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Schwarzwälder Tageszeitung

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VamkraulNärims spart Blut

Die schnellste crdgebundenc Waffe des Heeres

Drei große Waffen treten im Verein der Panzerdivision hervor: Die Panzer selbst, die Panzergrenadiere und die Pan- ze r a u f k l ä r u n g. Auch die moderne Luftaufklärung hat die Erdaufklärung keineswegs entbehrlich gemacht. Der Flieger sieht von oben zwar manches mehr als der Panzerspähmann, aber dafür kann er infolge ihrer guten Tarnung viele Wider­standsnester nicht erkennen, auf die es im Erdkamps entscheidend ' ankommt. Diese Hindernisse muß also die Panzeraufklärung selbst erkunden. Eine möglichst weitgehende und erschöpfende Aufklärung spart viel Blut, denn sie deckt die schwachen Stel­len in der feindlichen Front aus, bei denen ein Angriff unter geringsten eigenen Opfern den größten Erfolg verspricht. Die Panzeraufklärungsabieilungen sind dieAugen der Di­vision" und erhalle» von ihr unmittelbar ihre Aufträge.

Im Kriege ist eine Reihe von Spezialfahrzeugen entwickelt worden, die sich durch besondere Schnelligkeit und Wendigkeit auszetchnen, blitzschnell auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden notfalls durch Einnebelung, wenn ihr Er- lundungsanftrag erfüllt ist Das geschieht nicht immer bloß durch kampfloses Beobachten, im gegebenen Falle müssen auch Gewaltstreiche durchgesühri werden,,um wichtige Punkte im Ge­lände, Straßenkreuzungen. Brücken oder Eisenbahnen schlag­artig in Besitz zu nehmen. Die besonders schnellen, auf acht Rädern lausenden Panzerspähwagen und die Schützenpanzer­wagen. gepanzerte Halbkettenfahrzeuge, sind daher in ihren ver­schiedenen Abarten mit einer beachtlichen Feuerkraft ausgerüstet und verfügen neben Maschinengewehren über Granatwerfer, Fünf-Zeniimeter- und als panzerbrechende Waffe auch über 7,5-Zentimeter-Kanonen.

Von ihrer erstaunlichen Stoß-und Kampfkraft konnten sich Pressevertreter gelegentlich einer Lehrvorsührung über den Kampf eines verstärkten Panzerspähtrupps überzeugen. Mit unaufhaltsamem Schwung brechen die Späh- und Streit­wagen aus ihren Bereitstellungen hervor, kämpfen sich mit ihren Waffen den Weg frei und brausen in atemberaubender Ge­schwindigkeit ihrem Ziel entgegen.' Große Entfernungen werden dabei in kürzester Zeit überwunden. Im Gegensatz zum Infan­teristen kämpfen die Männer der Panze-rspähtrupps nur auf- acsessen, um die Feuerkraft ihrer an das Fahrzeug gebundenen Masse voll zur Entfaltung bringen zu können.

Mit unerhörtem Schneid operieren die Panzerspähtrupps meist in Gruppen von zwei bis drei Wagen, völlig auf sich selbst gestellt, vielfach weit vor de» eigenen Front, miteinander nur durch den Funk verbunden. So lebt in unseren modernen Panzeraufklärungsabteilungen auch der stolze Reitergeist fort, der die verwegenen Erkundungsritte unserer Kavalleriepatrouil­len in den vergangenen Jahrhunderten unsterblich gemacht hat.

Lei aus KMe. Zuaer aus salz

Zum 6V. Geburtstag von Friedrich Bcrgius Zu den wenigen Wissenschaftlern, rie einer neuen Epoche ver Entwicklung die Tore össnelen, gehör, auch Friedrich Bcrgius. Er kam nicht aus Zufall zur Chemie: sein Vater war Inhaber einer chemischen Fabrik in Goldschmieden bei Breslau, und das Vertrautsein mit dem chemisch-technischen Betrieb mag die Veranlassung gewesen sein, daß sich der Sohn später ausschließlich großen technischen Problemen -u- wandte.

Als sich Friedrich Bergsus als Privatdozent in Hannover für das Erdöl zu .interessieren begann, kannte man wohl schon VasKracken", die Destillation unter Druck und bei hoher Temperatur, ein Verfahren, das die Ausbeute an Benzin steigert, zu­gleich aber seine Qualität durch Ab- spalttmg von Wasserstoff herabsetzt. Da kam Bergius auf die Idee, wäh­rend des Zersctzungsproz-esses Wasser, floss zuzuführen und gewann aus viese Weise nicht nur mehr, sondern auch besseres Benzin. In folgerichti­ger Weiterentwicklung dieses Gedankens versuchte er mit seinen Mitarbeitern auf eiste ähnliche Weise, an die in Deutschland so reichlich vorhandene Kohle unter Hochdruck Wasserstoff anzulagern, sie zu hvpdrieren". in flüssige Brennstoffe über- zusühren. Seine drsten Erfolge auf diesem Gebiet finden ihren Niederschlag in der klassischen Patentschrift vom 9. August 1913.

Die Veröffentlichung des ersten Bergius-Patentes über­raschte die Chemiker der Badischen Anilin- und Sodafabrik, die ihrerseits schon seit Jahren über dieses Problem gearbeitet hatten. Diese Firma erwarb die vier Bergius-Patente und fetzte ihre außerordentlichen Erfahrungen, die sie bei einem an­deren Hochdruckverfabren. der Ammoniaksynthese, erworben

Weltbild-Schmitz-Sieg

patte, ern. cxan Bojen icynetzucy inprie untereverwinoung unvorstellbarer technischer Schwierigkeiten die Hochdruckhydrie­rung der deutschen Kohle zum Sieg.

Schon 1916 hatte Bergius mit seinen Mitarbeitern die ersten Versuche zur Verzücker u.n g des Holzes gemacht. Die Kurzsichtigkeit der Systemregierung veranlaßte die Forscher aber später, ihr Verfahren in der Schweiz weiterzucntwickeln. Ihre Zähigkeit aber erzwang die Rückkehr ins deutsche Vater­land, wo 1923 eine Grotzanlage zur Holzverzuckerung errichtet wurde Wichtiger als der Zucker aber, den das Verfahren liefert, ist die Tatsache, daß er zu Alkohol vergoren werden kann und dadurch der Kartoffelmarkt entlastet wird, daß der Roh­sirup als Vichmastfntter verwendet werden kann, und daß man durch besondere Leitung des Gärverfahrcns Mengen von Hefe mit hohem Eiweißgehalt erhalten kann. Diese dient als Hoch­wertiges Nahrungs- und Futtermittel. Und schließlich entsteht bei dem Verfahren noch eine gewisse Menge der technisch so wichtigen Essigsäure.

Der Forscher Friedrich Bergius, dessen Erfolge im einzelnen zu erwähne» unmöglich ist, feiert am 11. Oktober seinen 60. Ge­burtstag. Er. der Pionier umwälzender Verfahren, die am Beginn eines neuen Zeitalters stehen, ist auch heute noch in voller Schaffenskraft an hervorragender Stelle am Totaleinsatz der deutschen Chemie beteiligt.

Dr. Herrn an-n Müller.

Die argentinische Regierung hat angeordnet, daß am 10. Juni 1S4L die Fahrtrichtung von der linken auf die rechte Straßenseite verlegt werde. Damit ist Uruguay das einzige amerikanische Land, das noch d-e -Linksfahrtrichtung beibehält.

Der japanische Ministerpräsident General Koiso forderte je,,»> zrabiuettsmitgliedcr auf, alle Energien für dis siegreiche Beendigung des Krieges und die dafür notwendigen Maßnahmen einzusetzen.

Die Gefpenfterverleihanftalt

In PreZcott im Staate Minnesota hat kürzlich ein ' ozeß gegen einen Gespensterverleiher stattgefundön. Mr. Clerk spekulierte nicht mit Unrecht auf den Bedarf an Gespenstern, der in Amerika angesichts der Fülle spiriti­stischer Gemeinden besteht. Nicht weniger als 30Gespen­ster" hatte er fest angestellt, die entweder selbst die Rolle von Medien übernehmen oder durch ihre artistischen Fähig­keiten das Medium unterstützten. Mr. Clerk war in der Lage, sowohl Engel wie auch Teufel zu liefern, aber auch die vorübergehend in Fleisch und Blut zlrrückverwandelten Seelen Verstorbener. Natürlich war der Tarif für die ver- schiedenen Lieferungen gestaffelt, er schwankte zwischen 300 und 2000 Dollar. Bei seinen Gespenstern handelte es sich durchweg um junge Mädchen, die in der Artistik und namentlich im Zaubern besonders ausgebildet waren.

Mr. Clerk hätte mit seinen Gespenstern vielleicht noch lange Jahre ein ungetrübtes Geschäft machen können, wen» nicht einUngläubiger" bei einer Seance sich weniger für den Zauber als vielmehr für das bildhübsche Mädchen in­teressiert hätte. Als der Saal nämlich verdunkelt war, suchte er nur eine Gelegenheit, das Medium zu küssen. Und er kand sie. In diesem Augenblick flammte eine Ta­schenlampe, auf, und sein wachsames Eheweib hatte nicht nur den Gemahl in flagranti ertappt, sondern auch das Medium, das gerade einen Engel erscheinen lassen wollte und zu diesem Zweck einen Posten Gaze vorbereitet hatte. Diesertextile" Enge! erregte begreiflicherweise allgemeines Mißtrauen, und die Folge war eine Untersuchung gegen das Institut Mr. Clerks, die mit einer längeren Gefängnis­strafe endete.

Abschied von Estland

Fester Glaube an die Wiederkehr der deutsche» Ordnung

, Als wir öon Estland Abschied nahmen, lag Sonne über der weiten Bucht, Abendsonne eines goldenen Herbstes. In ihrem Schein ragte die dunkle Silhouette von Reval gegen den tiefblauen Himmel. An der Reeling des Schisses drängten sich die Menschen. Ihre Blicke schweiften von dem Grün und Gelb des Strandes von Brigitten über die Höhe des Laks­berges mit seinem schlanken Leuchtturm und hingen gebannt an der ernsten Würde des wuchtigen Schlosses und der streben­den Höhe der Türme., Es winkten derLange Hermann" mit seinem spitzen, rotbraunen Dach; es grüßten vertraut der Olaftnrm und trutzig der Stumps von St. Nikolai.

Abschied von Reval er fiel uns allen schwer! Dir, Ka­merad, in Feldgrau: denn du hast die Stadt und das Land von der bolschewistischen Schreckensherrschaft befreit und weit im Osten jahrelang in Sumpsi und Sand, in peinigender Kälte und lähmender Hitze Wacht gehalten, damit die rote Flut nie­mals wieder dieses Land bedrohen sollte. Dir, Kamerad, im Braun der Zivilverwaktung: du folgtest den kämpfenden Sol­daten ans dem Fuße, um auch im befreiten Estland die Spuren der sowjetischen Unordnung zu tilgen und an Stelle bolsche­wistischer Mißwirtschaft und Ungerechtigkeit die Wohltat einer geordneten Verwaltung zu setzen und zum Hüter unbestech­lichen Rechtes zu werden. Dir, Kamerad, im zivilen Kleid: In den zerstörten Fabriken und Werkstätten hast du aus einem hinkerlassenen Chaos sinnvolle Ordnung geschaffen, du durftest Mithelfer sein bei der Verwirklichung großer Pläne des Wiederaufbaues.

Wir standen an der Reeling, unsere Auge» erfreuten sich immer wieder an dem erhabenen Bild der allen, ehrwürdigen Hansestadt, und unsere Gedanken verweilten bei dem herb­schönen Lande. Nicht so sehr dachten wir daran, daß die Ar­beit hier abgebrochen werden und ein plötzliches Ende finden sollte, was hier in dem Dreiklang des gemeinsamen Einsatzes entstanden war vielmehr bangten wir um sein nächstes Schicksal: denn wir wußten, daß über kurz oder lang die rote Flut mit ihrem Elend wieder bis an die Bucht von Reval branden würde... Aber wir wußten zugleich um die zwin­gende Notwendigkeit des Entschlusses der deutschen Führung: Wenn man im Interesse der Konzentration aller Kräfte auf den endgültigen Sieg die große Frontbegradigung im Osten und damit die vorläufige Preisgabe Estlands mit keiner alt- ehrivtlLo»l ^ tttottrnnot.nett hielt,

dann forderte diese Entscheidung unbedingtes Verständnis und Vertrauen.

Die Sonne hatte ihren Lans»fast vollendet. Dunkle Schat­ten huschten über das bewegte Wasser. Kühle ließ die Men­schen auf dem Schiss erschauern. Von den Kais lüste» sich an­dere Schiffe und suchten das Kielwasser des voranssahrenden Transporters. Torpedoboote. Minensucher "und Bewacher Kuschten an uns vorüber »nd nahmen ilire Pr^-tion ein.

Als einige Lage zuvor deutsche Fürsorge die Mensche» vor die Entscheidung stellte, im Lande der Väter ven bolsche­wistischen Terror zu erdulden oder in der Fremde, die Deutsch­land trotz seiner Sympathien und tätigen Hilfe nun einmal sein muß, Schutz zu suchen und für die Befreiung zu rüsten, sahen wir die Seelengualen dieser bodenverwurzelren Frauen und Männer. Aber wir hörte» niemals eine andere Antwort als sie aus den bedächtigen Worten jenes Arbeiters 'klang: Es ist schwer, die Heimat und das Grab der Mutter verlassen zu müssen, aber wer einmal die unbarmherzigen Keulenschläge des Bolschewismus gespürt hat. den gelüstet es nicht nach einer neuen Bekanntschaft. Auch ihr Deutschen wißt, was Bolsche­wismus heißt; das mutz man schon erlebt haben!"

Dieser Arbeiter floh vor dem Bolschewismus, er nahm Frau und Kinder mit. Mit ihm verließen Männer und Frauen in Scharen die Heimat. Viele Tausend fuhren auf den Schif­fen dieses Geleits, viele hatten ihr Vaterland bereits verlasse« und andere wollten folgen. Dabei war die Bolschewistenherr­schast in Estland nur kurz, sie währte nicht länger als zwei Jahre, aber sie entfesselte eine Flut von Tränen. Fragte man die vielen alleinstehenden Frauen auf diesem Schiff, die ihre» Blick besonders erschüttert auf das entschwindende Land war­fen. fragte man sie. warum sie die Reise allein machen müßte«, dann antwortete eine wie die andere:Mein Mann er ist in Sibirien!" oderMein Mann wurde.erschossen!"

In dem Augenblick, da die Heimat im Dunkel der Nacht versank, erinnerten sich dte Männer und Frauen unter de« Esten daran, daß die Hand der Führungsmacht eigentlich nie­mals schwer und drückend gewesen sei. Der Soldat war ihnen zum selbstlosen Freund, der Beamte der Zivilverwaliung zum' uneigennützigen Berater und der deutsche Zivilist zum fördern­den Helfer geworden. Keine andere Gegenleistung hatte man von ihm verlangt als disziplinierte Einordnung in dte gemein­same Front und tätige Unterstützung entsprechend der eigenen Fähigkeit und Kraft.

Dunkle Nacht lag über der See. Da klangen vom Vor­schiff die Töne einer Harmonika auf, um sich schnell in der schlichten Melodie des Liedes zu vereinen, in das nun viele Stimmen einfielen:Mui isamaa, mu onn ja room, kuis kaunis oled sa!":Mein Heimatland, mein Vaterland, wie lieb, wie schön bist du!

Abschied von Estland? Ihre Herzen waren voller Hoff­nung, daß die Heimat, wenn die Stunde einst geschlagen Hai, unter Einsatz des eigenen Lebens und mit Hilfe der deutsche« Waffen wieder vom bolschewistischen Joch befreit werden wird dann aber auf ewig! -Und die deutschen Männer unter ihnen, die still dem Sange lauschten? Ihr Glaube an die Weiche, die sie zu neuem Aufbau nach Estland zurückrufen wird, war niemals erschüttert worden. Kurt Winkler.

^ottar trat aus sie zu, uuym ihre Hand und küßte sie. Damit leitete er sie unmerklich an einen anderen Platz.

Es ist noch ganz roh, Diana, verzeih. Du kennst meine Scheu, «»gefangene Bildwerke zu zeigen..

Im allgemeinen ja, mein Junge, und ich verstehe das auch. Aber mir gegenüber brauchst du nicht so heikel zu sein. Hast du mich ' Vicht sogar oft um meine Meinung gefragt?"

Koltai zeigte das Bildwerk nicht gern, aber er sah ein, daß er Diana nicht verstimmen durfte; er verdankte ihr zuviel. Schweigend hob er den Arm und nahm das hüllende Tuch herunter. Diana sah me Stufen einer Treppe. Auf dieser Treppe begann dann der Schritt einer weiblichen Gestalt. Diana erkannte eine besonders charak- ! kristische Windung dieser Treppe. Der Aufgang von Raima. Sollte ! ye selbst die schreitende Frau sein? Aber nein, sie hatte nicht diesen kchritt. nicht dieses weiche Einbiegen des Knies in die Falten des joevandes. Das war der berechnete Schritt einer Tänzerin, einer - ja, vielleicht einer Schauspielerin. >

Woher hast du das Motiv?" sagte Diana. !

Raima gab es mir ein", antwortete Koltai und er log dabei nicht. ! ,^a, gewiß", sagte sie wegwerfend,die Treppe. Und die Frau?" -och sah sie auch in Raima", gab Koltai zurück, ganz frei, durch-, ans nicht besänge.:.

^dc> Ralmanski?"

-""-'"»ete Koltai und er betonte dann: ,Frau von Ral-

m..

Die vjrinzegin ichuneg muge. Lhrem glatten Gesicht war nichts »vWsehen. Sie sah sehr ernst aus, prüfte, erwog, nickte dann.

,^vehr gut", sagte sie dann, immer noch abgewandt,von einer Mch meisterhaften Seite kenne ich dich noch nicht, Michael."

3n mesem Äugenblick liebte Michael die Frau, die ihm über eine ^>tze Verlegenheit seines Gefühls so sicher rmd sachlich hinweghalf. ? Raubte, nun auch mitteilsamer sein zu dürfen, er tat einen YMdlich unbedachten Satz, anf den die Prinzessin nicht weiter Erging. K-tttai sah nicht einmal das leise Zucken ihres Mundes, sagre:

--Aase Edda von Ralmanski hat das Faszinierende, das dem schassenden stets zum Ansporn wird. Verstehst du das Diana?"

Oh, ich verstehe das sehr gut. Du willst damit sagen, daß dich Edda Ralmanski irgendwie inspiriert. Man kann es auch beein­flussen nennen." > . ,

Ja, sie beeinflußt, Diana", seine tiefdunklen Augen leuchteten wie die eines erglühten Knaben,alles an ihr: Eesichtsausdruck, Haltung, Bewegung, Gang, alles verlockt zur Nachgestaltung."

Und es ist dir prächtig gelungen", antwortete Diana herzlich. Man sieht wieder: alles ist Machwerk, wenn der göttliche Funke fehlt. Edda Ralmanski weckte den göttlichen Funken aus der Asche."

Und nun schürt Diana den Funken zu Heller Glut durch ihr Ver­ständnis -" antwortete Koltai galant.,

Er hätte einen vollkommenen Eindruck der Beruhigung hinter­lassen, wenn er nur den Ansang des Satzes ausgesprochen hätte. Als er von Verständnis sprach, erinnerte er sie ungewollt und un­wissentlich an ihr Alter. Sie hob die Hand und strich über sein rabenilbwarzes Haar. Es war eine unsagbar zärtliche, sehnsüchtige Beweg»,.!,

Wo hat Alexander Ralmanjki dieje Frau eigentlich kennen- golernt?" fragte Koltai nach langem Schweigen, in dem er das Vorhergegangene längst hatte vergessen sollen.

Ich sagte dir doch, daß sie eine Verwandte von mir ist", ant­wortete iöiana und nahm die Hände von seinem Kopf fort.

Eine Grigoreff, nicht wahr? Du hast röcht. Lernte er sie kennen, als sie zu Besuch bei dir war?" .

Wann habe ich Besuch meiner Verwandten? Er sah sie in Paris, ja. ich glaube, in Paris. Was tut das zur Sache?" .

Ach, ich fragte nur so-" man sah es Michael an, es war

ihm wirklich nicht wichtig; es schien, als wolle er nur mehr von der Frau hören und wären es die belanglosesten Dinge.

Eigentlich war die Prinzessin, die sehr kluge Frau, nicht hell­hörig. In der Liebe ist man oft blind und taub, und sie liebte Michael Koltai. Sie hielt seine Küsse, die heute nur auf ihren Hän­den verweilten, für Ausdruck seiner innerlichen Zärtlichkeit. Sie wußte nicht, daß er, sicher selber unbewußt, in Gedanken bei der Frau weilte, die er im Bildwerk nachschuf.

Schade, daß man ihre Stimme nicht festhälten kann-"

Kauf' dir eine Schallplatte!" scherzte Diana und sie nahm das Spiel mit seinen Haaren wieder auf. Ihre Hände waren so zart und von später Liebe ganz beseelt.

Eine Schallplatte?" fragte er entgeistert.'Du machst schlechte Scherze, Diana."

Erst jetzt entsann sich Diana, daß ihr Scherz Wahrheit enthal­ten hatte: es gab Schallplatten mit dieser Stimme, Schallplatte» mit Edda Eiitards dunkler Stimme. Diana preßte die Lippen zu­sammen und schalt sich ob dieser Unvorsichtigkeit. Aber Michael war auf eine Idee geführt worden. Er sprach nicht aus, was er jählings dachtez es war sein Glück, daß er es nicht aussprach. Er hätte die Prinzessin im Tiefsten getroffen: er dachte, daß er in Musikgeschäfte

gehen könnte, sich Platten vorsprechen zu lassen, um eine Ähnlich­keit mit der bewunderten Stimme der Edda Ralmanski zu finden. Willst du »ich: Weiterarbeiten?" fragte Diana plötzlich und sie sah das vielversprechende Bildwerk an.

Liebste Diana, das darfst du nicht von mir verlangen. Di« Arbeit an diesem Bildwerk erfordert höchste Anssrannung, schärfste Konzentration."

Ich störe also-"

Verstehe mich nicht wissentlich falsch. Diana. Wenn du bei mir bist, kann ich mich nicht konzentrieren-" '

Sie nahm es für eine zärtliche Schmeichelei. Sie sehnte sich da­nach, ihm näher zu sein, aber sie war zu feinfühlend und zu stolz, sich aufzudrängen. Michael Koltai aber blieb die ganze Zeit wäh­rend ihres Besuches abwesend und zerstreut.

Michael Koltai ließ sich am nächsten Tage' Platten mit einer dunkelfarbigen Stimme Vorspielen; sie enthielten nicht das Ge­suchte.'Der Verkäufer lächelte geschmeidig, er war bereit, sein Leben zu lassen, ehe er diesen Käufer aus dem Laden ließ.

Ich weiß, welche Stimme Sie suchen, mein Herr. Diese Stimme g!ot es nur einmal. Sie gehört Edda Gittard."

Wie war der Name?" fing Michael den Satz auf.Edda?"

Gittard!" wurde ihm nachqeholfen.Sie ist vielleicht die größte, europäische Schauspielerin. Kennen Sie ihre Stimme inNoc­turna?" Halt,Nocturna" ist nicht da. Aber hierVa banque". Szene derCecile". Kennen Sie die romantische Geschichte der Eit- tard? Sie verließ die Bühne und ging ins Kloster."

Sehr wahrscheinlich wird sie wieder austreten", antwortet» Michael trocken.Und noch wahrscheinlicher steckt ein Mann da­hinter."

Sicherlich nicht. Sonst wäre es bestimmt in der Öffentlichkeit

dürchges'c.ert."

Nun, diese Künstlerinnen. Man kennt sie doch"

Die Platte lief. Als die Stimme der fremden Schauspielerin er­klang," rieselte es Koltai eiskalt den Rücken hinab. Edda Ral- manskis Stimme. Und doch wieder nicht. Nein, es war nicht Edda Ralmanskis Stimme. Diese Schauspielerin sprach leidenschaftlich, mit sinnlichem Untertan, voller Ekstase und Auspeitschung. Edda 'Ralmanskis Tonfall war leise, eindringlich, manchmal fast tonlos, doch voller Süße und einem zückenden Leisesein. Nichts Sinnliches. Rein, er durfte sich durch Ähnlichkeiten nicht irreführen lassen. Auch erschien ihm die Stimme der Gittard' Heller. Er dachte nicht daran, daß dieses Hellersein durch die Art der schauspielerischen Darstellung bewirkt wurde, er.hatte Edda Ralmanski nie dramatisch sprechen hören. Er wählte schließlich die Platte einer anderen Künst­lerin, obwohl deren Stimme noch weit tiefer und dunkler war, den» er glaubte in Edda Eiitards Stimme irrezugehen.

* (Fortsetzung folgt)