Seile 2
Schl2^roc!der La^es^eitung
Nr. L66
Der Feindansturm im Weste«
Schwerste Verluste des Feindes au Menschen uud Material
DNV Berlin, 1, Sept. An der Westfront steigerte sich am 81. August die Wucht der feindlichen Angriffe weiter. Die Briten und Nordamerikaner versuchen auch um den Preis schwerer Verluste, den Bewegungskrieg aufrecht zu erhalten. Sie schieben- ihre Panzerkeile zwischen der Kanalküste und der Maas in allgemein nordöstlicher uns östlicher Richtung vor. Wo sie auf Widerstand stoszen, versuchen sie durch schwere Bombardierungen und fortgesetzte Panzerstößc durchzubrechen. Meist rollen aber die feindlichen Panzer um die Widerstandslinie herum und versuchen, - sie durch Ueberflügelung auszuschalten. Einzelne feindliche Panzergruppen konnten auf diese Weife in Richtung auf Somme und Maas erhebliche Bodengewinne erzielen. In Rücken und Flanke dieser vorgeprelltenSpitzen geht aber der verbissene Abwehrkampf gegen die in breiter Front fogende feindliche Infanterie jedoch weiter.
Obwohl der Gegner zum Beispiel in den Raum von Amiens vorgestoßen ist, wird weit westlich und südlich davon immer noch erbittert um Ortschaften und Fluhläufe gerungen, so im Bereich der unteren Seine, wo unsere Truppen bei Le Havre einen Brückenkopf gebildet haben, und in den Wäldern südlich Eompiegne. Aehnlich ist das Bild am Aisne-Ab schnitt, wo ebenfalls weit hinter der vorfühlenden Panzeraufklärung des Feindes der Kampf gegendiefolgendeJnfanterie im Gange ist. Die Anglo-Amerikaner muffen dabei jeden Kilometer Boden mit hohen Verlusten bezahlen.
Beweis dafür ist u. a. ein Telegramm, das der Oberkommandierende der Jnvasionstruppen, General Eisen- hower, soeben an den Chef des nordamerikanischen Armee- Vevsorgungsdienstes richtete. Er erklärte, daß seine Truppen gegenwärtig 180 OM T. Munition monatlich und täglich mindestens 90 Panzer als Ersatz für die Ausfälle benötigten, und dag die nordamerikanischen Bomberverbände bisher weit über 3200 Flugzeuge, davon beim Kampf um Paris 225 verloren hätten. Auf Grund dieser Zahlen forderte Eisenhower Verstärkung des Nachschubs. Um dies zu ermöglichen, braucht der Feind aber Häfen. Cherbourg ist nach seinem eigenen Eingeständnis nicht einsatzfähig. Außerdem sei der Hafen im Hinblick auf die demnächst zu erwartenden Herbststürme nicht zuverlässig. Die Häfen Brest. Lrient, St. Nazaire sind aber in deutscher Hand, und St. Malo ist durch den Widerstand der Marinebatterien auf Cecembr, die am 31. August erneut vergeblich bombardiert wurden, immer noch gesperrt. Die Anglo-Amerikaner haben bisher ihr Material am offenen Strand absetzen müssen. Das wechselvolle Herbstwetter wird aber das Ausladen am Strand stark beeinträchtigen, der Zeitpunkt ist gekommen, wo ohne Häfen die großen Anforderungen der feindlichen Truppen nicht mehr zu bewältigen sind. Aus diesen Gründen gew-inNt der Kampf um die Häfen erhöhte Bedeutung. Der Angriff auf Le Havre wird deshalb in Kürze erfolgen müssen, zumal die Versuche, die Häfen der Bretagne zu gewinnen, bisher stets unter schweren Verlusten für den Feind scheiterten. Die am Donnerstag wiederholten Vorstöße auf Brest veranlaßten unsere Truppen zwar einige vorgeschobene Postierungen einzuziehen, doch hat dies auf die Lage keinerlei Einfluß.
An der südfranzösrlchen Front blieben dem Gegner, unsere Bewegungen im Rhone-Tal immer wieder zu unterbinden sucht, ebenfalls nennenswerte Erfolge versagt. Südlich und südwestlich Valence kam es zu einer Reihe schwerer Kämpfe, in denen unsere Panzer die nachdrängenden Anglo- Amerikaner bluig abschlugen. 2m Küstengebiet ist dagegen der Druck des Feindes nur schwach. Er fühlt im Raum Nizza-Monaco nur mit größter Vorsicht vor, nachdem seine Versuche, unsere Sperren zu überrennen, jedesmal unter schweren Verlusten gescheitert sind.
Eichenlaub mit Schwertern
DNV Berlin, 1. Sept. Der Führer ve.rlieh am 26. August das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an ^-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-ff Paul Hauße'r, Oberbefehlshaber einer Armee, als 90. Soldaten der deutschen Wehrmacht.
Hervorragend geschlagen
DNB Aus dem Führ.erhauptquartier, 1. Sept. Zum heutigen OKW.-Bericht wird ergänzend mitgeteilt:
In den schweren Abwehrkämpfen zwischen Bug und Narew hat sich die 3. Kavalleriebrigade dudch unermüdlichen Angriffsschwung und Harte in der Abwehr ausgezeichnet. An ihrer Spitze fand der bereits Anfang 1912 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnete 28jährige Brigadekommandeur Oberstleutnant Freiherr von Boeselager den Heldentod. Sein im gleichen Frontabschnitt kämpfender Bruder Ritterkreuzträger Major Freiherr von Boeselager hat sich erneut durch höchste Tapferkeit hervorgetan.
Im großen Weichselbogen hat sich dis Siurmgeschiitzbrigade 310 unter Führung des Hauptmanns Nebel hervorragend bewährt.
Roosevelts neuer Kriegsproduktionsvertrauensmann
DNB Stockholm, 1. Sept. Ein Untersuchungsausschuß des USA.-Senats befaßt sich zur Zeit mit der plötzlichen Kaltstellung des Leiters des Kriegsproduktionsamtes, Donald Nelson, und seiner Entsendung nach China sowie mit dem Rücktritt seines Stellvertreters Wilson. Das Verschwinden dieser beiden obersten Beauftragten Roosevelts für die Rüstungsproduktion hat in der Öffentlichkeit der USA. größeres Aufsehen hervorgerufen als jode andere innenpolitische Maßnahme des Präsidenten. Maßgebende Mitglieder des Senats sind entschlossen, diese bisher sehr mysteriöse Angelegenheit unter allen Umständen aufzuklären, die schon heute eine nicht geringe Rolle im Wahl- feldzug Deweys und der Republikaner spielt.
Der von Roösevelt neuernannte Leiter des Kriegsproduktionsamtes, Kruo, äußerte sich sehr energisch vor dem Senat und erklärte, er werde „mit dom Holzhammer" dreinschlagen, wenn es nicht gelinge, auf andere Art die notwendige Harmonie im Produktionsprozeß herzustellen.
Eichenlaub mit Schwerlern und Brillanten
Für General der Panzertrupprn Hermann Balck
DNB Fiihrerhauptquartier, 1. Sept.' Der Führer verlieh am 31. August 1914 das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes dem General der Panzertruppen Hermann Balck. Oberbefehlshaber einer Panzerarmee, als 19. Soldaten der deutschen Wehrmacht.
General der Panzertruppen Hermann Balck führt eine Panzerarmee im Osten. Der kriegerische Weg dieses PanZergenerals umfaßt ein wesentliches Stück der Geschichte unserer Panzer im Osten.
General Balck, 1893 in Danzig-Langfuhr geboren, rückte im August 1914 als Leutnant mit den Goslarer Jägern ins Feld und wurde 1917 an der Front mit dem Ritterkreuz des preußischen Hausordens von Hohenzollern ausgezeichnet.
Der Wehrmachtsbericht vom 17. Mai 1940 erwähnte den Oberstleutnant Balck als Kommandeur des Schützenregiments I und wenige Tage später' erhielt er für den Durchstoß zur Somme- Mündung bei Abbeville das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Nach längerer Verwendung an verantwortlicher Stelle im Oberkommando des Heeres begann mit seiner Ernennung zum Kommandeur der 11. Panzerdivision im Sommer A942 der Weg des Generals als Panzersichrer im Osten. Seit dem Winter 1943/44 führte der General der Panzertruppc» ein Panzerkorps, das an verschiedenen Brennpunkten der südlichen Ostfront in Angriff und Abwehr eingesetzt wurde. Vor kurzem berief ihn das Vertrauen des Führers an die Spitze einer Panzerarmee. Unter seiner Führung gingen die deutschen Truppen in mehreren Unternehmungen mit örtlich begrenzter Zielsetzung wieder zum Angriff über, entrissen dem Feind in schweren Kämpfe« das Gesetz des Handelns und brachten ihm hohe Verluste bei. Es gelang dadurch, die deutsche Ostfront an einem Schwerpunkt der sowjetischen Offensive wieder zu festigen. General Balck ist ein Meister des Panzerkampses. Er verbindet das Draufgängertum'des alten, immer noch lebendigen Reitergeistes mit der Beherrschung aller technischen Feinheiten dieser modernen Waffe. Grundsätzlich ist sein Platz.vorn bei der Truppe.
,Cezembre" funkt: „Die Flagge weht!"
Von Kriegsberichter Ekkehard Geutz
DNV Bei der Kriegsnrarine, 1. Sept. (PK.) „Kampf eingestellt. Cezembre kämpft weiter. Von Aulock." Das war der letzte offene Funispruch, den am 17. August um 15.57 Uhr der Kommandant der Festung St. Malo aussandte, deren heldenmütige Besatzung drei Wochen lang, von allen Verbindungen abgeschnitten, dem wütenden Ansturm der vielfach überlegenen, Belagerer getrotzt hatte. An dem verbissenen Kampf hatte die Marineartillerie der dem Hasen vorgelagerten' „Ile de Cezembre" entscheidenden Anteil. Entscheidend infolge des unaufhörlichen Feuers ihrer schweren Geschütze, das immer wieder breite Lücken in ihre Reihen des unter dem Schutze vop Panzern anstllrmenden Gegners riß, noch in den letzten Tagen zahlreiche Angriffe zerschlug und den dreiwöchigen Widerstand der Festung überhaupt ermöglichte. Mit dem Ritterkreuz, das der Führer dem Batteriechef, Oberleutnant M.A. d. R. Richard Seuß, verlieh, zeichnete er zugleich seine tapferen Männer aus.
Seitdem sind zwei Wochen vergangen, zwei Wochen, in denen sich die Front immer weiter entfernte und in denen sich -die Marinebatterie auf einsamer Felseninsel vor St. Malo weiter behauptete. Unverdrossen stehen, die Marineartilleristen heute wie vor fünf Wochen, zu Beginn des Heldenkampfes vor St. Malo. an ihren schweren und leichten Geschützen und erwidern unter sparsamstem Munitionsverbrauch den Eranaten- hagel, den zahllose, an zwei Seemeilen entfernten Festlandufern aufgebaute amerikanische Batterien zu ihnen Hinüberschlagen. Immer wieder weisen sie gleichzeitig die von See her vortastenden Zerstörerverbände ab, die mit ihrer Schiffsartillerie die nur 600 Meter lange Insel hestreichen. Seit Wochen vergeht kein Tag, an dem nicht ganze Flugzeuggeschwader in immer neuen Wellen anfliegen, ihre Bomben auf den schmalen Insel- raum ausschütteten, kein Tag, an dem nicht Sturzkampfflieger auf die Batterie Herunterstürzen und tieffliegend sie mit Bordwaffen angreifen. Aber Cezembre kämvft weiter.
vis Ksrpstsn
Die Karpaten sind, wie schon so oft im Laufe der Geschichte, auch diesmal wieder ein Abwehrwall, gegen den ein Gegner von Osten und Norden anrennt. In einem riesigen fast 1600 Kilometer langen Bogen zieht sicki das karpatische Eebirgssystem nordwärts des Donauraumes hin: es beginnt bei Theben und Preßburg an der Porta Hungarica und endet auch wieder an der Donau auf der Strecke von Bazias bis Orsowa. Die Breite der Karpaten beträgt an den Ausläufern nur 12 Kilometer, dehnt sich aber an einigen Stellen bis weit über 300 Kilometer aus. Die größte Breite fällt auch mit den größten Erhebungen zusammen. >o im Gebiet der Hohen Tatra und im Sieben- bürgischsn Hochland Die Karpaten sind nach den Alpen das zweite Hauptgebirge Europas: fix bilden die Wasserscheide zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer. In ihrer Gesamtheit sind sie nur ein zusammenfaffender geographischer Begriff, denn sie bestehen aus mehreren geologisch gesonderten Gruppen. An Großartigkeit können die Karpaten mit den Alpen nicht mit, es fehlen ihnen die mächtigen Hochgipfsl, die Gletscher, die Wasserfälle und Seen.
.Der Weftkarpaten-Abschnitt, der nördlich der Donau in dem abgesunkenen Marchfeld beginnt, steigt dann mit den nordwest- wärts streichenden Weißen Karpaten in eine Sandsteinzone an. Sie setzt sich in den Westbeskiden fort, die sich durch ihren Waldreichtum auszeichnen. In mehreren parallelen Rücken erreichen sie ihre größte Höhe in der Lyssahora mit 13^5 Metern und in der Vabia-Eura mit 1725 Metern. Nach Norden zu fallen die Westbeskiden zu den vorgelagerten Niedrigen Subbeskiden steil ab. Dieser Gebirgszug wird von mehreren Pässen, unter denen der 550 Meter hohe Jablunkapaß der bekannteste ist, und von mehreren Eisenbahnen durchquert. Oestlich der Stelle, an der der Poprad das Gebirge durchbricht, folgen die Ostbeskiden in mehreren bis zu 1000 Meter hohen Bergrücken. In der Zentralzone der Westkarpatcn liegt auch die Hohe Tatra mit 2863 Metern und die Niedere Tatra, die in dem Dumbierberg mit 2045 Metern ihre höchste Erhebung hat.
Die Ostbeskiden führen zu den Waldkarpaten hinüber, in denen Berge und Täler ohne erhebliche Höhenunterschiede miteinander wechseln. Die Waldkarpaten, die auch den Namen Mittelkarpaten tragen, haben eine gegen das galizische Land vorspringende Saudsteinzone, während die innere Zentralzone völlig -abgesunken ist. Eine Reihe von Längstälern, die zum Stromgebiet der Theiß gehören, führt zu dem vulkanischen Viherlat- und Eutin-Gebirge hinüber. Ueber das besonders in den Süd-
ao>cynnlen außerorüentlich waldreiche Gebirge sind mehrere Bahnstrecken gebaut worden; einige Pässe, von denen der Dukla- patz und der Tatarenpaß mit 500 und 950 Metern die am besten gangbaren sind, wurden oft in den Kampfberichten des ersten Weltkrieges genannt.
Die Ostkarpaten, die in das rumänische Moldaugebiet und anschließend in die-bessarabische Landschaft überleiten, ragen in ihrer äußeren Sandsteinzone im Cernahora bis zu 2050 Metern auf. Ein nach Westen vorspringender Vergzug, das Rodnaer- Eebirge, steigt sogar bis zu 2300 Metern an. Im südlichen Tekl der Ostkarpaten streckt sich die Sandsteinzono weit nach Westen - vor und bildet das Siebenbürgische Bergland, das im wesentlichen das gleiche Bild zeigt wie die Waldkarpaten. Das zum großen Teil mit Wäldern bedeckte Gebirge wird im Zickzacklauf von mehreren Flüssen durchströmt und ist in den engen Talungen schwer passierbar.' Einige Eisenbahnen und Pässe queren das Gebirge, so der Chimespaß mit 700 Metern und der Porgopaß mit 1200 Metern.
Westlich des Predeaspasses, über den eine Bahn nach Bukarest führt, dehnen sich die Südkarpaten, die im allmählichen Abfall zur wallachischen Ebene an Höhe verlieren. Nach Norden zu brechen sie steil ab und siyd durch die Becken von Kronstadt, von Fogarasch und Hateg vom übrigen Siebenbllrgischen Hochland geschieden. Unter den nach Süden weisenden Pässen ist der Rote Turmpatz bei Hermannstadt wohl der bekannteste; weite, westlich verläuft der Vulkanpatz und der Eiserne-Tor-Paß zu, Kleinen Wallachei. Die Bergketten der Südkarpaten enden an der Senke der Porta Orientalis, über die eine Bahnlinie Budapest-Bukarest führt und die Karpaten vom Vanater-Gebirge scheidet.
Aus den Waldkarpaten kommen die zur unteren Donau strebenden Wasserläufe des Pruth und des Sereth. Die Bolschewisten, die nach dem Verrat der rumänischen Königsclique rasch das bessarabische und das Moldauer Land besetzten, haben sich den Zutritt zur Wallachei, dem Kernland Rumäniens, geöffnet. Eie sind dort bis an die Karpatenhänge herangekommen, haben die Stadt Buzau besetzt und damit auch die Nähe des Oel- gebiets von Plösti erreicht. Nach der Ueberwindung des Donaudeltas stehen sie vor dem Nordteil der Dobrudscha. Wo die Bolschewisten versuchten, über die Paßstraßen in den ungarischen Raum vorzustoßen, trafen sie auf den erbitterten Widerstand der deutschen Truppen.
Der amerikanische Befehlshaber im Abschnitt St. Malo hat längst die Geduld verloren. Bereits am 18. August entsandte er einen Parlamentär mit der Uebergabeaufforderung, die von der Besatzung einmütig abgelehnt wurde. Schon am nächsten Tag erschien der zweite Unterhändler in einem Boot vor der Insel. Auch er kehrte unverrichteter Dinge zurück. In ohnmächtiger Wut befiehlt der Amerikaner Verschärfung des Angriffs, Verstärkung des Eranatenhagels. Die Bombenlasten, die auf den Felsen der Insel explodieren, werden immer größer. Bald glaubt er, die Besatzung zermürbt und zur Ergebung reif gemacht zu haben. Offen kündigte er für den 23. August die endgültige Vernichtung der Batterie an. Am Abend dieses Tages jedoch meldet sich Cezembre mit einem Funkspruch, der lakonisch kautet: „Wir halten aMs! Die. Flagge weht!" Zuvor schön hatte der Feind Flugblätter auf der Insel abwerfen lassen, die sich an die „vergessenen Soldaten von Cezembre" wandten. Gelächter war die einzige Antwort der Marineartilleristen. Sie wußten genau, daß die Heimat auf sie blickte, daß ihr tapferes weiteres Aushalten seinen Teil zum gewaltigen Kampf ihrer Kameraden beitrügt. Und daß sie nicht vergessen waren, wie der Gegner behauptete, erlebten sie selbst wenige Tage zuvor, als ein Boot der Kriegsmarine, dem es gelungen war, durch den Gürtel der Zerstörer und Schnellboote in dem winzigen Hafen anlegte und Proviant brachte, Munition, Brennstoff, Sanitätsmaterial und einen Arzt. Jubel und Begeisterung herrschte unter der Besatzung und noch zuversichtlicher als bisher sehen die Männer nun dem letzten Kampf entgegen.
Immer heftiger wurde nach dem angekündigten, aber mißglückten Vernichtungsversuch das feindliche Artilkeriefeper, der Beschuß von See und aus der Luft. Und noch einmal versuchte der amerikanische Kommandant den Weg der Verhandlung. Zum dritten.Male erschien am Nachmittag des 28. August ein Unterhändler, der diesmal unter Drohung die Uebergahe forderte. Wiederum lehnte Oberleutnant Seuß im Namen seiner Männer die Forderung ab. Seitdem^ hat sich das feindliche Feuer zum Inferno gesteigert. Hatte der Feind bis dahin täglich rund 300 Granaten gegen die Jnselstellungen gejagt, so waren es am 29. August nicht weniger als 1800, die auf der Insel gezählt wurden. Ununterbrochen sehen die auf der Insel durch Schärten ihrer Bunker das Aufblitzen der Geschützrohre an der Festlandsküste, ohne Unterbrechung detonierten Granaten im' Felsgestem der Insel, dessen Bodenbeschaffenheit die Verteidigung begünstigt, denn nur direkte Treffen verursachten größere Schäden. Mit den ihnen noch verbliebenen Geschützen der 19 , 4 -Batterie, über deren sechs sie ursprünglich verfügten, erwidern die Artilleristen das feindliche Feuer, an dem sich wiederum von der Seeseite Zerstörer beteiligten, die sie zum so und so vielten Male zum Abdrehen zwingen. Unentwegt feuern die wenigen Flakgeschütze auf die Bomber, die in den letzten Tagen bis zu 400 Bomben aüf das Eiland warfen. Das ganze Aufgebot moderner Waffen konnte- den Heldenmut her Verteidiger nicht brechen, die sich im Glauben an den Sinn und an die Bedeutung ihres Ausharrens verschworen haben, den Widerstand bis zum Letzten foktzusetzen.
Mit allen Mitteln bemüht sich der Gegner, dieses deutsche Bollwerk vor St. Malo, das ihm nach eigenen Angaben noch immer an der Benutzung des Hafens für seinen Nachschub hindert, auszuschalten und zu vernichten. Die heldenhafte Besatzung von Cezembre unter der bewährten Führung ihres Batteriechefs gibt dem Gegner ein neues Rätsel über die Moral des deutschen Soldaten auf, die er am Ende des fünften Kriegsjahres gebrochen glaubte, die jedoch an der Schwelle des sechsten Kriegsjahres unerschüttert im Entscheiduirgskampf steht.
Veränderungen im kroatischen Kabinett
DNV Agram, 1. Sept. Wie amtlich bekanntgegeben wird, hat der Poglavnik Innenminister Dr. Mladen Lorkovitsch, Kriegsminister Ante Vokitsch, den Hauptdirektor für öffentliche Ordnung und Sicherheit Dr. Milutin Jurtschitsch und den Polizeipräsidenten der Stadt Agram Nr. Josip Vragiovitsch von ihren bisherigen Amtspflichten entbunden.
Gleichzeitig ernannte der Poglavnik den Ustaschaobersten Dr. Mate Frkovitsch zum Innenminister, den Vizeadmiral Steinfel zum Kriegsminister, den bisherigen Staatsrat Dr. Josip Du- mandzitsch zum Verkehrsminister. Weiter wurde Generalleutnant Tschanitsch seiner Pflichten als Oberbefehlshaber der kroatischen Wehrmacht entbunden. Dieses Amt wird künftig vom Kriegsminister in seine; Eigenschaft als Vizeadmiral selbst zeubt.