S 25 3. n. Trinitatis M 26 Joh. v. Paul D 27 Siebenschläf. M 28 Irenaus D 29 Peter u. P.
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ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT
Nr. 26 / 2. JAHR / 2 5. JUNI 19 50
In der Nacht
Sonett von Alfred Fritz
O, wie feierlich ist doch die Nacht,
Wenn des Tages laute Stimmen schweigen, Sanft ein Rauschen webt in allen Zweigen, Und die große Stille ist erwacht.
Von den Herzen löst sich da so sacht,
Was am Tag sie konnte niederbeugen, Und es schließt sich dann der Kreis vom Reigen,
Den der volle Lebenstag gemacht.
Klar am Himmel strahlet Stern an Stern, Welch ein Anblick! — Ach, so weit, so fern Stehn die Welten der Unendlichkeit.
Wir steh’n hier, so klein, so erdgebunden, Oft schon haben wir es tief empfunden, Unser Ziel, das ist die Ewigkeit!
MmtitiHiimimimtiMiiimiHimmiMiiiuHmimimmmumMiimiHiiHimmiiiiiimiHiiiiiiMiii
Zwischenfälle
Von Wilhelm Schassen
Die Ameisen leben als Stadtvolk in einem Stadtstaat wie die Athener im Altertum oder die Nürnberger des Mittelalters. Ihre Stadt hat Straßen und Gassen, Korsos und Esplanaden, vielleicht auch Tavernen wie andere Städte. Zu ihrer Bannmeile gehören Weideplätze für Milchkühe, Holzplätze für Werkholz aller Art und ein Netz von. großen und kleinen Verkehrsstraßen.
Ihre Milchkühe leben auf Sträuchern und Bäumen, zu denen die Hirten emporklettern müssen, um sie zu melken, das heißt, ihnen — nämlich den Blattläusen — einen Milchsaft zu entlocken. Milchkühe auf Bäumen zu halten, hatten die Nürnberger des Mittelalters noch nicht erfunden und die der Neuzeit auch nicht. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend.
Scharen von Hirten, Arbeitern, Handwerkern, Schutzleuten, Jägern und Frachtern, die erlegte oder gefallene Tiere in Ochsengröße, aus Ameisenaugen heraus gesehen, herbeischaffen, sind dauernd auf den Straßen unterwegs. Fleiß und Emsigkeit scheinen oberstes Gesetz in diesem Staatswesen zu sein. Doch vielleicht gibt es trotzdem auch Nichtstuer, die in irgendeinem Winkel ein heimliches Wohlleben führen und nur zwischendurch so tun, als ob sie täten.
Wie der Ameisenstaat regiert wird, weiß ich nicht. Jedenfalls herrscht auch im lebhaftesten Durcheinander immer noch eine gewisse Ordnung. Das gilt namentlich auch für die Verkehrsstraßen. <
Auf einer solchen Straße, die durch Gras und Moos zu einem Holzplatz führt, legt sich eines schönen Tages ein dicker, angetrunkener Mann nieder und schläft alsbald ein.
Das verursacht großen Wirrwarr unter den Massen auf der Straße. Doch nach dem ersten Schrecken setzen auch schon Erkundigungen und Beratschlagungen ein, und schließlich geht der Verkehr über den schlafenden Zecher hinweg, über dessen Bauch mit Uhrkette, über Arme und Beine, Hals und Kopf. Polizisten dringen sogar unter den Kleidern des Schläfers ins Innere vor, und Neugierige legen ihre Bauhölzer beiseite und spähen erregt und erbost durch die Höhlen der Aermel und Hosen. Die Polizei vollends befindet sich bereits überall.
Das alles spiegelt sich auch in den Träumen des Schäfers wider. So träumt er von einer schrecklichen Eisengabel, die ihm die Köchin Marie mir nichts dir nichts in den Bauch, in den Hals, und wohin es ihr nur gerade beliebt, sticht. Gleich darauf fliegen ihm auch noch Fledermäuse ins Haar, setzen sich fest und zerbeißen ihm den Kopf und die Hand, als er sie ergreifen will.
„Himmel...!“ — Er springt noch im Traum hoch...
Aber als er zu sich kommt, stellt es sich heraus, daß es nichts als schäbige Ameisen waren, die ihn da zerstochen.
„Himmel...!“ Er fühlt sich regelrecht angegriffen von diesem verruchten Geschmeiß, und als er vollends den großen Ameisenhaufen in der Nähe erblickt, ergreift er einen unter einer Kiefer liegenden dürren Ast und schlägt in blinder Wut die ganze schöne Stadt dermaßen zusammen, daß keine Nadel mehr auf der andern bleibt.
„Himmel... !“ Er benimmt sich wie wahnsinnig, da die Aggressoren ihre Angriffe nun nur noch steigern.
Schließlich rennt er an einen Bach, reißt sich die Kleider herunter und schüttelt die ver-
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Di tickende Schwüle über dem Land — ein Gewitter bnngt Kühlung Zeichnung. Springer
AUFZIEHENDES GEWITTER
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Falsch unterrichtet
Der Lehrer stellte in der Schule die Frage: „Welches sind die drei Heiligen Sakramente?“ Fritzle, der sich sonst selten zum Wort meldete, erhob sich zur Freude seines Lehrers und schnarrte heraus, ehe der Lehrer die Frage direkt an ihn stellte: „Dr Schuhes, dr Schütz ond dr Gmeindspfleger!“ Der Lehrer war entsetzt, während die Klasse leise wieherte ob dieser raschen Antwort, laut zu lachen wagte keiner, weil man nicht wußte, wie sie aufgenommen wurde. Der Lehrer wußte, daä Fritzle das Pulver nicht erfunden hätte, wenn 5 s nicht schon dagewesen wäre, näherte sich der Bank des Knaben, der ihn mit leuchtenden Augen anschaute, weil er ein Lob erwartete. Der Lehrer war ein guter Pädagoge und hatte auch ein Herz für die geistig Armen, deshalb, fragte er in ruhigem Ton: „Fritzle, wie kommst du denn grad uff da Schultheiß, da Büttel ond unsem Herrn Gemeindepfleger?“ „Herr Lehrer“, antwortete das Büable wichtig: „Wo dia drei gestern Obad an onser Haus hear gloffa send, hot mei Vater gsait, jetzt kommat dia drei Hei.and.akrament scho wieder!“ Fritzle konnte das schreckliche Kraftwort nicht deutlich aussprechen, weil ihm der fürsorgliche Lehrer im Interesse seiner Mitschüler die Hand vor den Mund gehalten hatte. H.D.
Figaros Antwort
In einer schwäbischen Kleinstadt waltet seit Jahren ein biederer Meister seines Amts, seinen Mitbürgern Bart- und Kopfhaar abzuschneiden. Leider ist sein Gesicht und Mund durch Wolfsrachen entstellt, was nicht hindert, daß er wegen seines schlagfertigen Humors bekannt und beliebt ist. An einem Sonntagnachmittag liegt er gemütlich im Fenster seines Hauses und schaut den Spaziergängern zu. Da kommt ein alter Kunde daher, mit Namen Kraft, und ruft zum Meister der Haarkunst hinauf:
„Wisset Se, eigentlich könnte Sie genau so de Hintere zum Fenster nausstrecke, und ’s war net viel verdürbe!“
„Grad des“, gurgelt der Meister fröhlich zu seinem Kunden hinunter, „grad des han i de ganze Morge g’macht. Aber no hen älle Leut zu mir g’sait: ,Guate Morge, Herr Kraft! 1 “
O. K.
Die Luft ist wie ein dumpfer Drang. Schwarz quellen Wolken überm Hang. Der Linde heller Bienensang schwillt wie entfernter Orgelklang. Dann wird er leiser, dünn und bang.
Vom Wiesengrunde flieht ein Star. Und näher kommt die Hochgefahr! Schon braust es, wo das Singen war; den Pappeln dort, dem Riesenpaar, zerzaust der Sturm das Silberhaar.
Jäh bricht sie los, die fremde Macht; grell zuckt ein Blitz, und dröhnend kracht der Donner schlag. Verwegen lacht das Echo aus der Berge Nacht.
Weh dir, du sommerliche Pracht!
HUBERT WOLF
iiiriiiiiiiiMiiiiiiriiiMiitiiiiiiiiiiHiiuiiiiiiiiiiMiiiiiiMiiMiiniiiMiiiiiuHmiiMMMiiiiiiiiiitmMtiMiiimiiiiiiMiiiHiiniinmimiiiriiiritiMMMimiimimiiimimMMimiiiiimiiiminiimimtniimiiiMMiiMM
dämmten Biester ins Wasser, damit sie zugrunde gehen.
Dann nimmt er weiter oben im Bach ein Bad, zieht sich an und spaziert in die Stadt hinab, wo in einer Stunde das Kino beginnt, für das er bereits eine Karte in der Tasche hat.
Und bald ist das Zwischenspiel mit den Ameisen vollkommen vergessen.
Auch die zerstörte Stadt steht bis zum Herbst wieder neuerbaut am alten Platz. Das Ameisenvolk ist unklug Es hätte seine Siedlung mehr waldeinwärts verlegen müssen. Doch das ist nicht so einfach, schon wegen der Viehherden, der Verkehrsstraßen, der Holzplätze und so fort.
In südlichen Ländern gibt es außer angetrunkenen, mutwilligen Menschen auch noch ein zwei Meter langes, borstiges Tier mit langem, buschigem Schweif, speerförmigem, dummverschmitztem Nachtmahrskopf und einer langen, wurmförmigen, klebrigen Zunge, das dem Ameisenvolk nachstellt, ja förmlich von ihm lebt.
Es ist der Ameisenbär.
Der scharrt mit mächtigen Krallen die Ameisenburgen ebenfalls auseinander, gleichviel, ob sie sich über oder unter der Erde befinden, senkt seine schreckliche, klebrige Zunge hinab, holt die Bewohner der friedlichen Städte haufenweise herauf und führt sie seinem Schlunde zu: gleich ganze Straßenzüge auf ein
mal mit Bauleuten und Handwerkern, Hirten, Jägern, Polizisten und Zechern in Tavernen und Tänzern auf Esplanaden, alt und jung, Wickelkinder und Großmütter, ohne Gnade und Pardon, bis er toll und voll ist, und sich endlich zufrieden und gesättigt von diesem Mahl wieder dorthin zurückzieht, woher er gekommen ist.
Qut herausgegeben
Als die neue Universität in Tübingen gebaut wurde, trafen eines Morgens zwei alte Tübinger, die sich vom Garten und Schöpple her schon lange kannten, zufällig vor dem mächtig in die Höhe strebenden Bau zusammen. Der eine war ein Theologieprofessor auf dem Weg in seine Vorlesung, der andere ein Weingärtner, der auf sein Gütle im Rotbad wollte.
„Gute Morge, Herr Fuchs“, grüßte der Professor wohlgelaunt seinen Freund aus der Altstadt, „wisset Sie au, was des da gibt?“
„Noi, Herr Professor“, kam es zurück, ge- schtert isch no nix do gwä!“
„Ja ja, Herr Tuchs, ’s muß schnell gehe. Des gibt nämlich die neu Nerveklinik für d’ Wengerter!“, belehrte der Professor seinen Freund, der ihm schon mit mancher guten Antwort eine diebische Freude gemacht hatte. Die ließ denn auch diesmal keinen Augenblick auf sich warten. Denn der alte Fuchs lächelte schlau und breit und meinte dann trocken:
„Jetzt drum, Herr Professor, seil glaub i glei. Für d’Akademiker wär’s z’klei!“ O. K.
Eindeutige Antworten
Der frühere Rechnungshof des Deutschen Reiches in Potsdam war bei allen von ihm kontrollierten Behörden bekannt und gefürchtet. Die Rechnungsprüfung wurde gewissenhaft und auf den Pfennig genau durchgeführt und galt als Musterbeispiel schlechthin.
Eines Tages, es war noch vor dem 1. Weltkrieg, hatte die Kaiserliche Hafenkommandantur in Tsingtau (China) einige Zugochsen verkauft, deren Erlös der Rechnungsprüfungsbehörde zu niedrig erschien. Rückfragen und Antworten gingen hin und her und eines Tages platzte die Bombe aufgespeicherter Wut im fernen Schutzgebiet. Auf die erneute Anfrage, weshalb die Ochsen so billig ihren Besitzer gewechselt hatten, schrieb die geplagte Hafenbehörde: ,. An den Rechnungshof usw. Auf die erneute Anfrage wird berichtet, daß die Preise nicht höher sein konnten, da die Ochsen in China nicht so groß wie
in Potsdam sin d.“ Das war deutlich und wirksam; in dienstlich-drastischer Form wurde ein unfruchtbarer, bürokratischer Schriftwechsel beendet.
Aehnlich erging es der Preußischeh Oberrechnungskammer. Eine Oberförsterei in Ostpreußen war umgebaut worden und das Aktenkonvolut bezahlter Rechnungen landete in Potsdam. Ein gewissenhafter Prüfbeamter fand heraus, daß der Verbrauch von Nägeln über dem Durchschnitt ähnlicher Bauobjekte lag und beanstandete die Ausgabe. Die Rückantwort genügte dem Amtsrat nicht und so gin eine zweite Anfrage nach dem M asuren ~ land. Die Antwort des langsam in Fahrt gekommenen Oberförsters war klassisch, klipp und klar: „An die Oberrechnungskammer in Potsdam. Sie sind vernagelt, gez. Abromeit, Oberförster.“ Dem bürokratischen Teufel war fühlbar aufs Maul geschlagen G. W.