könne die Serben entwaffnen. Aber die Verbünde­ten? Die Frage beginnt auch in den Blättern er­örtert zu werden.

Griechenland und Italien.

Wien, 10. Nov. DieZeit" erfährt aus Lugano, daß derPopolo d'Jtalia" sich in einem Leitartikel mit der Reise Kitcheners nach dem Orient beschäf­tigt und dabei sagt, diese Reise beweise, daß der Bier- verband auf dem Balkan zu spät komme, ja er lasse sich sogar von Griechenland an der Nase herumfüh­ren. Wo sind eigentlich seine Heere, wo bleibt Ruß­land zum Schutz der Brüder,' keine Hand rührt sich als die der Feinde des Bierverbandes.

Lugano, 10. Nov. Die italienische Presse nimmt erneut ihre Bemühungen wieder auf, einen Konflikt mit Griechenland herbeizuführen, indem sie nach der Nat.-Zoitg." hervorhebt, daß Griechenland bei Fort­dauer der Mobilisierung und bei Bulgariens freund­licher Haltung nur bezewcken könne,, unter günstigen Umständen die französisch-englischen Trunoon in Ma­zedonien zu überfallen und mit den Feinden des Vieroerbandes zusammenzuwirken. Italien fühlt nach dem Fehlfchlag der eigenen Offensive gegen Oesterreich-Ungarn seine Interessen an der Ostküste der Adria, sowie den Besitz von Valona aufs schwerste gefährdet. Die Blätter meinen, Italien solle einen militärischen Vorstoß unternehmen, sobald Griechen­land entwaffnet sei, sowie politisch auch mit Frank­reich und England zerfallen wäre.

Das Elend in Serbien.

(WTB.) London. 11. Nov.Daily Mail" ver­öffentlicht einen Bericht eines Engländers über das Elend in Serbien. Darin heißt es: Als die Bevölke­rung aus Belgrad bei Regen und nassem Schnee nach Süden zog, mußten Männer und Frauen knietief durch Morast waten. Biele Frauen hatten Säuglinge auf den Armen und Kinder an der Hand. Inmitten von Kuhherdon. Schafen und Schweinen sah man Greise und Kinder. Manchmal geriet der Zug hilf­los in Unordnung. Nichts verriet sine Panik. Man konnte nur dumpfe Resignation wahrnehmen. So schleppten sie sich fort, meist ohne zu wissen wohin, Wovon sich die Menschanmege nährte, wußte nie­mand, denn die wenigen Herbergen längs des Weges sind leer. So erreichte der Verfasser des Berichtes Risch. Dort war jeder zollbreit Boden von übermü­deten und durchnäßten Menschen eingenommen. Die allgemeine Klage war. daß die Alliierten noch im­mer nicht zu Hilfe gekommen seien.

Amerika und England.

Der Inhalt der amerikanischen Note.

London, 10. Nov. Die amerikanische Note, die nun in einigen englischen Blättern veröffentlicht wird, ist außerordentlich umfangreich. Die Note besagt, daß die Schiffe und Frachten, die in gutem Glauben für neu­trale Länder bestimmt waren und daher ihren Bestim­mungsort hätten erreichen müssen, angehalten und aufgebracht wurden, was den Reedern und den Kauf­leuten Veranlassung gab. bei ihren Regierungen Kla­gen oinzureichen und sie auffordern, gegen ein der­artiges Auftreten zu protestieren. Viele Schiffe sind lediglich aus Grund des Verdachtes, daß die Ladung für den Feind bestimmt oder feindlicher Herkunft sei, angehalten und aufgebracht worden. Weiter legt die Note dar, daß die Untersuchung der Schiffe nach Kon­terbande auf dem Meer geschehen muß, und daß die Schiffe nicht erst nach den Häfen gebracht werden dür­fen. Englands Argument, die außerordentliche Zu­nahme der Zufuhr der neutralen Länder in der Nach­barschaft Englands laste vermuten, daß einige für militärische Zwecke gebrauchte Artikel wie Baumwolle, Gummi für die Wiederausfuhr nach feindlichen Län­dern bestimmt seien, die sie nicht direkt erreichen könn­ten. können die Vereinigten Staaten nicht als ge­rechtes und gesetzliches Beweismittel ansehen. Denn es läßte der kriegsführenden Macht allzu großen Spiel­raum zu Mißbrauch. Die Vereinigten Staaten be­stehen deshalb auf ihrem Recht, Güter nach den großen Märkten der neutralen Länder zu verkaufen.

Die Vereinigten Staaten erinnern an die englische Note vom 15. März und 23. Juli 1915, worin England seine Absicht erklärt, eine derartig ausgedehnte Blockade einzuleiten, daß dadurch der Handel mit Deutschland und Oesterreich verhindert wird, und zwar selbst für die Häfen neutraler Länder. England gab jedoch zu, daß es nicht gerechtfertigt sei, den Handel mit den neutralen Ländern zu verhindern, und ver­sicherte. dies auch nicht tun zu wollen. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, daß diese Behinderung durch England doch geschieht. England ist es nicht gelungen, einen Unterschied zu machen zwischen dem Handel mit den Feinden und den Neutralen. Die Maßregeln, wo­nach in neutralen Ländern Körperschaften eingesetzt

werden, an die die Frachten konsigniert werden müssen, und die dann die Verschiffung zuzulasten oder zu ver­weigern haben, haben durch ihre Kompliziertheit den amerikanischen Handelsinteresten sehr geschadet. Ame­rikanische Bürger klagen mit Recht, daß ihr bona kiäe- Handel mit den neutralen Ländern in großem Maß­stabe stark gemindert ist, andere klagen sogar, daß ihr Handel nach dem neutralen Auslande vollständig still gelegt ist.

Die Regierung der Vereinigten Staaten ist sich bewußt, daß sie die Zustände nicht länger unbestritten lasten kann. Um Rechtsgültigkeit haben zu können, muß eine Blockade effektiv sein, und das ist hier nicht der Fall. Wie allgemein bekannt ist, sind die deutschen Küsten offen für den Handel mit skandinavischen Län­dern. Außerdem bewegen sich deutsche Kriegsschiffe so­wohl in der Nord- wie in der Ostsee, wo sie neutrale Schiffe, die nach skandinavischen und dänischen Häfen bestimmt sind, nicht selten nach deutschen Häfen auf­bringen. Dadurch, daß England Baumwolle auf die Konterbande-Liste gesetzt hat, gesteht die englische Re­gierung selbst deutlich ein, daß die Blockade nicht ge­nügt, zu verhindern, daß Baumwolle-Sendungen die Feinde Englands erreichen. Außerdem ist es ein all­gemein anerkanntes Prinzip, daß eine Blockade un­parteiisch auf Schiffe aller Nationalitäten «»gewendet werden muß. Dieses Prinzip wird jedoch nicht auf die gegenwärtige englische Blockade angewandt. Denn wie gesagt, deutsche Häfen sind offen für den Handel mit Dänemark, Norwegen und Schweden. Es ist auch bekannt, daß England selbst große Quantitäten Waren nach skandinavischen Häfen aussührt, die es gegen den amerikanischen Handel als blockiert ansteht, was ein Un­recht ist. Es verträgt sich nicht mit dem völkerrechtlichen Prinzip, die Häfen neutraler Staaten in Kriegszeiten zu verbieten. Aus den oben angeführten Gründen gibt die Regierung der Vereinigten Staaten der englischen Regierung davon Kenntnis, daß sie die durch König­liche Verfügung vom 11. März erlassene Blockade nicht als eine gesetzliche Blockade betrachtet.

Dann bespricht die Note das Verfahre» bei den Prisengerichten. Die englische Regierung wünscht, ge­gen angehaltene Schiffe und Frachten das Verfahren vor den hiesllr eingesetzten Prisengerichten einzuleiten und nicht die Sache auf diplomatischem Wege zu be­handeln. Zur Verteidigung dieser Politik verweist die englische Regierung auf die amerikanischen Kriege. Dazu bemerkt die Note, daß die englische Regierung das Rechtsverfahren der Prisengerichte einzuschränken versuche, indem sie Instruktionen und Verfügungen erließ, die im Widerspruch mit dem Völkerrecht stehen. Die englische Regierung hat, obwohl jedes Vorgehen gegen neutrale Schiffe auf offener See dem Völker­recht unterworfen ist, die Prisengerichte, vor die diese Schiffe gebracht weiten, an einen besonderen englischen königlichen Beschluß gebunden.

Die englische Presse zur Note Wilsons.

(WTB.) London, 10. Nov. Der Washingtoner Korrespondent derMorning Post" meldet: Die un­mittelbare Wirkung der amerikanischen Note wird sein, daß die bei den amerikanischen Geschäftsleuten be­stehende Erregung gegen England verschärft wird. Alle Exporteure werden den Druck auf die Regierung er­neuern und fordern, daß sie das in der Note enthalte­ne Programm ausführe. Wilson beabsichtige nicht, einen Druck auf England auszuüben. Er habe nur in der Note die Grundlage für die Forderung hohen Schadenersatzes nach Kriegsschluß festgelegt, aber man erwarte und fürchte, daß, wenn der Kongreß im Dezem­ber sich versammelt, England angegriffen und vielstim­mig gefordert wird, daß die Regierung ihren Worten gemäß handle, da sonst der Kongreß die Sache selbst in die Hand nehmen werde. Der Korrespondent glaubt nicht, daß England ein Ausfuhrverbot für Munition zu befürchten brauche, aber die Agitation, die Englands Interessen nicht entspreche, könne fortgesetzt werden.

(WTB.) Manchester, 19. Nov. DerManchester Guardian" schreibt über die amerikanische Note: Wir dürfen nicht vergessen, daß, wenn der Krieg vorbei ist, herzliche Freundschaft mit den Bereinigten Staaten nicht ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die britische Politik sein wird. Wir haben nicht zu be­rücksichtigen, was heute in Betracht kommt, sondern auch, was nachher in Betracht kommen wird.

Amerikanische Maßnahmen.

(WTB.) Amsterdam, 10. Nov. Ein hiesiges Blatt meldet: DieTimes" erfahren aus Washing­ton, daß die Bereinigten Staaten, wie in Washing­ton verlautet, zukünftig alle Schiffsfrachten nach Deutschland, die keine Konterbande enthalten, gleich- giltig ob sie direkt gehen oder über neutrale Häfen, als unantastbar erklären werden. Die amerikanische Regierung werde auf diese Weise die Reeder ermun­tern, die Blockade der Verbündeten zv negieren. Alle Blätter begrüßen die Letzte amerikanische Note bei­fällig, betrachten sie aber mehr als eine juristische Beweisführung, denn als zweckentsprechende diplo­

matische Waffe. Niemand erwarte, daß England nachgebein werde, niemand, außer antvenglischen Kreisen, erwarte ernste Verwickelungen.

(WTB.) London, 10. Nov. DieMorning Post" meldet aus Washington: Man erwartet, daß in die­ser Woche Londoner Banken durch ein Syndikat New- yorker Banken ein Akzeptkredit von 40 Millionen Pfund Sterling gegen Hinterlegung amerikanischer Wertpapiere eröffnet werden wird.

England.

Kitchener s Aufgaben.

Bern, 10. Nov. In hiesigen unterrichteten Kreisen, schreibt dasBerner Tagblatt", wird die Sendung Kitcheners nach dem Orient als der beste Beweis da­für angesehen, daß England erkannt hat, es gehe im Orient nun ans Leben. England wolle der Gefahr dadurch begegnen, daß es eine einheitliche Oberleitung aller Operationen in den Mittelmeerländern schaffe in der Person Kitcheners. Der Haager Korrespon­dent derNeuen Zürcher Zeitung" erfährt aus dip­lomatischer Quelle, daß sowohl in Paris wie in Lon­don ernste Befürchtungen über die Haltung Ru­mäniens und Griechenlands herrschen; man traue dort ihren Versicherungen der wohlwollenden Neu­tralität nicht und besorge, daß sie an die Seite der Mittelmächte treten könnten, falls Serbiens Schicksal besiegelt würde.

Mailand, 10. NovSecolo" te»lt mit, Kit- chener werde nach Rom kommen und sich darauf in Brindisi nach dem Orient einschiffen.Jdea Naztonale" versichert, Kttchener werde in Rom mit den italienischen Staatsmännern Bespieckmngkn über die notwendigen Vereinbarungen für die Orteut- operattonen haben.

Die englischen Kriegskosten.

(WTB.) London, 11. Nov. (Unterhaus.) Bei der Einbringung eines Kriegskredits von 400 Milli­onen Pfund Sterling sagte Asquith: Damit steigt die seit Kviegsboginn geforderte Summe auf 1862 Millionen Pfund Sterling (33 240 Mill. -ll). Die Ausgaben vom 1. April bis zmn 6. Nov. betrugen 743,100,000 Psd. Sterl., die täglichen Kriegskosten zwischen dem 12. Sept. und 6. Nov. 4,350,000 Psd. Stevling gegen 2,700,000 Pfund Sterling im vovan- gegangenen Abschnitt des Finanzjahres. Die Haupt­ursachen für die vermehrten Ausgaben seien die Vor­schüsse an die Alliierten und die Dominions, sowie die Munitionskosten. Es fei nicht wahrscheinlich, daß die Ausgaben in dem Zeitabschnitt, -er durch den em- gebrachten Voranschlag gedeckt werde, sich verringern würden. Es sei im Gegenteil wahrscheinlich, daß ste zunehmen würden.

Die Flucht vor der Wehrpflicht.

London, 10. Nov. (Reuter.) Die Cunardliuie teilte gestern mit, daß sie keine englischen Reisenden annehmen könne, die in militärpflichtigem Alter stehen. Diese Verfügung gab Anlaß zu aufgeregten Szenen in Liverpool, als irische Auswanderer, die r« Begriffe waren abzureisen, an Bord des Dampfers Saxonia" gehen wollten. Die Anwerbungswgenten begannen ihre Arbeit. Die Volksmenge pfiff die Ir­länder aus. Die Heizer derSaxonia" gingen an Land und erklärten dem Beamten der Cunardlinie, lnch sie sich weigern würden, zu fahren, wenn die Irländer Erlaubnis bekämen, an Bord zu gehen. Die Gesell­schaft weigerte sich schließlich, die Irländer mit- zunehmen.

Eine englische Expedition nach Ostafrika.

(WTB.) London, 10. Nov. DieTimes" mel­den: Es ist jetzt sicher, daß eine starke, gut ausge­rüstete und mit kräftiger Artillerie versehene Expe­dition nach Ostafrika gehen wird. Wahrscheinlich wird General Smuts mit Oberst Brits als Genevalstabs- chsf den Befehl übernehmen. Nach einer Times- meldung hielten die Bürgermeister der wichtigsten Städte der Union am 9. November eine Versamm­lung in Pretoria ab, um in Südafrika einen Rekru­tierungsfeldzug zu bewerkstelligen.

Vermischte Nachrichten.

Burian in Berlin.

Berlin, 10. Nov. Nach einer Meldung der B. Z. am Mittag" ist der österreichisch-ungarische Minister des Aeutzern, Baron Burian, zur Besprech­ung lausender Angelegenheiten heute in Berlin etn- getroffeu.

WienKonstantinopel.

Wien, 10. Nov. DieWiener Allgemeine Zeitung" erfährt lautD. T." aus Sofia, daß die große Brücke zwischen Ptrot und Nisch bet Sackovak bereits hergestellt wurde. In längstens 10 Tage«