ländern gestatte, sich diese Versorgung zu sichern. Ohne gleichzeitig die Durchfuhr von Oelen und Fetten über Holland nach Deutschland zu ermöglichen, hat die Regierung veranlaßt, daß die Bücher der hollän­dischen Margarinesabriken in gewissen Zeiträumen von einer Firma engl. Bücherrevisoren geprüft wer­den, welche dem Auswärtigen Amt genau milteilen würde, was mit den Erzeugnissen dieser Fabriken ge­schehe diese Maßnahmen wären bedeutsamer Natur. Die englische Regierung hoffe, daß sie in dreifacher Weise nützlich würden: erstens würden sie die Durch­fuhr von Oelen und Fetten nach Deutschland verhin­dern, zweitens die Versorgung Englands mit Mar­garine. die unbedingt notwendig wäre, sicherzustel­len und drittens den Holländern die Rechte des neu­tralen Handels, auf die Holland Anspruch habe, ge­währleisten. Holländische Margarinesabriken werden also zuLinftig für England arbeiten müssen. Die englische Regierung übernimmt die Rolle jener Pri­vatunternehmer, die Rohstoffe gegen Lohnzahlung an selbständige Arbeiter liefern und dann das fer­tige Produkt vertreiben. Dieses Verlagssystem bür­gert sich nunmehr zwischen der englischen Regierung und dem bisher wirtschaftlich unabhängigen Holland ein. So ist der Kamps Englands für die Freiheit der kleinen Staaten auch auf diesem Erbiete bittere Ironie.

Die Zahl der Kriegsgefangenen in England.

(WTB.) London, 18. Dez. (Reuter.) Im Unterhaus erklärte Tennant, dag der General Dorrten das Kommando über die Truppen in Ostafrika übernehmen werde. Tennant erklärte weiter, daß sich gegenwärtig in Großbritannien 21 205 Kriegsgefangene, die von den britischen Truppen ge­fangen genommen wurden, befinden.

Das englische Lügensystem.

(WTB.) Berlin, 13. Dez. Londoner Blätter bringen am 20. November die völlig aus der Luft gegriffene Meldung, daß sich nach der Versenkung des französischen Truppentrans­portdampfersCalvados" 3 Mann dieses Schiffes an da» Unterseeboot geklammert hätten und von deutschen Offizieren mit Fußtritten ins Meer zuriickgestoßen worden seien. Natür­lich können selbst die Engländer nicht glauben, daß sie trotz der weiten Verbreitung ihrer Lügenprefse mit einer ein­zelnen derartigen plumpen und böswilligen Erfindung ir­gend welchen Eindruck auf die Neutralen machen, aber in ihrem Vorgehen liegt System. Nach dem Grundsatz:Die Masse muß es bringen", verbreiten sie in ihrer eigenen und in der von ihnen abhängigen neutralen Presse immer wieder die unglaubwürdigsten Schauermärchen über angebliche deut­sche Grausamkeit. Es ist auffallend und bezeichnend für die diesem System zugrunde liegenden geheimen Absichten, wie sich diese englischen Lügen gehäuft haben, seitdem durch eid­liche Aussagen einer großen Zahl glaubwürdiger Personen einwandfrei festgestellt ist, in welch unmenschlicher Weife die Mannschaft und der Kommandant des HilfskreuzersBara- long" deutsche Untersrebootsleute ermordet haben.

Völlige Abschließung Indiens.

Wien, 14. Dez. Der KonstantinopelerSedai Islam" meldet aus Delhi in Indien: Die englische Regierung er­ließ ein allgemeines Verbot der Landung aller Ausländer in den indischen Häfen. Auch die Japaner sind von dem Be­treten Indiens damit ausgeschlossen.

Unruhen in Rußland?

Kopenhagen, 14. Dez. Hier erhalten sich die Gerüchte von groben Unruhe» in St. Petersburg und dem übrigen Rußland. Großes Aufsehen erregt ein Artikel in dem RegierungsorganPolitiken", der von ernsten Vorgängen in Rußland spricht, und der durch die russische Gesandtschaft, die sonst alles umgehend dementiert, keinen Widerspruch findet.

Die echt russischen Leine.

(WTB.) Petersburg, 14. Dez.Retsch" berichtet, eine Resolution des Kongresses der echt russischen Leute wünsche neue Zwangsmaßnahmen gegen die Deutschen, die Sektierer, die Juden ,den liberalen Block, Verweigerung jeder Am­nestie, Bekämpfung der Ukrainer und begrüßt die Hinaus­schiebung der Einberufung der Duma.

Ein russisches Dementi.

Stockholm, 14. Dez. Der russische Gesandte hat dem Auswärtigen Amt mitgeteilt, daß die von ei­nigen Zeitungen verbreiteten Gerüchte über Trup­penansammlungen gegen Schweden in Finnland jeder Begründung entbehren (?).

Theaterschluß in Rom.

Rom, 14. Dez. Die Kammer vertagte sich gestern bis zum 1. Mürz 1916. In einer kurzen Ansprache sagte Ministerpräsident Salandra, er fei überzeugt, daß die Kammer einig sei in dem Wunsch nach einem würdigen und ehrenvollen Frieden, der jedoch nur

Lurch den Sieg errungen werden könne. Der Krieg werde lavge und hart, aber von unfehlbarem Tri­umph gekrönt sein. Kammerpräsident Marcora sprach den Wunsch aus, das italienische Volk möge seine Einigkeit bewahren, die ihm den gewissen Sieg bringen werde. Unter den üblichen Hochrufen aus die Armee und den König wurde dann der Ver­tagungsantrag angenommen.

Amerika.

Wilson in der Theorie.

(WTB.) London, 14. Dez.Times" meldet aus Washing­ton: Präsident Wilson sagte in einer Ansprache an eine Ver­sammlung von Geschäftsleuten in Columbus: Es sieht so aus, als ob wir nach dem Kriege den Rückhalt an finanzi­eller und wirtschaftlicher Kraft für die ganze Welt bilden müßten und als ob wir in den Tagen des Wiederaufbaues und der Erhöhung, die Europa bevorstehe, vieles zu leisten hätten, was früher von Europa geleistet worden ist. Ich glaube, daß nach der Wiederherstellung des Friedens die denkenden Männer in allen Ländern Bürgschaften für seine Dauer verlangen werden, und daß man dann die Mittel des Rechtes über die Mittel der Gewalt stellen muß. Ich glaube, wenn Amerika Gleichgewicht und freundschaftliche Haltung gegen alle Welt bewahrt, so wird es eine bevorzugte Stel­lung einnehmen und einen vermittelnden Einfluß ausüben können. Ich spreche nicht von einer Vermittelung der Re­gierung, sondern ich meine die geistige (?) Vermittelung.

Wilson in der Praxis.

Washington, 14. Dez. (Drahtb. W.-B.) Reuter meldet: Der Staatssekretär des Kriegsamtes befürwortete in seinem Jahresbericht die Bildung von 10 neuen Infanterie-Regi­mentern, 4 Regimentern Feldartillerie, 52 Kompagnien Kü­stenartillerie. 15 Kompagnien Pioniere und 4 Luftgeschwader. Das stehende Heer soll um 4V8MV Mann verstärkt werden, indem 130 000 Mann zum dreijährigen Dienste ausgehoben werden.

Vermischte Nachrichten.

Der angebliche Rückgang des deutschen Wechselkurses.

(WTB.) Berlin, 13. Dez. Zu den tendenziösen Reuter­meldungen über den Rückgang des Wechselkurses auf Berlin an den amerikanischen Börsen schreibt dieZüricher Post": Man muß so etwas zu dem Uebrigen legen, was an Diskre­ditierungen in diesem Krieg schon geleistet worden ist. Nach­dem die militärische Niedrrringung und die wirtschaftliche Aushungerung Deutschlands sich als undurchführbar heraus- gestellt hat, versucht man es mit der Verkündung des finan­ziellen Zusammenbruchs. Ob der Augenblick dafür glücklich gewählt ist, ist zweifelhaft, denn die Vorgänge auf den Fi­nanzmärkten zeigen vielmehr, daß die deutsche Volkswirt­schaft zahlungskräftiger blieb als die der anderen, die zu allen Manövern greifen müssen, um ihren dringenden Gold- bedarf notdürftig zu decken, so England durch den Handel mit amerikanischen Papieren. Italien mit Notsteuern, Rußland durch eine Zwangsanleihe zu ungünstigen Bedingungen, Frankreich, indem es seine bprozentige Kriegsanleihe zu einem Emissionskurs auflegt, der 11 Prozent unter dem letz­ten deutschen steht. Angesichts solcher Verhältnisse mutet es sonderbar an, wenn man sich auf den finanziellen Zusammen­bruch Deutschlands gefaßt machen soll.

Für die Türken und Bulgaren.

(WTB.) Minden i. Wests., 14. Dez. Die Deutsche Zen- trael für Kriegslieferungen von Tabakfabrilaten (Sitz Min­den i. Wests.), hat in dankbarer Würdigung der Verdienste des Kriegsministers Enver Pascha um die gemeinsame deutsch-türkische Kriegführung dem Deutschen Komitee für Sammlungen zu Gunsten des Roten Halbmonds den Betrag von Ivv üvü Mark überwiesen. Die gleiche Summe von IVO 080 Mark hat die genannte Zentrale aus Anlaß der glänzenden bulgarischen Waffenerfolge dem Deutschen Hilfs­nusschuß für das Rote Kreuz in Bulgarien überreicht.

Eine gerechte Strafe.

(WTB.) Berlin, 15. Dez. Vor dem Schöffengericht in Berlin-Schöneberg standen gestern ein Molkereibesitzer und dessen Frau, die beschuldigt waren, Milch verfälscht und zum Verkauf gebracht zu haben. In einem Fall wurde ein Zu­satz von Wasser in Höhe von W Prozent (!) erwiesen. Die Milch war zum Teil für Säuglinge bestimmt. Mit Rücksicht auf die Hartnäckigkeit, mit der die Angeklagten Monate hin­durch die Milch verwässerten, hielt das Gericht eine Geld­strafe von lvvv Mark für angemessen.

Die neutrale Prcfsehetze.

(WTB.) Kopenhagen, 14. Dez. Die dänische Regierung hat gegen Eonrad Heim, den Verfasser eines Artikels Preußisches" in dem BlattVortland" wegen «eutralitiits- feindlicher Preßeäußernng »Anklage erheben lassen.

(WTB.) Amsterdam, 14. Dez. Chefredakteur Schröder vomTelegraaf" wurde heute von der Anklage, die Neu­tralität Hollands in Gefahr gebracht zu haben, freige­sprochen.

(WTB.) Amsterdam, 14. Dez. Chefredakteur Schröder vomTelegraaf" bleibt trotz des heute erfolgten Freispruchs von einer Anklage, die niederländische Neutralität durch eine Notiz in seinem Blatt gefährdet zu haben, wegen einer an­deren gegen ihn anhängigen Strafverfolgung vorläufig in Präventivhaft.

Deutschenhetze in China?

(WTB.) Frankfurt a. M.. 14. Dez. Nach -er Frankfurter Zeitung" meldet der Exchange Tele­graph" aus Tientsin: Die Deutschen scheinen zu be­fürchten, daß gegen sie vorgegangen werden soll. Die deutsche Gesandtschaft in Peking sandte den Kon­sulaten telegraphische Warnungen, in denen gesagt wird, der Vierverband beabsichtige offenbar gegen sie vorzugehen.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 18. Dezember 1915

Das Eiserne Kreuz.

Unteroffizier Christian Eroßmann, Monteur im städti­schen Elektrizitätswerk, hat auf die silberne Verdienst­medaille nun auch dasEiserne Kreuz" erhalten.

Beförderung.

Heinrich Kaum von Stammheim, bisher Fahnen- junker-Unienffizter im Feld-Art.-Regt. 29, wurde zum Fähnrich befördert.

Kriegs-Verluste des Oberamts Calw.

Aus den wiirttrmbergischen Verlustlisten Nr. 321 und 322.

Reseroe.Infanterte-Regimeat Nr. 120.

Baidinger, Hermann, Weilderstadt, O.A. Leonberg, verm. Pfrommer, Ernst, Utffz., Ernstmühl, l. verw. Faißler, Paul, Gesr. Dachtel, l. verw.

Grsatz-Infanterie-Regiment Nr. 81.

Mayer, Michael, Oberhaugstett, l. verw.

Landwehr-Infanterie-Regiment Nr 120.

Kalmbach, Friedrich, Simmersfeld, O.A. Nagold, schw. verw

Infanterie-Regiment Nr. 12t, Ludwigsburg.

Bolz, Jakob, Neubulach, l verw.

Infauterie-Negiment Nr. 126, Straßburg.

Dongus, Wilhelm, Deckenpfronn, verm. Keppler, Georg, Meistern, gef. Linlenheil, Friedrich, Simmoz- heim, l verw.

Berichtigung:

Infanterie-Regiment Nr. 180, TLbingen-Swüad.

Zu Verlustliste Nr. 20: Gehriug, Hermann, Friedrich, Gefr. Gechingen, bish. verw., verm.

Die neue Nagoldbrücke in Hirsau.

Schon vor einigen Wochen sind durch den Vor­stand des K. Ministeriums des Innern, Abteilung für Straßen- und Wasserbau, Herrn Baudirektor v. Leibbrand, in Anwesenheit des Straßen-Vauin- spektors Schaal in Calw, die Bauarbeiten an der Nagoldbrücke in Hirsau endgültig übernommen wor­den. Die Erbreiterung der Brücke darf technisch wohl als durchaus gelungen bezeichnet werden, die Brücke selbst, die vorher zwischen den Brüstungen nur eine Gesamtbreite von 4,8 Meter hatte und für den Fuß- und Fährverkehr durchaus ungenügend war, ist nunmehr auf die stattliche Breite von 1011 Meter gebracht worden, wovon 67 Meter auf die Fahrbahn kommen und beiderseits je ein Gehweg von 2 Meter, angebracht wurde. Die starken Steigungen der Brückenrampen, die manchem Lang­holzwagen zu schaffen machten, sind durch leichte Steigungen und gut geschwungene Kurven ersetzt. Das Gesamtbild der Brücke ist ein durchaus stim­mungsvolles, der alte Charakter der Brücke ist da­durch, daß in geschickter Weise die alten Mauersteine an der oberen Stirnansicht wieder verwendet und die alten Formen der Brücke beibehalten wurden, vollständig gewahrt worden. Mit dem Umbau der Brücke in Verbindung stand eine gründliche Ver­besserung der Hochwasserabflußverhältnisse der Na­gold zwischen dem Tälesbach und der Brücke, auch diese darf als gelungen und für das Landschaftsbild keineswegs störend bezeichnet werden. Die Verbes­serung hat sich bei den letzten Hochwassern gut be­währt. Ebenso wurde gleichzeitig der Tälesbach. dessen Bett durch Wolkenbruch vom 16. Juni 1914 fast vollständig zerstört wurde, in solider Weise wie­der hergestellt, so daß die Uferbefestigungen wohl, gut unterhalten, jeder Hochwassergefahr standhalten werden.

Die Brücke wurde ausschließlich auf Kosten des Staats (K. Straßen- und Flußbauverwaltung) er- breitert, die Kosten der Nagoldverbesserung und des Tälesbachs trug die Gemeinde Hirsau mit nam­haften Beiträgen der vorgenannten Staatsverwal­tung. Zur Verbesserung des Tälesbachs leistete außerdem die K. Eisenbahnverwaltung einen be­trächtlichen Beitrag. Die künftige Unterhaltung des Tälesbachs trägt die Gemeinde von der Staats-