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HEIMATBOTE FÜR DEN BEZIRK NAGOLD
SAMSTAG, 8. JULI 1950
ÜBERPARTEILICHE HEIMATZEITUNG
6. JAHRGANG / NR. 104
Sowjetunion beschuldigt erneut die USA
Die Antwort auf die Ankündigung der Seeblockade gegen Korea / Nordkoreaner weiter im Vormarsch
MOSKAU. Die Sowjetunion hat am Freitag die USA erneut für den Koreakonflikt verantwortlich gemacht, sie der Aggression und der bewaffneten Einmischung in die Angelegenheiten Koreas beschuldigt und die Beschlüsse der UN in der Korea-Frage als eine Verletzung der UN-Satzung bezeichnet.
In einer von der amtlichen sowjetischen Tass-Agentur am Freitag früh veröffentlichten Note des sowjetischen Außenministeriums, die eine Antwort auf die letzte amerikanische Note vom vergangenen Dienstag darstellt, wird die Regierung der USA für alle „Folgen dieses Vorgehens und die Schädigungen der Interessen der Sowjetunion durch die gegen Korea verhängte Blockade'* verantwortlich gemacht. Diese Blockade stelle in sich selbst einen neuen Akt der Aggression dar.
Gleichfalls am Freitagmorgen gab die Sowjetunion bekannt, daß sie nicht die Absicht habe, auf die Korea-Note der britischen Regierung zu antworten, zumal der britische Botschafter, Sir David Kelly, lediglich der Hoffnung Ausdruck verliehen habe, daß der Korea-Konflikt später „geregelt“ werden würde. Vorschläge für eine friedliche Regelung der Korea-Frage seien nicht gemacht worden.
In einer Note an den UN-Generalsekretär Trygve Lie, in der die USA ihre volle Unterstützung der UN-Maßnahmen in Korea zusicherten, bekräftigten sie, daß sie zum Einsatz aller notwendigen Land-, Luft- und Seestreitkräfte bereit seien, um die Nordkoreaner über den 38. Breitegrad zurückzuwerfen.
Der kommandierende amerikanische General in Korea, William De a n, erklärte am Freitag, die Koreaner hätten 15 Divisionen mit 75 bis 90 000 Mann und einer Spitze von 150 Panzern in Südkorea in den Kampf geworfen. Dean sagte weiter: „Wo früher Panzer in Zehnergruppen auftauchten, sehen wir jetzt Gruppen von 30 bis 40 Panzern.
Ein Kommunique General McArthurs teilte
mit, die amerikanischen Truppen hätten in ihrem ersten Gefecht während des Korea- Krieges die beste nordkoreanische Division und 40 Panzer sechs Stunden lang aufgehalten, obwohl sie zahlenmäßig im Verhältnis 1:8 unterlegen gewesen seien. Dann hätten sie sich nach Zerstörung ihrer Geschütze zurückgezogen und 20 km weiter südlich erneut gesammelt.
Der amerikanische Befehlshaber der Fernost-Luftstreitkräfte gab bekannt, daß in den ersten zehn Tagen der Luftoperationen über Korea die amerikanischen und nordkoreanischen Verluste je 22 Flugzeuge betragen hätten. Bei den Bodentruppen sollen sich die Verluste bisher auf 20 Tote und das Vier- bis Fünffache an Verwundeten belaufen.
Die nordkoreanischen Truppen rücken, wie gemeldet wird, mit solcher Schnelligkeit vor, daß es fraglich erscheint, ob die Amerikaner überhaupt in der Lage sind, rechtzeitig genügend Kräfte zu massieren, die diesen Vormarsch aufhalten können. Man rechnet mit einer entscheidenden Schlacht zwischen den wenigen amerikanischen Einheiten und den nordkoreanischen Truppen in aller Kürze.
Bisher haben 43 Mitgliedstaateh der UN ihre Bereitschaft, sich aktiv an der Aktion in Korea zu beteiligen, mitgeteilt. Der indische Ministerpräsident, Pandit Nehru, erklärte am Freitag, Indien habe kein Vermittlungsangebot im Korea-Konflikt gemacht. Es könne sich dazu nur anbieten, wenn es von den betroffenen Parteien darum ersucht werde. Die arabischen Länder gaben am Donnerstag zu verstehen, daß sie dem Beispiel Aegyptens folgen und eine Politik der „absoluten Neu- tralität** aufrecht erhalten würden.
Einigung über Mitbestimmung
Die Vertreter der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften haben sich verständigt
ein paritätisch zusammengesetzter Bundeswirtschaftsrat und paritätisch zusammengesetzte Wirtschaftskammem auf bezirklicher Ebene geschaffen.
In Betrieben mit einer bestimmten Größe sollen für die Zusammenarbeit zwischen Betriebsleitung und Belegschaft paritätisch zusammengesetzte Wirtschaftsausschüsse geschaffen werden. Die Einzelheiten zu dieser Regelung müssen noch beraten werden.
Beide Sozialpartner haben während der Sitzung in Maria Laach neue Vorschläge über die personelle und soziale Mitbestimmung der Arbeitnehmer gemacht, über che sie sich bereits Anfang des Jahres in Hattenheim grundsätzlich geeinigt haben. Diese Vorschläge, und auch die künftige Zusammensetzung der Aufsichtsorgane in den Kapitalgesellschaften . sollen innerhalb der zuständigen Organe bei- rf ERLIN. Jenseits der Görlitzer Neiße im republik und auch bei den Alliierten scharfen der verbände noch erörtert werden.
BONN. Vertreter der Arbeitgeber und der Gewerkschaften einigten sich am Donnerstag in eintägigen Besprechungen in Maria Laach grundsätzlich über ein Gesetz zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Betrieben. Die Besprechungen fanden unter dem Vorsitz von Bundesminister Anton Storch statt.
Nach der Vereinbarung von Maria Laach werden Unternehmer und Arbeitgeber auf überbetrieblicher Ebene gleichberechtigt Zusammenarbeiten. Zu diesem Zweck werden
Oder-Neiße-Abkommen unterzeichnet
Deutsche und alliierte Proteste hatten keine Wirkung
Haus der Kultur des polnisch verwalteten Teils der Stadt Görlitz Unterzeichnete am Donnerstagnachmittag der Ministerpräsident der Ostzone, Otto Grotewohl, offiziell das Oder-Neiße-Abkommen, in dem die Sowjetzonenregierung die Oder-Neiße-Linie als endgültige deutsch-polnische Grenze anerkennt.
Für Polen unterschrieb Ministerpräsident Josef Cyrankiewicz.
Zur Begrüßung der Ostzonendelegation, der auch Außenminister Georg Dertinger angehörte, war in Ost-Görlitz eine Ehrenkompanie der polnischen Armee angetreten. Eine polnische Militärkapelle spielte die Hymne der geregelt werde. Ostzone und die polnische Nationalhymne.
Nach der Unterzeichnung wurde auf dem Marktplatz von Ost-Görlitz eine Kundgebung abgehalten, auf der sowohl Grotewohl als auch Cyrankiewicz von einem „historischen Akt“ sprachen.
Nach dem Wortlaut des Grenzabkommens zwischen Polen und der Ostzonenregierung soll die Grenze an der Ostsee westlich von
Widerspruch hervorgerufen. Die höchsten staatlichen und politischen Instanzen der Bundesrepublik — Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat — haben sich gegen die Oder- Neiße-Linie und ihre Anerkennung durch die Ostzonenregierung in feierlicher Form verwahrt. Die aus den deutschen Ostgebieten Vertriebenen haben gegen den Verzicht auf das Gebiet östlich von Oder und Neiße heftig protestiert. Die Alliierten verwiesen darauf, daß die deutsch-polnische Grenze nach dem Wortlaut des Potsdamer Abkommens erst im endgültigen Friedensvertrag mit Deutschland
„80°/ 0 Zustimmung“
Mollet ist optimistisch
PARIS. Der Generalsekretär der französischen Sozialisten, Guy Mollet, der von Staatspräsident Auriol beauftragt, sich um die Vorbereitung einer neuen Kabinettsbildung bemüht, erklärte am Freitag früh, er sei „auf 80 Prozent Zustimmung“ gestoßen. Er sei überzeugt davon, daß die Aufgabe für jeden, den der Präsident mit der Kabinettsbildung beauftragen werde, erleichtert worden sei.
Entscheidung vertagt
BRÜSSEL. Die mit Spannung erwartete gemeinsame Sitzung beider Häuser des belgischen Parlaments wurde am Donnerstagabend auf den kommenden Dienstag vertagt, ohne daß die Frage der Rückkehr König Leopolds
Atomwaffenproduktion
WASHINGTON. Die Atomenergiekommission hat den Senat davon unterrichtet, daß die Atomwaffenproduktion jetzt einen höheren Stand erreicht habe als je zuvor. Das Programm der Auflockerung und Ausweitung
nach Belgien geklärt werden konnte. Die Sit- der Anlage sei nunmehr abgeschlossen. Neue
Lausitzer Neiße verlaufen und von dort lan? s zun g hatte kaum begonnen, als die Abgeord- der Lausitzer Neiße bis zur tschechoslowaki- neten der Sozialisten und Liberalen, die die sehen Grenze. Diese Grenze soll auch „oen pj^^kehr Leopolds ablehnen, laut zu schreien Luft- und Seeraum sowie das Innere der und au p d] - e Bänke zu schlagen begannen. Als Erde“ abgrenzen. Bis spätestens 31. August a. der Tumult immer erregtere Formen annahm, Js. will man eine gemischte achtkopfige Kcm- wurde die Sitzung unterbrochen und konnte mission von Vertretern Polens und der ust- erst nac jj stunden wieder aufgenommen wer- zone bilden, die die Grenze im Terrain zu den markieren hat. Innerhalb eines Monats nach Inkrafttreten der Markierung sollen neue Ver- , einbarungen über die Grenzübergänge, den lokalen Grenzverkehr und über die Schiffahrt t auf den Grenzgewässern folgen.
Das Abkommen soll „irr möglichst kürzester Frist“ ratifiziert werden und der Austausch ( der Ratifikationsurkunden in Berlin stattfinden.
Das Abkommen hat, seitdem es vor einigen Wochen bekannt geworden ist, in der Bundes- j
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Kartoffelkäfer als Ablenkung
WASHINGTON. Das USA-Außenministe- rium nahm jetzt in offizieller Form zu der jüngsten Note der Sowjetregierung Stellung, in der diese sich über den angeblichen Abwurf von Kartoffelkäfern über der Sowjet- zonenrepublik durch amerikanische Flugzeuge beschwert hatte. In der Washingtoner Erklärung wird nun gesagt, wenn die Sowjetregierung sich mit solchen „lächerlichen Propagandabehauptungen identifiziere, übernehme sie die Methoden der Nationalsozialisten, die ähnliche Beschuldigungen verbreitet hatten".
Die Sowjetregierung habe bereits vor dem angeblichen Abwurf von Kartoffelkäfern durch Flugzeuge Abwehrmaßnahmen gegen das verstärkte Auftreten dieser Schädlinge in der Sowjetzone ergreifen müssen. Die sowjetische Beschwerdenote sei deshalb ein reines Acbienkungsmanöver.
Verfahren würden im Jahre 1951 anlaufen und die Wiederverwendung des Uraniums erlauben, das bereits einmal durch die Atomsäulen gegangen ist. Das bedeute, daß man mit einem höheren Gewinn an spaltbarem Material aus dem ursprünglichen Rohstoff rechnen könne. *
Amerikanische Soldaten in Korea unterwegs an die Front
Aufnahme: AP
Um den Europarat
Von Fritz Erler, MdB, Parlamentarischer Sekretär der Deutschen Parlamentarischen Sektion der Europäischen Bewegung Ende Juni waren in Unkel Parlamentarier aus 13 europäischen Ländern versammelt und diskutierten einige der wichtigsten Probleme des werdenden Europa. Es kam dabei recht klar zum Ausdrude, welche inneren Hemmungen die jetzigen Organe des Europa-Rates in Straßburg zu überwinden haben, um überhaupt irgendein greifbares Ergebnis zu erzielen. Die beratende Versammlung kann nur Empfehlungen geben, zu denen der Ministerrat Stellung nehmen muß. Der Ministerrat entscheidet aber auch nicht, sondern kann gleichfalls nur Empfehlungen an die Regierungen der Mitgliedsstaaten geben. Erst durch übereinstimmende Handlungen dieser Regierungen wäre ein solcher Beschluß dieser Versammlung durchgeführt.
Seit einem Jahr sind praktisch alle Empfehlungen der Straßburger beratenden Versammlung toter Buchstabe geblieben. Schon im Ministerrat blieben die Empfehlungen stechen. Er stimmt nämlich geheim ab und kann nur einstimmig entscheiden. Immer wieder stellt es sich heraus, daß in den einzelnen nationalen Parlamenten die Außenminister sich hinter der anonymen Entscheidung des Ministerrates verstecken und ihre eigene Unschuld dann beteuern. So weiß niemand, war eigentlich für die Nichtdurchführung von Empfehlungen verantwortlich ist.
Wie kann Abhilfe geschaffen werden? Der radikalste Weg ist zweifellos der einer Reform des Straßburger Europa-Rats an Haupt und Gliedern. Die Europäische Bewegung hat den Entwurf eines Bundespaktes ausgearbeitet, über den es demnächst im Bundestag in Bonn eine Resolution geben wird. Dieser Bundespakt nimmt sich die Schaffung einer echten europäischen Staatsgewalt vor: ein Parlament, das von den Völkern direkt gewählt wird; eine Regierung, die nur dem Europäischen Parlament verantwortlich ist und nicht etwa nationalen Regierungen oder Parlamenten; ein Europäischer Gerichtshof, der über jede Verletzung der Grundrechte in einem europäischen Staat zu befinden und andere Streitfälle zwischen den Staaten zu entscheiden hätte und dessen Entscheidungen natürlich durchgesetzt werden müssen. Damit wäre Europa zu einem echten Bundesstaat geworden, dessen innere Verfassung dann alle die gleichen Probleme aufwirft, wie wir sie beim Werden des Deutschen Bundes über das Verhältnis zwischen Bundesgewalt und Ländergewalt zu diskutieren und zu lösen hatten. In diesem Sinne versteht man ja im Ausland auch den „Föderalismus“: Binden, was getrennt war, und nicht etwa im bayerischen Sinne: trennen, was bisher verbunden war.
Bei dem jetzigen Stande der Dinge ist in absehbarer Zeit dieser Bundespakt noch nicht durchzusetzen. Man muß daher versuchen, die große Straßburger Apparatur wirksamer zu machen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Die Parlamentarier sind dahin übereingekommen, nach jeder Sitzung der Europäischen Versammlung die nationalen Parlamente mit den dort behandelten Fragen zu befassen, um jede Regierung in ihrem Lande zu einer öffentlichen Stellungnahme zu zwingen. Dann können die Minister im Ministerrat entscheiden in Kenntnis der Position ihrer heimischen Parlamente. Die Verfahrensfragen, die man vereinfachen kann, sind für das Parlament wichtig. Entscheidend ist aber wohl der angedeutete Weg, durch den erreicht werden soll, daß gefaßte Beschlüsse und Empfehlungen tatsächlich auch durchgeführt werden. Die Versammlung muß ihre Autorität vor den Parlamenten der europäischen Völker stärken. Sie kämpft daher auch um das Recht, ihre eigene Tagesordnung aufzustellen.
Der Schuman-Plan wirft die Frage der europäischen Sonderbehörden auf. Wenn man z. B. die Kohle- und Stahlerzeugung von sechs europäischen Ländern zusammenlegt, dann muß man dafür ein gemeinsames Lenkungsorgan schaffen. Diese Behörde wird durch übereinstimmenden Beschluß der beteiligten Regierungen gebildet werden. Man muß aber auch verhindern, daß sich dabei eine Manager-Technokratie entsprechende Schlüsselpositionen schafft, ohne demokratisch kontrolliert zu sein. Die Behörde wird also einer demokratisch zusammengesetzten Kon- trollinstanz verantwortlich sein, von der die Mitglieder der Behörde sogar unter Umständen davongejagt werden können. Das Verhältnis zwischen Behörde und Kontrolle wird sein wie etwa das zwischen Regierung und Parlament.
Es wird nicht gut möglich sein, der gesamten europäischen Versammlung diese parlamentarische Kontrollaufgabe zu übertragen. Es. würden dann Staaten mitreden, die unter Umständen überhaupt nicht sich an dem Einbringen ihrer Rohstoffvorkommen in die gemeinsame Verwaltung beteiligt haben. Außerdem wird von den Sonderbehörden ausgehend von Anfang an dafür gesorgt werden müssen, daß Mehrheitsbeschlüsse auch die Min-