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ScywaLzuülüer TugsszSÜuug

Nr. L60

Arnheim bedeutete den Wendepunkt

Der Stimmuugsumschwuug in England

Der soeben von einem Besuch aus der Schweiz zurück­gekehrte militärische Mitarbeiter des Londoner Reuter­büros John Kische machte interessante Ausführungen über die Stimmung in England angesichts der militärischen Lage. Was einem bei der Rückkehr nach England nur nach einem Monat Abwesenheit beeindruckt, ist der Wandel in der Auf­fassung über die Dauer des Krieges. Ich fand dies über­all, wohin ich kam. Arnheim bedeutete den Wende­punkt, sagten mir die Leute überall. Es gibt tatsächlich genug militärische Rechtfertigungen des Standpunktes, daß das Ende des Krieges nicht, wie wir erwarteten, bevor­steht. Der deutsche Widerstand hat sich beträcht­lich versteift. ES scheint, daß die Führung der deut­schen Wehrmacht imstande gewesen ist, eine Krise nach der anderen zu überwinden. Es hat sich erwiesen, daß die Schlacht um Deutschland länger und härter sein wird, als es noch vor einem Monat aussah.

Sei es möglich, daß auch die alliierte Siegessicherheit sich als Illusion erweise? fragt George Murray imCon­temporary Review". Ihre Zuversicht gründe sich auf die Ueberlegenheit der materiellen Hilfsanellen, die Verbünde­ten hätten aber in den Deutschen nach wie vor ebenso siegesbewußte Gegner. Trotz der Rückschläge zeig­ten die deutschen Soldaten weiter ihre alte Zähigkeit und kämpften an allen Fronten mit der ihnen eigenen Ent­schlossenheit, Kühnheit und Geschicklichkeit. Italien sei nur ein Beispiel für ihr meisterhaftes militärisches Können Nirgendwo sei ein Anzeichen für das geringste Nachlassen der Kampfmoral zu entdecken. Die Deutschen hätten sogar teilweise Grund, sich selbst zu be­glückwünschen, vor allem wegen ihrerV1", die noch immer einen großen Tribut von den Engländern fordere. Die deutschen Soldaten glaubten felsenfest, daß die göttliche Vor­sehung ihnen den schließlichen Erfolg schenke. In ihren Augen sei es unmöglich, daßKreaturen so niederträchtig, wertlos und bösartig wie ihre plutokratischen Feinde, die Bolschewisten, Inden und ihre bestechlichen Handlanger" jemals den Endsieg erringen könnten. Die alliierten Sol­daten wunderten sich immer wieder über die Haltung ein- gebrachter deutscher Gefangener, besonders die der jun­gen Nationalsozialisten.

Der Präsident der United Preß, Vaillic. erklärte nach Rückkehr von einer Informationsreise an die französische Front in einem Newyorker Rundfunkinterview: Wir dür­fen uns nicht vorstellen, die deutsche Luftmacht existiere nicht mehr. Besonders auffällig tritt die zunehmende Stärke der deutschen Flak in Erscheinung.

Moskauer Nachrichtens,enst leine Heye gegen me iranische Regierung fort.

Neuerdings werden weitere 14 Zeitiingsstimmen zitiert, in denen der Ministerpräsident u. a. als Reaktionär hingesteklt wird. Aus einem Neuterbericht zur iranischen Frage geht hervor, daß der Beschluß der iranischen Negie­rung. keine Oelkonzesswnen zu gewähren, am 2. September gefaßt wurde. Fast 14 Tage später traf die sowjetische Ab­ordnung in Teheran ein.

Nationalsozialistische Opferbereitschaft

Die in vielen Schlachten bewährte Panzergrenadier- Division ,,G r ' tz d e u t s ch l a n ö", die zur Zeit an einem im Brennpunkt der Kämpfe stehenden Frontabschnitt ein­gesetzt ist, hat eine Sonöersammlung für das Winterhilfs­werk des deutschen Volkes durchgefiihrt. Von den Panzer­grenadieren der Division wurde daS einzigartige Sam­melergebnis von einer Million Reichsmark erzielt.

Im Auftrag der Division überreichte eine Abordnung unter Führung von Eichenlaubträger Oberst Langkeit Rcichsminister Tr. Goebbels diese Spende. Dr. Goeb­bels übermittelte den Angehörigen der Division seinen Dank und seine Bewunderung für ihre unter schwersten Verhältnissen bewiesene nationalsozialistische Opferbereit­schaft.

Ostfreiw Mge Träger des EK l

Die Freiwilligen ans den Reihen der Ostvölker erhal­ten seit dem 28. Januar dieses Jahres auch daS Eiserne Kreuz. Vielen Ostfreiwilligen ist inzwischen für ihre Tap­ferkeit im Kampf gegen den Bolschewismus das Eiserne Kreuz n. Klasse verliehen worden. Aber auch das Eiserne Kreuz l. Klasse konnten sich zahlreiche Ostfreiwillige durch besondere Tapferkeit erringen. Der besondere Wert dieser Auszeichnungen liegt sür die Freiwilligen der Ostvölker darin, daß das Eiserne Kreuz nur solchen Freiwilligen ver­liehen wird, die bereits die ostvölkische Tapferkeitsauszeich­nung in Bronze und Silber besitzen. Außer Einzelkämpfern sind ganze Einheiten der Ostvölker bisher viermal lobend nn Wehrmachtbericht und in zahlreichen Fällen auch in den Ergänzungen zum Wehrmachtbericht und in ausführlichen Berichten der Presse erwähnt worden.

Wachsende Erkenntnisse

Es ist interessant, daß und wie Schweizer Zeitungen die Moskauer Bolschewisierungsmethoden in Europa geißeln. Sie schildern u. a. die Art, wie die Sowjets in Ländern Vor­gehen, die sie nunim Zuge eines Waffenstillstandsgesuchs besetzt" haben.

Das gesamte Leben werde mit dem Vorwand der Kriegs­notwendigkeit unter sowjetische Kontrolle gestellt. Es werde die sogenannte Säuberung durchgeführt,' Kontrollkommis­sionen würden entsandt, die in Wahrheit ein großer Stab von wohlinstruierten und geschulten kommunistischen Zellen seien; diese Unterwühlungsaktion werde von der kommuni­stischen Presse mit Anklagen und Drohungen wirksam unter­stützt; auf diese Weise erfolge nach und nach ein Abstcrben der nuf nationale Unabhängigkeit und eigenstaatliche Ord­nung bedachten Kreise und eine künstlich geförderte Wuche­rung des bolschewistischen Einflusses. Man verstehe, was darunter gemeint war, als die Moskauer Presse unlängst der Hoffnung Ausdruck gegeben habe, Finnland werde bald denDurchbruch der wahren Demokratie" erleben.

Die Schweizer Erkenntnisse haben sofort Bestätigung gefunden. Kaum lagen sie vor, da kam schon die Mitteilung, daß der finnische Kommunistenhäuptling Aaltonen der fin­nischen Negierung Unwilligkett und Unfähigkeit vorwirft, die politischen Methoden zu ändern, und zu offener Gewalt­anwendung auffordert.

Was erlebte man am gleichen Tage in Rumänien? Dort stürzten die Handlanger Moskaus die Kapitulationsregie­rung Sanatescu und schoben die alsdemokratischen Block" getarnten bolschewistischen Parteigänger an die Spitze, wobei der berüchtigte Kommnnistenhäuptling Patrascanu eine Hauptrolle spielt. Die Verräterregierung Sanatescu war gestürzt worden, nachdem man ihr Verfehlungen gegen die Waffenstillstandsbeöingungen vorgeworfen und Massen­demonstrationen inszeniert hatte.

Zu diesen rapiden Bolschewisierungen paßt der Hohn, der auf die kriecherische bulgarische Berräterregiernng soeben wieder geschüttet wird: die Alliierten kennen sie nicht als mitkriegführenö" an. Sie darf nur nach vielwöchigem Warten auf Waffenstillstandsbedingungen den Alliierten Kanonenfutter liefern.

Die Erkenntnisse, was die Bolschewisten mit Europa treiben und treiben wollen, wachsen nicht nur in der Sckweizs sie greifen überall allmählich um sich. Was Deutschland und deutschen Menschen darüher hinaus drohen würde haben wir an den Grenzen erlebt! G. D.

Britischer Nachschub bombardiert

Starke Angriffe deutscher Nachtschlachtflagzeuge im holländischen Raum

Szalasi Führer der Nation

Am Donnerstag trat das ungarische Abgeordnetenhaus zusammen. Der stellvertretende Ministerpräsident legte dem Hause die Gesetzesvorlagen vor, die hinsichtlich der provi­sorischen Ausübung des Reichsverweseramtes u. a. besagen, daß der Reichstag die Verzichterklärung Nikolaus von Hor- thys auf sein Reichsverweseramt vom 10. Oktober 1844 zur Kenntnis nimmt. Der Reichstag nimmt ferner gutheißenö zur Kenntnis, daß hiernach der Königlich-Ungarische Mini­sterpräsident Franz Szalasi provisorisch auch den Rechts­kreis des Reichsverwesers ausübt. Der Reichstag verschiebt die Besetzung des NeichSvcrweseramtes und betraut bis da­hin den Königlich-Ungarischen Ministerpräsidenten Franz Szalasi mit den Geschäften des Staatsoberhauptes. Er führt den TitelFührer der Nation". Der Führer der Nation leistet vor den beiden Häusern des unverzüglich ein­zuberufenden Reichstages den Eid. Sämtliche Rechte, die bisher dem Reichsverweser zustanden, werden nun von dem Führer der Nation ausgcttbt. 'Sofern er keinen Minister­präsidenten ernennt, versieht er auch den Posten des Mini­sterpräsidenten. Uebcr dieses Gesetz hat das ungarische Ab­geordnetenhaus in seiner Sitzung am Freitag Beschluß gefaßt.

Moskau griff nach dem Zran-Oel

In einer Rundfunkansprache erklärte der iranische Ministerpräsident Säd, daß die iranische öffentliche Mei­nung, solange sich fremde Truppen auf iranischem Boden be­finden, jede Konzession als unter Zwang abgegeben ansehcn. werde. Deshalb habe die iranische Regierung die sofortige!! Konzessionswttnsche abgelehnt. Wie NP meldet, setzt der

Aus technischen Gründen veröffentlichen wir den Wehrmachts- bertcht vom Samstag und Sonntag erst in der morgigen Ausgabe.

Von Kriegsberichter Harry Gehm

sP.K.i In unermüdlichem Einsatz greifen die deutsches ^.hiachtflicger bei Tag und Nacht in die schweren Kämpfe an der Westfront ein und bringen dadurch unserer in har­ten Abwehrkämpsen stehenden Infanterie so manche fühl­bare Entlastung. In der Nacht zum Montag führten starke Verbünde deutscher Nachtschlachtflugzeuge mehrere Stunden hintereinander Angriffe gegen Ziele im holländischen Raum, wo die Kämpfe seit einigen Tagen wicöex äußerste Heftig­keit angenommen haben. Die Engländer haben hier starke Kräfte eingesetzt, um ihren über Eindhoven nach Nimwegen führenden Frontbogen nach Norbwcsten in Richtung aus Breda und Hertogenbosch sowie nach Osten in Richtung aus Venlo und Rörmonö zu erweitern. Durch sofort angesetzte starke deutsche Gegenstöße wurden die angreifcnden Briten jedoch zum Stehen gebracht, in einigen Abschnitten sogar über ihre Ausgangsstellungen hinaus zurückgeörängt. Die Briten haben daraufhin neue Kräfte in den Kämpf gewor­fen, wobei sich die Kämpfe vor allem in den unwegsamen Moorgebieten bei Deurne und Weert zu größter Heftigkeit gesteigert haben.

Der Angriff unserer Nachtschlachtverbänöe zur Ent­lastung unserer Erdtruppen richtete sich vor allem gegen feindliche Versorgungs- und Nachschubstützpunkte an diesem Frontabschnitt. Bereits in der ersten- Abenddämmerung überflogen die ersten Wellen der deutschen Nachtschlachtflug­zeuge vom Muster Focke-Wulff 190 und Junker 87 die Front, die sich durch äußerst lebhaftes Artilleriefeuer und zahlreiche kleine und große Brände in den Ortschaften ab­zeichnete. Trotz starker feindlicher Abwehr durch Flak und zahlreiche Nachtjäger kam der Angriff gut zur Wirkung. Vom geschlossenen Verband wurden schwere Sprengbomben sowie zahlreiche Brand- und Splitterhomben in die befoh­

lenen Ziele geworfen, in Serien schon bald an vielen Stel­len Brände entstanden.

Als die nächsten Wellen der deutschen Nachtschlachtflug­zeuge anflvgen, stand der Mond noch am Himmel und be­leuchtete die Landschaft fast taghell, soöaß die Angriffe nun mit noch besserer Wirkung durchgeführt werden konnten. An der Front hatten inzwischen die lebhafte feindliche Ar- nllcrietätigkeit stark nachgelassen; nur noch ab und zu sah man Münönngsfeuer ausblitzen. Auch die feindliche Ab­wehr durch Flak und Nachtjäger war wesentlich geringer geworden. Wieder wurden die Bomben in zusammenge- faßtcm Angriff auSgelöst: dann stürzten sich unsere Nacht- lchlachtflugzeuge im Tiefflug aus feindliche Vattcriestellun- gen und bekämpften sie mit ihren Bordwaffen. Ein junger Fähnrich, der vor wenigen Tagen erst seinen ersten Feind­flug gemacht hatte, brachte dabei durch tollkühnen Tiefan­griff eine hritische Flakhatterie zum Schweigen.

Im Frontgebiet leuchteten uns zahlreiche Brände ent­gegen", berichtete ein Oberfeldwebel, der an dem Angriff der zweiten Welle teilnahm und in dieser Nacht seinen 131. Feindflug machte.Aber von Erdkampftätigkeit war auf der Feinöseite kaum etwas zu merken, ein Beweis dafür, daß die Engländer unsere Angriffe fürchten und bei unserem Erscheinen ihre Kampftätigkeit schlagartig einstellen, um ihre Stellungen nicht zu verraten. Der von uns angegrif­fene Ort. ein wichtiger NachschubMtzpunkt dicht hinter der feindlichen Front, war durch den Mond fast taghell beleuch­tet, sodaß es unmöglich war, die Bomben daneben zu wer­fen. Ich sah überall mitten im Ort die schweren Detona­tionen unserer Sprengbomben sowie die Einschläge unserer in Massen abgeworfenen Brandbomben. Nachdem ich meine Bomben geworfen hatte, entstand sogleich ein größerer Brand. Ich glaube, daß dieser Angriff unserer Infanterie wieder einmal etwas Lust aebracbt bat".

Drama ... Ser Ferne.

Skizze von Sanleri Ingmann.

Seit etwa einer halben Stunde fuhr unser Zug mit großer Geschwindigkeit durch eine öde, vom Regen verwaschene Land­schaft. Keine Felder, fast keine Dörfer. Plötzlich änderte sich das Tempo, verlangsamte sich, und bald knirschten Sie Bremsen, der Zug hielt an. Ich beugte mich zum Fenster meines Ab­teils hinaus, um zu sehen, was es gebe: weder eine Station noch irgendwelche Arbeiter auf der Strecke. Der Zug stand aus einer Brücke.

Diese Eisenbahnbrücke führte über ein enges, tiefes Tal. Mein Wagen hielt mitten über dem Wasser. Das Wasser füllte das Ufer bis zum Rande und floß zwischen schon herbstlich ver­färbten Gräsern, die eine Reihe hoher Birken einsäumten, und den mächtigen Felswänden hindurch, die unser Viadukt mit­einander verband.

Der wolkige Himmel, der andauernde Regen erfüllten das Tal mit einer solchen Schwermut, daß ich mich ganz bedrück! fühlte. Zwei Kilometer weiter verschwand das Tal in einer Biegung und man sah, daß sich der Fluß gabelte und in einer grünen Blätterwirrnis verlor. Nicht ein Haus stand an den Ufern. Auch keins auf den Felsen oben.

Ich ging an die andere Tür des Abteils, um dort hinaus­zuschauen. Hier war alles noch enger und die Landschaft noch düsterer. Der Regen, der grau auf rasch dahinströmendes Wasser und hochstehende Gräser niederfällt, weckt in mir von jeher ein unüberwindliches Angstgefühl. Auch auf dieser Seite

sah ich nicht eine menschliche Behausung, nicht ein menschliches Wesen. Eben wollte ich mich fröstelnd an meinen Platz zurück­begeben, als ich ein Kind bemerkte, das am Ufer angelte.

Plötzlich schien mir alles verändert. Alles glättete sich und wurde freundlicher in dieser Landschaft, in der ein Junge, ganz allein, ruhig am Rande des Wassers einen Fisch zu angeln versuchte. War dieser Junge ganz allein? Wo stand sein Haus, sein Dorf? Vielleicht dort unten, hinter den Weiden? Ich nahm mein Fernglas und suchte die Ufer ab. Ich konnte nichts entdecken und richtete meine Blicke wieder auf den kleinen Angler. Ich sah ihn ganz deutlich, so als wäre er nur einige Schritte von mir entfernt.

Er mochte kaum mehr als zehn Jahre sein. Meine Augen blieben mit großer Freude an seinem Gesicht haften, das einen kindlichen Eifer verriet. Kräftiges Helles Haar quoll unter

seiner alten Mütze hervor. Mil vorgeschobenem Kinn, zu­sammengezogenen Brauen, geöffneten Lippen folgte der Kleine mit seinen Blicken der Angel auf der Strömung und beugte sich mit weit ausgestrecktem Arm vor, um ihr so viel wie mög­lich Spielraum zu lassen. Als er sie nicht weiter hinausschieben konnte, zog er sie mit einem Ruck ein, um sie nach der ent­gegengesetzten Seite auszuwerfcn.

Ach! Seine Angelschnur verfing sich in den Gräsern der Böschung. Er zog nach allen Richtungen an ihr, riß sie hin und her und geriet in einen solchen Zorn, daß die Angelrute zerbrach. Ich sah nun, wie er versuchte, den Stöpsel, der anscheinend vor ihm auf dem Wasser trieb, mit dem Angelstock zurückzuholen. Er konnte ihn aber nicht erreichen. Er sprang nun auf einen Stein, der aus dem Wasser hervorragte, stellte sich auf die Fußspitzen, legte einen Arm auf den Rücken und streckte den anderen mit dem Angelstock so weit wie möglich vor...

Von diesem Augenblick an schaute ich nicht mehr zu meinem Vergnügen hin. Ich sah ganz deutlich, wie der Junge das Gleichgewicht verlor, einen Augenblick auf einem Fuß schwankte und dann ins Wasser hiueinglitt. Ein Aufspritzen, ein leichter Wellenschlag und E^Angelstock trieb auf der Strömung.

Ich riß mein Fernglas herunter, schrie laut auf, ohne meine Augen von der Stelle abwenden zu können, die plötzlich wieder in ihre wirkliche Entfernung von mir gerückt war unerreichbar in dieser Landschaft, erbarmungslos, einsam.

Ich schrie, aber nicht mehr laut. Die benachbarten Abteile waren leer, und wegen des heftigen Windes standen nur wenige Fenster offen. Ein einziger Mitreisender erschien am Fenster. Ich wies mit dem Arm nach dem Fluß hin, redete gegen den Wind:Ein Kind ist dort ins Wasser gefallen!" Der Mit­reisende begriff- nicht. Er bemühte sich öffenbar za entdecken, was ich ihm Interessantes zu zeigen hatte.

Im gleichen Augenblick kam mir der Gedanke, die Not­bremse zu ziehen, aus dem Zuge zu springen, den Zugführer zu rufen. Aber ich tat nichts dergleichen, und es wäre ja auch ganz zwecklos gewesen. Die kleinste Ueberlegung brachte es mir zum Bewußtsein.

Wußte ich doch, daß wir, festgeklemmt, in bedeutender Höhe über dem Tal, hielten. Wir warenZug". Wir hatten ebenso wenig das Recht auf das Leben dieser Gegend wie auf das irgend eines anderen Teiles der Fahrtstrecke. Sogar der

eben empfundene Schmerz kam mir nicht zu. Ick< gehörte zum Eisenbahnmaterial, dessen Ballast, Schienen, Mechanik usw. bei der Abfahrr und der Ankunft die gleichen sin) eine ver­mittelnde, in sich geschlossene Welt, welche die Menschen während der ganzen Zeit, in der sie von einem Qrt zum ande­ren befördert werden, von der Mitwelt trennt.

Ueberöies fetzte sich der Zug jetzt wieder in Bewegung, und ich blieb nur noch wie erstarrt an me>. em Fenster stehen.

So fuhr ich weiter, während der Regen riir ins Gesicht peitschte. Die nächste Station war noch weit, und ich sah noch viele Landschaften, sah kleine Bahnhöfe, sah Häuser, wo ganz andere Dinge vor sich gingen...

(Berecht. llebertragung aus dem Finnischen von H, B. Wagenseil^

Erdbebenmesser für den Bergmann.

Erdbebenmesser sind die Geräte, die der Messung der Erdbebenwelleu und sonstigen Bodenschwankungen dienen. Diese Apparate auch Seismometer genannt haben die Aufgabe, die flüchtig durcheilende Wellen im Bilde festzuhalten und dadurch der messenden Analyse zugänglich zu machen. Die Herstellung dieser Instrumente hat seit den Forschungen des deutschen Professors Wiechert erhebliche Fortschritte gemacht, i sowohl hinsichtlich der Mannigfaltigkeit der Apparate als auch

> hinsichtlich ihrer Genauigkeit, gestatten sie doch z. B., eine Zeit- § scanne bis auf den zweitausendsteln Teil einer Sekunde zu be-

> stimmen. Einen neuen Fortschritt auf diesem Gebiete bedeuten s die Arbeiten von Professor Krumbach, der darüber kürzlich auf ! einer Gelehrtentagung zu Jena berichtete. Sein Gerät besitzt j den Vorzug, nur eine Masse von vier Kilogramm aufzuweisen, ! während die normalen Geräte der Erdbebenwarten das Fünf­zigfache erreichen. Der neue Messer zeichnet sich zudem durch

rößere Empfindlichkeit aus, die ihn zur Sicherung des Berg- aues in ganz besonderem Maße befähigt. Er stellt die kleinen Erdbewegungen fest, die den größeren und gefährlichen Stö­rungen voraufgehen, so daß dre entsprechenden Sicherungs- Maßnahmen rechtzeitg ergriffen werden können. So ist einmal der Zusammenbruch eines Abbaufeldes von 2000 Meter Länge und 400 Meter Breite vorher gespürt worden. Auch in anderen Fällen hat sich das neue Gerät bewährt, sind doch Häuser und Verkehrsanlagen bisweilen von den Setznngserscheinungen be­droht, deren Schädigungen nunmehr erfolgreich bekämpft werden können.