S 29 4. n. Epiphan. M 30 Adelgunde D 31 Virg., Petr. N. M 1 Brigitta D 2 M. Lichtmeß F 3 Blast us, Had. S 4 Veronika
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ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT
Nr. 5 / 2. JAHR / 2 9. JANUAR 19 50
Wieder liegt ein Tag schwerer Arbeit hinter ihnen Zeichnung.- Springer
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Die große Kunst / Wp? Auqust Lämmle
Es wächst viel Brot...
Es ivächst viel Brot in der Winternacht, weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat; erst wenn im Lenze die Sonne lacht, spürst du, ivas Gutes der Winter tat, — und deucht die Welt dir öd’ und leer, und sind die Tage dir rauh und schwer:
Sei still und habe des Wandels acht:
Es wächst viel Brot in der Winternacht.
FRIEDRICH WILHELM WEBER
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Per siebente Tag
Sechs Tage der Woche sind Arbeit und Sorge. Ich bin voller Dank, daß ich Arbeit habe; sie schafft das tägliche Brot. Und doch geht die Sorge um; mit der Ernährung der Familie allein ist es nicht getan: Ein Berg von Bedürfnissen und Notwendigkeiten lastet mir im Nacken. Aber sind auch sechs Tage der Woche Arbeit und Sorge, der siebente Tag ist das Glück. Das Glück ist der Sonntag.
Ach, denkst du, wenn das alles ist!
Ja, es ist alles. Und es ist viel. Es ist unermeßlich. Unausschöpflich. Ich will dir davon erzählen. Aber merke wohl auf: Ich werde nicht mehr zu diesem Anfang zurückkehren. Du mußt selbst am Ende noch wissen, daß ich vom Reichtum des Lebens gesprochen habe, vom Reichtum eines Lebens in der Armut. Vom Glück.
Wenn ich aufwache, weiß ich, es ist Sonntag. Es hat kein Wecker gerasselt. Ich mußte nicht aufstehn und zur Arbeitsstätte hasten. Ich habe ausgeschlafen. Und liege nun und dehne mich. Weil sechs Tage mich herausreißen, darum erfüllt es mich am siebenten Tage mit Glück, so warm und geborgen in den Federn zu liegen. Am schönsten ist das, wenn der Regen gegen die Scheiben klirrt oder die Eisblumen blühn, wenn es noch dunkel ist und dann allmählich Tag wird.
Ganz ungeduldig beginnt das Herz zu schlagen. Es jagt einen förmlich zum Bett heraus. Ein armer Teufel hat kein Bad, aber Wasser hat auch er, so viel er nur will. Ha! — man trieft von Kopf bis Fuß. Und da ist Seife! Sie ist zwar nicht billig, wenn sie gut ist, aber sie ist nach Brot und Wasser das letzte, was man entbehren kann. Man prustet und reibt sich und schäumt! .Ganz von selbst fangen die Glieder an, sich zu regen, zu ihrer Morgengymnastik. Tief geht der Atem, pumpt die reine Luft, die durchs offene Fenster strömt, in die Brust, in der es immer weiter und froher wird.
Die hellen Stimmen der Kinder klingen herein, und dann geht's hinaus, mag die Sonne scheinen, mag’s regnen, mag’s schnei’n. Hinaus, wo kein Haus mehr steht, wo die Wiese beginnt, der Acker, der Wald.
Ich gehe immer denselben Weg. Ein ganzes Jahr lang denselben Weg. Denn dieser Weg ist alle sieben Tage ein anderer. Er wandelt sich. Und ich erlebe diesen Wandel des Weges, der Wiesen, Aecker, Wälder zu seinen Seiten und des Himmels über ihm von der Schneeschmelze an, durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter, bis wieder der Schnee schmilzt.
Nach dem Essen dann spielt die Mutter ein Stündlein mit den Mädchen, ich mit den Buben, mit Baukästen, Dampfmaschine und Eisenbahn. Und schließlich machen wir alle zusammen ein Spiel. Ich bin ohne schwere Gedanken, ohne Arbeit, ohne Sorge. Ich bin wieder Kind: Das Dasein ist Spiel und Freude, ist Erwartung von neuer Freude, neuem Spiel. Ist Glück.
Auf die Stunde Kindheit aber kommt in stiller Ecke ein Buch. Ich bin kein Dichter, aber alle Dichter schreiben für mich. Ich bin kein Forscher, aber alle Forscher schenken mir den Reichtum ihres Wissens. Die Herrscher führen mir ihre Staaten und ihre Macht, ihr Recht und ihr Unrecht, die Feldherren aller Zeiten ihre Heere, ihre Siege und ihre Niederlagen vor. Die Erfinder führen mich zu den Wunderwerken der Zivilisation, aber daneben senkt sich der Weltweisen und Propheten Wort in meinen Sinn.
Ich bin ein armer, kleiner, sterblicher Mensch, aber aus den Büchern strömt mir unendliche Fülle unendlichen Lebens zu.
Dann kommt die Dämmerstunde und sie ist die Krone des Glücks. Ich lege das Buch weg. Durch die Fenster, vor denen der Himmel wartet mit bunten Abendlichtstreifen, geht still der Tag hinaus Und dann ist es dunkel. Nur noch der Goldrahmen eines Bildes schimmert sacht. Die Blumenstöcke stehen als Silhouetten gegen die Scheiben. Ueber ihnen schwebt die Mondsichel, silbern und schmal.
HANS HEINRICH
Ich weiß eine Geschichte von einem Bauernknecht, der hat die große Kunst gehabt. Schätz wohl, ein einfacher Mann, wenn er nur hintersinnig genug ist, findet den Weg dazu oft leichter als ein gelehrter Herr.
*
Der neue Pfarrer hatte heute seinen täglichen Gang gemacht, entlang dem Bach, über die Wiesen und dann weiter zum Hügel. Nun» trat er in den Wald ein, der Schall von Axtschlägen lockte ihn.
Ein Mann in den mittleren Jahren spaltete dort einen mächtigen klotzigen Baumstumpen auseinander. Es war der Knecht des Hintermosers, der dem Pfarrer durch seine stille Art aufgefallen, aber so gut wie fremd war. Nun wollte er ein paar Worte mit ihm reden Der Knecht erwiderte ehrerbietig den Gruß, ohne die Arbeit zu unterbrechen. „So“, sagte ' der Pfarrer, „immer fleißig?“
„’s ist et so hantig wirklich“, sagte der Knecht.
„Schwere Arbeit“, sagte der Pfarrer.
„Jo, die kogete Stompe! Mr moit, dr Tuifel heb’s!“, sagte der Knecht.
Wie es bei solchem ersten Versuch geht, wußte er nicht, sollte er den Knecht duzen oder ihrzen; also redete er geistweis weiter. „Ist man schon lang dran?“
„Seit Tag halt.“
„Ja, und das Mittagessen?“
„Käs und Brot tuet s au und e Brennts.“ „So? Da muß einer aber müd werden!“
„Ist net baös. Wenn no die wüeste Neabel net scho kämtet vor viere, daß mr au könnt dra’bleibe!“
Nun entschloß sich der Pfarrer, „Ihr“ zu sagen:
„Wie lang seid Ihr schon beim Hintermoser?“
„Schätz, an Lichtmeß wearnts zeah Johr sei’“.
„Habt Ihr noch einen Nebenknecht?“
„Des wär zviel zu zwei Roß.“
„Dann schafft der Bauer recht mit?“
„Jbott, im Heuet oder in der Emt.“
„Ja, und wieviel habt Ihr dann Lohn?“
„s Esse und s Gwand.“
,„Ja ist das alles?“
Da fuhr der Kopf herum, und halb staunend, halb unwillig kam die Gegenfrage:
„Hast du meh?“
Nur ein leichter Schreck über das Du und ein kurzes Besinnen, dann sagte der Pfarrer freudig:
„Nein, Xaver, so hab ich’s auch wie du: s Essen und s Gwand.“ —
Beim Heimgang wurde sich der Pfarrer nochmals der tiefen Weisheit der staunenden Frage des Bauernknechts bewußt. Ja, was hatte er mehr? Und was hat der reichste Mann mehr?
Denn was sind warme weiche Pfühle gegen die Ruhe nach herzhafter Arbeit? Was sind goldene Ketten und hohe Orden gegen das mit einer Jahresarbeit verdiente sonntägliche Gewand? Was sind die köstlichsten Speisen und die besten Weine gegen Käs, Brot und Brennts? Und was ist all unsere Weisheit und Gelehrsamkeit, wenn sie bei einem Bauem- knecht in die Schule gehen muß?
*
Wenn nun einer meint, ich habe diese Geschichte niedergeschrieben für die armen Leute, daß sie sich ihrer Armut freuen, recht zufrieden sein und die Reichen sauber in Ruhe lassen sollen, so irrt er sich. Das könnte manchem passen!
Nein, hier ist kein Gleichnis, und diese Geschichte bedarf keiner Deutung! Hier ist ganz einfach stolzes, starkes, urgescheites Bauemund Menschentum, das Arbeit und Lohn nicht gegeneinander verrechnet, sondern die Lust der Leistung und den leiblichen und seelischen Gewinn aus der Mühe dem Ertrag hinzurechnet! Und hier ist keine Absicht als die, solche gesunde, ja große Auffassung vom Leben immer und immer wieder herauszustellen!
aus der alten Qeimat
Mutter Ostpreußen
Mutter Ostpreußen! Einsame am Brückenkopf Deutschlands,
abseits den Schwestern, den ruhig geborgenen, wohnend,
über alles von deinen Kindern geliebte,
sag, was wissen die anderen, Mutter, von Dir ?
AGNES MIEGEL
Ja, Mutter, was wissen die anderen von dir, unserer Heimat jenseits der Oder-Neiße-Linie? Für sie bleibst du die kalte Heimat, die ehemals östlichste Provinz Deutschlands. Was wissen unsere Brüder und Schwestern von dir, Mutter Ostpreußen, Land zwischen Haff und 'Masuren, Memel und Marienburg? Wer kennt dich, Mutter, Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen? Du wurdest erst Land und Acker durch die Vorfahren für uns, seit sie vor mehr als sechshundert Jahren dem Urwald den Kulturboden abtrotzten Der Deutsche Ritterorden unterwarf im 13. Jahrhundert das 37 000 Quadratkilometer umfassende Ostpreu-
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Stadt in Böhmen
Die Uhr schlägt zwölf. Des einzigen Autos Hupe tönt laut und fordernd. Gras wächst aus dem Stein
des Markts. Die Frauen warten mit der Suppe, doch die Notabein sitzen noch beim Wein.
Den Brunnen hörst du kaum. Die Jungengruppe aus dem Gymnasium will ihn Überschrein.
Das alles siehst du grell, wie durch die Lupe, und wie ein Panorama prägt sich’s ein.
Doch wenn die Mondnacht dann auf Silberschuhen lautlos durch die verstummten Gassen geht, und aus dem Zauberschatz der Märchentruhen den Schleier zieht, der alles überweht, und nur der Brunnen rauscht, dann ist dies Ruhen
und Raunen zart wie Ahnung und Gebet.
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ßen zwischen Weichsel und Memel für das Christentum und Deutschtum. Deutsche Kolonisten aus allen Gauen siedelten sich hier an und brachten deutsche Kultur, Recht, Kunst, Sitte, Wissenschaft und Wirtschaft zur Blüte. Neues Land wurde ihnen zur Heimat, zur Mutter Ostpreußen! Du schenktest ihnen Aecker und Weiden und gabst aus der fruchtbaren Fülle deines Schoßes Nahrung für deine Kinder und deren Schwestern und Brüder. Du schenktest ihnen und der Welt einen Kant, Herder und Schenkendorff. Hier arbeitete ein Kopemikus und setzte die Welt in den Schwung der ordnenden Bahn.
Deine Kinder, Mutter, dankten dir die Liebe mit Treue zum eigenen Boden und opferwilliger Hingabe zur Heimat.
Jetzt, Mutter, liegst du geschlagen am Boden und hörst Laute, die fremd in deinen Ohren klingen So weit dein Blick reicht, siehst du Ruinen und Wüsteneien. Blühende Städte und reiche Dörfer sind zerstört und ausgeraubt. Du siehst keinen Bauer, Mutter, der mit Pflug und Egge über deine Felder schreitet, denn Quecke und Hederich tragen sie an Stelle von Getreide.
Ruhelos leben wir unseren Alltag und sehnen uns nach dir, Mutter, unserer Heimat, die wohl in uns lebt, aber nicht mehr unser täglicher Besitz ist. Stark wollen wir sein, Mutter, auch fern der Heimat, aber stärker und glücklicher wären wir, dich einst wiederzusehen, du unvergeßlich schöne Heimat „Mutter Ostpreußen“!
Schicksal in Siebenbürgen
Siebenbürgen ist das Land der „sieben Burgen“, die als erstes Wahrzeichen der Kolonisten errichtet wurden. Siebenbürgen liegt in romantischer Schönheit, rings umgeben von den wild-zackigen Häuptern der geheimnisvollen Karpaten.
Vor Jahrtausenden schon siedelten in Siebenbürgen die Vorfahren der Deutschen, wie Goten, Alanen, Gepiden und deren Verwandte, Daken und Geten. Sie alle zogen sich in diese von den Ringmauern der Karpaten beschützte „Burg“ zurück.
Immer wieder hat der Siebenbürger Sachse die Stürme und Nöte der Zeit überstanden. Der letzte Krieg aber hat an ihre Grundfesten gerüttelt. Die Jugend ist zum größten Teil gefallen oder verschleppt, ebenso ein Teil der Alten. Vor kurzem gab es noch etwa 240 000 Sachsen. Heute leben in der alten Heimat, rechtlos und arm, vielleicht noch 60—100 000 und etwa 30 000 in Deutschland — der Rest ist vernichtet.