Grüß Gott in der Jubiläumssfadf Alfensfeig!

Die ungleichen Brüder

Zu den Festspielen anläßlich des Heimaffages in Altensteig

Anläßlich des Heimattages wird erst­malig im Garten des Alten Schlosses das Freilicht-SpielDie ungleichen Brüder, ein historisches Schauspiel um die Grafen von Hohenberg aus dem 14. Jahrhundert von Eugen Lutz, Rottenburg a. N., unter Leitung von Stadtamtmann Schleeh aufgeführt.

Der Spielplan sieht eine Aufführung am Sonntag, 25. Juni, 21 Uhr und eine am Mon­tag, 26. Juni, 21 Uhr vor. Weitere Aufführun­gen folgen im Laufe des Sommers nach be­sonderer Ankündigung.

Inhalt der Handlung

Dieungleichen Brüder sind Graf Konrad von Hohenberg, der sich auf Kriegszug in fernen Landen befindet und dessen Bruder, eine zwergenhafte Natur, welcher auf Schloß Altensteig ein böses Regiment führt. Er ge­währt niemand Herberge und gibt den hun­gernden Bürgern nichts von seinen Vorräten. Nachts schleicht er heimlich ins Tal, um im Bach zu schürfen. Mit einem Säckchen auf dem Rücken kehrt er frühmorgens zum Schloß zurück. Die beiden Gerber Bachteler und Luz lauem ihm auf, in der Absicht, das Geheim­nis zu lüften. Kinder treten auf und spielen vor der Wehrmauer, sie verspotten den zau­berischen Zwerg. Eva kommt dazu und wehrt ihnen, da springt der Zwerg aus dem Tor, glaubt einen der Spötter gefaßt zu haben. Unvermittelt reitet die Jagdgesellschaft des Grafen Burkhardt von Hohennagold mit der Gräfin Mechthildis hinzu, welche auf dem Wege zum hinteren Wald sind, um den wei­ßen Hirsch zu jagen. Eva erzählt Luz ihr Er­lebnis mit dem Zwergen. Ein Pilger aus dem heiligen Lande bittet um Obdach - solange dieser auf Einlaß wartet, kommt Bachteler, aber beide werden weggejagt. Den Pilger überkommt beim Anblick des Zwergen ein »Gesicht vom nahen Tode des bösen Grafen. - Während Bachteler dem Luz das Ereignis mit dem Pilger erzählt, kommen Frauen und Männer vom Frohnen, die sich wegen der langst ausgebliebenen Löhnung beschweren. Der Zwerg läßt nach ihnen schießen worauf alle flüchten. Da kommt der alte Veit, um den Grafen um Brot zu bitten. Der Graf hält ihn für einen der Aufrührer, läßt ihn binden und schlagen. Eva sucht ihren Vater, sie ist bereit zum Zwergen zu gehen, nur um den Vater zu befreien. Bachteler und Luz fahren jedoch dazwischen und erzwingen Veit's Frei­heit. Zur rechten Zeit kehrt Graf Konrad vom Kriege heim. Er stellt seinen Bruder auf die Probe, da er nicht glauben kann, daß ein Hohenberger so unmenschlich handelt. Aber der Zwerg will auch ihn wegjagen, da schlägt Konrad sein Visier hoch und der Zwerg und seine Knechte erkennen den Grafen. Konrad -läßt seinen Bruder binden, um ihn in den Turm zu werfen. Inzwischen haben die Al­tensteiger von der Ankunft des Grafen ge­hört, sie erscheinen mit Fackeln und umdrän­gen ihn freudig. Da ertönt aus derHölle ein gräßlicher Schrei - der Zwerg hat sich von der Brüstung in die Tiefe gestürzt. Graf Konrad ist betroffen, jedoch bleibt ihm die Pein erspart, seinen eigenen Bruder richten zu müssen. Er läßt den Fruchtkasten öffnen, um die Vorräte zu verteilen. Da kehrt die Jagdgesellschaft zurück und das Geheimnis wird gelüftet: Der Zwerg hat aus dem Sand der Nagold Gold gewonnen und in einem Beutel verwahrt. Graf Konrad aber will das sündige Metall nicht, er will damit eine Kapelle bauen lassen und zum Schutze gegen Feinde soll um die Häuser eine starke Mauer entstehen. Dann halten alle festlichen Ein­zug ins Schloß Altensteig.

Fr. Schleeh

Und wieder hat die Heimat midi so wundersam umfangen, als hätten viele Arme sich geöffnet voll Verlangen.

ünd tausend Geister streicheln mir so lind und leis die Wangen.

Ich schließ die Augen, weil mir hier der. Himmel aufgegangen.

Und tausend Glocken fönen nun in glückverworrnem Klingen . . . So möcht ich in der Heimat ruhn wenn ihre Stimmen singen,

Mit diesen Versen Hans Reyhings grüße ich alle Altensfeiger Landsleute, die ohne Zeit und Kosten zu scheuen zu dem Ehrentag ihrer Heimatstadt hierhergeeilt sind. Freudigen Herzens rufe ich auch allen andern hier weilenden Gästen und Freunden unserer Stadt ein herzliches »Willkommen zu.

Altensteig hat sich aufs Schönste geschmückt. Alles wurde aufgeboten, seinen großen Jubiläums- fag in festlicher Würde zu begehen. Mögen sich alle Gäste unseres Heimattages in den Mauern unserer Stadt wohl tühlen und um ein schönes Erlebnis reicher den NamenAltensteig, seinen Gewerbefleiß, das Ansehen seiner Industrie, seinen Ruf als Fremdenverkehrsstadt, seine einzig­artige Lage und seine gutgeführfen Gaststätten in allen Landen bekanntmachen.

Daß Altensteig zum Nußen und Frommen seiner Bürger weiterhin eine gedeihliche Entwicklung nehmen möge, ist mein Wunsch und Hoffen.

Bürgermeister Hennelarth

Der Staufee bei Altenfteig

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Programm des Heimattages

Samstag, 24. Juni 1950

Empfang der Gäste durch die Stadtkapelle

17.00 Uhr Volkslieder-Singen auf dem Markt- .-Platz

19.00 Uhr Begrüßung der Gäste in der Turn­halle

Mitwirkende: Stadtkapelle und Liederkranz

22.00 Uhr Großes Brillantfeuerwerk mitStadt- beleuchtung (Bengalische An­strahlung der oberen Stadt)

21.00 Uhr Heimatspiel im Schloßgarten und Simsenbeleuchtung aller Häuser der Stadt

22.00 Uhr Abendunterhaltungen in den Gast­stätten

Montag, 26. Juni 1950

Kinderfest

13.30 Uhr Kinder-Festzug - Spiele im Stadt­garten

Vergnügungspark mit Autobahn und Bierzelt über alle Festtage

6.00 Uhr 9.00 Uhr

13.00 Uhr

14.30 Uhr

16.30 Uhr

Sonntag, 25. Juni 1950

Wecken durch die Stadtkapelle Festgottesdienst in der evangeli­schen Kirche.

in der katholischen Kirche und

Methodistenkapelle

Festzug vom Marktplatz bis zum

Stadtgarten

Fußballspiel: Kreisauswahl

VfB Stuttgart (Vertragsspieler- Reserve)

Floßfahrt auf der Nagold

Parkplätze in Altensteig

.Motorräder und Fahrräder: Güterhalle des Bahnhofes und Hof des Schlachthauses. Per­sonenkraftwagen: Gelände des früheren Ar­beitsdienstlagers. Omnibusse: Gesamtes Bahn­hofgelände (Platz des fr. Sägewerks), Ge­lände bei Karosseriefabrik Gebr. Wackenhut.

Verkehrs- und Quartieramt

Buchhandlung Lauk, Fernruf 377.

Sanitätsbereitschaft

Drogerie Fritz Schlumtoerger, Fernruf 351.

Floßfahrten um die Jahrhundertwende

Aus alten Zeitungsberichten Ein wonniger Frühlingstag war der 13. Mai 1900 und willfährig kamen denn auch die Mit­glieder des Schwarzwaldvereins, Da­men und Herren, dem Rufe nach, zu einem Stelldichein im freundlichen Zinsbachthäl- chen. Zahlreiche Mitglieder der Bezirksver­eine von Stuttgart, Calw, Nagold, Horb, Freudenstadt waren morgens dem Ziel Pfalz­grafenweiler zugewandert, um an dem selte­nen Vergnügen einer Floßfahrt teilneh­men zu können. 3 /j 2 Uhr war Abmarsch nach der Zinsbachwasserstube. Um Vs3 Uhr traf die Gesellschaft dort ein, allwo der Alten­steiger Zweigverein in großer Zahl sich schon eingefunden hatte. Ein stattlicher, 17 Gstöre zählender, mit Tännchen und flatternden Fähnchen geschmückter Floß harrte der Auf­nahme der Passagiere. Wohl an 200 Personen vertrauten sich dem altertümlichen Verkehrs­vehikel an. und kurz nach 3 Uhr gings los unter den Klängen der Musik:Das S chi ff streicht durch die Wellen, Und wirklich gings durch die Wellen, bei jeder Wasserfalle durfte man die Füße gehörig heben, um nicht durchnäßt zu werden; das erregte viele Heiterkeit, und ergötzlich wars, als man auch noch beim Passieren einer Stellfalle vor der­selben sich unweigerlich zu einer respekt­vollen Verneigung bequemen mußte. Der Triumphzug wurde auch noch mit Böller­salven begrüßt. Die Fahrt gestaltete sich überaus genußreich durch das enge, geschlän­gelte, von Hochwald und duftigen Wiesen eingerahmte Thälchen, und bewundernswert war, wie leicht das Floß sich Bahn brach in dem engen Bachbett bei der großen Be­lastung. Nur einmal machte es kurzen Halt bei derStation Kohlmühle, man fand aber nicht Zeit zum Aussteigen, denn Meister Broß ließ das Vehikel rasch wieder los,um kein Wasser zu verlieren. Nach einer glücklich verlaufenen Fahrt von 3 A Stunden langte man in der Altensteiger Wasserstube an.

Würdig reihte sich dieser Floßfahrt eine zweite an, die am 29. Juni 1900 auf der Nagold zur Ausführung gebracht wurde; auch sie verlief bei schönstem Wetter zur vollen Befriedigung der von der engeren und weiteren Umgebung zahlreich erschienenen Teilnehmer. Schon der Frühzug brachte aus Reutlingen, Tübingen, Nagold eine stattliche Zahl Schwarzwaldfreunde, welche unter kun­diger Führung durch die schönen Wälder nach dem tannenumkränzten Kälberbronn marschierten. Verstärkt von Wanderern aus allen Richtungen, stieg die fröhliche Schar zu dem malerisch gelegenen Orte Erzgrube hin­ab; schon am Waldesrand grüßte das statt­liche Floß mit seinen vielen Flaggen und Wimpeln verlockend vom Nagoldufer herauf. Noch kurze Erholung beim Lindenwirt und dann begann dieEinschiffung. An Platz fehlte es auf den vielenGestören nicht, bald war allesgerichtet und punkt 2 Uhr setzte sich der Transport in Bewegung. Aus frischen Kehlen ertönte dasFlößerlied mit dem wohlbekanntenJockele sperr- Re- f r a i n.

Die Völmlesmühle (Sägewerk von Böcking, Schernbach) hatte die Durchfahrt mit Flaggen und Guirlanden geschmückt. Herrlich war die Fahrt durch das schöne, waldbegrenzte Na­goldthal, die Luft gewürzt von dem Geruch des Wiesenheues, die Wiesen belebt von emsigen, mit der Heuernte beschäftigten Men­schen. Um 3 /-t5 Uhr wurde imHafen von Altensteig gelandet; der Ausstieg gab Gele­genheit zu manchem ergötzlichen Bild, das von den Liebhaberphotographen mit Genuß festgehalten wurde. In ungetrübter Heiter­keit wurde der schöne Tag in derTraube zu Altensteig abgeschlossen.

* (;,Aus den Tannen)

Ein romantischer Winkel Altensteigs

Aus Schulaufsätzen der Oberschule

Unter mir erhebt sich im Schloßhof ein kleiner, aus kräftigen Sandsteinquadern ge­bauter Turm. Er scheint wie für die Ewig­keit errichtet, so fest fügen sich die grob­gehauenen Blöcke aneinander. Nach oben hin bildet ein hüttenförmiger Bretterbau den Ab­schluß. Der Turm ist in eine breite Mauer eingefügt, die zur Linken in einem über­dachten Quergang ihre Fortsetzung findet.

In der stufenförmig abfallenden Mauer ist gleich rechts neben dem Turm eine Türe ein­gelassen, die trotz ihrer starken Eichenbohlen in keinem Verhältnis zu der sie umgebenden Gesteinmasse steht. An der Mauer rankt sich Efeu empor, mitleidig die Wunden ver­deckend, welche die Natur im Laufe der Zeit dem Gemäuer zugefügt hat. Ab und zu fliegt eine Amsel herbei und holt sich eine der blauen Beeren, mit denen die Efeudecke reichlich durchwirkt ist. Ein alter Nußbaum strebt lichtsuchend aus dem engen Schloßhof in die Höhe. Er steht ebenso fest und stumm wie seine Umgebung. Es scheint, als wäre er von Anfang an dagewesen und müsse nun die Geheimnisse der Burg hüten. Nur im Sturm stöhnt er. wenn der Wind ihn in der Krone. faßt und ihn an sein Alter erinnert.

Wenige Schritte davon entfernt steht der Turm mit dem Verließ. Wieviele Gefangene mögen in dem Kerker geseufzt haben, über dessen Wände sich heute Moose und Flechten ziehen, die dem einst so gefürchteten Ort ein romantisches und verträumtes Aussehen ver­leihen. Durch die lichten Äste eines neben der Tür stehenden Apfelbaumes fallen einige Sonnenstrahlen schräg auf das dunkelgrüne Gewand der Mauer um sich dann in den Ritzen des zerbröckelnden Gemäuers zu ver­lieren. Auf dem First des Turmes zwitschern

zwei Blaumeisen einander zärtliche Melodien zu. Von der im Hintergrund gelegenen Kirche schwingen Glockentöne herüber, mit denen sich bald die brausenden Akkorde einer Orgel vereinen.

Rolf Heischkeil, Klasse VI Vom Efeu umrankt

Erhaben reckt sich vor mir das sagen­umwobene Schloß mit seiner festen Schloß­mauer in die Höhe. Jahrhunderte lang trotz­ten seine Mauern den angreifenden Rittern und Landsknechten. Heute noch beherrscht es das Altensteiger Stadtbild. Obwohl dieses Bauwerk einem flüchtigen Beschauer nicht viel zu sagen hat, so erschließen sich doch einem gewissenhaften Beobachter viele versteckte, idyllische und romantische Winkel und bauliche Besonderheiten. Nähert man sich dem Schlosse von Osten her, so fällt sofort das kühn auf einem runden Turm errichtete Häuschen mit einem einfachen Satteldach ins Auge. Grünes Efeu schlingt sich verwegen der Mauer entlang und läßt nur hie und da einen Teil der mas­siven Turmmauer durchblicken. Manchmal hüpft ein einsamer Vogel durch das Blätter­werk und verschwindet wieder schnell hinter der Mauer.

Keine Schießscharten sind hinter dem Efeu zu sehen, nur eine kleine, niedere Tür, das Ausfalltörchen. ist an dieser Seite der Schloß­mauer der einzige Weg zur Außenwelt. Nur schwer ist es hinter dem grünen Strauchwerk zu erkennen, denn eng schmiegt sich das Grün an die Mauer, und man muß sich erst einen Weg durch dieses Strauchwerk bahnen, bevor man das Türlein erreichen kann. Diese Tür, so schlicht und einfach sie auch auf den ersten Blick aussieht, hat doch ihre Reize. Kein Holzrahmen oder EisengesWl hält die mit schwerem Schmiedeeisen beschlagene

Eichentür in den Angeln fest, sondern schlicht aber fachmännisch sind die von geübter Hand zugehauenen Sandsteinquader zusammen- und übereinandergefügt. Sie sind mit dünnen

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gelblichgrünen Flechten überzogen und ver­leihen so in der Sonne der ganzen Mauer einen schimmernden Überzug. Der obere Teil der Türöffnung ist ein halbkreisförmiger Rundbogen, doch ist er hinter dem dicken Blättergewirr nicht mehr gut zu erblicken.

Über diese Mauer mit der engen Ausfall­tür breitet ein alter, knorriger Nußbaum, der im Innern des Hofes steht, sein Geäst aus, als wolle er diesen Winkel unter seinem dich­ten Blätterdach vor den sengenden Sonnen­strahlen beschützen. Hie und da flattert und hüpft eine Amsel oder ein einsamer Dom­pfaff durch das Geäst und läßt seinen Triller durch die beinahe unheimliche Stille ertönen, und nur das ewige Kreisen der schnellen und eleganten Schwalben bringt etwas Leben in diese Ruhe. Über diese Ruhe und Ein­samkeit, abseits vom Lärm der Stadt, zie­hen die Wolken in wilder Hast hinweg, und nur manchmal dringt ein einzelner Sonnen­strahl durch die dichte Wolkendecke und be­leuchtet für kurze Zeit diesen romantischen Winkel.

Fritz Moser, Klasse VI

Die Heimat

Ich weiß ein Städtchen so lieb und traut, Von stiller Höhe es niederschaut.

Umkränzt von Hügeln und grünem Wald Bleibt es mein liebster Aufenthalt.

Der Kindheit Frieden blühte mir dort; Dann kam das Leben und riß midi fort Von Heimatliebe und Elternhaus In die weite, kalte Fremde hinaus.

Doch im Herzen trage ich hochgemut Meine Heimat, mein Städtchen als stilles Gut; Und ruft mich der Tod und schlaf ich ein.

O laß mich bei dir dann begraben ?"in!

K. A.