Rumänien.

Bukarest. 24. Dez. Der Senat setzte die Adresse­debatte fort. Im Verlaufe der ziemlich erregten Sitzung erklärte Senator Palteneanq, daß er für die Adresse stimmen werde. Warum sollen wir. rief er aus, nur nach Westen und Norden marschieren können, wo es doch leichter ist. Bessarabien zu erhal­ten? Man mutz die Lage logisch beurteilen und den Umständen Rechnung tragen. Der Augenblick für Rumänien ist nicht verloren und die Regierung wird sprechen, wenn er gekommen sein wird.

Von unseren Feinden.

Di« Angst vor der deutschen Offensive.

Rotterdam, 23. Dez. Reuter erfährt, laut .,Ras­sischer Zeitung", aus Petersburg: Oberst Schumki. der militärische Mitarbeiter derVirschewifa Wiedo- mosti" erklärt es für unmöglich, daß Deutschland auf der Westfront eine große Offensive beginne, weil es den größten Teil der Truppen endgültig auf der Ostfront festgenagelt habe und keine beträchtlichen Kräfte von dort fortziehen könne, ohne Gefahr zu laufen, daß die russischen Armeen die deutschen Reste niederringen.

Die Russen unter französischem Befehl.

Kopenhagen. 23. Dez. Nach Petersburger Mel­dungen ist General Pau mit 12 französischen Gene­ralstabsoffizieren dem russischen Generalstab zuge­teilt worden. Der amtliche russische Bericht führt General Pau alsVertreter Frankreichs im kaiser lichen Hauptquartier" auf.

Frankreich und der heilige Krieq.

Amtliche Bekamttmachunge«.

Die Ortt-olizeibekörden

haben die beteiligten Gewerbetreibenden auf die Vor­schriften der bundesrätlichen Verordnung vom 18. ds. Mts., betr. dir Bereitung von Kuchen, (Reichs-Ges.-Vl. S. 823 und Staatsanzeiger R. 308)

alsbald hinzuweisen und für allgemeine Bekanntmachung der Bestimmung in 8 1 Schlußsatz zu sorgen.

Talw, den 23. Dez. ISIS.

K. Oberamt: Binder.

Tie Ortgpo'tzetb hS den

werden veranlaßt, die beteiligten Gewerbetreibenden auf die Vorschriften der bundesrätlichen Verordnung vom 18. ds. Mts.,

betr. di« Herstellung von Süßigkeiten und Schokolade,

(Reichs-Ees.-Bl. S. 281 u. Staatsanz. Nr. 300) alsbald hinzuweisen.

Cal», den 28. Dez. ISIS.

K. Oberamt: Binder.

Kartoffelversorqung.

Die Herren Ortsvorsteher der Landgemeinden wollen die in ihrer Gemeinde ansässigen Kartoffelerzeuger auf die im Staatsanzeiger Nr. 299 erschienene Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 29. ds. Mts., betreffend Kartoffelversorgung, wonach die Anordnung wegen Ueber- tragung des Eigentums und die Aufforderung zum Verkauf auch gegenüber Kartoffelerzeugern mit einer geringeren Kartoffelanbaufläche als einem Hektar zulässig ist, Hin­weisen.

Um den Bedarf der Gemeinden Calw, Hirsau und Lie­benzell zu decken, wurde Aufkaufskommissär Hubel von! Genf, 23. Dez. Btiand ließ, nach einer Meldung an ^ Eechingen mit dem Aufkauf von Kartoffeln beauftragt; da-! denLokalanz", die Pariser Redaktionen dringend ersuchen, mit jedoch in erster Linie die von den Kartoffelerzeugern! den italienischen Berichten über das erschreckende Anwachsen freihändig abzugebenden Mengen aufgekaust werden kön-! der panislamitischen Bewegung in Asien und Afrika die neu. wollen dem Oberamt bis 1. Januar ISIS die in Be- versicherung entgegenzuhalten, datz für den Schutz der fran- tracht kommenden Kartoffelerzeuger und Kartoffelmengen >

namhaft gemacht werden.

Calw, den 23. Dez. 1915.

K. Oberamt: Binder.

sei bei der Beratung jener für Frankreichs Zukunft bedeut­samen Angelegenheit im militärischen Bierverbandsrat er­höhte Vorsicht geboten.

Italienische Stimmen gegen England.

Berlin, 24. Dez. DemBerliner Tageblatt" wird aus Rom gemeldet: DieTribuna" steht mit ihren Ausfällen gegen England in der italienischen Presse nicht allein da. Sogar der MailänderPo- rolo d'Ztalia" greift England heftig an. Lessen Egoismus es nur an seine eigenen Interessen den­ken laste. Um Deutschland zu schlagen, brauche man Männer, aber England habe nicht einmal den Mut, die Wehrpflicht einzuführen.

Der Meuchelmord als Sinnbild.

Berlin, 24. Dez. Einer Meldung desBerliner Tageblatts" aus Lugano zufolge feierte im römischen Eemeinderat der Biirqermester Fürst Eolona das

Andenken des Attentäters Oberdank. dessen Mar­tyrium durch den unfehlbaren Sieg der italienischen Waffen baldigst seine Apotheose finden werde.

Vermischte Nachrichten.

Eine Weihnachtsüberraschung für die Staat swerkstätten.

Berlin, 23. Dez. (Amtlich.) Eine erfreuliche Weihnachtsüberraschung ist den in den Staatswert­stätten mit der Herstellung von Waffen, Geschützen und Munition beschäftigten Arbeitern und Arbeiter­innen zu teil geworden, die zugleich die bisher er­zielten Leistungen auf diesem Gobiete erkennen läßt. Während nämlich im vorigen Jahre an den Weihnächte- und Neujahrsfesttagen in diesen Werk­stätten zur Deckung des überaus großen Heeresbe- darfs gearbeitet werden mußte, ist es. wir wir hören, der Heeresverwaltung in diesem Jahre möglich ge­wesen. die Staatswerkstätten während der Feiertage stillzulegen und die Arbeit ruhen zu lasten .

Ein englisch-amerikanisches Abkommen?

Berlin. 23. Dez. Unter dem TitelDie Grund­lagen der Politik Wilsons" macht Graf Reventlow in derDeutschen Tageszeitung" folgende hochin­teressante Mitteilungen: Schon die Wahl Wilsons zum Präsidenten ist unter führender Mitwirkung und Einwilligung von Banken finanziert worden, welche mit englischen Finanzkreisen in enger Füh­lung stehen. Was die Finanzierung einer Präsi­dentenwahl in den Bereinigten Staaten bedeutet, ist bekannt. Dieser Hinweis dürfte genügen, um die übrigens schon vor dem Kriege vielfach aufgestellte!

zöfischen Kolonialinteresten, besonders der mit der wachsen­den Gefährdung des Suezkanals zusammenhängenden, ernste Vorsorge getroffen wird. In französischen Kolonialkreisen herrscht die kürzlich in einer Senatskommissionssitzung aus­gesprochene Anschauung vor, daß die französischen Interesse«

inAfrikaoond-n englischen und italienischen grundver- Richtigkeit sehr wahrscheinlich zu machen: Daß ^/^" s-.-n. dresen terlwerft ^.^strerten^ Darum! Aschen Eroßbitannien und Wilson, dessen Wahl

durch britisches Geld so wirksam gefördert worden war, ein Abkommen vereinbart wurde, welches den Vereinigten Staaten Großbritanniens Bemühen, einen Angriff Japans zu verhindern, sicherte und für den Fall eines trotzdem unternommenen japa­nischen Angriffes Großbritanniens Waffenhilfe versprach. Wilson hätte einerseits für die Eventu­alität eines britisch-deutschen Krieges versprochen: das Gewährenlasten von Kriegsmaterialzukrchr. fer­ner Amerikas Neutralität Kanada gegenüber und die Duldung (sei es unter formalem Proteste) von Maßnahmen der großbritannischsn Flotte zur Ab­sperrung des deutschen Uebsrseeverkehrs. Wer die vergangenen Kriegsmonate unter diesem Gesichts­punkt vrüft und besonders an der Hand der Milson- schen Politik einerseits Deutschland, andererseits Großbritannien gegenüber, wird finden, daß die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins solcher Ab­machungen eine überaus große ist. Bekanntlich hat schon vor dem Kriegs ein amerikanischer Pro- sessor behauptet, daß ein solches Abkommen bestehe dessen Grundzüge im 'Wesentlichen mit den obenge­nannten Punkten übereinstimmen.

Schweden gegen England.

Kopenhagen. 23. Dez. Ein schwedischer Kapitän, der heute von England in Göteburg eintraf, meldet, als el letzten Samstag England verließ, wußte man dort nichts von einer Vorsichtsmaßregel, die Schwo den bereits Donnerstag auf die englische Bergewal tigung der neutralen Schiffahrt ergriffen hatte. Es scheint somit, daß die englische Regierung auch die aufrechte Haltung Schwedens gegenüber England, wie alles andere Unangenehme für England ver­schweigt. In Göteborg sind jetzt lO littst englische Pa­kete. in Haparanda 2599 zurüüqehalten, deren Be­stimmung Rußland ist. Hier traf wach demLokal- Anzeiger" die Meldung ein. die Engländer hätten auch eine Anzahl nach Schweden bestimmter einge­schriebener Briese, die der HollanddampferFrisia" nach Europa überbracht hatte, znrückgehaltrn.

Aus S^dl und Land.

Calw, den 24. Dezember 1915. Weihnacht.

Prälat O- v. Hermann, der Generalsuperintendent des Bezirks Calw, begrüßt die Gemeinden seines Sprengels zu Weihnachten mit folgenden Worten: !

Weihnacht ist das Fest der deutschen Familie und das!

.... soll es auch 1915, im zweiten Kriegsjahr, bleiben. Wohl!

und^päter wiederholte Behauptung hinsichtlich ihrer' müssen Heger die Chnstbaume etwas spärlicher mit Lichtern.

geziert werden, damit wir genug Kerzen für unsere Krieger in den Schützengräben und in den Unterständen behalte«. Aber der Christbaum selbst, der Schmuck der deutschen Weih» nachtsftube, grünt auch Heuer im deutschen Wald und findet seinen Weg wie sonst in den Palast und in die Hütte ein Wahrzeichen für die treue Hut, die den deutschen Boden umschirmt. Wohl hat auch da und dort die Bescherung für die Familienglieder eingeschränkt,werden müssen, damit den - draußen Kämpfenden das Notwendige und das Herzerfreu- , ende bei ihrer Weihnachtsfeier nicht fehle. Aber die Augen der Kinder strahlen nur um so Heller, wenn sie wissen: wir haben durch unser Verzichten dem Vater, dem großen Bruder zu seiner Weihnachtsbescherung im Feld etwas beisteuern dürfen. Za. wie fühlt man sich gerade am Fest so nah den Lieben in der Ferne, die für uns so viel entbehren, so sauer fichs werden lassen, fo mutig aushalten, damit wir so sicher in der trauten Heimat Weihnacht feiern können. Die Augen, die das teure Bild eines im Kampf Gefallenen heute so deutlich vor sich sehen, sie werden freilich auch vom Ltchter- glanze des Christbaums nicht entflort. Aber nur um so fester schließen sich die Dagebliebenen aneinander an und wissen: wir müssen einander den ersetzen, der auch für uns das Leben gelassen hat. So ist es eine ernste, aber doch eine dank­erfüllte Feststimmung, aus der heraus diesmal die Weih- nachtslieder erklingen, und in die hinein die nie veraltete Botschaft von der Wundertat der göttlichen Liebe ihren Weg sich sucht: Ehre sei Gott in der Höhe!

Weihnacht ist das Fest der deutschen Familie, aber es ist zugleich das Fest des deutschen Volkes, das Heuer mehr denn je als eine große Familie sich fühlt. Eine englische Zeitung hat jüngst darüber gespottet, daß das rings von Feinden umgebene Deutschland samt seinen Bundesgenossen eine belagerte Festung sei, in die nichts hinein und aus der nichts herausgelassen werde. Das Gleichnis hinkt zwar be­deutend: unsere Unterseeboote sind stets unter dem Ring hindurchgeschlüpft, und unsere Heere haben ihn im Südosten gesprengt. Aber wir wollens einmal gelten lassen! Die Feinde haben Deutschland eingeschlossen: sie haben es auch zusammengeschlossen zu der heiligen Einheit, in der alle sich als Brüder und Schwestern fühlen müssen. Das haben die Feinde nicht gewollt. Das haben wir selber nicht gemacht. Das ist von Gott uns geschenkt und ist heute noch das große Wunder, wie am Anfang des Krieges. Darin gipfelt auch unsere heurige Weihnachtsfeier. Das kommt zum Ausdruck iu unseren Kirchen. Einmütig sammelt sich in ihnen der Kern des deutschen Volkes. Wie herzlich strömt es da in unfern Weihnachtsliedern das aus, was des Volkes Seele in Dank und Anbetung bewegt! Wie mächtig stärkt es un­fern Mut, wenn aus der Weihnachtsgeschichte heraus uns das Losungswort entgegentönt: Immanuel, Gott mit uns!

Wie verlangend lauschen wir der Verheißung: Fried« auf Erden! Freilich der Friede muß erkämpft werden. Welch heißen Kampf hatte der in Bethlehem Geborene hinter sich, als er, ein Sieger über Tod und Grab den Seinigen zurufen konnte: Friede sei mit Euch! Aber darum ist auch das Friede auf Erden" nicht im inneren Widerspruch mit der iurchtbaren Kampfesaufgabe, die jetzt auf unserem Volke liegt, sondern leuchtet als köstlicher Siegespreis unfern Krie­gern voran, ja erlischt auch nicht vor dem Auge derer, die, treu bis in den Tod, Jesus nacheifern und ihr Leben ein- setzen für den dem Vaterland zu erringenden Frieden.

So wollen auch wir friedlich in der Heimat Weihnacht Feiernden nicht matt und entschlußlos sein, 'sondern treu uns einen um das Panier: Ehre sei Gott in der Höhe! Die­jenigen aber, die von unserer weihnachtlich angefachten Vaterlandsbegeisterung zu allererst etwas spüren sollen, die brauchen wir nicht weit zu suchen. Das find die Witwen und Waisen der Gefallenen, die verstümmelten, in ihrer Er­werbstätigkeit dauernd geschädigten Opfer des Kriegs. Weihnachten zeigt sie uns als unsre Brüder und Schwestern; sie sind zugleich dessen Geschwister, der gesagt hat: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Weihnachtsfeier im C lwcr Bereinslazaretl.

* Und wieder zog Weihnachten ins Calwer Beretns- lazarctt, und der hellstrahlende, festlich geschmückte Thrist- baum sah wieder vor sich eine erhebliche Zahl verwundeter Krieger, und eine große Anzahl von Gästen, Freunden und Gönnern des Lazaretts, die gekommen waren, mit den Bra­ven, die tapfer ihr Leben fürs Vaterland in die Schanze geschlagen hatten, das Fest zu feiern. Wieviel Liebe und Güte, Opfermut und unermüdliche Pflichterfüllung in der Zeit vom Eintreffen des ersten Verwundetentransports bis heute in unserm Bezirkskrankenhaus sich betätigt haben, davon kann man sich vielleicht einen kleinen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß seitdem 60« Verwundete im hiesigen Vereinslazarett verpflegt worden sind, von denen der größte Teil wieder dienstfähig gemacht wurde. Zn Anbetracht der Verhältnisse ist das eine außerordentliche Leistung siir den Leiter des Lazaretts. Stabsarzt l)r- Autenrieth. und sein Bcrwaltungs- und Pflegepersonal. Und ehrliche Bewun­derung der Kuust des Arztes und des Pflichtgefühls seiner Hilfskräfte muß uns ergreifen, wenn wir erfahren, daß in dieser Zeit nur Ü.7 aller Behandelten gestorben sind, vr- Autenrieth, der die Gäste begrüßte, wies zwar von vorn­herein schon allen Dank von sich, als er in seinem sachlichen Tätigkeitsbericht die trocknen und doch so viel sagenden Zahlen mit dem Hinweis auf die Pflicht abtat, die heute