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SchwarzwSlüer Tageszeitung
Seit, »
Aus Stadt uud Land
AUkUste»», deu 8. Jaguar 1844
Milchwtrischa'tliche Lehrgänge '
Im Januar und Februar finden bei genügender Beteiligung in Geisjngen, Reutlingen und Backnang milchwirtschaslliche Lehrgänge statt. Weitere dreitägige milchwtrtschoftliche Lehrgänge sind in Aalen, Calw und Heilbronn in Aussicht genommen.
Bann Schworzwald 4Vt. Die Bannme sie,schäften im Schilauf müssen vom 8.j9. Januar aus 15)16. Januar in Wildbad, Sommerberg, infolge der schlechten Schm elage verschoben werden. Nachmeldungen können sofort erfolgen bis 12. Januar 1944.
Aus die öffentliche Bekavirtnwchvng betr. Lohnst uer sür Haus- personal im Inseratenteil unserer heutigen Ausgabe wird hiemit hingewiesen. 4
Amtliches. Ernannt wurden zu Regierungsinspektoren die außerplanmäßigen Regierungsinspektoren Dettner, und Eppler beim Landrat in Freuden st ad t.
„Grüner Baum"-L'chtspi«le „Romanze irr Moll". In da» geruhsam bürgerliche Eheglück eines kleinen Beamten bricht das Schicksal in Grstalt eines Komponisten herein. Seine ehrliche Liebe zu der verheirotrtrn Frau wird von dieser — so sehr sich ihre Empfindung dagegen wehrt — erwidert. Die dynamische Kraft der die brau neu briebenden und sie üierrvältiger den Liebe trennt die bestehende Gemeinschaft, ohne jedoch zu erner neuen glücklichen Verbindung zu führen, so klingt der Film aus wie — eine Romanze in Moll.
Siogmd Obngefreistr Friedrich Riem pp wurde an der Ostfront mit drm Kriegsverdrensikreuz 2. Klasse mit Schwertern ausgezrichnet. — Den zunrhmenden Hasendied stählen soll hier klüftig entgegeng« arbeitet werden. In ziöei Fällen wurden die Tater entdeckt und werden ihre verdiente Strafe erhalten. Die PoKzei fordert die Bevölkerung ans. etwaige Hasendiebstähle zu melden, damit sosort gegen die Diebe vorgegangen werden kann, k Endersbach, Kr. Bracvlmgen. (töwer verletzt.) Der 68 Aahre alte Landwirt Karl Hahn kam beim Einsteigen in den Zug so unglücklich zu Fall, daß ihm der rechie Fuß und die rechte /Hand abgefahren wurden.
nsz Luvwigsburg. (N S V.-S ä ug l ig s.h e i m.) Einem drin- lgendenBediirsnis der Ludwigsüurger Bevölkerung n-achrommeirch «ichteöe die NSB.-Kreisamtslcitung Ludwigsburg im Haus de» kfrücheren Charlottengruppe ein Säuglingsheim ein. Die Mit-/ lhilse der Stadtverwaltung ermöglichte es, daß Jnnenräuma iganz neu hergerichtet werden tonnten. Die Innenausstattung für Die Kindersäle und die Räume des Personals beschaffte ois v!SV. In diesem Säuglingsheim können 35 Kinder im Alter Dis zu drei Jahren ausgenommen werden.
U.m. (-scyorolaoe war ryre Lievyaverer.) (seit Mai 1946 war die verheiratete Therese Bichringer aus Ulm als Postsacharbeiterin tätig. Sie hatre sich als solche auch gut geaalte» und bekam einmal eine Prämie von 3v RM., weil/ ie einen juirgen Postsacharbeiter wegen Diebstahls zur An-j >eige bringen konnte. 2m August 1943 ist sie nun selbst zur Diebin geworden. Aus einem angeblich beschädigten Paket entnahm sie je ein PaarDamenhaloschuhe, aus fünf Paketen entrahm sie je eine Tafel Schockolade. Dem Kriminalbeamten und dem Staatsanwalt gegenüber machte sie bezüglich des SchokS adediebstahis ein volles Geständnis. In der Berhandlung vor >er Strafkammer widerrief sie jedoch das Geständnis. Sie fand rber damit keinen Glauben. Die Strafe lautete auf 1 Jahr > Monate Gefängnis.
Die gewerbliche Wirtschaft bei Fliegerschäde«
Eipe Vortragsreihe der
wp Stuttgart. Die Eauw-irilschckftskammer Württemberg- Hohen» zollern eröffnet« am Donnerstag im Stadtgartensaal eine Vortragsreihe zu dem Thema „Was der Gewerbetreibende über Fliegerschäden wißen muß." Hörer dieser Vorträge waren die Leiter und Geschäftsführer der Abteilungen und Dezernate, der Zweig- und Geschäftsstellen der gewerblichen Wirtschaft sowie der bezirklichen Gruppen und Innungen des Handwerks.
Nach Begrützungsworten des Vizepräsidenten der Eauwirt- schckstskammer, Philipp Baetzner, gab Polizeipräsident General Schweinle eine Darstellung der Angriffstaktik des Feindes und des Aufbaues des öffentlichen Luftschutzes und des Selbstschutzes. Er legte ins einzelne gehend alle Vorkehrungen dar, die zur Bekämpfung jeder Art von Fliegerschäden getroffen sind und verwahrte sich gegen eine manchmal nach Angriffen in Erscheinung tretende Kritik von Besserwissern, die nicht ein- sehen wollen, daß die Luftfchutzpolizei nicht gleichzeitig überall sein kann, sondern sich bei der Bekämpfung von Feuer- und sonstigen Schäden folgender Richtschnur „Mienen muh: 1. Rettung von Menschenleben, 2. Schutz der für die Allgemeinheit: lebenswichtigen Betriebe, 3. Schutz der für die Landesverteidigung wichtigen Gebäude und Anlagen, 4. Bekämpfung der Brände,! die sich zu Groß- Flächenbränden auszudehcnen drohen oder in deren Nähe sich hochentzündliche Stoffe befinden. Die Luftschutzpolizei müsse nicht nur da eingreifen, wo Schaden droht.' Aus dieser Tatsache und der weiteren, Laß auch die Luftschutzpolizei nicht über beliebig viele Menschen und Geräte verfüge^ sowie aus dem Umstand, daß die Heranziehung von auswärtigen/ Kräften eine gewisse Zeit in Anspruch nehme, ergebe sich die außerordentliche Wichtigkeit des tatkräftigen Einsatzes der Selbstschutz kr ä f t e. Der Polizeipräsident rügte die bei Fliegeralarm noch oft zu beobachtende völlige „Entblößung einzelner
Gauwirtschaftskammer
Wohngebäude von den ^emMsährgen^TinE für Den sevöstM» eingekeilten Kräfte beiderlei Geschlechts. Für dre entstehende« Folgen dürfe dann nicht die Luftschutzpolizei verantwortlich gck macht werden. „
! Der sür die Sösörtmaßnahmen verantwortliche städt. Baudirektor Scheuerte erläuterte die weitläufigen organisato/ rischen Maßnahmen, die sür die Wiederinstandsetzung vorgesehen sind. Auch hier spielt der Dringlichkeitsgrad der einzelnen Sch« denssälle eine ausschlaggebende Rolle. Scheuerte unterrichtete du Männer von der gewerblichen Wirtschaft darüber, wie sich di« Beschaffung der Arbeitskräfte und der Materialien vor sich geh und an wen sich die Geschädigten zu wenden haben. Daß natür lich bei der Zahl der zur Verfügung stehenden Handwerker, Hilft kräfte und Transportmittel nicht jeder Geschädigte sofort m der Reihe sein kann, versteht sich von selbst. Noch verständliche' wurde dies den Teilnehmern der Vortragsfolge durch die v« dem Redner gemachten Angaben über die bisher entstanden« Schäden und die zu ihrer Behebung eingesetzten Kräste. Sein- Ausführungen gipfelten darin, daß auch auf dem Gebiete de Schadensbehebung, zum mindesten der vorläufigen, ohne di Selbsthilfe nicht auszukommen sei, sondern letztere zu einer N schleunigung der Wiederinstandsetzung wesentlich beitrage. Wicht tig sei, daß mit den Aufräumungsarbeiten und der Schuttbese» tigung jeweils sofort begonnen werde, da dann die Vaukommik sion die zu behebenden Schäden besser erkennen und beurteile»
könne. ^
Zum Schluß gab Eauhandwerkmeister Baetzner eine Darstev lung der Einsatzmöglichkeiten des Handwerks nach Fliegerack griffen. Auch er appellierte an eine verständnisvolle Berückst« tigung der vorhandenen Schwierigkeiten und erläuterte, w« der Einlak des Handwerks erkolat. G ' .
nsg Nürtingen. (Ehrung.) Unter größter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung bereitete die Partei mit der Stadtverwal-^ tung Weilheim dem Ritterkreuzträger Hauptmann Kazmgier ins seiner Heimatstadt einen ehrenvollen Empfang. In einer Feier! aus dem Rathaus sprachen Ortsgruppenlciier Hoyler und Vllr-s germeister Krndenwein dem Ritterkreuzträger die Glückwünsche und den Dank der Heimat aus. Nach der Ueberreichung eines Ehrengeschenks dankte Hauptmann Kazmaier und ermahnte die gesamte Einwohnerschaft, ihre ganze Kraft für den Sieg der deutschen Waffen einzusetzen.
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für d8 '"?^er Zeit durchgeführten Sammln,,
Schwöb. Gmünd. (Todesfall.) Nach einem langen Leiden ist Konditormeister Eugen Ereiner gestorben. Er war nicht nur als ein tüchtiger Geschäftsmann seines Faches bekannt, mehr noch als freischaffender Bildhauer, dessen Tierplastiken eine lief-l geschaute Kenntnis der Tierwelt und die Liebe zu ihr verrieten.
Friedrichshafen. (Auszeichnung für zwei Lebens, rette r.) Der Führer hat die Rettungsmedaille am Bande dem Zollinspektor Johann Erotz und dem Oberzollschiffer Richard Moll vom Zollgrenzschutz Friedrichshafen verliehen. Die beiden Ausgezeichneten haben Anfang Juli vergangenen Jahres flln*- Personen auf dem Bodensee ans S-enot aerettet.
-seenkty, Kr. Saulgau. (Tödlich verunglückt.) Als iE der Silvesternacht einige Jungen mit Böllern schossen, traf eins Ladung den 16 Jahre alten Lehrling Rudolf Lerner so unglücklich an- den Kopf, daß er den schweren Verletzungen kurz nach dem Unfall erlaa. "
Nunvfunk am Sonntag, 9. Januar Reichsprogramm: 8.V0 bis 8.15: Orgelkonzert. 9.66 bis 16.66: „Unser Schatzkästlein". Sprecher Friedrich Kayßler. 16.15 bi» 11.60: Unterhaltsame Morgenmusik. 11.65 bis 11.36: Lhorlieder der Jugend. 11.36 bis 12.36: Beschwingte Melodienfolge. 12.40 bis 14.06: Das Deutsche Volkskonzert. 15.66 bis 15.45: „Der Diamant des Geisterkönigs". Zauberspiel. 15.45 bis 16.66: Elly Ney spielt Klaviervariatlonen von Beethoven. 16.06 bis 18.66: Was sich Soldaten wünschen. 18.00 bis 19.06: Konzert der Berliner Philharmoniker: „Freischütz". 19.00 bis 20.06: Eine Stund« Zeitgeschehen. 26.15 bis 22.66: „Musikalischer Abendgruß", große Unterbaliunassenduna.
Gestorben
Hl Neu-Nuifra: Alsied Ncstie, 19 I., Sohn des Ehr. Nestle; D o i e i s t r o r v: Ir tz Z-sie, 19 I., Sohn des Holzhauer» Fr'rdr. Zifle; Wildberg: A bert Lkibrecht, S2 I., Sohn de« Ick. Le > i>o >; k ck i etir> g > n: Hais Rousckerbe'g r, IS I„ Sohn drs Cbr.Rclückrnbergir,Oiisbovknisiihrkr; Essringe»: Gotllied Tecklhold, 33 I., Sohn des Gottlied Bechiold; Neuenbürg: E win Hvd>iz-l, Sohn des Ehr. Habliz-l, 22 I.
Verantwortlich für den gesamten Lnholt: Dieter Lauk in Altenstelg. Vertretern Ludwig Lauk. Druck u. Verlag: Duchdruckerei Lauk, Altenstelg. 3.3t. PreislisteS gSlÜM
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22. Fortsetzung ^
Die Erlebnisse dieser Reise legte Amalie von Schönbach sir ihrem Tagebuch nieder. Sie erbat sich auch später von Frau Gertrud Schulz die wenigen Papiere des verunglückten Ehepaares. Die arme Stiftsdame sah ein, sie könnte der kleinen Großnichte Hildegard nicht das geringste bieten. Mit gramvoll-dankbarem Herzen willigte sie daher .in die Adoption ein, die dem Kinde nicht nur den Namen, sondern die damit verknüpften schweren Sckncksalssckiläge verwischte. Als die Stiftsdame Amalie von Schönkach Jahre danach starb, verwahrte das Stift, wie sie gewünscht, den Akt der Schönbachschen Familienvamers im Archiv des Haukes.
Herr von Taupadel reiste nach Rudolstadt zurück. Er stielt Rücksprache mit der Frau Aekstistin. Sie enttann sich genau der Stiftsdame Amalie von Schönstach und bestätigte aus der Erinnerung die Geschehnisse.
Da erst wagte Herr von Taupadel zu glauben, daß seine Entdeckung, diese ungeheuerliche Entdeckung, wahr seil Welch ein Glücksfall batte ihm die Blätter in die Hand gelvielt! Wie entsetzlich, zu denken, er batte sie nie geieben! Wie leicht hätte das sein können. Ein unwessntlichar kleiner Stein bringt eine Lawine zum Rallen. Tanvadel griff sich an die Stirn. Warum war es ihm nickst einoefall-'n, daß /Las Kind des Edmund Schukz^adoptiert sein könnte? Wie statte er eine solche Annastme völlig außer acht lasten können? Es erschütterte ihn geradezu, wenn er darüber nachdachte. Des Richters Urteil sucht Gerechtigkeit, aber des Richters Blick durchdringt auch nicht alle Dunkelheiten. Anfall ist es ost, Anfall waltet auch in der Anaelegenbeit Hildegard Schäfer. Ausall oder Füaung — wie man es nennen wallte. Wie hafte Taupadel Herrn von Arken gegenüber betont: Nach menschlichem Ermessen. Menschliches Ermessen statte sich als unzulänglich erwiesen. Eine andere, höhere Macht lenkt unser aller Geschicke.
Herr von Taupadel eilte in sein Aimmer. Er bolle Hut und Mantel aus dem Schrank, er nahm dis Handschuhe zur Hand, und immer dachte er: So etwas gibt es? Es gibt noch Wunder, ja, mehr noch, wir erleben noch Wunderl Er nef zum Postamt, riß ein Telegrammformular ab und drahtete dringend an Herrn Wolf von Arken die Frage, ob er morgen in dem bekannten Pntbuser Hotel in einer mickrigen Angelegenheit, bei der eine günstige Wende eingetreten sei, mit ihm sprechen dürfe. Er reichte das Telegramm dem Postbeamten und ließ sich vorrechnen, wie lanae es wohl reiste. Er dachte, Antwort brauche ich gar nicht '"lehr, und fubr noch am ale!ck>"n Atzend nack Rügen.
, Jetzt wußte er, warum Professor Schäfer in England geheiratet hatte: der Geburtsschein seiner Verlobten war nirgends aufzutreiben, die Stiftsdame hatte ihn in einem Dunklen Drang nebst den anderen Familienpapieren mitgenommen.
Für den Eintritt in das Waisenhaus war wohl dem Zrmde des Edmund Schulz ein Ersatzschein mitgegeben morden, den Pfarrer Undorf nach bestem Wissen und Gewiss«, ausstellte.
«-
Malte saß über einem Briefe an Dorrst. Er mußte sich Mühe geben, heiter und zuversichtlich zu schreiben. Welch ein Beispiel bot doch Professor Schäfer. Dieser Mann hatte es verstanden, der geliebten Frau ein Leben lang alles Trübe fernzuhalten. Freilich, er war auch unabhängig gewesen, nicht ein Gutserbe mit Verpflichtungen gegen den Vater. Aber immerhin: man konnte es vielleicht als ein Meisterstück von Takt und Ueberlegenheit einschätzen, wenn man in einer kleinen Universitätsstadt all die Kiippen um die Frage nach Verwandtschaft und Herkunst umschiffte, wie es Professor Schäfer gelungen war.
„Mein Vater wünscht", begann Malte einen Satz, und schrieb langsam die Worte, „daß ich bis Ostern hier in Gustavshof bleibe."
Da hörte er Männerschritte auf der Treppe, es klopfte. Malte ging zur Tür.
Der Chauffeur von Mellinshof stand da: „Unser gnädiges Fräulein kommt von der Bahn, Herr Baron möchte ein Stückchen mitsahren." Malte verschloß den Brief, zog den Mantel über, rannte zur Straße.
,,'n Tag, Ulla! Das ist zu lieb von dir!" Er schlüpfte ins Auto,
Ulla sah blendend aus. Sie begrüßte ihn froh. „Also, Malte, mein Vetter Dohna hat zwar schon eisten gutempfohlenen Bewerber für sein Gut in der Nähe von Berlin, aber er will dich sehen. Heute in acht Tagen erwartet er deinen Besuch, er muß gerade verreisen. Ich sagte ihm, es sei aus mit unserer Freundschaft, wenn er die Gutsverwaltung vergäbe, ehe er mit dir gesprochen hat. Ich weiß, er hält mir Wort. Du mußt dir aber zu diesem Besuch einen Lodenmantel verschaffen, der alt und sturmerprobt ist. An einem solchen Mantel ermißt Otto Helmut Graf zu Dohna die Qualität eines Mannes — wie, du lachst. Malte? Es scheint dir ja recht gut zu gehen."
Malte streichelte ihre Hand. „Ulla, ist es wirklich eine Sicherheit?"
Sie hatte die leichte Gebärde der geborenen Dame. „Otto Helmut hat es mir versprochen, daß du nicht zu spät kommst. Also Mut, Malte! Höre, ich hätte dir dies auch telephonieren können. Ich fuhr bei dir vor. obwohl Papa immer die Minuten zählt, die der Wagen von der Bahn aus braucht, weil ich etwas Sonderbares gesehen habe. Der Wagen von Arkenhof war an der Station in Putbus. Und ein Herr mit einer großen Aktenmappe wurde abgeholt. An seinem Koffer sah ich die Buchstaben v. T. Sollte das dieser gräßliche Agent Taupadel sein, der dir so viel gräßlichen Kummer gemacht hat?"
Malte erschrak. Noch mehr von diesem Taupadel? Hatte er nun vielleicht herausgebracht, daß Professor Schäfer überhaupt nie existierte? „Ich pfeife auf alle Taupadels."
„Schon. Malte! Aber jetzt steigst du wieder aus. Vielleicht läßt dich dein Vater rufen. Was auch noch kommt, glaube an die Stelle bei Dohna. Suche gleich mal alle deine Papiere zusammen und denke an den Lodenmantel."
Sie ließ halten, er küßte ihr die Hand, stieg aus, sah noch lange dem Wagen nach.
Es gibt Freundschaft. Und es gibt Liebe. Jugend hält zusammen.
Er brauchte neue Bosheiten dieses Taupadels, dieses bezahlten Agenten, nicht zu fürchten.
Malte ging langsam den Weg zurück. Er schaute ziehenden Wolken nach und war mit seinen Gedanken west kort. — Dann siel ibm ein, daß ein uralter Lodenmantel
seine Existenzbasis schaffen sollte. Da mußte er doch gleich Nachsehen, ob dieses Wertstück, von einer Reise in die bayrischen Berge stammend, noch vorhanden war.
*
Wiederholt sich alles im Leben? Kehren alle Situationen nach einem geheimen Rhythmus, den wir nicht kennen, wieder?
Da saßen sie nun erneut in dem Gastzimmer des Put- buser Hotels um den runden Tisch mit der Filetdecke, die Wolf von Arken diesmal halbwegs ordentlich zusammengefaltet beiseite legte. Während Taupadel erzählte und Herr von Berg die kurze Pfeife von einem Mundwinkel zum andren schob, was bei ihm der Ausdruck tiefster Verwunderung war, umklammerten Wolf von Arkens braune», kräftige Hände den Tisch, als wolle er aufspringen unlr davonlaufen. Er hatte sich nie mit Märchen abgegeben, nie mit Phantasien, mit rosenrot gefärbten Geschichten, die den Stempel der Unwirklichkeit trügen. Warum nur Berg so ernsthaft mhorte? Warum nur dieser aute Taupadel, eia Mann, den er schätzen und achten gelernt hatte, plötzlich einem Hirngespinst nachlief, sich in einem Labyrinth verirrte. dessen Ausgang er doch nickt finden konnte? Romane im Damenstift, das war keine Kost sür Wolf von Arken! Er dachte: Morgen will ich nach Rostock fahren und mir die neue große Mähmaschine ansehen.
Berg stieß plötzlich Arken derb am Arm: „Was sagss du nun, Alter? Du machst ein komisches Gesicht, du Haft am Ende gar nicht richtig zugehört?"
Wieder breitete Taupadel Blätter vor Wolf von Arken aus. Geburts- und Trauscheine, den Akt mit den Auf»' Zeichnungen der Stiftsdame.
„Wer sind diese Schönbachs?" fragte Arken.
Taupadel hob zum zweiten Male an, von Rudolstadt und Berlin zu berichten. Er sagte: „So wahr ich lebe. Herr von Arken, so wahr ich hier anwesend bin — mein Fund stimmt. Sie können — nein. Sie müssen mir Glaube«
! schenken!"
Arken horchte auf. Zuerst nur aus Höflichkeit, dam» aus einer wachsenden Teilnahme heraus, aus einer Erschütterung, über die er sich keine Rechenschaft ablegte. Er beugte sich vor. wie um Taupadels Worten näher zu sein» wie um sie ihm vom Munde zu lesen, ehe sie gesprochen waren.
Also: Frau Hildegard Schäfer war eine geborene don Schönbach und nicht das Kind eines Zuchthäusler»! Das verstand Arken nun.
„Taupadel", schrie er» „mein Sohn war bei Ihnen 1» Weimar, nicht wahr?! Weiß er schon?"
„Aber ich bitte Sie. Herr von Arken, ich habe es al« strenges Dienstgeheimnis bewahrt."
„Ich kann die Papiere mitnehmen, nicht wahr?"
„Sie stehen vollkommen zu Ihrer Verfügung, wurde» nur sür Sie ausgestellt, Herr von Arken!"
Wolf von Arken legte sie sorgsam in seine Aktenmappe» bat Berg: „Laß für den Herrn Major einen guten Tropfe« auffahren. Ich muß jetzt nach Gustavshof zu dem Jungen! Sie werden das gywiß verstehen, meine Herren! Sagen Sie, verehrtester Herr von Taupadel, dürfte ich Sie nicht bitten, dieses ereignisreiche Gastzimmer mit einem Zimmer in Arkenhof zu vertauschen? Meine Schwester Viktoria möchte Sie so gern kennenlernen. Sobald ich gegen Abend zu Hause bin, schicke ich den Wagen herüber. Und d« kommst natürlich mit, Berg!"
(Fortsetzung folgt) .