Amtliche Bekanntmachungen.

Milch» Butter und Kiise.

Mit Bezug auf die oberamtliche Bekanntmachung vom 6. ds. Mts.Calwer Tagblatt" Nr. 260 werden die Herren Ortsvorsteher davon benachrichtigt, daß nach heutiger telephonischer Mitteilung der Württ. Landesversorgungsstelle für Milch, Butter und Käse die landwirtschaftlichen Betriebe, welche von ihrer selbstgewonnenen Milch Butter erzeugen, weder als Kleinhändler »och als Hersteller im Sinne der Mini- sterialverfiigung vom 30. Oktober 1915 (Beilage zum Calwer Tagblatt" Nr. 259) in Betracht kommen und somit der Anzeigepslicht nicht unterliegen.

Soweit von den beteiligten Kreisen die Anzeige nicht schon erstattet ist, kann sie unterbleiben.

Calw, den 10. November 1915.

K. Oberamt: Binder.

D e Gemeindebehörden

haben die imStaatsanzeiger" Nr. 263 erschienene, den Verkehr mit Verbrauchsmilch (Frischmilch) betreffende Ministerialoersiigung vom 8. d. Mts., deren wesentlichster Inhalt imCalwer Tagblatt" Nr. 263, >

Seite 3 und 4, mitgeteilt ist, ihren Gemeinde-Ein­wohnern bekannt zu geben und binnen 3 Tagen zu be­richten, ob ein Bedürfnis vorliegt, Milchhöchstpreise festzusetzen.

Calw, den 10. November 1915.

K. Oberamt: Binder.

Berichtigung des Berteilungsplanes der Reichsgetreidestelle.

Zu diesem Zweck ist anläßlich der Erhebung der Vorräte an Getreide und Mehl am 16. November 1915 folgendes in der Gemeinde festzustellen und zwar: zu 2, also die Personen, die mit ihren Vorräten bis zum 15. August 1915 aus?

2. Wieviel Selbstversorger reichen mit ihren Vorräten nicht bis zum 15. August 1916 aus?

3. Welche Mengen Brotgetreide und Mehl besaßen am 16. November 1915 sämtliche Selbstversorger zu 2, also die Personen, die mit ihren Vorräten nicht bis zum 16. August 1916 ausreichen, zu­sammen?

4. Wieviel versorgungsberechtigte Personen sind am 16. November 1915 vorhanden gewesen?

Erläuternd wird folgendes bemerkt:

1 Zu 1, 2 und 4 handelt es sich nicht um die Zahl i der Familien, sondern der Personen; diese drei Zahlen ! zusammen entsprechen der gesamten Einwohnerzahl der betreffenden Gemeinde.

Zu 2 ist die Zahl der Teilselbstversorger nach dem Stand am 16. Novenrber 1915 anzugeben. Getreide ist nur insoweit in Betracht zu ziehen, als es zur menschlichen Ernährung bestimmt ist (Saatgetreide kommt daher in Abzug). Dies gilt auch bei Beant­wortung von Frage 3, während bei der Vorratser­hebung keinerlei Abzüge für Saatgut gemacht werden dürfen.

Zu 4. Da die Zahl der versorgungsberechtigten Personen erst auf 1. November in den monatlichen Anzeigen erhoben worden ist, kann, soweit diese An­gaben zuverlässig sind, von einer neuen Erhebung der versorgungsberechtigten Personen aus 16. November 1915 abgesehen werden und es sind nur etwaige in­zwischen vorgekommene Verschiebungen zu berücksich­tigen.

Entsprechende Fragebögen, die dem Oberamt bis 22. November d. Zs. ausgefüllt vorzulegen sind, gehen den Schultheißenämtern nächster Tage zu.

Calw, den 9. November 1915.

K. Oberamt: Binder.

und die Bürgschaften der persönlichen Freiheit wegge­nommen. Es ist daher nicht überraschend, daß man zu fragen beginnt, ob ein Ausweg aus dieser Lage möglich ist. Wenn die einzige Alternative die wäre, daß wir unter Fremdherrschaft gerieten, so dürsten wir in un­fern Anstrengungen nicht Nachlassen. Wir müssen frei sein oder untergehen. Ich glaube jedoch, daß es eine andere Möglichkeit gibt. Die Leidenschaft für nationale Unabhängigkeit ist ruhmvoll, aber sie muß mit der Möglichkeit internationaler Freundschaft versöhnt wer­den, wenn die Zivilisation bestehen soll. Der Gipfel der Tragödie ist die, daß genau dasselbe, was lwir sagen und glauben, in Deutschland mit derselben ehr­lichen Ueberzeugung gesagt und geglaubt wird. Dies führt zu dem Schluß, daß es einen Ausweg aus der Sackgasse gibt. Ich fordere die Regierung nicht aus, jetzt den Ausweg zu zeigen. Ich will nicht selbst die Be­dingungen der Versöhnung aufzustellen versuchen, ich will aber einige Punkte erörtern, die für die Möglich­keit eines künftigen Ausgleichs wesentlich wären: eine unentbehrliche Grundlage des Ausgleichs ist die Be­freiung Belgiens und Nordsrankreichs, sonst müssen wir weiter kämpfen. In Deutschland ist der Gedanke weit verbreitet, datz England eine Kriegsentschädigung zahlen müsse. Es gibt keinen Engländer, der jemals zustimmen würde, daß England eine Kriegsentschädi­gung auserlegt wird. Endlich ist die Frage der Freiheit der Meere ein geeigneter Gegenstand für Friedensver­handlungen.

Die Lage auf de« Kriegsschauplätzen

Die deutsch« amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 10. Nov. Amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz. Keine wesent­lichen Ereignisse.

OestlicherKriegsschauplatz. Heeresgruppe dev Generalfeldmarschalls von Hindenburg: Westlich von Riga wurde ein russischer Vorstoß gegen Kemmern zum Stehen gebracht. Westlich von Jakob­stadt wurden stärkere, zum Angriff oorgehende feind­liche Kräfte zurückgeschlagen. 1 Offizier und 117 Mann find in unserer Hand geblieben. Bor Dünaburg be­schränkten sich die Russen gestern auf lebhafte Tätig­keit ihrer Artillerie.

Heeresgruppe des Eeneralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Nichts Neues.

Heeresgruppe des Generals v. Linsingen: Ein russischer Durchbruchsversuch bei und nördlich Budka (westlich von Czartorqsk) kam vor ostpreußischen, kurhesfischen und österreichischen Regimentern zum Stehen. Ein Gegenstoß warf den Feind i» seine Stel­lungen zurück.

»alkankriegsschauplatz. Die Verfolgung ist überall in richtigem Fortschreiten. Die Beute von Krusevac beträgt nach nunmehrigen Feststellungen 103 fast durchweg moderne Geschütze, große Mengen Muni­tion und Kriegsmaterial. Die Armee des Generals Bojadjieff meldet 3860 serbische Gefangene, als Beute von Risch 1VV. von Leskovac 12 Geschütze.

Oberste Heeresleitung.

Unsere V-Boote.

(WTB.)eBrlin. 10. Nov. Am 5. November wurde am Eingang des Finnischen Meerbusens das Führer- fahrzeug einer russischen Minensuchabteilung und am 8. November nördlich von Dünkirchen ein französisches Torpedoboot durch unsere Unterseeboote versenkt.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien. 10. Nov. Amtliche Mitteilung vom 1V. November, mittags:

! Russischer Kriegsschauplatz. Zn Ost­galizien herrscht seit dem Mißlingen der letzten russi­schen Angriffe gegen unsere Strypafront wieder Ruhe. Ein russischer Durchbruchsoerfuch westlich von Czarto- rysk wurde in heftigen Kämpfen durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen vereitelt.

Ztalienischer Kriegsschauplatz. Die Tätigkeit der italienischen Artillerie war gestern im allgineinen wieder lebhafter. Feindliche Angriffe auf den Siidteil der Podgorastellung, gegen Zagora, bei Plava und auf den Col Li Lana wurden abgewiesen. Auf Nabresina abgeworfene Fliegerbomben töteten mehrere Zivilpersonen, darunter eine Frau und drei Kinder.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Oester- reichisch-ungarische Truppen der Armee des Generals von Koeoeß haben südwestlich von Jwanijica die stark besetzte Höhe Okalista genommen und auf ElLoviste, dem südlichen Ausläufer der Zelica Planina, eine aus mehreren hintereinanderliegendeu Schützengräben be­stehende Stellung gestürmt. Südlich von Kraljevo drin­gen deutsche Streitkräste beiderseits der Zbar vor; süd­westlich von Krusevac gewannen sie den Raum von Aleksandrovac. Die Bulgaren werfen den Feind bei Risch und Aleksinac auf das linke Ufer der südlichen Morava zurück.

Der Aufstand in Libyen.

(WTB.) Konstantinopel» 11. Nov. Die Blätter ersahrem aus sicherer Quelle: Die arabischen Stämme in Libyen haben Fezzan» sowie die Ortschaften Dschafra-Hum und Riaddan im Gebiet der Syrte und die Ortschaften Zaletein,, llrfele» Misrata, Tuwgha und Tarhuna zurückerobert. Die Italiener erlitten große Verluste an Soldaten und Material und ließen eine Anzahl Gefangene, Geschütze und Munition in den Händen der muselmanischen Krieger. Diese nah­men dem Feind in Fezzan 5 Kanonen und Maschi­nengewehre, im Syrtegebiet 12 Kanonen und 3 Ma­schinengewehre und in Misrata 3 Kanonen ab. Die von Tripolis nach Tarhuna entsandten italienischen Verstärkungen erlitten eine große Niederlage und mußten unter Zurücklassung einer großen Zahl von toten und gefangenen Offizieren und Soldaten sich auf Tripolis zurückziehvn.

Ein italienischer Paffagierdampfer versenkt.

Rom, 10. Nov. Die Agenzia Stefani meldet aus Herryville: Am Montag nachmittag wurde bei Cap Carbonara der »ach Newqork fahrende Dampfer »An­cona" von der Schiffahrtsgesellschaft Italia durch ein großes Unterseeboot mit österreichischer Flagge versenkt. LautEiornale d'Italia" waren 423 Passagiere an Bord. Die Besatzung betrug 60 Mann. Bisher steht fest, daß 27V Personen gerettet sind. Sie sind in Bi- serta eingetzwffen. Nach zuverlässigen Nachrichten versuchte der Dampfer zu fliehen. Das Unterseeboot war daher gezwungen, von seinen Geschützen Gebrauch zu machen.

Lugano. 10. Nov. Der Ozean-DampferAncona" war nach demCorriere della Sera" einer der be­deutendsten der Gesellschaft Italia. Er hatte außer den mehr als 400 Paffagieren 6000 Kubikmeter Waren an Bord. DieAncona" war von Neapel nach Messina und von dort am Samstag nachmittag 5 Uhr nach Newyork abgefahren. Sie sichtete am Sonn­tag mittag 1 Uhr in der Höhe von Cap Carbonara ein österreichisches Unterseeboot. Wie demEorriere della Sera" aus Tunis gemeldet wird, versuchte die »Ancona", mit Volldampf zu entfliehen, stoppte aber angeblich auf den ersten Schuß. Nun folgte Schuß auf Schuß, zunächst auf das Hinterteil, dann auf däs Bor-

I verteil des Dampfers. Die Schiffswände waren zer- ! rissen, und das Schiff sank sehr schnell. Bevor es unter- > ging, konnten iroch drahtlose Telegramme abgesandt ^ werden, die Biserta erreichten. Sofort wurde Hilfe gesandt, und es gelang 160 Passagiere und 10 Matrosen zu retten, die nach Ferry Ville gebracht wurden. Un­ter den Geretteten befanden sich mehrere Verwundete. Angeblich (?) hat das U-Boot fortgefahren, auch auf die mit Passagieren und Mannschaften gefüllten Boote zu schießen, wobei ein Mann, eine Frau und zwei Kinder getötet worden seien. Das Schicksal von zwei Rettungsbooten sei noch unbekannt. Außer den aus Benetieu und Apulien stammenden Auswanderern sollen sich 10 Griechen auf dem Schiff befunden haben. Corriere della Sera" ergeht sich nach demLok.-Anz." in den größten Schmähungen gegen die feigen Mörder, die sich, während ihre Flotte sich versteckt halte, damit ergötzen, Kunstwerke zu zerstören und mit zynischem Akute unschuldige Passagiere zu töten. Die große Rache werde aber nicht ausbleiben . . .Ancona" war ein großer, 19V8 in Belfast erbauter Doppelschraubendam­pfer von 8210 Tonnen mit Genua als Heimathafen.

Ein englischer Zerstörer gestrandet.

WTB. London, 10. Nov. Die Admiralität be­richtet: Der Zerstörer .»Louis" ist im östlichen Mittelmeer gestrandet. Er ist nunmehr ein Wrack. Die Offiziere und die Besatzung find gerettet.

Die englische Doppelmoral.

(WTB.) Berlin, 10. Nov. Auf Vor Fahrt muh Libau wurde am 7. November der deutsche Kohlen­dampfer John Sauber, der die deutsche Handels­flagge führte, von einem Unterseeboot ohne vorher­ige Warnung mit zwei Torpedos beschossen. Ein Tor­pedo soll getroffen haben, ohne zu explodieren. Der andere Torpedo ging vorbei. Das Schiff ist wohlbe­halten weitorgefiahren.

Die Balkanlage.

Gin bulgarisch-griechisches Abkommen.

Lugauo, 10. Nov.Jdea Nazionale" erfährt von diplomatischer Sette, daß eine -riechifch-bulgattsche Abmachung tatsächlich bestehe. Ter Vertrag verbürge Griechenland für seine Politik Albanien gegenüber, nötigenfalls die militärische Hilfe Balgartens. Das Entente-Heer in Saloniki soll wie ein unerwünsch­ter East behandelt werden, den man nicht gut ent­fernen kann.

Griechenland.

Köln, 10. Nov. Nach derKölnischen Zeitung" meldet dasEcho de Paris" aus Athen: Das Kabinett Skuludis wird sich am Mittwoch mit dem gleichen Pro­gramm wie sein Vorgänger der Kammer vorstellen. Es läuft Gefahr, gestürzt zu werden, wenn es eine aus­drückliche Pertrauenserklärung verlangt. Die Partei­anhänger Venizelos wünschen aber die Abstimmung zu vermeiden, da. wenn das Kabinett gestürzt werde, die Auflösung der Kammer gewiß erscheint, und dies wünschen fie nicht, weil sie fürchten, dann bei den Neu­wahlen eine Niederlage zu erleiden.

(WTB.) Paris, 11. Nov.Echo de Paris" mel­det aus Athen: Finanzminister Dragumis erklärte vorgestern einigen Journalisten, die griechische Diplo­matie erwäge Mit Besorgnis den Fall, dich die Ser­ben und ihre Verbündeten durch die Bulgaren, Oesterreticher und Deutschen auf griechischen Boden zurückgeworfen würden. Kraft der Gesetze der Neu­tralität «»erde Griechenland gezwungen sein» die Serben und ihre Verbündeten zu entwaffnen. Man