Gefahr, Latz viele Kriegsbeschädigte von dieser Möglich­keit Gebrauch machen würden, in dem Gedanken, die er­haltene Kapitalsabfindung zur Begründung eines klei­nen geschäftlichen Unternehmens zu verwenden. Schlägt ein solches Unternehmen aber fehl, und geht dann das Kapital verloren, dann ist die damit erstrebte Sicher­stellung des Lebensunterhaltes nicht erreicht und der Kriegsbeschädigte ist unter Umständen der Not preis­gegeben. Wesentlich anders liegt die Frage, wenn es sich bei der Kapitalsabfindung um eine Verwendung des Kapitals handelt, bei der die Versorgung des Kriegsbeschädigten tatsächlich sichergestellt ist. Als ein solcher Zweck wäre der Erwerb einer Heimstätte anzu­sehen, wie sie jetzt von Siedelungsgesellschaften und Landwirtschaftskammern für Kriegsbeschädigte einge­richtet werden. Wenn es sich dabei um ehemalige Krie­ger handelt, die aus dem landwirtschaftlichen Berufe hervorgegangen sind und die infolgedessen eine Gewähr bieten, datz sie in der erworbenen Heimstätte auch eine Versorgung für die Zukunft finden, dann würde eine Kapitalabfindung vom wirtschaftlichen Standpunkte aus eine bessere Form der Versorgung sein wie eine Rente. Vom fiskalischen Standpunkt dürften solchen Kapital­abfindungen kaum Bedenken entgegenstehen. Es handelt sich aber hierbei um eine Frage, die einer gründlichen Prüfung bedarf, und die wegen ihrer großen Bedeutung! auch für die Kolonisation gegen eine übereilte Neuge-^ staltung unserer Versorgungsgesetze spricht. ^

Neue 100-Mark-Scheine.

Nach einer offiziösen Korrespondenz wurden die im Jahre 1911 zur Ausgabe gelangten neuen Reichsbank-i noten zu 100 Mk. in den Kreisen des Handels und der Industrie wegen ihres zu großen Formats beanstandet. Die Reichsbank entschloß sich daher, dem Entwurf eines neuen Modells näher zu treten. Trotzdem wäre eine baldige Wiedereinziehung unwirtschaftlich gewesen. In­zwischen ist aber ein neues Modell für die 100 Mark- Scheine fertig gestellt morden, das die Genehmigung der zuständigen Stelle gefunden hat. Da die Vorarbeiten für den Druck der neuen Scheine bereits in Angriff ge­nommen sind, so werden diese in absehbarer Zeit zur Ausgabe gelangen. Das neue Modell wird eia kleineres Format aufweisen.

* Zum Besten der Kriegshilfe haben die beiden Or­ganisten Hauptlehrer Aichele und Psrommer am letzten Sonntag in der Stadtkirche ein geistliches Konzert ver­anstaltet, in dem sie ausschließlich Werke von dem Alt­meister der Kirchenmusik, Bach, zum Bortrag brachten. Die beiden Herren zeigten tüchtige Schulung und be­sondere individuelle Auffassung bei ihren Einzeldar­bietungen, die größtenteils in Vorspielen und kürzeren Sätzen in verschiedenen Tonarten bestanden. Besonders eindrucksvoll gestaltete Herr Aichele den Vortrag des Vorspiels und der mächtig wirkenden Fuge in L-moII und der farbenvollen Fuge in tl-moll, Herr Psrommer die stimmungsvolle Choralfiguration übereine feste Burg ist unser Gott". Durch die Mitwirkung von Herrn Karl Beißer und Frau Else Haas erhielt die Veran­staltung noch eine besondere Note. In einer rein und tief angelegten Arie für Geige zeigte Herr Beißer wie­der einmal sein tüchtiges Können und sein feines Ver­ständnis für Bachsche Musik. Dieser Eindruck wurde noch durch seine Mitwirkung bei der Arie aus der Matthäus­passion verstärkt, in der Frau Haas die gesangliche Par­tie stimmlich recht gut und mit zu Herzen gehender Wärme durchführte, während Herr Aichele und Herr Beißer die Orchestersätze spielten. Die musikalische Be­kräftigung des inbrünstigen Gebets durch den schluchzen­den Ton der Geige erhöhte in ihrer eindringlichen Sprache noch die Eesamtwirkung des durchaus gelunge­nen Vortrags. Auch in der Begleitung der Vorträge zeigten sich die Herren Aichele und Psrommer als fein­sinnige Organisten. Das Konzert hatte einen ver­hältnismäßig guten Besuch aufzuweisen ^ doch hätte sich die Besucherzahl sicherlich gesteigert, wenn man es auf einen etwas späteren Zeitpunkt, vielleicht 6 oder 7 Uhr, verlegt hätte. Ein schöner Sonntag Nachmittag ist eben immer von ungünstigem Einfluß auf eine Veranstaltung.

Liebenzell, 1. Nov. Am Sonntag Nachmittag wurde in der Kirche das diesjährige Missionsfest unserer Ge­meinde abgehalten, das auch von auswärts besucht war. Der Kirchenchor verschönte den Gottesdienst in dankens­werter Weife. Etadtpfarrer Sandberger von hier eröff- nete die Reihe der Reden durch einen kurzen Blick auf die Lage der äußeren und inneren Mission in der Ge­genwart. In die Arbeit der Aeuheren Mission führte

sodann Missionar Schuckardt von Heilbronn, der, jetzt feldgrau im April d. I. als Gefangener Kamerun verlas­sen hat. Er schilderte die Wirkungen des Krieges auf die Stätte seiner Wirksamkeit, sowie sein persönliches Er­leben. Von einem Gebiet der Inneren Mission, der Ar­beiten der Taubstummen, erzählte Inspektor Bäßler aus Winnenden (Paulinenpflege) und beschrieb namentlich die schwierige aber dankbare Arbeit an den taubstummen Kindern. Nach dem Gottesdienst war eine Nachfeier im Gasthof zumOchsen", bei welcher Inspektor Bäßler noch dunkle Bilder entwarf von der schwierigen aber lohnen­den Arbeit an verwahrlosten Kindern, Missionar Schuckardt seine persönlichen Erlebnisse von der Gefan­gennahme in Kamerun bis zu seiner Freilassung in England ausführlich mitteilte. Dekan Zeller von Calw sprach das Schlußwort und faßte warm und packend die Eindrücke vom Gehörten zusammen.

Für die Schrift!, verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerel. Calw.

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Die Bereinsmitglieder möchte ich auf den in der Nummer l? des Württ Wochenblatts für Landwirte von 19l5 ver­öffentlichten Aufsatz des Herrn Forstmeisters Dr. Schiozinger- Hohenheim milder Aufschrift:

Lanäwirte, pllanret Nuhbäume!"

htngewiesen haben.

Talw, den l. November 1915.

Bereinsvorstand: Reg-Rat Binder.

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