Nr. 22

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Wie man Fett sparen kann

Butter und Margarine werden für den Aufstrich wesent­lich ausgiebiger, wenn man sie vorher sahnig rührt. Beim Kochen verfährt man mit Fett sparsamer, wenn eS flüssig auf­gelöst wird. Um das Fett von Suppen, Fleischsäften und Bratentunken abschöpfen zu können, gießt man etwas kaltes Wasser zu und laßt es an kühler Stelle stehen. Das Fett sammelt sich dann sehr rasch mi der Oberfläche und kann mühe­los zu späterer Verwendung abgenommen werden. Von allem Fleisch werden die äußeren und auch durchwachsenen Fett­schichten ab- oder ansgelöst- klein geschnitten und ansgebraten. Das so gewonnene Fett reicht oft nicht nur für die Bereitung des Fleischstückes selbst, sondern meist auch »och für die eines weiteren Gemüse- oder Karlosselgerichles. Spritzt beim An« bräunen von Fleisch etwas Fett, so streue man einige Körir- chen Salz hinein, damit es sich sofort besänftigt. Zum Braten Von Pfannkuchen, Schnitzeln usw beseite man den Boden der Pfanne mit einem Stückchen Zwiebel, das man in flüssiges Fett tauchte. Das Zwiebelstückchen wird gelegentlich mitver- kocht. Beim Kuchenbacken lege man die Backsorm mit Papier aus, in dem Butter oder Margarine verpackt war. Der ge- backene Kuchen läßt sich damit tadellos aus der Form stürzen, wonach das .Papier leicht abgelöst wird. Sollte das einmal doch nicht der Fall sein, so befeuchte man das Papier mit kal­tem Wasser, wonach es sich sogleich vom Backgut löst. Das Be- fetten des Backbleches beim Backen von Kleinbackwerk kostet ebenfalls unnötig viel Fett. Man wischt es einmal mit einem Papier ab, in dem Butter oder Margarine verpackt war und bestreut eS daun ganz schwach mit Mehl. Solches Blech kann mit einmaliger Fettung mehrmals benutzt werden (nach jedes­mal iaer hauchdünner Mehlbestäubung).

HMSeW sparsam verumM

Eine Fleischtuuke paßt als kräftig schmeckende Bei­gabe gleich gut zu Pellkartoffeln, Grütze und Nudeln. Man erhält mit kurzer Vorbcreitungszeit ein sättigendes Gericht, bei dem wir auch ohne Gemüse auskommen. Für vier Per­sonen braucht man sür !0l) Gramm Marken Hackfleisch. daS zerpflückt zu der in Fett gedünsteten Zwiebel oder dem sein­geschnittenen Lauch gegeben wird. 20 Gramm Mehl (2 ge­strichene Eßlöffel) dünstet man mit durch, füllt mit )4 Liter Wasser oder Knochenbrühe aus und gibt dann 2 gestrichene Eß­löffel Mehl mit etwas Flüssigkeit verrührt zu der kochenden Tunke. Wenn sie gar ist, schmeckt man mit Majoran und Salz ab. Statt des Hackfleisches kann man auch lvü Gramm Leberwurst nehmen, die aber nicht wie das Fleisch ange­dünstet wird, sondern erst zum Schluß dazugcgeben nur kürz -urchgekocht wird. Zu den Fleischklößen und einer schmackhaften Tunke braucht man für vier Personen 200 Gramm Hackfleisch, 200 Gramm rohe Kartoffeln, gegebenen­falls etwas Zwiebel oder Lauch, Salz. Das Hackfleisch wird mit den roh geriebenen Kartoffeln, der feingeschnittenen Zwiebel und dem Salz vermischt. Man formt kleine Klöße, die in kochendem Salzwasser garziehen müssen. Das Kloß­wasser wird zur Tunke verwendet, indem man es mit etwas anaerührtcm Mehl verdickt und abschmeckt. Dazu itzt man Pellkartoffeln.

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Seit einiger Zeit gibt es wieder eine neue Weizenmehl­type, und zwar handelt es sich um eine stärkere Ausmahlung. Im Hinblick auf die größeren Nährwerte, die dadurch er­schlossen werden, bedeutet dies absolut keine Verschlechterung. Nur wird man bei der Verarbeitung im Haushalt einige neue Gesichtspunkte berücksichtigen müssen. Da das Mehl Type 1350 etwas schwerer ist, so ergibt sich von selbst, daß cs zum guten Gelingen von Backwerk notwendig ist, etwas mehr Triebmittet zu nehmen, als bisher üblich war. Hefeteige müssen zweimal gehen, bevor sie in den Ofen kommen. Bei der Type >350 ist die Bindefähigkeil etwas geringer. Deshalb muß die Flüssig- 'keitszugabe verringert werden, sonst könnte es geschehen, daß der Kuchen den sog. Wasserstreifen bekommt, also klitschig wird. Im Geschmack ist das Mehl recht kräftig, backt allerdings be­deutend dunkler aus. Z» Suppen und Tunken mutz aus Grund der verminderten Bindefähigkeit etwas mehr Mehl genommen Werden, als bei der TvPe 1050.

Gebäck und Gerichte aus NoggerrmshL

Ei«e Reihe empfehlenswerter Rezepte

Kr beachten ist bet der Zubereitung von Roggenmehft tzeSäck, vap r? etwas mehr Flüssigkeit gebraucht als Weizen­gebäck, daß der Teig jedoch nicht dünner, sondern eher fester sein muß. Roggengebäck mit Hefe verlangt reichlich Hefe und muß zum Aufgehen gut Zeit haben. Für Suppen und Tunken, die mit Noggenmeht gebunden werden, muß man Hie,Mehlmenge reichlich bemessen lL- V. Tunke 'S Liter Flüs-

Ngkeit, uu »-ramm Roggenmchl). Klöße auS Rvggenmehl sind sehr dunkel, etwas fest und klebrig, was von vielen als störend empfunden wird, besonders in den wenig an Mehl­speisen gewöhnten Gegenden. Auch bei Nudeln muß man die dnnkle Farbe in Kauf nehmen.

Salzkuchen lohne Ei und Fett): 300 Gramm Roggen­mehl, 10 Gramm Weizenmehl, 25 Gramm Hefe, 14 Liter Wasser, etwa 10 Gramm Salz, etwas Weizenmehl zum Ein­rollen. Aus Weizenmehl, Hefe und lauwarmem Wasser be­reitet man einen Vorteig, der nach dem Gehen mit den an­deren Zutaten wie üblich verarbeitet wird. Man formt dann kleine Brötchen, bestreut sie mit Weizenmehl und bäckt sie auf dem Blech bei Mittelhitze.

Kuchenbrot lohne Ei): 200 Gramm Roggenmehl, 300 Gramm Weizenmehl, 125 Gramm gekochte Kartoffeln. 00 Gramm Zucker, 25 Gramm Fett, 50 Gramm Hefe, Salz, etwas Milch. Aus den Zutaten stellt man wie üblich einen Hefeteig her, läßt ihn gehen, gibt ihn in eine Kastenform, worin er nochmals aufgehen muß, bäckt ihn dann langsam im Ofen.

Strenßelkuchru (ohrm Ei): 250 Gramm Roggenmehl, 30 Gramm Hefe, reichlich 'S Liter Milch, 50 Gramm Zucker, Salz, Geschmackszutaten. Streune! 150 Gramm Weizenmehl, 120 Gramm Zucker, 50 Gramm Fett, 20 Gramm trocken zer­krümelte Hefe, 1 Eßlöffel Essig, Geschmackszutaten. Wie üb­lich bereitet man einen Hefeteig, den man aufs Blech gibt -und mit der Strcutzelrnasse bestreut (die Zutaten zu den Streußeln werden mit der Hand leicht vermischt und ver­krümelt). Nachdem der Kuchen gegangen ist, wird er bei mäßiger Hitze gebacken. Der Kuchen muß am gleichen Tag gegesfen werden.

Kartosselnapskncheu lohne Ei): 250 Gramm Rvggenmehl, l28 Gramm gekochte Kartoffeln, 30 Gramm Fett, 150 Gramm Zucker, 8 Eßlöffel Milch, 1 Päckchen Backpulver, Geschmacks­zutaten. Das Fett wird mit einem Teil Zucker schaumig ge­rührt, die übrigen Zutaten daruntergemischt. Der Kuchen wird in einer gefetteten Napfkuchenform etwa 26 Stunden gebacken. Er soll möglichst nicht am gleichen Tag ausgeschnit­ten werden.

Gewürzknchen sohne Ei): 800 Gramm Rvggenmehl, 300 Gramm roh geriebene Möhren, 100 Gramm Grieß, 10 Eß­löffel (gleich K. Liter) Milch, 1 Eßlöffel Fett, 150 Gramm

Zucker, 11-- Päckchen Backpulver. Fett und Zucker werden gut verrührt, die anderen Zutaten nach und nach hinzugefügt, zum Schluß das mit etwas Mehl vermischte Backpulver. Der Kuchen wird in einer Kasten- oder Tortenform etwa 1 Stund« gebacken.

Roggcugrießtorte lohne Ei): 75 Gramm Roggenmehl, 75 Gramm Grieß, 75 Gramm Zucker, 30 Gramm Fett, 1 Tee­löffel Backpulver, I Eßlöffel Weizenmehl, reichlich 1 Tasse Milch, Geschmackszutaten. Rvggenmehl und Grieß läßt man mit der Milch 30 Minuten zum Quellen stehen, Fett und Zucker rnlirt man schaumig, gibt das mit dem Backpulver gemischte Mehl hinzu, sowie die Rogqengrießmasse. Der Teig soll stets, aber doch streichbar sein. Der Kuchen wird 14 biS X Stunde in einer kleinen Springform gebacken. Nach dem Erkalten kann man ihn aufschneiden und mit Marmelade oder Krem füllen.

Riihrkuchen mit Marmelade lohne Fett): 250 Gramm Noggenmeht. 1 Ei, 80 Gramm Zucker, 3 Eßlöffel Marme­lade, knapp 2k Liter Milch, 1 Päckchen Backpulver, Gr- schmackszutaten und das mit Backpulver und Natron ver- unö dann die übrigen Zutaten öaruntergemischt, zum Schluß das mit einem Nest Mehl vermischte Backpulver. Der Kuchen wird in einer Napfkuchenform gebacken.

Torte mit Marmelade lohne Fett und Ei): 150 Gramm Zucker. 70 Gramm Marmelade, Geschmackszutaten (möglichst Zimt und Pfeffcrkuchengewürz), 1 Päckchen Backpulver, eine Messerspitze Natron, IS Liter Milch, 375 Gramm Roggen­mehl. Der Zucker wird mit Marmelade gut abgerührt. Ge­schmackszutaten und as mit Backpulver und Natron ver­mischte Mehl abwechselnd mit der Milch untergerührt, der Teig dann in einer Tortenform etwa 30 Minuten gebacken. Nach Belieben kann man th» durchschneiden und mit Krem oder Marmelade füllen.

«0 Gramm Mehl. 2t Liter Wasser. 100 Gramm Leberwurst, Salz, Majoran oder Thymian. In dem zerlassenen Fett rostet man die fein geschnittene Zwiebel an, gibt das Web! hmzu. dünstek durch und füllt mit der Flüssigkeit ans. Der Brei wird gekocht, dann läßt man ihn abkühlen, mischt die Leberwurst unter und schmeckt ab.

Stunden der Entscheidung

Keschichtliche Beispiele der Bewährung

Zu Beginn des Spanischen Erbjvigekrieges iah sich das Deutsche Kaiserreich einer Welt von Feinden gegenüber: Frankreich, Spanien, Savoyen, Neapel, Sizilien, dazu Bayern und andere deutsche Länder standen hinter Ludwig XIV. In Wien zögerte man angesichts dieser trostlos scheinenden Lage in großer Mutlosigkeit die Entscheidung hinaus.

Prinz Eugen, vom Kaiser um Rat befragt, ries: Marschieren und siegen wir. so werden wir auch andere Ver­bündete finden!"

Nicht lange danach errang der Reichsmarschall seine ersten Siege, und fast alle deutschen Fürsten schlossen sich dem Kaiser an.

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Die Leuthener Schlacht war der große und entscheidende Wendepunkt in dem Siebenjährigen Kriege. In einer An­sprache an seine Generale rief der Große König am Morgen der Schlacht:Wir müssen den Feind schlagen oder uns von seinen Batterien begraben lassen. Ist einer unter Ihnen, der nicht so denkt: er fordere auf der Stelle seinen Abschied, er mag unbehelligt gehen!"

In einem Ängenzeugenbericht heißt es dazu:Eine Pause und eine heilige Stille folgte. Dann schwenkten die Offiziere ihre Hüte und riefen:Die Armee siegt oder fällt mit Ihnen. Majestät!" -

Und in jenen Tagen schrieb Friedrich der Große:Das Leben taugt nur, wenn Ehre und Stolz es begleiten, und besser ist der Tod als Unterdrückung und Schande..."

Am 29. Dezember 1812 führt Clausewitz im Auftrag des russischen Generals Diebitsch die letzten Verhandlungen mil Nvrck am Vorabend der Konvention von Tauroggen. Noch ist die Entscheidung nicht gefall -

Da tritt V o r ck in später 2. nstunde vor seine Offiziere: Meine Herren! Das französische Heer ist durch Gottes stra- sende Hand vernichtet, der Zeitpunkt gekommen, wo wir unsere Selbständigkeit wiedergewinnen können. Wer fo wie ich bereit ist, sein Leben für Vaterland und Freiheit hinzngeben, oei schließe sich mir an. Geht unser Vorhaben gut. so wird der König mir meinen Schritt vergeben. Ich weiß, der Sieg wird unser sein. Doch werde ich aus dem Sandhaufen die Kugel ebenso ruhig erwarten wie auf dem Schlachtfelde."

Der Beginn der Freiheitskriege fand ein zum heroischen

^pser vereires 'Bvtr. Lennocy die ersten ^cyiacyrcu uno Gefechte waren keine Siege, und der Feind schien nach dem Waffenstillstand stärker denn je. In diesen entscheidenden Tagen, da es um Sein oder Nichtsein der Nation ging, ries Fichte den Deutschen zu:Unsere ältesten Vorfahren und »lle anderen in der Weltgeschichte, die ihres Sinnes waren, sie haben gesiegt, weil das Ewige sie begeisterte, und so siegt im­mer und notwendig die Begeisterung über den, der nicht be­geistert ist. Nicht die Gewalt der Armee, noch die Tüchtigkeit der Waffen, sondern die Kraft des Gemütes ist es, welche Siege erkämpft. - Wer das Höchste, was man hienieden ver­lieren kann, das Leben, daransetzt, giht den Widerstand nie auf und siegt ohne Zweifel!"

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Kurz vor der Leipziger Schlacht drängten sich die Generale der Verbündeten in Blüchers Quartier und berieten über dir zu entwerfenden Pläne. Als Blücher kam, sah er die fer­tigen Pläne kurz an und sagte:Das mag wohl das Rechte sein, aber ich kann von all dem noch nichts brauchen. Wenn ich mit meinen Jungens auf das ,Champ de bataillc' komme, werde ich schon sehen, was zu tun ist. Sicher ist nur, daß ich den Feind schlage."

Es kann in einem Kriege", so schrieb Bismarck kurz vor Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870,Situa­tionen geben, die verzweifelt aussehen mögen. In solchen La­gen erweist sich aber die Kraft des Mutes und des unbeding­ten Vertrauens aus die Tüchtigkeit der eigenen Waffen. Immer schon haben die Völker nicht durch zahlenmäßige Uebermacht der Armeen, sondern durch die moralische ilebcrlegcnheit ihres Herzens, ihres Willens und ihres Glaubens über Völker ge­siegt, die an ihrer eigene» Kraft verzweifelten. In kritischen Stunden bewährt sich das Wort, daß der Glaube Berge zu versetzen vermag."

Die Losung aller tapferen Deutschen im entscheidenden Ringen um das Vaterland gab in einer dunklen Zeit der Führerlosigkeit Ulrich von Hutten, der große, unver­gessene Rufer ins Reich:

Der Jugend und dem Volke rufe ich zu: Seid willig und bereu, alles, was an irdischen und höheren Gütern euer ist, dem darzubringen, der euch in redlichem Kampf für die deutsche Nation führen wird. Siegen oder sterben mit dem Führer -I dies sei eure Losung!" OSkar G. Foer s! e 7.

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- (Urheberschutz durch L. Ackermann, Romanzcntrale Stuttgart)

An diesem Morgen waren Ernst Weigel und Frau beide zum erstenmal wieder bei Hellem Tag aus die Straße gegangen. Er mußte in eine Fabrik und ein paar Hölzer be­sorgen, die er für die Ergänzung eines Palisanderfurniers brauchte, und sie wollte eiukausen.

Sonst hatte er Alfred immer geschickt, aber heute ging er selbst. Ging gleich über die Straße und blieb drüben stehen. Dann sah er an dem Fabrikgebäude em- -por und atmete tief auf.

Gott sei Dankl Jetzt ist es weg."

Auguste nickte und verstand.

Endlich ist's weg."

Was sie meinten, das war das große Schild an der » Hausfront, auf dem stand:Möbelfabrik Ernst Weigel".

Ernst machte ordentlich ein frohes Gesicht.

Jetzt ist's weg! Jetzt kann man doch wieder ruhig sein. Ich konnte einfach nicht daran Vorbeigehen. Nu ist's weg! Nu ist's nie gewesen! Nu hat es nie eine Möbel­fabrik Ernst Weigel gegeben, sondern immer nur den Tischler Weigel da hinten im Hof. Nun wollen wir beide auch gar nicht mehr dran denken."-'

Auguste Weigel hatte eingekauft und ging wieder rurück Jetzt stand schon ein anderer Portier im Torgang.

Wohin wollen Sie?"

Ich bin Frau Tischlermeister Weigel, hinten im Hof."

Gut."

Was war das für ein prachtvolles Gefühl, daß nie­mand im Haus sie von jetzt an kennen würde. Nun konnte man.vielleicht doch noch mal Herder den Kopf hochheben!

In der Werkstatt hörte sie lautes Haminerü. Das war Alfred! Sie stieg die Treppe hinauf und fing an, Ge­müse zu putzen.

Dann hörte sie unten sprechen Alfred und eine weibliche Stimme; gleich daraus klingelte es obem

Nanu, Besuch hatte sie doch in all den Wochen nicht bekommen. Im ersten Augenblick wollte sie lieber nicht oufmachen. Dann überlegte sie: wenn Alfred jemand raufschickte, dann konnte das doch nichts Schlimmes sein. Schnell strich sie die Gemüsereste ab und machte auf.

Vor ihr stanö eine elegante Dame. Schlank, ganz mo­derne Linie, nicht mehr jung, aber zurechtgemacht. Platin­blondes Haar, das früher dunkel gewesen, ausrasierte Brauen, viel Puder auf den Krähenfüßen unter den Au­gen. Ein elegantes, bewußt einfaches, dunkles Kleid.

Auguste Weigel taumelte zurück.

Du", sagte sie unwillkürlich,Adelaide?"

Die Schwägerin trat ein und stand in der Wohnstube.

Ich hielt es doch für meine Pflicht, mich einmal nach Sir .umzuselien, che ich Berlin verlasse. Arme Augusta!" '

So nannte sie nur Frau Färber.

Sicht ja recht einfach bei dir aus."

Mutter Weigel war viel zu ungewandt in ihrer Art. als daß sie trotz aller inneren Abwehr gewußt hätte, was sie sagen sollte. In den leisten Wochen hatte die Schwä­gerin ihr leid getan und sie batte sogar bereut, daß sie ihr damals in der ersten Erregung so deutlich die Wahrheit ge­geigt hatte. Aber jedes etwa tröstende Wort erstickte ihr bei dem Anblick dieser aufgetakelten Frau auf den Lippen.

Bitte, nimm Platz."

Auguste Weigel sah es wohl, daß die Schwägerin erst prüfend über den einfachen Holzstuhl hinblickte, ehe sie ihm ihr Kleid anvertraute.

Arme Schwägerin, dir geht es wohl auch recht schlecht, hast viel durchgemacht."

Noch immer war in Auguste etwas wie Mitgefühl,

irr -.null wuruni nutt

den wenigen Wochen wie eine völlig Fremde vorkgm. Diese zuckte die Achseln. ^

Gott, wie man's nimmt. Du weißt !a. daß Wilhelm

sec^ ^ohre Gefängms bekommen hat. Regen Betrug, verschärft Mrch versuchten Devisenschmuggel. Gott ich muß ja sagen, er hat es verdient! Ich habe selbstoerständ- lich sofort die Scheidung eingereicht. Sonst kann ich nicht klagen. Ich war schlauer als du! Ich habe von vornherein dafür gesorgt, daß ich weiß, wo ich bleibe. An die Billa und was drin ist. konnten die Gläubiger nicht ran. Das gehört mir. Mein Eingebrachtes Hab ich auch gerettet. Nur ja natürlich hierbleiben will ich nicht. Ich habe -ganz erträglich verkauft und gehe wahrscheinlich nach Königsberg. Weißt du. meine Beata Luise hat ihr Ex. amen bestanden und will jetzt als .Kinderärztin ihr prakti- sches Jahr machen, und ich weißt du. du erinnerst dich doch noch an den Rittergutsbesitzer Gregori auf Adlig Schinionken, der mir immer so den nof machte, wenn er winters in Berlin war. Ich denke, wenn die Scheidung vorüber ist, werde ich ihn heiraten. Wird ja ein bißchen einsam aus dem Land, aber man hält sich eben in Königsberg eine Winterwohnung."

Langsam begann es in Auguste zu kochen, wenn sie auch vorläufig scheinbar ruhig auf ihrem Stuhl saß.

Ich wollte doch nicht abreisen, ohne dir zu erzäh- len. was aus mir wird und na ja, wir sind doch schließ- lich eine Reihe von Jahren verwandt gewesen, wenn es auch nicht wahrscheinlich ist, daß wir uns in der Zukunft noch sehen und weil mir doch Hahnemann erzählte, wie schlecht es dir geht. Hier sind zweihundert Mark. Diel- leicht"

Jetzt war es mit Frau Augustes Beherrschung vorbei und sie sagte, vorläufig noch ganz ruhig:

Weißt du, was du bist?"

Aber Auguste, du brauchst gar nicht zu danken."

(Forts, iolgi)