Saloniki, 3. Dez. (Agence Havas.) Dem Ver­nehmen nach sollen sich serbische Verstärkungen (?) die von Norden her oorrücken, um dem Oberst Was fitsch Hilfe zu leisten, in geringer Entfernung von Monastir befinden. Oberst Wassitsch hoffe, die Stadt retten zu können, falls die Verstärkungen rechtzeitig eiirtreffen.

Mailand, 3. Dez. Die Zeitungen melden aus Athen: Monastir ist am Donnerstag nachmittag

3 Uhr besetzt worden.

(WTB.) Mailand, 3. Dez. Magrini drahtet demSecolo" aus Florina: Nachmittags 3 Uhr (Angabe des Tages fehlt, vermutlich Donnerstag) näherte sich bulgarische Kavallerie, von Mogila kommend Monastir bis auf zwei Kilometer. Um

4 Uhr fuhr ein Automobil mit .zwei Kavalleristen in die Stadt ein. Die amerikanische Flagge, die aus den als Hospitäler benutzten Schulen wehte, wurde durch die österreichische ersetzt.

Zur englischen Niederlage in Mesopotamien.

Genf, 3. Dez. Die bis zum englischen Rückzug von Azizie »ach Süden reichenden Privatdepeschen bezeichnen nach der Kriegszeitung" als Hauptursache der mesopotamischen Nie­derlage die von polit. Rücksichten diktierte dringende Aus­korderung Asquiths an de« britischen Kommandanten, selbst unter den größten Opfern vor Ende November bis an die Mauer« von Bagdad zu gelangen. Die gesamte Hoffnung Englands und des Vierverbandes sei aus dieses zur Lahm­legung des deutschen Orienteinflusses erforderliche Ziel ge­richtet. Der britische Kommandant gehorchte, obwohl er über die sehr starken gegnerischen Maßnahmen unterrichtet war. Die empfindlichsten Verluste brachte den Briten die mit furchtbarer Präzision wirkende deutsch-ottomanische Artillerie bei, die auch unter den als letzte Reserve herangezogenen Ko­lonnen starke Verwüstungen anrichtete und den Nachhuten der in Eilmärschen nach Süden sich konzentrierenden briti­schen Hauptkräfte schweren Schaden zufügte.

(WTB.) London, 3. Dez. DieTimes" sagen in einem Leitartikel: Die letzten Nachrichten über die Schlacht bei Ktesiphon ermutigen nicht zu der Hoffnung auf einen baldigen Vormarsch auf Bag­dad. Die britischen Verluste waren stark. Die Ver­wundeten werden auf 2500 geschätzt. Die Zahl der Gefallenen wird nicht veröffentlicht.

Die Balkanlage.

Griechenland vor der Entscheidung.

(WTB.) Rom, 3. De. DerMessagero" teilt mit, daß in der gestrigen Kammersitzung nach einer Rede des Abgeord- eten Micheli die Minister Sonnino und Salandra schleu­nigst den Sitzungssaal verließen. Die Sitzung wurde unter­rochen. Beide Minister blieben etwa Minuten im Mi- istcrzimmer zu einer Besprechung. Bald verbreiteten sich < Züchte, die Consulta habe schlimme Nachrichten erhalten; die griechische Regierung habe ablehnend auf die letzten kate­gorischen Forderungen des Bierverbands geantwortet, sowohl auf das Verlangen des freien Gebrauchs des Hafens und der Bahnlinie von Saloniki und auf die Forderung, die griechi­sche Küste überwachen zu dürfen, um zu verhindern, daß öster­reichisch-ungarische Unterseeboote sie als Basis benutzen./Eine Bestätigung der Meldung liegt bisher nicht vor.)

(WTB.) Rom, 3. Dez. Zu den Gerüchten vom Scheitern der Verhandlungen zwischen Griechenland und dem Vieroer­band schreibtEiornale d'Jtalia", daß nach Erkundigungen an wohlunterrichteter Stelle kein neuer Vorfall eingetreten sei. Auf die Forderungen des Verbands in der letzten Note über die die Besprechungen andauern, liegt keine Weigerung Griechenlands vor. Die Nachrichten über den Abbruch der Verhandlungen sind daher unbegründet.

Zürich, 3. Dez. Die führenden schweizerischen Zeitungen kommen in ihren Berichten aus Athen ausnahmslos zu der Auffassung, das; die griechische Entscheidung nur noch Tage auf sich warten lassen kann, und daß über den Ausfall so gut wie kein Zweifel mehr bestehe. Die verzweifelten Drohungen der Entente gegen Griechenland hätten das Spiel des Vierverbandes auf dem Balkan engültig zum Scheitern gebracht.

Ein militärisches Gutachten Griechenlands.

Berlin, 4. Dez. DasBerliner Tageblatt" mel­det aus Genf: Dem griechischen Generalftab wird laut Nachrichten aus Paris vorgeworfen, daß er die Verhandlungen mit dem Vierverband erschwere,! und hinausziehen wolle. Die griechische Regierung legte den Vertretern des Vierverbandes ein mili­tärisches Gutachten vor, welches das Salonikier Un­ternehmen der Entente nunmehr als gegenstandslos bezeichnet, nach dem die serbische Armee vernichtet fei. Die Athener Regierung rate daher der englisch- französischen Heeresleitung, ihre Landungstruppen vor der Gefahr, eines deutsch-bulgarischen Angriffs zu retten und Saloniki zu verlassen.

Absperrung der griechisch-albanischen Grenze.

Berlin, 3. Dez. Aus Budapest wird demLo­kalanzeiger" gemeldet: Aus Saloniki wird berichtet, die Heeresleitung ist mit der Befestigung an der albanischen Grenze vollständig fertig geworden und beschloß die Absperrung der griechisch-albanischen Grenze. Die Anordnung wird sofort durchgefiihrt. Die Leitung der griechischen Bahnen trifft alle Vor­bereitungen, damit auf der Linie von Saloniki im gewünschten Augenblick der Verkehr eingestellt wer­den rann. Der griechische Grenzschutz ist an strate­gisch wichtigen Punkten verstärkt worden.

Bor einer griechisch-türkischen Verständigung.

(WTB.) Köln. 3. Dez. DieKölnische Zeitung" erfährt aus Sofia vom l. Dezember: Pon gut un­terrichteter Seite erfahre ich, dag die türkisch-grie­chischen Beziehungen einen neuen Grad hoher Wich­tigkeit erreicht haben. Skuludis und der Großvesir wechselten herzliche Telegramme. Die griechisch­türkischen Verhandlungen finden gleichzeitig in Konstantinopel und in Athen statt und betreffen die Regelung wirtschaftlicher Fragen, sowie den Be­sitzstand griechischer und türkischer Untertanen in beiden Ländern. Das schnelle Fortschreiten der Ver­handlungen erweckt die Hoffnung aus eine volle politische Verständigung.

Griechenland wird weiter gedrückt.

Lugano, 3. Dez.Secolo" teilt lautLokal­anzeiger" mit, daß gestern in der Kammer eine Unterredung .zwischen Salandra und Sonnino statt- sand, deren Gegenstand ein zwischen den Mächten : es Virroerbandes stattgehabter Meinungsaustausch über Maßregeln war, die gegenüber Griechenland ergriffen werden sollen, das die verlangten Garan­tien zur Sicherung der Operationsbasis nicht vorbe­haltlos zugestehen wolle.

Ententepesfimismus bezüglich des Balkans.

Haag, 3. Dez. Die pessimistische Stimmung über die Hal­tung Griechenlands nimmt in Paris und London täglich zu. Das Voll wird allmählich darauf vorbereitet, daß sich Grie­chenland und Rumänien an die Mittelmächte anschließen könnten. Das hiesigeEcho de Belge", das halbamtliche Or­gan der belgischen Regierung in Le Havre, betrachtet dies bereits als völlig sichere Tatsache und tröstet sich in einer längeren Auslastung damit, daß die Entente schließlich stark genug sei, auch die neuen Feinde zu besiege«.

Rotterdam, 3. Dez.Reuter" meldet lautDeutsch. Ta­geszeitung" unterm gestrigen, daß die politische Lage zwischen dem Vierverband und Griechenland bezüglich der Forde­rungen des ersteren nach wie vor düster und unsicher sei. Aus Athen fehlen Nachrichten, da der Telegraph zwischen Athen und Saloniki seit einigen Tagen unterbrochen ist.

Die italtenienische Balkanexpedition?

Basel, 3. Dez. Der Korrespondent derBasler Nachrichten" erfährt aus durchaus zuverlässiger Quelle, daß Italien seit einiger Zeit umfangreiche Vorbereitungen für eine Balkan- oder im engeren Sinne Adria-Erpedition trifft. Hinter der Front werden neue Umgruppierungen unter Ausscheidung der sich für den Balkanseldzug am besten eignenden Truvventeile vorgenommen. Die Truppenver­schiebungen! im Innern des Königreiches nahmen zusehends größeren Umfang an. Die Konzentration findet in den Adriahäsen und vor allem in Brindisi statt. Bezeichnend ist, daß der Frachtgutverkehr, der in letzter Zeit jeweilen in Zeitabschnitten von je acht Tagen suspendiert wurde, nunmehr im inter­nen Verkehr aller Eisenbahnlinien aus unbestimmte Zeit vollständig eingestellt wurde. Nach Benetien werden nur mehr äußerst dringende Eilgutsendun­gen befördert. Weiter erfährt derselbe Korresondent, daß das Vorgelände von Balona in weitem Um­kreise fcstungsartig ausgcbaut wird, um unter Um­ständen teilweise den sich zujxnckzivhenden kampf­fähigen Serben als Verpflegungsbasis und Aus­nahmestellung zu dienen.

Mackensen an die serbische Bevölkerung.

Berlin, 4. Dez. Wie demBerliner Lokalan zeiger aus Budapest berichtet wird, meldet derAz Est", daß Generalfeldmarfchall von Mackensen einen Aufruf an die Bevölkerung Serbiens erlassen habe, in dem er sagt: Die serbische Armee ist geschlagen. Solange die letzten Reste der serbischen Armee kämpfen, werden wir gegen sie kämpfen. Wir käm­pfen jedoch nur gegen die Armee und nicht gegen das serbische Volk. Ich fordere daher die Bevölkerung Serbiens auf, an ihre Wohnorte zurückzukehren und ihrer Beschäftigung nachzugehen. In diesem Fall wird es möglich sein, den früheren Wohlstand wie­der zu erlangen.

Wirtschastsfraqen in Rumänien.

Bukarest, 3. Dez. Dem Amtsblatt zufolge wur­de ein Ausfuhrverbot erlassen für Sonnenblmnen- samenol, sowie für andere Psanzenöle, ausgenom­men Leinöl und Rüböl. Die für den Verkauf an die Mittelmächte in Frage kommenden 3V 000 Wagons Getreide verteilen sich wie folgt: 20 000 Waggons Weizen. 10 000 Waggons Mais, 7300 Waggons Gerste, 5000 Waggons Hafer, 2500 Waggons Erbsen und 5000 Waggons Bohnen. DerIndepen- danze Roumaine" zufolge studieren die rumänische und die bulgarische Regierung die Möglichkeit, die für Rumänien in Saloniki liegenden 1000 Waggons Waren über Adrianopel nach Rumänien gelangen zu lassen.

Rumänische Maßregeln.

Berlin, 4. Dez. Nach einer Rotterdamer Mel­dung desBerliner Lokalanzeigers" wird aus Bu­karest gemeldet, daß die ausländischen Gesandtschaf­ten durch die rumänische Regierung von der Minen- gesahr im rumänischen Teil der Donau zwischen Turtukan u. der Pruthmündung verständigt wurden.

Ein bulgarisches Manifest.

(WTB.) Sofia, 3. Dez.Narodni Prava" schreibt: Die serbische Armee ist vernichtet. Nun irren in Albanien kleine Truppen ohne Nahrung, Artillerie und Munition umher. Das Nest der Verbrecher und Streithähne auf dem Balkan ist ausgehoben. Serbien besteht nicht mehr. Heil den Helden, die sich dem Vaterlande opferten! Heil den Führern der ver­bündeten Heere, die so klug ihre Truppen zum Siege führten! Der Bericht des deutschen Hauptquartiers erkennt das Hel­dentum der bulgarischen Armee an, erkennt an, daß sie ihre Aufgabe stets mit besonderem Erfolge ausführte. Die Aner­kennung freut uns ungemein und wir sind glücklich, die wür­digen Verbündeten der Eroberer Polens, Nordfrankreichs und Galiziens zu sein. Die bisherigen Erfolge unserer Ver­bündeten u. unserer Armee sind eine Bürgschaft, daß wir ge­meinsam alle unser Feinde besiegen, stets einträchtig Zusam­menwirken und die Welt von der unersättlichen Begehrlich­keit der Entente befreien werden. Nur Tage genügten, um Serbien von der Landkarte wegzuwischen. Der Balkan ist von dein Uebcl befreit, das ihn viele Jahre gedrückt hat. Der Stützpunkt der Entente ist dahin, ein trauriges Werk­zeug der Entente für immer zerbrochen. Nach dem Werk­zeug kommt die Reihe an die Drahtzieher der Ententemächte. Der Kampf ist hart, aber wir werden siegen, denn uns ver­einigt der Kamps für die Sache der Menschheit, weil es in unseren Reihen keine Söldner gibt, sondern Soldaten» die Brüder find in der Verteidigung der Heimatsscholle.

Vermischte Nachrichten.

Eine neue amerikanische Neutralitätsblüte.

(WTB.) Newyork, 3. Dez. Die Jury erklärte die vier Beamten der Hamburg-Amerika-Linie Karl Buenz. Joses Ruhmeister, Josef Poppenlaus und Georg Kaster schuldig, bei der Versorgung der deut- >li>en Kriegsschiffe im Atlantischen Ozean, Pazifi­schen Ozean, mit Vorräten und Kohlen, die ameri­kanischen Neutralitätsgesetze übertreten zu haben Das Urteil wird heute bekannt gegeben werden.

(WTB.) Newyork, 3. Dez. lieber den Verlauf des Prozesses gegen die Beamten der Hamburg- Amerika-Linie berichtet das Reutersche Bureau noch, daß der Verteidiger die in der Anklage erhobenen Beschuldigungen, daß sich die Angeklagten zusam- mengetan hätten, um die Bereinigten Staaten zu schädigen (!), zu widerlegen suchte. Der Richter er­kannte an, daß es zulässig war, den deutschen Kriegs­schiffen Hilfe zu bringen. Es sei jedoch ungesetzlich gewesen, die Hafenbehörden zu hintergehen. Der Staatsanwalt sagte, die Angeklagten hätten den südlichen Atlantischen Ozean mit Schiffen überzogen, dis mit falschen Schiffspapieren fuhren. Direktor Buenz erklärte, er habe im Mürz 1913 van der Zentrale in Hamburg ein Schreiben erhalten, wo­rin ihm ausgetragen wurde, im Kriegsfälle an die deutschen Kriegsschiffe im Atlantischen Ozean Koh­len und Vorräte zu liefern. Nach dieser Instruktion habe er gehandelt. LUenn man den Alliierten Kriegsmaterial aller Art von Milliarden Wert lie­fert, so «st das nach den Begriffen des anglikanisier- ren Beamtentums der Vereinigten Staaten keine Neutralitätsverletzung, wenn man aber ein paar deutsche Kriegsschiffe mit Kohlen versorgt, was über­all gemacht wird, so bedeutet das eine schwere Ver­letzung der amerikanischen Neutralitätsgesetze. Man wußte schon vorher, daß im Lande der unbegrenz­ten Möglichkeiten manches geschah, was in Europa sich nicht an die breite Oeffentlichkeit wagen durfte. Dieser Krieg aber hat den Eindruck befestigen müs­sen, daß die Göttin der Freiheit, dir den Fremden beim Betreten des amerikanischen Bodens begrüßt, eher als Dirne angesprochen werden sollte, denn ihr Gewährenlasten ist schrankenlos, wenn sie sich Vorteil davon verspricht. ' Die Schristl.