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HEIMATBOTE FÜR DEN BEZIRK NAGOLD
MITTWOCH, 10. MAI 1950
ÜBERPARTEILICHE HEIMATZEITUNG
6. JAHRGANG ' NR. 71
Letzte Vorbereitungen für London
Acheson bei Bevin / Schuman stimmt großzügigerer Deutschlandpolitik zu
. LONDON. Außenminister Acheson traf am Dienstag von Paris kommend, in London eu. Noch am Dienstagvormittag hatte er eine längere Unterredung mit Außenminister Be- v) < 1 , der weitere Besprechungen am Dienstagnachmittag folgten. Audi für heute sind Unterredungen der beiden Außenminister vorgesehen.
In diesen letzten Sonderbesprechungen vor der am Donnerstag beginnenden gemeinsamen Konferenz der drei Westaußenminister stehen vor allem die Themen Deutschland, Japan und die gemeinsame Abwehr des Kommunismus durch die westliche Welt im Vordergrund, Acheson will — genau so wie im Falle von französisch Indochina — die Unabhängigkeit der britischen Kolonialländer fördern, da er hierin den einzigen Weg sieht, sie zu willigen Verbündeten der Demokratie und im Kampfe gegen den Kommunismus zu machen.
In Paris besprach Acheson am Montag mit Außenminister Schuman die Frage der amerikanischen Hilfe für Indochina. Außerdem erörterten die beiden Außenminister die Frage der Beziehungen zu Deutschland.
Acheson erklärte im Anschluß an die Besprechungen, Französisch-Indochina werde von den USA sofort wirtschaftliche und militärische Hilfe erhalten. Nähere Angaben über den Umfang der Hilfelieferungen wurden nicht gemacht. In einem Kommunique kam zum Ausdruck, die USA seien davon überzeugt, daß Amerika Frankreich in seinem Kampf gegen das kommunistisch geführte Vietminh in Indochina helfen „kann und muß“. Aus der Ueber- zeugung heraus, daß in einem Gebiet, das vom sowjetischen Materialismus beherrscht werde, weder eine nationale Unabhängigkeit bestehen noch eine demokratische Entwicklung stattfinden könne, erachteten die USA eine Hilfeleistung für notwendig.
Nach unbestätigten Mitteilungen sollen die USA sich bereit erklärt haben, 30 Millionen Dollar zur Bekämpfung des Kommunismus in
BONN. Bundeskanzlers Dr. Adenauer erklärte in einem Interview mit der Associated Press, er hoffe daß Westdeutschland als Ergebnis der Außenministerkonferenz in London größere politische und wirtschaftliche Freiheiten sowie die Garantie erhalten werde, daß seine Grenzen notfalls von den westlichen Alliierten verteidigt würden.
Im einzelnen sagte der Bundeskanzler im H-'nblick auf die Londoner Konferenz: „Ich hoffe, daß sie der Beginn einer Egalisierung der Beziehungen der Westalliierten zu Westdeutschland, sowie größerer Freiheiten in politischer und wirtschaftlicher Hinsichf sein werden.“ Zum Sicherheitsproblem erklärte der Kanzler: „Nach dem, was ich gehört habe, scheinen die Alliierten militärische Operationen im Kriegsfälle am Rhein oder nordwestlicher zu planen. Ich hoffe, daß die Alliierten ihre Pläne ändern, so daß militärische Operationen nicht auf deutschem Boden, sondern weiter östlich stattfinden würden. Ich hoffe, daß uns die Alliierten Garantien geben werden, daß Westdeutschlands Grenzen verteidigt werden.“
In bezug auf eine größere außenpolitische Freiheit Westdeutschlands betonte der Bundeskanzler: „Auf die Dauer ist es gar nicht möglich, daß die Hohen Kommissare Deutschland außenpolitisch vertreten. Nicht zuletzt im Interesse einer europäischen Zusammenarbeit, zu der ,ia Deutschland letztlich zugezogen werden soll. ist es erforderlich, daß direkte diplomatische Beziehungen mit diesen Ländern unterhalten werden.“
Das Bundeskabinett hat am Dienstag Stellung genommen zu der Einladung zum Euro- parat und seine befürwortende Entscheidung in einer Denkschrift niedergelegt, die dem Bundestag zur Beschlußfassung zugeleitet wird, der sich vielleicht noch in dieser Woche mit der Straßburger Einladung beschäftigen wird.
Es wird angenommen, daß die Regierungsparteien, die Bayempartei und das Zentrum einem Beitritt zustimmen, während von der
Kommunistische Niederlage
Gemeindewahlen im sowjetisch besetzten Niederösterreich
WIEN. Bei den am Sonntag in dem von den Sowjets besetzten Niederösterreich durchgeführten Gemeindewahlen entfielen 51,9 Prozent der Stimmen (13 462 Sitze) auf die Volks- Partei, 40 Prozent auf die Sozialdemokraten (6233 Sitze). Die Listenverbindung der linksstehenden Sozialisten und der Kommunisten brachte es nur auf 5 Prozent (307 Sitze). Auf Splitterparteien entfielen 3,1 Proz. (722 Sitze).
Wie groß die Wahlniederlage der Kommunisten in diesem von den Sowjets besetzten Teil Oesterreichs ausfiel, geht schon daraus hervor, daß nur einer von 38 kommunistischen Bürgermeistern seine Position halten konnte.
Indochina zur Verfügung zu stellen. In Paris verlautete, Frankreich bemühe sich um Hilfeleistungen in Höhe von 600 Millionen Dollar.
Schuman willigte ein, Deutschland in seinen innerpolitischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten praktisch vollkommen freie Hand zu lassen. Außerdem kamen die beiden Außenminister überein, Abänderungen des Besatzungsstatuts vorzunehmen, die einem vorläufigen Friedensvertrag für Westdeutschland gleichkommen würden. Die Abänderungen des Besatzungsstatuts sollen nicht vor Herbst dieses Jahres in Kraft treten. In der Zwischenzeit will man die bestehenden Bestimmungen liberaler handhaben.
BONN. Die alliierte Hohe Kommission hat am Montag das Gesetz Nr. 24 zur Verhinderung einer deutschen Wiederaufrüstung und zur Entmilitarisierung Deutschlands auf industriellem Gebiet verkündet. Das Gesetz faßt frühere Gesetze zusammen und verwirklicht die Bestimmungen des Washingtoner Abkommens und des Petersberger Protokolls.
In einem Kommunique heißt es, daß nur die unbedingt notwendigen Kontrollen in der deutschen Industrie aufrechterhalten wurden. Bestimmte Funktionen wurden auch der deutschen Verantwortlichkeit übertragen.
Verboten ist die Herstellung von Waffen
Eine der Auswirkungen dieser Abänderungen würde sein, daß die westdeutsche Bundesregierung gewisse Vollmachten auch auf dem Gebiet der Außenpolitik übertragen erhält. Es wird jedoch nicht für wahrscheinlich erachtet, daß ein vollgültiges westdeutsches Außenministerium aufgebaut werden soll.
Schuman soll die Bedingung gestellt haben, daß die militärische Besetzung aufrecht erhalten wird. Außerdem wandte er sich entschieden gegen den Gedanken, den Deutschen den Aufbau einer irgendwie gearteten militärischen Organisation zu gestatten, da ein derartiges Vorgehen als eine zu große Bedrohung der französischen Sicherheit anzusehen sei
Acheson hat in den Besprechungen besonders die Notwendigkeit, die deutsche Bundesrepublik schrittweise in die atlantische Gemeinschaft einzubeziehen, hervorgehoben.
Von Bonn aus gesehen
Von unserem Bonner A. R.-Mitarbeiter
In Bonn wird man in dieser Woche sehr aufmerksam nach London schauen; aber dieser Blick auf die Außenministerkonferenz wird sehr kühl und nüchtern sein. Im Vorstadium der Vorbereitungen und Voraussagungen für diese Konferenz waren im Bundeshaus und im Bundeskanzleramt hoffnungsfrohe Stimmen zu hören gewesen, jetzt, am Vorabend der Konferenz sind diese Stimmen verstummt. Man hat in Bonn noch immer sehr geringe Möglichkeiten, sich zuverlässig über die Absichten der westlichen Allüerten zu informieren. Aber einiges ist doch aus dem Westen bis nach Bonn gedrungen und alles, was zu hören war, mahnte zur Skepsis und warnte vor großen Hoffnungen. Es ist ziemlich eindeutig geworden, daß vielleicht einige wirtschaftliche Erleichterungen für die Bundesrepublik in London beschlossen werden können, daß aber die politische Geste an di« deutsche Adresse ausbleiben dürfte. Die Revision des Besatzungsstatuts, die Ueberprü- fung des staatsrechtlichen Zustandes der Bundesrepublik wird nach allen Anzeichen auf dieser Konferenz höchstens in das erste Stadium vorbereitender Arbeiten eintreten.
Man weiß, daß der Bundeskanzler diese Revision von dieser Konferenz zwar nicht gefordert, aber doch angeregt hatte. Dr. Adenauer hielt die weltpolitische Entwicklung in einem Tempo begriffen, das eine Vorverlegung des Herbsttermins für die Revision angebracht erscheinen ließ. An dieser seiner Ueberzeugung wird sich nichts geändert haben; aber die Meinung der Alliierten ist eine 1 'andere. Es ist sogar im Westen schon auf die Bestimmung des Besatzungsstatuts hingewiesen worden, daß seine Ueberprüfung frühestens zwölf, spätestens 18 Monate nach seinem Inkrafttreten geschehen müsse, und es wurde infolgedessen erklärt, daß sie zwischen September und Februar zu erwarten sein werde. Zur Zeit des Petersbergabkommens jedoch war deutlich genug vom Herbst als dem Zeitpunkt einer weiteren Reform des deutsch-alliierten Verhältnisses gesprochen worden und wenn schon keine Vorverlegung des Termins erfolgt, bedingt nach Ansicht der Regierungskreise dieses „gentleman agreement“ vom Petersberg die Einhaltung des Herbsttermins.
Denn eine Abkehr von dem derzeitigen Zustand wird gerade wegen der letzten Vorgänge und der letzten Vetos für notwendig gehalten. Aber das Schicksal des Beamtengesetzes hat nach der Meinung der Koalitionsparteien in Bonn die Unhaltbarkeit der staatsrechtlichen Lage der Bundesregierung und des Bundesparlaments aufgezeigt. Fast dreiviertel Jahre nach der Bildung der Bundesverwaltung kann noch keine Beamtenernennung erfolgen, eine sehr eingehende parlamentarische Arbeit, die diesem Gesetz gewidmet wurde, droht Leerlauf zu werden und ein Beschluß der Volksvertretung sieht sich sistiert. Es wird durchaus eingesehen, daß sehr grundsätzliche Erwägungen das Zögern vor allem des amerikanischen Teils der Hohen Kommission gegenüber dem Beamtengesetz bestimmen; aber um so stärker noch tritt die Schwierigkeit des gegenwärtigen Regimes in der Bundesrepublik hervor, daß eine sehr entscheidende Instanz besteht, die aus Grundsätzen, Gedankengängen und Gewohnheiten eines anderen Landes heraus die deutschen Gesetze beurteilen muß. Dabei sind Mißverständnisse unvermeidlich. Um so lebhafter wünschen die Regierungskreise ein System, das keine Gelegenheit zu solchen Mißverständnissen und Mißhelligkeiten gibt.
Es besteht keine Neigung, diese Vorfälle zu dramatisieren, wenn auch die aus alliiertem Mund gefallene Bezeichnung „kleiner Zwischenfall“ nicht übernommen wird, und wie wenig entgegen vielfach im Westen geäußerter Meinung die Bonner Politik auf die „Erpressung“ von Konzessionen ausgeht, zeigt, daß der Beitritt zum Europarat in Fluß kommt, obschon von der Londoner Konferenz nichts erwartet wird. Unverkennbar ist die Zeit der vorbereitenden Gespräche zwischen Regierung und Fraktionen vorüber und man steht wohl unmittelbar vor einer ersten offiziellen Erklärung über den Weg nach Straßburg. Das entscheidende Ja muß vom Parlament gesprochen werden; aber die Regierung kann den Vorspruch sprechen. Denn eine große Parlamentsdebatte über diese Frage während der Londoner Außenministerkonferenz scheint weder der Regierung noch der Koalition angebracht, schon um den Eindruck nicht auf- kommen zu lassen, daß diese Konferenz nun doch unter Druck gestellt werden solle.
Es ist klar ausgesprochen worden, daß man London und Straßburg in Bonn nicht miteinander verbinden, daß man die Entscheidung r ür Straßburg nicht von den Londoner Ent- cheidungen abhängig machen wird. Regierung ;nd Parlament bleiben diesem Grundsatz treu, hn anderes allerdings ist. daß eine fruchtbare deutsche Mitarbeit in Straßburg auf die Dauer eine alliierte Konferenz erfordern wird, die andere Beschlüsse faßt, als sie bis jetzt von London erwartet werden.
Adenauer erhofft größere Freiheiten
Interview mit dem Bundeskanzler über die Londoner Konferenz
D e Kontrolle der deutschen Industrie
Alliiertes „Gesetz zur Verhinderung einer deutschen Wiederaufrüstung“
Deutschen Reichspartei, von den Kommunisten und auch von der SPD-Fraktion keine Zustimmung erwartet wird. Fraglich ist auch noch, ob sich die SPD an einer deutschen Europarat-Delegation beteiligen wird.
Der Leiter der Verbindungsstelle zu den alliierten Hohen Kommissaren, Ministerialdirigent Herbert Blankenhorn, ist beauftragt worden, die Arbeiten auf dem Gebiete des künftigen auswärtigen Dienstes zu koordinieren. Der bisherige außenpolitische Berater des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Theo K o r d t, hat sich bereit erklärt, die Leitung der konsularischen Abteilung zu übernehmen.
Truman auf Wahlrede
66. Geburtstag des Präsidenten der USA
GALESBURG (Illinois). Präsident Truman hat am Montag eine rund 10 000 km umfassende Reise durch 16 Staaten des mittleren Westens im Sonderzug angetreten, um in einer Reihe von Reden persönlich den Wahlkampf für die Senatswahlen im Herbst zu führen. Truman, der am Montag gleichzeitig seinen 66. Geburtstag feierte, wandte sich in seiner ersten Rede in Galesburg von der Plattform seines Sonderzuges an die Landbevölkerung des mittleren Westens und verteidigte
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Das erste Bild von den Oberammergauern Kostümproben. Pontius Pilatus (links, auf den Stufen stehend) beim Urteilspruch. Rechts, an einen römischen Soldaten gefesselt, steht Christus. Unter der Menge (im Vordergrund, Mitte) befinden sich die beiden Hohen Priester Annas (links) und Kaiphas (rechts). Foto; Ap
und Kriegsgerät aller Art sowie die Erzeugung von Magnesium, synthetischem Gummi und synthetischem Treibstoff. Die Produktionskapazität im Schiffbau, in der Chlorherstellung, der Erzeugung von Kugellagern, synthetischem Ammoniak, Berryllium. Stahl und Aluminium ist einer Beschränkung unterworfen. Die Lagerung von Aluminium und Bauxit ist verboten. Ebenso der Erwerb und der Bau von Frachtschiffen und Tankern über 7200 t und 12 Knoten Geschwindigkeit, der Bau von Fischerbooten über 650 t und 12 Knoten, der Bau von Küstenschiffen über 2700 t und 12 Knoten. Außerdem verboten ist die Herstellung und der Erwerb von bestimmten kartho- graphischen Geräten sowie optischen und funktechnischen Nachrichtenmitteln für militärische Zwecke. Die alliierte Hohe Kommission oder eine andere von ihr beauftragte Dienststelle kann jederzeit Untersuchungen durchführen oder Auskünfte anfordern. Die Geheimhaltung der Auskünfte wird aber ausdrücklich zugesichert.
Das Gesetz gilt bis 1952. Es soll dann revidiert werden, wenn die alliierten Regierungen sich nicht bereits vorher zu einer Revision entschlossen haben.
Besondere Erleichterungen sind für die deutschen Forschungsinstitute vorgesehen.
An Hüttenaluminium darf Deutschland jährlich höchstens 85 000 t herstellen, doch ist das militärische Sicherheitsamt ermächtigt, diese Beschränkung aufzulockern. Die Stahlkapazität bleibt auf 11,1 Millionen t Rohstahl beschränkt.
den sogenannten „Brennan-Landwirtschafts- plan“, der vorsieht, daß die Regierung den Farmern die Differenz zwischen den Markterträgen ihrer verderblichen Ernteerzeugnisse und einem vorherbestimmten „gerechten Gegenwert“ bezahlt.
Der Präsident wandte sich scharf gegen isolationistische Tendenzen und wies darauf hin, daß ein neuer Krieg mit größter Wahrscheinlichkeit auch die Vereinigten Staaten selbst in Mitleidenschaft ziehen würde. Die Entscheidungen, die die USA in den kommenden Monaten träfen, würden dafür bestimmend sein, ob es zu einem dritten Weltkrieg komme.