast ausschließlich um Zinseinnahmen. Aber diese beruhen nicht wie bei der früheren Reichsbank im wesentli­chen auf dem Wechseldiskontgeschäft. Vielmehr erhält die BdL infolge der zweigleisigen Struk­tur unseres neuen, aus den USA übernommenen, förderalistischen Zentralbanksystems nur 1 Pro­zent von 4 Prozent Wechseldiskontzinsen und nur 2 Prozent von 5 Prozent Lombardzinsen; der Löwenanteil der Zinserträge fließt den mit dem unmittelbaren Geschäftsverkehr beauftrag­ten Landeszentralbanken zu Die von der BdL ausgewiesenen Zinserträge beruhen dagegen zu mehr als 80 Prozent auf den Zinszahlungen des Staates für die bei der Währungsumstellung entstandenen mit 3 Prozent verzinslichen sogenanntenAusgleichsforderun- gen. die sich bis zu 60 Prozent innerhalb des Zentralbanksystems, nämlich in Höhe von 5,9 Milliarden DM bei der BdL und 2,2 Milliarden DM bei den Landeszentralbanken befinden. Diese Ausgleichsforderungen sind aber keines­wegs das Ergebnis einer tatsächlichen staatli­chen Kreditaufnahme, sondern bilden lediglich die formelle Deckung für die ohne Einfluß der Notenbank anläßlich der Währungsreform in Umlauf gesetzten Kopfquoten, Geschäftsbeträge, Erst- und Liquiditätsausstattungen. Die Kosten ihrer Verzinsung trägt niemand anders als der ohnehin überbeanspruchte Steuerzahler, der da­mit die Hauptertragsquelle der BdL darstellt.

Fast 80 Millionen DM Reingewinn Das ist nun um so unerfreulicher, als die BdL sich, wie die im Geschäftsbericht ausgewiesene Verwendung der erzielten Erträge zeigt, durch­aus nicht in einer finanziellen Notlage befindet. Obwohl der Aufbau der banktechnischen Organi­sation und die Ausdehnung des Geschäftsver­kehrs während der beiden letzten Jahre eine erhebliche Steigerung der Verwaltungskosten bedingte, wurden doch Grundstücke und Ge­bäude bis auf 2 Millionen DM abgeschrieben und die Rückstellungen für den Notendruck, für Umstellungskosten und sonstige Zwecke we­sentlich vergrößert. Aus dem verbleibenden be­trächtlichen Reingewinn von rund 33 Millionen DM 1948 und rund 46,5 Millionen DM 1949 konnte, neben der Ausschüttung einer 6prozenti- gen Dividende an die Landeszentralbanken, so­wohl die gesetzliche wie die freie Rücklage um je 20 Millionen DM auf insgesamt 70 Millionen erhöht werden. Würde die bisherige Regelung über die Verzinsung der Ausgleichsforderungen beibehalten, so würde die BdL spätestens Ende 1951 über 200 Millionen DM Rücklagen verfügen und das gesicherte Dasein eines kapitalistischen Rentners führen können.

Wie ein schlechter Witz Es erscheint wie ein schlechter Witz, wenn man sich demgegenüber die finanzielle Lage der

DM-Wechselkurse

Die zu tedem Wochenende erscheinende Tabelle weist das Umrechnungsverhältnis von 100 DM zu den wichtigsten fremden Währungen aus, und zwar nach den Kursen im Züricher Freihandel.

Schweiz. Franken

6. 7

79,50

5. 7 78/0

USA-Dollar . .

18,36

t8,3l

Engl. Pfund . . .

. _

',28

7,20

Franz Franken

. .

6680.

6541,

Belg. Franken . .

926,57

914,91

Holl. Gulden . .

74,64

74/9

Span. Peseten . .

919.07

912,79

Port. Eskudos . .

538.98

532.20

Schwed Kronen .

Ul,97

110,56

Argent. Pesos

283,93

280.35

Oesterr Schilling .

537.16

525, 8

Ital Lire . .

11691,

11544.

Tschech. Kronen ,

8196

8092.

Sparkassen und Kreditgenossenschaften sowie der privaten Rentenversicherungen vor Augen hält. Die dort geführten Ausgleichsforderungen haben für diese Institute einen ganz anderen Charakter und bestimmen entscheidend deren Zins- und Rentabilitätsniveau. Die Sparkassen und Kreditgenossenschaften haben sich seit ge­raumer Zeit vergeblich bemüht, eine Herauf­setzung der Zinsen für ihre Ausgleichsforderun­gen zu erhalten, um so die Mittel für die er­wünschte Erhöhung des Sparzinssatzes zu ge­winnen. Die privaten Rentenversicherungen ihrerseits kämpfen seit langem gegen die unge­rechte Benachteiligung der privaten gegenüber den 1 : 1 umgestellten öffentlichen Ren­tenansprüchen. Die vorgeschlagene Auf­wertung der ersteren würde zusätzliche Aus­gleichsforderungen in Höhe von 1 Milliarde DM notwendig machen, die, in Form von 3prozenti- gen Schuldverschreibungen der Länder, eine jährliche Belastung von 30 Millionen DM für jedes Land bedeuten würden. Bekanntlich ist aber eine derartige Regelung soeben von dem Bundesfinanzministerium und den Ländern mit dem Hinweis auf die Untragbarkeit einer sol­chen zusätzlichen Belastung abgelehnt worden.

Leichte Ausgleichsmöglichkeiten

Sollte es denn nun wirklich angesichts dieser krassen Rentabilitätsunterschiede bei der BdL einerseits und den privaten und halbstaatlichen Kreditinstituten andererseits so schwer sein, hier eine ausgleichende Lösung zu finden?

Eine 2prozentige Zinssenkung der Ausgleichs­forderung der BdL b?w, ihre Umwandlung in eine ewige unverzinsliche Bundesschuld, wie dies kürzlich der FDP-Bundestagsabgeordnete Prof.

Wichtiges in Kürze

Nöll von der Nahmer vorgeschlagen hat, würde für den Bund eine Zinsersparnis von 150 Mill. DM, für die Länder eine solche von 60 Millionen DM bedeuten. Auf diese Weise könnte sowohl eine Zinserhöhung der Ausgleichsforderungen der Sparkassen und Kreditgenossenschaften durchgeführt, wie ein Teil der Zinslast für die im Rahmen der privaten Rentenaufwertung zu­sätzlich zu schaffenden Ausgleichsforderungen übernommen werden.

Allerdings bedingt eine solche Ertragsminde­rung bei der BdL eine erhebliche Umbildung und Rationalisierung des gesamten Zentralbank­systems zugunsten einer teilweisen Zusammen­legung der Landeszentralbanken und der Re­organisation eines schlagkräftigen Großbanken­apparats, wenn derartige Pläne auch zurzeit weder bei den Amerikanern noch beim Zentral­bankrat (hier wohl letztlich aus. Konkurrenz­gründen) begünstigt werden. Jedenfalls ist es ein Unding, daß die Kosten der staatlichen Wäh­rungsverwaltung nicht, wie bei allen anderen Kreditinstituten, aus dem laufenden Kreditge­schäft aufgebracht werden, sondern ständig aus der bürokratischen Verzinsung einer lediglich finanztechnisch bedingten formellen Staats­schuld.

Man hat der BdL bisher manchmal und oft mit Unrecht den Vorwurf einer allzu orthodo­xen Währungspolitik gemacht, man hat sie aber noch nie der egoistischen Machtausnutzung zu ihren eigenen Gunsten bezichtigt. Gerade darum aber wäre es gut, wenn die Initiative zu den oben erörterten Vorschlägen von der BdL selbst ausginge und diese nicht passiv abwartet, bis das zukünftige Bundesbankgesetz hier die Entschei­dung trifft.

Bauernverband gegen geplante Gemüseeinfuhren

BONN. Aus Protest gegen die im neuen Han­delsvertrag mit Italien geplanten Einfuhren von Obst und Gemüse nach Deutschland hat der Ver­treter des Deutschen Bauernverbandes bei den zurzeit laufenden deutsch-italienischen Handels­vertragsbesprechungen in Rom am Donnerstag seine Mitarbeit eingestellt. Der Deutsche Bauern­verband hält ein Gesamtkontingent für italienisches Obst und Gemüse in Höhe von 11 Mill. Dollar im neuen Handelsvertrag für ange­messen. Die Bundesregierung habe sich jedoch mit Einfuhren in Höhe von 3 Mill. Dollar im Rahmen eines Uebergangsabkommens und von 12 Mill. Dollar in einem Hauptabkommen ein­verstanden erklärt.

Der deutsche Agrarvertreter in Rom hat er­klärt, daß er nicht in der Lage sei , für ein Han­delsabkommen auf dieser Grundlage die Ver­antwortung zu übernehmen, da es der deutschen Obst- und Gemüseerzeugung erheblichen Scha­den zufüge.

Mit Frankreich hoher Schuldsaldo Es ist kennzeichnend für die liberalisierten, bi­lateralen Handelsverträge, daß gelegentlich hohe. Zahlungsspitzen abzudecken sind. So erfahren wir, daß der deutsche Debetsaldo gegenüber Frankreich auf 39,5 Mill. Dollar gestiegen ist. Die deutschen zuständigen Stellen sind damit vor die schwere Aufgabe gestellt, eine Lösung her­beizuführen. Frankreich hat seinerseits bereits erkennen lassen, daß es eine Zurückhaltung der Bundesregierung in der Einfuhrlizenzierung mit Gegenmaßnah me n beantworten würde.

Holland klagt über deutschen Exportüberschuß Es bleibt nätürlich zu prüfen, inwieweit ein so hoher Schuldsaldo sich mit der europäischen Zahlungsunion, vor allen Dingen mit dem Start dieser Einrichtung,.verträgt. Aber man muß wohl Schwierigkeiten dieser. Art nicht im Einzelfall betrachten, sondern es spielt das Gesamtergeb­nis aller Außenhandelsergebnisse eines Landes zu seinen Handelspartnern eine Rolle. Holland beispielsweise macht sich große Sorge darüber, was aus den beträchtlichen DM-Guthaben werde, die in Holland infolge der Liberalisierung des Warenverkehrs mit Deutschland aufgelaufen sind, und wie sich künftig Ausfuhr und Einfuhr entwickeln werden.Wenn die deutsche Ausfuhr nach Holland anhaltende Tendenz zeigt, die hol­ländische Ausfuhr nach Deutschland zu überstei­gen, so ergibt sich die Möglichkeit, nicht allein den agrarischen Export Hollands nach Deutsch­

land wesentlich zu steigern, sondern ebenso den deutschen Transithandel via Holland über seine Wasserstraßen, Bahnen und Häfen, erklärte Prof. Ar ok ay als Vertreter der deutsch-nie­derländischen Handelskammer Das Gleichgewicht in den Außenhandelsbilan­zen wird' sich nach der Konkretisierung der eu­ropäischen Zahlungsunion zweifellos leichter ein­stellen.

Porsche will Produktion ausweiten

STUTTGART. Das Porsche-Werk in Stuttgart- Zuffenhausen hofft Anfang November täglich fünf Wagen herzustellen, falls im Oktober wie­der die alten, bisher noch beschlagnahmten Pro­duktionsstätten unweit der gegenwärtigen Not­unterkunft bezogen werden können. Augenblick­lich beträgt die tägliche Fertigung P/s Wagen und reicht, wie berichtet wird, bei weitem nicht aus, die Nachfrage zu befriedigen.

Steigende Stromlieferungen des RWE

EESEN. Die nutzbare Stromabgabe der Rhein.- Westfälischen Elektrizitätswerk AG, Essen, hat sich in dem am 30. Juni beendeten Geschäfts­jahr 1949/50 auf über 8 Mrd kWh gegenüber 7,3 Mrd. kWh im Vorjahr und 5,9 Mrd. kWh in dem am 20. Juni 1948 beendeten Geschäftsjahr erhöht.

Warenaustausch-Protokoll mit Polen

BONN. Ein Warenaustauschprotokoll über 32,6 Mill. Dollar auf beiden Seiten wurde am Don­nerstag zwischen Westdeutschland und Polen in Frankfurt paraphiert. Das Protokoll, das im Rah­men des vorjährigen deutsch-polnischen Han­delsabkommens abgeschlossen wurde, soll mit dem 1. Juli 1950 rückwirkend in Kraft treten und bis zum 30. Juni 1951 gelten.

Westdeutschland führt vor allem größere Po­sten Roggen, Zucker, Schweinefleisch und Eier ein, ferner Geflügel, Grubenholz, Papierholz und Kohle. Polen kauft Zuchttiere und Hopfen, von gewerblichen Gütern Stahl- und Eisenerzeug­nisse, Maschinenbauanlagen, Fahrzeugbauanla­gen, Stahlkonstruktionen, ferner elektrotechni­sche, chemische und pharmazeutische Erzeug­nisse.

Zahlungsmittelumlauf erhöht

FRANKFURT. Der Zahlungsmittelumlauf im westdeutschen Währungsgebiet hat sich nach Mit­teilung der Bank deutscher Länder zum Halb­jahresschluß um 822 Mill. DM auf 8160 Mül. DM erhöht. Er übertraf damit den Umlauf vom 31. Mai d. J. um 224 Mill. DM.

Aus der christlichen Welt

Christus, der Helfer in unserer Not

Das Evangelium kennt zwei Brotwunder; vom ersten hörten wir am 4. Fastensonntag, über das zweite berichtet uns heute der Evangelist Mar­kus.

Die erste Brotvermehrung steht ganz im Zei­chen der kommenden eucharistischen Verhei­ßung: So wahr der Herr mit wenigen Broten Tausende speiste, wird er ihnenBrot vom Himmel" geben. Er wirkte dieses Wunder, daß die Menschen an ihn glauben und von diesem Brote essen.

Heute aber leuchtet über der Güte Jesu kein dogmatischer, Horizont; über dem Bericht des Evangelisten steht das ewig gültige Wort:Mich erbarmt des Volkes. Damit verlieh der Herr seinem tiefsten Wesen Ausdruck: seiner gren­zenlosen Güte, seiner heiligen, edlen Mensch­lichkeit. Von welchem Mitleid war er doch ge­rührt, als er die vielen Menschen sah, die nun hungrig und müde den Heimweg antreten soll­ten!Wenn ich sie hungrig nach Hause gehen lasse, so werden sie auf dem Wege erliegen; denn manche sind von weit her gekommen. Ja, sie sindvon weit her gekommen: aus dem Lande der Armut, des Hungers, der Schuld und der Sünde. Sie sind zu ihm gekommen in der Hoffnung auf seine Hilfe, auf seine Wunder. Und der Herr sah die Not seines Volkes und ward von Mitleid ergriffen.

Gemahnt uns das erste Brotwunder, vom Him­melsbrote zu genießen, d. h. Gott zu dienen, so will uns das ziyeite Wunder der Brotvermeh- rungdas andere große Gebot vor Augen tüh- ren: Habe wahres Mitgefühl mit der Not deines Bruders, der neben dir kniet! Gottesdienst ist zugleich Menschendienst, Dienst am Nächsten. Wir alle sind Brüder und Schwestern schon auf Grund natürlicher Bande, noch mehr aber auf Grund eines übernatürlichen Bandes, der Gnade ln Christus Jesus, desErstgeborenen unter vie­len Brüdern". Darum laßt uns mit offenen Augen und offenem Herzen durchs Leben gehen und die Not der Brüder sehen!

Christus sah die Not seines Volkes und half Ihm. Wo immer er menschlicher Not begegnete, fcat sie gelindert, sie behoben. So auch dieses-

mal:Er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern zum Austei­len ... Die Leute aßen und wurden satt. Wun­der und Zeichen wirkte der Herr, um die Men­schen aus ihrer Not zu befreien. Er begnügte sich nicht mit tröstenden Worten, er half durch die Tat.

Dort ist lebendiges Christentum, wo der Glaube in der Liebe tätig wird. Soviel Gottes- und Näch­stenliebe ein Mensch besitzt, soviel hat er Re­ligion. Wir alle denken noch zu sehr an uns allein. Vergessen wir es nicht: Die soziale Ge­sinnung, die helfende Tat ist der Gradmesser unseres Christentum?!

Leben und handeln wir so, daß die Güte Chri­sti in uns Christen wieder sichtbar wird! Nur die sorgende, helfende, sich verschenkende Liebe kann das große Wunder sein, das uns alle er­rettet aus der Not dieser Zeit; sie ist zugleich das Erkennungszeichen des wahren Jüngers des Herrn. M.

Weltchristenheit in Toronto

ESSEN. In Toronto (Kanada) trat am 8. Juli der Zentralausschuß des Weltkirchenrates mit über 100 führenden Persönlichkeiten aus allen Kirchen der Welt (mit Ausnahme der römisch- katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche) zusammen. Dort werden die Richtlinien des ge­meinsamen Vorgehens festgelegt. Unter anderem wird auch die Friedensresolution zur Sprache kommen, die die gesamtdeutsche evangelische Synode in Berlin beschlossen hat. Von deutscher Seite nehmen teil die Bischöfe Dibelius, Lilje und Kirchenpräsident Niemöller. Die Herrn­huter sind durch Bischof Renkewitz und die Re­formierten durch Lic. Niesei vertreten. Als einziger deutscher Laie ist Dr. von Thadden nach Toronto eingeladen.

Vor seinem Abflug am 4. Juli gab Niemöl - 1 e r der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Mensch­heit in der jetzigen Situation Vernunft bewah­ren und die abendländische Welt ebensowenig zur Atombombe greifen werde wie im letzten Krieg zur Verwendung von Gas.

Die europäischen Vertreter der Konferenz ha­ben sich schon im September vorigen Jahres zu einer Lagebesprechung in der Schweiz ge­troffen. Man hat die zur Rede stehenden Fragen wie folgt formuliert:Wie kann in unserer Zeit

christliche Erziehung am Kinde, am Jugend­lichen und am Erwachsenen geübt werden? Oder:Was heißt überhaupt christlich? Man wird dabei über die von der dialektischen Theo­logie Brunners und Barths aufgeworfenen Pro­bleme reden. Nicht Christentum, sondern Chri- stustum soll das Ziel der Erziehung sein.

Diözesantag der Katholischen Jugend in Ulm

WERNAU. Am kommenden Sonntag, dem 9, Juli, wird zum ersten Mal seit 1933 die katho­lische Jugend des Bistums Rottenburg mit ei­nem Diözesantag in Ulm vor die Oeffentlichkeit treten. Unter dem ThemaChristus in die Mitte will sie weckendes Bekenntnis ablegen und zur ernsten Besinnung aufrufen. Ueber 10 000 An­meldungen aus ganz Württemberg liegen vor. 5 Sonderzüge und etwa 100 Omnibusse werden die meisten Teilnehmer nach Ulm bringen. Bei der großen Kundgebung am Nachmittag im Sta­dion sprechen zur Jugend Bischof Dr. Carl Jo­seph Leiprecht, Staatspräsident Dr. Geb­hard Müller, Ministerialrat Heinrich H as­sin g e r, der Oberbürgermeister der Stadt Ulm und Oskar Neisinger, Würzburg, der stell­vertretende Bundesführer. Dieser Tag soll zu­gleich ein Bild echten frohen Jugendlebens sein. So sind Handballspiel, Volkstänze und fröhli­ches Singen vorgesehen. Eine Gemeinschafts­ausstellung der katholischen Buchhändler von Ulm zeigt das gute Jugendbuch, das in keiner Familie fehlen soll und das wegführt von Schmutz und Schund. So wird dieser erste Diö­zesantag künden, daß Christus die Mitte ist und bleibt.

ROTTENBURG. Eine Wallfahrt nach Rot­tenburg werden am 30. Juli katholische Män­ner und Jugendmänner von Stuttgart machen. Vormittags ist Pontifikalamt mit Predigt des Bischofs im Weggental, nachmittags, nach einer Segensandacht im Dom, Festversammlung in der Stadthalle in Anwesenheit des Bischofs und unter Mitwirkung des Domchors. Pater von Schönfeld S. J. wird über das ThemaNotzeit ruft Männer" sprechen.

SIGMARINGEN Katholische Publizisten aus Süddeut.schland erörterten dieser Tage in Beu- ron Probleme der christlichen Presse und des

In der Motorisierung rück ständig

w. Das Niveau der Motorisierung im Bundes­gebiet, so führte auf der Straßenbautagung der Forschungsgesellschaft für das Straßenbauwesen das Vorstandsmitglied der Esso, Dr. Arno Eck­hardt, in einer Rede aus, liegt weit unter dem westeuropäischen Durchschnitt. In Großbritan­nien, dem Lande mit nahezu gleicher Wirtschafts- Struktur wie Westdeutschland, kommen auf 1000 Einwohner 60 Kraftfahrzeuge, in Westdeutsch­land nur 16.

Devisenaufwand meist überschätzt

Nach der Planung der OEEC soll 1952 die für Deutschland vorgesehene Mineralölversorgung nur um 20/ über dem Versorgungsstand von 1936 liegen. Selbst diese Beschränkung stellt die westdeutsche Mineralölindustrie vor schwierige Aufgaben. Es gilt, die Mineralölversorgung mit einem möglichst geringen Devisenaufwand sicherzustellen. Einfuhr von Rohöl an Stelle der teueren Mineralölfertigprodukte ist also das Ziel unserer Bemühungen. Dieses importierte Rohöl wird in westdeutschen Raffinerien zu Fertigpro­dukten veredelt werden. Wir können die Kosten für die Verarbeitung in eigener Währung bezah­len und belasten damit nicht unsere Handels- bzw. Zahlungsbilanz. Dies bedingt die Errichtung ' von weiteren Rafflneriekapazitäten und setzt eine grundlegende Strukturwandlung der westdeut- «chen Mineralölwirtschaft voraus.

Der für die Mineralölversorgung erforderliche Devisenaufwand wird in der Oeffentlichkeit häu­fig überschätzt. Nach der OEEC-Planung wird Westdeutschland 1952/53 für rund 3,5 Milliarden Dollar Güter einführen. Auf Mineralöler­zeugnisse entfallen davon nur 60 Millionen Dollar oder annähernd 2'/o des Wertes der Gesamteinfuhr, während beispielsweise die Nahrungsmittelim­porte mit 46 * */ und die Einfuhren von industriel­len Rohstoffen mit rund 29/« zu Buch stehen sollen, Die Verlagerung der Einfuhr von Mine­ralölfertigprodukten auf Rohöl bedeutet eine De­visenersparnis von etwa 6 Dollar pro Tonne Fertigprodukt oder von rund 18 Millionen Dollar bei der für 1952/53 geplanten Jahreseinfuhr.

Eigene Förderung ein Drittel des Bedarfs

Für die westdeutsche Mineralölversorgung wird neben den verstärkten Rohöleinfuhren die stei­gende Eigenerzeugung von großer Bedeutung werden. Die deutsche Rohölgewinnung ist von rund 450 000 1 im Jahre 1936 auf annähernd 840 000 t im Jahre 1949 gewachsen und wird 1952 voraussichtlich 1,5 Millionen t erreichen. Damit wird sie dann etwa % der Gesamtversorgung ausmachen. Die Aufschließung neuer Felder und das Vordringen in immer größere Tiefen berech­tigt zu recht optimistischen Voraussagen der eige­nen Förderung. Dennoch darf nicht verkannt wer­den, daß bei den hohen Anforderungen an die deutsche Mineralölwirtschaft das Schwergewicht stets bei der Einfuhr und Verarbeitung von Rohöl liegen wird.

Steuertermlnkalender

für die Hauptsteuern in Württemberg-Hohen- zollern im Monat Juli 1950 10. 7. Lohnsteuer: Vierteljahreszahler und Mo­natszahler: Anmeldung und Abführung der im abgelaufenen Kalendervierteljahr bzw. im Vormonat einbehaitenen Lohnsteuer. Notopfer Berlin (Abgabe der Arbeitnehmer) wie bei Lohnsteuer.

Umsatzsteuer: Vierteljahreszahler und Mo­natszahler: Abgabe der Voranmeldung und Abführung der Umsatzsteuer für das ab­gelaufene Kalendervierteljahr bzw. für den Vormonat.'

Beförderungssteuer: Vierteljahreszahler und Monatszahler: Nachweisung und Abführung der Beförderungssteuer für das abgelau­fene Kalender Vierteljahr bzw. für den Vor­monat, soweit nicht mit dem Verband (Kraftverkehr Württ. - Hohenz. eGmbH. = KWH) abgerechnet wird.

15. 7. Gewerbesteuer: In Gemeinden mit Monats­zahlung: Monatsrate.

Grundsteuer: In der Regel Monatsrate. Einkommensteuer*): Nichtbuchführende

Landwirte, die nur Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft oder neben diesen Ein­künften andere von nicht mehr als jährlich 600 DM beziehen: Zahlung des Vierteljah­resbetrags für das abgelaufene Kalender­vierteljahr nach den Festsetzungen des Finanzamts.

Notopfer Berlin*) (Abgabe der Veranlag­ten): Derselbe Personenkreis: doppelter Vierteljahresbetrag nach den Festsetzungen des Finanzamts.

) Die Festsetzung des Finanzamts kann abgewar­tet werden.

Rundfunks An den Besprechungen nahm der südwürttembergische Staatspräsident Dr. Geb­hard Müller teil. In Referaten sprachen Prä­lat S e d 1 m e i e r, Rottenburg, über die An­liegen der Journalisten an die Kirche und der Kirche an die Journalisten und J. W. Nau­mann. Augsburg.

BADEN-BADEN. Der Leiter des deutschen Pilgerbüros in Rom, Don Carlo Bayer, gibt in einem Gespräch am Montag, dem 10. Juli, über den Südwestfunk einen Ueberblick über die Organisation der deutschen Pilgerzüge und die Pläne des deutschen Pilgerbüros für die zweite Hälfte des Hl. Jahres.

BURG BILSTEIN.Wir dürfen uns nicht in das Ghetto der Gleichgültigkeit zurückziehen, sondern müssen in christlicher Haltung an der Neugestaltung Deutschlands mitwirken, er­klärte auf dem ersten Bundestag der Jung-KKV (Katholischer Kaufmännischer Verein) auf Burg Bilstein Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger von Pa­derborn. Er wandte sich scharf gegen das poli­tische Managertum, das den Organisationsappa­rat beherrsche, aber keine produktiven Ideen aufweise. Er fordert weiter die jungen katholi­schen Kaufleute auf, an den berufständischen Organisationen festzuhalten. Vor 400 Teilneh­mern aus ganz Deutschland wandte sich Peter Horn (Frankfurt) gegen jede politische Lethar­gie und forderte einen ständigen Einsatz des jungen katholischen Kaufmanns im Staat. Bun­desführer Bernhard Rofall (Herne) wurde wie­dergewählt.

GENF. Obwohl Korea die Genfer Abkom­men , von 1929 und 1949 zum Schutze der Ver­wundeten und Kranken sowie der Kriegsgefan­genen nicht unterzeichnet hat, ist das Inter­nationale Rote Kreuz doch bereit, seine Kräfte für alle Kriegsopfer im Einverständnis mit den koreanischen Regierungen einzusetzen. In Palästina, so erklärte ein höherer Beamter des Palais du Conseil-Genöral,hatten wir auch die größten Hindernisse zu überwinden, und doch fanden wir einen Weg, um unsere Aufga­ben unseren Kräften entsprechend zu erfüllen. Aehniiches wird auch auf Korea möglich sein. Wenn wir die Erlaubnis zu wirken bekommen, werden wir für Korea Schiffe und Flugzeuge einsetzen.