Nr 260
Lchwarzwälder Tageszeitung
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Plätten — leicht gemacht
Zur Erleichterung ves Plätiens werden alle Wäschestücke recht glan auf die Leine gehängt, nach dem Trocknen sorgfältig abgenommen und zusammengelegi. um von vornherein unnötig viel Kniffe zu vermeiden, Die Wäsche, wie z. B. Bettwäsche. Hand- und K'üchentücher und ein grober Teil der Leibwäsche wird nach dem Rollen und völligem Trocknen weg- gelegr Steht keine Mangel zur Verfügung, so bleibt es jedem einzelnen überlassen, die Wäschestücke nur überzuplätten oder, wenn das nicht möglich ist, glatt zusammengelegi wegzupacken. Es ist zweckmäßig, die Wäsche nicht immer in die alten gewohnten „Kniffe" zu legen, sondern die bisher dreiteilig gelegten Stücke einmal vierteilig zu falten und umgekehrt. Auch bei oer Kinder- und Seidentrikotwäsche kann man das Plätten bei einiger Ueberlegung einschränken Es genügt oft, wenn nur die Achselbänder, Spitze oder Stickerei ausgeplättei werden - Läßt sich das Plätten nicht vermeiden, so ist es ratsam, die Wäsche nicht zu feucht einzusprengen, damit man mit dem Trockenplätten nicht so viel Mühe Hai, — Arbeitskraft kann auch eingespart werden, wenn man das Plätten im Sitzen verrichtet Man findet sicher in der Wohnung eine Möglichkeit, falls kein verstellbares Brett zur Verfügung steht, das Brett so niedrig aufzulegen daß es ungefähr handbreit über dem Knie liegt. Nicht unnötig viel hin- und herfahren mit dem Eisen, sondern gleichmäßig ruhig plätten, den Gegenstand glatt hinlegen, möglichst nicht hochheben bzw. anheben, um das Gewebe nicht zu verziehen! Um Strom zu sparen, ist es zweckmäßig. alle Stücke nach dem Plätten schnell über die Stuhllehne zu hängen oder auf den Tisch zu legen. Erst später, wenn der Strom ausgeschaltet und die Speicherwärme ausgenutzt ist. werden die Stücke zusammengelegt.
Wie sollen wir Brot ausbenmyren?
Immer wieder mußte» Generationen den Sinn des Brotes neu erfahren. „Mutter, Mütter, es hungert mich, gib mir Brot, sonst sterbe ich", so klingt es schwermütig im Lied des Knaben Wunderhorn, und wir haben seine furchtbare Wahrheit im Ersten Weltkrieg erlebt, als auch viele deutsche Kinder aus der Totenbahre lagen, ehe das Brot gebacken war. Heute ist diese Not von uns gebannt, wir dürfen reichlich Helles und dunkles Brot kaufen. Dank einer weisen Vorratswirtschast gibt es genug Brot, Um so mehr wollen wir es ehren. Wir lieben unser dunkles Roggenbrot, besonders als Vollkornbrot, das in seiner rechteckigen Kastenform so recht der Grund- und Baustein unserer Ernährung ist. Wir wissen, daß in dieser Art, das Korn zu verarbeiten, am meisten Nährstoffe erhalten bleiben. Gerade das Vollkornbrot ist für den gesamten Stoffwechsel, besonders die Verdauung, wichtig, es hilft die Fett- und Eiweißstosfe aufsaugen, und dadurch wird die gewonnene Nahrung besser ausgenützt. — Alles Brot, besonders aber unser Vollkornbrot, essen wir abgelagert, es ist dem Magen bekömmlicher und ergiebiger, es sättigt mehr. Darum müssen wir der Aufbewahrung des Brotes unsere besondere Beachtung schenken. Brot schimmelt leicht, wenn es feucht wird, oder es trocknet zu rasch aus, Feuchtigkeit und Wärme, beides schadet dem Brot, Darum geben wir das Brot in einen verschließbaren Behälter, haben wir keine eigentliche Brotbüchse, so tut es auch ein Steinguttvps, den wir mit einem Deckel zu- deckeu Die Brotbehälter müssen von Zeit zu Zeit immer gut ausgewaschen und gelüftet werden, weil sich sonst leicht Schimmel bildet Das Brot legen wir aus die angeschnittene Seite, damit die Auschnittsscheiöe nicht anstrocknet. Trotzdem lassen sich Brotreste im Haushalt nicht vermeiden, alle diese Reste verwenden wir zu Tunken. Suppen und Aufläufen. — Nur ein Stück achtlos wcggeworsenes Brot bei sämtlichen deutschen Haushaltungen pro Monat würde im gesamten acht Millionen Brotlaibe und somit drei Millionen Mark bedeuten.
Regelmäßige Kontrolle -es Elnmaqegutes
In der Herbstzeit werden viele Hausfrauen Gelegenheit gehabt haben — und sie werden es in nächster Zeit auch noch können - Gemüse und Obst einzuwecken, um sich einen Wintervorrat zu schaffen. Um dieses kostbare Einmachgut vor dem Verderben zu schützen, ist es notwendig, es dauernd zu beaufsichtigen. Vor allem muß das Eingemachte kühl aufbewahrt werden. Dann muß in der Woche mehrmals nachgesehen werden, ob ein Glas ausgegangen ist oder ob sich Schimmel gebildet hat. Hat sich nur eine dünne Schimmelschicht gebildet, so ist das nicht schlimm. Man nimmt diese vorsichtig ab und verbraucht das Eingemachte bald Bei Saft bildet sich manchmal im Flaschenhals ein Schimmelpfropfen. Wenn er behutsam entfernt wird, kann man den Säst dann ohne weiteres serbra»chen - Schlimmer ist es schon, wen» das Eingeweckte
in Währung übergeht. Dann mutz man sofort den Inhalt des Glases oder der Flasche kochen, um die Bakterien zu töten, Häusia passiert es auch, daß Gläser mit Eingemachtem ausgehen, Merkt man es gleich, io sterilisiert man neu: sind schon ein paar Tage vergangen, dann muß der gesamte Inhalt neu gekocht werden Manchmal verfärbt sich der Inhalt des Glases, so häufig bei Erdbeeren. Das schadet ledoch nichts. — Sehr vorsichtig muß man aber mit Fleisch. Pilzen und grünen Bohnen sein. Ist hier bei den Gläsern irgend etwas nicht in Ordnung, so verwende man den Inhalt lieber nicht, weil Vergifiüngsgesabr besteht,
Mürbekcls lohne Eis, 250 Gramm Roggenmehl, llXI Gramm Zucker. 25 Gramm Feil, l Teelöffel Backpulver, 2 Eß- ,ösfel Milch, Geschmackszntaien Tie Znlalcn werden zn einem Mürbeteig verknetet der sehr dii in ausgerollt wird Man tichi Förmchen aus, die man ans dem Blech bei Miticlhitze >äckl
Stadt der Mütter
Eine soziale Großtat der Gegenwart
Der Grundgedanke dieses neuen großen Sozialwerkes der NS-Volkswohlsährt, das in diesen Tagen in kriegsbedingter Stille der Oeffentlichkeit übergeben wurde, ist: den Müttern eines der kinderreichsten deutschen Gaue eine Heimstatt zu schassen, in der sie ungestört und fern aller durch Feindterror erzeugten Unruhe und Gefährdung die Wochen vor und nach der Entbindung verbringen und sich ausschließlich dem jungen Leben widmen können, das sie ihrer Familie und ihren« Volk zu schenken bereit waren.
Solche dankbar-verpflichtenden Gedanken in die Tat umzusetzen, schien als Folge der im fünften Kriegsjahr unvermeidlichen Schwierigkeiten zunächst ein säst unmögliches Unterfangen: doch gelang es der Tatkraft und Einsatzsreude aller mit der Durchführung betrauten Stellen, die Hemmnisse zu überwinden und in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Anlage zu schaffen, die, obwohl mitten im Kriege begonnen und vollendet, dennoch nichts Behelfsmäßiges an sich hat.
22 Einrichtungen sind es, die hier in einem früheren Kurbad von der NS-Volkswohlsahrt errichtet wurden und die alle den Müttern und ihren Kindern des betreffenden Gaues, auch dann, wenn sie, wie beispielsweise das Wohnheim für NSV- Vorschiilerinnen oder das Forschungsinstitut, nicht unmittelbar als Einrichtung des Hilfswerks Mutter und Kind gelten können.
An der Spitze aller Einrichtungen stehen die Heime für werdende Mütter, die Kriegsentbindungsheime und die Mutter- und Kind-Heime, in denen die Frauen vor, während und nach der Entbindung Aufnahme finden Sie alle dienten früher als Sanatorium, Hotels und Kurhäuser der Unterkunft der Kurgäste und sind nun einer Bestimmung, wie sie nur im nationalsozialistischen Deutschland in dieser Form möglich ist, zugeführt worden. Jedes einzelne dieser Heime ist ein Musterbeispiel der Zweckmäßigkeit und Schönheit, und jedes einzelne Haus wahrt sein eigenes Gesicht, so daß der Kurort, obw hl nun säst ausschließlich durch die NSV belegt, nicht den Eindruck einförmiger Massenunterbringung erweckt.
Die Mütter, die hier ihren Einzug halten, kommen zum größten Teil aus den engen Wohnungen dicht besiedelter Industriestädte. zum anderen Teil aus den Randsiedlungen dieser Städte, wo die Frau neben aller übrigen Arbeit meist auch noch das Stück Gartenland und das Kleinvieh versorgen muß, weil die berufliche Belastung des Mannes ihm kaum noch Zeit dafür läßt. Es sollen daher diese Wochen der Erwartung und der Erholung nach der Entbindung zu gründlicher körperlicher Kräftigung und seelischer Besinnung genutzt werden.
Um ihnen von Anfang an die rechte Verbundenheit mit dem Neugeborenen zu geben, wurde wohl zum erstenmal in einem Mütter- und Kind-Heim in einigen Häusern der nach- gehendcn Erholung der Versuch gemacht, Mutter und Säugling i» einem Zimmer unterzubringen und damit die Verantwortung für das zarte Lebenspflänzchen von Anfang an stärker als es bisher in solche» Heimen üblich war, von der erfahrenen Säuglingsschwester auf die Mütter zu verlagern.
Welche Form der Unterbringung aber auch gewählt wird, immer steht vor allem anderen der Wunsch, den Frauen soweit wie nur möglich ihre Alltagssorgen abzunchmen und ihnen den Aufenthalt in der „Stadt der Mütter" zu einem wahrhaft beglückenden Erlebnis werden zu lassen. Denn je härter die Forderungen dieses Krieges auf jedem von uns lasten, um so stärker wächst die Verpflichtung der Gemeinschaft. der deutschen Mutter, die in gläubiger Zuversicht ihrem Volk ein neues Leben schenkt, durch tatkräftige Hilfe und Fürsorge zu danken. I, A,
1S39 geheiratet — in jedem Kricgsjahr ein Kind. Die Ehefrau eines Frontoffiziers gab jetzt in Görlitz ihrem fünften Kinde das Leben. Die Freude war besonders groß, weil es das fünfte Kind aus einer unmittelbar vor Kriegsbeginn, nämlich im Juli 1939, geschlossenen jungen Ehe ist. Alle fünf Kinder, vier Jungen und ein Mädel, sind ebenso wie die Mutter kerngesund. Der Vater steht seit dem ersten Kriegslage im Felde.
MrimMlik» im Wandel der Zeile«
Von der allrömischen Kanal bis zur modernen Fernheizung Mit dem Beggnn einer — neue» Heizperiode wenden Wir dem Oje» wieder mehr unsere Ausmcrksamleil zu,
„Andere Länder, andere Oeseu!" läßt sich das bekannte Sprichwort abwandeln Es isl kulturgeschichtlich ungemein interessant und reizvoll, die Entwicklung der Heizeinrichtungen durch die Jahrtausende zu verfolgen Scho,, die alten Römer verstände» es, unter Bäder» und Wohuräume» gemauerte Kanäle anzulege», durch die von einer zentralen Feuerstelle aus Verbreunungsgase unter dem Fußboden und in den Wänden nach dem Schornstein geleitet wurden. Der gute, alte Ofer aber soll durch die Bayern nach Oberitalien gebracht worden sein Im übrige» siudet man im Süden heute meist nur Kamine oder Kohlenbecken, die schon bei verhältnismäßig geringer Kälte nicht- mehr ausreichen einen größeren Räum auch nur einigermaßen zu erwärme»,
Schvn vor Jahrhunderten hatte man in Deutschland seine Heizjorgen, wie sie auch jetzt wieder z» verzeichnen sind Dies beweist ei» Preisausschreiben, das kein Geringerer als Friedrich der Große 1763, also unmittelbar nach dem Siebenjährigen Krieg, veranstaltete. Es galt „einen Stubenosen, so am wenigstens Holz verzehre!". Man kannte also damals schon eine Art „Kohlenklail". der sich allerdings wohl mehr an handfesten Buchen- oder Fichtenscheiten als an den „schwarzen Diamanten" gütlich tat.
Trotz aller Fortschritte der Technik konnte der Kachelofen in vielen Gegenden des Reiches bis zum heutigen Tage das Feld behaupten. In manchen Bauernhäusern, historischen Gaststätten wie z. B. dem Salzburger Peterskeller oder Museen finden sich noch wahre Kunstwerke aus diesem Gebiet Da gibt es prächtig bemalte oder geformte Kacheln, ans denen Darstellungen aus dem Landleben oder der örtlichen Sagenwelt wiedergegeben sind. Zwischen dem Ofen und der Wand aber entdeckt man einen warmen, dunklen Winkel, die sogenannte Hölle, die uns zu einem Plauderstündchen an de» langen Winterabenden einlädr.
Veraltet sind beule der Berliner Kachelöfen ohne Rost, hoch und schmal gebaut, mit langen waagerechten Zügen, und der süddeutsche Kachelofen, der durch Aschfall mit Aschkasten und Aschtür, Planrost und Füllraum für Dauerbrand von mehreren Stunden gekennzeichnet ist Die neuzeitliche Ein- heitssorm des Kachelofens unterscheidet sich durch breite, nie- drige Bauart sowie Aschfall mit tiefliegendem Dreh- oder Schttttelrost von ihren Vorgängerinnen. Ferner sind hier die glatte, schmucklose Oberfläche zur leichteren Reinerhalning und die überwiegend lotrecht angeordneken Rauchzüge zu erwähnen, durch welche die Ablagerungen von Flugasche vermieden werden sollen. Auch werden bei diesem Ofentvp die Verbrennungsgase zur Erwärmung der Luftschichten über dem Fußboden durch den unteren Osenteil abgeleitet Dieser Einheitsofen. bei dem als Brennstoffe Braunkohlenbriketts. Holz, Tors und Steinkohle in Betracht kommen, kann auch zur Dauerbrandheizunq für mehrere Zimmer verwendet werden.
Bei eisernen Oefen ist bekanntlich eine schnelle, oft lästige Hetzwirkung, aber auch ein rasches Erkalten infolge fehlender Wärmespeicherung festzustellen Die Regelung der Verbren- nungsliifk erfolgt bei ihnen durch eine Luftrosctte. Eine veraltete Form auf diesem Gebiet ist der ganz aus Eisen bestehende Kanoncnosen. Neuzeitliche Typen sind mit eingebauten SchamoMkörpern zur Milderung der Hitzeaussträhluna sowie mit Dauerbrandfeuerung als Ersatz für die Wärmespeicherung versehen.
Charakteristische Oefen fremder Länder sind neben dem überseeischen Dauerbrandofen zur Ausnahme großer Brcnn- stossmengen der irische Ofen von niedriger Bauart und quä- drastischem Querschnitt, dessen Umhüllung oft in Emaille oder Majolika hergestellt wird: ferner der schwedische Ofen, der einen sehr hohen Zylinder bildet. Nicht minder merkwürdig ist der gewaltige russische Ofen, aus dem die ganze Familie aus dem Lande im Winter nicht nur den Tag, sondern auch die Nacht verbringt. Oft wird er, soweit er aus Ziegelsteinen besteht, zur Erzeugung von Dampf für Dampfbäder in erhitztem Zustande ausgiebig mit Master besprengt. Der Krieg im Osten hat vielen von unseren Soldaten dazu Gelegenheil gegeben, derartige Ofenungetüme kennenzulernen. Schließlich gibt es auch noch die mannigfachsten modernen Heizmethoden von der Fern- bis zur Zentralheizung, durch die ganze Gebäude oder gar Stadtteile mit Wärme versorgt werden können. Erstere steht meistens in Verbindung mit Gas- oder Elektrizitätswerke» zur Ausnutzung von Abwärme und damit zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit dieser Kraftanlagen.
Volksfturm —
Sinnbild der Volksgemeinschaft
HU- / FF M F
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j40. Fortsetzung)
„Siehst du, Geliebter, nun wird alles gut. Ich gehe aus deinem Leben und ich nehme das Kind mit und alles soll sein wie nie gewesen oder als ob du etwas Schönes und Schmerzliches nur geträumt hättest. Nun wirst du glücklich werden, leben, lachen und viele Kinder haben."
Alexander dachte, daß sie irre spreche. Er suchte nach einem Satz, den ihren zu entkräften, aber sie war im Sterben stärker als er. Sie winkte mit der Hand Fredegard.
„Fredegard, Erde", rief Edda, „du braune, atmende, reine Erde, Heimat, du Wald und See! Du mußt zu Alexander kommen, damit er lebe .."
Und als sich Fredegard aus dem Dämmer löste, auf diese Namen hörend, als hätte sie diese immer getragen, nahm Edda Alexanders Hand von ihrer kalten, weißen und legte Fredegards Finger darauf, in denen das Vlut und alles Gesunde des Landes und der Heimat pulste, und diese beiden zusammengelegten Hände küßte sie.
Die Dämmerung der weißen Nacht wurde blau in den Räumen. Vor den Fenstern erhellte sich im ersten Frühschein alles Dunkle. And immer noch lag Alexanders Arm über den schmalen Schultern seiner Frau, die nur zu schlafen schien...
Monate waren seit Eddas und ihres Kindes Tod dahingegangen. In Ralmanskow grünten Park und Felder im Scheine der wärmenden Frllhlingssonne. Aber während alle Menschen seiner Umgebung aus diesem alljährlichen Wunder der Erneuerung des Lebens. aus diesem verheißungsvollen Sprießen und Blühen Kraft und gläubiges Vertrauen sammelten, verschloß sich Alexander Ral- manski all diesen Kraftströmen aus heimatlicher Scholle. Er war fast gegen seinen Willen zurückgekehrt; denn ursprünglich hatte er daran gedacht, für lange Zeit auf Reisen zu gehen, aber dann zog ihn eine ihm unerklärliche Gewalt doch nach Ralmanskow. Aber auch hier fand er keine innere Ruhe, ja, es schien ihm, als steigere sich seine seelische Unrast von Tag zu Tag.
2m Grunde genommen führte Alexander das Leben eines Einsiedlers. Er war für niemand zu sprechen und vermied es ebenso, etwa alta Bekannte aufzusuchen, obwohl er aufrechte Freunde hätte srnden können.
Fredegard. die in teilnehmender Liebe Alexander helfen wollte.
litt schwer unter der Aussichtslosigkeit, dem geliebten Freuno Stütze in seinem Leid zu sein; denn helfen wollen mit allen Kräften ihrer gesunden, starken Seele, helfen wollen durch innigste Liebe und doch nicht helfen können, das war ein Zustand, den Fredegard auf die Dauer als untragbar empfand.
Wohl kam sie dann und wann nach Ralmanskow, aber dabei oerbrachte sie die meiste Zeit in Gesprächen mit dem alten, treuen Diekmann, dem Verwalter, während Alexander für sie nur wenige, mit müder Stimme gesprochene Worte des Dankes fand und schon aus seinem Wesen erkennen ließ, daß er in seinen Grübeleien nicht gestört sein wolle und an den Vorgängen um ihn herum und gar erst draußen in der weiten Welt keinerlei Interesse habe.
Eines Tages, es ging schon dem Sommer zu, brachte Fredegard, als sie mit ihrem Bruder Rupprecht in Platenshof zusammensaß. das Gespräch auf Alexander.
„Was meinst du?" sagte sie zu Rupprecht, „was mit Alex noch werden soll. Ich habe den Eindruck, daß etwas geschehen mutz. Er sieht geradezu verfallen aus, und es scheint, daß er auf dem besten Wege ist, in kurzer Zeit zugrunde zu gehen. Entsetzlich ist das. 2ch kann das nicht mehr mit ansehen."
„Edda hatte ja vorausblickend eine solche Wendung wohl befürchtet", erwiderte Rupprecht, „und dich deshalb mit einer besonderen Aufgabe betraut... wenn ich dich seinerzeit recht verstanden habe?"
„Ach Ruppy, wozu sagst du mir das! Du weißt ja selbst, wie ich mich gemüht und wieder gemüht Habs, Alex von seinen lastenden, lähmenden Gedanken zu lösen, aber er war ja nur Abwehr. Und dann: Es kann und darf doch nicht alle Initiative nur von mir ausgehen Wie wir zueinander stehen, weiß er ganz genau. Das entscheidende Wort kann aber nur Alexander sprechen. Das vermag ich ihm nicht auch noch abzunehmen, so sehr ich ihn sonst mit allen inneren Kräften stützen will."
„Weißt du, Frede", entgegnete Rupprecht, „ich glaube, du siehst das alles falsch — trotz deiner Liebe, ja gerade wegen deiner tiefen Liebe zu Alexander. Bedenke: Edda ging an ihrer Liebe zu Alexander zugrunde, weil sie ihr ganzes Ich aufgab und zuletzt nicht einmal mehr die Kraft hatte, den entscheidenden Wunsch durchzusetzen, ihr Kindchen in Ralmanskow zu erwarten. Sie hatte sich durch das völlige Aufgeben ihres Selbst seelisch so geschwächt, dcktz sie dann nicht mehr fähig war, die Katastrophe zu verhindern. Nur was Alexander wollte, hotte zu geschehen. So etwas kann aber nur da gut gehen, wo ein Mann genug Feingefühl besitzt, selbst unausgesprochene Wünsche der Frau zu erkennen, und wenn er außerdem die Gabe besitzt, diese Wünsche im Hinblick auf das gemeinsame Glück richtig zu bewerten. Dabei hatte Edva Alexander sogar ausdrücklich gebeten, mit ihr nach Ralmanskow zu fahren, wie mir Alexander später selbst verzweifelt gestand."
V 0 t »t-ul ungewohnten Heftigkeit Fre- ^ degards Hände, schaute ihr mit gütigem Ernst in die Augen und fuhr fort: „Fredegard, mein Schwesterchen, ich würde das folgende nicht oder anders sagen, wenn ich nicht noch an eine Wendung zum Guten glaubte. Das zu deiner Beruhigung.; denn was ich sagen : muß, ist hart."
„Aber Rupprecht, so sprich doch nur. 2ch werde es schon ertragen. ! und so wie bisher geht es ja doch nicht weiter!"
! „Denke einmal nach, Frede. Wer ist denn eigentlich dieser Alexander, um den sich alles dreht. Er hat gute Anlagen, war tüchtig in seinem Amt. Von äußerlichen Vorzügen brauche ich nicht erst zu reden. Auch fleißig war er und wollte immer das Gute. Aber Gutes zu wollen ist doch eine Selbstverständlichkeit. Er jedoch begnügte sich stets damit und nahm schon den Willen für die Tat. Zudem war ihm im Leben immer alles für voll ausgegangen, und so hat er nie ^ recht zu kämpfen gelernt. Deshalb versagte er fast stets, wo er sich bewähren sollte. Was hätte er Edda an innerem Leid sparen können. wenn er, statt dünkelhaft und dann wieder sinnlos eifersüchtig zn sein, sich stets im entscheidenden Augenblick vor sie gestellt und sie vor vielem Kummer geschützt hätte. Gewöhnlich erkannte er erst zu spät, was seine Pflicht war und dann suchte er mit seiner Liebe wieder alles zu überbrücken. Und was ist er für ein starrsinniger Egoist. Sind denn gesellschaftliche Vorurteile wert, einem Menschen immer wieder Leid zuzufügen? Diese Ehe war so, daß er in Wirklichkeit nur wenig gab und alles, aber auch alles, nahm. ' Wohl geschah dies mitunter aus seiner Unwissenheit, das sei ihm ' zugute gehalten. Und nun, da das Unglück hereinbrach, verlor er ! jeden Halt Er ist zu weich. Vielleicht lastet noch nicht einmal genug , aut ihm um ihn zu Härten und aufzurütteln. Wenn er sein Ver- ! nivgen, seine Güter verlieren würde, wenn er auch materielle Not i litte, dann würde er kämpfen müssen, und ich glaube, er hätte die ! Anlagen, nch durchzusetzen."
! „Rtlpprecht, das klingt ja alles entsetzlich: Schon die Vorstel- ! lung davon "
^ „Ein Wort noch, Fredegard. Ich sehe den Dingen auf den Grund. ! Sie sind nun einmal nicht anders. So leid es mir tut, ich muß es ! Dir sagen: Du bist in deiner Liebe verblendet, du siehst einen anderen Alexander als den wirklichen. So lange das der Fall ist, ! vermag ich für euch beide nichts zu hoffen. Ist aber deine Liebe : erst so, daß sie auch den Alexander mit all seinen Fehlern und Män- ! geln umschließt, so wirst du auch wissen, was du ihm zu sagen hast ; und wie du zu ihm sprechen mußt. Du hilfst dann dir und ihm zu- > gleich. Jetzt aber laß mich gehen, meine liebe, arme Frede. Denke i in Ruhe nach und übereile nichts. Ich wünsche dir von Herzen j Kraft zum rechten Entschluß. Und nun: Leb wohl'"
! „Leb wohl, Rupprecht. Es ist alles so schwer... Aber vielleicht j habe ich dir noch nie so viel zu danken gehabt wie heute, du Guter."
* (Schluß folaU