«Seile 2
Schwarzwälder Tageszeitung
Nr. 200
V,, irull) orm uwps peigenoe ylpe yaoen. ^zeoe Art nervöser Unruhe mit Hitze wird durch Kaltwasseranwendung fast ausnahmslos günstig beeinflußt, sei es durch kalte Fuß- oder Armbäder oder durch kalte Güsse oder Waschungen. Es ist stets notwendig, den tieferen Ursachen der Unruhe nachznspüren. Da entdeckt der Arzt nicht so selten, daß Kreislaufstörungen, besonders oft auch ein erhöhter Blutdruck, vorliegen, In solchen Fällen kann der Arzt helfen. Einseitige vitaminarme oder zu scharfe Kost, Rauchen, zu wenig Schlaf, zu wenig Luft und Sonne schaffen leicht den Boden für gesteigerte Unruhe. 33 v. H. aller Raucher werden auch durch kleine Nikotinmengen geschädigt und dann fast,stets nervös; B-Vitamin, das Nervenvita- min, fehlt nicht selten, wenn kein Vollkornbrot gegessen wird, als eine der Wurzeln innerer Unruhe. Dauernde Büroluft, Mangel an körperlicher Ausarbeitung machen anfällig und notwendigerweise mißvergnügt und nervös.
Wir können also die Nervosität von verschiedenen Seiten wirkungsvoll packen und müssen dies heute mehr denn je tun, um unsere Neroenkraft, die wir dringend brauchen, nicht zu vergeuden. Immer noch verbrauchen wir mehr Neroenkraft im Verkehr untereinander durch Kleinlichkeit und völlig unnötige Reibereien als durch Feindeinwirkung. Kranke Menschen und solche, die im genannten Sinne Fehler in ihrer Lebensführung machen, sind daher zu behandeln und zu beraten, wobei ein jeder durch seine eigene Haltung Mitwirken kann.
Gewiß ist nicht gleich jedes Schimpfen Ausdruck von Nervosität. Es reinigt die Luft und schafft Ruhe und Frieden-Der Nervöse jltbsr bleibt unruhig, ja er ist nach jedem Schimpfen, nach jeder Aufregung noch kränker. So kommt es dann leicht zur nervösen Erschöpfung. Dennoch ließe sich manche Nervosität vermeiden, öwenn man den Dingen rechtzeitig auf den Grund ginge. Es sind hast Fragen des Taktes und der Herzensbildung, die hier sehr ^wesentlich Mitwirken. Es gib? Leute, die für ihre Umgebung Gegenstand ständigen Aergernisses darstellen. Da hilft leider 'kein ärztliches Rezept, sondern da fehlen oft die Grundlagen Mer menschlicher Gesittung. Höflichkeit läßt-sich, wie die große ^propagandistische Aktion im vergangenen Jahre anschaulich ge- ''zeigt hat, anerziehen. Höfliche Menschen aber geben weniger 'Gelegenheit, sich zu ärgern und nervös zu werden.
Freilich gibt es auch eine innere Unruhe bei völlig gesunden -Personen, nämlich wenn seelische Verstimmungen und Bedräng« misse vorliegen. Man wird Verständnis für die seelische Not 'der Menschen haben, die im Kriege schwere und schwerste Opfer bringen mußten. Jedermann wird bemüht sein, den Schmerz solcher Menschen zu achten und ihnen möglichst keinen Grund zu weiteren Beunruhigungen zu geben. Andererseits zeigt das Verhalten vieler deutscher Menschen gerade in den am stärksten vom Bombenterror betroffenen Gebieten, daß es selbst unter^ den schwierigsten Lebensbedingungen nicht nötig ist, die Nerven zu verlieren.
Warum wird der Frontsoldat mit all dem schweren Geschehen, das er erleben muß, fertig, ohne im geringsten nervös zu werden? Weil er in einer Atmosphäre lebt, wo die mannhaft-kämpferische Tat herrscht und alles Nervöse, alles Deprimierende, alles Resignierende und Verzagende einfach beiseite schiebt. Der Frontsoldat würde sich als Schwächling Vorkommen, wenn er einer krankhaften Nervosität Raum geben würde. Mag ihn auch oft jene innere Unruhe ankommen, die vor jedem Angriff natürlicherweise vorhanden ist, das hat nichts mit Nervosität zu tun, sondern ist lediglich Ausdruck jener ungeheuren Anspannung aller Kräfte, die nun einmal zum Kampf gehört. Die Tatsache, daß gerade der Soldat, insbesondere der hart kämpfende Infanterist, die Ruh« selbst zu sein pflegt, ist zu bekannt, als daß es noch besonderer Worte bedarf.
Zweifellos lebt der Soldat durch seine starke körperliche Ausarbeitung in frischer Luft unter Bedingungen, die der Entwicklung nervöser Empfindlichkeit entgegenwirken. Andererseits ist aber auch ein moralisches Moment, das den Soldaten beherrscht und es als unmännlich und unsoldatisch erscheinen läßt, sich schwach oder nervös zu zeigen. Leider fällt dieses moralische Moment beim Zivilisten oft fort. Mancher hält sich mitunter geradezu für berechtigt, sich nervös zu zeigen, wodurch er die Grundlagen einer sich immer mehr steigernden Gereiztheit zu schaffen imstande ist. Ja, es soll sogar, wie mir durch eine Zuschrift bekannt wurde, noch eine „vornehme Nervosität" geben. Diese Art der Nervosität, die sich jener „vornehmen Bläffe" von ehedem unrühmlich an die Seite stellt, kann man nur als ganz üble Launenhaftigkeit bezeichnen.
Alle bisher geschilderten Arten der Nervosität verraten ein«
vouig falsche Einstellung zur Gegenwart. Wir sind heute allesamt Soldaten, denn der totale Krieg hat jeden einzigen erfaßt. In solcher Lage geziemt es uns allen, ob Front oder Heimat, die eiserne Disziplin und strenge Moral des Krieges anguerkennen und niemals und nirgends irgendeine Schlappheit oder Nachgiebigkeit zu zeigen. Freilich soll der Arzt erfahren, wie es um die seelische Verfassung steht. Der Miesmacherbazillus aber, der jedem Nervösen anhastet, muß mit allen Mitteln bekämpft und seiner ansteckenden Kraft beraubt werden. Es gibt kein besseres Heilmittel dieser Art Nervosität, als sie niedriger zu hängen und den Miesmachergeist als das zu kennzeichnen, was er ist, nämlich ein schwächliches, unzeitgemäßes Sichgehenlassen.
Mit der harten, aber kernigen Parole „Und dennoch", die ein positiv aufmunternde Kraft darstelll, läßt sich manche Unruhe beseitigen, vorausgesetzt, daß organische Schäden im genannten Sinne und Fehler der Lebensführung wirksam bereinigt sind. Ein Volk von bejahenden und kampfbereiten Leistungsmeschen wird keiner Nervosität verfallen, sondern bis zum Endsieg hart und unerbittlichgcgenallonochsoschweren Schicksalschläge bleiben. Wer wollte sich wohl bewußt in Abhängigkeit nervöser Stimmungen begeben, solange er noch über die noch lange nicht voll entfaltelten Kräfte deutscher Erbmasse verfügt. Laßt uns unserer deutschen Erbkräfte stolz und würdig erweisen und sie so zum Einsatz bringen, daß unsere stete Ueber- legenheit gesichert ist. Viel ist da noch zu erarbeiten und zu erziehen, um bei allen jenen heldischen Geist wachzurufen, der auch dem angeblich Nervösen die meist vorhandene Kraft gibt, jeder Lage gewachsen zu sein.
Allein gesundes Leben in fester, gläubiger und heute berechtigter und durch die Tatsachen bestätigter Zuversicht und starkem, Selbstvertrauen in die unbändigen, längst nicht entfalteten Kräfte der deutschen Erbmasse kann uns die sichere Gewähr dafür geben, daß wir auch mit den Nerven allen Kämpfen und Anforderun n gewachsen sein werden. Wer in diesem Sinne lebt, hilft die Hoffnungen unserer Feinde mit aller Sicherheit zerschlagen.
Hüll gegen Welles
Konkurrenzkampf im USA.-Augenministerium
26 August. Schwedische Zeitungen bringen rusfuhrlrche Ergenmeldungen aus Neuyork zu dem Rück, .rrttsgesuch des Unterstaatssekretärs im USA.-Außenmini- Eerlum, Sumner Welles. Nach diesen Meldungen würde die- ier Rücktritt von Welles das Ende des Kampfes um die Kon- trolle über die Politik des Außenministeriums zwischen Welles und dem Außenminister Hüll bedeuten. Erst kürzlich, so heißt es hatte Hüll von Roosevelt gefordert, daß er Sumner Welles durck einen anderen Mann ersetzt ^
Der Neuyorker Korrespondent von „Svenska Dagbladet" be- merkt dazu, daß der langjährige Kampf zwischen Hüll und Welles die Arbeit im USA.-Außenministerium erheblich beein- trachtigt habe, und daß es immer wieder zu Reibungen beim Personal des Ministeriums geführt habe. In gewissen Kreisen nehme man an, daß Sumner Welles möglichenfalls von Roose- oelt als Ausgleich für seine Abberufung den Posten eines fliegenden Botschafters erhalten werde oder vielleicht auch den Auftrag erhalten werde, engere Beziehungen mit der Sowjetunion herbeizuführen. Daß Roosevelt das Abschiedsgesuch von Welles -blehnt. um etwa dadurch einen Rücktritt von Hüll zu erzwingen halt man für ausgeschlossen, da Hüll bei den konservativen Demokraten der Südstaaten in hoher Gunst stehe und Roosevelt es wahrscheinlich nicht wagen werde, angesichts der bevorstehenden Präsidentenwahl sich diese Gunst zu verscherzen.
Die Zeitschrift „Time" befaßte sich kürzlich ebenfalls mit den Problemen des USA.-Außenministeriums und schrieb von „drei Außenministerien". Das erste habe den strengen und altmodischen fast feudalen Hüll zum Chef, das zweite unterstehe dem korrekten lind interessanten Welles, der ein erstrangiger Berufsdiplomat fei, und das dritte behandele eine Gruppe ausländischer Bestehungen der USA., die von Roosevelt persönlich mit Hilfe verschiedener Mitarbeiter behandelt würden. Die „Time" fragt, vie lange sich die USA. eine solche negative Außenpolitik noch leisten wollten.
Die Abwehrschlacht bei Wjasma
Drei feindliche Armeen von einem devlschev Armeekorps zarückgeschlagen
DNB Berlin, 26. August. Die harten Abwehrkämpfe im Raum von Wjasma haben infolge der hohen Verluste, die die Sowjets bei ihren vergeblichen Angriffen erlitten, seit mehreren Tagen erheblich nachgelassen. Nachdem auch ein letzter Versuch der Bolschewisten, doch noch wenigstens einen örtlichen Erfolg zu erzielen, am 23. 8. scheiterte, ist die Kampftätigkeit in diesem Frontabschnitt gänzlich abgeebbt.
In der sechzehntägigen Abwehrschlacht - südwestlich Wjasma, die am 6. 8. begann, stand ein Armeekorps mit einer ihm unterstellten bayerisch-alpenländischen und einer württember- gisch-badischen Division in ununterbrochenen schwersten Kämpfen gegen drei feindliche Armeen. Unter rücksichtslosem Einsatz von Menschen und Material hatte der Feind 24 Schützen-Divisionen, zwei Kavallerie-Divisionen und 14 Panzer-Brigaden bzw. -Regimenter in die Schlacht geworfen. Trotzdem ist es ihm an keiner Stelle gelungen, seine Absicht zu verwirklichen, neben der Entlastung des südlichen Frontabschnitts einen Zusammenbruch der deutschen Verteidigung zu erzielen. Der vorbildlich tapfere Einsatz unserer Truppen, die ihr Aeußer- stes hergaben, vereitelte alle sowjetischen Pläne.
Während der schweren Kämpfe und auch in den späteren Tagen, als die massierten feindlichen Angriffe oft schon durch das Sperrfeuer der Artilleie und Granatwerfer in Einzel- gefechte um kleinere Stützpunkte und . Grabenstücke zersplittert wurden, gaben die Leistungen deutscher Soldaten, wieder mehrfach Anlaß zu besonderer Hervorhebung ihrer Waffentaten.
Der im Wehrmachtbcricht genannte Geschützführer Obergefreiter Typetz stand mit seine Panzerjägerkanone auf einem weit vorgeschobenen Posten, als die Bolschewisten am 19. 8. mit Unterstützung von 32 Panzern gegen die deutsche Verteidigung vor- Lrachen. Innerhalb von 30 Minuten vernichtete er elf der Panzer, darunter fünf schwerster Bauart. Durch seine schneidige Tat hielt er den Ansturm der Sowjets so lange auf, bis die eigene Führung die Voraussetzungen für einen wirksamen Gegenangriff schaffen konnte. Vis zur letzten Granate hatte der unerschrockene Obergefreite ausgehalten und damit die zeitweise heikle Lage zu unseren Gunsten gemeistert.
vnne vorgeschobene Beobachtungsstelle der Artillerie, die vom Batteriechef und vier Mann besetzt war, verteidige sich vier Tage lang mit Pistolen, Handgranaten und Karabinern gegen die immer wieder Anbrandenden Sowjets. Zweimal ging die B-Stelle nach Verschuß aller Munition verloren, jedesmal aber wurde sie mit Unterstützung von einigen Grenadiergruppen zu- rückerobert. Ms die Lage besonders bedrohlich wurde, zog der Hauptmann das Feuer seiner Geschütze bis auf SO Meter vor seine V-Stelle und brachte damit den feindlichen Angriff zum Scheitern.
Südlich Delhi schoß der niederbayerische Unteroffizier Johann Schneider in 16 Minuten 6 Panzer ab. Der Unteroffizier stand mit seinem Geschütz am Rande eines Sumpfwaldes, als mehrere feindliche Panzer längs eines gegenüberliegenden Höhenrückens die feste Straße zu erreichen versuchten. Mit den ersten Granaten vernichtete er zunächst die 3 zuletzt fahrenden Panzer. Die übrigen nahmen daraufhin Richtung auf das Pak- geschütz. Unentwegt schoß de Pazerjäger auf die heranrollenden Kampfwagen, ohne zunächst einen Erfolg gegen die starke Stirnpanzerung erzielen zu können. Schließlich gelang es ihm aber durch mehrere Treffer in die Gleisketten, auch diese drei Panzs bewegungsunfähig zu schießen.
Sommereiitsatz des VdM. im Warthegau
DNB Posen. 26. August. Der bisherige Sommereinsatz des BdM. im Wartheland, der nun schon seit 1940 Mädel und FLH- rerinnen aus allen Gauen des Reiches in ständig wachsender Zahl zur Hilfeleistung in die neuen Ansiedlungsgebiete führte, fand mit einer Feierstunde im Gauschulungshaus in Posen seinen Abschluß. In diesem Jahr waren bereits mehr als 4000 BdM.- Mädel, die in mehreren Wellen jeweils vier Wochen lang in der Erntehilfe, zur Unterstützung der Siedlersrau, zur Führung von Kindergärten der NSV. und zur kulturellen Betreuung der entlegenen Dörfer eingesetzt waren. Ueber tausend Mädel de». Sommereinsatzes haben sich entschlossen, freiwillig noch längere Zeit in ihren Einsatzgebieten zu bleiben. Bei der Verabschiedung der letzten Gruppe sprach Obergebietsführer Kuhnt den Mädel»
Der Mann am Scherenfernrohr
Porgeschobene Beobachter im Kampf — Das Auge der Batterie in der HKL.
Von Kriegsberichter Hannes Krem er, PK.
NSK Deutlich steht in der scharfen Optik, des Scherenfernrohrs die Kuppel des schleichenden Panzers. Er kriecht in einer der Bodenfalten, die mit dem bloßen Auge nicht auszumachen sind. Er schleppt den gebuckelten Turm wie ein Schneckenhaus mit, der Buckel schiebt sich am Rande eines Kornfeldes entlang und verrät den kriechenden Panzer. Der Beobachter läßt kein Auge, von ihm: der Buckel verschwindet, taucht wieder auf, versinkt abermals. Der Beobachter aber hält ihn fest, auch wenn die Bodenfalte ihn für Augenblicke verschluckt hat. Er läuft ihm mit dem Blick sozusagen vorauf und lauert ihm irgendwo hinter einem Busch wieder auf —, irgendwo wird der Panzer wieder aufgespült werden. Und: da, da ist er, hält an, hinter einem dünnen Birkengehölz. Der Turm schwenkt langsam, das Geschütz weist herüber, nur der Turm und das Geschütz. Ohne das Scherenfernrohr wäre nichts auszumachen, und selbst mit dem Gerät bedarf es scharfer Augen, um den braungrünen Buckel von dem Erünbraun des Grases und dem Silbergrün der Birkbüiche herauszulösen.
Die frühe Sonne steht im Osten, blendet in die Gläser und läßt die Umrisse verschwimmen. Der Beobachter aber hat ihn gefaßt und hält ihn fest, den vordersten der anschleichenden Panzerrotte. Die Pak findet hier kein Ziel, ihr ist ein Eingreifen verwehrt: ein Beschuß der Kuppelköpfe hätte wenig Aussicht auf Erfolg und würde dem Gegner nur vorzeitig den Stand der eigenen Geschütze verraten. Sachlich und ruhig sagt der Artilleriebeobachter an: „Vier feindliche Panzer in der Bodenfalte hinter Paradiesgarten, der vorderste steht am Südostrand des Holzes, die anderen rollen noch." Ruhig und bedächtig spricht der Gefreite an der Sprechmuschel nach, was der Beobachter ansagt. Die Batterie hinten im Wald nimmt es auf: Grundrichtung: Südostrand Paradiesgarten, hundert Meter zulegen . . .„
Der Batteriechef hat die Geländeskizze in der Hand, auf der die Entfernungen zu den einzelnen Punkten und Feuerräumen drüben im feindlichen Gelände eingetragen sind. Er gibt die Meßzahlen an die Geschütze. Dann kommt die Meldung durch
den Draht nach vorne in den Beobaäfterbunker: „Batterie feuerbereit!" und: „Feuern!" sagt der Beobachter. Sekunden später kommt die Antwort von hinten: „Abgefcuert!" Und wieder Augenblicke später rauscht es und gurgelt es in der Luft, der Blitz aber ist dem Rausch schon vorausgejagt, drüben spritzt er schon aus der Erde. Die schweren Feldhaubitzen schlagen zu...
Im Fadenkreuz des Scherenfernrohrs sind die sprühenden Fontänen unbestechlich nahe und genau meßbar emporgesprungen: einmal, zweimal, dreimal, viermal. Dicht beieinander und fast ineinander verschlungen. Die Gruppe liegt gut, noch etwas zu kurz — ein wenig zu weit rechts. Der Beobachter sagt die Korrektur durch. Dann: „Feuerbereit!" Wieder Sekunden später Abschußdonner, das Rauschen, und mit dem Rauschen auch schon Aufblitzen und Qualm drüben. Der feindliche Panzer liegt mitten in den Vlitzbllndeln. „Getroffen!" Er hängt schief, ist halb umgeworfen. Es ist deutlich auszumachen. Und es ist auszumachen, daß die hinter ihm Kriechenden sich im Rück- wärtsgang aus der Mulde zu ziehen suchen. Da verlegt das Feuer der Haubitzen ihnen den Weg. Sie wollen ihm auswei- chen, über den Wiesenhang auf eine Waldkuppe zu. Der Beobachter läßt nicht ab von ihnen, steuert die Granaten aus dem fernen Wald mit unerbittlicher Genauigkeit auf ihren Fluchtweg. Einer von ihnen rollt schnurgerade, auf dem kürzesten Weg, gegen die Waldspitze zu. Der V. V. aber hat ihm diesen Weg bereits abgeschnitten, die Kanoniere hinten an den Geschützen haben die Rohre blitzschnell nach den Weisungen des Beobachters eingerllckt. Ein Wettlauf auf Leben und Tod zwischen heulenden Granaten und einem fliehenden Panzer..Der Panzer rollt genau in die Einschläge hinein, einen Sprung nur noch von der rettenden Waldecke entfernt. Er dreht bei, will «inen Haken schlagen. Aber noch im Drehen, sozusagen auf dem Absatz, ereilt ihn sein Geschick. Brennend bleibt er liegen und tut keinen Schritt mehr. Die Grenadiere im Grabe» sehen den Qualm träge über Büsche und Birken quellen.
Eine Stunde später schleichen sich die Sowjets rechts vor dem Abschnitt der Nachbarkompanie hinter die Ziegelei ein, diesmal'mit sechs Panzern und zwei Schützenkompanien, schweres feindliches Artillerie- und Granatwerferfeuer ging voraus. Der vorgeschobene Beobachter nimmt Maß, das Aua« der Batterie ist scharf und klar. Neu« Richtung, Entfernung — alles fachlich und geruckt, geprüft und abgewogen. Dann fahren die
Granaten aus allen Rohren. Auch die Infanteriegeschütze mischen sich darein. Bis zum frühen Mittag sind vier Panzer und eine starke Jnfanteriebereitstcllung der Sowjets vor dem kleinen Abschnitt zerschlagen. Die Grenadiere brauchten nicht einzugreifen. Aber nun kommen sie und wollen durch das Scherenfernrohr einen Blick auf'die abgeschossenen Panzer drüben tun. „Unser VB.!" sagen sie anerkennend. Er gehört zwar zur Batterie im Wald hinten, aber er zählt doch zu ihnen, den Grenadieren der vordersten Linie. Sie wissen, was er für sie bedeutet und was er ihnen zu ersparen vermag. „Ein guter VB. ist das halbe Leben", sagen sie mit der trockenen Ironie des G abenkämpfers. Zu einem guten VB. gehört ein gutes Auge, das schneller sieht, als der Gegner angreifen kann, ein Instinkt für das. was der Gegner im Schilde führen, und eine Witterung für die Eeländeverbältnisse, die er ausnützen könnte. Es gehört auch eine kalte Ruhe dazu, denn der VV. muß sich dort aufhalten, wo er möglichst viel sehen kann. Das sind dann die Puntte in der vordersten Front, die meist auch dem Feind ein. Bedenken abnötigen und von ihm am ehesten und gründlichsten unter Feuer genommen werden, wenn es losgeht.
„Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt" — indes: die Türmer des modernen Krieges leben außerhalb der Idylle und müssen harte Soldaten sein, wie die Grenadiere vorne, bei denen sie stehen und deren Schicksal sie in jedem ^all teilen.
Stillwell soll Offensive gegen Burma leiten
DNB Stockholm, 26. August. Die Zeitung „Aftontidningen" bringt eine Untted-Preß-Meldung aus Neu-Dehli, in der es heißt, man sei dort allgemein'der Auffassung, daß der erfahrene Generalleutnant Stillwell bei einer Offensive gegen Burma Oberbefehlshaber werden würde. Da auch chinesische und indische Abteilungen an dieser Aktton teilnehmen würden, so sei Stillwell fraglos der rechte Mann, denn während seiner langen Anwesenheit in China habe er gelernt, mit eingeborenen Truppen umzugeben.
Als Kanonenfutter sind die Chinesen den plutokratischen Kriegsverbrechern gerade recht, und deshalb hält man für sie einen Oberbefehlshaber bereit, der sich auskennt im Umgang mit solchen Hilfsvölkern, die sich geehrt fühlen müssen, daß sie für die Sache Englands und des jüdischen Pankee-Jmperialis- mus kämpfen dürfen. Und das Ganze nennt man dann Hilfe für China!