Nr. 286. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.
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Dienstag, den 7. Dezember 1918.
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Kd! Melder StreisW der iistmeWB-MMislheii Slitte.
Immer noch der Balkan.
Die militärischen Ereignisse lassen sich infolge der scharfen Verfolgung der Reste der serbischen Armee und der nur andeutungsweise gegebenen Berichte über die Lage der Ententetruppen nicht so genau kennzeichnen. Es kann nur festgestellt werden, daß die verbündeten Heere auch im Novipasar stetig vorwärtsschreiten, die auf Albanien vorgehenden Heeresgruppen stehen vor Apek, haben Djakowa (30 Kilometer nordwestlich von Prizrend) genommen, und schieben sich weiter südwärts gegen den Drin vor. Wie die Dinge um Monastir stehen, ist heute nicht ersichtlich. Die italienische Presse, die jede Gelegenheit ergreift, um die griechische Neutralität zu verdächtigen, hat bekanntlich die geheimnisvoll ausgeschmückte Nachricht gebracht, daß die Bulgaren schon lange Monastir hätten besehen können, sie hätten aber diese Ehre den verbündeten Truppen der Zentralmächte überlasten, weil man wahrscheinlich die Stadt an Griechenland abtreten will. Tatsache ist, daß die Bulgaren schon weiter südlich der Stadt standen, als die Bundesgenosten in Monastir einzogen. In aller Stille haben sich aber auf diese Weise die bulgarischen Truppen an den linken Flügel der Ententearmee herangeschoben, die ungefähr auf der Linie Ostrowa—Eewgheli—Strumitza stehen dürfte. Die feindlichen Militärkritiker, und zwar namentlich die französischen, die wegen der starken französischen Beteiligung das größte Interesse an der Saloniki- expeditiop bezeigen, weisen nun mit zunehmender Dringlichkeit auf die etwaigen Gefahren hin, die dem Ententeheer drohen. Von Monastir her sei die Gefahr einer Flankierung vorhanden, während die großen Verschiebungen deutscher und österreich-ungarischer Heereskörper über Bulgarien darauf hindeuten, daß man im Sinn habe, dick Expeditionsheer vom Rhodopegebirge her, das sich entlang der südostbulgarischen Grenze hinzieht, angreifen, und damit seine Rückendeckung zu gefährden.
! Fe näher nun die verbündeten Heere dem griechischen Gebiet kommen, das die Alliierten in freundschaftlicher Weise besetzt halten, uin so dringlicher wird die Frage, wie wird sich die griechische Regierung verhalten, wenn der Kampf sich auf griechischem Gebiet entwickeln sollte. Läßt Griechenland den Cntentetruppen ihre Bewegungsfreiheit und ihre Waffen, so ist es für die Verfolger selbstverständlich, daß sie dem zurückweichenden Feind bis zur völligen Auflösung seiner Gefechtsfähigkeit nachgehen. Griechenland müßte also, um die Verwendung seines Gebiets als Kriegsschauplatz zu verhindern, entweder die Ententetruppen entwaffnen, oder sich dem Sieger entgegenstellen. Beides erscheint nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten über die Haltung der Regierung unwahrscheinlich. Es wäre aber doch möglich, daß Griechenland sich im Hinblick auf seine offene Küste und seine stark gefährdete große Handelsflotte, die sowieso schon den rücksichtslosesten Schikanen seitens der Alliierten ausgesetzt ist, entschließen würde, den mit der Spitze in Saloniki stehenden Sektor von Strumitza bis Florina als Kriegsgediet abzutreten. Andererseits aber sind große Teile des griechischen Heers in Saloniki zusammengezogen, was doch sicherlich nur den Zweck hat, den Forderungen der Entente das Maß von Zurückhaltung äufzuerlegen, das Griechenland zur Aufrechterhaltung seiner Bewegungsfreiheit für erforderlich hakt In Ententekreisen aber vertrant man
daher auch auf die „Loyalität" der Griechen nicht allzusehr, und es rverden deshalb auch immer wieder Schritte unternommen, um die Regierung vertraglich festzulegen, daß die Ententetruppen sich auf griechischem Boden rein wie zu Hause fühlen dürfen, d. h., daß sie, wie das auf allen Kriegsschauplätzen der Fall ist, sich auf dem vorübergehend angeeigneten Gebiet — verprügeln lasten dürfen. Denn das werden die Ententediplomaten heute wohl kaum mehr zu fordern wagen, daß die Griechen die Sieger aufhalten, und die den Engländern und Franzosen zugedachten Schläge in Empfang nehmen. Von einer Seite hört man nun, daß sich die Beziehungen zwischen Griechenland und der Entente wieder zu- ge spitzt hätten, andererseits aber wird gemeldet, die letzte Note des Merverbands sei sehr versöhnlich gehalten, was aus begreiflichen Gründen nicht unwahrscheinlich klingt. Wenn der Merverband nicht in kürzester Frist in der Lage ist, große Truppenmasten nach Saloniki zu werfen, so dürfte die griechische Regierung überhaupt nicht lange in Sorge bezüglich ihrer fremden Gäste sein.
Neben der Frage der Beteiligung Italiens an dem Balkanseldgug, in welcher die italienische Regierung bekanntlich einen sehr langfristigen Wechsel ausgestellt hat. tritt jetzt auch das Verhalten Rußlands in den Kreis der Diskussionen. Bekanntlich sind schon lange, amtlich wie halbamtlich, russische Truppenzusammenziehungen in Bestarabien gemeldet worden. Es wurden dabei, um dem rumänischen Nachbar etwas Angst zu machen, recht phantastische Zahlen genannt. Rumänien, das sich zum Grundsatz gemacht hat, erst loszuschlagen, wenn die Lage sich so geklärt hat, daß an einem Siege der einen oder anderen Partei nicht mehr zu zweifeln ist, hat in Petersburg zu verstehen gegeben, daß es nicht gewillt ist, seine Neutralität verletzen zu lassen, .und so stehen die Rüsten eben immer noch in Bessarabicn. böse Menschen sagen sogar, weil sie jetzt den Rumänen nicht mehr recht trauen. Es kann aber immerhin doch sein, daß sie noch gegen Bulgarien Vorgehen wollen, vielleicht von der Seeseite her. Wir und unsere Balkanbundesgenosten können ja warten, die russische Balkanarmee wird jedenfalls nicht mehr unerwartet kommen.
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Wieder eine Dierverbandsnote.
L»«do«, 6. Dez. Wie die „Times" aus Athen »sm 5. Dezember erfahren, besuchten der britische und der französische Gesandte gestern Tknludis. Die Unterredung dauerte über eine Stunde. Der Zweck des Besuches war, die bevorstehende Ueberreichung der Antwort des Bierverbandes, die in versöhnlichem Sinne abgefaßt sein soll, anzukündigen.
Erneute Spannung zwischen Griechenland und dem Dierverband?
Berlin, 6. Dez. Der „Bossischen Zeitung" wird aus Sofia berichtet: Hier angelangte Meldungen aus Saloniki besagen, daß der Bierverband infolge der Ablehnung seiner Forderungen von seiten Griechenlands ein kurzfristiges Ultimatum in Athen zu überreichen beabsichtige und event. Gewaltmaßnahmen gegen Griechenland a: -den dürfte. Für diesen Fall hält man hier niü. ' ausgeschlossen, daß sich Griechenland offen oen ...tirelmächten anschlicßt und mit Bulgarien Abmachungen über die sudmaze
donischen Gebiete trifft. Damit wäre das Schicksal der Armee von Saloniki beseitigt. Da die Angelegenheit gegenwärtig noch völlig in der Schwebe ist, ist eigentlich nicht einzusehen, woher die plötzliche abermalige Wendung zum Schlimmen kommen sollte, wenn nicht die Forderungen des Vierverbands an sich schon so schroff gehalten waren, daß sie den Charakter eines Ultimatums tragen. Pariser Blätter melden, daß die Maßnahmen gegen die griechische Flotte bereits getroffen wurden. Englische Behörden verboten den griechischen Handelsschiffen, die englischen Häfen zu verlassen. Die Spannung zwischen Griechenland und der Entente verschärft sich immer inehr.
Die griechische Neutralität.
(WTB.) Köln, 6. Dez. Me „Kölnische Zeitung" meldet aus Athen vom 4. Dezember, daß die gestern überreichte Note der Verbandsmächte den schwebenden Zustand beendet habe. Die Note erkenne die Neutralität Griechenlands auch fernerhin an und fordere nur die Regelung verschiedener für die Sicherheit und Bewegungsfreiheit der Verbands» truppen in Mazedonien unerläßlichen Maßnahmen. Das Versprechen der unverkürzten Rückgabe des fiir die Operationen besetzten griechischen Gebietes und eines Schadenersatzes sei besonders unterstrichen. Soweit die Regierung sich mit dem Inhalt der- Rote einverstanden erklärt, soll sofort die Aufhebung der bisherigen Zwangsmaßregeln erfolgen. Ueber die Einzelheiten der militärischen Maßnahmen, die die Verbandsmächte verlangen, würden die Verhandlungen bginnen. Die Antwort der Regierung werde schon heute erfolgen. — Die Meldung einiger Blätter, Griechenland l>abe von Deutschland eine Bürg, schaft dafür verlangt, daß deutsche oder österreichisch- ungarische Truppen nicht in griechisches Gebiet einrücken würden, selbst wenn Saloniki zum ausgesprochenen Stützpunkt der Engländer und Franzosen gemacht würde, wird von zuständiger Seite als Erfindung bezeichnet. Eine solche Bürgschaft sei weder gegeben noch von Griechenland gewünscht worden.
Rumänien, Griechenland und die Entente.
Berlin, 6. Dez. Laut „Berliner Morgcnpost" meldet der Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" in Sofia seinem Blatte, er habe von unterrichteter Seite erfahren, daß die rumänische Regierung neuerdings der russischen erklärt habe, keinen Dur^ug durch rumänisches Gebiet zu gestatten und sich jeder Gewalt zu widersetzen. In Sofia herrsche allgemein die Meinung vor, daß Griechenland nicht mit dem Vierverband gehen könne.
(WTB.) Bukarest, 0. Dez. Die zwischen den Vertreter» der Einkaufsgesellschaft der Mittelmächte unter deutscher Führung und der rumänischen Kommission für den Verkauf und Ausfuhr begonnenen Verhandlungen über den Verkauf von größeren Mengen rumänischen lOetreides dauern noch au. Bisher hat inan sich darauf geeinigt, daß 5V VV0 Waggons Getreide gekauft werden, wobei das auf Schleppern verlandene und bereits bezahlte Getreide eingerechnet wird. Die Bezahlung erfolgt an der Grenze. Me Art der Bezahlung ist noch nicht festgestellt.
W-.. ang der italienischen Adriainteresfen.
^ klin, 0. Dez. Me „Rational-Zeitung" meldet von r russischen Grenze: Russische Blatter lasten sich aus Saloniki melden, daß drei italienische