6. Jahrgang
WIRTSCHAFT
Nummer 42
Ueber 41 Prozent Steuern und Soziallasten
Von unserem finanzpo li tischen Fachreferenten
Eine Aufstellung der Steuer- und Sozialbela- etung pro Kopf der Bevölkerung (in Mark, RM bzw. Deutsche Mark) in Vergangenheit und Gegenwart ergibt folgendes Bild; 1913/14 Steuerlast 60.40, Soziallast 16.20, zusammen 76.60; 1928/29 225.90 bzw. 77.70, zusammen 303.60, 1931/32 218.80 bzw. 77.30, zusammen 296.10, 1936/37 235.90 bzw. 73.80, zusammen 309.70, 1949/50 414.40 bzw. 125.90, zusammen 540.30. Auf den Kopf der Bevölkerung bezogen ist die Steuerlast also in der Gegenwart fast siebenmal so hoch wie 1913/14 und um drei Viertel höher als 1936/37. Die Sozialbelastung ist gegenüber 1913/14 auf das Achtfache vermehrt und gegenüber 1936/37 um rund 70 v. H. angewachsen.
Nun geben aber die Pro-Kopf-Zahlen der Steuer- und Sozialbelastungen kein richtiges Bild von der tatsächlichen Verstärkung des Druckes, der aus der Belastung der Bevölkerung mit Steuern und Sozialbeiträgen usw. entsteht. Es ist notwendig, die Tatsache zu berücksichtigen, daß auf der einen Seite in dem ganzen Zeitraum seit dem ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart der Geldwert außerordentliche Veränderungen erfahren hat, und daß andererseits die Produktivität der Wirtschaft starken Schwankungen unterworfen war. Es wäre an sich deshalb richtig, die Steuerung Sozialbelastung der verschiedenen Jahre mit dem in den gleichen Jahren erzielten Gesamteinkommen der Steuerzahler in Beziehung zu setzen, so wie dies früher vom Statistischen Reichsamt geschehen Ist.
Da aber wegen der heute noch fehlenden Steuerstatistik das Gesamteinkommen der Steuerzahler nicht berechnet werden kann, macht es keinen großen Unterschied, wenn man statt des Gesamteinkommens der Steuerzahler von den Volkseinkommenzahlen abzüglich der in den Einkommen niqht enthaltenen Steuern ausgeht, also vom Nettosozialprodukt.
Das Statistische Amt kommt für das 1. Halbjahr 1949 zu einem Nettosozialprodukt zu Faktorkosten in Preisen von 1949 von 25,6 Mrd. DM und für das ganze Jahr von Mitte 1948 bis Mitte 1049 von 49,3 Mrd. DM, bezogen auf das Vereinigte Wirtschaftsgebiet, Da nach den Verhältnissen des Jahres 1936 die französische Zone einen Anteil von rund 14 v. H. am Vereinigten Wirtschaftsgebiet hatte, wäre für sie ein Zuschlag von 6,9 Mrd. DM zu machen, wodurch das Nettosozialprodukt des Bundesgebietes für 1948/49 auf 56,2 Mrd. DM steigen würde. Im Rahmen der Berichterstattung für die ECA hat man für das 2. Marshallplanjahr 1949/50 ein Nettosozialprodukt zu Faktorkosten von 67,0 Mrd. DM errechnet. Diese Zahl erscheint jedoch als Grundlage für das gegenwärtige Nettosozialprodukt zu Fak-
Deutschland im Weizenabkommen
WASHINGTON. Das amerikanische. Landwirt- schaftsministcrium gab am Mittwoch bekannt, daß der Weizenrat in London den Anschluß Deutschlands an das internationale Weizenabkommen beschlossen hat. Die Einbeziehung Deutschlands wird endgültig, wenn die Anerkennungsurkunde beim amerikanischen Außenministerium hinterlegt ist.
Dlg Deutsche Bundesrepublik wird nach den Bestimmungen des Abkommens innerhalb eines Erntejahres rund 67 Millionen Bushel Welzen — das sind etwa 1,8 Millionen t — einführen. Wie diese Einfuhrmenge auf die am Abkommen beteiligten Wclzcncxportländer aufgeteilt wird, ist noch nicht bekannt.
Ein offizielles Kommunique des Wcltwcizcn- rates soll noch herausgegeben werden. Der Antrag Japans zur Teilnahme am Weizcnabkom- men wurde vorläufig zurückgestellti er soll auf einer Sitzung im kommenden Juni behandelt werden. __
US-Lebensmittclexporte rückläufig
WASHINGTON. Die Lebensmittelausfuhren der Vereinigten Staaten nach Europa sind nach dem neuesten Bericht des US-Landwirtsohaftsministeri- ums tm Jahre 1949 auf 2.2 Mrd. Dollar gegenüber 3.1 Mrd. Dollar Im Jahre 1947 zurtlckgegangen.
torkosten als wesentlich überhöht. Man wird unter Berücksichtigung aller Umstände annehmen können, daß das gegenwärtige Nettosozialprodukt zu Fak'torkosten nicht höher als 62,5 Mrd. DM im Jahre ist,
Einkommensschmälerung fast vervierfacht
Umgerechnet auf das Bundesgebiet ergibt die Aufstellung der Steuer- und Sozialbelastung gegenüber dem Volkseinkommen etwa folgendes Bild (in Mill. Mk„ Mill. RM, bzw. Mill. DM):
Kalenderjahr
Volkseinkommen
Steuer- und Sozialbelastg.
in %
1913/14
23 698
2 875
11,1
1928 29
40 724
10 829
26,6
1931'32
29 789
9 240
31,0
1936/37
35 615
11 559
32,5
1949/50
62 500
25 750
41,2
Diese Berechnung zeigt, daß der Anteil dei Steuer- und Soziallasten am Volkseinkommen ir. den vergangenen Jahrzehnten ununterbrochen und erheblich gestiegen ist. Dabei waren die Steigerungen nach dem ersten und nach dem zweiten Weltkrieg besonders stark. Es ergibt sich, daß im Bundesgebiet gegenwärtig über 41 Prozent des Nettosozialprodukts durch Steuern, Zölle, steuerähnliche Abgaben und Beiträge zur Sozialversicherung, einschließlich Arbeitslosenversicherung, absorbiert werden, gegen 32,5 v. H. im Jahre 1936/37 und nur 11,1 v. H. im Jahre 1913/14. Ueber die öffentlichen Haushalte und ihre Nebenfisci findet also in ungeheurem Ausmaß ein Eingriff in die Einkommen und eine Neuverteilung der Einkommen statt, durch die die marktwirtschaftliche Einkommensbildung weitgehend umgestoßen wird.
Lohnschichtung der Arbeitersdiatt
Unsere Zeichnung veranschaulicht, in welchem Verhältnis die Höhe des Monatslohnes und die Zahl der Lohnempfänger bei männlichen und weiblichen Arbeitern zueinander stehen. Die An- ;aben stammen aus einer Erhebung des Landes- >rbeitsministeriums von Nordrhein-Westfalen; in
HÖHE OER ARBEITSVERDIENSTE
Neuordnung des Brotpreises?
TÜBINGEN. Der Präsident des Landesbauern- der Land- und Forstwirtschaft jährlich 442 Mill. verbandes von Württemberg-Hohenzollern, Bern- DM, während das gesamte Sollaufkommen der ? a u . n e Mitglied des Bundestages, Wirtschaft des Bundesgebietes jährlich etwa 2,2
erklärte einem Pressevertreter, daß eine Neu Ordnung des Brotpreises wohl kaum zu umgehen sei. Der Preis für den dz Weizen betrage heute bei Einfuhr aus dem Dollarraum 42 DM, bei Einfuhr aus dem übrigen Ausland 32 bis 33 DM, im Inland jedoch nur 26 bis 27 DM. Die Subventionen, die diese Unterschiede ausglei- chen, belaufen sich jährlich auf 600 bis 700 Mill. DM. Da mit dem 1. Juli diese Subventionen wegfallen müssen, wird wahrscheinlich der deutsche Preis dem Auslandsweizen-Preis angegli-. chen werden. Präsident Bauknecht schlägt vor, man solle den Inlandspreis auf 32 DM herauf- ziehen und notfalls die bisherigen Subventionsgelder verwenden, um den Brotpreis für jene Kreise, die unter dem Existenzminimum liegen, zu verbilligen. — Bei dieser Beurteilung der Brotpreissituation dürfte eine wichtige Veränderung hinsichtlich der Einfuhr - Brotgetreidepreise nicht berücksichtigt sein: Soeben wird bekannt, daß Deutschland in das internationale Weizenabkommen aufgenommen wurde.
Mrd. DM ausmacht. Der Anteil der Landwirtschaft liegt damit bei etwa 20 Prozent des Gesamtaufkommens. Das Sozialprodukt des Bundesgebietes betrug 1948/49 48,3 Mrd. DM, wovon 6,4 Mrd. DM oder 11 Prozent auf die Landwirtschaft entfielen. Die Landwirtschaft ist damit durch die Soforthilfeabgabe fast doppelt so hoch belastet, als es ihrem Anteil am Sozialprodukt entspricht. Nach den Feststellungen des Landwirtschaftsministeriums ist die Land- und Forstwirtschaft am bisherigen - Aufkommen der Soforthilfe mit etwa 24 Prozent beteiligt, es ist dieser Wirtschaftszweig demnach bis Anfang Februar 1950 seinen Soforlhilfeverpflichtungen stärker nachgekommen als die übrige Wirtschaft.
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NACH EINER ERHEBUNG IN NORORHA/ESTE.
diesem Land lebt rund ein Viertel der Erwerbstätigen des Bundesgebietes. Die Lohnschichtung kann somit, regionale Unterschiede vorausgesetzt, als typisch für Westdeutschland gelten. Ein Vergleich der Durchschnittslöhne in allen Ländern der Bundesrepublik zeigt, daß das Lohnniveau in Nordrhein-Westfalen wenig höher ist.
Wirtschaftliche Kurzberichte
Rund 14 MU1. ha landwirtschaftlicher Boden Neueste amtliche Statistik
w. Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist nach den Ergebnissen der Statistischen Landesämter von 1948 zu 1949 im gesamten Bundesgebiet um 0,2 v. H. größer geworden. Auch das Ackerland hat um 0,3 v. H. zugenommen. Das für Futter-
Wieder Verhandlungen
über deutsch-österreichischen Zahlungsverkehr
FRANKFURT. Die am 17. Dezember vorigen Jahres unterbrochenen Verhandlungen über den deutsch-österreichischen Zahlungsverkehr werden am 27. März in Frankfurt wieder aufgenommen werden. Die Entwürfe zu einem neuen Zahlungsabkommen und die Vereinbarungen über den Fremdenverkehr, die im Dezember 1949 ausgearbeitet worden waren, sind in der Zwischenzeit auf beiden Seiten geprüft worden. Eine Einigung schelArte seinerzeit daran, daß die öster-
zwecke bestimmte Grünland ist im gesamten Um- .. -
fange fast unverändert geblieben; jedoch haben h« r t“ verschledene Verrech ‘
sich die Wiesenflachen um 54 000 ha oder 1,5 v. H, vergrößert, während die Viehweiden einschließlich der Almen und Hutungen um 58 000 ha oder 3,0 v, H. kleiner angegeben wurden. Obwohl in Betracht zu ziehen ist, daß die Begriffe „Wiese“ und „Weide“ nicht immer klar abzugrenzen sind, scheint hiernach eine Verschiebung von den Weiden zu den Wiesen eingetreten zu sein. Die Verringerung der 1949 nachgewiesenen Obstanlagen diftfte zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß in diesem Jahr die Baumäcker in Süddeutschland nicht mehr — wie in früheren Jahren — als Obstanlagen, sondern „als Ackerland.gezählt worden sind. Wie beim Ackerland sind auch die Veränderungen bei den Zahlen über die Waldflächen, Moore, Oed- und Unland, Gewässer, Gebäude usw. zum Teil das Ergebnis der größeren Genauigkeit, mit der die Erhebung 1949 durchgeführt wurde.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug danach im Vereinigten Wirtschaftsgebiet rund 12,1 Mill. ha, davon 6,9 Mill, ha Ackerland, in der französischen Zone 2,0 Mill. ha, davon 1,1 Mill.
Hektar Ackerland, Im Bundesgebiet 14,1 Mill. ha, davon 8,0 Mill. ha Ackerland.
Landwirtschaft durch Soforthilfe stark belastet
FRANKFURT. Nach einer Veröffentlichung des Bundesernährungsministeriums beträgt das Soll- aufkommen der allgemeinen Soforthilfeabgabe
nungskurse festgesetzt batte.
Internationale Automobilausstellung
GENF. Auf der gestern in Genf eröfTneten Internationalen Automobilausstellung werden insgesamt 12 Nationen — darunter Deutschland, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Italien und Großbritannien — ihre neuesten Modelle vorführen. Deutschland zeigt fünf neue Fabrikate, unter ihnen den neuen „Goliath" (über den wir an dieser Stelle noch besonders berichten werden), und die „Hen- schel'-Lastkraftwagen und Autobusse, die bisher im Ausland noch nicht erschienen waren. Großbritannien wird 24, die Vereinigten Staaten werden 19 und Frankreich wird 11 neue Typen ausstellen. Italien Ist mit 4 neuen Modellen, darunter den mittelgroßen Fiat-Wagen, vertreten.
NSU baut Lambretta-Motorroller
STUTTGART. Nach eingehendem Studium aller bekannten Konstruktionen haben sich die NSU- Wei'ke in Neckarsulm entschlossen, den italienischen Lambretta-Motorroller, der als einziger Motorroller 41 Weltrekorde erringen konnte, in Großserie herauszubringen. Um den Anlauf zu beschleunigen, wird das Volkswagenwerk in freundschaftlicher Zusammenarbeit mit NSU als Zulieferant mitwirken.
Die Generaldirektoren Lauro (Innocenti-Lam- bretta), Niegtseh (NSU) und der Berliner VW- Repräsentant Eduard Winter trafen in diesen Tagen ln Mailand zusammen, um alle Einzelheiten festzulegcn. Wie exakte Marktuntersuchungen der NSU-Werke ergeben haben, stellt der Motorroller keine Konkurrenz für das Motorrad üblicher Bauart dar.
Entwicklung des Güterverkehrs der Eisenbahn
TÜBINGEN. Der Güterverkehr der Bundesbahnen nahm im vergangenen Monat im Bereich Würt- temberg-Hohenzollerns ab, obwohl die Eil- und Frachtstückgutbeförderung sich weiterhin günstig entwickelte. Der Rückgang ging also zu Lasten des Wagenladungsverkehrs. Auf diesem Gebiet macht sich, nach Ansicht zuständiger Stellen, neben jahreszeitlichen Einflüssen der Wettbewerb der Lastkraftwagen maßgeblich bemerkbar.
Bei den Privatbahnen Württemberg-Hohenzollern war die Entwicklung des Güterverkehrs, wie schon im Vormonat, uneinheitlich. Während z. B. die Bahn Reutlingen-Gönningen erheblich steigende Beförderungsleistungen hatte, verzeichnete die Ho- henzollerische Landesbahn einen spürbaren Rückgang des Güterverkehrs.
Schlachtviehmarkt Stuttgart
Dienstag, 14. März 1950
Auftrieb: Großvieh 601, Kälber 800, Schweine 1428, Schafe 60.
Preise in DM für je 50 kg Lebendgewicht: Ochsen jung aa 80—88, a 65—80; Bullen jung aa 74—84, a 70 bis 78; Bullen alt aa 69; Rinder aa 88—95, a 77—86, b — 70; Kühe aa 68—80, a 55—65, b 48—53, c 37—45, d — 32; Schweine a und bl 108—113, b2 und c 110 bis 115, d und e 105, g 1 100, g 2 85.
Marktlage: Beschickung des Marktes umfassend, bei großer Aufnahmefähigkeit des Stuttgarter Platzes. Anlieferung für den Großviehmarkt vornehmlich aus dem Hohenlohischen und aus dem Oberland. Einzelne jüngere Tiere wurden wegen ihrer Qualität gern gekauft. Im übrigen zeigte der Geschäftsgang einen zähen Zug. Preisnachlässe waren häufig. Ueberstand mußte in Kauf genommen werden, Der Kälbermarkt zeigte gebrechliche Sendungen aus dem Bayerischen. Die Qualität gefiel im allgemeinen, der Umsatz hatte Schwung, nichtsdestoweniger gab es abweichende Erlöse. Es wurde glatt ausverkäuft. Der Schweinemarkt wurde aus den Hohenloher Landstrichen,* aus Oberschwaben und Schwaben-Neuburg versorgt. Beschaffenheit alles in allem recht ordentlich. Bei etwas gemäßigtem Marktverkehr zeigten Schweine fast durchweg Preisabschwächungen. Nicht alles wurde auf genommen. Der Schafmarkt fiel nicht ins Gewicht.
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