Serie 2
Schwarzwülüer Tageszeitung
Nc. 206
'Slowakei
Auf einer Pressekonferenz sprach Minister Mach zur Lage an der Schwelle des fünften Kriegsjahres. Er betonte, dag die Entwicklung der Ereignisse den Entscheidungen der Slowaken auf der Seite Deutschlands für die Freiheit Europas zu kämpfen, .recht gegeben habe. „Wir kämpfen nicht." so erklärte der Minister, „aus Haß, sondern wir stehen im Kampfe gegen den bolschewistischen und die übrigen Feinde Europas, um das Recht auf unsere freie, selbständige Existenz zu verteidigen." Minister Mach wies darauf hin, daß in den vier Kriegsjahren in der Slowakei mehr geschaffen wurde als Jahrzehnte hindurch in Friedenszeiten. „Unsere Treue zu Europa und zu seinem Führer Adolf Hitler", so schloß der Minister seine Ausführungen, „beweisen wir durch Taten des geeinten Volkes und die Taten seiner heldenhaften Armee." Die Slowakei geht treu an der Seite der Verbündeten in das fünfte Kriegsjahr, schreibt die Preßburger Zeitung „Eardista",
Deutsches Ltaztsministernm für Böhmen und Mähren DNB Verln, 2. Sept. Der Führer hat durch Erlas; vom 20. August 1943 den Staatsminister ^-Obergruppenführer Karl 'Hermann Frank zum deutschen Sraaisminister für Böhmen und Mähren verfügt. Der deutsche Staatsminister für Böhmen und Mähren führt die die Wahrung der Reichsinteressen ftn Protektorat umfassenden Regierungsgeschäfte, während der Reich-Protektor der Vertreter des Fübkers in keiner Eigenschaft als Reichsoberhaupt i7'
Churchill beugt sich vor Moskau
DNB Berlin, 1. Sept. Der britische Premierminister Winston Churchill har Dienstag seine bereits mehrmals verschobene Rede über di e Ergebnisse der Konferenz von Quebec gehalten. Die Rede war seit 11 Tagen durch die englische und amerikansche Presse in sensationeller Form als ein großes politisches Ereignis angekündigt. Die Rede enthält indessen keinerlei neue Gesichtspunkte außer ein paar Phrasen gegenüber Kanada und Frankreich und ein paar dummen Redensarten zum Südosten Europas, verknüpft mit frechen und geschnmcklo>en Beleidigungen der bulgarischen Nation. Das We/ ftntl.che ,st nur ein Kotau vor Stalin, den Churchill als „Befreier Europas" charakterisiert.
Die Diskussion um die zweite Front bereichert Churchill ^ den Hinweis daß Moskau durch England und Amerika beträchtliche Unterstützungen für seinen Kampf gewährt wür- ^n. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß diese Rede in P große Enttäuschung bereitet hat. Der Neuer dieser Enttäuschung offen Ausdruck, indem
^ die Worte Churchills in London keinerlei Ve- ^ 5^g°loft hätten. Man sei in London der Met- un-g, dag Churchill seine Ansprache immer wieder verschoben ^timmtes Ereignis abzuwarten. Dieses Ereig- eingetreten,'und man sei der Mnmnm, daß des. alb in der Rede etwas fehle.
Churchill in Washington
DRV Stockholm, 2. Sept. Churchill ist am MiUmoch in Washington eingetroffen und hat im Weißen Hause Aufenthalt genommen. Er will mehrere Tage bleiben, um die Besprechungen von Quebec fortzusetzen. Wie schon das seinerzeit ausge- gebene Communique erkennen ließ,.haben diese trotz der langen Derhandlungsdauer zu keiner Uebereinstimmung geführt.
Sechs neue Ritterkreuzträger des Heeres DNB Führerhauptquartier, 3. September. Der Führer verlieh Las Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberst Rudolf Demme, Kommandeur in einem Grenadier-Regiment; Major Hans Drexler, Bataillonskommandeur in einem Gre- Kadier-Regiement; Oberleutnant Hans-Werner Deppe, Kom- ieführer in einem Grenadier-Regiment; Leutnant August taar, Kompanieführer in einem Grenadier-Regiment; Feldebel Wilhelm Schlang, Zugführer in einer Panzcrjäger- bteilung; Obergeft::»»» Walter Kuhn, Richtschütze in einer NgerjSgrr-Abirilung.
Ehrenzeichen für norwegische Frontkämpfer. Ministerpräsident Quisling stiftete ein Ehrenzeichen für Frontkämpfer, das allen norwegischen Freiwilligen verliehen wird. Das Ehrenzeichen enthält die stilisierte Darstellung eines Kriegers aus der Win- kingerzeit.
Am Mittwoch 120 Feindpanzer abgeschoffen
Weiterhin schwere Kämpfe au den Brennpunkten der Abwehrschlacht
DNB Aus dem Führerhauptquartier, 2. Sept.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In den bishcr'.gen Brennpunkten der Abwehrschlacht standen unsere Truppen auch gestern in schweren Kämpfen.
Durch entschlossene Gegenangriffe wurden an einigen Stellen vorgedrungene feindliche Kräfte aufgesangsn und zum Teil unter schwere» Verlusten zurückgeworfen.
Zusammengefaßie Angriffe von Kampf- und Nohkampfflieger- verbanden richteten sich vor allem gegen feindliche Truppenziele südwestlich Wjasma.
Im Scegebiet der Fischerhalbinsel versenkten schnelle deutsche Kampfflugzeuge einen sowjetischen Küsiensrachter und einen Bewacher.
Am gestrigen Tage wurden an der Ostfront 120 Panzer abge- schosserr. Die Luftwaffe vernichtete in der Zeit vom 30. August bis 1. September 127 Sowjetslugzeuge. Oberleutnant Nowotny, Fnhre: einer Jagdfliegergruppe, erzielte gestern zehn L?' 'iege.
Der italienische Wehrmachtbcricht
PNB Rom, 2. Sept. Der italienische Wehrmachtbcricht vom Donnerstag lautet:
Orte der Provinz Neapel wurden von feindlichen Flugzeugen bombardiert: Schäden von geringem Ausmaß.
Feindliche Kriegsschiffe beschossen das Gebiet von Lapo Pel- laro (Provinz Calabrien). Die Kwirnbot.erwiderten sofort das Feuer.
Im August fast 7SÜV Sowjctpanzer vernichtet
DNB Berlin, 1. Sept. An der Ostfront'spielten sich die Hauptkümpse am 31. August westlich des oberen Mius, westlich Charkow, im Raum von Rnlsk und im Wsasma-Abschnitt ab.
Südwestlich Velyj, wo am Vortage mehrere bolschewistische Divisionen im deutschen Feuer zusammengebrochen waren, setzte der Feind seine Angriffe fort. Er verlegte statt dessen den Schwerpunkt seiner neuen Vorstöße weiter nach Süden an die Front westlich Wjasma. Im nördlichen. Abschnitt der Ostfront blieb cs weiterhin ruhig, am äußersten Südflügel, zum Kubanbrückenkopf, dagegen lebte die Eefechtstätigkeit auf. Im Verlauf der schweren Kämpfe vernichteten unsere Truppen am Dienstag erneut 184 Sowjetpanzer und erreichten damit im Monat August die Gesamtzahl von 7481 Panzerabschüssen. Da außerdem zahlreiche weitere Panzer durch Fliegerbomben und Bordwaffenbeschuß vernichtet oder schwer beschädigt wurden, haben die Bolschewisten somit im Laufe des letzten Monats rund 8900 Panzerkampfwagen verloren.
USA.-Angriff auf Markus-Inseln scheiterte
DNB Tokio, 2. Sept. (O ad.) Das japanische Hauptquartier gab am Donnerstag eine Meldung heraus, wonach feindlich» Einheiten am Mittwoch früh einen Angriff gegen die Markus-Inseln durchführten. Sie setzte sich aus Spezialtruppsn mit einem Flugzeugträger und etwa 160 Bombern und Jägern zusammen. Die feindlichen Einheiten griffen Vodenanta- gen an. Die bei den japanschen Truppen zu verzeichnenden Opfer und derSchaden, der den Anlagen zugefügt wurde, waren äußerst gering. Auf Grund rechtzeitiger Warnung konnten alle Vodenbatterien schnellstens das Feuer eröffnen und in Kürze 12 feindliche Maschinen herunterholen. Der feindliche Angriff wurde in sehr kurzer Zeit zurückgeschlagen.
General Franco kehrte nach Madrid zurück. General Franco hat am Mittwoch seinen Sommerausenthalt auf seinem galici- schen Besitz in Pazo de Mairas beendet und ist nach Madrid zurückgekehrt.
Schwäbische Sturmdivifion vernichtete über 1000 Panzer
Zahlreiche feindliche Angriffe unter hohen Verlusten für die Sowjets gescheitert
DNB Berlin, 2. Sept. Im südlichen und mittleren Abschnitt der Ostfront hielten die Bolschewisten ihren Druck an den bisherigen Schwerpunkten am 1. September weiterhin aufrecht. Westlich des Mius, westlich Charkow und in den Räumen westlich Rylsk, Ssewsk und Wjasma dauerten die erbitterten Kämpfe an. In entschlossenen Gegenangriffen traten unsere Verbände den Sowfets entgegen, machten in elastischer Verteidigung starke feindliche Stöße unwirffam und schlugen an mehreren Stellen bolschewistische Angriffsgruppen blutig zurück?
In den hin- und herwogenden Kämpfen, bei denen wichtige Geländepunkte mehrere Male den Besitzer wechselten, wurden unsere hart ringenden Grenadiere und Panzerverbände durch starke Fliegerkräfte wirksam unterstützt. So brachten immer wieder angreifend.e Kampf- und Sturzkampfgeschwader westlich des Mius stark bedrängten deutschen Kampfgruppen fühlbare Entlastung durch Bombardierung eingebrochener feindlicher Stoßkeile und durch Unterstützung der eigenen, die Läge bereinigenden Gegenstöße.
Westlich Charkow setzten die Bolschewisten unter Zusammenfassung ihrer Kräfte den Angriff mit starken Infanterie- und Panzerkräften fort. Unsere Truppen brachten die Vorstöße in schweren Kämpfen zum Stehen und schossen dabei an der gleichen Stelle, an der die Sowjets am Vortage bereits 24 Panzer verloren hatten, .erneut 43 bolschewistische Panzerkampfwagen ab. Nach dem Niederbruch der gegnerischen Stnrmwellen gingen eigene Panzergruppen zum Gegenangriff über und riegelten örtliche Einbruchstellen ab. Weiter nördlich griffen die Bolschewisten auf breiter Front an. Vorübergehend konnten sie in eine Ortschaft eindringen, die aber im Gegenangriff unter Vernichtung mehrerer feindlicher Panzer wieder zurückgewonnen wurde. Weitere Gegenstöße und Cäuberungskämpfe hatten di« Aufgabe, Einbruchsstcllen äus den Gefechten der letzten Tage zu beseitigen. Dabei gelang es unseren Truppen, sich wieder in Besitz eines Höhengeländes zu setzen und die alte Hauptkampflinie wiederherzustellen. Diese Abwehrkämpfe kosteten dem Feind äußerst hohe Verluste an Menschen und Material.
Auch westlich der Linie Rylsk-Ssewsk sowie an dem
Frontbogen nördlich und nordöstlich Ssewsk setzte der Feind sein« heftigen für ihn verlustreichen Angriffe fort. Im Bereich eines Korps wurden dabei allein 36 feindliche Panzer vernichtet. Westlich Orel scheiterten weitere bolschewistische Vorstöße. In diesem Abschnitt waren die Angriffe des Gegners infolg« seiner hohen Verluste an den Vortagen etwas abgeschwächt. In den vorausgegangenen Kämpfen konnte hier eine wllrttem» bergisch-badische Sturmdivision, die sich bereits in der Abwehrschlacht' bei Orel ausgezeichnet hatte, neue Erfolge erringen. Im Brennpunkt eines feindlichen Großangriffs von fünf Schützendivisionen und einem Panzerkorps stehend, wurde sie in 15 Stunden fünfundzwanzigmal mit Kräften bis zu Bataillonsstärke und siebenmal durch Angriffsgruppen von ein bis fünf Regimentern angegriffen. Die unerschütterlichen Schwaben wiesen aber alle Angriffe ab und schossen von den eingesetzten 100 bis 120 feindlichen Panzern 89 ab. Unter ihnen befand sich der 1000. feindliche Panzer, den die Division, die gerade auf ihr vierjähriges Bestehen zurllckülicken kann, im Ostfeldzug zur Strecke brachte. Die Sturmgeschützabteilung der Division ist an dieser Erfolgszahl mit 633 Abschüssen beteiligt. Sie hat darüber hinaus im Kampf gegen den Bolschewismus bisher 198 Geschütze verschiedenen Kalibers, 279 Panzerabwehrkanonen, 102 Granatwerfer, zahlreiche Infanteriewaffen, darunter 33 Panzerbüchsen, große Mengen sonstigen Geräts, darunter 143 Fahrzeuge, sowie zwei Flugzeuge vernichtet oder erbeutet.
Im Raum südwestlich und westlich Wjasma standen unsere Truppen ebenfalls in schweren Kämpfen. Mit Unterstützung starker Luftwaffenverbände brachten sie dem angreifenden Feind sehr schwere Verluste bei. Zur Sicherung der Nachschubstraßen hatte der Feind Flak und Jagdstaffeln angesetzt. Bei ihrer Bekämpfung schossen unsere als Begleitschuh eingeteilten Jäger zahlreiche Sowjetflugzeuge ab. Dabei brachte Ritterkreuzträger Oberleutnant Nowotny allein zehn feindliche Flugzeuge zum Absturz. Die ersten fünf Abschüsse erzielte er in den frühen frühen Morgenstunden innerhalb von 17 Minuten, die restliche» schoß er gegen Mittag innerhalb von >nur neun Minuten ab. Insgesamt hat damit dieser erfolgreiche deutsche Jäger 183 feindliche Flugzeuge zur Strecke aebrackt.
- Filmbeginn — mit der Stimme.
Plauderei mit der Schauspielerin Viktoria v. Ballasko.
Von Jens Harry nk.
Lange bevor Viktoria v. Ballaskos Gesicht auf der Leinwand auftauchte, hatten Millionen von Kinobesuchern sie bereits gehört. Sie ist qs nämlich gewesen, die berühmten ausländischen Schauspielerinnen ihre Stimme „lieh", als es sich darum handelte, die deutsche Fassung solcher Filme herzustellen. So liegt also hier der seltsame Fall vor, daß zunächst die Stimme einer Künstlerin sür den Film entdeckt wurde, und spätey erst das da "hörige Gesicht.
„Meine Fannne stammt aus dem Böhmischen", so erzählt Viktoria v. Ballasko, „und zwar waren die Vorfahren des Vaters in der Mehrzahl Offiziere — auch mein einziger Bruder schlug diese Laufbahn ein —, während die Mutter bäuerlicher Abstammung ist. Ich selbst bin in Wien geboren und auch dort ausgewachsen — in der schweren Zeit -es ersten Weltkrieges u . unter den noch schwierigeren Verhältnissen, die dem Zusammenbruch folgten. Aus gesundheitlichen Gründen kam ich deshalb für zweieinhalb Jahre nach Bornholm, auf das sagenumwobene Eiland in der Ostsee. Und hier bin ich auch zum ersten Male öffentlich aufgetreten, in einer Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der selbst gereimte Verse vortragen mußte, zu denen ich mir eine eigene Melodie zurechtgelegt hatte. ^
Auch in Wien habe ich als Schülerin dann und iimnn bei festlichen Anlässen rezitier: — einmal sogar im Rahmen einer Tierschutztagung, wo ich ein Gedicht aufsagte, das von einem Hasen handelte. Als ich dann in eine Lehranstalt kam, die nach ganz modernen Gesichtspunkten geleitet wurde, ergaben sich in dieser Hinsicht weit bessere Möglichkeiten, denn alljährlich wurden auf der Bühne des Turnsaales Aufführungen veranstaltet. In D :ng, wo wir wohnten, hatten wir jungen Mädel eine Art literarischen Zirkel gebildet, zu dem auch Luise Ullrich gehörte.
Die Eltern hatten nichts dagegen, als ich erklärte, Schauspielerin werden zu wollen, uns so meldete ich mich in der Akademie für Musik und darstellende Kunst zur Aufnahmeprüfung an und bestand sie auch. In einer Schüleraufführung von .Kabale und Liebe' im Akaoemietheater sah mich der Direktor des Berner Stadttheaters in der Rolle der Luise und
verpflichtete mich mit Beendigung des zweijährigen Studiums als Naive, Sentimentale und jugendliche Liebhaberin.
Der Wunsch, nach Deutschland zu kommen, veranlaßte mich, ein Engagementsangebot an das Chemnitzer Stadttheater anzunehmen. Die nächste Station war Breslau, wo ich am Lobe-Theater und am Thalia-Theater spielte, die beide unter der gleichen Direktion standen. Nach Saisonschluß fuhr ich nach Berlin, um zu versuchen, dort Fuß zu fassen; da aber Sommerzeit war, ergaben sich beim Theater keine Möglichkeiten, hingegen wurde ich vom Rundfunk für die Mitwirkung in Hörspielen und zum Vortrag von Gedichten und Prosawerken herangezogen.
Eines Tages meldete sich eine Filmgesellschaft und erklärte, daß mich ein Funkregisseur sür die Synchronisierungstätigkeit empfohlen hätte, und zwar handelte es sichern einen französischen Film. Nicht weniger als 140 Frauenstimmen hatte man bereits durchprobiert, aber keine einzige entsprach in Klangfarbe und Charakter der Stimme der Hauptdarstellerin. Mich reizte das Experiment, deshalb kam ich der Aufforderung nach, sprach ein Paar Sätze ins Mikrophon und war gespannt, was der Mann, der da nebenan im Abhörraum faß und die Prüfung vornahm, sagen würde. Er erschien, stellte sich als Regisseur Weither vor und erklärte, daß ihm meine Stimme gut gefallen hätte und man mir in einigen Tagen einen endgültigen Bescheid zukommen lassen würde. Eine Woche danach erfuhr ich, daß ich für die Nachsynchronisierung gestimmt worden sei. So also begann meine Tätigkeit beim Film. Jener Regisseur aber, der mich damals prüfte, wurde mein Lebensgefährte. Es ereignete sich also der merkwürdige. Fall, daß ein Mann eine Frau heiratete, deren Stimme er zuerst kennenlernte und die ihm gefiel, ehe er - sie überhaupt sah ...
In der nun folgenden Zeit teilte ich meine Tätigkeit zwischen dem Münchner Volkstheater, dem Berliner Rundfunk und dem Film, dem ich nach wie vor für Synchronisierungen zur Verfügung stand. Das lehte. fesw Bühnen- Mgagement führte mich ans Württembergifche Staatstheater in Stuttgart, wo ich mit Anna Dammann, Rudolf Fernau und Christian Kayßler zusammentraf. Als ich dann nach Berlin zurückkehrte, holte man mich für die Rolle des Annchen in Max Halbes Drama .Jugend', das man zu Ehren des siebzigjährigen Dichters im Schiffbauerdamm-Theater gab. Nach der Aufführung bat mich Halbe, an der Premieren- und
Geburtstagsfeier teilzunehmen, doch ich mußte ihm erwidern: ,Es tut mir aufrichtig leid, aber ich heirate morgen!' Die guten Kritiken bildeten übrigens eine schöne Hochzeitsgabe.
Bald danach trat ich aus der Anonymität des Filmschaffens heraus und erschien nun selbst auf der Leinwand — »als Partnerin von Luis Trenker, der mich für den .Kaiser von Kalifornien' verpflichtete. An diesen meinen ersten Film knüpfen sich ein Paar nette Episoden. Zwei Buben von Trenker waren- in der Handlung die Kinder des Ehepaares Suter. Da mußte ich, als die Mutter, den vierjährigen Ferdl zu Bett bringen sind mit ihm das Vaterunser beten. Bei de« Proben war immer alles gut gegangen, als aber die erste Aufnahme dieser Szene kam und ich ihn zu feinem Veilchen brachte, meinte er mit einem Blick auf die gleißenden Scheinwerfer: .Warum schlafen gehen? — Es ist ;a noch ganz hell? Natürlich war die Szene verpatzt und mußte wiederholt werden. Bei der nächsten Aufnahme gab es wiederum eine Störung. Ich wollte mit dem kleinen Ferdl beten, als er Plötzlich mit dem Ausdruck der Langeweile sagte: .Aber Tante — warum sagst du denn immerzu dasselbe?' Und noch ein drittes Mal erlaubte er sich eine Eigenmächtigkeit im Dialog, als ich nämlich mit ihm spielen -mußte und die dazu übliche» Bausteine benutzte. Kaum war die Einstellung erfolgt, da ve» gaß er auch schon seine einstudierten Worte und erklärte: .Jetzt bauen wir eine U-Bahn!' Das war nun ganz unmöglich» denn der Film spielte um das Jahr 1834, zu einer Zeit also, wo es noch keine Untergrundbahnen gab. Einmal entstand eine kleine Aufregung, als kurz vor der Aufnahme in einem Lichtkabel, das dicht neben dem Bett von Ferdl lag, ein Kurzschluß erfolgte. Eine Helle Stichflamme schoß hervor, alles stob zur Seite und schrie entsetzt: .Der Bub — der Bubi' Als man aber zu ihm eilte, lag er unversehrt in seinem Bettche» und rief strahlend: .Bitte, noch einmal!'"
Nahrungsmittelkontrolle
Früher waren die Sitten noch etwas rauher. Im Jahre 1771 machte sich der Großwesir von Konstantinopel auf den Weg in die Stadt, um bei Bäckern und Fleischern, über die Klagen gekommen waren, nach dem Rechten zu sehen. Gleich der erste Bäcker wurde überführt, daß seine Brote weniger wogen als fi« sollten. Da ließ ihn der Erotzwesir an einen hölzernen Pfahl neben seiner Ladentür annageln. Den ungetreuen Fleischern er« ging es nicht besser. . - —