Hrüe 3
SchwarzwAder Tageszeitung
Nr. 206
u>egenuoer oen schweren Kämpfen im mittleren und nördlichen Abschnitt der Ostfront traten die Gefechte an den übrigen Fronten in den Hintergrund. Die Gefechtstätigkeit am KuLan- Briicknkopf nahm dagegen weiterhin zu. Die Bolschewisten führten mehrere Angriffe bis zu Regimentsstärke, mußten aber trotz Vorbereitung der Vorstöße durch Artillerie, Salvengeschütze und Flammenwerfer jedesmal unter hohen Verlusten schon im Vorfeld zu Boden. Auch hier unterstützte die Luftwaffe unsere Jäger und Grenadiere beim Abwehrkamps vor allem im Raum von Krymskaja durch Bombardierung feindlicher Panzeransammlungen und Bereitstellungen.
' Die letzte Ruhestätte des Königs Boris
E Sofia 1. Sepr. Das Rila-Kloster. m dem nach dem -Anen Wunsch König Boris seine letzte Ruhestätte finden llt das Nationalheiligtum der Bulgaren. ,
""Äst dem 10. Jahrhundert, als der heilige Iwan m der Küche des jetzigen Klosters eine Einsiedelei gründete sp«lt 5 Stätte eine bedeutende Rolle in der nationalen Entwick- 2 des Landes. 1378 wird das Kloster zum erstenmal u-r- stndlich genannt. Nach mancherlei Kämpfen und Verwustun- aen wurde das Rila-Kloster zum entscheidenden Mittelpunkt bulgarischer Kultur, wo Literatur, Kunst und geistiges Leben blühten, und von wo aus das bulgarische Nat'onalbewußtsein stets eine wesentliche Stärkung erfuhren. Im Jahre 1833 wurden alle Gebäude des Klosters mit Ausnahme der alten Kirche und ihren Türmen durch einen Brand vernichtet. Die Opferbereitschaft des ganzen bulgarischen Volkes ließ in kurzer Zeit das Kloster unter Mitarbeit der besten Baumeister, neu erstehen. Eingebettet in ein tiefes, schluchtartiges Tal ist im Laufe der letzten Jahre das Rila-Kloster zum nationalen Wallfahrtsort der bulgarischen Nation geworden. König Boris, der den Gefühlen seines Volkes zutiefst verbunden war, wählte als ein häufiger Besucher des Klosters dieses Nationalheiligtum des Volkes als seine letzte Ruhestätte.
Krad gegen Vinter
Schneidige Tat eines Oberfeldwebels der Panzertruppen
PK. In den Abendstunden eines sommerschweren Auausttages. In der Ferne das Brüllen der Schlacht, lieber unser noch friedliches Dorf legen sich die Wolken des auf der Rollbahn hoch austewirbslten Staubes. Troßteile und Verpfleoungssahrzeuge, die jetzt der kämpfenden Truppe nur hinderlich sein können, strömen an uns vorbei. Da kommen jagend die letzten an. Seien Nanzermänner, deren Gefechtsfahrzeuge in einer fliegenden Fe'dwerkstatt- dicht neben unserem friedlichen Dorf von leickten Schäden geheilt werden. „T 34 rücken uns nach!", ruft einer, dem die Hitze anscheinend etwas in den Kopf ge- stieacn i!t. Wir wissen doch, daß unsere von Kickwnlaubträqer Major B. geführte Kampfgruppe vorn ist; da kommt so schnell kein T 34 durch. Als aber ein Kraftmelder angebraust kömmt, der bestätigt, daß in wenigen Kilometern Entfernung von uns aus der Flanke her einige T 34 anrollen und die Rollbahn unter Feuer nehmen, bekommt die Sache doch ein anderes Gesicht., Der ra^ch verständigte Chef der Stabskomvanie eines westfälischen Panzerregiments benachrichtigt die Werkstattkompanie und die in der Nähe von uns liegende schwere Flak, die den Feldflughafen schützt. Für alle Fälle werden Zugmaschinen vor die Panzer gespannt, die meist leichte Motorschäden haben, aber ,'m Notfall noch voll kampfkräftig sind. Im Schlepp xeht's in eine Abwehrstellung, die bereit ist, jed-m alstu vor- witziqen T 34 einen guten Empfang zu sichern. Eine Batterie der Flak macht sich bereit, den T 34 entgegenzufahren. Da kommt ein Oberfeldwebel der Stabskompanie zu seinem Chef: „Herr Oberleutnant, kann ich im Krad vorausfahren und die Zahl der T 34 erkunden?" — „Selbstverständlich, fahren Sie ab!" Schon braust ein Beiwagenkrad davon, zwei Feldwebel drauf. Cie wollei aber nicht bloß sehen; sie wollen als richtige Panzerwanne!, denen ein paar T 34 noch längst keinen Schreck einjagen, etwas mehr tun. Hafthohlladungen haben sie mit. Mit diesen Sprengladungen, die eigens zur Panzerbekämpfung geschaffen wurden, wollen sie dem Gegner zuleibe. Es gibt eine tolle Wertfahrt zwischen den Feldwebeln und der ebenfalls aus Sowjetpanzer hungrigen Flak. Die Flak hat eine größere Reichweite, hat bald die T 34 ausgemacht. Schon jagen die Schüsse heraus, knacken die vordersten der sechs T 34. Einer der hartnäckigsten dieser schweren Burschen hat sich gut getarnt und bedroht nun seinerseits unsere Batterien. Ihn hat sich der Oberfeldwebel zum Ziel genommen. Durch eine Mulde gedeckt, kann er mit dem vom Kameraden geführten Krad dem Gegner nahe rücken. Dann geht es^ blitzschnell aus dem Fahrzeug heraus. Die Haftladung ist fertig. Jede Deckung nützend, pirscht Ilch der Panzerknacker an seinen ahnungslosen Gegner heran.
Staraja Nuffa — zwischen Abend und Morgen
Stimmungsbilder vom Abwthrkampf einer Division
Von Obergesreiten Fritz Weidt.
Die Straßen der Stadt sind schon in das matte Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht getaucht, während die hohen, weißen Türme der Kirchen in den letzten Strahlen der sinkenden Sonne noch einmal hell auflemyten. Langsam verschwimmen die Umrisse der Ruinenstadt im violetten Dunst der Dämmerung. Aus den Niederungen der Flüsse, die durch die Stadl fließen, steigen Nebel auf und hüllen die grotesken Formen der kahlen Ruinen in ein graues Eewano.
In der Stadt, durch die tagsüber die Lastkraftwagenkolonnen rollen, deren Straßen von Vaukommandos belebt sind und deren trügerische Ruhe die Feuerübersälle der sowjetischen Artillerie jäh zerreißen, wird es still. Es scheint, als müsse der Krieg hier einmal Atem schöpfen für die Stunden der Nacht, die erfüllt sein werden vom Hämmern der Maschinengewehre, dem Zucken der Leuchtkugeln und vom Versteh der feindlichen Granaten, die immer wieder das traurige Bild.dieser Ruinen verändern.
In dieser Atempause des Kampfes rollen aus dem Dunkel graue Kastenwagen heran mit Verpflegung und Munition für die Grenadiere in der Hauptkampflinie. Auf gummibereiften Rädern ziehen sie fast lautlos frontwärts. Ihnen folgt der Zug der Schanzkommandos, marschieren die Kolonnen, Gewehr und Spaten geschultert, schweigend durch die Nacht. Vereinzelt glimmt eine Zigarette auf, verstohlen in der hohlen Hand gehalten. Wenig später holpern Panjewagen, mit Gerät hochbeladen, vorbei über zerfurchte Wege, die sich am Rande der Stadt im Kampfgelände verlieren.
- Weit und in ebener Fläche dehnt sich das leicht versumpfte Gelände ostwärts der Stadt. Aus wogenden Nebeln ragen die kahlen Baumkronen der zerfetzten Sumpfweiden wie gespenstische Wesen in den dunklen Himmel, über den die langen Finger der sowjetischen Scheinwerfer huschen auf der Suche nach den deutschen Kampfflugzeugen, die Nacht für Nacht Stellungen und Nachschubwege des Feindes bombardieren. Vorne steigön die ersten Leuchtkugeln auf und spannen grellweitze Bogen zum Niemandsland, in deren Widerschein die Ruinen matt aufleuch- ten. Halskreisförmig zieht sich der Reigen der Leuchtkugeln vor der Stadt hin. Die augenblickliche Kampfpause zwischen den Schlachten des vergangenen Frühjahrs und den kommenden Kämpfen ist erfüllt von nimmermüder Einsatzbereitschaft und Wachsamkeit jedes Einzelnen Eine fühlbare Spannung lastet in diesen Sommernächten, die eigentlich nur ein langsames Hinüüer- oämmern in den neuen Tag sind, über der Front. Der Stellungskrieg ist zu diesem erbitterten, zähen Kleinkrieg geworden, aus dem jedoch jederzeit eine neue Materialschlacht entbrennen kann.
Nachts wird es in den Stellungen lebendig. Melder hasten durch die verschlammten Gräben, die selbst im Sommer nicht ganz austrocknen. Essenholer bringen warmes Esten und Post, Trägerkolonnen — mit Munition und Baugerät beladen — stolpern leise fluchend durch das Dunkel. Am Maschinengewehr stehen die Posten. Rotglühend ziehen die Leuchtspurgeschosse ihre Bahn — hinüber und herüber Vor den Gräben legen Pioniere Minen ^oder bauen Drahthindernisse. Graue Schatten huschen
fast lautlos an ihnen in das unkrautüberwucherte Vorfeld, Spähtrupps erkunden-Feindstellungen.
Immer wieder versuchen die Sowjets im Schutze der Nacht mit Stoßtrupps in die Stellungen einzubrechen. Oft kommt es dabei schon im Niemandsland zu erbitterten Nahkämpfen zwischen, eigenen und feindlichen Späh- und Stoßtrupps, immer aber werden die Sowjets — wenn es ihnen gelingt, sich unter dem Feuerschutz ihrer Artillerie und Salvengeschütze an die deutsche Hauptkampflinie heranzuarbeiten — vor den Gräben zurückgeschlagen. Die Grenadiere lasten sich nicht überrumpeln! Schlagartig setzt dann das eigene Abwehrfeuer ein aus den Maschinengewehren, den leichten und schweren Infanteriewaffen, übertönt von den berstenden Granaten eigener, schwerer Artillerie, di« eine Feuerwand vor den Stellungen zieht.
Tag und Nacht stehen auf den Beobachtungsposten die Beobachter am Scherenfernrohr. Eng mit ihnen zusammen arbeiten die Schall- und Lichtmeßtrupps der Artillerie. Keine größere Bewegung, keine sowjetische Artilleriestellung bleibt ihnen auf die Dauer verborgen. Das Dunkel der Nacht wird so mancher Fei-nd- hatterie, deren Mündungsfeuer am Horizont aufzuckt, zum Verhängnis. In zäher, unermüdlicher Kleinarbeit schaffen diese Beobachter die Grundlagen für das Vernichtungsfeuer der eigenen Artillerie. Erbitterte Artillerieduelle sind die Folge. Hunderte von Granaten schlagen in den Nächten in die Stadt,'durch deren Straßen Panjewagen heimwärts jagen, gehetzt vom Feuer der sowjetischen Geschütze. Gleich darauf dröhnt schon das Vergeltungsfeuer der eigenen Batterien aus den Ruinen. Granaten auf Granaten ziehen rauschend ihre Bahn, um nach drüben zum vernichtenden Feuerschlag zu vereinigen. Stunde um Stunde tobt dieser nächtliche Kampf der Artillerien, nur von kleinen Feuerpausen unterbrochen, bis dann mit dem ersten Schein des dämmernden Morgens wieder jene trügerische Ruhe eintritt, die jederzeit vom Heulen der Granaten zerrissen werden kann.
Der Kampf, der — Anfang August 1941 begonnen — nun schon zwei Jahre im Angesicht der Ruinen tobt, geht nicht um Staraja Russa. Die Stadt ist tot, ein einziger Trümmerhaufen, systematisch von der sowjetischen Artillerie zusammengeschossen. Es geht bei diesen Kämpfen um mehr: um die Sicherung der Nordfront und um den Schutz der Ostgebiete.
„Staraja Russa — Riga — Berlin!" war die Parole der Sowjets, als sie im Frühjahr, nach schwerster Artillerievorbereitung, in erdrückender Uebermacht mit Panzern und Schlacht- ! fliegern zum Großangriff antraten, dem die Schleswig-Holsteiner nur ein schwaches Stellungssystem und ihren unerschütterlichen Widerstandswillen entgegensetzen konnten. Und doch scheiterte» alle Angriffe des Gegners. Die folgenden Monat« blieben nicht ungenützt. In harter und schwerer Arbeit wurden die Verteidigungsanlagen ausgebaut und verstärkt. „Lot den Bolschewik man kommen!" sagt heute der Grenadier vorne im Vertrauen auf seine Stellungen. Und einmal werden die Sowjets wieder au- rennen gegen die Stellungen vor der Stadt, die verteidigt werden — von einer kampferprobten schleswig-holsteinischen Infanteriedivision.
Ladung anbrinqen, abzie^n und ein paar Sätze in die Dek- kung. Da knallt's auch schon, eine Stichflamme geht hoch. Der letzte der T 34 ist erledigt.
Seelenruhig kommt bo^d danach der Oberfeldwebel zu seinem Kompaniechef zurück: „Ei - T 34 geknackt, die fünf anderen von der Flak erledigt." Und dann geht er zum Abendessen, das ihm an diesem Tage besonders aut schmeckt.
Kriegsberichter Artur K - se r.
Axmaim vor der schaffenden Jugend des Westens
DNV Frankfurt-M., 2. Sept. Am oierten Jahrestag des europäischen Kriegsausbruchs weilte der Reichsjugendführer Ar- thur Axmann bei der schaffenden Juqend des Neichsgaues Hessen-Nassau. In einem kriegswirtschaftlichen Betrieb hatten sich 8000 Jugendliche mit der Betriebsgefolgschaft zusammenge- firnden, um den Reichsinaendtübrer zu hören, der an die Gründe erinnerte, die diesen Freiheiiskamvf unseres Volkes auslösten * Führer und. i-'ne Soldaten -in geschichtlichen
Schlachten bisher so erfolawick' bestanden hat.
Arthur Axmann umritz die Aufgaben, die der Hitlerjugend in den zurückliegenden Kne-w-ahren gestellt waren und aus deren Erfüllung die unaebro^-ne Kraft spreche. Dem Feind, der immer wieder versuche, das Leben der Nation in seiner'
Jugend zu vernichten, könne man nur zurujen: Ihr könnt zwar unsere Städte zerstören, niemals aber den Geist und di« Kraft der deutschen Jugend zertrümmern! Das unbeirrbare Glaubensbekenntnis an den Sieg wurde von den Tausenden der schaffenden Jugend begeistert unterstrichen. In Begleitung de» Gauleiters Sprenger besichtigte der Reichsjugendfiihrer verschiedene Einsatzstellen der Jugend dieses Westgaues. Die Besichtigungen endeten mit einem Führer- und Führerinnenappell im Römer zu Frankfurt, bei dem Arthur Axmann di« Richtlinien für den Jugendeinsatz des weiteren Kriegsjahre» erteilte
Kommunistenpartei in Kanada gegründet
DNV Stockholm, 2. Sept. Wie die Stockholmer kommunistisch« Zeitung „Ny Dag" zu berichten weiß, ist in Toronto eine kanadisch, Kommunistenpartei neu gegründet worden, die sich „La- bour Progressive Party" nennt. Daß diese Gründung auf Mos. kauer Anregung erfolgt ist, beweist, Punkt 1 des Parteiprogramms, der sofortige Eröffnung einer zweiten Front in Europa verlangt. Für eine kanadische Partei gewiß ein ungewöhnliches
Be-wh-enf
Eisenbahnunglück in USA. Im Wayland im Staate Neuyork stießen ein Personenzug und ein Eüterzug zusammen. Wie Reu- ler beruhtet, kamen dabei mindestens 25 Personen ums Lebe» und 150 wurden verletzt.
Die Kinlier vom Hollmgorliok
ikomon von ^oris §ckmlc!t«ksrg
kl
Orksb,r-I?s<I,,vrsi 0usII,n-V«rIog. XSmg5d-0U- <S»r.
. Vermißt! Das Wort hing in dem Raume. Drei Lippenpaare prachen es unwillkürlich lautlös nach. Vermißt in Sowjetrußland!
»Mein Gott, wie konnte das geschehen?" wagte Reinhard er- chuttert. „Hat Lisa Näheres gesagt?"
»Bei einem Spähtruppunternehmen Cr wurde von seinen Kameraden getrennt" brachte Lotte mühsam hervor.
Und dann fuhr sie plötzlich wie erwachend empor.
»Mutter! Mutter! Ich muß zu meiner Mutter!"
Frau Lohst führte sie mit liebevollen und beruhigenden W „ R das Zimmer zurück und drückte sie sanft in einen Ses Cch lt " Reinhard bei ihr und bettete ihren Kopf an je
»Mein Liebes!"
Ein stoßweises, trockenes Schluchzen erschütterte ihren Körper. -Unser liebe? Gerd! Meine arme Mutter!" .
>, beiden Sätze wiederholte sie immer wieder. Frau Lohst L-in und erschüttert neben beiden, während ihr Mann
um'» " Nächstliegende getan hatte: Cr war hinausgegangen, m oas Kursbuch zu holen, um die Möglichkeit einer baldigen "°re>se zu prüfen.
Nach einer Weile kam er zurück.
tei^a vor drei Uhr fährt ein Zug. Wenn du den noch er» , kannst du heute abend noch mit dem letzten Zug zu Hause ommen. Aber es wird eine Hetze. Willst du nicht doch lieber morgen früh warten?"
Lotte hob bittend die Hände.
"ein, ich möchte fahren. Ihr werdet es sicher ver- — auch, du Reinhard, daß meine Mutter mich jetzt braucht." verstehe es vollkommen und es tut mir nur leid, daß ^ dich nicht begleiten kann."
er preßte die Zähne zusammen, so schmerzlich empfand
dert- A^rn. Augenblick seine körperliche Ohnmacht, die ihn hin- s-! jeden nur möglichen Beistand zu gewähren.
>-ein Bater beruhigte ihn.
»2ch gebe gleich ein Telegramm an Frau Lohmann auf, damit
sic jemano zum Juge zcyiai. Der Lotte abholt. Dann braucht sie den Weg im Dunkeln nicht allein machen. Ich kann im Augenblick ja auch nicht fort, sonst würde ich mitfahren."
Lotte wandte ihm ihr verstörtes Gesicht zu.
„Ach, das ist nicht schlimm, ich komme schon hin. Ich will jetzt nur schnell packen."
Sie hatte nur den einen Gedanken: Nach Haust! Wie würde die Mutter es tragen?
Frau Lohst hals alles für die Abreise oorbereiten. Sie bedauerte tief, daß diese schönen Tage so schmerzlich enden mußten und fühlte zugleich, wie sehr sie das junge Geschöpf in ihr Herz geschlossen hatte. Wie gern hätte sie ihr einen Teil der schweren Last abgenommen, die nun auf ihre Schultern gelegt war.
Auch der Abschied stand ganz unter der schlimmen Nachricht. Wohl suchten sie Lotte zu trösten mit dem Hinweis, es sei immerhin möglich, daß Gerd doch noch zu sturer Truppe zurückgefunden habe, aber sie glaubten selbst nicht an diese Möglichkeit. Solange diele noch bestand, würde man von drüben nicht geschrieben haben.
Lotte wurde gebeten, der Mutter und den Geschwistern herzliche Grüße auszurichten, ihnen zu jagen, wie innig man mit ihnen fühle/ Reinhard würde das auch brieflich tun. Sie selbst möge doch so bald wie möglich Näheres schreiben, und wenn sie einen Rat brauchten, sich an Reinhard wenden.
Lotte nickte zu allem, aber ihre brennenden Augen waren seltsam fern und abwesend.
Und dann trug der Zug sie die Strecke zurück, die sie vor füns Tagen in so glücklicher Erwartung gefahren war.
Schwere Schicksalsschläge kommen oft wie ein Blitz aus heiterem Himmel So war es geweien, als Karl Hollinger durch einen Unglücksfall einen jähen Tod fand, so war es auch jetzt wieder. ^ ^
Hanne hatte wenige Tage vorher zwei Briese von ihrem - Jungen erhalten und dachte nichts «chlimmes. war sie doch einmal last drei Wochen ohne Nachricht gewesen. Die Freude über diese Briefe schwang noch in ihr nach und machte die grauen Novembertage hell und heiter Deshalb traf es sie nun doppelt schwer Es war wie ein Keulenichlag
Johann Lohmann fand den Brief vormittags zwischen de, Postsachen die das Postauto gebracht hatte Er stutzte Ein Ein schreibebries von Gerds Einheit an Frau Hanne Hollinger — was j
konnle Sa: z-, ü-Öeü!ci> yaven? Sicher nichts Gutes, dachte er. Solche Briese hatten selten etwas Gutes zu bedeuten, das wußte! er nun lchon aus Erfahrung. Den Zusteller einfach damit zu Hanne schicken, nein, das ging aus keinen Fall. Unschlüssig drehte er den schicksalsschweren Umschlag hin und her. Schließlich gi«A er damit in die Küche zu seiner Schwester.
Tante Katrins erschrak so sehr, daß ihre alten Hände zitterte».
„Das ist nichts Gutes", jammerte sie. „Mein Gott, was mache» wir bloß? Wer soll damit zu der armen Hanne gehen? Und Lisa darf bei ihrem Zustande aus keinen Fall etwas erfahren."
Der Zufall wollte es, daß Lisa gerade in diesem Augenblick ahnungslos die Küche betrat. Und gerade das Bestreben der alten Leuw. harmlos und unbefangen zu erscheinen, machte sie stutzig. Zu Lchauspielern waren sie beide wenig geeignet. Außerdem sah Lisa, daß Onkel Johann rasch etwas in seiner Roktasche oe« schwinden ließ. s
„Was habt ihr?" fragte sie verwundert.
Beide beteuerten eifrig, es wäre nichts erreichten dadurch aber nur das Gegenteil von dem. was sie beabsichtigten.
„Doch!" jagte Lisa in jäh aufsteigendem Verdacht. „Ihr m, bergt mir etwas Was ist — Herbert —?"
Ihre Hände fuhren zum Herzen.
Nun blieb den alten Leuten, wollten sie Lisas Aufregung nicht noch vergrößern nichts andere- übrig, als die Wahrheit z» jagen Sie taten es unter flehenden Bitten, sich doch ja nicht zu erregen.
Auch Lisas Hände zitterten, als sie den Brief hielten
„Gerd!" iagke sie tonlos. „Unser Gerd!"
Sie iah die alten Leute an
„Ich öiine den Brief Ich muß wissen, was es ist."
Sie verstanden das und widersprachen nicht.
Ein Briesblatl knisterte in der bangen Stille. Dann fiel die Hand die es hielt, schwer auf den Tisch.
„Das ist wohl das Schlimmste."
Kraftlos sank Lisa auf den nächsten Stuhl.
Aus Tante Katrines besorgte Fragen deutete sie nur auf den Brief Und da lasen sie es denn selbst.
Bei einem nächtlichen Spähtruppunternehmen nordostroärts des Jlmenstes war der Gefreite Gerd Hollinger im Feuergesecht von seinen Kameraden abgekommen und wurde seitdem vermißt. Alles -'>-ben war veraA'l'ch aewesen und es mußte leider ange-
' Gefangenschaft geraten war.