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von Walter persich

Aus der Landstraße nach Magdeburg rollte ein schwer­fälliger Planwagen dahin. Auffällig war daran, daß vier starke Pferde das Gefährt zogen, und eben das mußte den Kavilän Daniel vvn Holthuwn, einen jungen Ossigier eines einstmals braunschweigisch.n Msilierregiments, veranlagen, das Zeichen zum Anhalten zu geben.

Er hatte angenommen, im Innern des Wagens ein Dutzend Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet zu finden. Tat­sächlich aber sah er darin nur einige Ballen Tuch aufgeschich­tet. Als er selbst hlneinsteigen wvlltc, lugte durch einen Schlitz der Leinwand ein entzückendes Köpfchen mit einem Federbarett hervor.

Was soll das, Kapitän?" fragte das Persönchen unwillig. Können friedliche Menschen nichr ungehindert ihre Straße ziehen?"

Der Offizier hob die Hand an die Kappe.Pardon, Demoisclle, zu meinem Bedauern werde ich Sie uu.er Be­deckung nach Stendal zur Konteröandekommissivn geleiten lassen müssen,- denn sie haben da Tuche geladen, nnd deren Beförderung ist nur mit französischem Amtssiegel zulässig".

Sie weigern also einem Flüchtling das Recht, s in letz­tes Hab und Gut in Sicherheit zu bringen?"

Nicht ich, Demoiselle, sondern das Kriegsges.tz. Ich mutz Sie obendrein ersuchen, sich auszuweisen, ferner muß lch den gesamten Inhalt des Wagens überprüfen lassen".

Nun, Kapitän von Holthusen, das nenne ich wahrhaft ritterlich!"

Der Offizier erschrak. Er wurde beim Namen genannt, viele Meilen vvn seiner Heimat entfernt? Abermals sucht er in seinen Erinnerungen und grübelte, warum wohl dieses Gesichtchen ihn gleich so eigentümlich gcsangeng^nommen hatte und endlich kam er darauf: Osnabrück sein Quar­tier bei de mreichcn Tuchhändler Nathnsius und das Fräu­lein Philinc, damals noch in langen Zöpfen und halb flügge.

Von ihren Franzmännern da kommt mir jedenfalls kei­ner in den Wagen oder nur über meine Leiche!" schmollte das Frauenzimmer weiter, obgleich doch ein zupackender Griff eines Füsiliers es umgeworfen hätte.Sie müssen fich schon selbst bemühen, wenn sie denn gar so neugierig find!"

Holthusen stieg tatsächlich vom Pferd und kletterte in den Planwagen hinein. Hinter den Ballen fand er einige schwere Kisten aufgestellt und erfuhr, darin befände sich mancherlei Familienbesitz. Als er eine anhob, klirrte er darin von Me­tall. aber nicht von Gold, sonderin, verdammt und zugenäht, wie Stahl und Büchsenläufe.

Ehe er noch eine Frage stellen konnte, prallte ihm selbst eine geflüsterte Frage entgegen, vor der er zusammenzuckte, lind Sie, ein braunschweigischer Offizier, tragen noch immer die blauweitzrotc Kokarde?" Verächtlich klang das.Ueberall sammeln sich die Männer . . ."

Pst. Demoiselle! Ich müßte Sie verhaften. Ich habe einen Eid geleistet. . ."

Einen erzwungenen!"

Er schüttelte den Kopf, senkte den Blick.Ich folgte Na­poleons Fahnen, weil ich Soldat bin und Soldat bleiben wollte. Wenn Sie das erzwungen nennen, nun gut. Trotz­dem. mein Gewitzen . . ."

Auch Ihr Gewissen, Kapitän, muß die Freiheit erseh­nen. Und deshalb werden Sie mit Ihren Soldaten den Wa­gen bis kurz vor Magdeburg geleiten. Dort erwartet uns ein Kurier" Fräulein Nathusins blickte ihm fest ins Auge. Er führt uns zur Schillschen Fcldzeugmeisterei. Sie wer­den mit offenen Arme» empfangen werden".

Der Kapitän kletterte aus dem Wagen heraus und gab der kecken Frauensperson keine Antwort. Her-kloviend sah sie mit an. wie er. langsam die Front seiner Füsiliere ab- schreitcnd, Mann um Mann musterte. Vor einem alte» Schnauzbart blieb er stehen.

Harten", sagte er mit belegter Stimme.Er ist Kor­poral. Auf welche Leute kann er sich am ehesten verlaßen?" Der Angefprochcne nannte fünf, sechs Namen deutsche Namen.

Bvrtreten, Korporal! Er und die Männer hier begleiten die Wagen. Er ist mir mit seinem Kvpf verantwortlich, daß die Dame mit ihrem Gepäck das Ziel ungehindert erreicht."

So kam es, daß Philine Nathusins mit einer Wagen­ladung Feuerwaffen und Unifvrmtuch ungehindert die fran­zösische Postenkette passieren nnd bis in das Sammellager -er Schillschen Freischaren gelangen, ja, obendrein noch stchS tapfere Soldaten dem neuen Kaorps zuführen konnte.

Als der Wagen davonrollte, saß Kapitän von Holthusen mit einem abschiednehmendcn Blick in denen des couragier­ten Fräuleins, und es war mehr als nur Höflichkeit und Ritterlichkeit^ was sie verrieten das Herz eines Mannes

war in der Tiefe verwundet wurden, und der Mann batte oennoch gegen sich selbst entschieden. Er blieb an dem Plane, den er sich einmal erwählt hatte.

Nach einem der ersten Scharmützel, das die Schilliche Schar den Franzmännern geliefert hatte, fand mau unter den Gefallenen Kapitän von Holthusen. In seinem Nock ent­deckte man einen Brief mit der Aufschrift:Der Demoiselle Philine Nathusins." Als Philine die wenigen Zeilen las, umflorten sich ihre Augen. Sie sah das Bild des Kavitäns o-.r >,ch w.e er o-- . Käppi legte und

ihr mit einem Blick seiner Augen ge'ganö, was jetzt nach seinem Lode seine Worte verrieten.

Ich habe Sie ebenso geliebt wie ich Sie bewundert, Demoiselle, und wenn ich fallen sollte nnd nur dann wer­den Sie mein Bekenntnis empfangen - ' ' - ich im gleichen Glauben, dem Sie leben!"

Leuchtkugeln

GcLr-.iiken in ixe Nacht Von Gefreiten M ü b l l> ä u s e r

NSK. Hast du dir schon einmal etwas dabei gedacht, wenn vorne irgendwo ans dem Dunkel der Erde geisterhaft die Leuchtkugel» hochsteigen? Für Sekunden nur flackern sie zu dir herüber, dann ist wieder alles tiesschwarz. Die Nacht läßt sich nicht vertreiben. Doch dann klettern andere empor, links von dir und dort, rechts. Immer das gleiche Spiel.

Fast wie ein erlöschendes Feuerwerk!" denkst du. Aber der kalte, nasse Wind schlägt dir ins Gesicht, und du gehst vor­sichtig durch den Schlamm in deine warme Unterkunft zurück.

Vielleicht liest du ein Buch oder du schreibst, du plauderst gemütlich, am Ofen sitzend. Die Nacht draußen vergißt du, und die Müdigkeit läßt dich bald das Lager aussuchen. Un­ruhig rüttelt der Wind an den Fensterscheiben. Du schläfst. Er stört dich nicht. Draußen aber steigen noch immer die Leuchtkugeln zum Himmel.

... Im schaltenvollen Halbrund eines Maschinengewehr­standes stoßen sich lautlos drei- Männer an. Es klirrte im Draht! Alle haben sie es gehört. Ein feindlicher Stoß­trupp?!

Einer der drei zieht das Maschinengewehr in die Schul­ter ein: vergeblich versuchen seine Augen, die Dunkelheit zu durchdringeil Ein anderer greift zur Leuchtpistole auf dem Grabenrand, hebt sie über den Kopf. Gleich einer Rakete mit

Der junge Bismarck

Der Knabe.

Im Park von Schönhansen ragt eine alte Sandsteinfigur, ein Herkules, der sich mit der rechten Hand auf die Keule stützt. Die linke Hand soll nach dem Willen des Bildhauers offenbar auf der Hüfte ruhen, doch ist es dem Künstler geschehen, daß sie zu weit nach hinten dargestellt ist, so daß mancher sagen kann, sie ruht auf dem Gesäß.

Als der junge Bismarck im Alter von vierzehn Jahren einmal auf Ferien zu Hause war, schleuderte er mit der Flinte durch den Park, um Kaninchen zu schießen. Beim Anblick der Herkules-Statue juckle ihn der Uebermut, er hob die Flinte und jagte dem steinernen Halbgott eine gehörige Schrotladung inS Gesäß.

Am nächsten Tage mache der Jüngling mit dem Vater einen Spaziergang durch den Park. Der Gutsherr nahm er­staunt und ärgerlich die Veränderung an der Plastik wahr und fragte seinen Sohn mit verhaltenem Zorn, ob er diese Dumm­heit begangen habe.

Der junge Bismarck, der nicht zu. lügen pflegte, gestand sein Attentat sofort, war aber bereits Diplomat genug, um sein Geständnis in eine Form zu kleiden, die den Vater entwaffnete.

Ja", sagce er,ich habe es aus reinem Uebermut getan, Vater, Sa ich den großen Podex jo komisch fand. Hätte ich frei­lich gewußt, daß ich dem Alaune wehe tun würde, so hätte ich es unterlassen. Gleich nack- dem Schuß hat er vor Schmerz mit seiner linken Hand nach hinten gefaßt, da ist sie dann ge­blieben ..."

Der Vater lackste, der Sohn stimmte mit ein, und die ver­stümmelte Statue steht noch heute so im Park von Schönhausen.

Der Student.

Während der Studienzeit in Göttingen erkrankte Bismarck an einer grippearligen Erkältung mit Fieber, und der herzu­gerufene Arzt vcrordnelc ihm Chinin. Nun hatte üer Student am gleichen Tage gerade eine Kiste ausgezeichneter Schlackwurst and Gänsebr"si aus der Heimat bekommen, und sein Appetit

vomsn von von

. Mrheberschutz durch L. Ackermann. Romanzentrale Stuttgart)

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Der Professor tat, als wollte er sich seiner Arbeit znwenden. aber Hella trat näher.

Was hat er denn geschrieben?"

Gott nichts besonderes Er hat mir begründet.

' warum er auf unsere Einladung absagen mußte, und er hat

° vollkommen recht " ' . ^ ,

Hella, die innerlich gezittert hatte, als sie den Brief ^ in Empfang genommen, sah dem Vater an, daß er al>- 'lenkeii wollte

Darf ich den Brief lesen?"

.Inleresiiert er dich denn so sehr?

Jetzt hatte sie ihn ganz groß angesehen der Pro­zessor" übericqke Er hatte sich io daran gewöhnt, immer «lies und ,edes mil seiner Tochter zu teilen, daß es ihm wie ein Unrecht vorkam. jetzl Heimlichkeileii zu haben.

Ich möchte nicht gern, daß du den Brief liest War- Dm? Er schreibt eben von seinen Gründen. Er sagt, daß rr sich einarbeilen müsse, daß"

Hella tagte fest: « . c.

'Ich bitte dich. Baker, gib mir den Bnef.

. Einen Augenblick überlegte Prätorius, dann reichte rr ihr dos Schreiben. ,

Lies, dann ober sei vernünftig."

Hella las. dann weinte sie aus und lehnte sich an die /Brust ihres Bolers: er streichelte leise ihren Kopf.

/ 'Er hat recht. Kind, er handelt richtig."

Hella trat zurück und schüttelte den Kopf.

..Nein, Vater, denn er weiß ja nicht, daß ich ihn sroiederliebe."

Du wirst es verwinden Sieh. Hella, ich qluube nicht, daß viele Väter ihre» Töchtern einen solchen Blies zu lesen gegeben hätten. Ich Hube es gelan. weil ich dich nicht wie ein Kind behandeln und nicht Hinter deinem Nucken über dein Leben entscheiden will Du sogst, daß du ihn liebst. Liebes Kind, ich glnube. er ist der erste Monn, der in dein Leben getreten ist, und ich gebe zu, daß ich deine Zuneigung zu ihm durchaus verständlich finde Ge- rode dieser Brief da hak mich m dieser Ueberzeugung de- stärkt. Wäre ei bei seinem Skndium geblieben ich weiß nicht, ob er gerade de» Beins zu einem exakten Wissenschaftler in sich bat aber er ist ein sehr kluger Koos Vielleicht ein Erfinder und dabei ein Mann mit prakii- schein Blick Es ist schade um chn Jetzt aber sieh. Hella, du bist gewöhnt, nicht nur in der Wirtschaft aufzugehen. sondern du hast von Kind aus an meiner Seite geistig mit mir gearbeitet. Wenn Weigel letzt wirklich seinen Ent- schloß ausführt und einfacher Tischler wird, dann glaube ia nicht, daß ich ibn deswegen als Menschen geringe- achte. Ganz in, Gegenteil, ein guter Handwerker ist unserem Vaterland tausendmal wertvoller als ein mittelmäßiger Akademiker. Immerhin wenn er diesen Entschluß über- Haupt auszuführen vermag, wenn er die Möglichkeit in sich fühlt, in einem rein technischen Berus zu leben, zeigt es doch, daß sein geistiger Ehrgeiz von mir überschätzt wurde. Er wird ein sehr ebrenwerter sehr tüchtiger Mei­ster werden, vor dem leder Hochachtung haben muß. aber ganz natürlich wird seine Ideenwelt sich daran gewöhnen, sich um den kleinen Kreis seiner Sorgen zu drehen Das würde einer geistigen -Regsamkeit, wie du sie hast und wie ich fix ich will durchaus nich, behaupten, ob zu deinem Glück jn dir genährt habe, nicht genügen. Nein, Hella, ich wiederhole, daß ich damil durchaus nicht einen Sion- desunierschied zeichnen will sondern lediglich eine andere Welt. Aber du, die hier in dieser Studie,stube unter den Büchern groß geworden ist. du würdest dich als Frau Niel- sterin mci,t zurechtfinden. Antworte mir jetzt nicht darauf.

feurigem Schweif klettert die Leuchtkugel zum pechschwarze» Himmel doch, läßt es für Sekunden Tag werden über den ge­krümmten Gräben, über dem Niemandsland sie beleuchtet die ruhigen Gesichter hinter dem Maschinengewehr. Nichts! Irgend etwas, irgeiidwer hat die Grenadiere zum Narren ge­halten. Der Wind? Ein Tier? Mit einem letzten Ausblitzen erlischt die Leuchtkugel weit vor ihnen aus der Erde.

...Irgendwo weiter links. Halb zerfallene Häuser ragen noch dunkler als die Nacht empor. Ein Graben windet sich am Rande der Stadt zwischen ehemaligen Gärten, vorbei an offenen Haustüren, die der Wind zuweilen mutwillig ins Schloß schlägt.

War da nicht ein Schatten? Atemlos verharrt der ein­same Posten i» seinem Stand. Da ist er wieder, der Schat­ten! Der Posten hat keine Leuchtpistole, er hetzt durch den schlammigen Graben:Bolschewisten sind da!"

Die Kameraden haben den Nus vernommen. Wieder steigt sauchend die Leuchtkugel zum Himmel. Da! Da sind sie! Ein feindlicher Spähtrupp, ganz dicht ist er schon heran.

Hände reißen an Abrcißschnnre», werfen Handgranaten, mitten hinein in die dunklen, huschenden Gestalten. Helles Feuer sprüht vor den Läufen der Maschinengewehre und Pistolen. Leuchtkugel um Leuchtkugel klettert hoch, bis auf einmal Stille ist und das Schießen plötzlich aushört. Eine letzte läßt fliehende Schatten an kahlen Häuserfronten entlang- huschen. ,

...Irtz'ndwo weiter rechts. Geräuschlos kriechen geduckte Gestalte» auf den feindlichen Graben zu. rote Leuchtspurgarben streichen über sie hin. Immer wieder verharren sie, regungs­los aus die nasse, schlammige Erde gepreßt. Ganz nahe sehen sie schon das Helle Mündungsseuer des feindlichen Maschinen­gewehrs. Ob sie es überrumpeln können? Langsam, un­endlich lanasam schieben sie sich heran. Minuten empfinden sie wie Stunden. Jetzt!... Sie sind gerade hoch, um aus das Maschinengewehr znzuspringen, da zischt vor ihnen eine Leucht­kugel aus. Wieder Hinwersen! Zu spät! Wildes Feuer schlägt ihnen entgegen. Handgranaten krachen. Zurück!

Einen hat es erwischt. Schon beugt sich der Sanitäter über ihn. Glück gehabt! Streifschuß am Kops. Lindernd legt sich der Verband über die schmerzende Wunde. Die anderen aber liegen um sie her, bereit, die beide» zu schützen. Fertig! Helfende Hände stützen den Verwundeten, langsam geht es aus den eigenen Graben zu. Dort läßt eine Leuchtkugel ein bleiches Gesicht erkennen, unter einer schneeweißen Binde, die sich langsam rölet.

D» aber stehst des Morgens ausgeschlafen ans. Ob d* noch an die Leuchtkugel» denkst?

/ Anekdoten von Hans Bethge

stand viel mehr auf diese guten Dinge als aus die üble Medizin. Er machte sich also ans Werk, die heimatlichen Delikatessen mundeten ihm vortrefflich, und höchst befriedigt legte er sich zu Bett.

Als der Arzt am nächsten Tage erschien, begrüßte ihn Bismarck fröhlich mit den Worten:Es geht mir ausgezeichnet, Herr Doktor!"

Ja, das Chinin", sagte der Arzt,es ist ein hervorragen­des Mittel."

Diesmal ist das Chinin unschuldig", meinte Bismarck lachend und wies auf die pommerschen Herrlichkeiten, die auf dem Tische standen,wollen Sie nicht auch eine Portion SpiA ;ons, Herr Doktor?"

Der Referendar.

Bismarck hatte während seiner kurzen Tätigkeit als Refe­rendar in Potsdam einen Regierungsrat zum Vorgesetzten, der durch sein unfreundliches Wesen bekannt war und mit dem er auf schlechtem Fuße stand. Als ocr junge Jurist eines Tages o---i einem Urlaub zurückgekehrt war, ging er wie üblich zu dem B, .gesetzten, um sich zu melden. Dieser blieb, als der Ankömmling ins Zimmer trat, am Schreibtisch sitzen und machte, als sei er mit einer besonders wichtigen Arbeit beschäftigt, eifrig Rand­bemerkungen in seinen Akten, kurz, er tat zu Bismarcks Aerger, als bemerke er den jungen Bernfsgenosscn gar nicht. Endlich stand der Regicrungsrat auf, stellte sich an eines der Fenster und trommelte nervös mit den Fingern gegen die Scheiben.

Der Referendar, gereizt durch das Benehmen des anderen, trat ebenso an ein Fenster und trommelte gleichfalls mit den Fingern. Während dieser Tätigkeit blickte er einmal zu dem Vorgesetzten hinüber nnd sagte ruhig, wie nebenbei:Herr Regierungsrar, ich melde mich vom Urlaub zurück."

Natürlich gab es ein Gewitter mit Donner und Blitz. Dann folgte eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf Bis­marck mit Nachdruck betonte, daß, wenn er sich vom Urlaub z!"-'"ickmelde, er von seinein Vorgesetzten als Jurist behandelt zu werden wünsche, aber nicht als Hausknecht.

lleberlege dir. was ich gesagt habe. Laß uns einmal ruhig abwarten, was die Zukunft bringt, und versprich mir, daß du genau so offen zu mir sein wirst und nichts hinter meinem Micken tust, wie ich es auch getan habe. Du kannst ganz ruhig sein. Nicht nur deine!wegen, sondern auch, weil mich dieser junge Mann und die weitere Entwick­lung seines Eittschlusses interessieren, werde ick ihn nicht aus dem Auge verlieren. Jetzt aber ist es am besten, wir verwirren ihn nicht und lasten ihn seinen Weg gehen; er wird den rechten finden."

Hella hatte stillschweigend zugehört und sagte nun langsam:

In diesem Augenblick kann ich nichts anderes den­ken. als daß ich ihn lieb habe Ich möchte, daß er es wüßte. Vielleicht gäbe es ihm mehr Kraft."

Das geht nicht. Er würde es nicht einmal verstehen, daß ich dir den Brief zu lesen gegeben habe. Versprich mir, daß du nicht an ihn schreibst."

Hella sah ihn groß an.

Ich muß darüber Nachdenken und wenn ich mir über mich selbst klar geworden bin und weiß, wie ich handeln muß, werde ich zu dir kommen und es dir ganz ehrlich sagen."

Eie ging aus dem Zimmer und in ihr Iungmädchrn- stübchen. Dort aber setzte sie sich hin und weinte nicht, sondern dachte nach.

*

Der Professor setzte sich an den Arbeitstisch.

Vor ihm lag ein großer Sloß Arbeiten Wie alljähr- sich hatte das Kuralorium der Technischen Hochschule ein Preisausschreiben erlassen. Diesmal war zur Aufgabe ge­stellt. irgendeine neue Idee zu finden, die sich mit Ver­besserungen in der Flugzeugindustrie beschäftigte. Die- sein Preisausschreiben lag der Gedanke zugrunde, in den Etndeitten den Blick iür prakttiche Neuerungen zu er- wecken und gleichzeitig ihre Initiative zu prüfen.

(Forts, folgt )