Nr. 257.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
90. Jahrgang.
Mittwoch, den 3. November 191S.
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Spannung zwischen England und Schweden.
Die Lage -mf den Kriegsschauplätzen.
Zur militärischen und politischen Lage.
Den neuesten Nachrichten zufolge befindet sich die bulgarische Armee in siegreichem Vormarsch auf Nisch. Drei Viertel der Strecke Pirot—Nisch hat sie bereits hinter sich. Auch Lescovac wird im Süden von starken bulgarischen Kräften angegriffen, sodaß in kurzer Zeit Nisch von Südosten und Südwesten bedroht werden dürfte. EleickHeitig gehen die Bulgaren im Bereich der oberen Morava, auf der Strecke Vranja—Pristina vor, mit der Absicht, den Rückzug der serbischen Hauptmacht nach Albanien unmöglich zu machen. Bon Norden her find die Heere der Verbündeten in glanzendem Vormarsch begriffen; die westliche Morava ist in ihrem Mittellauf erreicht, und mit jedem Tag, den unsere Truppen nun südlich des Höhenzugs Rudnik vorwärts schreiten, würden sie dem serbischen Hauptheer, das im Bereich von Krusevac, wo die westliche und südliche Morava sich vereinigen, vermutlich die Entscheidungsschlacht erwartet, mehr in den Rücken gelangen. Eine lange Frist zur Ueberlegung bleibt den Serben also nicht. Zwa^soll der Vierverband den Serben den billigen Ratschlag» ge- gegeben haben, sich nach Montenegro zurückzuziehen, aber dieser Rückzug wird angesichts der scharf nach- driickcnden Gegner sich nicht so „plannvätzig" vollziehen können, wie man gern glauben möchte. Wenn die serbische Hauptmacht sich in eine größere Schlacht bei Krusevac einlätzt, so wird ihr kaum die Zeit bleiben, sich rechtzeitig loszulösen, und dann werden eben sehr wahrscheinlich der rechte Flügel der verbündeten Nordarmee und die von Pristina aus nach Norden vorrückenden Bulgaren den Rückzugsweg verlegt haben. An der oberen Wardar, zwischen llesküb und Veles (Küprülü) scheinen heftige Kämpfe im Gange zu sein. Die Serben haben hier in der letzten Zeit starken Widerstand geleistet. Jetzt soll sich jedoch der größte Teil der dortigen serbischen Streitkräfte in eine vorbereitet Stellung bei Prilig, (etwa 36 km südwestlich von Veles) zurückgezogen haben, um dort eine Entscheidungsschlacht anzunehmen. Von den Ententetruppen bei Strumitza hört man vorerst nichts mehr, ebensowenig verlautet etwas Greifbares über die Absichten des neuen Obergeneral-! stabs des Vierverbands, der nach den letzten Beschlüssen in London seinen Sitz in Paris haben soll. Die, nächsten 8 Tage werden aber doch die Pläne wenigstens! bezüglich der Hilfeleistung für Serbien enthüllen müs-' sen, denn sonst könnte bei der Raschheit, mit der die! Operationen auf dem serbischen Kriegsschauplatz ihrem Ende entgegenschreiten, die etwa zugedachte Entsetzungsaktion, die also nur noch über Albanien kommen müßte, buchstäblich ins Wasser fallen. Und was gerade die Landung in Albanien anbelangt, so sind auch da wieder recht unangenehme Reibungsmomente für den Vierver- dand gegeben. Es heißt, daß Griechenland, das sich vorher schon so „renitent" gezeigt hat, sich auch einer Landung von Vierverbandstruppen in Balona widersetzen wolle, und daß es im Sinne habe, in diesem Falle das von ihm beanspruchte albanische Interessengebiet zu besetzen. Man munkelt dann wiederum, daß in einem Abkommen zwischen Bulgarien und Griechenland, letzteres das mazedonische Monaftir zugestanden erhalten habe, wodurch ein wesentlicher Reibungspunkt zwischen diesen beiden Staaten in der mazedonischen Frage beseitigt wäre. Mit der Neutralität Griechenlands als Höchstleistung zu Gunsten des Viervcrbandes wird man sich im Ententelager also wohl abfindcn müssen. Und damit dürfte auch die Hoffnung, Rumänien doch noch -u gewinnen, auf ein Minimum herabsinken.
In den Hauptstädten der feindlichen Mächte aber wir! immer noch beratschlagt, wie dem drohenden militari
Spannung zwischen England und Schweden.
Christian«, 2. Nov. Der Korrespondent der „Af- tenposton" berichtet aus London, dort gingen Gerüchte um, die bisher noch nicht demontiert seien, wonach die britische Regierung den dortigen Banken u. Handelshäusern geraten habe, ihre skandinavischen Guthaben schnellstens einzutreiben, da namentlich Schweden im Begriff sei, sich demnächst Deutschland anzuschließen. Man riet nach derselben Quelle auch den Banken ab, überhaupt skandinavischen Privaten Darlehen zu geben. Die Gerüchte hielten sich in Lity- kveison, wo man ein Dementi erwartet, damit sie nicht noch in weiteren Kreisen Glauben fänden. Diese Nachricht fällt mit dem Abbruch der schwedisch-englischen Verhandlungen zusammen. „Tidens Tegn" teilt eine am Sonnabend im hiesigen schwedischen Hilfsverein vom schwedischen Gesandtschaftssekretär von Dardel gehaltene Rode mit, die folgendermaßen schloß: Wir alle wünschen, außerhalb des Krieges zu bleiben, aber der Ernst der Zeit mahnt uns, zusammenzustehen, und wir sind glücklich im Bewußtsein, daß, was auch geschieht, wir als Brüder Schulter an Schulter stehen werden. — Wie das Blatt feststellt, fanden diese Worte brausenden Beifall.
Stockholm, 2. Nov. Von der Ladung des schwedischen Dampfers „Annio Johnson", der am 27. Okt. nach Kirkwall gebracht wurde, wurden dreiviertel der für schwedische Firmen bestimmten 5000 Tons Fracht an Leder und Kaffee beschlagnahmt. Der Rest blieb zur Verfügung des englischen Prisengerichts. Der Kapitän protestierte. — Der Helsingborgdampfer „Con- sul Olsson" wurde auf der Reise von Port Tampa nach Limnhamn mit 4000 Tons Rohphosphat von einem englischen Wachtboot nach Swansea zur Frachtlöschung eingebracht. Auch der holländische Dampfer „Heelsum" mit Rohphosphat für Schweden an Bord, wurde nach einem unbekannten englischen Hafen aufgebracht.
scheu Zusammenbruch begegnet werden könnte. Die Ministerwechsel allein tun es nicht, wenn man an verschiedenen Orten überhaupt noch daran denkt, daß die Lage eine Wendung erfahren könnte. Es wird anläßlich des allerdings offiziell noch nicht bestätigten Ministerwechsels in Rußland wiederholt auf die eigentümlich ähnliche Wahl der neuen Persönlichkeiten sowohl in Paris als auch in Petersburg hingewiesen. Hier wie dort sind Männer ins Kabinett gekommen, die auf Grund ihrer Laufbahn mit Berliner und Wiener Verhältnissen vertraut sind. Wir wollen vorerst diese Neugestaltung nicht als Symptom betrachten, der Gang der militärischen Operationen aber kann den neuen Ministerien den Charakter von „Uebergangskabinetten" verleihen. '
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Die deutsche amtliche Meldung, ;
(WTB.)Großes Hauptquartier, 2. Nov. WMl/iH.ch
Westlicher Kriegsschaupla von starken feindlichen Feuerüberfällen/MchMeMpht: de Tahure und lebhaften Artrllerickümps«!, auf der Front zwischen Maas und Mosel >st siickD ^vvn dcutung zu berichten. .»Irs«
Heeresgruppe des Eeneralseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals v. Linsinge«: Die Russen versuchten unser Vorgehen westlich von Czar- torysk durch Gegenangriff auf breiter Front und in dichten Masten zum Stehen zu bringen. Sie find unter schwersten Verlusten zurückgeworfen. Unser Angriff wurde darauf fortgesetzt.
Vei Siemikowce war es den Rüsten vorübergehend gelungen in die Stellungen der Truppen des Generals Grafen Bothmer einzudringen. Durch Gegenstoß gewannen wir unsere Gräben zurück und nahmen über 8VV Rüsten gefangen. Der Ort Siemikowce selbst wurde nach erbittertem Nachtkampf heute morgen zum größten Teil wieder erstürmt, wobei weitere 2VÜV Gefangene gemacht wurden.
Balkankriegsschauplatz: Nördlich «ad nordöstlich von Cacak ist der Austritt aus dem Bergland südlich Ern. Milanovac in das Tal der westlichen (Eo- lijska) Morava erzwungen. Carak ist besetzt. Die Höhe» südlich von Kragujcvac find genommen. Beiderseits der Morava ist die allgemeine Linie Bagrdan—Despotovac überschritten.
Die Armee des Generals Bojadjiefs hat am 31. Oktober die Bezdanhöhe, westlich von Slatina, an der Straße Knjazevac—Soko—Banja und die Höhen beiderseits der Turija, östlich von Sverljig in Besitz genommen. Zm Nisavatal, nordwestlich von Bela Pa- lanka, wurde Vrandol überschritten.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesde^H^
(WTB.) Wien. 2. Nov. Amtliche Mitteit«^ »^i 2. November mittags: i Um HoH
Russischer Kriegsschauplatz: Die KÄupfe an der Strypasront dauerten auch gest e rn d en ganzen Tag über an. Der Feind führte starkLiKräfte zum Angriff vor und brach in tiefgegliedertSn Sturmkolonnen bei Sieniawa in unsere Stellung H^AUnsere Reserven warfen ihn aber in raschem Gegenangriff wieder zurück, wobei er in erbitterten Ortskämpfkit^tzrbßc BchsWste erlitt und 2666 Gefangene in uiffe-t^^iid biete des unteren Styr dränWtiiMMi^RüWi^EkMr zurück. Ein unter großcEMuRkWÄiuWlaMizMK., nommener russischer AMAsf^ach^MaUntt^4s<raoü Italienis
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Gefangene fielen in unsere Hand.