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Lichloarzwütüer Tageszeitung

Nr. 14

Im grünen Herzen Deutschlands

von Barbara Motz

k>" Eines Tao,cs begab es sich in einer kleinen Stadt, kurz vor 'der Grenze, da das Thüringische ins fränkische hmübergeht, "daß ein neuer Arzt dort seinen Einzug mit Kind und Kegel hielt. Er war mit der Familie hierher aus vem Ntedcrsächsischen verschlagen worden; mithin konnte auch seiner Frau die Art des Thüringer Witzes nicht bekannt sein. Und als sie auf ihre Krage nach einem Elektrotechniker, der eine gestörte Lichtleitung M seine Obhut zu nehmen hatte, von ihrer einheimischen Haus­gehilfin erfuhr: man wende sich da am besten an denMeister !Affe", so hegte ihr ahnungsloses Gemüt nicht den Verdacht -eines dem Biederen hinterrücks verliehenen Spottnamens.

Also begrüßte die Doktorsfrau am folgenden Morgen den Mit einem HandwerSkasten bewehrten Fachmann m harm­losester frische: es sei sehr schön, daß Herr Affe sich sofort zu «ihr bemüht habe. Und während bas bewegliche nette Weiblcin «solches sprach, wuchs in ihr ein Verwundern auf über die eigenartige Uebereinstimmung des außergewöhnlichen Familicn- Mamens mit der leiblichen Erscheinung des Elektromeistcrs. >Tenn dessen nicht allzu hohe Gestalt war in der sonderbarsten Weise ^ornübergeneigt Einheimische wußten, daß dieses Merkmal zurückzuführen war auf eine flegelhaft-nachlässige Haltung während der vomAffen" nicht eben gern absolvierten Schuljahre; seine Arme, unmäßig lang wirkend, berührten «ms hängenden Schultern die Kme des merkwürdigen Mannes, .und das fast drohend vorgeschobene Kinn sowie die dick auf- liegenden Wülste der Augenbrauen gaben dem Meister eine ersichtliche Aehnlichkeit mit jenen munteren und zu allerlei Schabernack aufgelegten Tieren, die in den zoologischen Gärten die Freude der Kinder sind.

Wie sehr aber auch des Fachmanns Aeußere besagten Ge- schöpfen entsprechen mochte sein Wesen schien eine solche Aehnlichkeit von Grund auf abzulehnen. Denn bei jedem Mal, da er sich von der Hausfrau alsHerr Affe" augeredet hören mußte, verfinsterte sich sein Gesicht auf eine böse Art, so daß es aussah, als zögen in seinem Gemüt die heftigsten Gewitter «mpor. Und da die bewegliche Doktorin liebenswürdig bat: der Herr Affe möge freundlicherweise auch gleich einmal die Schreibtischlampe in Augenschein nehmen, an deren Zuleitung «um Stechkontakt etwas nicht in Ordnung sei, entlud sich eben dieses Gewitter.

Es kam, weil der leicht erhitzbare Meister den Handwerks­kasten zu Boden pfefferte, mit einem wuchtigen Donnerschlag, dem die Blitze erregter Rede folgten. Warum, zum Teufel, die Frau Doktorn ihn stetsHerr Affe" nenne? Glaube sie, als Zugereiste etwa, sich das gleiche Recht nehmen zu dürfen, was er seinen einheimischen Mitbewohnern durchaus nicht ab- Lprechen wolle? ...De Fresse Ham Se ze halten, Heeren Se, oder zu mir Herr Schmidt ze sprechen, wie mer's anständcher- weese tut, denn s o heeß ich, und mch Affe."

Au den Uebernameu gesellen sich im Thüringischen häufig jene Koseworte, die dem Lebcnsbereich unserer nützliche,« Haus­tiere entstammend, gerne auf Bezeichnungen wiealter Bromm- ochse!" hinauslaufen. Auch der Schulrat einer mittleren Kreisstadt Pflegte diese Freundlichkeiten, weil als Kindheitsgut «ererbt, mit zärtlicher Sorgfalt. Eines für ihn sehr denkwürdi- ' en Tages nun, da er die Silberhochzeit feierte und dem Ständ­en lauschte, das ihm, dem Hochmusikalischen, die stimmbegab­ten Jünglinge der examensreifcn Oberprimen brachten, ent­deckte er in der Melodiecnführung des mächtig schallenden lIsis-Chores aus derAanberflöte" eine ärgerliche Taktschwan- kung. Und weil er sich ohnehin durch die Wahl der Vortrags­folge so lebhaft an sein großes Idol Mozart erinnerte, tat er tvie dieser Unvergeßliche, der, als er unerkannt einer seiner Berliner Opernaufführungen beigewohnt, den Musikern ent­rüstet zugerufen hatte:Spielen Sie doch Fis, meine Herren!"

Diesem Vorbild gleich, öffnete der Schulrat das Fenster rrnd eiferte zu der singenden Schar hinunter:Takthalten, ihr Wrommochsen!" Worauf er tatsächlich mit den ganz ver­datterten Burschen noch über eine Stunde den Isis-Chor geübt Haben soll.

Der Mann vom Thüringer Walde ist ein Mann der un- Ledingten-Sachlichkeit; seine oft recht harte Tagesarbeit bringt das mit sich. Und jener Tischlermeister, der, obgleich mit seiner Frau im besten Einvernehmen lebend, als Mittfünfziger doch wünschte: wenn sie vor ihm sterben müsse, so möge sie sich bald zu der letzten Reise entschließen, damit er, der Meister, dann noch eine^ Zweite ins .Haus bekomme und dasWirtschafts-

rramcycn" nicht verludere: jener Mann sprach nach seinem Gefühl nichts Herzloses, sondern etwas sehr Verständiges.

Zu der Sachlichkeit gehört übrigens auch die Wertschätzung einer guten Mahlzeit, denn inan weiß, genau, wie schwer es manchmal hält, das Vieh schlachtreif zu züchten und Kartoffeln, § Kohl und alles übrige Gemüse anzubauen. Auch der Pfarrer ; jenes kleinen, hoch oben auf dem Kamm gelegenen Gebirgs- ! ortes wußte dos. Und als er deshalb, zu einer Synode nach ! Weimar berufen, dort sich an der die geistlichen Herren einenden Mittagstafel gütlich tat an saftigem Schweinsbraten und schier riesenhaften Kartoffelklößen, gab er sich so sehr diesen Genüssen hin, daß er kein Ohr hatte für die wissenschaftlich-theologischen Reden, die um ihn herumliefeu und die von der mutmaßlichen Deutung des symbolischen rosinfarbenen Tieres der Geheimen Offenbarung handelten.

Da sich aber ein ihm zur Rechten sitzender Superintendent zu ihm wandte mit der leicht vorwurfsvollen Frage, wie der Herr Amtsbruöer sich die Deutung besagten Symbolums denke, hob der Mann des Gebirges nicht einmal die Augen... Jtze'ch, Herr Tuperndcnl!"

Sprach's und lud den sechsten Kloß schmunzelnd auf seinen Teller.

Die Pfeife ohne Tabak *

Me i« der Eiszeit Damals rauchte mau Huflattich

Da ist gar mancher jetzt in Verlegenheit, womit er sein -Pfeifchen stopfen soll. Der Tabak ist knapp geworden. Nur die wenigsten waren in der glücklichen Lage, sich ein Dutzend Stauden anzubauen, so daß sie nunEigentum" qualmen können. Andere machen jetzt ihre Studien an deutschen Kräutern und Blättern. Zu ihrem Erstaunen sieht die Hausfrau manches Päckchen Kräutertee in mehr oder weniger blauem Dunst aufgehen. Jeder Raucher schwört auf seine Mischung. Der eine hält es mit Rosen­blättern. die er einen langen Sommer über gesammelt Hot.

Die Schuld

Es gab keinen besseren Kameraden in der ganzen Kom­panie als den Obergefreiten Fraüz Zwercher, darüber wa­ren sich alle einig, vom Gruppenführer Unteroffizier Car­sten angefangen bis zum Kompaniechef Hauptmann Hol­land. Wo es einen schwierigen Stuftrag zu erledigen gab und wo ein Wagnis zu bestehen war, setzte er sich ein, als dränge er nur darauf, sich für eine Idee ausopfern zu kön­nen. Nur in einem verstanden ihn die Kameraden nicht recht, daß sein junges Gesicht beständig von einem stillen Ernst gezeichnet war und sich manchmal eine gewisse Schwermut wie ein undurchdringlicher Schleier um ihn legte. Man drängte oft in ihn, doch mitzntcilen, wenn ihn ein Knmmcr bedrückte, denn soweit man könne, wolle maü gerne helfen, da ja auch er stets hilfsbereit sich erweise und diesen billigen Tribut der Dankbarkeit wohl beanspruchen dürfe. Allein, er schüttelte dann nur den Kopf und sah die Kameraden der Reihe nach an, als wollte er jeden ein­zelnen ansehcn. Sein Mund aber blieb stumm.

Nun geschah es einmal, daß die Kompanie in einer rückwärtigen Stellung einem Feuer-Überfall ansgesetzt wurde, der die Ortschaft, in der auck noch Zivilisten lebten, übel mitnahm, Die Häuser barsten unter der Wucht der einschlagendcn Geschosse auseinander. Die Kompanie setzte sich sofort ein, den Zivilisten beiznsteben und das rettende Werk in Angriff zu nehmen, als noch die Granaten heul­ten. Im Durcheinander des Schreckens war ein kleiner Junge versessen worden, der noch in einem Hause sein mußte, das im Hagel der Geschosse lag. Die Mutter gab sich einer verzweifelten Hoffnungslosigkeit hin und iam- mcrte laut. Zwercher, der Zeuge ihres Jammers war, er­bat sich vom Hanptmann die Erlaubnis, den Jungen holen zu dürfen, die er auch erhielt. Ohne Säumnis begab er sich, ganz allein in das Trommelfeuer der feindlichen Artil­lerie, die berstenden Häuserwände nicht achtend. Die Kame­raden sahen Am verschwinden hinter den Trüinmern und soraten sich um ihn. Aber nach einer halben Stunde etwa erschien er wied-r, rauchgeschwärzt und zerzaust, und batte den Jungen auf dem Arm, den er wortlos in die Arme der wie erlöst aufatmendcn Mutter leate. Zwercher konnte sich kaum von dem Kinde trennen. Immer wieder strei­chelte er das Gesicht des Jungen.

Als der Hanptmann jhn für seine rettende Tat die An­erkennung aussprcchcn wollte, da löste sich auch die sonst so schwerfällige Zunge und gab ihr lange gehütetes Ge­heimnis preis.

der andere erachtet Pfefferminztee in der selbstgedr: en Zigarette für ganz annehmbar: alle sind sich aber dc.üU 'c einig, daß Tabak doch Tabak bleibt.

Dabei haben unsere Vorfahren schön am Ausgang der Eiszeit geraucht. Man hat Pfeifen der alten Kelten ans gebranntem Ton oder Metall gefunden, die unseren frühe­ren Tonpfeifen sehr ähnlich sind. Selbst der kleine Knopf am unteren Ende des PfeisenkopseS fehlt nicht. In Loth­ringen wurden bei Ausgrabungen mehrfach derartige Ton­pfeifen zu Tage gefördert. Dabei hatten die Kelten be­stimmt keinen Tabak. Wir wollen uns gar nicht auf den Streit einlassen, wer das angenehme Kraut zuerst nach Frankreich gebracht hat, ob der tu dem französischen Städt­chen Angouleme beheimatete Mönch Thevet, der es auf einer Pilgerfahrt bei den 'Indianern kennengelernt hatte, oder der französische Gesandte in Lissabon, Jean Nicot. Letz­terer ist jedenfalls über den Tabak in die Geschichte einge­gangen Von Thevet zeugt einzig ein Straßenname in sei­ner engsten Heimat: beide Männer aber lebten um die Mitte des 16. Jahrbunöcrt. als die Kcltenpfeifen, schon längst im Schutt der Jahrtausende verborgen waren. Die alten Pfeifen haben einmal in der Eiszeit gequalmt. Ge­stopft wurden sie mit den getrockneten Blättern des Huf­lattichs, wie auf einem archäologischen Kongreß, der unter dem Vorsitz des berühmten Birchow vor einer stattlichen Reihe von Jahren in Metz abgehalten wurde, ein Man» der Wissenschaft feststellen konnte. Tabakspfeifen ohne Tabak sind also nichts Neues. Die Männer der Eiszeit freilich haben.den Tabak nicht vermißt, denn sie kannten ihn rw chnicht. Sie brauchten nicht nach Raucherpunkten zu fragen, sondern stopften sich munter Huflattich in ihre Ton- pfeisenköpfe.

Meine Hoffnung bleibt trotz allem fest, und wie gewaltig auch die Zahl meiner Feinde sein mag, ich vertraue auf meine zute Sache, auf die bewunderungswürdige Tapferkeit meiner Truppen und auf den redlichen Willen, der uns alle beseelt... Die Festigfeil besteht im Widerstand gegen das Unglück: nur Feiglinge entwürdigen sich unter das Joch, schleppen geduldig die Ketten und ertragen ruhig die Unterdrückung.

Friedrich der Große, 1757

/ von 8eo Hering

Vor dem Kriege, so erzählte er stockend, fei er Kraft­fahrer gewesen und da habe er das Unglück gehabt, mit seinem Wagen einen Jungen zu überfahren. Das Gericht habe ihm kein Verschulden beigemessen, aber er selber habe immer das Gesicht des Immen wie einen stillen Vorwurf vor sich gesehen und er selber habe sich nie von einer Schuld freisprechcn könnenSo ein Junge ist es gewesen» Herr Hauptmann, genau so ein Imme", meinte er und lief wieder zurück zu dem Kinde, bas ihn mit seinen-blauen Augen anlächelte wie einen lieben Freund und dessen kind­licher Blick die Last von seiner Seele nahm, an der er bis­her getragen.

Lin Volk srekr ckL- Millionenkacke Lcdo im Volkssnrrm decversl es l Oie neuen Volkrgrevsckier - Oi Vi­sionen haben sich ne­ben ckie Lrovrsolckareo i xesrellr uns cker Leins ksr ihre Lchlszkrskr ru spüren bekommen! Sie alle müssen sokorr Luks bssre eMZekIeidek uns ausgerüsrel werden! Denke daran: lcknssre Lromkäinpker-Pensen" nicln ein weniges, Larbekrlickes von ihrer ürakr sie opfern Dag. uns Kackr alles, ctas Qanre uns I-errre, was sie sind unä haben, opfern ohne Sesinnen sich selbst, kür Oich! Denk' daran, «cenn jerrr von Dir ein helfender Lsirrag verlange wird, spende" niebr vorsichtig uns bedenklich opfere ohne Vorbehah alles, was Du nicht täglich, nickt heute brauchst

kür rmck

kUrheberschuß durch T. Äckermann, Romanzentrale Stuttgart) 291

rrrrÄ ssins l^.irrclsr'

Sinnend stand Hella am Fenster und sah in den stillen Garten hinaus, unter dessen alten, schattigen Bäu­men sie schon zusammen gegangen waren.

In dieser Stunde, in der er sich von ihr lösen wollte, wurde ihr klar, daß sie Alfred liebte.

Aber Hella Prätorius war nicht das Mädchen, das sich in Schmerzen verlor. Nein, im stillen gelobte sie sich:

Ich stehe zu dir! Warte! Wir beide sind noch jung."

Als dann die Gäste kamen und der Professor noch einmal einen forschenden Blick zu der Tochter hinüber- schickle, war sie beiter und innerlich ruhig wie immer.

Natürlich habe ich auch getäuschtI"

Sie aber überlegte in dieser Nacht, als sie in ihrem Stübchen allein war. wie sie es «»fangen könnte, ohne sich zu vergeben, ihm zu zeigen,, daß er ein Tor war, wenn «r glaubte daß sie ihrOnicht verstände. :

Nachdem die ersten Tage vorüber waren, ebbte die gedrückte Stimmung im Haus Weigel allmählich ab. Die- . ses Haus hinten aus dem Fabrikhof war wie eine Insel für sich. Außer Irma, die nun einmal ins Büro mußte und sich in ihrer etwas keck überlegenen Art aus den Bien- schen und dem, was die elwa sagten, verteufelt wenig machte, ging eigentlich niemand aus die Straße.

Warum sollte Irma nicht abends, wenn sie den gan­zen Tag iibex auf dem Kontorstuhl gesessen, noch eine : Stunde ausgehen und dabei der Mutter die Einkäufe ab­nehmen?

Frau Weigel hatte sich noch nicht eingewöhnt, und es kamen sehr oft wieder Stimmungen, in denen sie das

heulende Elend überfiel. Außerdem verfolgte sie ein stän­diges Angstgefühl, eine ihrerFreundinnen" aus Frohn­au könnte ihr begegnen. Sie hatte meist ein verbissenes Gesicht und predigte sich selbst, daß es eine Strafe des Himmels war und daß sie gutyiachen müsse, was der Bru­der verbrochen. Und dazwischen kam daiin immer wieder die Klage um das verlorene Paradies.

' Merkwürdigerweise war in der Werkstatt' immer zu tun. Fast täglich schickte Herr Pistor sen. allerhand Mö­belstücke, die er in den Auktionen nicht loswerden konnte, um sie modernisieren zu lassen. Eines Tags kam er sogar einmal in das Büro, in dem Irma arbeitete: er batte eigentlich nur eine ganz nebensächliche Frage, wartete aber, bis Zangenber« qegangen war. Irma fühlte, daß er zu ihr käme, und sagte, nur uni etwas zu sagen:

Ich danke Ihnen auch, daß Sie meinem Vater soviel Arbeit schicken,"

Das ist einfach selbstverständlich. Ich kann doch nicht , zulassen, daß er hier etwa so Flicktischler für Hinz und Kunz wird. Sie verstehen mich, Irma."

Er hatte sie sonst nie einfach Irma genannt.

Herrgott, man ist ja ein Mensch, und wenn der Junge nun mal will ein nettes Mädel sind Sie ja auch und wohl tüchtig. Aber ja, jetzt ist noch weht der richtige Augenblick. Man müßte sehen vielleicht wäre für Ihren Vater in Oranienburg was zu machen."

Da kam zum Glück Herr Zangenberg wieder und schickte Irma mit einem Auftrag zur Post.

Sie war innerlich emvörl und doch wieder froh, daß Zangenberg dazwischen gekommen, ehe sie antworten konnte. Die Antwort hätte sich dieses alte Ekel gewiß nicht an den Spiegel gesteckt. Also man duldete groß­mütig, daß sie, Irma Weigel, sich von Werner Pistor hei­raten ließ. Gnädigst! Und dabei sagte man ganz offen, daß man sich ihres Vaters schämte, weil er Tischler war, und wollte ihn nach Oranienburg abschieben. Schämte sich! Der Herr Pistor, der hinausgeworsene Rankkommis. der

durch seine schnodderige Schnauze und seine skrupellose Ausnutzung der Notlage anderer zu Geld gekommen war, schämte sich, die Tochter eines Tischlers zur Schwieger­tochter zu nehmen, und verlangte womöglich noch, daß sie für die hohe Ehre dankbar war. Für die Ehre, Frau Pomadenstengel zu werden.

Ohne Zangenbergs Dazwischentreten wäre es am Abend zu einem hübschen Krach gekommen.

Irma erschrak.

Das ging ja nicht! Werner Pistvr hatte das Geld ge­geben! Sie hatte sich an Werner Pistor verkauft!

Aber verehrtes, gnädiges Fräulein, Sie sind daran schuld, wenn ich mir die Lunge aus dem Hals renne. Sie trainieren wohl für den Wettlauf Berlin Pokohama?"

Jetzt merkte Irma erst, daß sie in ihrer Wut bis mit­ten in den Friedrichshain gerannt war, und sah einen wildfremden jungen Herrn vor sich, dessen Gesicht ihr allerdings wohl schon einmal begegnet sein mußte, den sie aber in ihrem Gedächtnis nicht nnterbringen konnte.

Jetzt erkennen Sie mich nicht einmal!"

AllerKingk-

Assessor .Kalmar! Ich hatte allerdings bei einer etwas veinlichen Gelegenheit den Vorzug, Ihre Bekannt- schast.-" machen "

Jehl alaubte Irnia Bescheid zu wissen.

Sie sind?"

Aber natürlich, bin ich! Wenn ich cs nicht wäre, hätte ich doch jetzt nicht die Freude, Ihnen meinen Arm bieten zu können."

Danke"

Nun. hat sich Papachen getröstet und eingesehen» daß es noch ganz anderen Leuten mal schief gehen kann?^

Nun erst war Irma wirklich im Bild: der Assessor, der damals vom Gericht kam! Aber sie war gerade in der richtigen Stimmung,-und die Art, in der dieser Herr von ihrem Vater sprach, machte sie noch ärgerlicher.

(Forts, folgt.) ,