Amtliche Bekanntmachungen.
Erlaß an die Krankenkassen und Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung.
Die in unmittelbarem Abrechnungsverhältnis mit der Versicherungsanstalt Württemberg stehenden Krankenkassen und Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung werden hiermit angewiesen, die Beitragsmarken des 4. Vierteljahrs 1915 spätestens bis zum 19. Februar 1916 dem Vorstand der Versicherungsanstalt Württemberg vorzulegen.
Calw, den 3. Dez. 1915.
K. Versicherungsamt:
Oberamtmann Rippmann.
Zulagen an Schwerarbeiter.
Die Herren O.'tsovifteher werd>n mit Bezug auf die obrrannliche Bekanntmachung vom 24 September 1915 m obigem Betreff, „Caiwer Taztlait" Nr. 227. angewiesen, mit Wirkung vom 1. Dezember 1915 an. schwerarbeitendeu Selbstversorßeru Zulagen nicht medr zu gewähren.
Auch wolle dir Zulaoebedürsiiokeit der ersor-;ungs. berechtigten Bevölkerung über die Winterzeit erueul einer Prüfung unterzogen werden.
Tatw, den 19. November 1915.
K. Oberamt: Binder.
Auswahlen von Brotgetreide.
Die Selbstversorger und Müller werden wiederholt auf Ziffer 2, 4 und 19 der Anordnungen des Kommunalver- bande vom 3. Sept. ds. Js., betreffend Regelung des Verbrauchs von Brotgetreide und Mehl durch die Selbstver-. sorger, Calwer Tagblatt Nr. 297, hingewiesen, wonach der
Selbstversorger (Landwirt) nur diejenige Setreidemeuge zur Ausmahlung in die Mühle verbringe« darf, welche aus dem Mahlschein ausgesührt ist und der Müller nur soviel Brotgetreide zur Lagerung und Ausmahlung aunehmen darf, als in dem vorschriftsmäßig ausgestellten Mahlschein angegeben ist.
Bei Uebertretungen machen sich der Selbstversorger und der Müller strafbar.
Auch soweit sog. Ackerbohnen zur menschlichen Ernährung ausgemahlen werden sollen, sind sie auf dem Mahlschein zu bezeichnen.
Talw, den 3. Dez. 1915.
K. Oberamt: Binder.
Seitens des K. stellv. Generalkommandos des HII. (K. W.) Armeekorps ist unter dem 1. ds. Mts. im „Staats- Anzeiger" Nr. 282 (Beilage) eine Bekanntmachung erschienen, die sich mit der
Beschlagnahme. Veräußerung u. Verarbeitung
von wollenen und halbwollenen Wirt- und Strickwaren- lvmpen und von wollene» und halbwollenen Abfällen der Wirk- und Strickwarenherstellung befaßt. Nach dieser Bekanntmachung sind alle wollenen und halbwollenen Lumpen und Abfälle in jeder Mischung und Farbe beschlagnahmt, die im Besitz von Personen sind, die sich mit dem Handel oder der Verwendung von wollenen und halbwollenen Lumpen und Abfällen gewerbsmäßig befassen. Der Verkauf der beschlagnahmten Lumpen und Abfälle bleibt aber weiter zulässig zu Heeres- oder Marinezwecken. Als ein derartiger erlaubter Verkauf ist die unmittelbare oder mittelbare Veräußerung an bestimmte Sortierbetriebe anzusehen, die von
i der Kriegswollbedarfs-Aktiengeselllchafk in Berlin mit dem - Ankauf für die Zwecke der Heeres- und Marineverwaltung . beauftragt sind, und deren Liste von der Kriegs-Rohstoff- ^ Abteilung des Preußischen Kriegsministeriums veröffentlicht ! wird und auch von dort angefordert werden kann.
! Ohne Rücksicht auf die Beschlagnahme ist das Sortiere« ^ von Lumpen erlaubt und durchaus erwünscht. Lumpen und . Abfälle, die vor Inkrafttreten der Bekanntmachung bereits gewolft waren, dürfen weiter verarbeitet werden. Ebenso ist die Verwendung und Verarbeitung zur Herstellung solcher Ganz- und Halberzeugnisse zulässig, deren Anfertigung unmittelbar von dem Preußischen Kriegsministerium, dem Reichs-Marineamt, dem Bekleidungs-Beschaffungsamt, durch Vermittelung der Kriegswollbedarfs-Aktiengesellschaft oder ' des Kriegsgarn- und Tuchoerbandes in Berlin veranlaßt ist.
^ Calw, den 3. Dez. 1915.
K. Oberamt: Binder.
Weihnachtspakete
für Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Land- wehr-Znfanterie-Regiments Nr. 129, doppelt verpackt, auf der inneren Adresse genaue Angabe von Dienstgrad, Namen, Bataillon, Kompagnie, sind bis spätestens 14. Dezember 1915 an das Geschäftszimmer des Ersatzbataillons Landwehr-In- fanterie-Negiments 129 in Mergentheikn einzusenden. Leichtverderbliche und feuergefährliche Gegenstände sind ausgeschlossen.
Werden Pakete durch Eilboten oder Expreßgut übersandt, so hat der Absender bei Aufgabe der Sendung die Zu- stellungsgebühr vorauszubezahlen.
Ealw, den 3. Dez. 1915.
K. Oberamt: Binder.
Kriegsschiffe vor Valona erschienen, die anscheinend bestimmt sind, die albanischen Interessen Italiens wahrzunehmen. Boraussichtlch werde auch demnächst die Ausschiffung von Truppen dort beginnen. Ob diese aber direkt am Balkanfeldzug teilnehmen werden, stehe noch dahin. Wahrscheinlich sollen sie nur eine Besetzung des italienischen Interessengebietes durch bulgarische oder österreichische Truppen verhindern.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(2bTB.) Grosses Hauptquartier, 6. Dez Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. An verschiedenen Stellen der Front fanden Artillerie-, Minen- und Handgranatenkämpfe statt. Zn der Gegend von Bapaume wurden 2 englische Flugzeugs im Luftkampf abgeschossen. Die Insassen sind tot.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Zn der No gendämmerung brach gestern ein russischer An- r.ss südwestlich des Babitsees (westlich von Riga) ,:rlustreich vor unseren Linien zusammen. Ein L. rch russisches Artilleriesener von See her getroffenes deutsches Flugzeug wurde bei Markgrafen (an der Kurländischen Küste) mit seiner Bemannung geborgen.
Valkaukriegsschauplatz. Südlich von Sienica und nordöstlich von Jpek wurden montenegrinische und serbische Abteilungen zurückgeworfen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien, 6. Dez. Amtlich? Mitteilung vom 6. Dezember 1915, mittags:
Russischer Kriegsschauplatz. Nichts Neues.
Ztalienischer Kriegsschauplatz. An der Jsonzofront hielt das feindliche Geschühfeuer an; es war an einzelnen Stellen, insbesondere gegen den Görzer Brückenkopf, zeitweilig ziemlich lebhaft. Auch die Stadt Görz und der anschliessende Ort St. Peter wurde aus allen Kalibern beschossen. Zm Abschnitte der Hochfläche von Doberdo setzte italienische Infanterie unter Tags bei Redipuglia und Polazzo, abends bei San Martina zum Angriffe an; sie wnrdck überall abgewiesen. An der Tiroler Front dehnte sich die gegen den befestigten Raum von Lardaro gerichtete Tätigkeit der feindlichen Artillerie nun, auch auf die anschliessenden Stellungen nördlich des! Ledro-Tales aus.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Un-l sere Truppen sind nun westlich und südwestlich von Rovibazar und an der Mitrowitza nach Jpek führenden Strasse ans montenegrinisches Gebiet vorgedrungen. Zm Karstlande der Pestera wurden montenegrinische Vortruppen aus ihre Hauptstellungen zurückgeworfen. Oestlich von Jpek schlugen wir eine serbische Nachhut. Unsere Spitzen nähern sich der Stadt. Die Zahl der in den gestrigen Kämpfen ein- gebrachten Gefangenen übersteigt 2199 Mann.
Oesterreichische Erfolge zur See.
Am 5. d. Mts. früh hat unser Kreuzer „No- vara" mit einigen Zerstörern in San Giovanni di
Medua 3 grosse und 2 kleine Dampfer. 5 grosse und viele kleine Segelschiffe, während sie Kriegsvorräte landeten, durch Geschützseuer versenkt. Einer der Dampfer flog in die Luft. Die Flotille wurde dabei von etwa 26 Geschützen am Land sehr heftig, aber erfolglos beschossen. Nahe davon hat S. M. Schiss „Warasdiner" das französische Unterseeboot „Fr es net" vernichtet und den Kommandanten, den zweiten Offizier und 25 Mann gefangen genommen. Eine andere Flotille hat in der Nacht auf den 23. November einen mit 3 Geschützen armierten Dampfer und eine» grossen Motorsegler, beide italienisch, vollbeladen aus der Fahrt von Brindisi nach Durazzo, versenkt, die Ueberlebenden dos Dampfers, darunter 4 Mann der Kriegsmarine gefangen genommen, die Bemannung des Motorseglers in Booten freigelassen.
Russische Vorbereitungen für den Orient.
Berlin, 6. Dez. Die „National-Zeitung" meldet von der russischen Grenze: Wie aus russischen Blättern zu ersehen ist. wurde dem Bizekönie des Kaukasus, Nikolai Nikolajewitsch, der Oberbefehl über den russischen Orientkriegsschauplatz übertragen. Als Orientkriegsschauplatz wird die persische, afghanische und Tigriszonr angesehen, des weiteren sind ihm sämtliche Streitkräfte des Kaukasus unter-' stellt worden. Die Blätter weisen auf die zunehmende Wichtigkeit dieser Kriegszone hin und betonen, dass zukünftig hier bedeutsame Operationen pingeleitet werden dürften. Die Blätter betonen ferner, dass die Lage in Persien durchaus ernst sei. Zwar bekundete der Schah den Willen, mit Russland und England in Freundschaft zu leben, aber er habe anscheinend völlig die Herrschaft über seine südpersischen Untertanen verloren. Die eigentliche Regierung Persiens befinde sich heute nicht in Teheran, sondern in Jspahan.
Ein italienischer General gefallen.
Bern, 6. Dezember. Mailänder Blätter melden den Tod des Generals Tromsi ans dem Karst.
Hindenburg über den Krieg.
Berlin, 6 Dez. Feldmarschall von Hindenburg äusserte sich dem Vertreter -der „Wiener Freien Presse" gegenüber, einem Telegramm des „Berliner Lokalanzeigers" zufolge, dahin, dass sicherlich auch ferner die österreichisch-ungarische Armee gegen die Italiener siegreich bleiben werde. Dieser Krieg solle nicht seinen Abschluss finden, ohne kmss die drei Hauptschuldigen: England, Serbien und Italien ihre gerechte Strafe erlitten. Zm Osten, sagte Hindenburg, haben die deutschen Heere die denkbar günstigste Linie erreicht.
Vermischte Nachrichten.
Balkanzirge.
München, 7. Dez» Auf der in Temesvar vom 2. bis 4. Dezember stattgefundenen Konferenz wurde eine Einigung darüber erzielt, dass vom 1. Januar 1916 ab zunächst wöchentlich zweimal Expretzzüge
zwischen Berlin und Kenstantinopel, sowie zwischen München und Konstantinopel verkehren sollen. Die Züge sollen die Namen „Balkanzüge" führen. Die Züge von und nach Berlin werden an den gleichen Tagen sowohl über Oderberg—Budapest als über ! Dresden—Tetschen—Wien geführt. Diejenigen von und nach Bayern werden in Wien-Ostbahnhof an die Berlin-Wiener Züge anschliessen. Die Bereinigung und Trennung der Züge, die einerseits über Oderberg, andererseits über Wien laufen, findet in der Station Gal-anta statt. Die Zustimmung der beteiligter) Regierungen und obersten Militärstellen zu diesem grossen Projekt wird voraussichtlich bald erfolgen.
Bieheinfnhr von der Türkei.
WTB. Köln, 6. Dezember. Die „Kölnische Volksztg." meldet aus Konstonlinopel: Die türkische Regierung hat dem deutschen Verlange« betreffend die Bieheinfuhr nach Deutschland zugestimmt.
Warschau—Danzig.
Berlin, 6. Dez. Am 3. Dezember wurde nach einer Meldung der „Deutschen Tageszeitung" die Schnellzugoerbindung Warschau—Danzig über Mla- va eingeführt. — Auf der Warschauer Universität haben sich bisher 990 Hörer einschreiben kaffen.
Die Russen Kommissionen in deutschen Gefangenenlagern.
(WTB.) Berlin, 5. Dez. Die zum Besuch der russischen Kriegsgefangenen nach Deutschland entsandten drei russischen Schwestern und drei Herren des dänischen Roten Kreuzes sind nach Beendigung der Lagerbesuche nach Kopenhagen abgereist. Ihre hier gewonnenen Eindrücke werden selbst übelwollenden Beurteiler» bestätigen, daß Deutschland seinen, durch das Völkerrecht ihm auferlegten Pflichten auch den Kriegsgefangenen gegenüber voll nachkommt. Während des Aufenthalts der ruffischen Schwestern in Deutschland fanden des öfteren Besprechungen mit den maßgebenden Stellen der Heeresverwaltung statt, die einen Schluß auf die von den Kommiffionsmitgliedern in Deutschland über die Behandlung der Kriegsgefangenen gewonnenen Eindrücke zulaffen. Die ruffischen Schwestern äußerten ihre uneingeschränkte Anerkennung über die Lagereinrichtungen, Unterbringung, Hygiene und Post. Mit Bewunderung sprachen sie von den vorzüglichen Lazaretten und der Wund- und Krankenbehandlung, die. den Kriegsgefangenen mit der gleichen Sorgfalt und ärztlichen Gewissenhaftigkeit zuteil wird wie den deutschen Verwundeten. Nur die von den Mitgliedern der Kommission vorgebrachte Bitte um Erhöhung der Brotportionen und vermehrte Verpflegung mußte wegen der auch der deutschen Bevölkerung auferlegten Sparsamkeit im Verbrauch des Getreides und der sonstigen Nahrungsstoffe unter Hinweis auf die von unfern Gegnern befolgte Aushungerungspolitik ablehnend beschicken werden.
Zusammenschluß der skandinavischen Staaten.
! Berlin, 7. Dez. Einer Meldung des „Berliner Tageblatt" aus Kopenhagen zufolge erführt „Poli- § tiken", dass der schwedische Minister des Aeussern,
! Wallenberg,. der gestern nach Cristiania fuhr,
^ Schritte unternehmen werde, um ein engeres poli- ! tisches Zusammenarbeiten der skandinavischen Staaten, wie es die Dreikönigzusammenkunft in Malmö ! anstrebte, praktisch zu ermöglichen.