Nr 234
Schwarzwälder Tageszeitung
Seite 3
Wetterfahnen im Herbststurm
Vom „Turm der Winde"
Wenn die Herbststürme mit Urgewalt durch das Land brausen, klappert manch Fensterladen, quietscht manche Hauser m den Angeln, seufzt manch betagte Wetterfahne hoch MM Turm ihre eintönige Weise. Sie dreht sich nach dem Kinde, die trotz ihres ehernen Leibes so Gefügige, und da chr <ulgetrauter Partner, der mit den Jahren rostig gewordene Eisenring sie nicht mehr so reibungslos umschließt wie ernst im Mai ihrer Liebe, kommt es zu Auseinandersetzungen, zum ehelichen Konflikt zwischen Ring und Fahne, den die letztere I. wie Frauen halt so sind — mit hörbaren Seufzern begleitet. ,
Die alten Griechen machten sich ein Vergnügen daraus, den Gott der Winde, Aeolos, auf seiner Naturburschen-Harfe fielen zu hören. Als kluge Leute gingen sie noch einen Schritt weiter und bauten ihm eine Stätte, an der fortan der kunstbegeisterte göttliche Musiker ein ganzes philharmonisches Orchester von Winden erklingen ließ. Warum auch nicht? Sie hatten einst das Theseion, übrigens den besterhaltenen antiken Tempel Athens. Pallas Athene und Hephäftos gemeinsam geweiht. Auch Aeolos, der gute Bläser, war eines Mahnmals wert. Und sck erhebt sich in der Nähe des einstigen Gymnasiums des Ptolemäos, später durch die Stoa Hadrians ersetzt, an der Aeolosstraße dem Gott zu Wren noch beute jener „Turm der Wind e", der zweifellos als die standhafteste meteorologische Station der Welt bezeichnet werden darf. Andronikes aus Kyrrhos in Syrien soll ihn im Jahre 35 vor unserer Zeitrechnung zu Nutz und Ohrenschmaus der Mitwelt errichtet haben.
So hatte man das Angenehme mit dem Nützlichen beieinander. Die Winde bliesen im Orchester, und es blieb jedem unbenommen, das herauszuhören, was er sich wünschte: Sturm, Regen, sonnige Heiterkeit der Landschaft und — d°r eigenen Seele...
und alten Seemamieregrln
Als es noch keine Barometer gab, da waren die Wetterkundigen auf natürliche Zeichen angewiesen, auf Winde und Wolken, Färbung von Wasser und Sonne, auf den Mond mit seinem Hof und den Stand der Sterne. Außer den Gebrechen des Menschenleibes wie Zwicken und Reißen (Gicht, Zipperlein und Rheumatismus, Schmerz in vernarbten Wunden u. a.) studierten sie auch das Verhallen der Tiere beim Wetterwechsel, so die Häufung der Kuckucksrufe vor frühsommerlichen Gewittern, das Schreien von Pfau, Möwe und Perlhuhn, das Grasfressen der Hunde, das Krähen der Hähne auf dem Mist, um nur das Geläufige zu nennen. Selbst tote Fische fehlten nicht. So wurde im norddeutschen Küstengebiet mit Vorliebe die sogenannte „Seenadel" befragt, ein gedörrter Fisch, der an einer Stanqe aufgehängt war. Aus seiner gekrümmten oder gestreckten Gestalt ließ sich das Wetter angeblich für die nächsten Stunden oder Tage mit einiger Sicherheit bestimmen. Statt des Fisches hing übrigens in den Gärten kleiner Land- und Maldaastwirtschaften noch in den Jahren vor Ausbruch des ersten Weltkrieges ein handliches Tauende, das denselben Wetterdienst versah.
Ob sie verläßlich waren, diese Wetterpropheten der Natur, .läßt sich vom meteorologischen Standpunkt aus bezweifeln. Wie aber steht es mit dem Glauben an die Unfehlbarkeit des hochgepriesenen Barometers? Hat nicht jeder von uns schon ärgerlich ans Gehäuse dieses modernen Wetterkünders geklopft, wenn er trotz der anhaltenden Schönwetterlage gleichsam „mit konstanter Bosheit" auf „Regen" und „Veränderlich" zeigte. Alte dänische Seemannsregeln wußten vom Schiffsbarometer zu melden: wenn es im Sommer steige, während das Wetter trocken sei und die Luft Neigung zur Abkühlung bekunde, bedeute dies, daß der Wind nach Norden umspringen werde. Sei der Stand des Barometers niedrig und stabil, das Wetter trocken und die Wärme jabreszeitlich normal, so bedeute dies Fortsetzung des schönen Wetters, selbst wenn das Barometer weiterhin auf „Regen" oder „Veränderlich" weise.
Geschäft — so oder so!
Kürzlich hat die Meldung, daß sich in England Kriegs- inieressenten regelrecht gegen ein „zu frühes Kriegsende" hoch versichern ließen, einen besonders empörenden Einblick in' die Gcisteswelt der kapitalistischen Bestien tun lassen.
Nun kommt aus den Bereinigten Staaten eine andere Nachricht, die sich über die Sorge für die eigentlichen Kriegsgewinne hinaus schon mit den Profiten aus dem Nachkriegsgeschaft befaßt! Roosevelts enger Mitarbeiter Harry Hopkins erklärte nämlich in einer USA-Zeitschrift ganz offen, daß viele Nationen nach dem Kriege verarmt sein und Anleihen brauchen würden, um überhaupt etwas kaufen zu können. Die Vereinigten Staaten seien bereit, egen Sicherheit für jeden ausgeliehenen Dollar in gry- em Umfang Anleihen zur Verfügung zu stellen, die abSr nicht in den eigenen Ländern auSgegcben wer^m dürften, sondern vielmehr in den USA.
Abstoßender und abscheuerregender kann sich der Dollar- kapstalismus wirklich nicht mehr enthüllen. Ihm genügt nicht, daß er sich des Krieges selbst zur skrupellosen Zusammenraffung neuer ungeheurer Reichtümer bedient, er will vielmehr seine Profttgeschäfte auch nach dem Krieg fvrtsitzen und aus der Haut armgewordener Völker Riemen schneiden. Was schert ihn die Armut anderer Völker, wenn sie nur eben eine Möglichkeit eröffnet, ihnen unter dem heuchlerischen Deckmantel der Hilfsbereitschaft ausbeuterische Wirtschaftstribnte auferlegen zu können. Wucherische Blutsauger haben sich noch nie ein Gewissen daraus gemacht, an der Not ihrer Opfer dick zu verdienen und sie durch erpresserische Bedingungen noch zu vergrößern.
Das ist so eine Kostprobe jener Freiheit von Hunger und Not, wie sie Roosevelt und seine jüdischen Finanzgangster sich vorstellen — die ganze Welt eine recht- und besitzlose Sklavenkolonie Judas und des Kapitalismus, für sie aber Geschäft so oder so! Es genügt dem Geschmeiß der Profitjäger nicht, im Kriege mit dem Blut der Völker ihre Geschäfte zu treiben, sie wollen nach dem Kriege selbst die Armut noch zum Gegenstand ihrer Ausräuberungskünste machen Und das soll dann das Zeitalter der Freiheit sein, in das die Marktschreier der juöoöemokratischen Bölker- knechtung die Welt hineinführen wollen!
Kurznachrichten
Der Linksruck in Belgien. Die britische Zeitung „Ob- serven" muß in einem Bericht aus Brüssel zugeben, daß die neue Regierung, in der bereits mehrere Kommunisten sitzen, aller Parteien eine Wendung nach links wiedergibt, die tatsächlich stattgefunöen hat. Tatsächlich sei in der Vertretung aller Parteien eine Wendung nach links zu beobachten. Bei der jetzigen Regierung könne es sich nur um eine Ueber- gangsregierung handeln.
Türkische Zeitung wegen Ausführungen über die Bol- schewisierung Bulgariens verboten. Die türkische Zeitung „Tadviri Efkar" hatte sich in längeren Ausführungen kritisch mit der Bojschewisiernng Bulgariens befaßt. Sie wurde jetzt -von den türkischen Behörden auf unbestimmte Zeit verboten, nachdem ein auch von der Tatz übernommener Protest-Aufsatz in einer bulgarischen kommunistischen Zeitung veröffentlicht worden war.
Ein uenes Verteidiguugsgesetz sür Irland. Wie Reuter meldet, wurden von der irischen Regierung umfangreiche Pläne zur Verteidigung des irischen Freistaates bekanntgegeben, die Ministerpräsident de Valero herausgegeben hatte. Diese Pläne sollen binnen kurzem dem Parlament vorgelegt werden. Es ist die Bildung eines stehenden Heeres vorgesehen, zu dem so viele waffenfähige Männer unter 80 Jahren eingezogen werden, sollen, wie das Land sie entbehren kann. F rner ist die Schaffung eines ständigen Landheeres auf der Basis des gegenwärtigen Heimatschutzes vorgesehen.
Hnll: England wurde nicht befragt. U^tt-Aupeumml- ster Cordell Hüll gab am Montag in einer Pressekonferenz zu, daß Großbritannien über die letzten Entscheidungen gegen Argentinien nicht gefragt wurde. Hüll sagte, Großbritannien und USA verständigen sich nur in Fragen, die von Interesse für beide Länder feien. In England, das auch heute noch umfangreiche Interessen in Argentinien hat und mit einer Wiederbelebung seines Nachkriegshandcls rechnet, dürfte man in diesem Punkt wesentlich anderer Auffassung sein.
Amerika ist die größte Luftmacht der Welt, sagt die Zeitschrift „Fortune", und wir beabsichtigen, die erste Stelle im Nachkriegsweltluftverkehr zu behalten. Wir werden unsere eigenen Bedingungen mit den anderen festlegen und vermeiden, uns durch allgemeine internationale Verträge zu binden.
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jk4. Fortsetzung)
„Ich bin hier, Peters", sagte sie, „weil ich sehen wollte, ob Sie das Bild wieder über Ihrem Bett hängen hatten." Sie machte eine Pause. Dann drang ihr Blick ein in sein verändertes Gesicht. Sie setzte ihre Stimme von neuem ein. Ader welche Stimme war das.
Dem Manne schlug der Wohllaut dieses gedämpften Tonfalls in schweren Wogen wider das Herz. „Bitte, Peters, hängen Sie kein Bild von Edda Gittard hier artt "
„Gewiß, gnädige Frau", sagte er zögernd, „wenn Sie es durchaus wünschen. Ich bin bereit, alles zu tun, was Sie wünschen. Aber darf ich fragen, warum das Bild wegbleiben soll?"
1 Cie wollte jetzt gehen, aber sie sah ein, daß sie so nicht gehen wnnte. Alles sah so seltsam aus. Was sollte er denken von ihr, Peters, der Mensch, der ihr einen unschätzbaren Dienst erwiefen. Eie war ihm nahe gekommen. Sie sah in sein Gesicht, sah auch seine Augen, die in tiefster Ergebenheit schimmerten.
„Peters", sagte sie, rang nach Worten, „Peters, Sie msissen wis- ich kann es nicht mehr allein tragen, ich bin fremd hier, ich Ae Vertrauen zu Ihnen bekommen, seit Sie gestern abend die Schauspielkunst der Edda Gittard in Schutz nahmen. Ich danke 'Hnen. Schauen Sie, ich kann mit keinem davon sprechen, mit meinem Mann nicht, mit der Prinzessin nicht, ich bin für alle gestorben L dem, was ich war. Meine Vergangenheit ist tot. Aber sie lebt. Peters, ich leide darunter, daß sie lebt. Darum sollten Sie das Bild
„ o-au'', flüsterte der junge Mensch. Er ahnt, er erzittert,
erweißpiotzlich. „Oh. gnädige Frau-" Wenn er doch andere
Worte fände.
„Ich bin Edda Gittard", sagte sie ganz leise. „So, nun habe ich «vom Herzen. Ich mutzte es einmal sagen. Vor keinem darf ich da- n sprechen. Ich will ja auch nicht davon sprechen. Aber ich muh. verers ,ch mutz! Selbst die Liebe zu meinem Mann kann die Ver- Nngenheit nicht töten."
-h.- diese Stimme. So hat Robert Peters sie einmal vernommen «W seitdem eine trese, verzehrende Leidenschaft für die wunder- > »rml gefaßt. Sie steht vor ihm. Sie ist es wirklich. Edda Gtt- o — Edda von Ralmanski. Sie spricht ganz wahr und echt. Die
oei-kLyen und doch war sie niemals gröyer als
in dieser Stunde.
„Sie müssen mir vielleicht manchmal helfen, Peters", ihre Stimme ist so leise, daß sie kaum zu hören ist. „Ich rechne auf Sie!"
„Sie können über mein Leben verfügen, gnädige Frau!"
Zu jeder anderen Zeit hätte Edda über den vermeintlichen Überschwang dieser Worte gekachelt; heute lächelte sie nicht. Noch einmal sah sie Peters an. Sein junges Gesicht war ernst.
„Ich danke Ihnen", sagte Edda noch. Ach, sie strömte über vor Dankbarkeit; sie hätte ihm mehr sagen mögen, aber sie fürchtete, ihn zu verwirren. Oh. wie güAg hätte man zu ihm sein mögen! Sie ging schnell aus seinem Zimmer.
Als sie den unteren Fuß der Treppe erreicht hatte, sah sie sich Alexander gegenüber. Da alles in ihr schwang, frei und leicht war, jubelte sie hell auf.
„Ax-" rief sie, „Ax, du bist zurückgekommen. Oh, ich freue
mich, ich freue mich!" In der Dunkelheit des Flurs warf sie sich an seine Brust.
„Was machst du denn hier?" fragte er, und ihre Freude gab kein Echo.
„Ich habe die Wohnungen der Angestellten .gemustert", antwortete sie, den Mund in seinen Rock vergraben. „Diana hat es auch immer gemacht. Oder findest du es nicht richtig, daß ich in ihre Futzstapfen trete?"
Er nahm ihren Arm und führte sie nach draußen. Als sie über den Hof schritten, sagte er zögernd: „Schau, wenn Diana das tut, dann ist es doch etwas anderes —" Ohne es zu wissen, beleidigte er sie.
„Wieso meinst du, daß es etwas anderes sei?" Sie fragte, besann sich und fügte schnell hinzu: „Oder nein, antworte nicht! Antworte mir nicht!"
Er sah sie mißbilligend verwundert an. Sie sah »en Blick. Nein, er verstand sie nicht, in diesem Augenblick war er ihr ganz fern.
„Woher wußtest du überhaupt, wo ich war?" sagte sie, als sie in die Halle ihres Hauses traten.
„Marie sagte mir, daß du "zum Eesindehaus hinübergegangen wärest."
„So, also die Marie!" wiederholte Edda nachdenklich.
Das Geschenk der verflossenen Stunde, die damit erkaufte Befreiung und Freudigkeit war verlorengegangen.
8 .
Wenige Tage später fuhr die Prinzessin plötzlich vor. Sie fuhr den schweren Wagen allein. Als Alexander und Edda ihr entgeaen- kamen, blieb sie am Wagenschlag stehen, tat sehr erhitzt und flocht die Bemerkung ein:
„Wahnsinnig anstrengend, diesen Wagen zu fahren." Und Alexander ansehend: „Ich möchte Peters doch mit herübernehmen; das heißt, wenn ihr ihn entbehren könnt-"
Feldkameradscha ten Heer—HI
In der Reichshauptstadt weilte eine Abordnung einer im Osten eingesetzten Infanterie-Division, deren Freiwillige der NeichSjngendsührer vor kurzem im vorderen Graben besucht hatte. Die Abordnung besuchte die Banne der Hitler- Jugend. mit denen sie durch die Feldkameradschaften aufs engste verbunden ist. Aus diesem Anlaß unterstrich Reichs- jugendführer Axmann den Sinn und den Wert dieser Feldkameradschaften, die der kämpfenden Front stets das Bewußtsein einer frontnahen Jugend Adolf Hitlers geben sollen. Durch die Feldkameradschasten ist eine persönliche und gegenseitige Verbindung der Banne der Hiilcr-Jugcnd mit ' den Feldregimentern ihres Heimatgebietes geschaffen worden.
Zankoff ruft zur Rettung Bulgariens auf
In einer eindrucksvollen Kundgebung von mehr als tausend bulgarischen Arbeitern und Studenten, die sich in Deutschland befinden, sprach der Ministerpräsident der nationalen bulgarischen Regierung, Zankoff. Dabei übte Zan- koff schärfste Kritik an der Regierung Bagrianoff und der^l Nachfolger sowie an der Hofkamarilla, die alle verantwortlich seien kür den Weg Bulgariens ins Unglück. Eine Errettung aus der bolschewistischen Umklammerung, die von Tag zu Tag stärker werde, könne nur durch eine nationale Regierung erfolgen, die an der Seite Deutschlands stehe. Zankoff. der mit seiner Rede bei den Teilnehmern der Bei- anstaltung das stärkste Echo fand, forderte die bulgarische« Studenten und Arbeiter auf. sich zur Rettung ihres Vaterlandes hinter der nationalen Regierung zu sammeln.
Der bulgarische Propagandaminister Kassassoff, ein besonderer Günstling der Sowjets, gab bekannt, daß 3000 Bulgaren. die sich in Opposition gegen das sowjethörige Regime befänden, verhaftet worden seien. Derselbe Kassassoff hat zum neuen Generalsekretär in seinem Ministerium den Juden Menechem Fajon ernannt.
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. fere Schauspielerin als Edda sei, er sah sesne Frau blaß und situ daneben stehen und sie erfüllte ihn mit leiser Rührung.
„Du kannst natürlich jederzeit über Peters verfügen, Diana" „beeilte er sich zu sagen. „Du hast sein Talent zum Fahrer ja auch entdeckt. Wir werden sicher schnell Ersatz finden, nicht wahr, Edda?"
Edda durchschaute plötzlich das Ganze. Es erschien ihr so komisch, daß man um sie herumredete und über sie hinweg bestimmte. Sie besann sich und sagte zerfahren: „Wovon habt ihr gesprochen?" llnd sie hatte doch sehr wohl jedes Wort gehört. Sie sah mit trunkener Genugtuung, daß ihre Szene Hut war; niemand bemerkte, daß sie log.
„Wir wollen uns einen anderen Fahrer nehmen", erklärte Alexander, „Diana will Peters zurückhaben."
Da erkannte Edda, daß man sie schonen wollte, erkannte es an Alexanders Tonfall, am Blick seiner Augen.
- Die Prinzessin schaute sie merkwürdig an. „So ja", sagte sie, „beinahe hätte ich vergessen, warum ichTiberhaupt gekommen bin. Ich habe in Surau zu tun; Edda könnte bei dieser Gelegenheit die Vogelwarte kennenlernen."
„O ja", sagte Edda schnell, „ich freue mich. Alexander fährst du mit'?"
„Selbstverständlich fahre ich mit. Ich möchte Rupprecht von Platon endlich Wiedersehen."
Nach einer Viertelstunde stiegen sie zu dreien in den Wagen, Peters fuhr. Edda betrachtete ihn verstohlen, sie'bangte plöttich um den Ausdruck dieses Gesichtes. Aber Peters öffnete vor ihr den Schlag wie vor den andern, er sah sie nicht an, betonte mit keinem noch jo verstohlenen, heimlichen Blick die verschwiegene Vertrau» lichkeit zwischen ihm und seiner Herrin, Während der Fahrt betrachtete Edda verstohlen Alexanders Gesicht. Wie sie es liebte-
Jede Linie, jede Biegung dieses vertrauten Gesichtes hätt: sie streicheln mögen. Sic war ihm hingegeben mit dem Reinsten, Vrsten und Letzten in ihr. Sie schämte sich fast, vor ihm ein Geheimnis zu haben. Ein Geheimnis? Ihr wurde kalt. Hatte sie ein Geheimnis vor Alexander, weil sie mit Peters über die Wahrheit einer unausgesprochenen Vermutung gesprochen? Hatte sie sich jetzt schon zu einem fremden Menschen geflüchtet? Sie sah das Gesicht Diana von Ralmanskis an. Es war glatt, ruhig, gütig und vornehm. Das waren alles schöne Dinge, aber nichts, was das Herz warm werden ließ. Es drängte Edda plötzlich, von den Vorfällen des verflossenen Abends zu sprechen. Sie nahm die Hand der Prinzessin, drückte sie und sagte:
„Ich bin dir so dankbar, daß du so rücksichtsvoll bist."
Die Prinzessin behielt ihr gütiges Gesicht. Sie sagte nur verwundert: „Wie meinst du das, liebe Edda?"
Edda wandte sich jäh an Alexander und bat: „Du mußt es Diana ' erzählen, damit sie Bescheid weiß-" (Fortsetzung folgt.)