Seile 2
Tug-Sgraung
Nr. 253
Die junge
Ersatz bewährt sich an der
Von Kriegsberichter Kurt Klein-Scho nnefelö
(P.K.i Kahl unter der Herbstsonne Sehnen sich die Hügel- wellen zum Narew. Zerfallene Schuppen auf abgeernteten Feldern, die Trümmer einer Windmühle halbrechts am Hang und Räderspuren im Stoppelfeld. Im Bachgrunö, hinter dichtem, niedrigem Weiöengestürpp, eine Feuerstellung der Infanteriegeschütze. 500 Meter weiter, um die Httgelnase herum, eine Asphaltstraße. Im geduckten Sprung geht es über das dunkle Band. Drüben der Einstieg in den Graben, der schulterbreit und mannsticf in den Sandboden gegraben ist. Im Zickzack folgt er dem Bogen der Erdwette, die hier als Steilhang dem Westufer des Narew folgt.
In regelmäßigen Abständen sind Posten- und MG- Stände eingebaut. Bretter- und Strohverkleidungen versteifen die nachgcbenöen Sandwänöe. Feinöwä'rts sind die Erdanfschüttungen mit Grasplaggen getarnt. In der Grabensohle steht hin und wieder ein erbeutetes russisches Maschinengewehr. Handgranaten und Munition liegen in Hüfthöhe griffbereit in Erdfächern, die in die Grabenwünöe eingelassen sind. Ueberall sind schräg in die Erde sogenannte Fuchslvcher eingegrabcn, in denen die Grenadiere bei Fliegerangriffe und im Trommelfeuer Deckung nehmen können. Die einzelnen Gruppen haben ihre tief eingcgrabenen Schlafbunker, an der feinbwärtigen Seite, überdeckt von mindestens drei Bohlenlagen, die gut und gern auch schwereren Beschuß aushalten können. Die Bunker sind dick mit Stroh ausgepolstert. Hebst du die Bretterwand ab, die den Eingang deckt, dann wirst du immer einige Schläfer in ihre Decken eingerollt finden: Der Tag im Graben teilt sich zwischen Wache und Schlaf.
Es sind zum Teil sehr junge Gesichter, die in den Postenlöchern stehen und über die Deckung hinweg das jenseitige Flußufer beobachten. Sie sind vor vier, fünf Wochen noch in der Heimat gewesen. Jetzt haben sie schon längst ihre Feuertaufe hinter sich, fühlen sich zumeist schon als „alte Leute", und sie wissen ihren Stimmen einen gewissen Ton der Ueberlegenheit und Selbstsicherheit zn geben. Alle Erwartung, Hoffnung und Spannung, mit denen sie ausgerüstet sind, hat sich gelöst. Sic haben die Tatsachen kennengelernt, die nackte Wirklichkeit, und haben sich so oder so mit ihr absurden müssen. Jetzt ist die Front ihr Alltag geworden und die Welt der Jugend, die Welt der Worte, Gebärden und Sehnsüchte ist wie eine mürbe Schale von ihnen abgefallen.
Seltsam, erstaunlich und zugleich beglückend ist es, festzustellen, wie nüchtern diese jungen Männer in ihrer Pflicht stehen. Obwohl die meisten von ihnen hier in diesem Frontabschnitt aus den westdeutschen Gauen stammen, in Stolberg, Aachen, Jülich, München-Gladbach zu Hause sind, obwohl sie dort ihre Angehörigen bedroht wissen von dem nah an die deutschen Grenzen gerückten Krieg — trotz all dieser persönlichen Sorgen haben sie nichts von dem Selbstbewußtsein verloren, das sie sich in wenigen schweren Kampftagen erworben haben. Schweigsam sind sie geworben, diese jungen Westfalen und Rheinländer, schweigsamer, als es ihrer Jugend zukommt. Sie sprechen wenig. Und wenn sic sprechen, dann sprechen sie knapp, nüchtern, ohne Schnörkel und nennen die Dinge beim Namen.
So erzählt ein MG-Schützc, der Panzergrenadier W. Klaer, wie er vor kurzem in sein erstes Gefecht kam und wie er es bestand: „Komisch war es schon. In der Nacht waren wir angekommen. Frühmorgens bezogen wir unsere Stellungen. Die Alten betrachteten uns mit teils freundlichen, teils kritischen Mienen. Aber wir merkten doch, daß wir sehn- lichst erwartet waren. Das tat uns gut. Wir wurden ein gewiesen und bezogen unsere Posten. Noch war es dunkel. Kein Schuß fiel. Wir schauten über die Deckung und dachten daran, daß drüben in den dunklen Schleiern der Feind lag. Wir wußten, daß die Bolschewisten in wenigen Stunden angreifen würden und waren gespannt auf unser erstes Gefecht.
Allmählich wurde es Heller. Dann fielen auch die ersten Schüsse. Wir hörten die ersten Granatwerfereinschläge: die Sowjets streuten bas Gelände mit ihrer Artillerie ab. Das Feuer wurde immer schwerer, und bei jedem Einschlag zog ich meinen Kopf tief in Deckung. Zu allem Ueberfluß kamen nun auch noch die Schlachtflieger, die unentwegt mit mächtigem Getöse in unsere Stellungen schossen. Wir konnten deutlich beobachten, wie sie ihre vielen kleinen Bomben lösten. Ein Fnchsloch, in das wir uns hätten verkriechen können, war noch nicht vorhanden. Ich muß zugeben, baß ich unwillkürlich anfing, am ganzen Körper zu zittern. In diesen Augenblicken war alle. Zuversicht, mit der ich in den Kampf gezogen war, foiü So etwas hatte ich doch nicht er-
Mannschaft
Ostfront — Die Feuertaufe
wartet — io hilflos im Gravcn Hocken zn müssen, oyne ncy wehren zu können — es war einfach scheußlich. Und den Kameraden ging es bestimmt genau so.
Das feindliche Feuer hatte sich inzwischen zu einem rich- trgen Trommelfeuer gesteigert. Die Kugeln bolschewistischer Maschinenpistolenschtttzen zwitscherten über unsere Deckung. Es wurde immer unheimlicher im Graben. Vor allem, weil sich vor unserem direkten Abschnitt kein Sowjet sehen ließ. Dafür war rechts von uns ein wildes Gefecht im Gange. Da kam auch plötzlich schon der Befehl von dorther: „Der' Kanake st, ...rchgebrochen! Nach rückwärts absetzen!" Das hatte mir gerade noch gefehlt! Jedenfalls klemmte ich mir mein MG unter den Arm und rannte hinter meinen Kame- raöen her, die mit kurzen Sprüngen über freie Flüchen zuruckhetzten. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel herunter. Die Kameraden waren schon weit voraus. Mit dem MG konnte ich nicht so schnell mitkommen. Die kurzen Sprunge machten mich kaputt. Ich wurde langsamer, me,ne Bewegungen müder. Der Bolschewik haute mit seinen Granatwerfern, mit Pak und Maschinengewehren in unsere Reihen. Ich glaubte schließlich am Ende meiner Kraft zu sein, obwohl das Ganze doch höchstens einige kurze Minuten gedauert haben konnte.
. Da wurde ich plvl, gleichgültig. Ich ging aufrecht, ließ mich manchmal nieterfallen, erhob mich dann wieder — selbst der Tod war mir in diesem Augenblick egal. Da sehe ich plötzlich, wie unser Feldwebel in die Stellung zurückspringt. Einige Kameraden springen hinter ihm her. Ich lag gerade in einer einigermaßen sicheren Deckung. Aber ich hatte nur Sekunden zu überlegen — nein, eS gab keinen anderen Weg: ich konnte den Feldwebel und die wenigen Kameraden bei ihm nicht im Stich lassen! Ich hätte mich zu sehr vor ihnen geschämt.
Der Weg zurück durch das Trommelfeuer ivar hart und schwer. JrK riß mich zusammen und schaffte es. Mit neun
Mordbrenner auch
Bolschewisten zündele«
Die gespannten Verhältnisse im französisch-spanischen Grenzgebiet hatten die spanische Regierung gezwungen, starke reguläre Truppenkräfte einzusetzen Für die Härte der Kämpfe zeugt die Mitteilung der spanischen Agentur Cifra, daß in Las Bordas über 1500 Man» ans dem Schlachtfeld blieben. Las Bordas Hai schwerste Wunden von der bolschewistischen Herrschaft davongetragen. Die rotspanischen Banden zündeten vor ihrer Flucht das ganze Dorf an und zwangen die Zivilbevölkerung, sich mit ihnen nach der fran- zösischen Grenze zurückzuzichen.
Aus Gefangenenaussagen ergibt sich, daß die Banden im Grenzgebiet unter dem Oberbefehl des „Generals" Gayo stehen, der früher zum spanischen Heer gehörte und bereits im Dezember 1930 an einem bolschewistischen Aufstand teilnahm.
Er wurde dam !s zu dreizehn Jahren Zuchthaus verurteilt, kam aber nach dein Sturz der Monarchie wieder frei. Während des Bürgerkrieges kommandierte er die Brigade der berüchtigten anarchistischen Organisation FAJ. 1939 floh Gayo nach Frankreich.
Neue Vorbereitungen für den Aufstand
Ueber die Lage in Spanien berichtet „Stockholms Tid- ningen", daß es unabhängig von den Vorgängen im Grenzgebiet in verschiedenen Orten in Nordspanien zu Kämpfen gekommen ist Es bandelt sich hier um spanische Bolschewisten, die zu den Waffen gegriffen haben, weil sie die Zeit zur Beseitigung des Franco-Regimes für gekommen hielten. In-, zwischen plane die spanische Nationalunion, die in Südfrank- reuch gebildet worden sei. eine große Revolte zur Beseitigung Francos
Daß auch im Falle Spanien England und Amerika offenbar gewillt sind, den Bolschewisten bei ihren Plänen Hilfe zu leisten, zeigen die weiteren Mitteilungen, daß Negriv und Quirvea. die ehemaligen republikanischen Ministerpräsidenten, in Kürze aus London erwartet werden. Aus Amerika soll Barrios kommen, der als Führer einer neuen > spanischen Regierung genannt wird. Die Nationalnnion, so heißt es weiter in „Stockholms Tidningen", umfaßt alle francoseindlichen Parteien. De Gaulle hat bisher noch nicht die Absicht geäußert, die Tätigkeit der Roispanier zu unterbinden. Nach einer Reutermeldung wurde in Toulouse ein Kongreß der spanischen Bolschewisten eröffnet.
Kameraoen standen ivir schließlich wieder im Graben. Die Parole war klar: Bolschewik mußte abgewiesen werden. Und plötzlich war ich wie verwandelt. Mit einem Male war die Angst vor den feindlichen Geschossen verschwunden Mich packte eine regelrechte Lust am Krieg. Ich wurde sogar fast leichtsinnig. Das MG auf die Deckung gehauen und dem Bolschewik Garbe um Garbe entgegengepseffert! .Hemmungen wurden blitzschnell beseitigt. Ich sah. daß meine Hände bluteten, aber ich svürte nichts davon. Und dann hatten wir cs auch geschafft. Der Feind war restlos cib^^'iniert und wir saßen fest in unserer alten Stellmm. Ich schaute stolz über die Deckung und sah dem fliehenden Gegner nach. Mit einem Male hatte mir der Kamvk unbändigen Spatz gemacht. Das war meine Feuertaufe."
Der junge Panzergrenadier steckt sich eine Zigarette an, steht uns alle der Reihe nach noch einmal kurz an und zuckt mit den Schultern, als wenn er sagen wollte: „Na w --enau so war es und nicht anders und nicht mehr." Sväter sagt der Hauptmann, der sich diese Erzählung mit angebört ^at-„Besser und einfacher kann man das -mr nicht sagen. Genau so haben wir alle einmal unsere Fcncrtanfe erlebt." Und der Leutnant und Kompaniechef meint mit zufriedenem Lachen: „And so sind sic alle, die Neuen. Prächtige Burgen."
Zlvanzigjiitmger Mrgesreiter erhielt bas Ritterkreuz
Höchste Anerkennung für jugendlichen bewährten Kämpfer
Immer wieder beweisen gerade unsere jungen Grenadiere, daß sie ebenso wie die älteren erfahrenen Kämpfer ihren Mann stehen Der Obergefreite Vinning, ein Bauernsohn aus Mitteljchefflen, im Odenwald, zählt mit seinen SO Jahren noch zu den jungen Seine Auszeichnungen, die beiden Eisernen Kreuze und das Panzervernich, tungsabzcichen, bestätigen jedoch seinen bewährten Kampfgeist. Als sich sein Bataillon im Raum von Modohn absctzte und der Führer der linken Kompanie bei Erkundung nach einer günstigeren Stellung ausgefallen war, sollt- der Obergefreite mit 10 Mann einen Wald durchkammen und die unübersichtliche Lage klären. Er besetzte dabei eine Stellung mit besserem Schußfeld und hielt sie mehrere Stunden gegen starke feindliche Angriffe, bis ein neuer Kompanieführer den Abschnitt übernahm. Durch sein entschlossenes Handeln hatte er den Feind aufgehalten und dem Bataillon den Aufbau einer neusn Widerstandslinie ermöglicht. Durch Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes fand der bei diesem Unternehmen das drittemal verwundete Obergcfreite seine höchste Anerkennung.
in den Pyrenöen
spanische Dörfer an
Auch die Lotta-Organisation aufgelöst
Außer den Schutzkorps, die bekanntlich den Stamm und das Rückgrat der finnischen Wehrmacht bildeten, wird, wie aus Helsinkier Berichten in schwedischen Blättern hervorgeht, jetzt auch die bekannte Lotta-Organisation aufgelöst. Die von den Bolschewisten geforderte und von der finnischen Regierung prompt zugesagte Auflösung der Schutzkorps bedeutet eiiie entscheidende Schwächnng der finnischen Wehrkraft.
Nach „Svenska Dagbladet" besteht die Möglichkeit, daß in Finnland schon jetzt eine neue Regierungskrise ausbricht. Der Grund sei vor allem in den weitgehenden Forderungen zn suchen, welche die sowictische Kontrollkommission in den letzten Wochen vorgebracht habe. Dazu gehöre nach „Aftontidningen" auch die sowjetische Forderung, daß die finnischen Truppen über die Bedingungen des Unterwersungsdiktats hinaus weitere Blntopfer für die Bolschewisten bringen und auf norwegischem Boden weiterkämpfen sollen.
Fn Böhmen unk Möhren wirk angespannt gearbeitet
Der tschechische Minister für Volksaufklärung, Moravec, hielt eine Rundfnnkansprache an das tschechische Volk, in der er hervorhob. daß in Böhmen und Mähren Ruhe herrsche, daß mit Anspannung aller Kräfte gearbeitet werde und daß es gelungen sei, das Vertrauen des Reiches zu gewinnen. Die überwiegende Mehrheit des tschechischen Volkes habe erkannt, daß der einzige Weg zur Rettung der kleinen Völker der Sieg des Reiches sei. Im sechsten Kriegsjahr brauche in Böhmen und Mähren, die heute eines der ruhigsten Gebiete Europas seien, niemand Not und Hunger zn leiden. Der Minister forderte das tschechische Volk auf, durch Vertrauen und Disziplin der Regierung hilfreich zur Seite zu stehen.
Heldentod eines Schlachtflicgers
Vor dem Feinde siel Leutnant Otto Dommeratzky aus Löder- burg bei Staßfurt, Flugzeugführer in einem Scblachtgeschwader. der vom Führer am 5. September 1913 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet worden war. Leutnant Dommeratzky bewährte sich an der Ostfront auf 120 Feindflügen und schoß u. a. 20 sowjetische- Flugzeuge ab.
La; BeknMIins von Tanga !
Am 4. November dreißig Jahre nach einem Sieg in Afrika
Der Kampf, den der deutsche Oberst und spätere General von Lettow-Vorbeck mit einer Handvoll beherzter Männer im Ersten Weltkrieg aus afrikanischem Boden gegen eine gewaltige feindliche Üebermacht führte, gilt in aller Welt als beispielhaft für Zähigkeit und Initiative, für kühnen Angriffsgeist und kluge Abwehr. Viereinhalb Jahre hielt eine kleine deutsche Schutztruppe, ohne moderne Waffen, ohne zureichende Versorgung, dem Ansturm von etwa 300 000 Mann britischer Streitkräfte stand.
Der damalige Oberkommandierende im Feindlager, der verräterische Südafrikaner Smuts. hat den Triumph nicht erlebt, die deutsche Helvenschar zur Kapitulation zu bringen. Wie „Zielen aus dem Busch", so tauchte Lettows Truppe immer wieder aus den Wäldern und den Savannen auf und versorgte sich — vom Feind! Wie staunten die Briten, als dann nach dem Kriege nur eigene verlorene Waffen gefunden wurden...
Riesige Kräfte des Feindes hat diese Schar der Unverzagten gebunden. Der ostafrikanische Feldzug hat den Engländern ungeheure Opfer an Menschen und Material gekostet. Hier hat sich geradezu klassisch erwiesen, daß alle Tore dem kühnen Mann offen stehen, der sich zu keinem Zeitpunkt für j verloren hält.
Eine der glanzvollsten Leistungen aber war in diesem Kampf der echte deutsche Sieg in der Schlacht bei Tanga im Spätherbst 1914. Wahre Legenden hat der Feind darum erfunden. um sein eigenes Scheitern zu hemänteln. Mit „dressierten Wespen und Bienen" sollten, so berichtete London allen Ernstes, die Lettow-Männer die Entscheidung herbei- gesührt haben. Die Kenner Afrikas lachten über diesen blühenden Unsinn und wußten zur Genüge: der britische Löwe jammerte, weil man ihm das Fell so tüchtig vergerbt hatte!
Man mutz wissen, daß Tanga allerdings ein sehr wichtiger Platz für die Briten war. An der großen Tangabucht gelegen, dicht hinter der Ozeaninsel Pemba, stellte es einen vortrefflichen Hafen dar. Dazu war es der Ausgangspunkt § ver Usamharabahn, der wohl die größte wirtschaftliche Beden- > tung unter den Verkehrslinien des Schutzgebietes zukam. Hier sollten gewaltige Massen an Truppen und Material gelandet werden. Die große britische Flotte stellte den sicheren Schirm für diesen „militärischen Spaziergang", der um so gefahrloser erschien, da die Deutschen nicht einmal .Küstenbatterien besaßen und überhaupt nur ganz geringe Streitkräfte — ein paar Kompanien mit dem uralten Gewehr 7! und einige Maschinengewehre — hierherwerfen konnten
Die Inder, die Briten und Schotten glaubten sich bereits ihres „Sieges" sicher, als sie Fuß gefaßt hatten und die friedliche, saubere Stadt ohne Waffen vor sich sahen. Das war so recht ein Erfolg nach Londons Herzen, bei dem man mit geringsten Einsätzen in reichem Matze feindliches Eigentum nach Britenmanier erben konnte.
Kurz daraus fühlten starke britisch-indische Regimenter und Brigaden vor, aber da bissen sie plötzlich auf Granit. Ein Hagel gütgezielten Schützenfeucrs brachte ihnen sehr schwere Verluste, und bei jedem Ausspringen zeigten die Deutschen samt ihren treuen Askari, daß sie Soldaten der besten Schulung waren.
Tanga wurde so zu einer entscheidenden Schlappe, und die Briten mußten ziemlich kleinlaut abziehen. Die Schutztruppe Lettows aber zehrte vom Geist von Tanga noch vtele Jahre Besiegt wurde sie nie, und ihre Männer brachten auch ver neuen deutschen Wehrmacht ihr bestes Vermächtnis. Wenn vom deutschen Widerstand auch in den schwersten Lagen gesprochen wird, dann wird Tanga niemals vergessen werden! Auch dort haben Männer gestanden, wie es das Gesetz ihres Gewissens und Glaubens ihnen befahl. Sie blieben stärker als Tod und Üebermacht. Eitel Kaper
Die* Geschichte eines Honorars-
Von Sepp Peter Steinbach.
Es war ein leuchtender Morgen des Jahres 976, an dem >. der Schah Mahmud den Dichter Ishak Ibn Schereffah Abul Kasam Manssur rufen ließ und ihm das Folgende sagte:
„Du hast durch deine wunderbaren Lieder meinen Palast in ein Paradies verwandelt. Ich schenkte dir dafür meine Freundschaft, die dir ein sorgenfreies Leben sichert, und gab dir den Namen Firdusi. (Firdusi heißt: der Paradiesische.) Ich wünsche nun, daß du, den ich jetzt, nach dem Tode Dakikis, auch zum Dichterkönig ernennen will, die ruhmreiche Geschichte der Herrscher unseres herrlichen Reiches von der ältesten Feit bis zum Untergang der Sassaniden schreibst. Ich will dir für jedes Tausend Doppelverse tausend Goldstücke geben!"
„Dein Wunsch wird erfüllt werden, Erhabener", sprach Firdusi. „Ich will sie so schreiben, daß du deine Freude daran haben sollst. Das Honorar dafür will ich aber erst holen, wenn ich meine so ehrenvolle Aufgabe erfüllt habe. Mir fällt nämlich eben ein, daß ich mit diesem Geld für meine Vaterstadt Tus einen Kanal bauen lassen kann."
Schon am nächsten Morgen begann Firdusi das Schahname (Königsbuch. Heldenbuch) zn dichten. Er dichtete sünfund-
arettzig Jahre lang an dem Ruhm der Sassaniden, deren Ruhm den Mahmuds, des großen Gasneviden, erhöhen sollte. Er ließ sich durch nichts in seinem Dichten stören, auch nicht dadurch, daß neidische Höflinge, besonders der Vezier Hassen Maimendi, ihn durch Verleumdung fast völlig um die Gunst Mahmuds gebracht hatten.
Als er an einem ebenso leuchtenden Morgen des Jahres 1011 nach der Zeitwende dem Schah sein Werk überreicht hatte, wurden ihm statt der 60 00 Goldstücke, die er für die 6O OO0 Doppelverse, die es enthielt, erhalten sollte, nur 60 000 Silberstücke ausbezahlt. Firdusi war darüber so empört, daß er das Geld mit vollen Händen hinauswarf. So bezahlte er für ein Bad 20 000 Silberstücke, für ein Glas Fukaa (eine Art Bier) ebensoviel, den Rest warf er unter die Armen. Dann begann er zu überlegen, wie er Mahmud sagen könnte, daß es eines Herrschers unwürdig sei, ein gegebenes Wort zu brechen. Er übersandte dem Schah eine bittere Satire, die diesen in solche Wut brachte, daß er dem Dichter sagen ließ, er werde ihn von seinen Elefanten zerstampfen lassen. Firdusi floh sofort nach Bagdad, wo er das Epos „Jussuf und Suleicha" dichtete. Als er auch dort seines Lebens nicht mehr sicher war, begab er sich nach Kuhistan, dessen Statthalter ihm gewogen war und den Versuch machte, den Schah zu bewegen, den Dichter, dessen Ruhm mit jedem Tag wuchs, wieder in Gnade auszunehmen.
Mahmud, der in sich ging und sein Unrecht einsah, schickte dem so schlecht behandelten Firdusi, der sich in seine Vaterstadt Tus begeben hatte, zwölf Kamele mit 60 000 Goldstücken. Gerade als die Ueberbringer dieser Geschenke in Tus einritten, wurde des Dichters Leichnam airs der Stadt getragen. Da seine stolze Tochter die Annahme der Geschenke verweigerte, bot man das Geld seiner Schwester an, die es nicht zurückwies. Sie ließ eine Wasserleitung bauen und eine Karawanserei errichten. So hatte das Honorar doch noch einem nützlichen Zweck gedient.
Das Schahname, Firdusis Hauptwerk, steigt hinauf zu den Urquellen der altiranischen Sagen und Mythen und reicht herab bis zur Vernichtung des letzten Sassaniden. Es enthält wunderbare Verse, darin der Hauch der Schwermut eines großen Dichters und Menschen ist. Es gibt kaum jemand im Iran, der nicht Firdusis gramschweren Klageruf kennt: „Von Erde sind wir, zur Erde werden wir,
Voll Angst und Kummer sind auf Erden wir!
Du gehst von hinnen, doch es währt die Welt,
Und keiner hat ihr Rätsel aufgehellt."