So lllmvste und fiel Calais
Heldenhafter Kampf gleich Cherbourg und Brest Von Kriegsberichter Lutz Koch
PK. Nun Hai sich nach Cherbourg und Brest auch Calais in das Heldenbuch der tapferen Verteidigung beißumkämpfter Festungen und Hafenpläpe an oer französischen Westküste mit ehernem Grissel eingetragen. Unter ihrem im Kampseinsatz vorbildliche» Kommandanten. Oberstleutnant Schröder, wai dieser ivochenlangc Abwehrkamps, dessen Ausgang wohl sicher, aber dennoch alles andere als wertlos war, sür erhebliche Feindkräfte eine starke Fesselung Als Calais jetzt schließlich erlag, geschah es nach einem heldenhaften Kamps gegen eine an Zahl und noch mehr an Material überlegene seindliche Streitmacht.
Als nach dem Uebergang der anglo-amerikanischen Panzer- rechande über den Flutzabschnitt der Seine an der Wende von August und September der rasche Vorstoß nach vem Norden mii dem Großziel der Abschnöiduna einer deutschen Armee erfolgte, kam sür Calais, das zwar einige Batterien, vornehmlich aber für den Beschuß nach der Secseiio hin aufwies, die große Stunde der Bewährung. Der Feind griff am 6. September zum erstenmal an. Er versuchte, Calais, das er als Hafen oringend begehrte, handstreichartig zu nehmen Die in Calais stehenden Stammverbände und neu zugeströmle Einheiten wiesen aus neu ausgeworsenen Stellungen heraus jeden derartigen Versuch unter hohen, blutigen Verlusten sür Engländer und Kanadier ab.
Nun mußte sich auch hier, genau wie an anderen Hasen- plätzen. der Gegner zu einem großen und langwierigen Aufmarsch unter Bindung erheblicher Kräfte beguemen, bevor er genau zehn Tage später versuchte, mit einem in seiner Masse sich von Tag zu Tag steigernden Artillerieseuer und ven zu gleicher Zeit beginnenden Flächenwürfen seiner Flugzeuge diese Stadt sturmreif zu machen. Aber erst am 22. September gelang ihm der erste Einbruch. Durch Angriffe mit Panzern und durch den Einsatz von zahlreichen Flammenpanzern wird ein Stützunkt nach dem anderen überwältigt Dem Massenaufgebot des gegnerischen Materials und der weit größeren Zahl an Soldaten haben die Verteidiger nichts anderes enl- gegenzusetzen, als einen unbändigen Willen, oen Platz so lange zu halten, wie es nur geht.
Seil dem letzten Dienstag wurde ver Zugriff des Feindes immer härter, der Aufwand an Bomben und Granaten immer größer und der Einsatz seiner Spezialpanzer immer höher. Zwar buchen die Verteidiger immer neue Abschüsse von Panzern und auch von Flugzeugen, die in dichten Schwärmen über der Stadt und dem Hasen erscheinen und von neuem schwere Bombenlasten auch aus hie Wohnviertel der Stadt herablassen, aber der Feind ist überstark, und allmählich gehen auch die Munitionsvorräie zu Ende. Nach der Niederkämpsung einiger Batterien und eines Forts har sich der Kampf an den Stadtrand herangeschoben. Trotz schwerster Bomben aber werden auch am Freilag, wie am Donnerstag schon, von ver gegnerischen Führung geschickte Parlamentäre nicht empfangen und neuerliche Ausforderungen zur Uebergabe abgelehnt. Zur Schonung der noch in der Stadt verbliebenen 'Zivilbevölkerung verlangt und erhält der Kommandant schließlich eine vierundzwanzigstündige Waffenruhe, um dieser Restbevölkerung Gelegenheit zu geben, den immer dichter werdenden Bombenwürfen und einer immer mehr drohenderen Beschießung der Stadt durch Evakuierung zu entgehen. Nach Ablauf dieser Frist geht am Sonnabend der Kamps weiter. Es sind nicht mehr viele, die die Massen wieder zur Hand nehmest können, um sich erneut dem Ansturm der seindliche» Uebermacht zu stellen. Aber sie tun es. ihrer soldatischen Pflicht und ihrem Treueid mehr gehorchend, als der Furcht vor dem Untergang
Das Opfer der heldenhaften Kämpfer von Calais, die in Stunden schwerster Bedrohung durch eine großzügige Spende für das Winierhilsswerk ihrer Heimat noch vor wenigen Tagen gedacht hatten und dafür den Dank des deutschen Volkes aus dem Munde von Reichsmtnister Dr. Goebbels empfingen, ist nicht umsonst gebracht. Auch sie hielten, genau so wle Cherbourg und Brest, starke'Feindkräfte zu Lände, zu Wasser und in der Lust vor ihren immer brüchiger werdenden Stellungen gefesselt Und wehrten so dem Feind den Zutritt zu einem Nachschubhafen
So kämpften und fielen sie. geireu ihrem Fahneneid. aus daß der hart bedrängten Heimat schließlich doch der Sieg werde und das Reich besiehe.
Kurze MüirWen
Die Schweizerische Tepeschenagentur weiß aus Nom zu berichten, die G e t r e i d e p r e i s e in Süditali e u aus 900 bis 1060 Are e DopPklZkniner gezlrkizen sink) Heslenübcr 285 bis 3o0 Lire zur Zeit der .Deutschen und Faschisten'.
Die Tan meldet aus Bukarest, die rumänische Politische Organisation ,L a n d f r n t" babe ebenfalls den ,.Beschluß gefaßt", sich der ,,kommu- Mischen Führung" zu untersNAe!,.
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psrole: Leidsideksupwns
ösi äosisrsisr loLpiiewng cisr Osscwcsvlogs vinc! vcston okt clis Zcdwocllsn omgslciiisn, wäbcsoc! clsr Zicnks sicii non Erst rscsti 2 vr Lsidridsbaoptung sntrcstüssit. Dsr pöstrsr bat einmal gesagt, ckasi ciis Völker immer genau so stark sinci wis istre ksgisrungsn, Dieses Wort bat vicb erneut, ciissrna! nur im negativen Linus, im Halle cisr hinnen, kurnänsn uncl kulgarsn als richtig srv/isssn, ^üs cirsi Völker wörcisn beute noch vis bisher, bewahrt vom öoiscbswismus. an Dsuiscbiancls Lsiis slsben, wenn ihre ksgisrungsn nicht schwach geworden wären iorw. Verrat verübt hätten. Das kos clisssr Völker ivi nun sin entsetzliches: betrogen uncl verkauft, wsrclsn sie von äsn Pranken clss. sowjetischen kAolocbs Zerrissen, ihre nationale hrelbsit ist Zunächst vernichtet, ihre Volkskrolt wircl geschwächt, ihr Woblstoncl schmilzt ciabin, stlut uncl Dränen uncl Lklavsrsi unter Kommissaren sinci ihr kos,
Lis würclen auch unser kos sein uncl noch in vervielfachtem klmfong, wenn wir auch nur einen /Augenblick schwach würclen. sis kann nur immer wisclsr geragt wsrclsn: ^us cllsssrn Krlssn- höhspunkt cles Krieges wie überhaupt in allen kogsn bis rum hnclsisg ist nur eins sinrigs ffoltung möglich: ciis clss entschlossenen Kampfwillsns, clss rohesten /vbsltssinsatres — kurr: clsr äußerste skills rvr ßslbstbsbauptung.
Wie sstrsn wir cllsssn Willen in clis- Dot um, wie müssen wir uns verhalten?
Wir sincl rur Arbeit aufgsrufsn von clsr Dübrung uncl müssen ciisssm stuf unter hhntanstsilung aller persönlichen Wünsche folge leisten, bin Versagen würcls unsere ganrs Zukunft verspielen, bin jsclsr muß noch mehr als seine fflickt tun. clsnn seine Pflicht ru tun ist etwas Zslbstvsr- stäncllicbes, heute ober gilt es über clas Lslbstverstänclilchs bln- 0 P Dusätrllcbss ru leisten.
Wir müssen schweigen können, um clsrn psincl nicht clsn geringsten Inhalt für clas ru bieten, was sich in Deutschland vorbereitet. Wir müssen clis Obren schließen vor clsn Ztimmen, clis clsr psincl sstrt mit vsrrshnfachtsr kautstärks gegen uns schreien läßt. Wir clürfsn uns clurcb clis wechselnde kogs clss logss nicht allrussbr bssinclrucksn lassen uncl ungünstige siinrslfölls, clis wir selber beobachten aclsr von clsnen wir hören, nicht verallgemeinern. Wir clürfsn nicht ru viel grübeln, sonclsrn müssen clas tun, was clis Dogsspflicbt uns auterlegt. Arbeit uncl Komps sincl immer noch im menschlichen ksbsn am besten geeignet gewesen, über schwere weiten binwsgrutrogsn. klncl schließlich müssen wir vertrauen, ungebrochen uncl ruvs-- sicbtlicb weiterhin vertrauen! /Kuf unsere, trotr oller pück- scblägs, clsm psincls immer noch übsrlsgsns pübrung, aut st^ut uncl Kampfkraft unserer Lolclotsn, auf unseren eigenen Willen uncl aut clis klnbsslsgbarksit unseres Volkes uncl unseres Kelches. Die ßntschsiclung, clis sscksr sinrslns für sich in clisssn Dagen ru treffen bot, ist, auf eins lstrts pormsl gebracht, höchst einfach: ßolangs wir Kämpfen können, Kämpfen wi ! Wir wollen nicht unter prsmäberrschoft geraten, wir wollen uns selbst regieren, unser ksbsn nach eigenen cisutscbsn Ossicbts- punktsn gestalten, klncl so steht clsr gegenwärtige gsschiclV- licbs kAornsnt wie auch öle Dukuntt unter clsm einen Wort, clas alles in sich schließt: äußerste ßslbstbsbouptung!
st/iajor Wilhelm ß h m s r.
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Eine T-Mine wird gelegt. s
Die Mine, die bereits mit dem Zünder versehen ist, wird in ! die Erde versenkt und mit einem ausgcstochenen Rasenstück , » zup.weckt. - i
PK-Aufnahme: Kriegsberichter Vkätzel lWb). !
Veriogene..Beileidsrede" Churchiüs
Englands Hohn auf den Todeskampf Warschaus
^ Die Warschauer Aufständischen, die sich von den Anglo- Ameritanerii und den Sowjets zu ihrem selbstmörderischen Abenteuer haben anspntschen lassen, erfahren von London und Washington auch noch den Hohn sür ihren Todeskamps
Auch Churchill hielt es sür notwendig, seinerseits dem Zusammenbruch des Warschauer Aufstandes ein Nachwort zu widmen. Mil widerlichen u > für den britischen Zpnismns lennzerehnenden Phrasen zollte er unter dem Beifall des Hauses ..dem heroischen Widerstand der polnischen Heimatarmee und der Zivilbevölkerung in Warschau" seine Anerkennung. Dann sprach er die „Hochachtung für alle jene Polen, die in Warschau fielen und litten" ans. Er trieb die Heuchelei aus die Spitze, indem er erklärte, der schtießltche Fall Warschaus müsse „sür alle Polen ein sehr bitterer Schtag sein".
Die Warschauer Ausständischen bätten sich von vornherein darüber klar sein müssen, daß sie von England nichts als Hohn und Spott zu erwarten haben könnten Als statt der versprochenen Kriegsmateriallieserungen englische Piloten am 17, August einen Kranz über Warschau abwarscn, war damit den Polen klar und deutlich zu verstehen gegeben, daß London sie schon damals dem Tode kaltblütig preispegeben hatte. Die ..Beileidsrede" Churchills ist ein billiger Versuch, den Polen gegenüber Mitleid zu ihrem Selbstmord zu heucheln.
Der englische Luftfahrtminister, Sir Archibald Sinclair. glaubte offenbar, dadurch die englische Hilfeleistung sür die Warschauer Aufständischen ins rechte Licht rücken zu können, daß er auf Anfrage im Unterhaus mitteilte, die englische Lustwafse habe bei ihrem Bemühen, Warschau zu entlasten, 28 Flugzeuge und schätzungsweise 190 Piloten verloren. Diese Zahlen dem furchtbaren Blntpreis gcgcnüber- gesetzt, den die Warschauer Aufständischen für ihr sinnloses Unternehmen gezahlt haben, unterstreicht am deutlichsten den eiskalten, Hohn, mi! dem England Warschaus Todeskev'ps abtut.
MksiMW -n Sen
Der rumänische und bulgarische Verrat, der eine neue Lluieusührimg nuferer Fron! aus dem Balkan erforderlich machte, veranlagte die Bolschewisten zu einer Verlagerung ihrer militärischen Operationen in diese Gebiete. Sie schickten bolschewisierte bulgarische und rumänische Divisionen gegen unsere Stellungen und Truppen im Bandengebiet vor. Seit wenigen Tagen beteiligten sich auch schnelle bolschewistische Verbände an diesen Kämpfen. Fm Kampf gegen bulgarische Einbeiten halten unsere Kampfgruppen ven S t r u m i z a a b s ch n i t t frei, drängen den Feind nach Osten und bekämpfen die bolschewistischen Banden längs des Vardar und der Morava, die östlich Belgrad in Vie Dona» mündet. Seit nun bolschewistische Verbünde südlich des Eisernen Tores nach Westen verstoßen und zugleich nördlich der Donau in das Banat Vordringen, entwickelten sich die Kämpfe in diesen Räumen zu großer Heftigkeit und weisen die Merkmale einer weiträumigen Schlacht an der Donau ai>>. vie dem Südflügel unserer Ostfront gilt.
Fn harter Abwehr verhinderten unsere Truppen im Raum südlich Ver Donanschleise und östlich Belgrad den bolschewistischen Versuch, nach Westen durchzubrechen Der nach Nordwesten gerichtete bolschewistisch-rumänische Durchbruchsversuch, der die seit mehreren Tagen längs der rumänischen Rordwcstgrenze tobenden schweren Kämpfe im Raum von Temeschburg - Arad — Gnula bis vor Groß,« Wardein auslöste, scheiterte an den Gegenstößen deutscher und ungarischer Verbände. Ungarische Truppen stoßen östlich Marko, in dem sich noch der Feind bält. an der Stadt vorbei und nahmen südöstlich davon mit Panzerkrästen einige Grenzorte. Südwestlich Großwardein warfen unsere Panzer Sen eingebrochenen Feind nach Süden zurück
Auch im südlichen Siebenbürgen spielten sich teilweise schwere Kämpfe ab. Südlich Klausenburg säuberten ungarische Truppen einen Grenzstreifen in den Bergen und nahmen dabei mehrere Ortschaften und Höhen. Nordwestlich und westlich Thorenburg wurden von Panzern unterstützte Angriffe abgewiesen. Im Szekler Zipfel nahmen unsere Truppen eine am Vortage aufgegebene Ortschaft wieder und verkürzten damit die Front. Nach starker Artillerievorbereitung griffen die Bolschewisten südwestlich Sächsisch-Regen in Regimentsstürke an und wurden nach Anfangserfolgen im Gegenangriff zurückgeworfen.
58 Fcck-r? Hcnnira'.icuichnlcn Matküldc-Zimmcr-Stistung. Tie Heim- irauen'caUe:! vor Mnchilde Zimmer-Stiftung sehen am 10. Oktober d. I. auf ihr bofiä'-iges Bestehen zurück DaS erste Heim, damals ..TNchter- hcim" genannt, wurde !K9t in Kassel von Pros. Dr. Friedrich Zimmer gegründet Fast 19 000 deutsche Frauen haben bisher hier ihre Lcbens- sthulung erhalten, die durch die Verbindung hauswirtschaftlich-müttcr- iichei Ausbildung mit lebensnaher Erziehung in der Gemeinschaft gekennzeichnet ist.
l 10. Fortsetzung)
„Eine Bekassine", sagte Rupprecht von Platen, r.eme kleine. Schnepfe."
,Zch habe sie niemals gesehen", antwortete Edda und lauschte dem seltjamen Meckern in de» Lüften.
„Sie haben wahrscheinlich vieles aus unserer heimischen Tierwelt noch nie gesehen. So etwas gibt es — Gott sei Dank — selten in den zoologischen Gärten."
„Ist das nicht eigentlich schade?" fragte Edda. Tausende Menschen sehen darum niemals, was sich um sie herum begibt."
Das "vtrückte GesickV rwbm eine seltsame Härte und Unerbittlich' ' -
g.auüe, Sie haoeu rr-Hl uver das nachgedacht, was Sie eben gesprochen haben, gnädige Frau. Sollen diese Tiere in Gefangenschaft leben, damit ein paar gleichgültige Menschen sie anstaunen, füttern, necken und reizen können?"
„Sie sind ein Feind der zoologischen Gärten?!"
„Ich persönlich: ja. Alle Tiere sollen ihre Freiheit haben." „Leben sie nicht auch hier in Gefangenschaft?"
,„O nein", seine Augen von der krankhaften Bläue der Schwindsüchtigen flammten, „sie sind freiwillig hier. Wir ketten sie nicht und sperren sie nicht ein. Liebe hält sie bei uns."
Edda lauschte dieser inbrünstigen Stimme.
„Wie stark muß diese Liebeskraft sein, wenn sie die Tiere hält..." „Sie überschätzen es denn doch wohl", antwortete Rupprecht. Ein Vogel schoß aus der Luft und setzte sich auf seine Schulter; sein Gefieder glänzte in der Sonne rot, grün und golden. „Wir geben ihnen eine Heimat und >- -r allem — wir verstehen sie in allem."
„Verstehen sie in allem-" Edda wußte gar nicht, daß sie
die Worte wiederholte. Rupprecht nahm keine Notiz davon, er liebkoste den Vogel. Aber Edda wandte sich, sah, daß Alexander dicht hinter ihr war. Sie sah in seine Augen und begegnete seinem Blick. Empfand er, was sie ihm sagen wollte? Fühlte er, daß sie leise mahnte.,mit einer demütigen, verständnisheischenden Bitte? Sein Auge lohte nur in einer leidenschaftlichen Glui.
Tie kamen an ein breites Wasser und Rupprecht zeigte ihnen die ''bentaucher.
„Sie schwimmen weit bis in die Seen hinaus, sie lieben viel ; Wasser wie die Lachmöwen. Aber wir wollen nun ms Moor. Moor- ^ vögel werden Sie so gut wie gar nicht kennen, gnädige Frau." Er : duckte sich, er zwang mit schöner Unbekümmertheit, als sei das ganz j seibstverständiich,, Edda, daß sie ihm folge. Sie trochen durch Bin- l sen, Röhricht, Wollgras und altes Heidekraui. Wacholder reckten ^ sich wie alte Femerichter vor ihnen auf. Weiden und Birken standen verkrüppelt und verwachsen, eingeengt in tausenderlei Gestrüpp, wie in einem Urwald. Moorig-grün schimmert Wasser zwischen grünem Usörgewächs. Edda sah ein Tier auf der glatten, regungslosen Wasserfläche, es nickte beim- Schwimmen unablässig mit dem ^ Kopf, der eine hellweiße Stirn besaß. Diese Stirnblässe leuchtete aus dem Schwarz weithin seltsam und schön.
„Ein Bläßhuhn." Rupprecht packte Eddas Hand, er lenkte sie dorthin, wo er sie haben wollte. „Sehen Sie, es hat ein schwimmendes Nest im Schilf."
« Zwei Vögel strichen mit gaukelndem Fluge dich über die Köpfe der Beschauer hinweg.
„Kiebitze", sagte Rupprecht, „sehen Sie ihre schöne Zeichnung. Sie kennen den Kiebitz vielleicht nur von seinen Eiern, die in den Großstädten als Leckerbissen gelten. Schauen Sie, wie das Gefieder in allen Regenbogenfarben glänzt, wie breit die edel geformten Schwingen sind "
Edda lnng, während Rupprecht sprach, mit ihrem Blick an seinem Gesicbi. Wie entrückt dieses kranke Gesicht war, entrückt und voll Liebe
„Wir wollen noch die kleinen Krickenten suchen", sagte Rupprecht.
Da meldete sich Alexander. Er sagte und seine Stimme war heiser:
„Beim nächsten Mal, lieber Rupprecht. Für heute wird es für meine Frau wohl zu anstrengend, bier herumzukriechen." Er sagte es fast scharf.
Edda errötete und suchte voll Erschrecken Rupprechts Gesicht. Was er wohl zu Alexanders unfreundlicher Antwort sagen würde? Zu ihrem Erstaunen lächelte Rupprecht von Platen.
„Das mußt du dir gefallen lassen. Axel. Wenn du die Natur be- ^ lauschen willst, mußt du leise sein und es dich ein wenig Mühe kosten ! lassen. Weißt dunoch,wiewiralsKnabenimRohrherumschtichen?"
„Ja, ich wollte die Nester ausrauben, und du wolltest sie behüten. Wir haben uns manchmal deswegen geschlagen." Alexander warf es grausam hin, seine Hellen, schärfen Augen funkelten kalt. „Du warst immer so eine Art Heiliger."
„Alexander-" sagte Edda leise dazwischen, „du hast doch
sicher nicht die Nester zerstört."
„Natürlich habe ich es getan."
„Alerander-?"
„Laßen Sie ihn", lächelte Rupprecht, „er war ein ^>unge, ein richtiger Junge."
„Daß Jungen immer so wüst sein müssen, ehe sie ordentliche Männer werden", seufzte Edda. „Aber Sie, Herr von Platen?"
„Ich. oh, ich war anders. Ich war immer ein — Kind." Er schaute lächelnd zu Alexander hinüber. „Ich glaube, ich bin es geblieben."
„Darum lieben Sie die Tiere und werden von ihnen wiedergeliebt. Die Tiere fühlen es."
„Aber man kann doch nicht immer — Kind bleiben", sagte jetzt Alexander, weniger schroff. Manchmal verstand er sich nicht. Er sah diese jungen, fernen, bewußtlosen Augen. Hatten sie nicht eben Edda angeschaut, entrückt, flammend, zündend? Diese kranken Augen? Alexander biß die Zähne zusammen. Er schämte sich der Gedanken, die ihm die wilde Glut in die Augen getrieben. Warum glaubte er stets, alle Männer müßten Edda mit gierigen Augen ansehen? Warum glaubte er das? Weil sie eine schöne Frau war? Oder weil sie Edda — Gittard gewesen war? Welch ein Irrsinn und welche gedankliche Beleidigung Eddas. Ander hörte nun Rupprecht sprechen.
„Lächele darüber nicht, mein lieber Alexander. Ich bin froh, daß ich ein Kind bleiben darf. Mit der Todeskrankheit in der Brust wäre es eine Tragödie, sich aus das Mannsein zu besinnen."
Alexander fühlte sich tief erschüttert. Er nahm plötzlich Rupprechts Hände und drückte sie. Er wollte etwas sagen, davon reden, daß Rupprecht vielleicht nur überängstlich sei; vor dieseiü Wissen, das den weichen Mund kantete und schärfte, mußte er schweigen. Ein Todgezeichneter lebte mit den Tieren wie ihr gütiger Vater, das Leben schenkte seinem kurzen Dasein dieses große Leuchten. Alexander spürte wieder seine scheue Freundschaft für diesen Menschen, der ihm auch in der Kindheit stets lieb, doch auch stets fern gewesen war.
„Wenn Sie dies alles lieben", sagte Rupprecht zu Edda und er drang in sie ein mit einer unerklärlichen Sehnsucht, „dann komme« Sie wieder! Ich werde Ihnen noch soviel Wunderbares hier z« zeigen baden."
Und Alexander, der zuerst den Rundgang abgebrochen hatte, drängte am stärksten.
„Gewiß mutzt du das tun, Edda." Und zu Rupprecht: „Meine Frau ist noch etwas landfremd hier; es ist gut, wenn sie mit der Landschaft und ihren Erscheinungen vertraut wird."
„Ich werde mich freuen." Rupprecht drückte Eddas Hand.
9.
Die Prinzessin trat bei Michael Koltar ein. Sie sah gerade, wie er das letzte Ende des schützenden Tuches über eine Statue warf. Als er sie auf der Treppe mit dem Diener sprechen hörte, warf er unmutig Spatel und Mergel hin und riß das Tuch über das Bildwerk.
du bist sleitzig?" sagte die Prinzessin erstaunt und ging ne»- gierig auf das Verhüllte zu, sie war hier zu Hause und durfte sich
einige Rechte anmaßen.
sForijetzung folgt)