Nr 253
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Zwischen Schwarzwald und Vogesen
Dichtung im oberrheinisch-alemannischen Raum / von Hans tzartmann
Prägt sich der Raum nicht im Gesicht der Literatur aus, die in ihm entsteht? Als Josef Nadler mit der neuen Idee auftrat, die deutsche Dichtung von den Stämmen aus zu verstehen urid zu ordnen, da erwies sich das als ein sehr fruchtbarer Arbeitsgrundsatz, Vielleicht darf man noch einen Schritt weitergehen und auch bestimmte geographisch-landschaftlich-volkhafte Räume als den Rahmen nehmen, in den man die Dichtung hineinstellt.
Machen wir die Probe aufs Exempel am alemannischen Raum, den wir hier jetzt im engeren Sinne als oberrheinischen Raum betrachten und nicht im weiteren des schwäbisch-alemannischen Raumes, der dann auch Württemberg, Bayern bis an den Lech und Vorarlberg einbeziehen würde.
Durch welche Eigenheiten zeichnet sich nun dieser oberrheinische Raum aus? Nach dem ebenso einfachen wie Erfolg versprecheirden Einteilungsgrundsatz Natur und Kultur wird man antworten: Durch eine Natur, in der die fruchtbare Rheinebene mit ihren herrlichen Spiegelungen und Jarbnuancen nmsäumt wird von den Vorbergen der Vogesen und des Schwarzwaldes. Stromufer, Wein und Waldgebirge sind die drei Naturelemente, die in ihrer Zuordnung unerschöpfliche Stoffe geben.
Die Siedlungs- und Kulturlandschaft hat den Alemannenstamm geformt, so daß er seine besonderen Eigenschaften, vor allem die herbe Verschlossenheit, gepaart mit einer freundlichen Weitläufigkeit und völkerverbindenden Strömungen, entwickeln konnte. Davon wissen die alemannischen Dichter viel zu sagen. Baukunst, Malerei, Minnesang haben hier die erste große Blüte gezeitigt. Man spricht von 500 Burgen im oberrheinischen Raum, die heute als Ruinen von der Vergangenheit künden. Reich ist die Zahl der Münster, Rathäuser und Patrizierbauten.
Damit ist die Landschaft noch nicht völlig begriffen. Dieser oberrheinische Raum hallte stets Wider von Krieg und Kriegsgeschrei. Der unsterbliche Grimmelshausen schilderte hier die Zeit des Dreißigjährigen.Krieges. Vorher sind es die nach dem Rhein drängenden Franzosen gewesen, die das Schicksal dieses Raumes insbesondere im Elsaß bestimmten.
In der älteren Zeit sind die Schöpfungen Gottfrieds von Straßburg oder Werke wie „Das glückhafft Schiff" von Fischart (erschienen 1576) vom alemannischen Raum her geprägt worden. Auf der Fahrt der Züricher zur Straßburger Festwoche fällt manche Bemerkung über die Einigkeit der deutschen Stämme. Die Alemannen neigen zur Eigenbrötelei, es gab nirgends so viele Dorffehden wie im Elsaß. Und so ist es nicht von ungefähr, daß der Straßburger Dichter Fischart so sehr für die Einigkeit der deutschen Stamme eintritt.
Jahrhunderte später sind es vor allem die Brüder Stöber, die, beide in Straßburg geboren und in Mülhausen gestorben, an weithin sichtbarer Stelle für die deutsche Art des Elsaß eintraten. Immer wieder ist in leicht faßlicher und doch dichterisch beschwingter Weise die tief-innerlich deutsche Art des Elsaß geschildert worden. Ein Bogen spannt sich da über die Jahrzehnte hin von den „Elsässischen Lebensbildern" der Margarete Spoerlein, aus altem Mülhauser Geschlecht, die gleich nach dem siebziger Kriege erschienen, etwa zu dem Büchlein „Ucs unserer Franzosezit", das gleich nach 1918 von Marie Hart geschrieben wurde und in dem eine fein besaitete Seele von dem Schicksal der Deutschen im Elsaß von 1914 bis 1919 schreibt, dabei den ganz seltenen Humor offenbarend, der keine Effekte braucht, um jtch durchzusetzen.
Im ganzen hat man das Gefühl, daß die alemannischen Dichter mehr von dem geschichtlichen Schicksal ihres Lebensraumes zu thren Werken angeeifert wurden als durch die doch so schöne Natur. Naturverträumtheit liegt ihnen weniger als Vas Aktive, die Tat. Und da wird man etwa zu dem Drama von Franz Büchler „Herzog Bernhard von Weimar" mit seiner kraftvollen Sprache oder dem Mülhauser Gesellschaftsroman „Der goldene Rahmen" von Hans Holzach greifen, der die eigenartige industrielle Oberschicht dieser seit 1750 so gewerb- fleißigen Stadt schildert. Martin Schongauer, der in Kolmar wirkte, ist der Mittelpunkt einer Erzählung. Bernd Jsemanns schrieb „Das härtere Eisen", das dem Pfalzgrafen Georg Hans von Lützelstein im 16. Jahrhundert gilt, einem kühnen Pionier deutscher Einheit.
Zwei badisch-alemannische Dichter gehören hierher: Hermann Burte, zur Schöpfung genialer Gestalten und herb- Lehaltvoller Lyrik befähigt, und Hermann Eris Busse, warm
herziger Förderer der badischen Heimatvewegung uno iLrzayler Weitausgesponnener Schwarzwaldromane. Sie lassen bodenständige Charaktere vor uns erstehen, die wir lieben müssen. Der Lyriker Oskar Wöhrle, der in Mülhausen lebt, wird schon durch Bücher „Die Schiltigheimer Ernte" und „Das Sundgaubuch" mit Ehren bestehen. Von eigenartiger Wirkung ist Paul Bertololvs „Vision der Gotik", während Emil Strauß die alemannische Eigenart nicht so stark hervortreten läßt.
Ein großer Teil der Literatur im alemannischen Raum widmet üch dem harten Schicksal seiner deutschen Bewohner und auch der Vermittlung --wischen Deutschland und Frankreich. So hat der Mülhauser Ttudienrat Xaver Hehdct unter Hintansetzung alles Opportunismus vor 1939 in einem Pariser Verlag Broschüren über die Poesie des Dritten Reiches, über Hanns Johst und Hans Friedrich Blunck geschrieben. Dem Direktor der Freiburger Universitäts-Bibliothek, Or Josef Rest, verdanken wir eine zusammenfassende Arbeit „Hcimatgeschicht- liche Forschung im Elsaß". Der Freiburger Oberbürgermeister ! Oe Kerber gibt seit Jahren hervorragende Jahrbücher der > Stadt Freiburg heraus, weit in alles Geographische und Kultur- f geschichtliche ausholend, monographisch das Elsaß, Burgund, > das Alemannenland, den Oberrhein und die alte Reichsstraße l von der Ostmark zum Oberrhein, also die Verbindung dieses ! Raumes mit Gesamtdeutschland behandelnd. Zwei elsässische < Verlage, geleitet von Volkstumkämpfern in französischer Zeit, sind unermüdlich tätig, zahlreichen Dichtern, Schriftstellern, Betrachtern und Kulturhistorikern Gelegenheit zu geben, den alemannischen Raum zur Darstellung zu bringen und so als Games, als Gau Baden—Elsaß, geistig und literarisch im gesamtdeutschen Schaffen und Schauen zu verankern.
Bolkssturm 1944
Der Volksstürm ruft! Die Grenze brennt.
Zu den Waffen, Kameraden!
Es gibt nichts mehr, was uns heute noch trenn!,
Ein Volk steht aus von Soldaten!
Und kommt der Feind über unseren Herd, Bedrohend Kinder und Weiber,
Dann schützt sie der Rache flammendes Schwert,
Der eherne Damm unsrer Leiber!
Der Volkssturm ruft! Der Notruf gellt:
Der Feind steht vor den Toren!
Frisch auf. Kameraden, die Waffen gefällt.
Wir geben das Reich nie verloren.
Noch lebt in uns vie teutonische Wut,
Was schert uns der Feinde Masse?
Wir stillen den Hatz in ihrem Blut Und bahnen der Freiheit die Gasse.
Der Volkssturm ruft! Lärm an! Lärm an!
Aus Greise, Männer. Knaben!
Wir stehen zusammen Mann für Man»
Und lassen uns lieber begraben,
Und krallen uns in die Erde ein.
Eh' wir einen Schritt nur weichen,
Zur Festung wird jedes Hans, jeder Stein!
Wir stehen wie Deutschlands Eichen!
Der Volkssturm ruft! Und gibt's einen Gott,
Dann hört er die Schwerter beten Und duldet nicht mehr der Feinde Spott,
Die die Freiheit der Völker zertreten.
Run, Volk, steh auf! Ein heiliger Krieg Heiligt das Werk unsrer Hände Wir tragen Grotzdeutschlands ewigen Sieg Durch des Schicksals blutrote Brände!
Georg Betzler.
Ruf an die Deutschen
Aus den „Reden an die deutsche Nation" von Johann Göttlich Fichte
Alle Zeitalter, alle Weise uns Gute, die jemals auf dieser Erde geatmet haben, alle ihre Gedanken und Ahnungen eines Höheren umringen euch und heben flehende Hände zu euch auf; selbst, wenn man so sagen Vars, die Vorsehung und ver göttliche Weltplan bei Erschaffung eines Menschengeschlechts, der ja nur da ist, um von Menschen gedacht und durch Menschen in die Wirklichkeit eingeführt zu werden, beschwöret euch, seine Ehre und sei» Dasein zu retten.
Ob jene, die da glaubten, es muffe immer besser werve» inii ver Menschheit und dir Gedanken einer Ordnung und einer Würde derselben seien keine leeren Träume, sondern vie Weis sägung unv das Unterpfand der einstigen Wirklichkeit, recht behalten sollen, oder diejenigen, die in ihrem Tier- und Pflaincn leben hinschlummern und jedes Aufflugs in höhere Weiten, spotten; darüber ein letztes Endurteil zu begründen, ist euch anheimgesallen.
Die alte Welt mir ihrer Herrlichkeit und Größe sowie mn ihren Mängeln ist versunken Ist in dem, was in diesen Reden vargelegt worden, Wahrheit, so seid unter allen neueren Völkern ihr es, in denen der Keim der menschlichen Vervollkommnung am enisch:e den sten liegt und denen der Vorschrift in de- Entwicklung derselben aufgetragen ist. Geher ihr in dieser eurer Wesenheit zugrunde, so gehet mit euch zugleich alle Hoffnung des gesamten Menschengeschlechts a'.ii Rettung aus der Tiefe seiner Uebel zugrunde.
Die Verheißung eines Lebens auch hienieven über die Dauer des Lebens hieniede» hinaus — allein diese ist es. die bis zum Tode fürs Vater land begeistern kann... Unsere ältesten gemeinsamen Vorfahren und alle anderen in der Weltgeschichte, die ihre? Sinnes waren, haben gesiegt, weil das Ewige sie begeistert.-, und siegt immer und notwendig diese Begeisterung über veu. der nicht begeistert ist.
Nicht die Gewalt der Arme, noch die Tüchtigkeit der Waffen, sondern vie Kraft des Gemütes ist es. welche Siege e rkämpst. Wer ein begrenztes Ziel sich setzt seiner Aufopferungen und sich nicht weiter wagen man als bis z-n einem gewissen Punkte, der gibt den Widerstmv auf,, sobald die Gefahr ihm an diesen durchaus nicht aus--- gebenden, noch zu entbehrenden Punkt kommt. Wer alles und das Höchste, was man hienieden verlieren kann, d a c- Leben, daran setzt, gibt den Wider st and nie an, und siegt, so der Gegner ein begrenztes Ziel hat. ohne Zweifel.
Ein Volk, das va fähig ist, das Gesicht aus der Geisteswelt: Selbständigkeit, Freiheit, fest ins Auge zu fassen und von der Liebe dafür ergriffen zu werden, wie unsere ältesten Vorfahren, siegt.gewiß über ein solches, das nur z.um Werkzeuge fremder Herrschsucht und zur Unterjochung selbständiger Pöl':r gebraucht wird
»Ruf.
Nun wäge dein Herz!
Grell über der Welt
lodert als brennende Fackel der Krieg!
Er läßt die einen zu Asche werden und läutert die anderen im heiligen Licht. Nun geh' deinen Weg!
Und wappne dich stolz für tausend Gefahren, such der Bewährung reines Gericht!
Georg Herbert Riedel.
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-. Fortsetzung»
Hier hob Rupprecht die Hanv, und obwohl er nichts sagte, schwieg Fredegard in ihrer leidenschaftlichen Erklärung.
„Nicht so weiter, Frede! Dich treibt der Schmerz zu solchen Worten. Edda liebt Alexander. Wie kann sie den Mann, den sie über alles liebt, vor sich Hertreiben in einen Abgrund? Es ist anders. Ne beide, die Menschen, die sich über alles lieben, werden von einem Wirbel des Schicksals erfaßt und — meinetwegen, wenn du es durchaus glaubst — in den Abgrund getrieben. Glaube mir, daß sich die Frau wehrt, nicht für sich; für Alexander. Und — schau, Fredegard — mir hat sie nur ein bißchen Freundlichkeit, ein bißchen frauliche Güte und Beachtung geschenkt und hat mich damit so reich gemacht, daß ich meine, mein Leben war nicht umsonst gelebt. Wie erst muß dem Manne zumute sein, den sie liebt, dem sie sich schenkt, der in ihren Gedanken ist, jeden Atemzug ihres Lebens, jeden Schlag ihres Herzens."
„Ruppy-sagte die Schwester und sie wagte -eine Frage,
sah ihn nur an, trunken, erstaunt und erschreckt. Nie war ihr sein Cesicht so totenblaß, die Haut so durchsichtig, das blaue Geäder »er Stirn so stark erschienen. Sie wurde von einer entsetzlichen Angst befallen. „Ruppy..." wiederholte sie noch einmal den Kosename» aus der gemeinsamen Kinderzeit.
h->. schmale Hand mit den langen, dünnen Finzeru
nui ö.
„Nicht--, rriebe, nichts, was vu fürchten müßtest. Oder fürchtest du für mich, wenn ich — glücklich bin? Und ich bin glücklich. Vergehst du nun, Fredegard, wie sie schenken kann? Nichts hat sie getan, nur den Fuß auf diesen Weg gesetzt, mich' angeschaut und ein paar liebe Worte mit ihrer dunklen Stimme gesprochen und ich bin überglücklich. Und wie ist es mit Koltai? Nie war sie bei ihm, nie wrach sie länger oder mehr mit ihm als mit uns allen und begei- Mte ihn doch zu seinen besten Werken. Er betet sie an und darum schlug e? Naarten ins Gesicht, obwohl dieser — vielleicht, nein, sogar gewiß die Wahrheit sprach. Und du, Fredegard, du liebst sie ja auch. Ich weiß es." Seine Stimme wurde leise und weich. „Ich »ab« es ungezählte Male bemerkt, daß du sie liebst."
„Liebe und Haß!" erwiderte Fredegard.
„Warum dies harte Wort, Fredegard? Du mußt Edda von einem »aderen Standpunkt aus betrachten. Du mußt bedenken, daß ihr
hung von Anfang an gegeben ward. Sie kam aus der Armut und reckte sich zur Höhe auf. Ist das nicht höher zu bewerten? Sie ist wie ein junger Schwan unter häßlichen Watschelenten im Tümpel geboren, sie kannte nichts anderes, als daß sie aus vem Tümpel herausmüsse. Und sie kämpfte sich durch Morast und Gestrüpp, durch Dickicht und Finsternis, dachte nicht an ihr Kleid, das sie beschmutzte, dachte nicht an ihren Leib, den sie verwundete, sie wußte nur, daß sie weiter mußte, weiter und hinaus. Und dann kam sie eines Tages aus dem Moor in den See, in den weiten, herrlichen, blauen See. Sie traute ihren Augen kaum, sie hatte so etwas ja noch nie gesehen. Bedenke, Fredegard, wie ihr zumute rvar. Sie kam aus dem Morast, sie hatte sich durchgekämpft bis zur Besinnungslosigkeit, nun sah sie den See. Sie wagte kaum zu atmen. Sie sah ihr beschmutztes Kleid, ihren mit Wunden und Schmutz bedeckten Körper, sie wurde mutlos vor der Schönheit angesichts ihres verzweifelten Aussehens. Aber da kam Gott und seine Hand strich über ihr Schwanenkleid, damit es wieder rein weiß werde. Gott kam und berührte ihre Seele, daß sie aufflammte in Liebe zu ihm, daß sie glühte und loderte in der reinsten Liebe. Und sie ward so schön, wie sie noch nie gewesen, schön mit ihrem fleckenlosen Gewände, schön in ihrer glühenden Liebe, und der reine, weite, blaue See wurde ihr Reich, in dem sie leben sollte. Und sie wurde zum erstenmal-in ihrem Leben ruhig und glücklich. Aber dann kamen eines Tages die häßlichen Watschelenten aus dem Morast und wühlten das klare Wasser auf in seinem Grund, daß es nur noch schmutzige, besudelte Fluten trug. Aufschrie der Schwan in tiefster Not. Er schrie zum Himmel, er rettete sich ans Ufer, er ging zugrunde, weil Mißgunst und Zwietracht ihm das Lebenselement genommen."
„Höre auf, Rupprecht", flüsterte Fredegard, „ich ertrage es nicht mehr. Warum muß ein Mensch so furchtbar leiden, wenn er schuldlos ist? Warum ist das Schicksal so grausam?"
„Das bist wieder du, Fredegard", erkannte Rupprecht und er lächelte in kindlicher Freude, doch ernst und weise. „Und so ist Eddas Schicksal."
„Ich möchte ihnen helfen", fuhr Fredegard ergriffen fort. „Warum schlägt man die Watschelenten nicht einfach tot, ehe sie den See erreichen?"
„Koltai hat Naarten ins Gesicht geschlagen, aber der See war schon aufgewühlt. Bis auf den Grund. Wir müssen ihnen Freunde sein, Fredegard. Axel und Edda werden bald Menschen brauchen, dis unerschütterlich zu ihnen stehen. Gehörst du dazu, Schwesterchen?"
„Ja", gelobte sie leise, „ich gehöre dazu."
Koltais Faktotum sagte aus: *
„An dem fraglichen Abend war der Herr zu Hause. Ich brachte ihm gegen zehn Uhr noch Tee. Der Herr hatte zu arbeiten; er arbeitete ja immer fieberhaft in der letzten Zeit."
-. - — - aUesamt Frau Edda Ralinanskl
varstellten?" fragte der Richter.
Ans der Zeugenbank erblaßte Alexander Ratmauski. Die Pri» zessin schloß die Augen. Nur Edda saß, als ginge sie das alles nicht» an und sie sei nur aus Höflichkeit hierhergekommen. Da der Alt» sichtlich zögerte, drängte der Richter:
„Antworten Sie mir!"
„Das kann ich nicht so genau sagen", wand sich dws Faktotum au» der Verlegenheit, „der Herr Graf hat auch viel geschrieben, Scha» spiele und so-"
Der Richter senkte wissend den Kops. Schauspiele für die Scha» spielerin Eittard. Man schien auf der richtigen Fährte zu sei». Naarten hatte die Eittard beleidigt. Was läge näher, als daß Koltai ihn beseitigte. Eigentlich war die Sache ganz klar. Nur der Angeklagte wehrte sich aufgeregt.
„Wenn ich den Kerl erschlagen hätte, würde ich es zugeben u»d nicht leugnen!" schrie er immer wieder, „Aber ich will für nicht» büßen, was ich nicht getan habe."
Das Faktotum war der einzige Zeuge, aber er konnte kein Alibi beibringen.
„Was taten Sie", wurde er gefragt, „als Sie den Tee serviert hatten?"
„Ich bin dann, wie immer, zu Bett gegangen."
„Wer sagt Ihnen denn, daß Graf Koltai in der Rächt das Haus nicht verlassen habe? Wer will das bewerfen? Wer hat Koltosi zu der Zeit, als die Tat begangen wurde, gesehen?"
„Es kann keinen geben, der mich gesehen hat", fiel Koltai selb» in die Rede, „ich habe in meinem Atelier gearbeitet."
„Alles keine Beweise", sagte der Richter unzufrieden. Und sui» Gesicht drückte aus, daß ?ür ihn der Ausgang dieses Prozesses >»- zweifelhafi wa».'
Da erhob sich die Prinzessin. Aus ihrem in diesen Tagen stark zo» alterten Gesicht lag die Totenblässe furchtbarer Überwindung.
„Ich kann den Beweis geben, daß Michael Koltai die ganze Nacht in seiner Wohnung gewesen ist!"
„Diana-" stöhnte Alexander leise. Ihn erschütterte di«
Hingabe dieser Frau, die ihren Stolz und ihren Ruf in den Staub warf um des geliebten Menschen willen.
„Ja, ich", ließ sich die Prinzessin nicht beirren. „Ich habe d» ganze Nacht vor Koltais Haus in meinem Wagen gesessen und de» Eingang und die Fenster nicht aus den Augen gelassen. Ich sah Koltais Schatten vor der Gardine. Um zwölf Uhr öffnete er das Fenster und schaute nach draußen; er trug bereits einen Hausanzug und dachte nicht an Ausgehen. Er ließ das Fenster offen und spielte lange auf dem Flügel. Gegen zwei Uhr trat er wieder zu» Fenster und schloß es. Danach wurde es dunkel: Koltai schien zu» Ruhe zu gehen. Ich wartete noch eine halbe Stunde, ehe ich fort- fuhr."
(Fortsetzung fol-t)