6. Jahrgang

Freitag, 12. Mai 1950

Nummer 72

Die Tragödie von Stalingrad / von Heu« steter

Auf Anordnung des Führerhauptquartiers beauftragte Goebbels im Frühjahr 1943 Heinz Schröter mit der Abfassung eines Schrift­werkes über Stalingrad. Ueber die gigantische Schlacht an der Wolga solle dem deutschen Volk nichts verborgen bleiben. Es blieb ihm jedoch alles verborgen. Damals aber, im Früh­jahr 1943, kam von allen deutschen Wehr­machtsteilen Material nach Berlin; Funk­sprüche, Befehle, Meldungen, überhaupt alles, was zum Komplex Stalingrad gehört. Heinz Schröter standen etwa zehn Zentner Material zur Verfügung. Die Heeresgruppe, die Ar­mee, die Divisionen und selbst die Bataillone und Kompagnien waren bemüht, alles von sich zu schieben, was mit Stalingrad zusammen­hing.

Als der Autor sein fertiges Manuskript Dr. Goebbels vorlegte, kam es sofort zum Verbot. Goebbels las das Manuskriptin einer Nacht, um es beiseite zu legen mit den Worten:Das ist untragbar für das deutsche Volk. Stalin­grad sollte ein Marsch sein! Sie haben einen Choral daraus gemacht.

Die Dokumente über Stalingrad sprachen zu eindeutig, zu eindringlich. Sie konnten dem deutschen Volk nicht vorgelegt werden. Heinz Schröter hinterlegte sein Manuskript und sämtliche Abschriften der Dokumente im Hee­resarchiv in Potsdam. Dort blieb es bis zum Fall der Stadt Berlin. Der Autor holte es aus dem Archiv noch rechtzeitig heraus und brachte es in Sicherheit. So blieben dem deut­schen Volk die einzigen Dokumente über Stalingrad erhalten, dazu eine Menge selte­ner, bisher unveröffentlichter Fotos.

Der sagenhafteRote Knopf

Auf dem Düsseldorfer Flugfeld landete am 8. Mai 1940 eineHeinkel Blitz. Ein Haupt­mann kletterte heraus. Sein einziges Gepäck­stück war eine Aktentasche mit Stahlwänden und drei Schlössern. Ein Kraftwagen fuhr ihn zum Ständehaus, dem Sitz des Oberkomman­dos der 6. Armee.

Dort sprach er ein paar Worte mit den Herren des Stabes. Es war eine militärisch knappe und förmliche Unterhaltung. Kurz dar­auf übergab er die Mappe dem Armeechef, Generalmajor Friedrich Paulus. Dieser hob die Mappe hoch, als wollte er ihr Gewicht abschätzen. Er ahnte, was sie enthielt. Es wa­ren Entscheidungen von weltpolitischer. Be­deutung. Das Schicksal der 6. Armee lag von nun an in der Hand des Mannes, der 34 Mo­nate später der Vollstrecker dieses Schicksals werden sollte.

Am Abend des gleichen Tages übergab Pau­lus dem Oberbefehlshaber, Generaloberst Wal­ter v. Reichenau, den dechiffrierten An­griffsbefehl auf die Niederlande. Es war eine OB-Sache persönlich. Und eine Viertelstunde danach drückte Paulus auf jenen sagenhaften Roten Knopf, mit dessen Auslösung alle Kriegshandlungen ihren Anfang nehmen.

Seit jenem Tag war die 6. Armee dabei. Sie erkämpfte sich den Durchmarsch durch die Niederlande und nahm die Kapitulation des belgischen Heeres entgegen. Das war am 28. Mai 1940 in Avaing. Dann schwenkte sie nach Süden ab und erreichte in kurzer Zeit die Loire.

Nach.dem Waffenstillstand mit Frankreich wartete die 6. Armee im Raum von Dinard auf den großen Sprung nach England. Sie

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sollte von der Halbinsel Cherbourg auf die Südwestküste Englands angesetzt werden. Sie wartete vergebens. Das Unternehmen Seelöwe wurde abgeblasen. Die Armee war­tete bis zum Frühjahr 1941. Dann rollten die Truppenteile mit ihrem Oberbefehlshaber, der inzwischen zum Generalfeldmarschall beför­dert worden war, gen Osten.

Mit der Ueberquerung des Bug, mit der Einnahme der Städte Rowno, Shitomir, Kiew, Poltawa und Charkow hatte die 6. Armee ihren Schicksalsraum betreten.

Hitler in Poltawa

Das Armeeoberkommando 6 lag in Poltawa, der idyllischen, altrussischen Gouvernements­stadt.

Im Dezember 1941 traf Hitler beim Armee­oberkommando 6 in Poltawa ein. Er versuchte mit seiner faszinierenden Rhetorik General­feldmarschall v. Reichenau zu bewegen, den Vormarsch wieder aufzunehmen, v. Reichenau lehnte ab. Er hatte seine wohlerwogenen Gründe. Er wies auf die Ereignisse im Nor­den und Süden der Front hin. Der Russe war erstarkt. Eis und Schnee setzten ihm weniger zu als dem deutschen Soldaten.

v. Reichenau sagte zu Hitler:Wenn Sie befehlen, wird die 6. Armee marschieren. Aber nicht unter meinem Oberbefehl!

Hitler sah erstaunt auf. Er ging um den Tisch herum auf den Feldmarschall zu:Ich verstehe Ihre Bedenken nicht und ich teile sie auch nicht!

Der Armeeführer blieb ruhig. Er klemmte sein Monokel ins Auge, nahm sein Weinglas und verbeugte sich.

Es wäre eine Tragik, sagte Hitler und sah v. Reichenau durchdringend an,die unsere Beziehungen belasten würden, wenn Sie Un­recht hätten. Verstehen Sie, was ich meine, Reichenau?

Ein paar Tage darauf wurde v. Reichenau zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd ernannt. Er hatte zuvor noch mit den Flan­ken seiner 6. Armee die Katastrophe im Nor­den und die Niederlage im Süden vereitelt. Jetzt übernahm General Paulus, der bisherige Generalquartiermeister des Heeres, die 6.

Ein Protestsdiritt

Stellv. Landeshauptmann Stiegler tritt zurück

TÜBINGEN. Der stellvertretende Landes­hauptmann von Hohenzollern, Leonhard Stiegler, Sigmaringen, hat am Mittwoch sein Amt niedergelegt. In einem Schreiben an Staatspräsident Dr. Gebhard Müller erklärt er, er befürchte,daß von bestimmter Seite die Wahrung der Interessen Hohenzollems hinsichtlich seiner künftigen Geschicke nicht mehr in traditionellem Sinne der hohenzolle- rischen Lande angestrebt wird. Stiegler erin­nert an die drei Forderungen, die er auf einer Sitzung des hohenzollerischen Landesausschus­ses am 8. Mai in Sigmaringen stellte. Er hatte verlangt, daß 1. die fehlenden Organstellen des hohenzollerischen Kommunalverbandes, des Kommunallandtages und des Landesaus­schusses den gesetzlichen Vorschriften ent­sprechend besetzt werden, 2. sein Anspruch anerkannt wird, Bitten und Beschwerden der hohenzollerischen Lande oder einzelner Län­desteile an die Staatsregierung richten zu kön-

Armee. Oberst Heim stand ihm als Chef des Generalstabes zur Seite. Da Feldmarschall v. Reichenau am 17. Februar 1942 in Poltawa starb, blieb ihm der tragische Untergang sei­ner Armee erspart.

Angriffsbefehl auf Stalingrad

Im Frühjahr 1942, nach der Umfassungs­schlacht im Raum von Isjum, in der die Ar­meen Timoschenkos vernichtet worden waren, trat die 6. Armee den Vormarsch zum Donez- becken an. In Rowenki erreichte General Pau­lus der Befehl zum Angriff auf Stalingrad. Der inzwischen zum General beförderte Oberst Heim übernahm ein Panzerkorps. An seine Stelle trat Generalleutnant Schmidt als ver­antwortlicher Chef des Stabes der 6. Armee.

Die Forderung Hitlers, Stalingrad zu neh­men, war erst im Verlauf der Sommeropera­tion 1942 deutlich geworden Nun wurde sie von Tag zu Tag hartnäckiger. Daß die beiden im Süden operierenden Heeresgruppen auf verstärkten russischen Widerstand stießen, wurde von ihm wenig beachtet. Hitler ver­kannte völlig die operative Haltung der rus­sischen Führung. Er war der Meinung, der Feind sei total erschöpft, und richtete des­halb sein Augenmerk nicht mehr auf die ope­rativen Notwendigkeiten unter Zugrunde­legung der militärischen Ziele. Politische und wirtschaftliche Forderungen standen für ihn im Vordergrund.

Die Führerweisung Nr. 45 vom 2. Juli 1942 gibt Aufschluß:

Es ist beabsichtigt, durch die Eroberung von Stalingrad die Landbrücke zwischen Don und Wolga sowie den Strom selbst zu sperren und anschließend schnelle Verbände Wolga- abwärts vorzutreiben, die den Strom jauch bei Astrachan blockieren sollen!

Weitgesteckt waren die strategischen Pläne des Oberkommandos der Wehrmacht: Durch die Einnahme Stalingrads sollte der zentrale europäische Teil Sowjetrußlands sowohl von der Wolga als auch vom Ural abgeschnitten werden. Der Lauf der Wolga sollte unter Kon­trolle gebracht, nördlich davon Moskau ein­genommen und im Süden der Kaukasus be-

nen, ohne daß seine Zuständigkeit bestritten wird, 3. die Rechtmäßigkeit der Einbeziehung Hohenzollems in die Frage 2 des Gesetzent­wurfes zur Volksbefragung über die Neuglie­derung der Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern nachgeprüft wird.

Stiegler betont, daß Bestrebungen im Gange sind, das demokratische Selbstbestimmungs­recht der hohenzollerischen Lande einzuengen oder zu versagen oder wenigstens die Ent­scheidung darüber so lange hinauszuzögern, bis es zu spät ist. Er könne eine Weiterent­wicklung der Dinge in dieser Richtung vor seiner Ueberzeugung und vor der hohenzolle­rischen Bevölkerung nicht mehr verantwor­ten und stelle daher sein Ehrenamt als stell­vertretender Landeshauptmann zur Verfü­gung.

Gleichzeitig teilte Stiegler der CDU-Landes- leitung mit, daß er sein Amt als Vorsitzender des Kreisverbandes Sigmaringen der CDU niederlege, um jeder Gruppenbildung und wei­teren Zuspitzung innerhalb der CDU entge­genzutreten.

setzt werden. Man wollte über Tiflis hinaus bis Batum und Baku vorstoßen.

Das Ziel wurde nie erreicht. Die Heeres­gruppe A hielt eine Abwehrfront von 700 km Breite, zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, nach Süden und Südosten gerichtet. Der Generalstab sah zunächst keine frontale Gefahr, aber der Schwäche der tiefen, offenen Flanke zwischen Terek und Stalingrad war er sich voll bewußt. Woher sollte er die Menschen nehmen? Die Männer der 17. Ar­mee und der 1. Panzerarmee reichten ja nicht einmal für die 700 km breite Front, die zu halten war.

Nicht besser stand es bei der Heeresgruppe B. Auf ihrem Südflügel hatte die 4. Panzer­armee den Raum von Kotelnikowo erreicht. Eine einzige deutsche motorisierte Division, die 16. mot., war in der Kalmückensteppe auf einer Frontbreite von 300 km eingesetzt.

Der Armeebefehl vom 19. August 1942

Im weiten russischen Raum, in der Steppe zwischen Don und Wolga bedeutete eine Ar­mee nicht viel. Als die 6. Armee sich zum An­griff auf Stalingrad bereitstellte, gehörten zu ihr das VIII. und XI. Korps sowie das XIV. und XXIV. Panzerkorps. Sieben kampfer­probte Infanterie-Divisionen standen zur Ver­fügung: die 71., 44., 76., 295., 305., 384. und die 389. Division. Weitere drei motorisierte Divi­sionen waren dem XIV. Panzerkorps unter­stellt, und zwar die 3. mot., die 60. mot. und die 16.. Panzerdivision.

General Paulus schrieb keinen enthusiasti­schen Armeebefehl. Das Dokument vom 19. August 1942 über den Angriff auf Stalingrad verschwieg nichts:

Der Russe wird den Raum um Stalingrad hartnäckig verteidigen. Er hat die Höhen auf dem Ostufer des Don westlich Stalingrad in großer Tiefe zur Verteidigung ausgebaut und besetzt. Es ist damit zu rechnen, daß er Kräfte dabei auch Panzerbrigaden um Stalingrad und nördlich der Landbrücke zwischen Don und Wolga für Gegenangriffe bereitgestellt hat.

Bei einem Vorgehen über den Don auf Sta­lingrad rechnet die Armee daher mit Wider­stand in der Front und mit Gegenangriffen größeren Ausmaßes gegen die Nordflanke des eigenen Stoßes ...

Gegen verhältnismäßig schwachen Feind­widerstand wurde im Morgengrauen der Don überschritten. Das war am 22. August 1942. Am Nachmittag des gleichen Tages standen die Panzer der 16. Panzerdivision bereits an der Wolga. Die befohlene Aufgabe, eine Landbrücke zwischen Don und Wolga herzu­stellen, war innerhalb 24 Stunden ausgeführt worden.

Damit war auch der Flankenschutz gegen Norden gegeben. Die auf Stalingrad vorgehen­den Truppen waren abgeschirmt. Der Vor­marsch erfolgte so glänzend und schnell, daß der Fall von Stalingrad in kürzester Zeit er­wartet wurde. Auf einen hartnäckigen Wider­stand der sowjetischen Streitkräfte glaubte man erst jenseits der Wolga zu treffen.

Aber das erhoffteUeberrennen von Sta­lingrad blieb aus. Die Divisionen verbluteten sich in schweren und verlustreichen Straßen­kämpfen. Starke Pionier- und Kampfflieger­verbände mußten eingesetzt werden, ehe es gelang, in elf Wochen dauernden Häuserkämp­fen die Wolga innerhalb der Stadt mehrfach zu erreichen. Neun Zehntel der Wolgastadt kam in deutsche Hand. Die endgültige Ein­nahme jedoch blieb der Armee versagt.

(Fortsetzung folgt)

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Von links nach rechts: v. Reichenau und Paulus in Poltawa. Lagebesprechung in Poltawa; von links: Keitel, Sodenstern, Hitler, Weidas, Paulus, Mackensen, Bock. In Rowenski erreicht

Paulus der Angriffsbefehl auf Stalingrad. Rechts: Paulus, in der Mitte Schmundt, der Heeresadjutant Hitlers

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