Schwurzwäker Tageszeitung
Sscte 3
Warschauer Rebellen
Deutscher Kampf vur gegen Banditen
?a. 207
Der Kampf mit den
Jedes größere Haus eine Festung —
^ Von Kriegsberichter Otto Zottmann
DNV . . 2. Sept. (PK.) Der Aufruhr von Warschau, der
unermeßliches Elend über Tausende von polnischen Familien in der ehemaligen polnischen Hauptstadt brachte, wird von Tag zu Lag auf kleinere Herde beschränkt. Die Rebellen erleiden schwerste Verluste. Sie verteidigen die Ruinenfelder ihrer letzten Schlupfwinkel mit der Verbissenheit von Todgeweihten, die sinnlos das Leben und die Heimat ihrer Volksgenossen aufs Spiel sehen und jetzt von den deutschen Truppen blutig zusammen- Magen werden.
Dieser Kampf um Warschau wird vom Wehrmachtkamman- ranten der Stadt geleitet. Inmitten der brennenden' Straßen, «„geschlossen von den Aufrührern, hat er seine Verbände angesetzt und die Straßenschlachten gelenkt. Noch immer dringt das Raffeln der Maschinengewehre, Lärm der Detonationen, das Peitschen von Gewehrschüssen über den großen Platz, an dem in einem der anliegenden Häuserblocks der Mehrmacbtkommandant von Warschau seinen Eefechtsstand bezogen hat. Die Stadt ist inzwischen wieder geöffnet und der Verkehr nach Praga über di» großen Weichselbrücken freigegeben.
Seit langer Zeit ist dieser Aufstand von jenen Kräften systematisch vorbereitet worden, die sich unter dem Tarnnamen ..Neue polnische Armee" verbergen. In dieser „Neuen polnischen Armee" haben die Rädelsführer einen nicht geringen Teil der polnischen Jugend einzufangen gewußt. Sie bildeten einen verhältnismäßig kleinen Kern, der jedoch straff organisiert und sehr gut ausgebildet war, und wußte auch gegenüber der polnischen Bevölkerung die völlige Geheimhaltung zu wahren. Gruppen und Züge dieser Aufrührer in Stärke von 8 bis 20 Mann wurden in Privathäusern kaserniert.
Nach außen schien das Stadtbild zum 'Augenblick des Aufstandes völlig unverändert. Dem unbefangenen Besucher bot, sich Las Bild ungestörten Friedens. Nur der geschulte Beobachter, Lessen Augen schärfer zu sehen gewohnt waren, erkannte, daß -Lei Radfahrvcrkehr in diesen Tagen stärker war als gewöhnlich, daß in den Droschken viele,Personen fuhren, die sonst nicht «l fahren pflegten, und daß sich an den Straßenecken mehr als sonst lebhaft diskutierende Gruppen bildeten.
Ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder Der Aufstand brach in ganz Warschau zu gleicher Zeit los. Line Stunde vorher drangen Gruppen der Aufrührer in Privathäuser ein, sperrten die Zivilisten ein und besetzten Fenster und und Bodenluken, von denen sie Wehrmacht- und Polizeistreifen unter Feuer nehmen konnten. Von diesen lange vorher bestimmten Häusern gaben sie schlagartig Feuerschutz für ihre Lturmgruppen und riegelten mit Sperrfeuer ihre eigenen Bezirke ohne die geringste Rücksicht auf die Zivilbevölkerung ab.
Sie achteten dabei nicht einmal das Leben von Kranken, Müttern und Kindern, die ahnungslos dort wohnten. Die wichtigeren Echiitzenstellungen waren mit ausgesprochenen Scharfschützen besetzt, die mit Zielfernrohren ausgerüstet waren. So gelang es, den Standort Warschau zu blockieren, einzelne Wachen zu überrumpeln und zu entwaffnen. Jedes größere Haus bildete eine Festung, der-nur schwer beizukommen war. Ein Scharsschütze, der durch zwei Zimlner hindurchschießt oder durch ein kleines Mauerloch zielt, ist eben schlecht zu fassen.
Die Kerntruppen wurden durch weitere Vandentruppen, zumeist Bolschewisten, vermehrt, die in Eeheimlisten ersaßt waren.
Sie wurden jedoch erst ausgcboten, als der Ausstand bereits ausgebrochen war, da sie über den Zeitpunkt des Losschlagens nicht eingeweiht waren. Sie strömten erst am zweiten Tage den Kerntruppen zu, die sie dann jedoch beträchtlich vermehrten.
In den-Vorstädten waren die Vorbereitungen entweder nicht so gut getrofsen, oder die Zuzugsbanden waren nicht rechtzeitig zur Stelle. Als die Aufrührer sich hier in den Besitz vün Straßen und Plätzen setzen wollten, wurden sie zusammengeschossen. So wurde Praga, die große Vorstadt am Ostufer der Weichsel, als- ! bald befriedet, während sich in der Stadtmitte die heftigsten > Kämpfe entwickelten
Bevölkerung hilft deutschen Soldaten
Die ersten Maßnahmen des Wehrmachtskommandanten von Warschau machten bereits eiimn grundsätzlichen Unterschied zwischen kämpfenden Aufständischen und der unbeteiligten Zivilbevölkerung, denn nach einwandfreien Feststellungen ist die Bevölkerung von Warschau zu über 90 Prozent von diesem Aufstand überrascht worden und lehnt ihn ab. Auch die Geistlichkeil
hat ihm die Billigung versagt. Alle Einsichtigen sind sich klar darüber, daß mit einem Einzug der Bolschewisten in Warschau zwangsläufig eine furchtbare Heimsuchung folgen würde. Das geh' -ns allen Gesprächen und Unterredungen immer wieder
her^i..
Beweise für völlige Unkenntnis der Lage gaben uns Tausende von Zivilisten. In einem Falle wurden neun Flaksoldaten, die von 200 Banditen gefangen genommen worden waren, von einem Polen befreit und zu unseren kämpfenden Verbänden zurückgeführt
Frauen uno Kinder von Deutschen in Sicherheit gebracht
Die deutsche Wehrmacht hätte die Zivilbevölkerung in den Kellern und Häusern der Kampfbezirke lassen können so daß die Lebensmittel knapp geworden wären. Die deutsche Wehrmacht hätte ferner die gesamte Wasserzufuhr absperren können, so daß durch die dann ausgebrochenen Leiden der Zivilbevölkerung ein unmittelbarer Druck auf die Banditen ausgeübt worden wäre. Diese Mittel standen der Führung der deutschen Verbände in Warschau zur Verfü. mg. Sie hat jedoch keinen Gebrauch davon gemacht. Warschaus Bevölkerung steht unter oem Schutz unseres Reiches und unserer Wehrmacht. Wir haben die Bevölkerung durch die Kampfzonen hindurchgeschleust. Wir haben Frauen nud Kinder aus den Kellern der brennenden Häuser, reilweise unter eigener Lebensgefahr, herausgeholt und in Sicherheit gebracht. Wir haben Kranken und Siechen die Möglichkeit gegeben, bestehende Krankenhäuser und provisorische Sanitätsstellen aufzusuchen und dort zu verweilen. Wir haben daneben nicht nur Medikamente, sondern auch Lebensmittel zur Verfügung gestellt, um hie Versorgung der Kranken zu sichern. Den Erzbischof von Warschau, der sich in einer von Banditen überrumpelten Gegend aus:) seit, brachten wir mit einem Panzerspähwagen aus dem gefährdeten Bereich heraus und gaben ihm , Gelegenheit, das Elend von Warschau, das die Ausrührer leichtfertig herausbeschworen hatten, mit anzuschen und die Maßnahmen der deutschen Behörden kennenzulernen, die, obwohl sie selbst eingeschlossen waren, alles taten, was überhaupt nur in ihren Kräften stand, um der Zivilbevölkerung die furchtbare Lage zu erleichtern. In einem Sammellager in Proszkow, vor den Toren von Warschau, konnte der Erzbischof dann zu seiner
Gemeinde sprechen. Die Warschauer Kulturdenkmäler und die Bibliotheken wurden auch während der erbitterten Kämpfe möglichst geschont.
Die Drahtzieher des Aufstandes
Die von der deutschen Wehrmackit aus Humanitären Gründen eingeleitete Evakuierung der Zivilbevölkerung wurde von den Banditen mit allen Mitteln verhindert. Die Zivilisten wurden von ihnen zum Barrikadenbau geprent, zu Kurierdiensten und zur Versorgung der Banditen mit Lebensmitteln und Munition zwangsweise herangezogen. Frauen und Kinder waren durch sie den Kriegswirren in der Stadt, den Schrecken der Eroßfeuer und des Hungers völlig schutzlos ausoeliefert.
lieber die Hintergründe und die Drahtzieher des sinnlosen Aufstandes von Warschau ist einwandfrei folaendes festgestsllt: Die Art der Kampfführung der Warschauer Aufständischen läßt die Ausbildung unter ganz neuzeitlichen Gesicktsounkten erkennen. wie sie nur aus der Moskauer Schule hervorgehen kann. Bestimmte Finessen und Einsatzmethoden sind nicht aus der Erfahrung von Soldaten bervoroeaangen. sondern aus jenen Hirnen entsprungen, die alle Mäalich^eitea des Straßenkampfes erklügelt und exerziert haben Die Art der Kampfführung der Warschauer Aufrührer ist ein Beweis, daß Moskau seine Hand entscheidend im Sviele hatte.
Als unsere Waffen den Rellen maskenhaft Verluste zuzufügen begannen, als wir ein VeBchwörernest nach dem anderen ausräumten, ließ sich auf die Warschauer Hilfeschreie nun endlich auch London herbei, durch Flugzeuge Versorgungsbomben mit Waffen, Munition und Lebensmitteln abzuwerfcn. Diese fielen jedoch zum allergeringsten Teil den Aufständischen in die Hände, sondern kamen zumeist unseren eigenen Truvpen zugute. Die Briten hatten bei diesen Lufteinsätzen schwere Verluste. In einem Falle wurden 70 v. H. der eingesetzten Flugzeuge abgeschossen
Noch immer toben Kämpfe in der fast restlos zerstörten Stadt. Barrikaden werden gesprengt. Schlachtflugzeüge, Panzer, Sturm- aeschütze, Panzerzüge, Artillerie, Granatwerfer schießen die noch verbliebenen Bastionen der Banditen sturmreif, die dann von unseren Grenadieren mit Flammenwerfern bis zum letzten Widerstandsnest ausgeräuchert werden. Vergebens versuchen Moskau und London, sich nach dem Scheitern d-es Aufstandes von der Warschauer' Blutschuld reinzuwaschen. Sie sind es gewesen, die die Aufrührer ausbildeien und unterrichteten, sie mit Waffen und Munition versorgten und sie zu dem Verbrechen au Warschau antrieben, das eins der dunkelsten Kapitel dieses Krieges bildet und das polnische Volk seiner einst blühenden Hauptstadt beraubt bat.
Neues vom Lage
Wachtposten schießt auf Giraud Der General schwer verletzt
DNB Genf, 2. Sept. General Giraud, der frühere Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Nordafrika, wurde, wie der Korrespondent des „News Ehronicle" aus Algier nach London kabelt, vor wenigen Tagen durch Attentat schwer verletzt. Der Anschlag auf Giraud wurde in Mostaganen, 60 Kilometer östlich Oran, wo er seit seiner Pensionierung lebt, ausgesührt.
Der Korrespondent berichtet, daß ein Senegalsoldat, der zu Ser Wache vor der Villa Girauds gehörte, auf Giraud feuerte, als dieser nach Hause sam. Eine Kugel ging durch beide Wangen Girauds und schlug ihm einige Zähne aus. Der Anschlag soll angeblich, so behauptet wenigstens der Korrespondent, keinen aoiitischen Hintergrund haben. Der Posten sei offensichtlich betrunken gewesen.
Es besteht kein Zweifel darüber, daß der Schütze, der den Schuß auf Giraud abgegeben hat, im Aufträge der Gaul listen gehandelt hat. De Gaulle hat Girauds anti- öolschewistische und antikommunistische Linie immer als Störung einer bolschewistensreundlichen Politik cmpjunden, und es war M erwarten, daß sich de Gaulle seines lästigen Widersachers und Mahners entledigen würde, sobald er sich dazu stark genug fühlte.
Bolschewisten verschleppen 1,4 Millionen rumänische Arbeiter
DNV Budapest, 3. Sept. Das ungarische Nachrichtenbüro MTJ meldet aus Istanbul: Hiesige sowjetische Kreise bestätigen die aus Rumänien stammenden Informationen, nach welchen die Bolschewisten damit begonnen haben, den ersten Teil der in die Sowjetunion zu schaffenden 1400 000 rumänische Arbeiter zu sammeln. Die Verschleppung dieser 1,4 Millionen Ru-
manen nach Stdirie.n ist eine Folge des Verrats des .„Königs" Michael an seinem Volke. Sein neuer Minister, der sattsam bekannte Maniu, gab inzwischen laut Reuter in einer Erklärung zu, daß noch weitere schwere Opfer den Bolschewisten gebracht werden müssen. Er sagte: „Wir verbergen nicht, daß der uns auserlegte Waffenstillstand große Opfer von uns fordert und in unseren Herzen schmerzende Wunden hinterläßt."
Der englisch-amerikanische Krach um Indien Halifax versucht zu vermitteln DNB «wähorm, 1. Sept. Der Krach zwischen London und WÄGNglon um Len Sonderbotschafter Roojevelts in Indien, Phinpps, wegen seiner Kritik an der britischen Jndienpo- litik zieht immer weitere Kreise. Der republikanische Abgeordnete Joymson hat im USA-Repräsentanrenhaus die Eichchlie. ßuug eingebrachl, daß Philipps nicht, wie London es ford«^ AurucEjZeruien untd. ferner soll d-er britische EesLNÄtL sü? 3^ dien in Washington, falls er weiter versuchen sollte, die ösfent- z liche Meinung im Fall Philipps zu beeinflußen als „Person« non grata" bei der USA-Regierung erklärt worden.
In der Entschließung wird wiederum sestgestellt, daß Jnoien : ein äußerst wichiger Stützpunkt der USA-Operaionen gegen Japan sei. Da aber Großbritannien nur eine untergeordnete Rolle beim Kriege gegen Japan spielen werde, sei es richtig für ) die USA, sich die Unterstützung Indiens zu sichern.
Indessen bemüht sich der englische Botschafter in Washington. Halifax, darum, die leidige Affäre Philipps aus der Welt zu schaffen. Er bestreitet, daß die USA-Regierung London habe wissen lassen, dätz Philips als Persona non grata angesehen und seine Rückberufung gefordert werde.
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„Na. Oma, wenn wir uns anstrengen, dann kriegen wir die Kartoffeln bis zum Dunkelwerden noch 'raus."
Und Gustav arbeitet, daß ihm der Schweiß aus der Stirn perlt, und das alte Mütterchen weit hinter ihm zurückbleibt.
Als er die letzte Kartoffelbülte aus der Erde gezogen hat, sieht er strahlend zu der alten Frau hinüber.
«Prima! Geschafft!"
«ie streckt ihm ihre harte, braune Arbeitshand hin.
„Sie sind ein guter Mensch. Der liebe Gott möge es Ihnen lohnen und Sie behüten,"
Ganz wundersam feierlich wird es Gustav zumute.
„Das hätte Mutter auch sagen können", muß er denken.
Aber dann fallen ihm seine Pflichten wieder ein.
„Oma, haben Sie ein Pferd? Dann könnte ich doch die Kar- tofseln gleich nach Hause fahren."
„Ein Pferd nicht. Aber zwei Kühe, die ziehen auch."
„Dann wollen wir sie mal gleich holen."
Gustav bindet die Sackschürze ab und klopft sich den Sand von der Montur.
Sie nickt eifrig. '
„Ja. jetzt gehen wir nach Hause. Aber da trinken wir erst MI Kafsee. Ich habe mir gestern gerade einen kleinen Kuchen gebacken als hätte ich geahnt, daß noch ein Soldat zum Sonntag Mich besuchen kommt."
Gustav merkt bei den verlockenden Worten plötzlich, daß sein Amgen knurrt. Er hat es vorhin im Eifer des Gefechts gar nicht »erspürt. ,
D.ann sitzen sie in der kleinen, pieksauberen Küche und trinken Kaffee, wozu der Gustav unzählige Kuchenstücke verdrückt, die sie lhm immer wieder hinschiebt. Dabei schwatzen sie von der Land- wirtichaft. vom Krieg und vom Wilhelm, der nun schon last ein Ahr nicht aus Urlaub war. Bis Gustav .hinausguckt und erschrocken austpringt.
„Oh, es wird schon ganz dunkel. Jetzt will ich aber schnell erst die Kartoffeln holen!"
Es wird auch höchste Zeit, den die Wolken haben sich wieder öusammengeschoben und bringen eine frühe Dämmerung über das Land. Aber es klappt noch alles, und beim Abladen aus dem Hoi hält das alte Mütterchen vorsorglich eine Stallaterne, deren flackerndes Petroleumlicht gerade zum Finden der Kellerluke ausreicht.
Dann ist auch diese Arbeit getan. Der Gefreite springt vom Wagen und strängt die Kühe ab.
„Wenn Sie mir einen Eimer geben. Oma. dann kann ich gleich noch melken."
„Na. wenn's Ihnen Spaß macht. Aber bann ist wirklich Feierabend. Sie müssen doch auch noch Abendbrot essen."
Und während er.im Stall ist. schlägt sie sechs Eier in die Pfanne, in Ser vorher Ser seingewürselte Speck schön braun ge- prutzelt ist, und holt ihre letzte Mettwurst vom vorigen Schlachten aus dem Osenloch. ^ .
„Denn der Junge muß doch wenigstens einen kleinen Dank für sein« Mühe haben", verteidigt sie sich selbst wegen ihrer Verschwendung.
Und der Gefreite Sauer lohnt es ihr mit seinem strahlendsten Gesicht und einem schier unerschöpflichen Appetit. — '
Es stürmt, mit Regen vermischt, die ganze kommende Wockft hindurch. Viel Laub weht von den Bäumen, und die Eicheln unü Kastanien prasieln so laut aufs Dach, daß Mutter Hollberg mehrmals in Der Nacht davon auswacht. Aber vielleicht sind di« Kastanien auch gar nicht schuld daran, denn welche Mutter kann in diesen Sturmnächten ruhig schlafen, wenn sie ihren Sohn da draußen weiß auf dem brüllenden Ozean. Dazu kommt. Saß wochenlang keine Post mehr von Manfred kam. und wenn sich beide Frauen gegenseitig auch immer wieder lagen, daß dies bei einer ausgedehnten Feindiahrt ja immer io war. so hasst Loch Mutter Tag für Tag im stillen, ob nicht vielleicht einmal ein Hafen angelausen sei, oder ein Heimfahrendes Schiff Post übernommen hat. Aber Tag -ür Tag. Woche für Woche vergeht ohne daß ein« Nachricht von Manfred kommt. Und in den ichlaiioien Slurmnächten verzehrt sich heimlich ein Mutterherz in Sehnsucht ! und Bangen.
Aber auch diese pechschwarzen Nächte haben ein Ende — diele Nächte in Venen das wilde Heer durch die Lüfte rast, und die heidnischen Alten sagten, daß böse Geister umgehen, die die Menschen schrecken und ängstigen wollen.
Eines Morgens Hai sich der «türm gelegt, und aus Dunst und Nebeln hebt sich siegreich die Sonne. Und noch einmal schüttet der Herbst das ganze Füllhorn seiner Schönheit über das deutsch« Land. In den Nächten reift es zwar ein wenig, und Mutter- leuchtende Dahlienrabatten hängen traurig die Blüten. Aber manch härtere Blütensorte hält noch stand, und der Wald bekommt erst jetzt sein schönstes Gewand.
Es ist Mittag, und Erdmuthe kommt mit raschen Schritten vom Felde heim, wo sie wie täglich nach dem Fortschritt der Arbeit gesehen hat. Seit das Gut noch einmal Pferde abgeben mußte, kann sie sich den früheren Luxus des Reitens nicht mehr
leisten. Aber es geht auch so, und die weiten Gänge machen ihi Freude Sie hat die dicke Flauschjacke, die sie in der Morgenkühl« angezogen hatte, über den Arm genommen, denn die Sonn« meint es tatsächlich sommerlich gut. Und ihre Augen sehen froh in all a>e Gottespracht ringsum. Unwillkürlich muß sie an Lorenz Grsiner Senken. Ser all diese Schönheit mit noch ganz anderen Äugen betrachten würde als sie. Muß st« nicht oft an ihn denke. au- ihren weilen Gängen, und manchmal ist es ihr als müßte st ihm etwas besonders Schönes zeigen. Aber sie denkt nicht weiter öarüber nach dazu hat sie auch gar keine Zeit. Denn in diese» schönen Herbsttagen. Sie täglich ein End« haben können, gibt es in Ser Lanvwirischafk viel zu tun. Da müssen alle Arbeitskräfte gu, verkeil! lein damit er nirgends Aufenthalt gibt und Leerlauf. Kano^eln die geliefert werden sollen, müssen kartiert werden, die Ruven sind buch noch nicht alle aus der Erde, und die ewigen Fahrereien um Baumaterial wegen des eingeitürzten Stallgiebels taiien dauernd Pferde und Menschen ausiallen die setzt aus dem Felde «o dringend Nötig wären. Denn Barer lchreibr. däßFder letzte Roggen unbedingt gedrillt werden muß. damit er sich vor Eintritt des Frostes noch genügend bestock: weil er ionit, mi nächsten Jahr keine gute Ernte bringt: Da 'chwirrt Erdmuthe ordentlich der Kop,. dam,, sie auch alles richtig macht und anordnet, daß Vater m„ seinem Inspektor zufrieden ist. Und sie beschließt, ihm am Sonntag einen langen und ausführlichen Brie' über alle Wirt- schattsanaelegenheiken zu schreiben.
Als iie in Sie Diele tritt, begegnet ihr gerade Mutter.
„Iil Post da. Mutting?"
Das ist jeden Mittag die erste und schließlich auch wichtigste Frage
Mutter nickt und kramt ,n ihrem Schiuiielkörvchen.
„Ja. mein Deern. Vater hak geschrieben. Der Brief ist hauz,. sächlich ni: Sich, sine ganze Reihe Wirtschatrsanweisungen steht drin. Und dann ist hier noch eine Karre von Herrn Greiner. Er ichreibi ihr Transport habe sich bis nächste Woche verzögert, und ob er Sonnabend-Sonntag noch mal Herkommen könnte."
Erdmuthe spürt, wie eine heiße Freude sie durchflutet. Gleichzeitig merkt sie aber auch, daß eine leine Röte ihr m die Wangen und bis hinau: zu Sen «chläsen steigt. Da ärmr- sie üch über ihre eigene Torheit, und sie greift rasch nach Vaters Lriei und zieht ihn aus dem Umschlag.
Dabei meint sie gleichmütig: „Ist za-nett, wenn Greiner noch mal kommt."
Mutter nickt eifrig.
„Ja. das finde ich auch. Er war mir ron Anfang an so sehr sympathisch. Ich werde ihm nachher gleich eine Antwort schreiben wenn Ser Trecker heute nachmittag die Kartoffeln zur Bahn fährt kann die Karte mitgenommen werden. Sonst bekommt er sie wo möglich nicht meyr rechtzeitig." (Fortieüuna lslai >