Bezug von Hülsenfrüchten.
Dem Kommunalverband wurden heute einige Zentner weihe Bohnen und grün« ganze ungeschälte Erbsen zugeteilt.
Der landwirtsch. Consumoerein Calw, welchem der Verkauf dieser Hülsenfrüchte übertragen wurde, ist verpflichtet, sie an Wiederverkäufe! in Mengen von ^ Zentner an aufwärts zum Preis von 5ü Mk. für 1 Zentner weihe Bohnen und 45 Mk. für 1 Zentner grüne, ganze ungeschälte Erbsen abzugeben.
Im Kleinverkauf an die Verbraucher darf der Preis von 58 Pfg. für 1 Pfund weihe Bohnen und 5V Pfg. für 1 Pfund grüne, ganze ungeschälte Erbsen nicht überschritten werden.
Bestellungen wollen alsbald beim landw. Consumoerein Calw gemacht werden.
Calw, den 29. Dez. 1915.
K. Oberamt: Binder.
Bezug von Gries.
Dem als Großhändler für Gries in unserem Bezirk aufgestellten
Kaufmann Dreih in Calw
ist dieser Tage eine größere Menge Grieß für den Kom- munaloerband Calw zugewiesen worden.
Kaufmann Dreiß, bei welchem Bestellungen von Seiten der Kleinhändler des Bezirks gemacht werden wollen, ist verpflichtet, den Gries zu 40 Mk. den Zentner abzugeben.
Die Kleinhändler dürfen dem Verbraucher nicht mehr als 45 Pfg. für das Pfund verlangen.
Damit möglichst vielen Kleinhändlern Gries zugewiejen werden kann, sind die Bestellungen auf das Notwendigste zu beschränken.
Die Säcke sind, da die Abgabe jedenfalls nur nach Zentnern (nicht Doppelzentner) erfolgen kann, vom Besteller zu liefern.
Anstrengungen der Russen, die seit Weihnachten Hunderte von Geschützen und drei Divisionen Infanterie gegen unsere Front ansetzten, hatten nicht den geringsten Erfolg. Hingegen verlor der Gegner bei 22 Sturmangriffen und mehr als Ibstündigem Trommelfeuer über 1VVÜ Mann an Toten und Verwundeten.
Unsere Verbündeten in Montenegro und Albanien.
Köln. 29. Dez. Der „Kölnischen Zeitung" zufolge erweckt das Vordringen der österreichisch-ungarischen und bulgarischen Truppen gegen die Adria in Italien eine steigende Unruhe. Der römische Mitarbeiter der „Stampa" erfährt, die Oesterreicher marschierten in zwei Kolonnen durch Montenegro, die eine auf Antivari und Medua, die andere gegen Eettinje und den Lowcen. Gleichzeitig dringen die Bulgaren in der Richtung auf Elbassan in Albanien vor. — Die Türmer „Gazetta del Popolo" meldet, die Oesterreicher stünden bereits vor Skutari, der Fall der Stadt sei bald zu erwarten. (?) Nachher würden sich die Oesterreicher mit den Bulgaren vereinigen. um gemeinsam gegen Valona vorzugehen. Der römische Mitarbeiter der „Stampa" stellt in diesen ganzen Zusammenhang auch den griechischen Schritt in Rom hinein, denn angesichts der drohenden Aufteilung Albaniens durch Oesterreicher. Bulgaren und Italiener sucht sich Griechenland wenigstens den Epirus zu sichern, auf den es schon längst Anspruch erhebt.
Die Reste der serbischen Armee.
(WTB.) Athen, 30. Dez. (Vom Sonderberichterstatter des WTB.) Die Trümmer der serbischen Armee sind in Elbassan und Skutari eingeschlossen. Ihre Stärke beträgt insgesamt 4V VVV Mann. Sie besitzt weder Artillerie noch Munition.
Ein französischer Dampfer torpediert
(WTB.) Malta, 29. Dez. Wie Reuter meldet, befanden sich an Bord des französischen Dampfers „Ville de la Cio- tat" 315 Personen, darunter 3 Engländer. Die Geretteten erzählen, daß das Schiff sich auf der Reise nach Marseille befand. Es fand eine heftige Explosion statt. In demselben Augenblick erschien in einigen Pards Abstand ein Unterseeboot, das die österreichische Flagge führte, an der Oberfläche. In das Hinterschiff war ein ungewöhnlich großes Loch geschlagen, aber es entstand keine Panik. 5 Boote und 2 Flöße wurden niedergelassen. Zuletzt sank das Schiff mit den Leuten, die sich an Bord befanden. Das Unterseeboot blieb in der Nähe, bis der Dampfer gesunken war. Später kam er Dampfer „Heros" und widmete sich 80 Minuten lang dem Rettungswerke, obwohl das Unterseeboot noch in Sicht war. Die Ueberlebenden erklärten noch, daß die Besatzung des Unterseebootes zwei Menschen, die mit den Wellen i -.igen, aufnahm und nach einem Floß brachte.
Die Vergeltung.
Berlin, 29. Dez. Der vor einigen Tagen als durch ein Unterseeboot versenkt gemeldete Dampfer „Cottingham" machte vor etwa 2 Monaten von sich reden, als sein Kapi-
Ieder Bestellung ist eine schriftliche Verpflichtung anzuschließen, wonach sich der Kleinhändler (Besteller) verpflichtet, den Gries zu dem vorgeschriebenen Preis von 45 Pfg. das Pfund abzugeben.
Calw, den 29. Dez. 1915.
K. Oberamt: Binder.
Bekanntmachung.
Anforderung zur Anmeldung der Wandergewerbebetriebe behufs der Besteuerung und Erteilung der Wandergewerbescheine für das Kalenderjahr 1916.
Gemäß Z 12 der Verfügung der Ministerien des Innern und der Finanzen, betreffend den Vollzug des Gesetzes vom 15. Dezember 1899 über die Wandergewerbesteuer (Reg.-Bl. S. 1185 ff.) werden alle diejenigen Personen des Oberamtsbezirks, welche beabsichtigen, im Kalenderjahre 1915 das Wandergewerbe zu betreiben, aufgefordert, sich behufs der Besteuerung (Ausstellung des Steuerscheins und Erteilung des Wandergewerbescheines) bei den Ortssteuerämtern ihres Wohnorts bezw. bei dem Unterzeichneten Bezirkssteueramt und den Schultheißenämtern rechtzeitig anzumelden.
Der Besteuerung nach Maßgabe des Wandergewerbesteuergesetzes vom 15. Dezember 1899 unterliegen bezüglich ihres Gewerbebetriebs:
Alle Personen, welche in Württemberg außerhalb ihres Wohnorts ohne Begründung einer gewerblichen Niederlassung und ohne vorgängige Bestellung rm Umherziehen
1. Waren feilbieten (Hausierer, Inhaber von Wanderlagern),
2. Warenbestellungen bei Nichtkaufleuten aufsuchen (Detailreisende) oder Waren bei anderen Personen als bei Kaufleuten oder an anderen Orten als in offenen Verkaufsstellen zum Wiederverkauf ankaufen,
3. gewerbliche Leistungen anbieten (Scheerenschleifen, Schirm- und Kesselflicken, Photographieren, Dreschen mit Maschinen und ähnliches),
j 4. Musikaufführungcn, Schaustellungen, theatralische Vor- ! stellungen und sonstige Lustbarkeiten, ohne daß ein höheres Kunst- oder wissenschaftliches Interesse obwaltet,! darbieten wollen. >
Der Beginn mit dem Wandergewerbebetrieb ohne Steuerschein ist strafbat und nur auf Grund des Steuerscheins darf ein Wandergewerbeschein erteilt werden.
Wandergewerbesteuerpflichtig ist nicht und bedarf daher keines Steuerscheins:
1. wer selbstgewonnene oder rohe Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft, des Garten- und Obstbaus, der Geflügel- und Bienenzucht, der Jagd und Fischerei feilbietet;
2. wer in der Umgegend seines Wohnortes bis zu 15 Kilometer Entfernung selbftbereitete, bezw. selbstverfertigte
Waren, welche zu den Gegenständen des Wochenmarktverkehrs gehören (Butter, Schmalz, Brot, Fleisch. Fleischwaren usw.), feilbietet oder gewerbliche Leistungen, hinsichtlich deren dies Landesbrauch ist, anbietet;
3. wer auf Messen, Jahr- und Wochenmärkten Waren zum Verkauf anbietet.
Die Ortssteuerämter sind angewiesen, auf Ersuchen nähere Auskunft zu erteilen.
Calw, — Hirsau, 26. Dez. 1915.
K. Oberamt. K. Kameralamt.
Oberamtm. Rippmann. Finanzamtm. Elwert.
Bekanntmachung
betr. die Ausstellung von Grwerbe-Legitimationskarten für das Jahr 1916
Nach § 42 der Vollzugsverfügung zur Gewerbeordnung vom 9. November 1883 erfolgt die Ausstellung der Legitimationskarte nur auf Antrag des Inhabers des stehenden Gewerbebetriebes.
Für diejenigen, für welche die Karte ausgestellt werden soll, ist dem Oberamt ein Zeugnis des Ortsvorstehers des Wohnorts desselben darüber vorzulegen, ob ihm über denselben keine der in 8 57 Ziff. 1—4 und 8 57h Ziff. 2 der Gewerbeordnung bezeichneten Tatsachen zur Kenntnis gekommen sind. In dem Zeugnis muß auch der Geburtsort des betreffenden Reisenden angegeben sein.
Calw, den 26. Dez. 1915.
K. Oberamt.
Oberamtmann Rippmann.
tön Anspruch auf die Prämie erhob, die englischerseits für die Vernichtung eines deutschen Unterseebootes durch ein bewaffnetes englisches Handelsschiff, d. h. also durch Rammen oder Ueberfahren, ausgesetzt war. Der Dampfer hatte aber damals das Unterseeboot nur beschädigen können. Jetzt hat -n also das wohlverdiente Schicksal erreicht.
Die BalLanlage.
Griechenland bleibt neutral.
> (WTB.) Athen, 30. Dez. (Vom Sonderbericht- ! erstatter des WTB.) Wie ich erfahre, wird Griechen- j land während der bevorstehenden Kämpfe der europäischen Mächtegruppen bei Saloniki neutral bleiben.
Griechenland und die Entente.
Wien. 30. Dez. Die „Südslavische Korrespondenz" meldet aus Athen von vorgestern: Die grie- ! chische Regierung hat gegen die von den Truppen i der Entente um Saloniki errichteten Befestigungen ! zum zweitenmal Protest eingelegt. Der italienische ! Gesandte Graf Basaari hat dem griechischen Kabinett im Aufträge seiner Regierung die Erklärung abgegeben, das; die bei Valona stehenden Truppen die albanische Grenze nicht überschreiten würden.
Eine englische Ieremiade an Griechenland.
Bern, 29. Dez. Aus Athen meldet unter dem 28. Dez. die Schweiz. Tel.-Jnformation: Die englisch« Gesandtschaft hat an die Athener Presse folgende Note gerichtet: England bedauert sehr lebhaft, daß es in Griechenland strenge Maßregeln treffen muß. Nur unter dem Druck der Ereignisse hat es sich gezwungen gesehen, die bekannte Haltung einzunehmen. Großbritannien hegte immer Sympathien für Griechenland, und ein wenig guter Wille genüg:, um sich das Bedauern (!> oorstellen zu können, mit dem oi? englische Regierung Zwangsmaßregeln ergreifen mußte. Tic Entente ist zweimal im Orient gescheitert, und beide Male ist der Mißerfolg auf Griechenland zurückzusührcu. In der Tat war es Venizelos, der die Entente in das Dardanellen- untcrnehmen gestürzt hat, wo sie später im Stich geiriscn wurde, nachdem mehr als 109 900 Mann umsonst geopfert worden waren. Es ist ebenfalls Griechenland, da: die Entente durch Herrn Venizelos eingeioden hat, aus den Balkan zu kommen, wo sie das zweite Mal im Stich gelassen wurde; es sind ihr sogar Bewegungen 0er Landungstruppen erschwert worden. Die Alliierten begreifen vollkommen die schwierige Lage Griechenlands, das einerseits gezwungen ist, die Neutralität zu wahren, während andererseits sein Herz auf der Seite der Entente schlägt. Indem sie sich vo d-rser Situation Rechenschaft geben, verlangen die Alliierten nicht Len Austritt Griechenlands aus der Neutralität; sie können aber auch nicht dulden, daß die Bewegung ihrer Truppen gehindert werde. General Sarrail hat die Forderungen formuliert, die geeignet sind, die Freiheit seiner Truppen zu garantieren. Diese Forderungen werden auch durch England unterstützt. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß Griechenland, in dem Wunsche, neutral zu bleiben, diese Forderungen annehmen und den Alliierten ihre Bewegungsfreiheit zugestehen werde."
England.
England vor der Einführung der Dienstpflicht.
WTB. London, 29. Dezember. Nach einer Rentermeldnng erklärte Asqnilhim gestrigen KabtnettS- rat, datz die Dienstpflicht notwendig sei. „Times" schreibt dazu, datz das Kabinett beschlotz, in Bälde einen Gesetzentwurf zur Einführung der Dienstpflicht i« Unterhanse vor;ulcgen.
(WTB.) London, 29. Dez. Reuter meldet: Der gestrige Kabinettsrat wird sich wahrscheinlich als einer der wichtig- ' in der britischen Geschichte Herausstellen. Es wurde bei dieser Beratung, tatsächlich den großen Meinungsverschieden- eiten über den Militärdienst ein Ende gemacht. Die Erklärung Asquiths, daß die Dienstpflicht notwendig ist, kam nicht unerwartet und wurde im allgemeinen gut ausgenommen. Die Opposition gegen die Dienstpflicht im Kabinett lehr klein und im Gegensatz zu den übertriebenen Gerüchen glaubt man, daß die Minister, die ursprünglich dagegen waren, jetzt im Amte bleiben werden. — Die „Times" schreibt, daß das Kabinett gestern tatsächlich zu dem Entschlüsse gelangte, in Bälde einen Gesetzentwurf zur- Einfüh- ig der Dienstpflicht im Unterhause vorzulegen. Das Blatt glaubt, daß die rasche Entschließung dem kräftigen Auftreten Lloyd Georges zu verdanken sei, der durch einige Uni- nisten unterstützt wurde. Aus verschiedenen Gründen werden im Kabinett vielleicht einige Aenderungen vorgenommen werden, aber Tatsache ist, daß der Vorschlag, die Dienstpflicht einzuführen, auf außerordentlich wenig Widerstand stoßen ist.
(WTB.) London, 29. Dez. (Reuter.) „Westminster Gazette" bemerkt zur Entscheidung des Kabinetts, die Dienstpflicht einzuführen, sie werde leine Spaltung der Regierung oder allgemeine Wahlen zur Folge haben. Im Unterhaus« werde nur eine sehr kleine Minderheit gegen sie Opposition machen, die schließlich gezwungen sein werde, nachzugeben.
(WTB.) London, 29 .Dez. „Daily Mail" schreibt: Die Zahl der Unverheirateten, die sich nicht melden sei außerordentlich groß, drei bis viermal so groß, wie das ursprüngliche Expeditionskorps. Außerdem hätten sich mehr als eine halbe Million in Betriebe geflüchtet, deren Arbeiter zum Dienst im Heere nicht in Betracht kommen.
Indische Wünsche.
(WTB.) London, 29. Dez. Reuter meldet: In einer Rede, die er im indischen Nationallongreß hielt, gab Präsident Sir Satyenda Sinha der Loyalität des Kongreßes gegenüber dem König Georg Ausdruck. Er erklärte, aus der Tapferkeit, die die indischen Truppen in diesem Kriege an den Tag gelegt hätten, gehe hervor, daß die Inder auch wert seien, die Verantwortung der Staatsbürgerschaft auf sich zu nehmen. Nach seiner Meinung seien die Bedenken, ob es tunlich sei, den Kongreß während des Krieges einzuberufen, ungerechtfertigt. England würde am besten dadurch, daß es Indien eine Selbstregierung gebe, beweisen, daß es die Dienste, die Opfer und die Treue der Inder würdige.
Der Aufstand in Persien.
Theran. 29. Dez. (Reuter.) Die Russen haben Kasan besetzt und marschieren gegen Jsphahan.