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SchwarzrvWer Tageszeitung
Nr. 234 H
^ Der Mittelpfeiler steht
G,«»atiere an der Saudalakschasront sichern das Absehen in
Nordfinnland
tP.K.j Nach dreijährigem Stellungskrieg muhten sich durch den Abfall Finnlands Teile der deutschen Truppen im nordfinnischen Raum von den bisherigen Frontabschnitten absetzen. Sofort nach Bekanntwerben der finnischen Verhandlungsbereitschaft ginge» die Sowjets vor allem an der Kanöalakschafrvnt, dem Mittelpfeiker der deutschen Verteidigung, zur verstärkten aktiven Kampffiiürung über. Schon aus strategischen Gründen,vot sich hier der sowjetische Angriff an, denn von diesem Frontabschnitt führt die einzige Eisenbahnlinie als Abzweig der Murmanbahn nach Nord finnland und zum Erzgebiet Schwedens.
Wie gefangene sowjetische Ofiziere aussagcn, wollten die Bolschewisten die Masse der an der Kandalakschafront kämpfenden deutschen Divisionen durch Vorstoß starker Kräfte auf die RückzugZstraße und auf das Wegkrcuz Salla einkeffeln. In der Hoffnung auf die schnell zu erbeutenden deutschen Verpfleguugslager waren die sowjetischen Infanteristen mit Verpflegung für nur zwei Tage durch den Urwald Lapplands marschiert.
Während an der alten Hauptkampffront die Grenadiere ihre Stellungen noch gegen heftige Frontalangriffe hielten, erfolgte der Abtransport sämtlicher Wehrmachtgüter und die Zerstörung aller für den Feind wichtigen Anlagen. Zum gleichen Zeitpunkt war es dem Feind von Norden aus- yolenö gelungen, auf mehrere Kilometer Breite die deutsche Rückmarschstraße und Eisenbahn zu sperren. Grenadiere eines Berlin-branöenvurgischen Regiments, Männer oer Waffen-», Artillerie, Panzerjäger und im Erdkampf eingesetzte Flak griffen sofort die sowjetischen Schützenregimenter an und erzwangen nach zähen, harten Kämpfen die Oeff- >mng der Hauptstraße.
Gleichzeitig mit dem Durchbruch auf sie vauplikrage hatte der Feind aus Morden kommend zu einer zweiten Zange angesetzt, um den Schlüsselpunkt Salla zu gewinnen und vom Rücken her die deutsche erste Auffangstellung einzukesseln. In tagelangen Waldknmpfen schlugen Grenadiere, Männer der Waffen-ü, Panzerjäger, Eröflak und Werfer, von Artillerie und Schlachtfliegern hervorragend unterstützt, die Angriffe der starken Feindkrüfte ab. An dieser Straße von Korja nach Salla erlitt der auch hier mit Panzernnterstützung angreifenüe Feind besonders hohe blutige Verluste. Beim entscheidenden letzten Angriff auf einen sowjetischen Brückenkopf fielen unseren Grenadieren die gesamte Artillerie eines Regiments, vier Pakgeschütze und zahlreiche Granatwerfer sowie leichte und schwere Infan- "riewaffen in die Hände.
Die erste Phase der beweglichen Kampfführung, bei der die Grenadiere der Kandalakscha-Front in allen Waldkämp- !>p ihre Ueberlegenheit als Einzelkämpfer gezeigt haben, ist abgeschlossen. Dem Feind wurden bei seinen vergeblichen Angriffen so schwere Verluste an Menschen und Material »gefügt, baß er seit dem Erreichen und endgültigen Sichern der deutschen Auffangstellung im Raum von Salla nur noch geringe Äufklärungsvorstöße unternimmt.
Die sowjetischen Verluste an der Kanbatakscha-Front belaufen sich bis zum 17. September auf rund 2VVV Tote, l befangene, darunter sechs Offiziere, wurden eingebracht. Erbeutet wurden u. a. zahlreiche Geschütze, Panzerabwehrkanonen, schwere, mittlere und leichte Granatwerfer. Panzerbüchsen, Maschinengewehre und Handfeuerwaffen. Vernichtet wurden außer mehreren Geschützen 20 Flugzeuge, davon wurden 18 durch Flak, zwei durch Infanteriewaffen aSgeschossen. Vernichtet wurden ferner 18 Panzer, davon Mehrere durch Infanterie-Nahkampfmittel. Während den Absetzbewegungen und zur Sicherung der Nachkommandos ourden die Grenadiere vor allem durch die ausgezeichnete lrbeit der Pioniere unterstützt.
Kriegsberichter Stubenhagen.
Sechs gegen hundert!
Von Kriegsberichter Karl Zimmermann PK. Bei einer Jagdgruppe im Nordosicu. Die Kämpfe im Baltikum sind in aller Heftigkeit wieder entbrannt. Wie auf dem Bode», versuchen die Sowjets auch in der Lust, das, was sie durch normalen Einsatz ihrer Kräfte nicht erreichen lönnen, durch den Einsatz der Massen zu erzwingen: Ein Bomberverband nach dem anderen fliegt in die Räume, in denen um die Macht über das Baltikum gekämpft wird. Ein Pulk Jager nach dem anderen wird vorgeschickt. Auch in den Lüften ist es in diesen klaren Herbsttagen ein hartes Ringen geworden. Aber trotz solcher zahlenmäßigen Uebermacht an Material und fliegenden bolschewistischen Angreifern erlebten unsere Jäger, wenn sie sich diesen massierten Gegnern entgegenwarfen, oft genug, daß sich die Sowjets wenig Zutrauen, daß sie nach wie vor unsere Jagdflieger sehr respektieren. Es geschieht immer Wieder, daß starke Sowjetverbände, wenn die Begegnung mit deutschen Jägern befürchten müssen, unverrichteterdinge um-
Schwere Kämpfe im großen ymnmlmpe»
Fortdauer« der heftigen Kämpfe im belgisch-holländischen Grenzgebiet — Feindliche Angriffe in «ittelitalien weiter erfolglos - Atlantikstiitzpnnrte bekämpfen Wirksam feindliche Ansammlungen
Aus dem Führerhauptquartier, 5. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
An der belgisch-holländischen Grenze südwestlich Arnheim und an der Maas beiderseits Gennep dauern die heftigen Kämpfe mit sich verstärkenden kanadischen und englischen Verbänden an. Der Feind gewann nördlich Turnhout erneut Boden. Seine Versuche, nach Tilburg durchzustotze«, wurden unter Abschutz von 25 Panzern verhindert.
Nach massierten Angriffen beiderseits Geilenkirchen konn- j ten die Nordamerikaner ihren Einbruch bei Nebach erweitern, l verloren aber bei einem Gegenangriff unserer Grenadiere ! mehrere hundert Gefangene und einige Panzer.
! Im Kampfraum Metz kam es zu örtlichen Gefechten. Um ! eine Einbruchsstelle wird noch gekämpft. - i Im Parroh-Wald und auf den Vorhöhen der Westvogesen behaupteten unsere Korps in schweren Kümpfen ihre Stellun- ^ gen gegen zahlreiche Angriffs von Verbände« der 7. amerika- ! nischen Armee und warfen in kraftvoll geführten Gegenangriffen den eingebrochenen Gegner wieder zurück.
Unsere Stützpunkte am Atlantik bekämpften wirksam Ansammlungen des Feindes und wiesen Aufklärungsvorstötze ab
In Mittelitalien liefen sich auch gestern wieder die starken Angriffe der 5. amerikanischen Armee an den von unseren Grenadieren und Fallschirmjägern zäh verteidigten Bergstellungen des etruskischen Apennin fest. An der adriatischen Küste scheiterten mehrere Vorstötze des Gegners.
Im grotzen Donaubogen sind bei und nördlich Zajecar schwere Kämpfe mit den weiter vordringenden Sowjetperbän
den im Gange. Auch nordöstlich Belgrad wird erbittert ga kämpft.
Im ungarisch-rumänischen Grenzgebiet erzielten ungarisch? Truppen bei Maros örtliche Fortschritte. Südlich Grotzwardei« schlugen unsere Grenadiere feindliche Kräfte in schwungvoller Gegenstötzen zurück. Der Gegner erlitt in diesen Kämpfen Hohr blutige Verluste.
Weitere sowjetische Angriffe im Raum von Torenburj und im Szekler-Zipfel wurden im wesentlichen abgewiesrn. U« eine Einbruchsstelle wird noch gekämpft.
In den Waldkarpathen blieben heftige Vorstöße der Bol schewisten in unserem Abwehrfeuer liegen
Die Durchbruchsversuche neu hcrangcfüqrter sowjetischer Divisionen an den Pässen der Ostbeskiden blieben auch gestern ohne Erfolg. Die feindlichen Angriffe brachen zum grossen Teil bereits vor unseren Stellungen im Feuer unserer Artillerie zusammen.
Am Narew nördlich Warschau brachten einige örtliche Angriffe Erfolg.
Ein sowjetischer Einbruch in unsere Stellungen nördlich Schänken wurde abgeriegelt.
Am gestrigen Tage griffen nordamerikanische Terrorbom- i ber das Stadtgebiet von München an. Es entstanden Schäden an Wohnhäusern, Kulturstätten und öffentlichen Gebäuden, ! u. a. wurden mehrere Krankenhäuser und sieben Kirchen zer- > stört bzw. schwer getroffen. Flakartillerie der Luftwaffe und ! Jäger schossen am gestrigen Tage 2l anglo-amerikanische Flug- j zeuge ab.
Es geschieht sogar, daß große sowjetische Verbände, sobald nur wenige deutsche Jagdflugzeuge den Kampf mit ihnen auf' nehmen, von ihrem Auftrag Massen, in Verwirrung geraten und regelrecht die Flucht ergreifen. Dadurch erzielen unsere Jäger neben den direkten Erfolgen, neben den Abschüssen, mitunter Wirkungen, die die Verbände des Heeres unmittelbar entlasten und zur Sicherung unseres baltischen Hinterlandes beträchtlich beitraaen.
Unteroffizier B.. der mit seinem Nottenssieger uno zwei anderen Rotten zur freien Jagd unterwegs war, erhielt den Befehl, einem inzwischen gemeldeten größeren Bomberverband der Bolschewisten entgegenzuflieacn. Ais unsere sechs Jäger diesen Verband sichteten, stellten sie fest, daß es sich um insgesapu 60 Bomber handelte, die in zwei Pulks nebeneinander flogen und von nicht weniger als 40 Jägern geschützt wurden.
Unsere Jäger stürzten sich sofort auf den zu je zwei Maschinen durcheinander kurvenden Jagdschutz, wobei Unteroffizier B. einen Abschuß erzielte. Während die beiden anderen Rotten an den sowjetischen Jägern blieben, fuhr er selbst mit seinem Begleiter rücksichtslos in den einen der beiden Bomberpulks, wo große Verwirrung entstand. Zwei Bomber wurden in kürzester Zeit zum Absturz gebracht, einem dritten , wurde hart zugesetzt. Das über war der geringere Erfolg. m,t dem der bewundernswerte forsche Angriff des jungen Flug- i zeugführers aus der Jagdgruppe des Eichenlaubträgers Major Rudorsfer belohnt wurde. Die Bomber nämlich, die sich über freiem Feld und weitab von irgendeinem Ziel befanden, das einen solchen Massenangriff gelohnt hätte, warfen ihre gesamte Bombenlast ab und nahmen unverzüglich wieder Gegenkurs.
So wurde ein bedeutendes Angrisfsunternehmen der Sowjets zerschlagen. Stellungen, Ortschaften, Verkehrsanlagen und Material sollten zerstört werden. Aber nur Wiesen und Oedland wurden aufgerissen. Deutsche Soldaten sollten vernichtet werden. Statt dessen erlebten deutsche Soldaten einen Triumph fliegerischer Tapferkeit.
IspM ZrrmMge -er WveMn-e
An der Niederkämpfung des Aufstandes in Warschau Ware» neben Verbänden des Heeres, der Waffen--- und der Polizei auch freiwillige Osiverbände beteiligt. Den Männern vom ostmuselmanischen ---Regiment 1 und von den beiden hier eingesetzten Bataillonen des Aserbeidschan-RegiMents 111 konnten wiederholt Tapferkeiisauszeichnungen, darunter EK. 1. und 2. Klasse, für die Zerschlagung zahlreicher Widerstandsnester verliehen werden.
Erfolgreiche Gegenstöße in Italien
Im westlichen Teil der italienischen Front fanden keine bedeutenderen Kampfhandlungen statt. Stärkere, jedoch örtlich begrenzte Angriffe führte der Feind nördlich Castiglione bis zum Monte Castello. Vei Mong - hidoro trat der Feind erneut zum Angriff an: unter blutigen Verlusten scheiterten jedoch hier wie nordwestlich Castel del Rio seine Angriffe im zusammengefaßten ^ Feuer aller WEes- M* -
Micha zerschlägt bolschewistische Schliche ---PK. Ein Kriegsberichter der ---Standarte „Kurt Eggers" schreibt:
„Ob der Micha da vorn liebenbleiben will?" — „Jetzt kann er Wohl nicht mehr zurück, Herr Hauptmann, bei diesem Feuer." — In diesem Moment bricht der Ukrainer seine Maschinengewehrgarben gegen den Waldrand plötzlich ab. — „Na. Ladehemmung? Nein! Der schießt ja Einzelfeuer. Ist denn der Micha wahnsinnig geworden? Hört er das Urrii- geschrei nicht immer näherkommen?"
Micha schleicht sich an die Bolschewisten
Micha hört nun wirklich ganz aus zu schießen. Er schiebt sein Maschinengewehr vor sich her und kriecht, wie ein Wurm an die Erde gepreßt, einige Meter vor. Das Urrägebrüll wird immer stärker. Micha horcht krampfhaft gegen den Wald. Es ist unmöglich, daß das unaufhörliche Feuer von einer vorgehenden Linie kommt. Aber sehen kann er nichts. Er darf ja den Kopf nicht heben. Warum klingt das Geschrei nur so gurgelnd? Er windet sich durch hohes Gras, etwa zwanzig , Meter nach links bis zum Bach hin, lauscht über den Wasserspiegel, hält auch das Obr unter die Fläche. Nein, das Wasser gurgelt nicht das Urrä heran. Etwas hastig robbt er wieder vor. Ein Streifschuß schießt ihm mit dem Stahlhelm die tarnenden Grasbüschel vom Kopf. Im gleichen Augenblick knistert ein Ast drüben im Walde zur Erde. Verdammt, er darf doch nicht aussehe». Sein Helles Gesicht ist von Geschossen umpfiffen. Voller Wut drückt er es in den sumpfigen Boden und höhlt dann aus einer schlammigen Kruste seine Augen aus.
Micha zerschießt den geblufften Stoßtrupp
„Urrä, urrä", auf- und abschwellend. „Huij, huij", sirren die nach ihm suchenden Geschosse. Micha dreht sich langsam in den Sumpfboden ein. Nun liegt er ganz still. Nein, er ist jetzt ganz sicher, daß da drüben keine Menge ist, die sich näher heranbewegt. Sein ganzer Körper ist wie in eine Moorpackung eingehüllt. Nur sehen jetzt, nur beobachten. Er bohrt seine Augen durch dichtes Gras. Sie schmerzen bereits vor Anstrengung, so starrt er auf einzelne Stellen. Sein zielender Blick hat jetzt ein fortwährendes Schwanken eines Kiefcrn- astes erspäht, jedesmal, wenn ein Schuß aus dieser Richtune über die Wiese pfeift.
Ganz ruhig, fast ohne Bewegung, bringt er sein Maschinengewehr in Stellung. Dann jagt er Leuchtspurgarben i« die Baumkrone. Und plötzlich, wie abgewürgt, bricht däL „Urrä"°Gebrüll ab. Ein großes Bündel Kicfernzwcige krach: durch dürre Aeste zur Erde. Und dann holt er noch fünfzehn solcher getarnter Baumschützen aus den Bnnprkronen. In einer Astgabel hängt ein durchschossener Lautsprecher wie eins Fratze, die den von ihr geübten Bluff »och immer höhnisch begrinsi.
Micha erhält am nächsten Tage vom Chef der Polizeikompanie die bronzene Tapferkeiisauszeichnuna »>>" Anoebönm- der Ostvölksr.
Die schöne Woche.
Zeitbild von Alb in Tröltzsch.
Ler Zeiger klettert in das letzte Viertel des Zifferblattes. Ingenieur Loth am Schreibtisch erhebt sich, er will nun- auch Feierabend machen. Eine Frage aber steht noch auf seinem Gesicht: Wird es Meister Fabisch in dieser Woche in den Bender-Werken schaffen? Es ist eine Arbeit noch für gute' zehn Tage, aber Fabisch ist ein Kerl, er wird es zwingen, er muß es... Da rasselt noch einmal das Telefon. „Wie, Rill'sche Eisenwerke? _ja, und?"
Nu» erzählt ihm der Mann am anderen Ende, daß er mit der Produktion um 10, ja um 20 Tonnen zurückfalle! Er müsse ihm unbedingt helfen, und zwar umgehend, der große Glühofen in der Kuaelhalle tue es nicht mehr.
„Da haben wir's. Wie ich es Ihnen voraussagte. Aber wie soll ich Ihnen jetzt Helsen? Meine Monteure sind auf vier Wochen hinaus Tag und Nacht keine Minute frei! Alles äußerst dringende Arbeiten. — Wie? Gut, ich komme."
Eine halbe Stunde später starrt er in die Weißglut eines mächtigen Glühofens, dann spricht er: „So wird das überhaupt nichts, hier muß auf direkte Beheizung übergegangen werden. Also, bestellen Sie bitte sofort eine Brenneranlage bei der Firma ..."
Der Betriebsleiter lacht bitter: „Sie haben sicher schon etwas von Lieferfristen gehört!" Er sieht die Katastrophe über stch Hereinbrechen, wenn nicht mindestens diese Woche ...
„Na schön", unterbricht ihn Loth abschließend, „ich will sehen." Er verabschiedet sich und fährt in sein Büro zurück. Dort bemerkt er in einer der Werkstätten Licht. Wer arbeitet da noch? Er tritt ein.
Hier kauert schweißend Meister Fabisch am Boden, auf dem er sich einen komplizierten Rohrbogen aufgerissen hat. Loth beobachtet ihn. Immer und immer wieder muß er diesen Menschen bewundern. Jeder Griff zeigt Fertigkeit. Willig kigt sich ihm jedes Material. Er ist ein Meister unter den Meistern! Endlich verlöscht knallend der Schweißbrenner, und der Mann richtet sich auf.
„Warum arbeiten Sie wieder noch so spät?" Es ist mehr die Sorge um i-en bewährten Mann, die so fragt.
Der Angeredete legt gelassen die Schläuche zur Seite, schiebt die Schweißbrille aus die Stirn hinauf und meint in seiner ruhigen Art: „Wir müssen es in den Bender-Werken diese Woche schaffen — und wir haben nur noch vier Tage."
Kurz daraus sitzen sie beide im Büro. Loths sichere Hand wirft skizzenhaft eine Zeichnung aufs Papier! Der Meister folgt jedem Strich, jeder Zahl mit seinen scharfen, fast stechenden Augen. „Hm, ich verstehe", spricht er endlich, sonst nichts.
Und nun arbeitet Meister Fabisch: am Tage in den Bender-Werken und nachts an der neuartig konstruierten Gasbrenneranlage. Zwei, drei, vier Tage ,und Wüste! Am fünften > Tag gegen Abend nimmt er die neue Druckreglerstation in Verrieb, und anschließend findet er sich zur Nachtschicht in den Rill'schen Eisenwerken ein.
Der gedrungene Kolben der massigen Kngelpresse- gleitet spielend hin und her. Eine glühende Eisenstange nach der > anderen schluckt das stählerne Ungetüm in sich hinein und beißt Stück um Stück wie im Sekundentakt herunter, zerquetscht es zwischen seinem Riesengebiß und läßt es gelassen, als sei nichts geschehen, unter sich fallen. Ein Berg glühender Eisenkugeln, wie schöne große Weihnachtsäpfel, wächst unter ihm immer höher und breiter.
Unersättlich ist der Koloß. Die Männer hantieren vor den weißglühenden Rachen der Oefen in mörderischem Tempo, und doch mit einer abgewogenen Sicherheit und Ruhe. Eingespielt ist jeder Griff. Ein imposantes Bild der Kraft.
An oem großen stillgelegten Ofen arbeitet Meister Fabisch mit zwei Maurern. Die linke Brennerpartie ist eingebaut. Da tippt ihm der Ingenieur auf die Schulter und bedeutet ihm, eine Pause zu machen; es sei bereits Mitternacht. Meister Fabisch überblickt prüfend seine Arbeit und nickt: „Wenn es erst Mitternacht rst, dann mag es sein."
Nun geht er mit den mechanischen, bleiernen Schritten, die allen Uebernächtigen, Uebermüdeten eigen sind, zwischen den fauchenden Oesen hindurch-und setzt sich auf das wuchtige Fundament der Presse. Dann und wann beißt er an sein Brot, das er in einem Stück Papier in der Hand hält. Immer aber sind seine Augen dort am großen Ofen: er weiß nicht, daß er sitzt; er weiß nicht, daß er ißt; er baut in Gedanken die rechten Brenner ein. Endlich entspannt sich sein Gesicht, das Brot entgleitet seiner Hand, der Kopf sinkt zurück an den warmen zitternden Leib der Presse und — die Lider fallen ihm zu. Im gleichen Augenblick schüttelt er sich wie ärgerlich und springt aus. Lächelnd tappt er hinüber zu seiner Arbeit und hämmert wieder, richtet an, schweißt, schneidet Gewinde...
Unaufhörlich jagen die Ofenmänner ihre glühenden Stangen dem ewig hungrigen Riesentier zwischen die gierigen
Dreifache Wehr.
Die Erde harrt, vom Pfluge lief erschlossen, der neuen Saat, daß aus des Samens Kraft und ihres Schoßes segensreichem Sprossen sie wiederum die neue Ernte schafft.
Die Saat geht auf, die ersten Halme eilen dem Licht entgegen, das sie sanft umrauscht.
Der junge Bauer aber hat derweilen -
den Spaten freudig mit dem Schwert vertauscht.
Und während er in heißem Kampfesmühen der heimatlichen Frucht nicht mehr gedenkt, geht still die junge Fr^t durch all das Blühen und weiß, daß 'auch aus ihr jetzt Leben drängt.
Dort wächst der Siege schwererrungenc Fülle mit jeder Schlacht, die deutscher Mut gewinnt.
Hier reift das Korn in goldner Aehrenhülle, und unter ihrem Herzen reift das Kind.
Dreifache Wehr entsteht dem deutschen Stannne im Kampfe um jahrhundertaltes Recht:
Brot bringt der Boden, Sieg des Schwertes Flammt Unsterblichkeit ein blühendes Geschlecht.
Zähne. Stunden und Stunden. Um sechs Uhr nnorgeus wechselt die Schicht.
Der große Glühofen hat sich ringsum wieder geschlossen. Meister Fabisch bringt den Gemischanzeiger an, 'verbindet Gas- und Luftleitung mit den Staurändern und nimmt de« Ofen in Betrieb.
Der Ingenieur stoppt den Gasverbrauch, errechnet de» Wirkungsgrad und nickt zufrieden.
Draußen steigt ein sonniger Morgen herauf. Durch das Pförtnerhaus kommen langsam und schweigend zwei Männer gegangen. Endlich, den Schritt verhaltend und sich den Hur aus der Stirne schiebend, sagt der eine: „Das war wieder eine Woche, was, Meister Fabisch?"
Dieser hebt die tief in den Höhlen liegenden Augen m die Sonne: „Ja, eine schöne Woche. Es hat doch tatsächlich alles noch ganz gut geklavvt." Lachend schüttelt ihm der andere die Hand.